Donnerstag, 28. August 2014
Entgegen jeglicher Logik hat Tante Emma mein Gespräch mit dem Exilsachsen mitbekommen.
Und entgegen jeder Logik ist sie mindestens doppelt so quietschig-freudig-hibbelig wie ich.
"Echt, ich freu mich voll! Das wird bestimmt was, vor Allem, wo du dem doch schon so lange aufgefallen bist!"
-"Mr.Gaunt bin ich angeblich schon 2010 aufgefallen."
"Mr.Gaunt ist auch scheiße und weiß nicht, was er für ne tolle Freundin hatte!" Das wusste er. Und auch, wie verletzlich ich bin. Vermutlich hat es deswegen so lange gedauert. "Aber echt, scheiß auf Mr.Gaunt! Der Exilsachse hat auch lange Haare und n Bart, wenn du dadrauf stehst. Und sogar n Motorrad! Und bald seid ihr zusammen!"
Auch ein dezenter Hinweis darauf, dass a)niemand weiß, was in dem Kopf dieses Menschen vorgeht, was, bedingt durch sein Verständnis für und benutzen von Frauenlogik durchaus gefährlich werden kann, und b) sich bereits zwei Frauen seinetwegen bei mir/uns augeheult haben, kann Tante Emma nicht ins Wanken bringen. Die Tatsache, dass ich, ganz untypisch, selbst erst mal abwarte und herausfinden muss, auf welche Art ich mich für den Exilsachsen interessiere, ebenso wenig.
"Das wiiiiiird! Das wird ganz sicher! Mindestens mal n guter Fick."
Immer diese Optimisten.

"...für wen interessierst?" Weil das Telefon festgekabelt ist, hat mein Gespräch stilecht im Flur und mit Telefonschnurverdrillen stattgefunden, und offensichtlich hat sich der Surfer doch nicht so sehr auf American Dad konzentriert, wie ich dachte.
Nachdem ich sowieso bombenfest auf der Kumpelschiene verhaftet bin, erzähle ich ihm vom Exilsachsen.
Noch eine Folge American Dad und ein paar Kippen, dann geht der Surfer schlafen, ein paar Stunden später zwinge ich mich ebenfalls dazu. Alles ok.

Bis er auf einmal Interesse an meiner hysterischen Vorfreude aufs neue Sólstafir-Album zeigt.
Und beim Rauchen wieder neben mir sitzt.
Wir reden über Musik und darüber, dass er durch die Arbeit zu wenig Gefühl in den Fingern hat, um Gitarre zu spielen, und auf einmal hält er meine Hand in seiner.
"Hab auch total raue Hände durch die Arbeit, siehst du? Nicht so weiche Hände wie du." Er streichelt mir über die Finger und mein Herz spielt kurz Blastbeats.
Dann lassen wir los und alles ist wieder normal.
Ich rauche fertig, er raucht fertig.
Ich rolle mich auf dem Sofa mit meiner Decke ein, er leert sein Feierabendbier.
Dann liegt er auf einmal auch auf dem Sofa, Kopf an Kopf zu mir, und es geht wieder los mit den Blastbeats.
Erst recht, als er mich wegen irgendeines dummen Spruchs spaßeshalber schubst und sich unsere Blicke für zwei Sekunden treffen und etwas ist, was so gar nicht auf die Kumpelschiene passt.
Dann hebelt sich die Realität wieder ein und alles ist wieder normal.
Weg von den Blastbeats, und einfach weiteratmen.
Did you forget to take your meds?

Heute wieder so irritierend viel Interesse an meiner Person. Er geht sogar ansatzweise auf meine maximal semi-witzigen Sarkasmusanfälle ein.
Dann erzählt er von einer Exfreundin, aber nicht, wie geil die war, sondern dass es in die Brüche gegangen ist, weil sie kein Verständnis für sein Hobby/halbes Leben hatte. Und lauert auf meine Reaktion.
Liegt wieder Kopf an Kopf, bis wir schlafen gehen.
Das typisch freundlich-lockere "gute Nacht", diesmal erweitert um ein "bis Morgen".

