Thema: persoenlichkeitsfetzen
04. November 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Dieser seltsame Moment, eingeklemmt auf der Rücksitztbank des Rauchers, zwischen dem Fremden, der alten Sache und einer Snare Drum.
Der Fremde nonstop am Texten mit einem Fangirlie, und immer, wenn sie schreibt, fängt er an, glücklich zu lächeln und es fängt an, weh zu tun.
Er besucht sie nachher noch, hat er gesagt, und hat sich deswegen nicht völlig abgeschossen, sondern nur ein wenig Mut angetrunken.
Sein Fangirlie ist 15, eine blondierte, noch stärker geschminkte Variante der Ghettoschwester und war heute nicht da, weil in der Dorfdisko Lady's Night war und Tanzpop + Freicocktails mit den anderen Fangirlies und Ghettomädchen sich für sie besser angehört haben als Black Metal + Selbstversorgung.
Der Schlagzeuger hat gesagt, ist auch gut so, die Ghettofraktion habe gerade noch gefehlt. Die seien sowieso zu nichts zu gebrauchen, nichtmal rummachen wolle er mit denen.
Der Fremde hat nur weiter sms geschrieben.
Dieses seltsame Gefühl der totalen Entfremdung, der unfreiwiligen Distanzierung von der alten Sache und seine Distanz mir Gegenüber.
Nicht einmal ein höflicher Unterhaltungsversuch, auf die von mir gestarteten wird kurz angebunden reagiert und als ich, aus dem Nichts heraus zugegebenermaßen, erwähne, dass er im letzten Jahr auf keine Nachricht reagiert und auch nicht zurückgerufen hat, reagiert er einerseits verunsichert, andererseits trotzig-unwillig-knatschig und versucht halbherzig, sich rauszureden, bis ich dem Trauerspiel ein Ende bereite und sage, ist jetzt auch egal, ändern können wir sowieso nichts mehr, vorbei ist vorbei, und damit nicht nur die Schweigephase meine.
Er weiß es.
Und schaut mich an und sieht, dass ich es weiß.
Die Seelenverwandschaft, die da mal war, ist verloren gegangen, und ich habe endlich begriffen, dass nicht ich diejenige bin, die daran Schuld trägt.
Ich dachte, wenn es soweit ist, wenn ich vor ihm stehe und wir es realisieren, wenn es wirklich so weit ist, dann würde ich nahe am Weinen sein, und ich würde es ihm sagen, alles, du Idiot, ich war in dich verliebt, aber ich Idiotin habe mich nicht getraut, es zu zeigen, und jetzt ist es zu spät.
Dann kam der Fremde, und auf einmal stehe ich vor der alten Sache und spreche es aus, dass es vorbei ist, das Alles, und behalten den Rest für mich.
Nicht, weil ich mich nicht traue, sondern weil ich abgeschlossen habe .
Die alte Sache ist etwas, womit ich abgeschlossen habe, schon vor dem Fremden und teilweise unbewusst, und auch mit dem Fremden schließe ich ab, egal, ob er bald eine Freundin hat oder nicht, und egal, ob er sich weiter so unschön verhält oder endlich mal ansatzweise Rücksicht nimmt.
Irgendwann ist das Geschichte.
Irgendwann ist es Geschichte, wie die alte Sache.
Irgendwann ist das alles Geschichte, und es fängt jetzt an, dazu zu werden, zu verschwinden und sich zu beenden, jeden Tag etwas mehr.
Immer ein Stück mehr.
Wenn ich ein Gespräch mit den Vermietern ausmache, weil ich die Sache jetzt alleine in die Hand nehme, denn die Nachbarin hat keine Lust mehr,
Wenn ich der Schwester des Rauchers ein Sofa und vielleicht sogar einen Kühlschrank abschwatze, die sie sonst weggeworfen hätte,
wenn ich auf einmal eine potenzielle Mitbewohnerin habe, weil Ms Golightly es zuhause genauso wenig aushält wie ich.
Auch, wenn ich immer noch Angst habe vor Gesprächen, besonders mit den Vermietern wegen der Wohnung und dem Jugendamt wegen Wohnzuschuss.
