Sonntag, 23. August 2015
Auch, wenn ich in meinem Wahn, Menschen blind zu vertrauen (letzter Fall: Amazone und vor Allem der Ziegenmann) mal wieder sehr, sehr böse verletzt wurde, und es sehr, sehr, sehr weh tut, heißt das nicht, dass die/meine Welt untergeht.
Sie formiert sich nur neu.
Mit zwei Menschen weniger.

Und auch, wenn ich zwei Menschen weniger in meinem Herzen habe, heißt das nicht, dass ich alleine bin.
Oder dass ich aufhören sollte, Menschen in mein Herz zu lassen.

Jetzt geht es darum, die Neuformation des Trümmerhaufens weder zu behindern, noch zwanghaft vorantreiben zu wollen, und darauf zu hoffen/warten, dass es auch diesmal wieder klappt.
Ich versuche, auf mich zu vertrauen, und warte ab, was diesmal aus mir wird.

/geschrieben aus dem freiwillig angetretenen Wochenend-Exil in Mayhemsdorf, bei Papa Mayhem, nach einer durchtanzten Nacht mit Menschen, die eigentlich nur entfernte Bekannte sind, aber sich den ganzen Abend Burzum für mich gewünscht haben, weil sie finden, dass ich nach Black Metal aussehe und mich aufmuntern wollten.
Und ASP, zu denen sonst der Ziegenmann und ich getanzt haben.
Aber ich kann das auch alleine.
Oder im Kreis von Menschen, die einfach so meine neuen Freunde werden könnten.
Jetzt, wo ich zwei Vertraute weniger habe.




Montag, 17. August 2015
Die Black Parade läuft wieder im Blog auf, denn heute sind es acht Jahre.

Give a cheer for all the broken.

Bisher ist es ein Tag wie jeder andere, Erinnerung und Trauer, und was man so fühlen sollte, hält sich nicht an den Kalender.

Meine Angst war immer, so zu enden wie du, und heute ist mir aufgefallen, dass ich einen weiteren Schritt in die Gegenrichtung geschafft habe.
Ich bin 21, bisher nicht alkoholkrank, nach wie vor nicht mit einem Mann verheiratet, den ich nicht liebe, und manchmal kriege ich mich auf die Reihe.
Vermutlich bin ich erst ruhig, wenn ich älter bin, als du es warst, aber in dieser Erkenntnis liegt eine kleine Herausforderung, und die Herausforderung bringt Optimismus.
Älter werden als du.
Trotz allem.
Challenge accepted.
Glaube ich.





Sonntag, 26. Juli 2015




Verflucht der Tag
an dem die Sonne erlosch


Menschen und Leben sind/ist manchmal scheiße.
Nein, sind sie und ist es nicht.
Sie sind und es ist das wunder- und grauenvollste, (und alles,) was die Welt zu bieten hat.
Und wenn sie den letzten Funken Energie aus einem gezogen haben, hört man auf, zu existieren.
Und irgendwann stirbt man dann.

Kein Tag seitdem vergangen
Ohne blinden Krankheitswahn

Die Medikamente ebnen meine Realität und überbrücken Schlaglöcher, was im Prinzip anscheinend fast zu sowas wie Existenzfähigkeit führen kann.
Aber so machen sie die Bühne frei für alles, was tiefer liegt und vorher in fauligem Dornröschenschlaf auf dem Grund des Sumpfes in mir gelegen hat.

wenn totes Seelenfleisch vom Körper fällt

Der ganze beschissene Sumpf wird umgegraben und aufgewühlt, und da werden die Dinge an die Oberfläche gespült, die ihre Wurzeln noch tiefer gegraben haben, als in der Ursuppe, aus der sie kommen.
Und ich bin mit ihnen allein.

Anfangs war es skurril; dann haben sie angefangen, zu wirken, und das Leben wurde so erträglich, dass ich nicht mehr weiter weiß.
Ich habe ein WG-Zimmer.
Ich habe die Amazone als gute Freundin, und den Ziegenmann als jemanden, der mich blind versteht, für den ich tiefste Zuneigung empfinde, die sich aber anders anfühlt als "Liebe" und viel tiefer reicht, vielleicht sogar bis in den Sumpf.
der Glanz von weißen Wänden
die Haut verbrennt


Das, was ich immer wollte ("alles wird gut"), ist beinahe eingetroffen und ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll, denn meine Urängste haben sich zu einem Landgang entschlossen.
Die Angst, zu viel oder nicht genug zu sein; zu versagen; jemanden zu verletzen oder verletzt zu werden; der Spagat zwischen einem für mich wahnsinnig anmutenden Nähebedürfnis und der abstoßenden Wirkung aller Personen, die mir vielleicht tatsächlich, ohne schlimme oder egoistische Gedanken und egal auf welche Art näher kommen wollen;
Die älteste und tiefste aller Ängste: Allein gelassen zu werden.

Ich habe Angst davor, alleine gelassen zu werden, wahnsinnige Angst, und versuche unbewusst-panisch, Verluste zu vermeiden. Versuchte.

Reglos, starr der Körper komatös in sich gefangen
Verstand und Handlungswillen in der Lethargie ersticken
Augen starren tagelang nur leblos an die Wände
Schleichend und in Stille geht es mit dem Menschen zu Ende


Dann wurde es besser und mein Serotoninspiegel stabilisiert, und auf allgemeine Verstrahltheit folgten Egosteigerung und -verfall, gesunde Indifferenz und häufigere Vergewisserungsfragen, und jetzt sitze ich da und weiß nicht, wie ich mit mir und euch da draußen und dem Leben, in dem wir drinstecken, umgehen soll.
Was ich machen und wie ich mich verhalten soll.
Ich habe die ganze Zeit zu viel oder gar nichts gefühlt, und jetzt werde ich aus dieser Indifferenz ohne Vorwarnung mit der Wurzel allen Übels konfrontiert.
Aber ich weiß doch nicht, was ich mit ihr machen soll.
Was ich mit mir machen soll.

Natürlich ist das allgemeingültige "einfach weiteratmen", das nach und nach das "alles wird gut" ersetzt hat, an sich immer noch angebracht.

Aber zum ersten Mal bin ich wirklich und ehrlich ratlos.


Glieder tot
Gehirn tot
Alles stirbt


Herz tot
?



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Alle Zitate aus dem oben eingebetteten Weiße Wände von Fäulnis




Montag, 1. Juni 2015

Prag-Soundtrack, Part 1. Einfach so.
Ich könnte Ihnen von meiner Sitzung bei der Therapeutin erzählen, die mir sagte, mir gehe es doch gar nicht schlecht und ich solle mich nicht so reinsteigern, nachdem sie aus unserem Gespräch (Rederversuche meinerseits und strategisch sehr ungünstig gewählte und sehr zahlreiche Unterbrechungen ihrerseits) gefolgert hatte, dass ich eigentlich nur leicht verstimmt bin und mich nicht so anstellen soll.
Und nicht so "salopp und hektisch" reden, denn: So "kann und will" sie mir nicht zuhören.
Die arme Frau.

Ich könnte davon erzählen, dass ich, aus Frust über diese Frau, den Abend mit dem Ziegenmann, der Amazone und dem Katzenmann in der Stammkneipe verbracht habe; dass der Katzenmann mich, vermutlich alkoholkatalysiert, sehr sehr toll fand, ich mal wieder ein paar obskure Knutschflecken hatte und, natürlich, am nächsten Tag per SMS und nach sehr viel beziehungsähnlichem Gehabe seinerseits die Frage kam, was das jetzt eigentlich gewesen sei, denn von seiner Seite aus habe das kein Beziehungspotential.
Aber Kumpelgeschichte mit gesteigertem Näheverhältnis wäre natürlich ok.

Ich könnte auch von dem Konzert erzählen, das ich mit Tante Emma und dem Ziegenmann besucht habe; auf dem ich Mr.Gaunt gesehen habe, der nicht mehr mit seiner eigentlich frisch Anverlobten zusammen ist, und davon, dass Legolas und ich vorher ausführlich erörtert haben, wie wir "in der Öffentlichkeit" miteinander umgehen könntensolltenwerden, und er mir erklärt hat, dass er gerade "nicht Mann genug" ist, um "damit umzugehen, wie es sich eigentlich gehört" und somit die Heimlichkeitsschiene klar präferiert.

Von Prag könnte ich auch schreiben, oder meinem Unistress/-desaster.
Oder vom Berserkerbär, den ich am Samstag kennen gelernt habe.

Aber das ist gerade nicht das Wichtigste.

Das Wichtigste und Irritierendste, Verunsichernste und Schönste ist, dass ich Menschen habe, die, glaube ich, da sind.
Wenn ich als wandelnde Seuche dauerhustend und rotzend im Schneckentempo durch Prag wandle und ihnen damit auf den Senkel gehe;
wenn ich von einer untersensiblen Therapeutin wiederkomme und mich wie ein sehr kleiner, sehr unsanft in eine Ecke gefegter Haufen Straßendreck fühle;
wenn ich meiner Wahrnehmung nicht mehr traue und deshalb in den alltäglichsten Momenten völlig verunsichert frage, was ihre dazu sagt;
wenn ich medikamentenverstrahlt einmal den kompletten Fear and Loathing in Las Vegas durchlebe;
und auch, wenn es mir gerade einfach neutral geht, ich nicht weiter leide, weil mir der Katzenmann nichts ausmacht, und ich, wie immer in solchen Situationen seit Mr.Gaunt, zwischen leichter Freude und mittelgroßem Fluchtreflex pendle, weil der Berserkerbär..naja, der Berserkerbär ist.
Mit denen ich mal mehr, mal weniger angetrunken durch die Stadt laufe/schwanke und viel zu schlechte Lieder mit viel zu großem Ohrwurmpotential gröhle.
Und für die ich zwei Stunden früher in die Uni fahre, damit sie ihre Freistunden nicht alleine absitzen müssen.

Das, oder die, sind wichtig. Wichtiger als die ganzen anderen Sachen.
Und mindestens diesen einen eigenen, angekitschten Eintrag aus der Versenkung wert.