Sonntag, 10. August 2014
Vermutlich liegt es an mir.
Der Hippiehäuptling, ein Freund Mr.Gaunts, den ich letztens wieder getroffen und Tante Emma zuliebe eingeladen habe, Tante Emma, und zwei ihrer Bekannten, der Limp Bizkit-Fan und der Offizier, sitzen um mich rum auf unserem Dach und halten mit Ausschau nach Sternschnuppen.
Könnten wir alle gebrauchen, sowas.
Tante Emma und der Freund Mr.Gaunts sind im Laufe des Abends zu einem verknalltheitstriefenden, klebrigen Einheitsbatzen geworden, der fröhlich händchenhaltend mit der jeweils freien Hand die Decke einascht, die sie aus dem Wohnzimmer mit hier hoch genommen haben, während der LimpBizkitFan irgendwann flüchtet, das verträgt sich alles nicht mit seinem Liebeskummer.
Der Offizier quatscht währenddessen den Hippiehäuptling voll, von wegen ich wäre ja so eine Traumfrau.
"Dann frag sie halt mal nach ihrer Nummer".
-"Boah, das mach ich." Der Offizier, der direkt neben mir sitzt, dreht sich wieder zu mir. "Hey, mayhem, würdest du mir deine Nummer geben?"
Da ist so viel naive, ganz normale Freude und Erwartungshaltung in seinem Gesicht, dass selbst das Gefühl, irgendwie..außerhalb zu stehen, die Alienhaftigkeit, die es sich heute Abend in meinem Gehirn bequem gemacht hat, für einen Moment nicht weiß, was sie dazu sagen soll.
"Ja, meinetwegen". In diesem Moment ist er einfach nur irgendein Endzwanziger, der sich einen Ast darüber freut, dass er die Handynummer der Fürstin der Verdammnis kriegt.
Armes Kind.

Es liegt an mir. Nicht am Wein, nicht an Medikamenten, die ich im Moment nicht mehr nehme, nicht an sonstwas.
Da sind Tante Emma und ihr neuer Anhang in Arbeit, der sie irgendwann rein trägt und sich mit ihr im Gästezimmer ablegt, weil sie beide total fertig sind.
Und der Hippiehäuptling, der sich ultimativ verbunden mit der Erde fühlt, als er so auf unserem Dach liegt und mit den Füßen die Farbrollen streichelt, die immer noch zum Trocknen hier liegen, obwohl mein Zimmer schon längst fertig ist.
Und der Offizier, der mich zur Traumfrau, nein, seiner Traumfrau erklärt hat.
Ich könnte mich nicht isolierter fühlen.
Aber vielleicht soll das so.

Vielleicht bedeutet "stabil" nicht, auf die klassische Art und Weise klar zu kommen; eingegliedert zu sein und sich heimisch in dem, was da draußen ist, zu fühlen.
Vielleicht bedeutet "stabil sein", zumindest das, das auch ich erreichen kann, in sich selbst sein Zuhause gefunden zu haben.
Und vielleicht ist diese erreichbare Stabilität, das Verankertsein in dem da draußen, das, was einen vorm Umfallen bewahrt, auch einfach nur die Glasglocke, unter der man sich bewegt, und die einen abschirmt.
Manchmal kann es ganz schön einsam unter dem Ding sein.
Manchmal ist das gut, manchmal auch nicht.
Aber vielleicht muss das so.




Mittwoch, 25. Juni 2014
Pendelnd zwischen der WG, der Unistadt, der Wohnung des Mischpultmannes und allen Konzerten, die sich ergeben und mich keinen Eintritt kosten, zersetze ich mich in meiner eigenen Seelensuppe, verglühe langsam und bete mir vor, alles wird gut. Wer schnell fährt, wird eben manchmal von der Fahrbahn gedrückt.
Und wer mit Sehschwäche, ohne Karte und ohne Navi, in tiefster dunkelster Nacht und mit einem inkontinenten, zerrosteten Polo, dessen linker Außenspiegel aus einem Motorradaußenspiegel, der mit zwei Kabelbindern befestigt wurde, besteht, unterwegs ist, muss erst recht mit Kollateralschäden rechnen.


Der Polo fährt aber nicht mehr. Ohne Bremsflüssigkeit (die suppt nämlich raus ohne Ende) eher suboptimale Bremswirkung, und ohne die ist Autobahnfahren keine gute Idee.

Und weiter geht es trotzdem, muss ja.
Ich weiß gar nicht mehr, wohin mit den ganzen Kollateralschäden.
Bohre sie mir irgendwo in die marode Psyche wie einen Reißnagel zum Posteraufhängen in die Wand.

Und laufe weiter.
Zum Bahnhof, oder zum Mischpultmann, und einmal sogar zum Raucher.
Jeder ein Bier, er eine Schachtel Kippen, ich meine letzten Filter und ein bisschen was von dem Tabak, den mir der Mischpultmann geschenkt hat.
Sternegucken, den Hund flauschen.
Wie früher.
Bis ich mein Bier leere und mich verabschiede.
Von so viel mehr als nur ihm und seinem Hund.