Auf meinem Handy eine SMS vom Rentiermann. Mein Angebot an ihn und die restliche Festivaltruppe, als Entschädigung für das schnelle Ende am vergangenen Wochenende morgen auf ein paar Bier und selbstgebackene Pizza vorbeizukommen, bevor sie Freitagmorgen um halb sieben gen Festival starten, würden sie sehr gerne annehmen. Der Friseur müsse leider absagen, wie es bei Bauarbeiterbob aussieht, wisse er noch nicht. Er selbst käme aber sehr gerne, sofern es zeitlich klappt, und würde dann wahrscheinlich den Exilsachsen mitbringen.
Achja, der habe mich ja anscheinend ganz sympathisch gefunden. Zwinkersmiley.
Erwähnte ich schon die Herz-Blastbeat-Geschichte?




Sonntag, 24. August 2014
Nach einem ziemlich biegerladenen Abend rolle ich mich Samstagmorgen aus dem Bett, male mir ein Gesicht und muss gleich weiter. Sommerfest in der Absteige, und es treten unter anderem der Fremde und Ms Golightly auf.
Unterwegs sammle ich Tante Emma ein, die doppelt so verkatert ist wie ich, wie immer, weil sie meine Ratschläge zum strategischen und eher gemäßigten Trinken nicht beherzigt hat, wie immer.
Zwei Stunden Zugfahrt, zwei Stunden warten, weil wir mit dem späteren zu spät angekommen wären, Kippe drehen, auf gehts.

Ms Golightly überrascht mich mit ihrem plötzlich aufgetauchten Gesangstalent und mein Verstand mit meiner Angstfreiheit.
Ein bisschen Stimmung machen für die anderen zwölf Zuschauer, ein paar blöde Kommentare, um Ms Golightly auf der Bühne die Nervosität zu nehmen, später Pendeln zwischen Bar und Raucherecke. Mir ist bewusst, von wem ich diese Strategie habe (mit dem Unterschied, dass ich außer einem Radler und zweimal Persico nur alkoholfreies trinke, der Abend hat ja noch nicht mal richtig angefangen), aber sie funktioniert.
Doof sein, zumindest so tun, als würde man sich selbst und alles andere feiern, und wenn die Nervosität und die Angst zu groß werden, Spontanflucht. Passt.
Ms Golightly überlebt ihren ersten "richtigen" Auftritt, der Fremde hat mit dem Start der Biervernichtungsmaßnahmen gewartet, bis die nächste Band auf der Bühne steht, irgendwie finden mich auf einmal richtig viele Menschen richtig sympathisch, und als der Rentiermann schreibt, dass in der Nähe der verhassten Kleinstadt ein Konzert ist, etwas später eine etwas irritierte sms der Fielmannfrau, deren Standardkonzertbegleitung ich bin, verkündet, der Exilsachse habe sie gefragt, ob sie da auch hingeht, und zeitgleich eine Nachricht des Rotkreuzmädchens das "du musst da hin, wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen und die haben sowas von geile vegane Steaks"-Argument ausspielt, habe ich innerhalb von zehn Minuten eine Hinfahrtgelegenheit für Tante Emma und mich organisiert, so toll finden mich alle.
Alles läuft so gut. Sitze unter meiner Glasglocke und bin verwirrt.

Neben dem Musikinferno tobt ein halber Höllensturm über dem Sportplatz, auf dem die Bands spielen, innerhalb von fünf Minuten bin ich komplett durchgeweicht und meine Haare sind so schwer, dass ich den Versuch, motiviertere Bewegungen als mitwippen auszuführen, schnell lasse, weil sich sonst gefühlt die Hälfte der Medusazotteln an allen Piercings, die sie zu fassen kriegen, festkrallt und sie mir rausreißen will.
Ich könnte mich nicht besser fühlen.
Viel Matsch, viel Geschrei, nebenher hat der Rentiermann einen Schlafplatz bei einem Kumpel für Tante Emma und mich organisiert.
Auf einmal steht der Exilsachse hinter mir und zupft an meinem Shirt. "Sach mal, du bist doch rohrvoll, oder?"
-"Nee, eigentlich nicht so. Warum?"
"Ach so. Dann lassen wir das lieber", winkt er grinsend ab, verschwindet wieder und die nächsten Stunden ignorieren wir uns möglichst auffällig und gucken gelegentlich, wenn der jeweils andere möglichst versunken in Unterhaltungen mit irgendwelchen anderen Menschen ist. Und das ist nicht mal unangenehm.
Alles läuft so ungewohnt gut. Meine Glasglocke hebt sich ein paar Zentimeter.

