Donnerstag, 3. Dezember 2015



"Meine Damen und Herren, die Titanic sinkt.
Zünden Sie sich eine Zigarette an und genießen Sie die Show.
" - Mein Hirn, an den Rest.

Der Depressionsschlepper schippert munter weiter Richtung Land unter; meine Therapeutin und ich, wir sind beunruhigt.
Die Band spielt weiter, wie es sich für einen richtigen Untergang gehört, wo bliebe denn sonst der Spaß.
Es gibt lichte Momente und welche, die zappenduster sind, aber inzwischen ist das alles ja schon fast Routine.
Ich versinke, und die meiste Zeit leide ich. Sehr.
Man kennt es.

Und weil ich es kenne, kann ich völlig furchtlos abstürzen und darauf hoffen, dass der Fallschirm diesmal funktioniert und die Landung nicht ganz so fies wird.

Kann ich daran zweifeln, ob ich wirklich so unfähig bin, wie ich glaube, wenn ich es wieder mal nicht schaffe, regelmäßig zur Uni zu gehen.
An guten Tagen.

Und ich gehe weiterhin zum Theater, lerne eine Stunde vorher einen kompletten Akt, übe mich in Ingoranz, aber auch gezieltem Zurückfeuern im WG-Krieg (liegt das eigentlich an mir?) und tanze im Gruftkeller, wenn mir danach ist.
Wenn nicht, verbringe ich meinen Tag in meinem Dachbunker.

Und ich grabe weiterhin den Billardspieler an, mit einer Penetranz, die mich selbst überrascht.
Seine letzte Beziehung war so ähnlich wie meine mit dem Raucher, nur ist er irgendwie verstörter aus der Sache gegangen.
Weil ich darauf gepflegt scheiße, dem Ganzen alle Zeit der Welt gebe und einmal angepeilte Beute Ziele nicht so schnell aus den Augen verliere(n will), haben wir nach wie vor Kontakt und ich plane, das auszubauen.
Das Schicksal meint es gut mit mir und auf einmal hat er geschrieben, dass er jetzt hier studiert (was treibt einen eigentlich freiwillig in dieses Bundesland?) und wird eventuell unser Bühnentechniker.
Ich freue mich also und bin weiter ein pubertärer Verknalltheitshaufen.
An guten Tagen.

An schlechten verfluche ich ihn und seine Schweigsamkeit, mich und mein Bedürfnis, ihn tot- und wieder lebendig zu reden, und meine gernelle Tollpatschigkeit bis hin zum Selbsthass.
Dann sehe ich ihn wieder und bin davon überzeugt, dass es sich lohnen könnte, mein Unsicherheitshirn zum Schweigen zu bringen und einfach verdammt nochmal zu entspannen.
Gelegentliches Schreiben mit dem Theatermenschen, dem Motorradfahrer (irgendwann in der Absteige aufgegabelt und mal spaßeshalber nach der Handynummer gefragt) hilft natürlich auch.
Mir, um mein Ego zu boosten und mich abzulenken, und vermutlich auch ihm, weil er nicht ganz so schlimm zugetextet wird.
Mit meinem übermäßigem Amraddrehen (oder meinem Gefühl, dass es so ist) konfrontiert grinst er nur und meint, wenn er kein Interesse am Kennenlernen haben würde, würde er das schon sagen. Oder eben nichts mehr sagen.

Wenn er grinst, bin ich eine pubertierende Cheerleaderin in einer US-Teeniekomöde.

Auf der Bühne der sinkenden Titanic.

Und ich gebe alles.

An guten Tagen.