Ohne Auto und ohne Geld für den Zug komme ich nicht zurück nach Mayhemsdorf, deshalb findet Kommunikation mit Papa Mayhem nur auf telefonischem Wege statt.
Er will wissen, was mit Geld passiert ist, dass ich vor fünf Jahren hatte, und überlegt immer noch, ob er, wie es meine potentiellen neuen Vermieter fordern, seine Unterschrift unter den Mietvertrag setzen, bzw alternativ für mich bürgen soll. Warum zur Hölle er das machen sollte.
Was er sich nicht überlegt, ist die ewige Unterhaltsgeschichte. Die akuter ist denn je, denn Bafög bekomme ich nicht, weil er zu viel verdient. Und überhaupt, ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.
Er habe mich ja nicht zum Auszug gezwungen.

Also laufe ich, sobald ich einen Termin und Geld für den Zug habe, nicht nur zur Rentenversicherung (Waisenrente) und Familienkasse, sondern auch gleich noch ein Gebäude weiter. Vielleicht hilft ja ein freundliches Schreiben.
Für nen Anwalt reicht es ja leider nicht.
Vermutlich werde ich auf ewig im Hass der Vatersfreundin brennen.
Und in dem Papa Mayhems.

Manchmal nimmt man aber nicht nur Kollateralschäden und ein paar auf der Windschutzscheibe zerplatzte Fliegen mit. Als Ausgleich.
Als Ausgleich ist der Raucher wieder da, als Freund. Nicht wie früher, aber er ist da. Und er ist glücklich, und sobald er oder sie es endlich mal in Worte fasst, sogar offiziell nicht mehr alleine, und eigentlich freue ich mich für ihn, unter Allem, was da so auf meinem Herz lag.
Habe es alles zusammengeschaufelt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mein Herz muss atmen können.
Als Ausgleich sind der Mischpultmann und Tante Emma, die anscheinend dank meiner schon mehrfach erwähnten Katalysatorwirkung ebenfalls zusammen gefunden haben, da.

Oder so.


Ausgleich ist, was du draus machst.
Für den Optimismus, den der Postbote predigt, reicht es gerade nicht.
Für den Moment beschränke ich mich auf "einfach weiteratmen".
Das ist meine Art von Krisenmanagement.




Freitag, 20. Juni 2014
Wenn da wieder Verwirrung ist,
und sogar sowas wie Eifersucht,
und Endlostelefonate,
und ich meine Vorlesungen damit verbringe, mit ihm zu schreiben, statt wahllos im Lieblingsforum Threads zu durchwühlen,
und da dieser kleine Hauch Positivgefühl ist;


und dann das Foto auftaucht, mit ihr,
und ein Blick in die Gesichter der beiden Bände spricht,
und da dieser Stich ist, den ich eigentlich gar nicht spüren sollte,

und ich ihm alles Gute wünsche und das sogar ein bisschen so meine,
und er sagt, dass er jetzt seinen Frieden gefunden hat, weil wir uns ausgesprochen haben und ich wieder da bin,
und er loslassen kann, jetzt wo er weiß, dass es eben abgeschlossen ist,
wo ich doch gar nicht weiß, ob es das ist

drängt sich mir der Verdacht auf, dass ich auf noch mehr Arten bescheuert bin, als bisher standardmäßig angenommen.




Montag, 10. März 2014
....there is a heaven, let's keep it a secret
(Crucify Me - Bring me the Horizon)



"Meine Nieren arbeiten nur noch zu 60%. Ich hab Leberschäden, Probleme mit meinen Muskeln, oder dem, was noch von ihnen übrig ist; meine Zähne sind am Arsch und mein Zahnfleisch sowieso. Ich hab Löcher im Magen, in der Speiseröhre, in der Luftröhre, und in der Lunge.
Egal, wie sehr ich dich will, manchmal klappts einfach nicht und ich fühl mich wie der letzte Idiot.
Ich kann dir nicht sagen, ob ich dein Parfum mag, weil sich mein Geruchssinn so gut wie komplett verabschiedet hat.
In meiner ganz schlimmen Zeit hat mein Arzt zu mir gesagt: "Herr Kater, wenn Sie so weitermachen, werden Sie keine 25". Effektiv hab ich wahrscheinlich die körperliche Verfassung von einem Vierzigjährigen.
So sieht Sucht aus. Nicht so überlässig und obercool, wie sich das manche vorstellen. Da ist nichts destruktiv-wild-romantisches dran.
Ich hab alles durch und war der Held des Mischkonsums, hatte durchs Dealen 12.000 am Monatsanfang und keinen Cent mehr am Monatsende.
Und ich bin einfach nur kaputt.
Und ich will ihnen vor die Füße kotzen oder ins Gesicht schlagen, wenn ich höre, wie manche Kiddies ganz cool meinen, sie würden ja demnächst sonstwas "mal probieren" oder "immer mal" konsumieren.
Wobei, "Kiddies"..du oder ich, wir sind ja meistens auch nur ein, zwei Jahre älter als die."