Und vor zu großen Menschenmengen,
und davor, mich zu blamieren.
Vor dem Schmiertypen.
Vor Umarmungen, manchmal.
Davor, den ersten Schritt auf andere Menschen zu zu gehen und abgewiesen oder ausgelacht zu werden.
Vor dem Abitur.
Vor unbekannten Situationen und Menschen.
Und davor, dass ich da letztendlich alleine durch muss.
Es gibt niemanden, der für dich dein Schicksal niederkämpft, das musst du selbst machen, ob du willst oder nicht.
Und eigentlich ist es nicht die Angst, die einen abhält von irgendwas, die ist maximal ein Grund und oft nur eine Ausrede. Und man hat es selbst in der Hand, wie es weitergeht.
Ob es überhaupt weitergeht.
Es geht weiter.
Ich habe mich dazu entschieden, dass es weitergeht, als ich da auf der Rücksitzbank des Raucherautos saß, eingeklemmt zwischen dem Fremden, der nonstop mit dem Fangirlie schreibt und so positiv-verliebt wirkt, wie ich es in guten Momenten gesehen und mir in schlechten gewünscht habe, der alten Sache, der so unheimlich fremd geworden ist, und einer Snaredrum.
Und eigentlich sollte es schon wieder hell werden, aber weil das Wetter den Weltuntergang übt, ist es stockfinster und ich habe Angst, dass das Auto im Schlamm stecken bleibt und danke dem Schicksal dafür, dass ich eine gute Ausrede , nicht zu fahren, habe, weil das Mayhemmobil doch in der Werkstatt ist.
Auf eine Bahnhaltestelle wartet man seit 30 Jahren.
Und als ich nach dem Aufstehen auf der Terasse des Rauchers sitze und seinen Nachbarn beim Umzug zusehe, festigt sich der Entschluss, dass es weitergeht und wird zu Beton, oder Stahlbeton, und er ist zwar kein Fundament, aber immerhin ein Stützpfeiler, der dafür, dass er in Morast steht, ziemlich stabil wirkt.
Er hält tatsächlich, als der Raucherbruder beim Frühstück darüber witzelt, wie versunken und bescheuert grinsend der Fremde an seinem Handy geklebt hat, und dass er ein paar Tage zuvor bei einem Telefonat mit dem Fangirlie behauptet hatte, alleine und daheim zu sein, obwohl er da eigentlich gerade Bandprobe hatte.
Er hält auch, als der Raucher abwinkt und meint, der Fremde habe jetzt eben seine Ghettotussi gefunden, und er hält sogar dann noch, als sich aus der Masse derer, die sich dazu entschieden haben, ihren (mehr oder weniger großen) Rausch beim Raucher auszuschlafen, Legolas hervortut, abfällig lacht und meint, dass die Tussi ja passen würde. Kein Gespür für Musik und keins für Menschen, Null Rhythmusgefühl, ein IQ auf Zimmertemperaturniveau und nichtmal genug Schauspieltalent, um überzeugend so zu tun, als habe sie eine Persönlichkeit, weshalb das ganze eher einem Schmierentheater gleiche. Oder als ein Vorbote des Weltuntergangs zu deuten sei.
Es ist ein Teil des Weltuntergangs.
Eigentlich ist es ein Teil meines Weltuntergangs, aber ich habe mich dazu entschieden, es zu überstehen, das alles.
Wenn sie mich bei der Zombieapokalypse erwischen, ist das eine Sache, aber der schicksalsbedingte,innere Weltuntergang, durch den ich gerade wate, wird das Letzte sein, wovon ich mich endgültig unterkriegen lasse.
Egal, was passiert.
Denn alles geht vorbei, und irgendwann, da wird alles gut.
Einfach weiteratmen, irgendwann wird alles gut. Ich habe bis jetzt alles überstanden, mehr oder weniger. Ich habe sogar die alte Sache überstanden.
Und ich werde einen Dreck tun und mir mein wohlverdientes Glücklichsein von solchen Kleinigkeiten wie emotionalen Totalzusammenbrüchen, der werten Familie oder einem gebrochenen Herz dauerhaft wegnehmen lassen.
