Die immer wiederkehrende ironische Unterstellung, der Billardspieler/Mr.Mayhem und ich seien in Auftreten und Gesamtwirkung mit einem alten Ehepaar, mindestens aber mit einer epischen Langzeitbeziehung zu vergleichen, bewahrheitet sich.
Beziehungs-Insiderwitze.
Inzwischen gemeinsames Billardspielen, statt nur noch beobachtendes.
Ich beziehe zwei Bettdecken und koche für mindestens zwei Leute, denn manchmal haben wir Besuch.
Meistens Tante Emma und ihren Freund, die Betreuung brauchen und gerne so wären wie wir.
So vertraut.
So stabil.
Hachwürg, "in guten wie in schlechten Zeiten".

Nachdem ich ihr Tagebuch gelesen hatte, habe ich mir vorgenommen, nicht wie meine Mutter zu enden, beziehungstechnisch.
Deshalb habe ich mich vom Raucher getrennt.
Weil ich nicht in einer Beziehung bleiben konnte, die mir nur Stabilität gegeben hat, während ich Gefühle und letztlich auch so gut wie alle physischen Angelegenheiten auslagern wollte/ausgelagert habe.

Der Billardspieler liegt mir am Herzen.
Mehr als der Raucher. Vielleicht sogar mit Mr.Gaunt messbar.
Ich habe es gerade nicht übers Herz gebracht, zu schreiben "mehr als Mr.Gaunt".Nicht mehr (?).

Letztlich gibt es doch mehr Parallelen, als ich wollte.
Ich sehe Mr.Mayhem, wenn er von der Arbeit heimkommt, durch oft recht lange Autobahnheimwege nicht vor 21, 22 Uhr. Wenn er auf den an mein Zimmer angrenzenden Balkon geht, eine raucht, und sich dann entweder an seinen PC (in seinem Zimmer) setzt, oder ins Bett (in meinem Zimmer) fällt, äußerste Ecke, möglichst weit weg, Rücken zu mir.
Seit Monaten.
Gut gelaunt erwische ich ihn nur, wenn er genug Geschäft geschrieben hat und sich für etwa zehn Minuten darüber freut, bis ihm etwas anderes auffällt, das ihn stört. An sich, an seiner Familie, an der Welt.
Das "genug" ist dabei eine fiktive Zahl, an die er sich klammert, und die anscheinend unerreichbar ist.
Ob es so ist, wie es mir vorkommt, und er seine Emotionen von seinem Kontostand abhängig macht?
- Ja.
Ob er das gut findet?
- Ja, schon.

Ich rutsche in die vermeintlich determinierte Elternschiene.
Nicht, weil ich mich auf etwas eingelassen habe, das ich nicht wollte, sondern weil das, oder der, den ich wollte und will, sich so sehr verändert.
Es kriecht nicht hinter einer Fassade hervor, sondern aus seinem Unterbewusstsein; ich glaube, das macht mir viel mehr zu schaffen.
Seine Kälte, seine Gleichgültigkeit, "ich hab doch gesagt, ich bin manchmal geldgeil".
Geküsst werde ich, wenn wir unter Menschen sind und mich jemand für seinen Geschmack zu lange angesehen hat.
Kurz, nachdem er sich an der Bar eine halbe Stunde mit einer Frau unterhalten hat, die ihm Getränke spendiert und so nachhaltig angeglüht hat, dass ich es mir nicht länger anschauen konnte und zum Rauchen geflüchtet bin.

Mir fehlt die Wärme und die Bestätigung, von der ich dachte, ich würde sie jetzt, in einer Beziehung, mit einem Menschen, für den ich romantische Gefühle habe, finden.
Die Art davon, die man nicht aus sich selbst heraus erzeugen kann, und die ich sonst über verschiedene Wege bezogen habe.
Geistiger Austausch mit Legolas, die Bestätigung, dass ich jemanden dazu bringen kann, sein schlechtes Gewissen und das, was er Moral nennt, auszuschalten, ebenfalls.
Wärme und gelegentliches Rebellentum vom Wikinger.
Sex nach Bedarf. (Und alle so: Waaaas, Frau Mayhem hat Sex? Aber das steht hier nie!)
Das ist ein Verhaltensschema, an das ich mich anscheinend recht gut gewöhnt habe, aber mit dem ich jetzt nichts mehr anfangen kann. Oder sollte.
Werde.