Freitag, 21. Februar 2014
Ich glaube es immer noch nicht; ob ich nicht kann, oder nicht will, ist dabei die Frage.
Eine, die ich mir selbst nicht ganz klar beantworten kann.
Vermutlich ist unbewusst der Punkt erreicht, an dem selbst meine Intuition bedingt durch eine Überdosis Weltuntergang komatös vor sich hindämmert und dann und wann undeutlich das nachmurmelt, was mein Herz gerne hören will.
Dass es das eben nicht war.
Dass es wieder wird.
Dass da irgendwas war, und ist, und deswegen (wieder/endlich) alles gut wird.

Mein Zusammenbruch kommt eher so schubweise.
Quetscht sich an meiner komatösen, wahllos im Gedankenflur rumliegenden Intuition vorbei, schreit einmal kräftig alles zusammen, und verzieht sich wieder, um das Ganze dann und wann immer mal zu wiederholen.
Ohne Erkenntnis, bis jetzt.
Dafür, noch während ich "Erkenntnis" schreibe, wieder ein Dazwischenlallen meiner betäubten Intuition. Wer denn sagt, dass es vorbei ist. Wenn es das nicht war, kann ich auch nicht erkennen, dass es das war.

Vermutlich gibt es wirklich kein Zurück.
Aber das endgültige Begreifen bleibt aus, wie der endgültige Weltuntergang auch, und ohne das kann ich nicht verarbeiten (?).
Zu Asche zerfallen und wieder Aufstehen, mein Schema und auch seines. Totale Selbstzerstörung und anschließende Reinkarnation.
Aber ich kann nicht aus meiner Haut, buchstäblich.
Ich hämmere es mir ein, weine dann und wann für eine Sekunde, fühle mich vom Liebesliederbombardement des Radios auf der Arbeit bedroht, habe Gedankenkreiseln und wache jeden Morgen auf mit dem Gefühl, er müsste doch eigentlich neben mir liegen,
und sage mir jeden Morgen wieder, was er gesagt hat.
Und während diesem letzten Satz habe ich angefangen, zu heulen, aber der Damm bricht nicht.
Ich habe/hatte die Hoffnung, meine Hoffnung durch ein Gespräch mit ihm standesgerecht erschießen und in mein kleines mentales Massengrab, in dem diverse andere Liebeskummers vor sich hin verwesen, fallen lassen zu können, aber er hatte bereits nach vier Tagen komplett damit abgeschlossen, wie es scheint. Ein "ja ka, irgendwann mal...vllt nächste Woche" (das war letzte Woche) ist in dem Fall auch nur mühsam abgerungene Nettigkeit seinerseits, auf die ich jetzt auch verzichten kann.

Absoluter Verarbeitungsstop in meinem Herz.
Ich weiß nicht, ob das doxepin- und tavorbedingt ist, oder einfach eine neue Stufe (20.000 Meilen unter "der Tiefpunkt ist erreicht", oder so), oder/und ob mir das die ganze Verarbeitungsgeschichte irgendwie leichter machen soll.

Meine Welt ist kaputt, aber sie und ich, wir funktionieren irgendwie beide weiter aneinander vorbei.
Kommt mir fast so zombiehaft vor, wie meine komatöse Intuition vor meinem inneren Auge aussieht.

Falls Sie also in Erwartung eines weiteren Gefühlskollaps hier mitlesen, muss ich sie vorerst enttäuschen.
Das Gefühl, zerrissen zu werden, ist genauso da wie das Potential für mehr als intensive Verzweiflungswellen und Zusammenbrüche, aber alles gedämpft durch eine Dunstglocke, von der ich nicht weiß, ob sie ein Produkt meines sich langsam, aber sicher Sorgen um mich machenden Gehirns ist, das ggf aus Sicherheitsgründen die größte Schockstarre, seit ich meine Mutter gefunden habe, in mein Bewusstsein gepumpt hat, oder ob neben "fuck, ich esse zu viel" noch irgendeine andere Wirkung meiner Medikamente so langsam, aber sicher doch mal einsetzt, oder ob ich einfach die krass harte Metalbraut bin, für die mich alle (außer den krass harten Metalheads) halten und das ganze schon halb verarbeitet habe, bevor es überhaupt vollständig an mein Bewusstsein dringen kann.


Mein Bewusstsein ist auf Autopilot.
Ich rede mit Tankstellenkunden, einfach so. Vorrangig mit den Bundeswehrlern, die meisten davon sind sowieso nur für kurze Einsätze da und man sieht sie nie wieder; außerdem kaufen zwei Stück anscheinend immer den Metal Hammer und einer Gothic Culture, und einer ist von seiner Art her eigentlich absolutes Beuteschema und konnte die zwei Mal, die er bis jetzt da war, sogar ganz gut Interesse heucheln.
Es reicht, um dann und wann mal an ihn zu denken, seinen Nachnamen zu googlen (erfolglos) und sich wahrscheinlich ein bisschen zu freuen, wenn er mal wieder hier ist.

