Donnerstag, 3. August 2017
Das (mutmaßliche) Bedürfnis nach sozialem Kontakt und Zerstreuung haben mich als Begleitung meiner Namensvetterin zu einer Dorfmensch-Geburtstagsfeier geführt; der Teil der geneigten Leserschaft, der ebenfalls vom Arsch der Welt aus sehr ländlichen Gebieten kommt, kann sich vermutlich auch ohne weitere Worte denken, was das bedeutet.

Der feierauslösende Dorfmensch ist quasi-Festivalkumpan-im-Entstehen; wir haben letztes Jahr, damals noch zusammen mit dem Billardspieler alias dem ehemaligen Mr.Motte, im Schlepptau der Namensvetterin zu einer Campgemeinschaft zusammen gefunden und werden es auch dieses Jahr wieder sein (ohne ehemaligen Mr.Motte, aber der würde da eh nur stören) .

Sonst kannte ich niemanden.
Und das Kaff auch nicht.
Ende der Welt.
Dagegen ist Mayhemsdorf eine pulsierende Metropole.
Feldwege, nichts als Feldwege.
Schafe, wohin man schaut.
Eine aus Arbeitskollegen, Nachbarbauern, Kumpels vom Schafkopf-Stammtisch, Mitgliedern der Dart-Mannschaft sowie ein paar von der freiwilligen Feuerwehr zusammengesetzte Gesellschaft, fluktuierend mit 1-3 weiteren weiblichen Wesen, die meistens nicht sprechen, sondern nur komisch gucken, und dann auch ohne die Namensvetterin, die ist nämlich ausnahmsweise mal nüchterner Fahrer, deshalb gelangweilt, außerdem müde, und bricht somit gegen 23 Uhr auf.

Ohne mich.
Was sie furchtbar angepisst hat, ohne dass sie mir sagen konnte, warum (Geburtstagsdorfmensch meinte, er könne es als "assig", wie sie es nannte, nachvollziehen, konnte aber auch keine Begründung liefern/ausführen), was dazu geführt hat, dass ich am nächsten Tag kurz vor knapp vor Klausur von einem Herren, den ich im Folgenden als 'Deutschrock-Kalle' bezeichnen werde, weil das und die dazugehörigen Klischees eigentlich schon alles aussagt, heimgefahren wurde; festgestellt habe, dass meine Alkoholtoleranz im Vergleich zu früher stark nachgelassen hat; ich mich auf's Allerschlimmste verkatert fühl(t)e und als "Vorbereitung" in der dreiviertel Stunde, die mir blieb, bevor ich weiter zur Uni musste, lediglich die Übungsfragen aus dem Tutorium, das ich aus Zeitmangel geflissentlich ignoriert hatte, überflog.

Wodurch ich sie bei Prüfungsbeginn noch nahezu komplett im Kopf hatte. Oder durch ein Wunder, egal, das Ergebnis zählt.

Und das war echt praktisch, weil die Klausur, bis auf wenige Ausnahmen, nur aus diesen Übungsfragen bestand.

Welche, dem im Hörsaal ausbrechenden Armageddon nach zu schließen, niemand sonst wiederholt (oder sich überhaupt angesehen) hatte, denn Übungsfragen kämen ja niemalsnie in der Klausur dran, da wählt schließlich ein PC aus einem schier endlosen Vorrat an Aufgabenstellungen (Multiple Choice).
Ha, Anfänger.
So verließ ich denn, nach 25 Minuten und somit Nutzung des frühstmöglichsten Abgabetermins den Hörsaal; zwar nicht wissend, warum meine Konzentrationsfähigkeit auf einmal wieder für mich arbeitet, und durchaus das Risiko mit einrechnend, dass ich alles falsch verstanden und deshalb als vermeintlich einfach wahrgenommen habe, aber dennoch siegesgewiss.

Wie auch auf der Feier im Kuh-, nein, Schafkaff, als ich, nicht ohne Überraschung, feststellen konnte, dass ich wieder zu mir zurückgekommen bin. Zumindest für diesen Abend.
Und mich ein wenig schockverknallt habe (NICHT in Dorfrock-Kalle), aber, halten Sie sich fest, das kommt _wirklich_ überraschend, eben nur ein wenig und ohne Verlust meines Verstandes oder meiner Lebensfähigkeit.


Später vermutlich mehr; erstmal Kippe.
(Heute erst die dritte; meine Stimme klingt aktuell, als wäre ich Fronterin einer Motörhead-Coverband, und das kann nicht gesund sein).




Freitag, 23. Juni 2017
Zur Zeit gibt es nicht nur einen, sondern sogar zwei Bewerber für einen Platz in dem Raum,der irgendwo in meinem Bett anfängt und in meinem Herz endet.

Der Eine trinkt zu viel , ist knapp vier Jahre jünger als ich, versteht mich ohne Worte, mag die Katzen und ist letztlich doch auch nur einer von denen, die nach der geplant- ungeplantem Grenzüberschreitung von Freundschaft mit Flirrem zu semi-gutem Sex aus Pflichtgefühl oder/und der Hoffnung auf Wiederholung nett bleiben und dann und wann mal ein Lebenszeichen von sich geben.

