Gibt es Uruguay eigentlich noch? - Frittenbude

Wir schleppen
an den anderen, an uns, meine Möbel die Treppen hoch.
Schwer atmend, Aufzüge sind Luxus, und Luxus kann man sich nicht leisten, Schranktür um Schranktür, Lattenrostplanke, Bettbrett, immer so weiter.
Parallel putzen, mein Zimmer, das Bad meines Großvaters, die Küche. Der väterliche Anspruch, den Sauberkeitsgrad zu erreichen, der nie da war.
Irgendwann ist es dunkel und wir tragen immer noch, Wäschekörbe, Spiegel, Schminktisch. Erbstück und trotzdem nicht als mein Besitz anerkannt, die Restverwandschaft lauert.
Dann Regen, wir hören auf, ich hole die Instrumente rüber, das Katzenklo und die Futternäpfe, und ganz am Schluss trage ich die große, blaue Transportbox, aus der Kater Mayhems gelbe Augen nervös durch die Gegend zucken,während ich versuche, sein Teilzeitgefängnis möglichst ruhig zu halten und der Raucher als Absicherung nebenher läuft und versucht, uns ein bisschen von den ganzen Autos abzuschirmen und vom Jugendzentrum, an dem wir vorbeimüssen.

Kurzes Aufatmen und dann Pizzabestellen, am Wochenende bekommt man sonst nichts und ich habe beim Aufräumen genug Geld gefunden und habe oft genug die Endlostreppen niedergekämpft, um mir eine genehmigen zu können.
Die Erschöpftheit und das Geleistete streut Positivgefühlspuderzucker über die Gesamtsituation, und der Hut bestellt unser Essen, weil ich mich doch nicht traue, mit fremden Menschen zu telefonieren.
Positivgefühl plus Weltuntergang.
Der Hut und der Raucher Positivgefühl, die Nixe und ich Weltuntergang.
Um mich rotiert es, das Leben, und auf einmal ist es halb drei Uhr morgens, die Nixe musste schon nach Hause und hat sich vorher ausgeweint, der Hut schläft in meiner Gruselkammer und hat sich, während der Raucher die Nixe heimgefahren hat, bei mir über sie ausgeweint, und gerade bin ich dabei, mich auszuweinen, ganz leise, an der Brust des Rauchers, der tief und fest schläft, aber mich immerhin im Arm hält, während ich hin und her gerissen bin, weil ich das eigentlich gut finde, so ein bisschen, aber gerade irgendwie nicht und gleichzeitig doch.
Ich weiß nicht mehr weiter, sage ich zu ihm.
Ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll.
Er schnorchelt kurz, ist genau so schlimm erkältet wie ich, da hilft die Tatsache, dass mein Boiler nicht funktioniert und die Heizung nur langsam warm wird, auch nicht gerade viel, und dann dreht er sich zu mir, sehr zerknautscht, weil sehr müde, und murmelt:"Alles wird gut." Versinkt einen Sekundenbruchteil später wieder in seinem unerschütterlichen Bärenwinterschlaf, wiederholt es aber vorher nochmal,
"Alles wird gut".

Muss ja.