Die Amazone hat festgestellt, dass der harmlose Spaß zwischen ihr und dem Ziegenmann doch nicht so harmlos, sondern tendenziell eher wichtig ist. Tendenziell wohl schmerzhaft.
Ich habe festgestellt, dass sie den Blog gefunden hat (an dieser Stelle, falls du doch noch einen Blick hier rein werfen wolltest: Hallo! Und es sei der Hinweis angebracht, dass es einen Unterschied zwischen in emotionaler Aufgewühltheit und im _Vertrauen_ vorgelesenen Texten gibt, und denen die ich nicht vorlese, sondern bewusst und anyonym da parke, wohin sich keine mir Bekannten verirren sollen oder können, weil vielleicht der Inhalt gleich ist, aber nicht die Art, wie ich es sage, und das dann wieder nur Menschen auf die Füße tritt) und sie, dass ich, naturgemäß, über die Situation geschrieben habe.
Ich habe es als ein "wir sind quitt" betitelt, sie als ein "Schwamm drüber", und so wurde es mit einer Runde Schnaps besiegelt.

Ich hatte nicht mal richtig das Bedürfnis, ein "ICH hab es euch ja gleich gesagt" abzufeuern, oder mich über mir serviertes Leid zu freuen (soll ja manchmal helfen).
Das, was ich nicht verstanden habe, was mich irritiert und verletzt hat, das "es ist ein harmloser Spaß, den wir jederzeit beenden könnten" und das offensichtliche Nicht-Wollen, ist nicht mehr da.
Es ist kein Nichtwollen, sondern ein nicht Können.
Das war das Einzige, was ich hören wollte.
Dass die Karten auf den Tisch gelegt werden und ich aufhören kann, zu zweifeln, ob ich es vielleicht nicht wert bin... was eigentlich?
Vermutlich ist es ein egoistisches Sich-Hintergangen-Fühlen gewesen.
Das, was mich verletzte, weil dabei jemand, den ich kenne, hintergangen wurde, und man es weder sagte, noch sein ließ, obwohl es doch "harmlos" und ich eine "Freundin" und er der "geliebte Freund" war.
Alles, was ich hatte hören wollen, war die Erkenntnis, die Selbsterkenntnis, dass es eben nicht so ist.

Lediglich partielles Verständnis für die Blogsituation hin oder her, ich kann aufhören, Menschen und den Strudel aus Verletztheit* (mein Jungevogelseelchen), sehr detaillierten und tendenziell wohl eher krankhaften Rachephantasien (der Teil, der zur lustigen Teegesellschaft meines Hirns eher selten eingeladen wird) und allem anderen, was sich ebenfalls auf die Wasserrodelbahn werfen wollte, aus meinem Kopf verbannt zu halten.

Die Katzen jagen sich durchs Zimmer, seit ich irgendwann vor zwei Stunden angefangen habe, den Eintrag zu tippen.
Gustav Mahler (Symphonie No. 1, 3.Mov., endlich mal wieder) läuft ebenfalls in Endlosschleife.
Der Malibu-Likör 43- Kokosananasreismilch-Pansch allerdings ist leer.

Um es kurz zu machen: Hallo, da bin ich wieder.

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*die Autokorrektur hat interessanterweise "hirnverletzt" vorgeschlagen)





huehnerschreck, Montag, 4. Juli 2016, 13:51
hey, welcome back!

gut zu hören, dass es dich noch gibt, nicht so gut, dass es nicht so gut läuft wie gehofft ... *seufz*

zu dem "altes-(ehe-)paar"-ding und deinem hineinrutschen in eine eltern-(mutti-)schiene mal ein paar gedanken.
seine körpersprache verrät mehr als er will. rücken zudrehen, eiseskälte und nur mehr besitzanzeigende possessivpronomenküsse? echt jetzt? und er ist nicht der meinung, dass ihr was zu klären hättet?
wie siehst du das selbst? wie geht es dir damit? und ist es für dich okay, wenn und dass das so weiterläuft?

meine erfahrung vermeldet, dass die person in einer paarbeziehung, die in die elternschiene rutscht, das sehr schnell sehr unerfreulich findet. (sagst du ja selbst auch.) da wieder raus kommst du aber nur mit nachdruck - und nicht, weil sich der/die andere geändert hätte.

übrigens ist es ziemlich oft so, dass männer ihren frauen vorwerfen, sich wie muttis zu verhalten. dabei übersehen sie aber angelegentlich, dass sie sich ihren frauen gegenüber wie (unerzogene) kinder verhalten. du kannst nun weiter die mutti spielen und dich über dein anstrengendes mannkind ärgern - oder du kannst die muttinummer sein lassen. das ist deutlich weniger arbeit, aber seelisch (erst mal?) VIEL anstrengender, weil halt so viel liegen bleibt - sowohl auf arbeitsseite als auch auf der seelenebene.
meist (=erkenntnis aus eigenen 25+ jahren beziehungsleben und beobachtung der paarbeziehungen um mich herum) laufen die männer von „muttifrauen“ zu was vermeintlich heißerem über, das (zunächst) nicht muttert. oder sie werden rausgeworfen und verstehen die welt nicht mehr, weil aus ihrer sicht ja alles okay war.
der langen rede kurzer sinn: mein ansatz wäre: überleg dir, wie DU leben willst. und setz das dann schrittweise um. grenzen setzen ist oft heilsam.

"ich habe es ja gesagt" ist oft das mantra derjenigen, die über dinge erst mal nachdenken, statt arschvoran in flache schlammgruben zu springen und sich hernach zu wundern, dass sie sich den allerwertesten böse eingehauen haben und noch dazu dreckig geworden sind ... eine bekannte unterscheidet zwischen hirnbesitzern und hirnbenutzern. ich finde das sehr garstig, aber zutreffend und habe ds deswegen flugs übernommen.


mayhem, Mittwoch, 6. Juli 2016, 16:59
Schön, dich zu lesen :)

Er sieht keinen Redebedarf, bzw stellt sich da auch quer, weil von seiner Seite aus "alles klar" ist: um seinem Perfektionsismus- und Leistungsdrang nachzukommen, "muss" er seine 12-14h/Tag abarbeiten, und dass er dann halt tot ins Bett fällt, ist eben so. Und dass er nicht der Mensch für Gefühlsäußerungen ist, auch.
Immerhin ist das schon mal festgehalten, da hat er nämlich ziemlich rumgedruckst und mir Hoffnung gemacht, dass das mal anders läuft.
Meine Aussage dazu war für seinen Geschmack wohl etwas direkt, aber immerhin ehrlich: Ich weiß aktuell (noch?) nicht, ob ich mich damit auf Dauer arrangieren kann und will.

Das war auch mit Elternschiene gemeint: Wir rutschen beide zusammen in die Schiene unserer Eltern, verhaltenstechnisch. Den Mann, der nie daheim, emotional reserviert, sehr rational und meistens neutral bis unterkühlt ist, und dessen Frau, die sehr sensible/empfindliche, emotionale, psychisch angeknackste, die drunter leidet, sich aber auch nicht davon löst, hab ich daheim gut genug beobachten können. Die VF jammert regelmäßig, mein Vater würde sie "genauso" in den Wahnsinn und "zum Saufen" treiben wie meine Mutter (was, Entschuldigung, ziemlicher Blödsinn ist), ich weiß, dass ich für mich nicht so enden will und deswegen bei Bedarf einen Schlussstrich ziehe.
Mein Mr. verachtet seinen (sich ständig überarbeitenden, jähzornigen, kaltherzigen) Vater, der vor Allem nur wegläuft (in Richtung Arbeit) und seine Mutter seit 20 Jahren in schöner Regelmäßigkeit damit sehr verletzt, ist ihm aber doch recht ähnlich.
=> Und genau dieses Schema will ich durchbrechen. Ich weiß nur noch nicht, ob mit ihm, oder eben ohne ihn.
Dass sich aktuell gerade die zwei Menschen, denen ich in einem mentalen Kraftakt für diese Beziehung regelrecht "abgeschworen" habe, als wesentlich geringer emotional verkrüppelt und irgendwie viel netter und aufmerksamer zeigen, machts auch nicht besser, aber vmtl kommt meine größere Wahrnehmung dessen auch vom Beziehungsknatsch, der keiner ist.

Die Mutti-Schiene ist bei mir aber auch eine Gefahr, da rutsche ich gerne rein, allerdings vor Allem in Freundschaften.
Hatte ich aber auch schon, als der Mr. sich an einem Kühlschrank das Knie aufgeschlitzt hatte, nur auf mein vehementestes Zetern hin ins Krankenhaus ist, weil es ja nur ein Kratzer wäre.
Um mir dann zwei Wochen lang in den Ohren zu liegen, dass es wehtut.
Ich habe mich für ein "ICH habs dir ja gleich gesagt" entschieden. Mir egal, ob das wie Mutti klingt, aber diesen Satz sagen zu können ist für mich etwas sehr Befriedigendes. :P

Bzgl Amazone-Ziegenmann: Da müssen sie jetzt wohl durch. Ich glaube ihr sogar, dass sie sich in ihn verknallt hat (was ich mir gleich dachte) und jetzt erstmal alles scheiße ist. Vom Beobachten her löst sie sich gerade von ihrer "eigentlichen" Beziehung, aber an die ist man halt gewöhnt, weil gemeinsame Wohnung, 6 gemeinsame Jahre, und zwar keine Kinder- aber Haustierpläne.
Ihr Freund leidet logischerweise sehr, aber es bringt halt nix, wenn es nur noch eine Zweckgemeinschaft sind.
Da fällt mir das ein, was Mr.Gaunt zu mir (zwar als Ausrede, weil er schon ne andere hatte, und gemeinsam mit ein paar Kommentaren unter aller Kanone, aber trotzdem) gesagt hat. Dass es keinen Sinn hat, etwas als Beziehung führen zu wollen, was eigentlich nur (noch) eine freundschaftliche Co-Existenz ist.