Um ein Uhr müssen wir gehen, weil Tante Emma sich, trotz meiner Versuche, sie davon abzuhalten, so zugesoffen hat, dass sie neben ihren üblichen Redeflashs, Aggressionszuständen und Sentimentalitätsanfällen zwei mal erste Anzeichen eines epileptischen Anfalls bekommen hat. Nachdem ich sie beim Rotkreuzmädchen zwischengeparkt habe, suche ich unsere Schlafgelegenheit, den Friseur, erkläre ihm im Eilverfahren die Lage, sammle mit ihm alle anderen Leute, die ebenfalls dazugehören, ein und sitze etwas später im Auto des Rentiermanns, auf der einen Seite Tante Emma, die gerade immerhin nur noch absolut betrunken wirkt, auf der anderen den Exilsachsen, vorne der Rentiermann und der Friseur, und im Kofferraum der Bruder des Friseurs, weil in so ein Auto eben auch nur begrenzt viele Menschen reinpassen.
"Und, musste nicht mehr in der Tankstelle am Ende des Universums arbeiten?", fragt der Exilsachse, während Tante Emma sich an meiner Schulter zusammenklappt.
-"Nee, haben mich einen Tag vorm Ende der Probezeit gefeuert. Dabei war ich da doch die Sympathischste!"
"Meinste?" Fragt er so. Und grinst. Dann ist auf einmal sein Arm an meiner äußeren Schulter und zieht schnell, aber überraschend behutsam meine Haare unter Tante Emma weg. "Die sabbert dich grad voll. Weiß nicht, ob du das so unbedingt in deinen Haaren haben wolltest."
Tante Emmas Hang zum Sabbern in solchen Situationen ist mir bekannt, trotzdem nerve ich sie so lange, bis sie mir, mehr oder weniger verständlich, versichert, nur müde und rotzevoll zu sein. Verschieben lässt sie sich trotzdem nicht, auch nicht, als der Exilsachse wieder näher kommt und mir helfen will.
"Joa, Anschnallen is so halt auch nicht", stelle ich fest. "Wenn ich durch die Scheibe fliege: Ihr dürft mich auslachen, aber danach helft mir bitte."
-"Das geht doch so nicht." Schneller, als ich meinem Hirn befehlen kann, von leichtem Positivgefühl auf "Ih, Nähe!" umzuschalten, hat der Exilsachse über mich gegriffen, den Gurt ziemlich unsanft unter Tante Emma rausgezerrt, die ihn dafür als "Schwanzwichser" beschimpft, über mich gezogen und mich angeschnallt.
Fünf Minuten Schweigen, in denen wir uns möglichst auffällig nicht anschauen.
"Junge Dame, du weißt aber schon, wie du mich einkategorisieren musst?" Wieder so ein undeutbarer Unterton in der Stimme.
-"Ach, ich kategorisiere eigentlich niemanden irgendwie ein."
"Wir haben uns auch schon ein paar Mal in der Tanke gesehen."
-"Ich weiß." Und habe danach immer für ein paar Minuten grenzdebil gegrinst.
"Und auf dem einen Festival."
-"Ich weiß." Da habe ich versucht, dich anzusprechen, und du hast es ignoriert.
"Und du hast mich angeschrieben. Wart mal, wo war das ?"
-"Im seriösesten Onlineportal der Welt, wenn es darum geht, pseudo-alternative Vierzigjährige zu finden, die einen anschreiben, weil sie einem seit drei Wochen aufs Profilbild wichsen."
"Aaaah, stimmt, ja. Deshalb hab ich dir da auch nicht geantwortet. "
Ahja, ok.
Es folgen ein paar Standardfragen, wann ich in die Unistadt gezogen bin und warum, und wieder Schweigen.
Weil ich fälschlicherweise denke, dass er ebenfalls beim Friseur schläft, verabschiede ich mich nicht und verbringe die restliche Nacht damit, auf Tante Emma aufzupassen und mich nebenbei zu fragen, ob ich zu distanziert und das Nicht-Verabschieden sehr schlimm war, und ob ich insgesamt zu unterkühlt/arrogant/desinteressiert gewirkt und mich damit ins Aus geschossen habe.
Dann sage ich mir, lass dich nicht verunsichern, alles wird gut. Und freu dich nicht immer so, wenn dich doch mal jemand nett finden könnte. "Könnte" heißt nämlich gar nichts. Es bedeutet genauso wenig wie "ich habe noch nie jemandem so vertraut wie dir", und "du bist alles, was ich gesucht habe". Das habe ich gelernt.
Meine Glasglocke senkt sich wieder.
Ich beschließe, das Ganze als Spiel zu sehen, und erstaunlicherweise klappt es bis jetzt.
Vielleicht ist dieses Isolationsgefühl, die dicke Glaswand zwischen einem selbst und dem Rest der Welt, ja wirklich das, was "stabil sein" bedeutet.
Ich weiß nicht, ob sich das gut anfühlen sollte.




