Verflucht der Tag
an dem die Sonne erlosch


Menschen und Leben sind/ist manchmal scheiße.
Nein, sind sie und ist es nicht.
Sie sind und es ist das wunder- und grauenvollste, (und alles,) was die Welt zu bieten hat.
Und wenn sie den letzten Funken Energie aus einem gezogen haben, hört man auf, zu existieren.
Und irgendwann stirbt man dann.

Kein Tag seitdem vergangen
Ohne blinden Krankheitswahn

Die Medikamente ebnen meine Realität und überbrücken Schlaglöcher, was im Prinzip anscheinend fast zu sowas wie Existenzfähigkeit führen kann.
Aber so machen sie die Bühne frei für alles, was tiefer liegt und vorher in fauligem Dornröschenschlaf auf dem Grund des Sumpfes in mir gelegen hat.

wenn totes Seelenfleisch vom Körper fällt

Der ganze beschissene Sumpf wird umgegraben und aufgewühlt, und da werden die Dinge an die Oberfläche gespült, die ihre Wurzeln noch tiefer gegraben haben, als in der Ursuppe, aus der sie kommen.
Und ich bin mit ihnen allein.

Anfangs war es skurril; dann haben sie angefangen, zu wirken, und das Leben wurde so erträglich, dass ich nicht mehr weiter weiß.
Ich habe ein WG-Zimmer.
Ich habe die Amazone als gute Freundin, und den Ziegenmann als jemanden, der mich blind versteht, für den ich tiefste Zuneigung empfinde, die sich aber anders anfühlt als "Liebe" und viel tiefer reicht, vielleicht sogar bis in den Sumpf.
der Glanz von weißen Wänden
die Haut verbrennt


Das, was ich immer wollte ("alles wird gut"), ist beinahe eingetroffen und ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll, denn meine Urängste haben sich zu einem Landgang entschlossen.
Die Angst, zu viel oder nicht genug zu sein; zu versagen; jemanden zu verletzen oder verletzt zu werden; der Spagat zwischen einem für mich wahnsinnig anmutenden Nähebedürfnis und der abstoßenden Wirkung aller Personen, die mir vielleicht tatsächlich, ohne schlimme oder egoistische Gedanken und egal auf welche Art näher kommen wollen;
Die älteste und tiefste aller Ängste: Allein gelassen zu werden.

Ich habe Angst davor, alleine gelassen zu werden, wahnsinnige Angst, und versuche unbewusst-panisch, Verluste zu vermeiden. Versuchte.

Reglos, starr der Körper komatös in sich gefangen
Verstand und Handlungswillen in der Lethargie ersticken
Augen starren tagelang nur leblos an die Wände
Schleichend und in Stille geht es mit dem Menschen zu Ende


Dann wurde es besser und mein Serotoninspiegel stabilisiert, und auf allgemeine Verstrahltheit folgten Egosteigerung und -verfall, gesunde Indifferenz und häufigere Vergewisserungsfragen, und jetzt sitze ich da und weiß nicht, wie ich mit mir und euch da draußen und dem Leben, in dem wir drinstecken, umgehen soll.
Was ich machen und wie ich mich verhalten soll.
Ich habe die ganze Zeit zu viel oder gar nichts gefühlt, und jetzt werde ich aus dieser Indifferenz ohne Vorwarnung mit der Wurzel allen Übels konfrontiert.
Aber ich weiß doch nicht, was ich mit ihr machen soll.
Was ich mit mir machen soll.

Natürlich ist das allgemeingültige "einfach weiteratmen", das nach und nach das "alles wird gut" ersetzt hat, an sich immer noch angebracht.

Aber zum ersten Mal bin ich wirklich und ehrlich ratlos.


Glieder tot
Gehirn tot
Alles stirbt


Herz tot
?



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Alle Zitate aus dem oben eingebetteten Weiße Wände von Fäulnis





huehnerschreck, Mittwoch, 5. August 2015, 16:30
da wäre jemand wertvoll, mit dem man wirklich reden, also in die tiefe gehen, kann. eigentlich sollte ein/e therapeut/in in solchen fällen eine anlaufstelle sein. „eigentlich“. und „sollte“, papierne, graue theorie in deiner apokalyptischen (?) wirklichkeit.


mayhem, Montag, 17. August 2015, 18:24
Ich habe tatsächlich eine gefunden, die bisher fähig scheint. Ihr Arbeitsvertrag läuft nur noch ein Jahr, aber sie meint, vielleicht kriegen wir mich in dieser Zeit sogar hin, ich wäre ein Mensch, mit dem man erstaunlich gut arbeiten kann.

Apokalyptisch nicht direkt, ist ist nach wie vor ein Auf und Ab, und die Talfahrten steuern zur Zeit eher in Richtung Unterwelt. Aber vermutlich geht das auch vorbei irgendwann.