c17h19no3, Dienstag, 2. August 2016, 23:03
schade. hatte sich ja zunächst gut angelassen. ist aber oft so. nach der ersten euphorie folgt die ernüchterung und dann entstehen entsetzlich viele fragezeichen und defizite.
war in der regel der punkt, an dem ich mich getrennt habe. bzw. fremdgegangen bin, bis ich den eindruck hatte, jetzt brauch ich den anderen gar nicht mehr.
lange rumpobeln und leiden und sich in seinen bedürfnissen beschränken hat mir nie was gebracht. funktioniert aber für viele andere paare. da findet ein gruseliger assimilierungsprozess statt, in dem keiner mehr ich bleibt. muss man mögen.


mayhem, Montag, 22. August 2016, 13:27
Vermutlich bist du genauso wenig ein Mensch für halbe Sachen wie ich.

Mir liegt was am aktuellen Mr.Mayhem, im Sinne von, wenn ich geistig die Schlussmachsituation durchspiele, ist nicht das aneinander-gewöhnt-sein der Punkt, der mich davon abhält. Oder zumindest nicht der einzige.
Mehr als Freundschaft ist es, ich versuche aber gerade, herauszufinden, ob es genug für eine Beziehung ist.
Im Moment kann ich das mit "Ja" beantworten.
Denke ich.

Fremdgeh-Chancen haben sich ergeben, aber ich hab da heldenhaft drum herum gesteuert und nicht nachgegeben. Bei der Festivalbekanntschaft bewusst und willentlich, als ich den Wikinger wiedergesehen habe, auch (und irgendwie hab ich ihm als Ersatz eine Bekannte angedreht, also waren dann auch alle zufrieden). Der Zufall hat mich aber auch jedes Mal ein bisschen unterstützt.
Zwischendurch mal eine sexuell motivierte Schwärmerei, die aber nur in meinem Hirn stattgefunden hat, weil es sich unpraktischerweise um den besten Freund meines Mr.s handelt; die wird aktuell verdrängt von einer Gruftkeller-Bekanntschaft, die seit zwei Wochen meinen Kopf vereinnahmt und dort nachhaltiges Chaos auslöst. Kenne ich aber nicht gut, ist sehr schüchtern, arbeitet sehr viel und würde somit genau den gleichen Stress mitbringen, den ich jetzt schon habe, bzw. in der "Umwerbungsphase" meines Auserwählten hatte. Und darauf hab ich keine Lust. Nicht schon wieder.^^
Jetzt warte ich darauf, dass das vorbeigeht. Willentliches Abschalten hat bei mir noch nie sonderlich gut geklappt. Somit schwärme ich halt so vor mich hin, vermisse erwähnte Bekanntschaft tatsächlich, und merke, dass ich bei ihr einen guten Eindruck hinterlassen/sowas wie nen Flirt starten/sehr unanständige Dinge tun möchte.
Meh.

Vielleicht bin ich einfach nur gelangweilt.


c17h19no3, Samstag, 24. September 2016, 20:12
glück langweilt schnell, weil man sich dran gewöhnt. ;)


huehnerschreck, Mittwoch, 28. September 2016, 18:54
"glück langweilt schnell, weil man sich dran gewöhnt. ;)"

oh, dem widerspreche ich energisch. wenn es dich langweilt, isses kein glück.
ich war früher auch so ein langeweile-kandidat, die immer mit einem wachen auge für ... nun, sagen wir mal, gelegenheiten unterwegs war.
aber seit ich wirklich _realisiert_ habe, dass und wie glücklich ich bin, gehen mir auch die wirklich dekorativen und/oder _sehr_ interessierten sahneschnittchen links am popo vorbei.
(also das realisieren, bei dem kopf, herz und bauch einer meinung sind. nicht nur so ein larifari-"wissen", das der kopf verordnet hat.)

langeweile ist mmn ein zeichen dafür, dass was fehlt. das kann man ignorieren und riskiert, dass immer wieder jemand mit der fehlenden eigenschaft in diese lücke rutschen und chaos auslösen kann. oder man beschäftigt sich mit den auslösern. das kann durchaus unerfreulich sein, ich hab das für euch getestet ;))