Irgendwann wird alles gut.
Auch, wenn aktuell gar nichts mehr geht.
Der Fremde nonstop am Texten mit einem Fangirlie, und immer, wenn sie schreibt, fängt er an, glücklich zu lächeln und es fängt an, weh zu tun.
Er besucht sie nachher noch, hat er gesagt, und hat sich deswegen nicht völlig abgeschossen, sondern nur ein wenig Mut angetrunken.
Sein Fangirlie ist 15, eine blondierte, noch stärker geschminkte Variante der Ghettoschwester und war heute nicht da, weil in der Dorfdisko Lady's Night war und Tanzpop + Freicocktails mit den anderen Fangirlies und Ghettomädchen sich für sie besser angehört haben als Black Metal + Selbstversorgung.
Der Schlagzeuger hat gesagt, ist auch gut so, die Ghettofraktion habe gerade noch gefehlt. Die seien sowieso zu nichts zu gebrauchen, nichtmal rummachen wolle er mit denen.
Der Fremde hat nur weiter sms geschrieben.
Dieses seltsame Gefühl der totalen Entfremdung, der unfreiwiligen Distanzierung von der alten Sache und seine Distanz mir Gegenüber.
Nicht einmal ein höflicher Unterhaltungsversuch, auf die von mir gestarteten wird kurz angebunden reagiert und als ich, aus dem Nichts heraus zugegebenermaßen, erwähne, dass er im letzten Jahr auf keine Nachricht reagiert und auch nicht zurückgerufen hat, reagiert er einerseits verunsichert, andererseits trotzig-unwillig-knatschig und versucht halbherzig, sich rauszureden, bis ich dem Trauerspiel ein Ende bereite und sage, ist jetzt auch egal, ändern können wir sowieso nichts mehr, vorbei ist vorbei, und damit nicht nur die Schweigephase meine.
Er weiß es.
Und schaut mich an und sieht, dass ich es weiß.
Die Seelenverwandschaft, die da mal war, ist verloren gegangen, und ich habe endlich begriffen, dass nicht ich diejenige bin, die daran Schuld trägt.
Ich dachte, wenn es soweit ist, wenn ich vor ihm stehe und wir es realisieren, wenn es wirklich so weit ist, dann würde ich nahe am Weinen sein, und ich würde es ihm sagen, alles, du Idiot, ich war in dich verliebt, aber ich Idiotin habe mich nicht getraut, es zu zeigen, und jetzt ist es zu spät.
Dann kam der Fremde, und auf einmal stehe ich vor der alten Sache und spreche es aus, dass es vorbei ist, das Alles, und behalten den Rest für mich.
Nicht, weil ich mich nicht traue, sondern weil ich abgeschlossen habe .
Die alte Sache ist etwas, womit ich abgeschlossen habe, schon vor dem Fremden und teilweise unbewusst, und auch mit dem Fremden schließe ich ab, egal, ob er bald eine Freundin hat oder nicht, und egal, ob er sich weiter so unschön verhält oder endlich mal ansatzweise Rücksicht nimmt.
Irgendwann ist das Geschichte.
Irgendwann ist es Geschichte, wie die alte Sache.
Irgendwann ist das alles Geschichte, und es fängt jetzt an, dazu zu werden, zu verschwinden und sich zu beenden, jeden Tag etwas mehr.
Immer ein Stück mehr.
Wenn ich ein Gespräch mit den Vermietern ausmache, weil ich die Sache jetzt alleine in die Hand nehme, denn die Nachbarin hat keine Lust mehr,
Wenn ich der Schwester des Rauchers ein Sofa und vielleicht sogar einen Kühlschrank abschwatze, die sie sonst weggeworfen hätte,
wenn ich auf einmal eine potenzielle Mitbewohnerin habe, weil Ms Golightly es zuhause genauso wenig aushält wie ich.
Auch, wenn ich immer noch Angst habe vor Gesprächen, besonders mit den Vermietern wegen der Wohnung und dem Jugendamt wegen Wohnzuschuss.
Und vor zu großen Menschenmengen,
und davor, mich zu blamieren.
Vor dem Schmiertypen.