Eigentlich bedeutet der nichts.
Genauso wenig wie der Postbote, der sein Glück über die Freundschaftsschiene versucht, und verdammtes Potential für "Raucher- reloaded" hätte, würde ich ihn nicht physisch absolut unattraktiv finden.
Und auch sonst, alles scheißegal.
Ja, ich leide. Und in den kurzen Momenten, in denen doch was durch die Dunstglocke durchkommt, zerlegt es mich in Elementarteilchen.
Aber nur sekundenweise.
Dann funktioniere ich weiter auf Autopilot.
Und die ganze Herzfoltergeschichte läuft im Hintergrund stetig mit.

Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.
Vielleicht muss ich lernen, zu verarbeiten, ohne das, was ich verarbeiten will, wirklich fassen (in beiderlei Hinsicht) zu können.
Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein kleiner, verlorener Traumahaufen, dessen Gehirn, auch, wenn es manchmal relativ skurrile Sachen macht , eigentlich nur ein gutmütiger Aufpasser-Bär ist, der doch irgendwie nur das Beste für mich will.




Mittwoch, 18. Dezember 2013
Nach der Katharsis meiner eigenen kleinen Apokalypse befinde ich mich in einer Art Schwebezustand.
Der Rest der Welt rauscht eben so an mir vorbei, ich mittendrin, in den Trümmern der Glaskuppel, die mich sonst nach außen abgeschirmt hat.
Und ich nehme mir die Freiheit, verloren zu sein in meinem Trümmerhaufen.
Keine Versuche, aufzustehen, keine zu hastigen Bewegungen. Sich aufs Weiterleben konzentrieren, ganz buchstäblich.
Versuchen, nicht zu oft alleine zu sein. Die ehemalige Chemiekurskollegin besuchen, die Nachbarin besuchen, die Büchereichefin besuchen.
Einmal auch ein Spaziergang, alleine.
Ansonsten, abwarten. Abwarten und einfach weiteratmen.


Der Psychodoc sagt, ich bin stabil.
Er sagt das am Telefon, obwohl meine verheulte Stimme bis zu ihm durchklingt;eigentlich bin ich auch immer noch halb am Heulen. Weil ich zu potentieller Chefin2, nachdem ich in 3 Wochen immer noch nicht erfahren habe, was ich eigentlich genau hätte machen sollen, und wie viel ich dafür gekriegt hätte, und die Fragen danach als "unnütze Diskutiererei" erstickt worden sind, bevor ich sie überhaupt komplett hatte aussprechen können, gesagt habe, "ja gut, dann lassen wirs eben".
Eigentlich nicht so sehr aufgrund dieser Aussage, sondern eher wegen der Gereiztheit meines Telefon-Gegenübers, und vor allem, weil ich ständig unterbrochen wurde und keine Chance zum Klarstellen hatte.
"Sie weinen, weil jemand am Telefon unfreundlich zu Ihnen war?"
-"Ja!"

Er sagt es, obwohl ich, als mein Vermieter mir die Nebenkostenabrechnung in die Hand drückt, schon Panik habe, bevor ich sie öffne, und gleich wieder anfange, zu heulen, panisch und verzweifelt, als ich den Betrag sehe.

Obwohl ich immer noch Angst vor fremden Menschen habe; so sehr, dass ich am Freitag, als wir mit der Hexe und Co. unterwegs waren, total verloren und verzweifelt war, weil ich es immer noch nicht schaffe, mit ihnen zu reden, und weiß, dass das Mr.Gaunt beschäftigt, und mich regelmäßig noch unfähiger und unzureichender fühle, wodurch sich dann auch noch massive Verlustangst zu der kleinen Horrorparty in meinem Kopf/Herz-Verband gesellte.

Obwohl ich mich immer noch nicht traue, in die böse, gemeine, verhasste Kleinstadt zu Fahren, was, da Chef1 ein Gesundheits-, sowie ein Führungszeugnis und noch anderen Kram braucht, echt mal notwendig wäre.
So, wie ich mich mal aufraffen könnte, um diverses Zeugs abzuschicken und die Wohnung aufzuräumen.

Ich nehme mir die Freiheit, es zu lassen.
Die Wohnung vorerst im Müllhaldenmodus zu belassen, zwei Wochen zu brauchen, um endlich den blöden Brief abzuschicken, oder noch länger,
und mehrere Stunden damit zu verbringen, Soap&Skin am Keyboard zu üben.
Einfach, weil das gerade so muss.

Meine kleine Welt ist manchmal erträglich, und viel öfter am Untergehen, dann und wann merke ich, dass das Ende erreicht ist, aber ich bleibe stehen, wo ich bin.
Endstation, fürs Erste.
Kein nach vorne sehen, kein zurückkippen, kein Sturz in noch tiefere Abgründe.
Stillstand.
Ich bleibe genau da stehen, oder liegen, wo ich bin. Gelegentlich im Angesicht der kleinsten Kleinigkeit verzweifelnd, oder auch nicht. Kennt man ja schon.
Jetzt eben in der Deluxe-Edition mit noch schlimmerer Panik/Angst/Verunsicherung/Verzweiflung und gratis Rumgeheule.
Und ich nehme mir die Freiheit, das so zu lassen, es zu akzeptieren, irgendwo. Versuche es zumindest.
Versuche, die ganzen Krisengefühle eben da sein zu lassen, wenn sie das gerade wollen.

Alles auf Null, und mal schauen, wohin der Stillstand führt. Und wenn es eine einzige große Abwärtsspirale ist, dann ist es eben so.
Aber vielleicht wird ja wirklich alles gut.
Man wird sehen.




Sonntag, 24. November 2013



Hatte dieses eine Mal das Gefühl, die Hoffnung, irgendwas, dass es etwas ist. Mit Grundlage, mit Substanz, etwas dauerhaftes.

Habe mich auch dieses Mal wieder getäuscht.

Es bleibt die mehr oder weniger selbstmitleidige Standardfrage aller mehr oder weniger verzweifelten Seelen: Warum eigentlich immer ich?

Und wieso falle ich jedes Mal darauf rein.
Auf meine Gefühle.
Auf mein Herz, das das unaustreibbare Talent hat, sich Menschen auszusuchen, die ihm früher oder später so furchtbar weh tun.

Die mir früher oder später so furchtbar weh tun.
Jedes Mal wieder.

Mit dem Unterschied, dass man diesmal wohl von sowas wie richtiger Liebe sprechen kann.
Liebe meinerseits.
"Ich hab nicht die Gefühle, die für eine langfristige Beziehung notwendig sind, und ich weiß nicht, wieso" seinerseits.
Nach Wochen der Distanz aus ihm rausgekriegt.
No, I dont't know what to do...

Er sagt, er will Ursachenforschung betreiben, ich verlebe die bis jetzt schlimmsten fünf Stunden, als ich trotz allem bei ihm schlafe, weil es draußen so kalt ist, dass das Mayhemmobil auch nach zehn Versuchen nicht anspringt.
Er in seiner Ecke des Bettes, ich in meiner.
Er sagt, er will herausfinden, woran es liegt, ich sage in meiner idiotischen Verliebtheit, ich lass dir dafür die Zeit, die du brauchst. Und auch, wenn ich es nicht beeinflussen kann, das Letzte, was ich will, ist, dich zu verlieren.

Thoughts Paint the Sky haben doch gesungen, "dieses Mal wird alles gut".
Sage es mir vor, innerlich, als wir nach fünf Stunden aufstehen, jeder sich in einer anderen Ecke des Zimmers umzieht.
Sage es mir vor, als ich darauf warte, dass er vom Frühstücken zurück kommt, um mich verabschieden zu können.
I won't let you walk away without any word I have to say..
Mit gerade so unterdrückten Tränen: "Warum hast du sowas geschrieben, wenn keine Gefühlsgrundlage da ist. Von wegen du hättest noch nie zu jemandem so viel Vertrauen gehabt, du wärst dem Schicksal so unendlich dankbar, dass wir uns begegnet sind, und das alles."
Keine Frage,sondern ein Vorwurf.
Ein wahnsinnig verletzter, wahnsinnig verzweifelter Vorwurf.
Eine versuchte Rechtfertigung von ihm, wie immer so holprig ausgedrückt, dass ich eigentlich noch mehr heulen müsste als vor ein paar Stunden, als er endlich damit rausgerückt hat.
Aber ich verstehe, was er sagen will.
Viel zu gut.

Ich verabschiede mich, zum ersten Mal ohne Kuss und ohne Umarmung.
"Meine Sachen lass ich ganz optimistisch erstmal hier".
-"Jo, kannste machen."
"Tschüss".
Mehrere Sekunden schweigen, dann gehe ich.
Raus aus seinem Zimmer.
Raus aus dem Kellerbunker.
Raus aus dem Haus seiner Eltern.

Zum Mayhemmobil, das jetzt endlich anspringt.
Werfe eine andere CD rein und die Straße verschwimmt vor meinen Augen vor lauter Geheule.
Die Strecke kenne ich inzwischen auch blind.
Holprige Landstraße, Serpentine, noch mehr holprige Landstraße, links Abhang, rechts Bäume.
Hinter mir die Polizei auf nächtlicher Streife.

Als ich daheim bin die Gewissheit, einen Millimeter vorm absoluten Tiefpunkt zu stehen. Und dass ich endgültig dort ankomme, wenn es dann endgültig vorbei ist.

Und in meinem nervenzusammenbruchverdächtigen Strudel klammere ich mich an die Hoffnung, dass es doch wieder wird. Dass die Gefühle, die sich laut ihm eigentlich hatten entwickeln sollen, noch entwickeln, dass es nur an der zu kurzen Kennenlernphase liegt, irgendwas.
Einfach, dass es weiter geht.