Freitag, 22. August 2014
Thema: gefunden.



Unter Menschen spüre ich Insekten auf der Haut
Spüre, wie sie kriechen, krabbeln, kratzen und mich beißen
Unter Menschen stelle ich mich lieber mal ins Abseits
Bevor ich alles abfackel und mit euch verbrenne!

Der erste Kaffee morgens, Käfer in der Lunge
Zu viele Zigaretten. Kaum erwacht, schon angeekelt
Voll gut- Tollwut!

Alpträume, Bauchschmerzen, jeden Tag...Scheißtag.
Zu viel erlebt
Missbrauchter Körper
Alles ist ihr scheißegal

Distanzmensch, Verdammter!
Gesichter namenslos, Blicke ausdruckslos
Tiefgefroren...Totgeboren

Die alte Hure am Ende meiner Straße spuckt mir ins Gesicht und lallt sich Würmer aus der Nase
Fick dich!

Wie soll ich anders? Warum sollte ich anders?
In der Ruine...
Wo all die tollen Mitmenschen
GegenMenschen sind


(Distanzmensch, Verdammter von Fäulnis. Lyrics stammen aus dem CD-Booklet)




Donnerstag, 21. August 2014
Tante Emma und ich haben es uns auf dem WG-Sofa bequem gemacht und tun das, was man wohl gemeinhin als "chillen" bezeichnen würde, wäre da nicht die standardmäßige innere Unruhe, die mein Seelenleben aus dem Exil funkt. Standard soweit.
Dann ein Anruf vom Proll, dem Freund der Prinzessin (Tante Emmas Schwester). Der Herr hat gerade Geld und ihm steht der Sinn nach Party.
In die Glitzerdisco soll es gehen, er würde uns ein Taxi entsenden, sämtliche Getränke bezahlen und mir eine bis zwei Schachteln Zigaretten spendieren, damit ich nicht meinen ganzen Tabak auf(b)rauche, um das musikalische Schlachtfest zu überstehen. "Und wir trinken Kurze." Die brauche ich dann wohl auch.
Mein Ausnahmsweisefeierabendbier sorgt nicht gerade dafür, dass die mir eigene Gutmütigkeit gedämpft wird, und so zeigt Tante Emmas bekiffte Zeitlupen-Argumentation von wegen "Schwester endlich wieder sehen" (Ja, letzte Woche ist schon so lange her), "einfach aufm Raucherbalkon sitzen und chillen" und "Boah, Burger King!" Wirkung.
Gefrustet von allen Exilsachsen und Surfern dieser Welt, der baldigen Besucherin und wie sie alle heißen, sowie der Gesamtsituation, ringe ich mir ein "Is ja gut, sag ihm wir kommen mit. Und zweimal Pall Mall Menthol. Und Salitos. Literweise Salitos und Cuba Libre. Und für dich nen kleinen Kirschsaft" ab.

Im Hintergrund spielt He's a Pirate das Lied aus dem "Spiel mir das Lied vom Tod"-Soundtrack, als ich aus dem Taxi steige, Kampfstiefel an den Füßen, (Kunst-)Lederjacke (nach dem Waschen gemäß Etikett in postapokalyptisch-dunkelgraumelierter Mad Max-Optik) über einem Arm, die glücklich zugedröhnte (dass sie nicht sabbert, ist alles) Tante Emma überm anderen gefaltet, mit wehendem Haar und der Mütze, die mir Mr.Gaunt geschenkt hat, auf dem Kopf (Mütze gibt Sicherheit, zumindest diese), und vielleicht nicht zu hundert Prozent motiviert, aber definitiv stilecht in die Glitzerdisco einmarschiere.

