In einer Spontanmail, die wirklich sehr spät, zu dem Zeitpunkt, an dem der ganze Bodensatz des Unterbewusstseins/der Seele/meiner seltsamen Psyche anscheinend automatisch aufgewirbelt wird und langsam an die Oberfläche treibt, getippt wurde, habe ich einen Versuch gestartet, Papa Mayhem die Erkenntnisse (?), die ich wohl in der letzten Zeit über den AngstDepressionsWeltuntergangsklumpen in mir gewonnen habe, zu erklären.
Ich habe ihm berichtet, dass ich es zur Zeit wieder mit Selbstakzeptanz versuche und auf dem Gebiet ungeahnte Fortschritte mache. Dass es gute und schlechte Tage gibt, ich aber versuche, das einfach als Gegebenheit zu akzeptieren, weil dieses Unzulänglichkeitsgefühl, das NichtmaldaskriegstduaufdieReihe und Dasistsofurchtbar, eigentlich alles nur noch schlimmer macht.
Also, kein Unterschätzen, kein Überreagieren, einfach weiteratmen.
Es fängt an, zu funktionieren.
Eine weitere Erleuchtung ist die Tatsache, dass ich mich dem Grund meiner Angst nähere.
Die Angst vor fremden Menschen, unbekannten Orten, beidem in Kombination, manchmal auch vor bekannten Menschen, vor Telefonaten, vor Besuchen beim Bafög-Amt und den Leuten vom Studienkredit, meine Fresse, manchmal sogar vorm Einkaufen.
Es sind nicht die Menschen im Bafögamt, oder im Supermarkt. Oder im Gruftkeller, oder in der Absteige, oder in der neuen Stammkneipe, oder am anderen Ende der Telefonleitung.
Es ist schlichte Versagensangst, selbst bei so einfachen Dingen wie dem Bestellen eines Getränks, dem Fragen, wo ich jetzt nach dem Umräumen das Katzenfutter finde (wobei sowas noch am Leichtesten geht), dem mutmaßlichen Kennenlernen neuer Menschen und einfach allen Szenarien, die KOMMUNIKATION beinhalten.
Man kann aber auch verdammt viel verkehrt machen, wenn man sich nen Cuba Libre bestellt.
Und dann der Blick im Gesicht fremder Leute, wenn man sich ihnen vorstellt, um sie anschließend, je nach Verfassung, den restlichen Abend exzessiv anzuschweigen, oder tot und wieder lebendig zu reden (was das häufigere Szenario ist. Überkompensation durch Hirn-im-Autopilot-Schwachsinnskanonade: Kann ich).
Ich habe also Papa Mayhem den mutmaßlichen Grund eines Großteils meiner Probleme (die verdammte UNSICHERHEIT) mitgeteilt, eine mittelgroße Erleuchtung, und war schon ein bisschen stolz auf mich.
Als ich Tante Emma über diesen Meilenstein meiner Selbstforschung und Papakommunikation informierte, fragte sie nur spöttisch, was das meiner Meinung nach bewirken solle (Verständnis, Erleuchtung, eine Reanimation der Vater-Tochter-Bindung. Zumindest, wenn wir in einer schlechten Fernsehserie wären), aber auch das brachte meinen Optimismus nicht ins Wanken.
Dann kam die Antwortmail und mal wieder ein Beweis dafür, dass es ihm mit seinen Mitteln nicht möglich ist, mich zu begreifen.
Und das ist in Ordnung.
Ich habe es am Ende der Mail geschrieben. "Ich weiß nicht, ob das irgendwie nachvollziehbar für dich ist (oder nur einer meiner Versuche, bei denen ich dann nicht weiß, ob du mir endgültig einen Vogel zeigst). Du musst mir auch nicht darauf antworten, ich wüsste selbst nicht, was man da als Antwort schreiben könnte."
Aber Papa Mayhem hat geantwortet, zumindest auf das, was er meinte, zu verstehen.
Er kann sie nicht ganz fassen, diese unheimlich tief verwurzelte Unsicherheit im Umgang mit beinahe Allem, und die fast schon greifbare Angst, die daraus manchmal entstehen will; genauso wenig wie die Tatsache, dass leben manchmal einfach furchtbar schwierig ist.
Aber er hat versucht, zu antworten, und auch, wenn es wieder sein typisch handwerkerrationaler Zugang zum Problem war, er hat es versucht.
Und in einem Nebensatz hat er geschrieben, dass ich so irgendwie ja doch nicht "auf den Kopf gefallen" bin, und deshalb vielleicht die Leute, die mich nicht verstehen wollen, umüberzeugen kann. Dass ich anderen Menschen zwischenmenschlich was beibringen, ihnen "etwas mit auf den Weg geben" kann.
Und dass man, wenn man was auf die Vorurteile/"Meinungen" anderer Leute gibt, sowieso meistens die Arschkarte hat und er sich angewöhnt hat, das meiste zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausgehen zu lassen (Oh ja, das habe ich bereits gemerkt).