Ich dachte eigentlich, schlimmer als mit dem Problem könnte es nicht werden.
Habe mich getäuscht.

Wenn es das wirklich war, will ich weg von hier.
Ganz weit weg, irgendwo dort in meiner ganzen..Verzweiflung untergehen, wo mich wenigstens niemand kennt..

Sie wissen inzwischen, wie das mit mir ist mit dem emotional zerbrechen, dann aber wieder aufstehen?
Ich kann das nicht mehr. Schon lange.
Ich will aber auch nicht mehr.

Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, und ich kann einfach nicht mehr, und ich will einfach nicht mehr.
Und die scheiß Hoffnung klebt immer noch an mir,an meinem Herz, in meinen Gedanken, und das darf doch alles nicht wahr sein. Bitte Schicksal, oder Gott, lass es nicht wahr sein. Mach, dass es wieder alles gut wird. Bitte. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.




Dienstag, 3. September 2013
Kurzzusammenfassung zum FSJ:
Fühlt sich nicht nur falsch an, sondern massivst ungut-furchtbar falsch-absolut schrecklich-ich-kann-gar-nicht-heulen-so-schlimm-ist-das-alles.
Nein,das ist keine normale Erster-Arbeitstag-OMG-Menschen-Überlastung.
Wenns nur das wäre, würde ich sagen, reiß dich zusammen und dann weitermachen.

Somit stehe ich also vor der Frage, ob ich mich da ernsthaft durchquäle (Herz und alles andere schreien im Einklang:"NEIN!!", sogar der Verstand schließt sich ein wenig an), auf ein halbes Jahr verkürze (Kompromissvorschlag meines Gewissens) oder den Scheiß kündige, solange ich noch in der Probezeit bin und das fristlos machen kann.
Tja, aber man bräuchte ja eine Alternative.
Gleich studieren wäre zeitlich eher semi-gut und finanziell mehr so Armageddon, die Tendenz ginge somit in Richtung "irgendwas anderes, was gleich viel oder etwas mehr Geld als das FSJ bringt".

Gesetzt den Fall, dass ich wirklich in der Vorhölle in der Superklinik kündige, kaum dass ich dort angefangen habe.




Freitag, 21. Juni 2013
Endlosschleifen, gebetsmühlenartig.
Ich habe mich von ihm getrennt, und das ist auch gut so,
ich habe von Anfang an nur wenig für ihn gefühlt und mich in die Sache reindrängeln lassen, weil ich ihn nicht verletzen wollte, was ich aber so oder so getan habe,
langfristig ist es so besser für ihn, und für mich,
wäre es so weitergegangen, wäre es nur schlimmer geworden, weh getan habe ich ihm so oder so,
es ist besser für mich,
es war das Richtige,
uns geht es besser so, jedem für sich,
...

..ich will nicht so enden wie meine Mutter.
Mit 17 Mann kennen gelernt, in die Sache reindrängeln lassen, mit 21 verheiratet weil man sich auch das hat aufdrängen lassen, mit 28 ein Kind, das man eigentlich gar nicht haben wollte und bei dem ja auch nicht so ganz klar ist, wer denn jetzt der Erzeuger ist, denn
mit der Gesamtsituation, in der man mit dem Mann da, der zu einem gehört, drinsteckt, kommt man mal so gar nicht klar,
und trotz allgemeiner Abgewracktheit gibt es immer noch Andere, die einen ebenfalls ganz ansprechend finden, also warum das nicht ausnutzen.
Und trotzdem weiter wie gewohnt, denn der Mann da, der zu einem gehört, der bietet Sicherheit, und Wärme, und Geborgenheit und letztlich auch Gewohnheit. Irgendwie bringt er es fertig, einen zu lieben, die ganze verkorkste Restperson, die noch von einem übrig ist. Einfach so.
Der an einem hängt. Dem man etwas bedeutet.
Zur Abwechslung mal jemand, der da ist. Irgendwie. Aber es doch nicht schafft, alles totzuschlagen, was war.
Weil es nicht seine Aufgabe ist.
Die bösen Schatten muss man selbst umbringen.
Und manchmal geht das eben nicht.
Also Absturz. Emotional und physisch.
Ein bisschen Hungerkünstler.
Ein bisschen gelbsuchtfarben.
Die positiven Reaktionen nehmen ab.
Dabei läuft doch eigentlich gar nichts falsch?
Sagt man sich so vor.