Vor Umarmungen, manchmal.
Davor, den ersten Schritt auf andere Menschen zu zu gehen und abgewiesen oder ausgelacht zu werden.
Vor dem Abitur.
Vor unbekannten Situationen und Menschen.
Und davor, dass ich da letztendlich alleine durch muss.
Es gibt niemanden, der für dich dein Schicksal niederkämpft, das musst du selbst machen, ob du willst oder nicht.
Und eigentlich ist es nicht die Angst, die einen abhält von irgendwas, die ist maximal ein Grund und oft nur eine Ausrede. Und man hat es selbst in der Hand, wie es weitergeht.
Ob es überhaupt weitergeht.
Es geht weiter.
Ich habe mich dazu entschieden, dass es weitergeht, als ich da auf der Rücksitzbank des Raucherautos saß, eingeklemmt zwischen dem Fremden, der nonstop mit dem Fangirlie schreibt und so positiv-verliebt wirkt, wie ich es in guten Momenten gesehen und mir in schlechten gewünscht habe, der alten Sache, der so unheimlich fremd geworden ist, und einer Snaredrum.
Und eigentlich sollte es schon wieder hell werden, aber weil das Wetter den Weltuntergang übt, ist es stockfinster und ich habe Angst, dass das Auto im Schlamm stecken bleibt und danke dem Schicksal dafür, dass ich eine gute Ausrede , nicht zu fahren, habe, weil das Mayhemmobil doch in der Werkstatt ist.
Auf eine Bahnhaltestelle wartet man seit 30 Jahren.
Und als ich nach dem Aufstehen auf der Terasse des Rauchers sitze und seinen Nachbarn beim Umzug zusehe, festigt sich der Entschluss, dass es weitergeht und wird zu Beton, oder Stahlbeton, und er ist zwar kein Fundament, aber immerhin ein Stützpfeiler, der dafür, dass er in Morast steht, ziemlich stabil wirkt.
Er hält tatsächlich, als der Raucherbruder beim Frühstück darüber witzelt, wie versunken und bescheuert grinsend der Fremde an seinem Handy geklebt hat, und dass er ein paar Tage zuvor bei einem Telefonat mit dem Fangirlie behauptet hatte, alleine und daheim zu sein, obwohl er da eigentlich gerade Bandprobe hatte.
Er hält auch, als der Raucher abwinkt und meint, der Fremde habe jetzt eben seine Ghettotussi gefunden, und er hält sogar dann noch, als sich aus der Masse derer, die sich dazu entschieden haben, ihren (mehr oder weniger großen) Rausch beim Raucher auszuschlafen, Legolas hervortut, abfällig lacht und meint, dass die Tussi ja passen würde. Kein Gespür für Musik und keins für Menschen, Null Rhythmusgefühl, ein IQ auf Zimmertemperaturniveau und nichtmal genug Schauspieltalent, um überzeugend so zu tun, als habe sie eine Persönlichkeit, weshalb das ganze eher einem Schmierentheater gleiche. Oder als ein Vorbote des Weltuntergangs zu deuten sei.
Es ist ein Teil des Weltuntergangs.
Eigentlich ist es ein Teil meines Weltuntergangs, aber ich habe mich dazu entschieden, es zu überstehen, das alles.
Wenn sie mich bei der Zombieapokalypse erwischen, ist das eine Sache, aber der schicksalsbedingte,innere Weltuntergang, durch den ich gerade wate, wird das Letzte sein, wovon ich mich endgültig unterkriegen lasse.
Egal, was passiert.
Denn alles geht vorbei, und irgendwann, da wird alles gut.
Einfach weiteratmen, irgendwann wird alles gut. Ich habe bis jetzt alles überstanden, mehr oder weniger. Ich habe sogar die alte Sache überstanden.
Und ich werde einen Dreck tun und mir mein wohlverdientes Glücklichsein von solchen Kleinigkeiten wie emotionalen Totalzusammenbrüchen, der werten Familie oder einem gebrochenen Herz dauerhaft wegnehmen lassen.
Irgendwann wird alles gut.
Auch, wenn aktuell gar nichts mehr geht.