Die Eigenschaft, die meine Mutter immer als schwächliches sich Unterwerfen (Konventionen, dem Alltagstheater, das in unserem Dorf zelebriert wird, etc) interpretiert hat.
Mein Vater ist kein Diskussionsmensch.
Und wenn er keine Lust auf eine andere Meinung hat, weil die für ihn einfach Schwachsinn ist, macht er sich nicht mal die Mühe, sie entkräften zu wollen, geschweige denn, eine Sekunde darauf zu verschwenden, sich genauer mit ihr zu beschäftigen (und wenn es auch nur um eine klare Bewertung geht).
Außer natürlich in meinem Fall, mir wurde oft genug gesagt, wenn etwas an mir/in meinem Hirn/ich an sich einfach ein Haufen Scheiße war.
Und wenn es nur darum ging, dass ich zu einem Psychotherapeuten wollte.
Ich bin davon überzeugt, dass in seiner Welt alles Sinn gemacht hat.
Einfach, weil sie eine von Grund auf andere ist, als meine. Vielleicht mit ein paar Berührungspunkten und einer winzigen Schnittmenge (immerhin sind wir beide Teilzeit-Einsiedler mit Hang zur Scheißegal-Einstellung, wobei er das zugunsten eines etwas normaler wirkenden Lebens eingeschränkt hat), aber es sind und bleiben unterschiedliche Bezugssysteme, in denen wir uns bewegen.
Das macht nichts einfacher, aber es spart einem viele Diskussionen, und hat, zusammen mit der deutlich erhöhten räumlichen Distanz, dazu geführt, dass an Familienfeiern alle sehr angespannt, aber auch im Großen und Ganzen freundlich zueinander sind (zumindest, wenn ich nicht länger als zwei Stunden da bin).
Das ist zwar manchmal beklemmend, aber es ist ein Anfang.
Ich habe ihm berichtet, dass ich es zur Zeit wieder mit Selbstakzeptanz versuche und auf dem Gebiet ungeahnte Fortschritte mache. Dass es gute und schlechte Tage gibt, ich aber versuche, das einfach als Gegebenheit zu akzeptieren, weil dieses Unzulänglichkeitsgefühl, das NichtmaldaskriegstduaufdieReihe und Dasistsofurchtbar, eigentlich alles nur noch schlimmer macht.
Also, kein Unterschätzen, kein Überreagieren, einfach weiteratmen.
Es fängt an, zu funktionieren.
Eine weitere Erleuchtung ist die Tatsache, dass ich mich dem Grund meiner Angst nähere.
Die Angst vor fremden Menschen, unbekannten Orten, beidem in Kombination, manchmal auch vor bekannten Menschen, vor Telefonaten, vor Besuchen beim Bafög-Amt und den Leuten vom Studienkredit, meine Fresse, manchmal sogar vorm Einkaufen.
Es sind nicht die Menschen im Bafögamt, oder im Supermarkt. Oder im Gruftkeller, oder in der Absteige, oder in der neuen Stammkneipe, oder am anderen Ende der Telefonleitung.
Es ist schlichte Versagensangst, selbst bei so einfachen Dingen wie dem Bestellen eines Getränks, dem Fragen, wo ich jetzt nach dem Umräumen das Katzenfutter finde (wobei sowas noch am Leichtesten geht), dem mutmaßlichen Kennenlernen neuer Menschen und einfach allen Szenarien, die KOMMUNIKATION beinhalten.
Man kann aber auch verdammt viel verkehrt machen, wenn man sich nen Cuba Libre bestellt.
Und dann der Blick im Gesicht fremder Leute, wenn man sich ihnen vorstellt, um sie anschließend, je nach Verfassung, den restlichen Abend exzessiv anzuschweigen, oder tot und wieder lebendig zu reden (was das häufigere Szenario ist. Überkompensation durch Hirn-im-Autopilot-Schwachsinnskanonade: Kann ich).
Ich habe also Papa Mayhem den mutmaßlichen Grund eines Großteils meiner Probleme (die verdammte UNSICHERHEIT) mitgeteilt, eine mittelgroße Erleuchtung, und war schon ein bisschen stolz auf mich.
Als ich Tante Emma über diesen Meilenstein meiner Selbstforschung und Papakommunikation informierte, fragte sie nur spöttisch, was das meiner Meinung nach bewirken solle (Verständnis, Erleuchtung, eine Reanimation der Vater-Tochter-Bindung. Zumindest, wenn wir in einer schlechten Fernsehserie wären), aber auch das brachte meinen Optimismus nicht ins Wanken.
Dann kam die Antwortmail und mal wieder ein Beweis dafür, dass es ihm mit seinen Mitteln nicht möglich ist, mich zu begreifen.
Und das ist in Ordnung.