Neben sehr vielen irritierten Blicken bekomme ich vor allem unglaublich schlechte Musik entgegengeworfen und verbringe die ersten zwei Stunden pendelnd zwischen Bar und Raucherbalkon.
Der ist, genau, wie mir der Surfer erzählt hat, als er sich gerade noch ein Glas Wasser holen wollte und Tante Emma und ich abgeholt worden sind, wirklich ganz nett, Sand auf dem Boden, Korbsessel, Sofas, hab schon Schlimmeres gesehen.
Die Sehnsucht, die ich nach derAbsteige, oder alternativ wenigstens dem Gruftkeller, verspüre, ist nicht in Worte zu fassen.

Zwischen ach-so-lasziv (innerhalb ihres Kopfes: hocherotisch, Außerhalb: Paarungstanz einer Lemurendame auf Speed) tanzenden Vierzehnjährigen (Sondermodelle in der Mittzwanzigervariante ebenfalls vorhanden), halb vögelnden Pärchen (langfristig oder für ein paar Stunden), den obligatorischen Obercreeps (die gibts irgendwie überall. Aber selbst die sind im Gruftkeller sympathischer!) und ein paar Swag-Yolo-Prollonauten fühle ich mich so seltsam deplatziert und danke meinem Ego dafür, dass es mich immer noch an Orte gehen lässt, die besser sind als das hier, auch, wenn Mr.Gaunt und neuer Anhang dort ebenfalls anwesend sind.
Würde ich es so machen, wie er nach der Trennung von der Löwin, und über ein Jahr lang nur in Discos und schlechten Elektroschuppen aufschlagen...oh, das erklärt Einiges.
Während ich noch so über die psychischen Auswirkungen wiederholter Folter durch grausame Musik und noch grausamer tanzende Menschen sinniere, flatscht sich ein Arm um meine Schultern, ich werde mit einem "Seeeeers mayhem!" mit in ein Gruppenfoto gezogen und bin später am Abend auf einem der Partyfotoflachbildschirme über der HipHop-Area zu bewundern.
Der Arm hängt am Corsafahrer, einem meiner Tankstellenstammkunden, der so furchtbar unserem Alter entsprechend ist, dass es schon richtig weh tut.
"Äh, ja, Hallo Corsafahrer. Wieso musste ich da jetzt mit aufs Bild?" Eigentlich will ich nur gemütlich Salitos trinken und eine rauchen, danke.
-"Weil wir uns schon eeeeewig nicht mehr gesehen haben ey! Wie gehts dir?"
"Ja, man lebt. Du, ich muss aber echt weiter, siehst du die da drüben aufm Sofa?"
-"Was, die Fertige?"
"Ja, genau! Das is ne Freundin von mir, die muss ich bisschen überwachen quasi-"
-"Die is doch total zugekifft!"
"..schauen, dass sie nicht zu viel trinkt.."
-"Alter, sabbert die?!"
"..aufpassen, dass sie sich nicht vollsabbert und so. Du verstehst? Ah super, ich wusste, du verstehst das, voll einfühlsam und so"
-"Du findest mich einfühlsam? Oh, danke. Hast du Lust, zu tanze-"
"Also, man sieht sich!"

"Und, wars so schlimm?" Damit wir bei der Guten-Morgen-Kippe ein Gesprächsthema haben, erkundigt sich der Surfer, der am Vorabend ganz überrumpelt davon war, dass es mich auch in hübsch zurechtgemacht gibt, am nächsten Tag nach bleibenden Schäden, die der Abend hinterlassen haben könnte.
-"Worte können nicht beschreiben, wie schlimm. Ich hätte alle fünf Sekunden jemandem ins Gesicht schlagen oder vor die Füße rotzen können."
"Hach, so haben wir dich hier kennen und mögen gelernt."
-"Und alle sind sie unfähig, Mindestabstand zu halten! Oder zu tanzen! Nur verzweifelt-notgeile, wild rumzuckende Vollidioten! Ich hätt eigentlich jeden einzelnen umtreten müssen! Und nur mit brennender Kippe rumlaufen und alle anzünden, die zu blöd sind, nen verdammten Mindestabstand zu halten! Argh!"
"Deine liebevolle Art ist jedes Mal wieder herzerfrischend. Das sagt man doch so, oder?"
-"Irgendwie hab ich das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst."