Nachdem ich gerade so vorm Blog saß und versucht habe, nachzuvollziehen, wie spät genau ich mit der Abgabe einer ganz spezifischen Hausarbeit bei einer ganz spezifischen Dozentin dran war, dachte ich mir, ich könnte eigentlich mal wieder ein Lebenszeichen hier rein werfen.
Die Hausarbeit ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt überfällig, weil Boxkämpfe mit Hirnsumpfgestalten tendenziell etwas zeitfressend sind und die Kollateralschäden von über einem Jahr Existenzangst plus Pandemiebonus irgendwie immer noch hier rumhängen (Fun fact: Wenn der Dauerstress halt einfach mal nicht aufhört, Dauerstress zu sein, sondern lediglich seine Gestalt ändert, helfen auch zwei, drei Tage Pause nicht).
Vielleicht auch, weil ich kein junger Gott mehr bin; das erscheint mir ja öfter als eine mögliche Ursache des Umstands, dass ich sowas wie Belastungsgrenzen habe, die immer mal wieder im Widerspruch zu den Forderungen der Realitätund meinen Ansprüchen an mich selbst stehen.
In einem großartigen Akt der Selbstliebe habe ich eine andere Prüfungsleistung abgebrochen und somit den potenziellen Totalabsturz aufgeschoben. Weil ich es irgendwie trotz meines gefühlten Wracklevels von etwa 7,9 auf der Titanicskala geschafft habe, eines meiner beiden Fächer so gut wie abgeschlossen zu haben (es fehlt nur noch dieses eine Modul), obwohl die Regelstudienzeit noch nicht erreicht ist, ging das auch ganz gut klar. Brauch eh länger, im zweiten Fach bin ich lange nicht so weit.
In einem weiteren großartigen Akt der Selbstliebe habe ich im Ringkampf mit der hier relevanten Hausarbeit beschlossen, absoluten Belastungsgrenzen mit sowas wie Toleranz zu begegnen.
Mehr als einmal durchmachen war nicht mehr drin;
am Folgetag habe ich zudem beschlossen, aus Gründen der Wahnsinnsprophylaxe meine Medikamente zu nehmen, obwohl die müde machen und krass hungrig, aber das ist eine andere Baustelle. Selbstliebe und so.
Jo, und deswegen ist die Hausarbeit jetzt halt einen Tag überfällig.
Und weil ich sie erst heute fertig gekriegt habe, im Anschluss einen zweistündigen Druckerkrieg gegen Papierleer (bei vollem Papierfach), unbekannte Fehlermeldung, Papierstau, weitere unbekannte Fehlermeldung, Papierleer, undsofort geführt habe, werde ich sie erst morgen abschicken können.
Das heißt, sie kommt frühestens am Mittwoch an.
Naturgemäß stürzt mich das in abgrundtiefe Angstspiralen.
Die waren schon beim schreiben schlimm, weil mein Hirn dazu tendiert, eher meinem gelegentlich verschobenen inneren Bewertungssystem und dem Muttergeist zu glauben, wenn es um die Einstufung meiner Kompetenz geht, und weniger Freunden, Dozenten, Unikollegen oder solchen Lappalien wie einem bestandenen akademischen Abschluss und einem bereits zur Hälfte erledigten zweiten, der bisher notentechnisch so gut aussieht, dass ich eigentlich nicht vor Angst, sondern vor Freude Herzrasen kriegen sollte.
Das kuriose an der Angst ist ja, dass man sie nicht so wirklich beruhigen, sondern letztlich nur aussitzen kann. Rationale Argumente beeindrucken sie nicht so richtig, und selbst, wenn sie sich doch von einem überzeugen lässt, oder sich das Problem auf andere Weise löst - die Angst macht keinen Feierabend, die hüpft einfach weiter.
Erst sieht sie inhaltliche Mängel, weil ich ihren Anspruch, einen komplexen Sachverhalt vollständig darzustellen, zu diskutieren und bewerten nicht erfülle.
Wenn sie dann den Hinweis darauf, dass das auf rund 20 Seiten nicht möglich ist, geschluckt hat, geht's weiter mit Sprache und Stil.
Man könnte es besser ausdrücken, präziser schreiben, lange Sätze sind Bandwurmmonster, kurze Sätze sind zu knapp, und es soll ja nicht nur inhaltlich korrekt sein, sondern auch ein angenehmes Lektüreerlebnis bieten.
Wenn ich dann, trotz der Zweifel am Inhalt und des in Dauerschleife wiederholten (durchaus nicht falschen) Hinweises, dass man so ziemlich alles besser schreiben kann, und der (durchaus nicht richtigen) Schlussfolgerung, dass jede Hausarbeit ein sprachliches Meisterwerk sein muss, doch geschafft habe, das Ding fertig zu kriegen, geht's weiter mit den Visionen des Versagens durch höhere Gewalt.
Die Dozentin könnte beschließen, mich aufgrund des verspäteten Eingangs durchfallen zu lassen.
Womit wir wieder am Ausgangspunkt der Mottentanz-Auferstehung wären.
Faktisch kann ich nicht sicher vorhersehen, wie die Dozentin auf eine Arbeit, die zu spät eingegangen und sprachlich oder/und inhaltlich nicht perfekt ist, reagiert.
Der Versuch, doch eine eindeutige Erkenntnis aus der Wahrscheinlichkeitenglaskugel zu ziehen, ist dabei zu gleichen Teilen Sicherheitsbedürfnis und Kontrollzwang.
Die Angst und ich führen einen Indizienprozess, in dem jede Handlungsoption falsch ist.
Arbeit schon mal per Mail einreichen - Nein, dann sieht sie, dass du sie erst zu spät fertig geschrieben hast, und nimmt sie vielleicht nicht an, außerdem hat sie gesagt, du sollst das per Post schicken, und vielleicht denkt sie dann, die Verspätung ist deren Schuld und nicht deine.
Arbeit per Post schicken - Fuck, die kommt frühestens übermorgen an, das ist zu spät, die lässt dich dann einfach durchfallen.
Die letzte Arbeit kam auch erst ein paar Tage später bei ihr an und das ging klar - Ja schon, aber bei der letzten Arbeit hat sie gesagt, dass ein paar Tage später ok sind, und es waren nur ein paar Tage später nach dem *regulären* Abgabetermin. Diesmal hast du vorher um eine längere Abgabefrist gebeten und die Arbeit ist trotzdem nicht pünktlich bei ihr.
Mail schreiben und sich vorab für die spätere Abgabe entschuldigen - SCHAMGEFÜHL LEVEL 39295291, und wolltest du nicht üben, dich nicht mehr so oft für Sachen zu entschuldigen?
Keine Mail schreiben - Du wirst durchfallen.
Im Indizenprozess gegen die Angst lässt es sich nicht wirklich gewinnen.
Also höre ich auf, mit ihr zu diskutieren, scheuche meine Mutter wieder in ihre Ecke, die Frau ist schließlich seit 14 Jahren tot, und tue das, was ich halt so mache: Mitte suchen zwischen Verdrängung und Tiefensturz, Aussitzen, Weiteratmen.
Zwischendurch freischreiben, dann und wann große Erkenntnisse, selten Momente der ersehnten stabil-mittelmäßig-langweiligen Normalität (ich bin immer noch der Meinung, dass die viel zu wenig Wertschätzung erfährt und viel zu oft als selbstverständlich angesehen wird).
Gelegentlich passiert dieses ominöse "sich spüren"/In-sich-selbst-sein; wie gewohnt vor allem dann, wenn ich ins Extrem gehe.
Freundeskreis nach wie vor nicht vergrault; Kater alt, aber lebendig, Katze langsam auch alt, aber im Rahmen des Möglichen gut in Schuss.
Die psychische Geisterachterbahn fährt noch, Theater und Festivals als Hauptventile pausieren immer noch.
Krisendurchschiffen und -überstehen passiert nicht aus Hoffnung,Optimismus oder besonderer Begabung, sondern aus reinem Trotz und ausgeprägter Sturheit (immer noch).
Sie kennen mich, ich komme zurecht.
Die Hausarbeit ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt überfällig, weil Boxkämpfe mit Hirnsumpfgestalten tendenziell etwas zeitfressend sind und die Kollateralschäden von über einem Jahr Existenzangst plus Pandemiebonus irgendwie immer noch hier rumhängen (Fun fact: Wenn der Dauerstress halt einfach mal nicht aufhört, Dauerstress zu sein, sondern lediglich seine Gestalt ändert, helfen auch zwei, drei Tage Pause nicht).
Vielleicht auch, weil ich kein junger Gott mehr bin; das erscheint mir ja öfter als eine mögliche Ursache des Umstands, dass ich sowas wie Belastungsgrenzen habe, die immer mal wieder im Widerspruch zu den Forderungen der Realität
In einem großartigen Akt der Selbstliebe habe ich eine andere Prüfungsleistung abgebrochen und somit den potenziellen Totalabsturz aufgeschoben. Weil ich es irgendwie trotz meines gefühlten Wracklevels von etwa 7,9 auf der Titanicskala geschafft habe, eines meiner beiden Fächer so gut wie abgeschlossen zu haben (es fehlt nur noch dieses eine Modul), obwohl die Regelstudienzeit noch nicht erreicht ist, ging das auch ganz gut klar. Brauch eh länger, im zweiten Fach bin ich lange nicht so weit.
In einem weiteren großartigen Akt der Selbstliebe habe ich im Ringkampf mit der hier relevanten Hausarbeit beschlossen, absoluten Belastungsgrenzen mit sowas wie Toleranz zu begegnen.
Mehr als einmal durchmachen war nicht mehr drin;
am Folgetag habe ich zudem beschlossen, aus Gründen der Wahnsinnsprophylaxe meine Medikamente zu nehmen, obwohl die müde machen
Jo, und deswegen ist die Hausarbeit jetzt halt einen Tag überfällig.
Und weil ich sie erst heute fertig gekriegt habe, im Anschluss einen zweistündigen Druckerkrieg gegen Papierleer (bei vollem Papierfach), unbekannte Fehlermeldung, Papierstau, weitere unbekannte Fehlermeldung, Papierleer, undsofort geführt habe, werde ich sie erst morgen abschicken können.
Das heißt, sie kommt frühestens am Mittwoch an.
Naturgemäß stürzt mich das in abgrundtiefe Angstspiralen.
Die waren schon beim schreiben schlimm, weil mein Hirn dazu tendiert, eher meinem gelegentlich verschobenen inneren Bewertungssystem und dem Muttergeist zu glauben, wenn es um die Einstufung meiner Kompetenz geht, und weniger Freunden, Dozenten, Unikollegen oder solchen Lappalien wie einem bestandenen akademischen Abschluss und einem bereits zur Hälfte erledigten zweiten, der bisher notentechnisch so gut aussieht, dass ich eigentlich nicht vor Angst, sondern vor Freude Herzrasen kriegen sollte.
Das kuriose an der Angst ist ja, dass man sie nicht so wirklich beruhigen, sondern letztlich nur aussitzen kann. Rationale Argumente beeindrucken sie nicht so richtig, und selbst, wenn sie sich doch von einem überzeugen lässt, oder sich das Problem auf andere Weise löst - die Angst macht keinen Feierabend, die hüpft einfach weiter.
Erst sieht sie inhaltliche Mängel, weil ich ihren Anspruch, einen komplexen Sachverhalt vollständig darzustellen, zu diskutieren und bewerten nicht erfülle.
Wenn sie dann den Hinweis darauf, dass das auf rund 20 Seiten nicht möglich ist, geschluckt hat, geht's weiter mit Sprache und Stil.
Man könnte es besser ausdrücken, präziser schreiben, lange Sätze sind Bandwurmmonster, kurze Sätze sind zu knapp, und es soll ja nicht nur inhaltlich korrekt sein, sondern auch ein angenehmes Lektüreerlebnis bieten.
Wenn ich dann, trotz der Zweifel am Inhalt und des in Dauerschleife wiederholten (durchaus nicht falschen) Hinweises, dass man so ziemlich alles besser schreiben kann, und der (durchaus nicht richtigen) Schlussfolgerung, dass jede Hausarbeit ein sprachliches Meisterwerk sein muss, doch geschafft habe, das Ding fertig zu kriegen, geht's weiter mit den Visionen des Versagens durch höhere Gewalt.
Die Dozentin könnte beschließen, mich aufgrund des verspäteten Eingangs durchfallen zu lassen.
Womit wir wieder am Ausgangspunkt der Mottentanz-Auferstehung wären.
Faktisch kann ich nicht sicher vorhersehen, wie die Dozentin auf eine Arbeit, die zu spät eingegangen und sprachlich oder/und inhaltlich nicht perfekt ist, reagiert.
Der Versuch, doch eine eindeutige Erkenntnis aus der Wahrscheinlichkeitenglaskugel zu ziehen, ist dabei zu gleichen Teilen Sicherheitsbedürfnis und Kontrollzwang.
Die Angst und ich führen einen Indizienprozess, in dem jede Handlungsoption falsch ist.
Arbeit schon mal per Mail einreichen - Nein, dann sieht sie, dass du sie erst zu spät fertig geschrieben hast, und nimmt sie vielleicht nicht an, außerdem hat sie gesagt, du sollst das per Post schicken, und vielleicht denkt sie dann, die Verspätung ist deren Schuld und nicht deine.
Arbeit per Post schicken - Fuck, die kommt frühestens übermorgen an, das ist zu spät, die lässt dich dann einfach durchfallen.
Die letzte Arbeit kam auch erst ein paar Tage später bei ihr an und das ging klar - Ja schon, aber bei der letzten Arbeit hat sie gesagt, dass ein paar Tage später ok sind, und es waren nur ein paar Tage später nach dem *regulären* Abgabetermin. Diesmal hast du vorher um eine längere Abgabefrist gebeten und die Arbeit ist trotzdem nicht pünktlich bei ihr.
Mail schreiben und sich vorab für die spätere Abgabe entschuldigen - SCHAMGEFÜHL LEVEL 39295291, und wolltest du nicht üben, dich nicht mehr so oft für Sachen zu entschuldigen?
Keine Mail schreiben - Du wirst durchfallen.
Im Indizenprozess gegen die Angst lässt es sich nicht wirklich gewinnen.
Also höre ich auf, mit ihr zu diskutieren, scheuche meine Mutter wieder in ihre Ecke, die Frau ist schließlich seit 14 Jahren tot, und tue das, was ich halt so mache: Mitte suchen zwischen Verdrängung und Tiefensturz, Aussitzen, Weiteratmen.
Zwischendurch freischreiben, dann und wann große Erkenntnisse, selten Momente der ersehnten stabil-mittelmäßig-langweiligen Normalität (ich bin immer noch der Meinung, dass die viel zu wenig Wertschätzung erfährt und viel zu oft als selbstverständlich angesehen wird).
Gelegentlich passiert dieses ominöse "sich spüren"/In-sich-selbst-sein; wie gewohnt vor allem dann, wenn ich ins Extrem gehe.
Freundeskreis nach wie vor nicht vergrault; Kater alt, aber lebendig, Katze langsam auch alt, aber im Rahmen des Möglichen gut in Schuss.
Die psychische Geisterachterbahn fährt noch, Theater und Festivals als Hauptventile pausieren immer noch.
Krisendurchschiffen und -überstehen passiert nicht aus Hoffnung,Optimismus oder besonderer Begabung, sondern aus reinem Trotz und ausgeprägter Sturheit (immer noch).
Sie kennen mich, ich komme zurecht.