Der Andere hat mich in ein klebriges Spinnennetzlabyrinth aus Faszination, Irritation, Verunsicherung und Fluchtreflex geschickt mit seinem strukturierten, ausbalancierten, harmonisiertem Leben zwischen 1,0er-Studiumsabschluss, täglicher Mediation, Fronten einer nicht ganz unbekannten Band, Sport auf beinahe-Profilevel und Ehrenamt in einer Kita.
Seiner verdammten Gelassenheit und Rücksichtnahme, seiner nicht-zerstörerischen Emotionalität.
Der von mir irgendwann früher mal sehnsuchtsvoll herbeigewünschten Nähe, Einfühlsamkeit, gelegentlich Romantik, die mich gleichzeitig so unendlich abstößt und anekelt und mir Käfer unter der Haut und Kakerlaken im Magen und Würmer im Hirn beschert und gleichzeitig alles mitbringt, von dem ich mal dachte, dass ich es wollte.


Ich bin gerade so unangenehm-angenehm planlos, orientierungslos, und mir ist gerade so vieles so egal oder ekelt mich an.
Menschen vor Allem.
Die, die aufgrund von schlechtem Gewissen versuchen, Freundschaften aufrecht zu erhalten, die schon vor Wochen mit einem Nachtbus das Land verlassen haben.
Die, die ernsthaft denken, ich würde sowas mit Mitleid oder Anteilnahme empfinden, wenn sie immer wieder kommen, um ihr Seelenleid abzuladen und mir zuzuhören, während ich ihre kleinen pathetischen Hoffnungen zerstöre und Selbstmitleidspfützen trocken lege, und dann glauben, mir einen ausgleichenden Gefallen tun zu müssen, beziehungsweise, zu können, wenn sie zwischendurch fragen, wie es mir geht und ob alles "ok" ist.
Die, die in meiner Nähe oder meinem Bett landen, oder ich in ihrem.
Diese konstruierte Nähe, dieser Selbstverlust, das Hoffen und Fliehen.


Immerhin, was ich solltemüsstekönnte streckt immer mal einen seiner Arme aus dem Nebel.
So there is that.






Samstag, 17. Juni 2017
Wenngleich meine literarischen Ergüsse zur Zeit eher in anderen Medien zum Ausdruck kommen, so kann ich doch, nicht ohne Stolz natürlich, verkünden, dass es mich noch gibt.

Die letzten 50 Therapiestunden sind angebrochen (sagt die Therapeutin),
der Abschluss rückt drohend näher (und ich sollte mir mal anschauen, wie das so geht mit Bachelorarbeit anmelden und solchen Sachen),
mein Ego stabilisiert sich und ich bin offensichtlich wirklich kein introvertierter Mensch, sondern einfach ein extrovertierter mit einem Haufen Komplexen.

Standardliebeskummer vorhanden, trennungsrestverunsichert,
zwischendurch anderweitig auf die Fresse geflogen, aber so richtig,
meine weißen Haare werden mehr, ich rauch immer noch wie ein Schlot,
und dann, wenn andere auf Festivals fahren,
fahre ich auf Exkursion.

Unianwesenheit (physisch) ca. 80%, Unianwesenheit (geistig) wohl so 50%. Wenn man optimistisch rechnet.
Wahlweise kein Schlaf oder 14 Stunden, und die ganze andere pathetische Kackscheiße, die ich anscheinend gerne mache, wenn ich wieder in einer Abwärtskurve bin.

Naturhaarfarbe wächst weiter vor sich hin, rein rechnerisch noch 9,1kg bis zum (medizinischen) Idealgewicht; bis zu dem, was gemeinhin und von mir als Idealgewicht wahrgenommen wird, etwas mehr. Fingernägel endlich stabil wachsend und kurz vor Tussi-Level, vorausgesetzt, ich schreddere sie mir nicht wieder mal aus Versehen durch eigene Blödheit.
Hätten wir die wirklich wichtigen Fakten also auch abgehandelt.

Ich kann Sie also beruhigen und ehrlicherweise sagen, alles ist wie immer.
Außer meinen Nägeln. Komplett unverstärkt, Wachstumsgeschwindigkeit einer Schnecke auf Valium, aber was dabei rumkommt, ist echt geile Scheiße.





Mittwoch, 26. April 2017
Beziehung vorbei, mayhem irgendwo zwischen Erleichterung und Reue.


Nach Möglichkeit keine Alkohol- oder sonstigen Exzesse, keine piercing-/tattoo- oder haartechnische Eskalation, dafür aber verantwortungsvoller Umgang mit dem heimischen Psychopillenvorrat.

Nächste Schritte:
ersten Unitag überstehen
Papa Mayhem beibringen, dass ich seinen Traumschwiegersohn in die Wüste geschickt habe
Es dem Rest der Welt beibringen, der mich doch so gerne mit "ihr seid (wart) soooo ein tolles Paar" bombardiert.

Notfall-Tavor intus (1), immer noch auf die Wirkung wartend, weil ich bei wirklich Allem eine Elefantendosis brauche.
Ich bin vernünftig genug, um nicht mehr als die mir angedachten zwei zu nehmen; meine Ärzte sind vernünftig genug, um nicht nennenswert mehr auszuteilen.

Aktuell keine akute Gefährdung meines Lebens vorhanden, psychische Instabilität ist stabil.
Trotzdem irgendwie doof, dass meine Therapeutin immer dann im Urlaub ist, wenn ich sie gerade brauchen könnte.