Der Unterschied ist, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe. Und stark bleibe seit 6 Wochen, auch, wenn ich eigentlich weder will, noch kann. Aber mir sage, dass ich muss.
Der Unterschied ist, dass ich kontrastreicher bin. Im Fühlen, im Wahrnehmen, im Handeln, in Allem.
Ich habe das Extrem beinahe perfektioniert.
Der Unterschied ist, dass ich nicht panisch werde, wenn die Positivreaktionen weniger werden und die Aufmerksamkeit abnimmt, sondern wenn ich welche bekomme. Ich brauche Nähe genauso, wenn nicht sogar noch viel mehr, aber ich kann panische Angst bekommen, wenn jemand versucht, auch nur ansatzweise welche aufzubauen und dabei für mich zu schnell/"falsch" vorgeht.
Was nicht selten im Widerspruch zu meinem eigentlichen Handeln steht. Vermeintlich.
"Immerhin liegen zwischen uns genug Welten, um in jeder Situation für genug mental-emotionalen Sicherheitsabstand zu sorgen, auch dann, wenn objektiv betrachtet keiner (mehr) da zu sein scheint."

Der Unterschied ist, dass ich mich nicht aufgebe.
Nicht in dieser Sache.
Gestorben wird so oder so, aber nicht in und nicht an (m)einer Gewohnheits-Scheißsituation.
Nicht so wie sie.
Die einzige Person, die mich umbringen kann, bin ich selbst.

Sie ist Schicksalskomponente.
Sie ist Trauma.
Sie ist das Gerüst der Vergangenheit.
Und der Schatten, der über allem liegt, was war.
Und der über allem liegt, was ist.
Sie war da. Als Einzige.
Sie war der Feind. Der Größte.
Sie ist Schuld an mir.
Ich bin Schuld an ihr.
Sie ist Anti-Vorbild. Das Überzeugendste, das ich habe.
Die Schreckensvision über Allem.
Und teilweise unvermeidliche Zukunft (?).
Ich verteidige sie gegen die Vatersfreundin.
Finde sie wieder, in Texten, auf Fotos, immer dann, wenn es gerade ungünstig ist und immer dann, wenn ich von zerstreuten bis geistig zersetzten Dorfmenschen mit ihrem Namen angesprochen werde.
Egal, wie lang meine Haare wachsen, wie viele Piercings ich habe, wie viel größer ich bin und wie ich mich anziehe.
Menschliches Andenken, eingemeißelt in Fleisch und Blut und Knochen.
Und Erinnerungen, eingebrannt in Hirn und Herz und Seele und Verstand.
Bleiben.
Auf ewig.
Bei ihr, und bei mir.
Wird man nicht mehr los.
Nie mehr.

Der Unterschied ist, dass ich sie überstanden habe.




Freitag, 31. Mai 2013
...on the way that has no end

Irgendwie überstehe ich eineinhalb Stunden Kirche und eine Stunde Friedhof im Dunstkreis der Weihrauchschleuder, auf nüchternen Magen natürlich, weil mein Vater darauf bestanden hat, um 13.15 in der Kirche zu sein, schließlich soll es um 14Uhr beginnen.

Zu viele fremde Menschen, zu viel Entfremdung.
Die Kälte, die man sich für Familienzusammenkünfte aufspart, quillt aus allen Rillen und Winkeln und Löchern der mühsam freundlichen Fassade, die die mutmaßliche Restverwandschaft um sich hochgezogen hat, und alles starrt.
Als ich kein Weihwasser auf den Sarg schleudere.
Als ich nicht mitbete.
Als ich nicht zur Kommunion zum Altar gehe.
Als ich nicht mitsinge.
Dastehen, starren, Blicke meiden. Ich weiß, dass ihr mich durchleuchtet.
Wieder singen, wieder beten. Beim "Segne du Maria..." krallen der eventuell-Onkel, Papa Mayhem und ich uns synchron in unsere Schirme.
Der Eventuell-Onkel und ich behalten die Fassung, Papa Mayhem fängt an, aus den Augen zu tropfen.
Männer dürfen doch nicht weinen, erst recht nicht, wenn das halbe Dorf zuschaut.
Den einsekündigen Versuch, seine Hand kurz zu drücken, breche ich genauso schnell wieder ab, wie ich ihn gestartet habe, und kehre zurück in meine Isolation.
Kein Gebet.
Keine Worte.
Kein Erde-aufs-Grab-Schaufeln.
Lediglich eine nur in Gedanken ausgesprochene Entschuldigung dafür, dass ich während dem kompletten Gottesdienst geistig nicht dabei war. Respektlos, ja.
Bitte sei mir nicht böse, denke ich, deute das erste und einzige Kreuzzeichen des heutigen Tages an und versuche, irgendwie zu meiner Mutter durchzukommen.
Keine Chance, Durchgang verstopft, irgendwelche dicken, überschminkten, dauergewellten alten Frauen stehen da und versuchen wiederum, an mir vorbeizukommen, um der Vatersfreundin Beileid zu wünschen, die wenigstens den Anstand hat, so zu tun, als würde sie es wundern, dass alle mit ihr reden wollen und niemand mit mir.
Noch mehr dicke Frauen und Menschen, die ich nicht kenne, rechts neben mir Gräber, links neben mir Hecke, vor mir Stau,hinter mir auch, ich will doch einfach nur zu meiner Mutter.
Und dann ist mit einem Mal das, was an der Urnenwand passiert, interessanter als das Grab, für dessen Zuschaufeln man gerade ansteht.
Ich hasse es.