Ich habe es am Ende der Mail geschrieben. "Ich weiß nicht, ob das irgendwie nachvollziehbar für dich ist (oder nur einer meiner Versuche, bei denen ich dann nicht weiß, ob du mir endgültig einen Vogel zeigst). Du musst mir auch nicht darauf antworten, ich wüsste selbst nicht, was man da als Antwort schreiben könnte."
Aber Papa Mayhem hat geantwortet, zumindest auf das, was er meinte, zu verstehen.
Er kann sie nicht ganz fassen, diese unheimlich tief verwurzelte Unsicherheit im Umgang mit beinahe Allem, und die fast schon greifbare Angst, die daraus manchmal entstehen will; genauso wenig wie die Tatsache, dass leben manchmal einfach furchtbar schwierig ist.
Aber er hat versucht, zu antworten, und auch, wenn es wieder sein typisch handwerkerrationaler Zugang zum Problem war, er hat es versucht.
Und in einem Nebensatz hat er geschrieben, dass ich so irgendwie ja doch nicht "auf den Kopf gefallen" bin, und deshalb vielleicht die Leute, die mich nicht verstehen wollen, umüberzeugen kann. Dass ich anderen Menschen zwischenmenschlich was beibringen, ihnen "etwas mit auf den Weg geben" kann.
Und dass man, wenn man was auf die Vorurteile/"Meinungen" anderer Leute gibt, sowieso meistens die Arschkarte hat und er sich angewöhnt hat, das meiste zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausgehen zu lassen (Oh ja, das habe ich bereits gemerkt).
Die Eigenschaft, die meine Mutter immer als schwächliches sich Unterwerfen (Konventionen, dem Alltagstheater, das in unserem Dorf zelebriert wird, etc) interpretiert hat.
Mein Vater ist kein Diskussionsmensch.
Und wenn er keine Lust auf eine andere Meinung hat, weil die für ihn einfach Schwachsinn ist, macht er sich nicht mal die Mühe, sie entkräften zu wollen, geschweige denn, eine Sekunde darauf zu verschwenden, sich genauer mit ihr zu beschäftigen (und wenn es auch nur um eine klare Bewertung geht).
Außer natürlich in meinem Fall, mir wurde oft genug gesagt, wenn etwas an mir/in meinem Hirn/ich an sich einfach ein Haufen Scheiße war.
Und wenn es nur darum ging, dass ich zu einem Psychotherapeuten wollte.
Ich bin davon überzeugt, dass in seiner Welt alles Sinn gemacht hat.
Einfach, weil sie eine von Grund auf andere ist, als meine. Vielleicht mit ein paar Berührungspunkten und einer winzigen Schnittmenge (immerhin sind wir beide Teilzeit-Einsiedler mit Hang zur Scheißegal-Einstellung, wobei er das zugunsten eines etwas normaler wirkenden Lebens eingeschränkt hat), aber es sind und bleiben unterschiedliche Bezugssysteme, in denen wir uns bewegen.
Das macht nichts einfacher, aber es spart einem viele Diskussionen, und hat, zusammen mit der deutlich erhöhten räumlichen Distanz, dazu geführt, dass an Familienfeiern alle sehr angespannt, aber auch im Großen und Ganzen freundlich zueinander sind (zumindest, wenn ich nicht länger als zwei Stunden da bin).
Das ist zwar manchmal beklemmend, aber es ist ein Anfang.
c17h19no3,
Samstag, 28. Februar 2015, 20:57
distanz ist immer gut. als ich nach hamburg zog, habe ich meine eltern 9 monate nicht mehr gesehen. die haben sich echt mühe gegeben, als ich dann mal wieder da war. ;)
einander verstehen funktioniert tatsächlich manchmal ohne worte besser. als kind muss man glaube ich mit der zeit so eine milde entwickeln. sodass man sich immer sagt: er/sie ist halt so, da reg ich mich jetzt nicht weiter drüber auf. (tut man trotzdem noch sehr lange, aber intensität lässt nach).
einander verstehen funktioniert tatsächlich manchmal ohne worte besser. als kind muss man glaube ich mit der zeit so eine milde entwickeln. sodass man sich immer sagt: er/sie ist halt so, da reg ich mich jetzt nicht weiter drüber auf. (tut man trotzdem noch sehr lange, aber intensität lässt nach).
mayhem,
Dienstag, 3. März 2015, 00:42
Kann ich so unterschreiben. Klar ist es schade, und gelegentlich gebe ich mich doch der Wunschvorstellung hin, dass Papa Mayhem den ganzen Wahnsinn irgendwann mal versteht, aber ich bin inzwischen eigentlich realistisch genug, um zu wissen, dass das nicht passieren wird, und damit klar zu kommen.
blue_rose,
Samstag, 28. Februar 2015, 22:02
"Man kann aber auch verdammt viel verkehrt machen, wenn man sich nen Cuba Libre bestellt." Jap. Kommunikation ist schwierig.^^