Dienstag, 5. April 2011
Was für ein grandios-hirnloser Blogtitel. Kann ja nur von mir stammen, sowas.


"Guten Tag. Die Welt liegt in Trümmern, ich sammle sie auf, errichte neue Gebäude. Konstruiere neue Städte,kann man drin wohnen oder weitläufig umfahren.
Das, was mal Unschuld war, nimmt nun Drogen, tötet aus Lust, ist viel zu frei erzogen, um klar und geordnet zu denken, aber entwickelt sich scheinbar natürlich, gar übernatürlich.Und es ist vor allem unaufhaltsam und nennt sich irgendwas, also bald, gar dreist : Die neu definierte Unschuld.Dabei hat es doch schon so viel auf dem Gewissen, dass dieses expandieren könnte, hat sich kannibalistisch geübt und dann nebenbei sich selbst vergessen.
Moral egal. Durch und Durch.
"
(Aus Ich hab die Unschuld kotzen sehen von Dirk Bernemann). Der erste Teil des Buches wirkte für mich...besser (?). Eben realer. Nicht so sehr wie "ich muss jetzt schreiben, weil die das wollen", sonder mehr wie "ich schreibe jetzt". Ich weiß nicht, ob das bei ihm der Fall ist, damals, bei myspace, hab ich den Blog von Dirk Bernemann mitgelesen, auch schon wieder zwei, drei (?) Jahre her. Ich hab einmal einen Kommentar hinterlassen, weil mich zwar vieles von dem, was er geschrieben hat, bewegt hat, nein, mir entsprochen hat, aber die eine Geschichte ganz besonders. Ich weiß nicht mal mehr, worum es eigentlich ging, aber es muss wohl ziemlich Eindruck bei mir hinterlassen haben, denn ich habe einen entsprechenden Kommentar hinterlassen. Glaube, es ging um irgendwas mit Tod.
Vorher hatte ich immer nur Geschichten geschrieben, ganze Notizbücher voll.Hatte angefangen, als ich ans Gymnasium kam, vielleicht aus Mangel an "Freunden", vielleicht, um die Anfänge des Problems mit dem 6Jahresproblem irgendwie zu verarbeiten, ich weiß es nicht. Einige sind nicht fertig geworden, eine schon, die ich dann noch einmal komplett neu geschrieben habe. Irgendwann fehlte die Zeit und begann das Schämen für die vermeintlich kindlichen Geschichten, die garnicht so kindlich waren, jedenfalls war eine Lehrerin ganz furchtbar schockiert, dass in meinen "Büchern" freundliche Brandleichenzombies namens Agathe oder Agatha, ich weiß es nicht mehr genau, vorkamen, die der Titelheldin halfen und sie bei sich aufnahmen. Die Lehrerin bestellte meine Mutter zu sich in die Schule und sagte ihr, ich würde eindeutig zu viel fernsehen und Bücher lesen, die ich nicht verarbeiten könne, weil sie mitbekam, dass ich in der 5.Klasse Poe las. Ich dachte mir nur, halten Sie bitte die Fresse, erstens bin ich geistig sehr wahrscheinlich nicht sehr viel unterentwickelter als Sie, zweitens hab ich andere Probleme mit meiner Mutter, und drittens, Gott, wer gibt Ihnen das Recht, sich in mein beschissenes Leben einzumischen?
Die selbe Lehrkraft meinte auch zu meiner Mutter, ich sei zu fett und zu unsportlich, solle gefälligst in einen Sportverein, hätte zu wenig Freunde an der Schule, wollte mich zwingen, mich mit denen, die mich verachteten und fertigmachten, anzufreunden und verursachte allgemein mehr Probleme bei mir zuhause, als sie sich wohl gedacht hatte. Wenn ich versuchte, jemanden von meiner Mutter fernzuhalten, hatte das immer einen Grund, aber die Lehrerin war eben zu blöd, um das zu verstehen.
Geschichten habe ich weiter geschrieben, gelesen habe ich weiter, was ich wollte, am Ende der fünften Klasse meine Haare rot gefärbt, das 6Jahresproblem kennengelernt und in den Pausen entweder bei/neben diesem gesessen oder einfach alleine irgendwo in einer Ecke. Und geschrieben hab ich. Zumindest versuchte ich es, als das 6Jahresproblem auf einmal zur damaligen Upper Class dazugehörte, war es das mit freundlicher Kommunikation und es fing die erste außerfamiliäre soziale Hölle meines Lebens an.