Zuviel Entfremdung, zu viel Heuchelei, zu wenig Sensibilität.
Das bisschen Rücksichtnahme, das man sich mühsam für heute zusammengekratzt hat, verabschiedet sich innerhalb der ersten zehn Minuten beim Leichenschmaus, die Mutation zum normalen Familientreffen beginnt, als die ersten Krankheitsgeschichten ausgetauscht werden.
Bilanz: zwei Stücke Kuchen, drei Brötchenhälften jeweils mit Käse, fünfmal "Hast du jetzt eigentlich schon deinen Abschluss?", zweimal "Ach, du bist ja eine hübsche junge Frau geworden!", eine Frage nach dem aktuellen Gesundheitszustand des Mayhemmobils.
Zweimal absolute Verstümmelung meines Namens durch einen alten Mann, den ich (wie so viele der Anwesenden) vorher noch nie gesehen habe, und der erst ihre Schwester, dann die Vatersfreundin selbst zu meiner Mutter erklärt. Hat ja schließlich kurze Haare, wie es bei meiner Mutter war, und in etwa die gleiche Körpergröße, und den Rest kann man ja getrost unter den Tisch fallen lassen.
Schade, dass ich zu alt bin, um wie meine Großgroßcousine das Smartphone zu zücken und völlig legitim nicht mehr ansprechbar zu sein, mit fast 19 kann man leider nicht mehr mit "pubertäre Ultracool-Trotzphase" argumentieren.
Im Gegensatz zu mir mit 13 haut sie zum schwarzen Kajal aber noch eine Ladung grauen Lidschatten aufs Auge und helles Makeup ins Gesicht und perfektioniert damit den Kontrast zu ihrer Kinderkleidung und ihrem Kinderaussehen.
Wenigstens nicht Glitzerlidschatten+zu dunkle Foundation, es scheint sich eindeutig positiv auszuwirken, dass ihr Freund, zumindest den Aufklebern auf seinem Auto (ich gehe davon aus, dass es seines ist, schließlich ist er 21) nach zu urteilen, der Metalfraktion zuzuordnen ist.
"SO JUNG UND SCHON TINNITUS??", schreit mir der Mensch, der die letzte halbe Stunde damit verbracht hat, meinem wahrscheinlich dauerhaft arbeitsunfähigen Vater zu erklären, wie anstrengend seine Reha für ihn, aber wie gut es doch ist, dass man bei ihm die angerissene Rotatoren-Manschette in der Schulter früh bemerkt hat, ins kaputte Ohr.
"Kein Tinnitus, nur Reißen und Rauschen, wenn man laut reinschreit oder es allgemein laut ist", korrigiere ich, möglichst neutral im Ton, "Und nach zu großer Lärmbelastung höre ich eine Weile nicht ganz so gut drauf."
-"Jaja, ich hab das ja auch, mit dem Tinnitus, das ist so eine Sache...."
Ich beschließe, meinem Tinnitus, der keiner ist, meinem Vater, dessen Rotatoren-Manschette nicht angerissen, sondern aufgeplatzt, abgerissen und zerfetzt ist, und mir einen Gefallen zu tun und uns mit einem freundlichen, aber bestimmten "Willst du eine Brötchenhälfte?" wieder an unseren Tisch zurück und raus aus der Unterhaltung mit dem Schreimenschen von nebendran zu holen.

Familienhälfte eins (Team Eventuell-Onkel) und Familienhälfte zwei (Team Papa Mayhem-Vatersfreundin-so halb ich) schweigen sich noch eine Weile an und verachten sich eisig und wortlos, die Eventuell-Tante beobachtet genau, was und wie viel ich esse und legt sich demonstrativ nur eine Scheibe Belag auf ihre Brötchenhälfte, wenn ich mich zu zwei Scheiben Käse pro Hälfte überrede und das auch knallhart durchziehe.
Trotzdem bin ich dünner als sie.
"Wir sind ja jetzt verlobt", verkündet die Eventuell-Cousine gedehnt und tätschelt ihrem Jetzt-Verlobten die Hand. "Ich habe gehört, dein Freund und du haben sich getrennt, mayhem?"
-"Ja, ist jetzt bald nen Monat her."
"Ach, das tut mir aber Leid."
Falsche Schlange.
-"Das passt schon, lieber so, als dann irgendwann in ner Sackgasse zu stehen und zu merken, dass man nur aus Gewohnheit und Angst vorm Alleinesein überhaupt da gelandet ist". Was in etwa der Beziehungssituation entspräche, in der sowohl ihre Eltern, als auch sie selbst stecken.
Ich bin lieber halb tot vor Herzschmerz und dafür ehrlich verliebt, als bequem in steriler Scheinzufriedenheit festbetoniert...

Denke es mir und frage mich noch im selben Moment, warum es das Schicksal zur Zeit mit dem "halb tot vor (Herz)schmerz" so verdammt ernst meinen muss.