Sommerferien zur siebten Klasse, meine Mutter gestorben. Die Welt nur noch durch einen Nebel sichtbar, Klassenwechsel wegen Mobbing, 6jahresproblem in Beziehung, meine schwarz gefärbten Haare wieder rot, 6Jahresproblem nicht mehr in Beziehung. Erzwungener Klassenwechsel, weil ich als einzige in den sprachlichen Zweig wollte.
Damals hab ich mit dem onlineschreiben angefangen, irgendwie kam mir die Idee,wenn es hilft, es aufzuschreiben, dann vielleicht irgendwo, wo es mein Vater nicht finden kann.
Und dann hab ich auf einmal gebloggt.
Theatergruppenbeitritt, der Kampf.
Beliebtheitsschub in der 8.Klasse, der Weltuntergang danach, das sich-dazudrängeln bei der Parallelklasse, der, aus der ich rausmusste, irgendwann oberflächliche Dazugehörigkeit, schon, als der alte, erste, der Ur-Blog, nicht mehr existierte.
Es gab dort einen Eintrag von mir, den fand sogar ich gut, er trug den Titel "Herz",war einer von den mittleren, zeitlich gesehen, und dafür, dass er meinem damals noch 14jährigen oder schon 15jährigen Hirn entsprungen ist, hat er die damalige und auch die jetzige Situation ganz wunderbar beschrieben, daran erinnere ich mich noch. Ich erinnere mich auch, dass ich geweint habe beim Schreiben, das war das erste Mal, dass ich geweint habe,während ich einen Eintrag verfasste, und daran, dass ein Bekannter schrieb, ich solle doch mal Leerzeichen hinter die Kommata setzen. War alles, was er zu sagen hatte. Emotional herausgekotztes, Das Herz brennend auf dem Scheiterhaufen, und er sagt, ich soll an die Leerzeichen denken. Es hat dann noch jemand kommentiert, eine Frau, die ich nicht kannte, Frau R nannte sie sich, das weiß ich noch, sie meinte, man würde den Eintrag auch so verstehen, und hat noch was nettes gesagt. Ich erinnere mich, dass ich mich da ein bisschen gefreut habe, dass ich mir dann Mühe geben wollte, besser zu schreiben, weil ich meistens einfach nur so schrieb, so, wie ich es jetzt auch wieder tue, ohne besonders auf die Ausdrucksweise zu achten. Manchmal kommt eben etwas gutes raus, meistens eher durchschnittlich-schlechtes Mittelmaß.
Ich habe Frau Rs Profil mehrfach besucht, mich allerdings nie getraut, sie anzuschreiben.
Meine Einträge wurden schlechter, das Leben ging weiter und irgendwann hab ich mich gelöscht. Nach einiger Zeit hier angemeldet, dann ging irgendwie mein alter Blog verloren, technischer Kurzschluss oder so, und ich stand wieder bloglos da. Im Zuge dieses GAUs ging jemand verloren, der gelegentlich kommentierte und den ich nicht näher kennenlernte, jetzt existiert das hier,der neue Blog, der sich immernoch anfühlt wie frisch geboren.
Zwischenzeitlich die "Beziehung", vor Mittelkurzem adios zum 6jahresproblem, und die aktuelle Scheiße.

Fiel mir nur gerade wieder ein, weil mir mein Exemplar von Ich hab die Unschuld kotzen sehen , das auch noch Band zwei und einige Gedichte enthält, wieder in die Hände gefallen ist. Ich hab diesmal nur das Vorwort gelesen, weil ich weiß, dass mich im Inneren angestrichenes und unterstrichenes erwartet, einzelne Knicke in den Seiten, dort, wo ich etwas abtippen wollte, damals noch für den ganz alten Blog.
Damals noch für ihn. Um es zu beschreiben. In Worte zu fassen. Und um mich in Worte zu fassen. Schon immer eine der größten Schwierigkeiten. Immernoch..

Ich werd wohl doch immer irgendwie die selbe bleiben.