Eine Masterleistung aus dem Plan rausgehauen, dafür die beiden fehlenden aus dem Bachelor pünktlich abgegeben.
Eine verbucht, im Eilverfahren. 3,0 ist nicht hübsch, aber auch kein Drama.
Die zweite in Korrektur, das große Bangen.
Nicht ums Bestehen, es ist eine der schönsten Hausarbeiten, die ich bisher produziert habe. Sondern um pünktliche Verbuchung, pünktlichen Zeugnisantrag und dessen pünktliche Erfüllung, pünktliche Abgabe einer beglaubigten Kopie, pünktlichpünktlichpünktlich, alles hängt an der Bürokratie.
Papa Mayhem ist bereit, mich für zwei Monate so weit finanziell zu unterstützen, dass ich mich psychisch wieder berappeln und nebenbei einen Job finden kann, dessen Einkommen den Studienkredit ersetzt und die Zinszahlungen abdeckt.
Die Sonne kommt manchmal raus, und überall sind Leute, die im Park Sport machen und zum Friseur gehen, um sich für die dritte Welle schick zu machen.
Mein Angst-Ich ist überzeugt davon, dass die Vermieterin mich zerlegen wird, weil der Handwerker eigentlich nur eine Armatur austauschen wollte, dann meinte, die Fugen müssen neu, er kommt wieder, und dann meinte, im Waschbecken ist ein Sprung, das muss auch neu.
Hab ich das verursacht? Nee.
Habe ich das Waschbecken für austauschwürdig gehalten? Auch nee.
Trotzdem Angst, dass es heißt, ich hätte mich nicht gekümmert, nicht gut genug oder nicht schnell genug oder beides, und dass deswegen die Hölle losbricht und mir alles um die Ohren fliegt.
Angst-Argumentation funktioniert so. "Etwas passiert, und dir wird alles um die Ohren fliegen, denn du bist Schuld."
Extremachtsamkeit, Warnsystem auf Maximum, jeder Reiz eine Napalmbombe, jederzeit bereit, um alles zu kämpfen, weil die Realität jederzeit plötzlich weg sein oder implodieren kann.
So funktioniert Trauma.
Jederzeit davon ausgehend, um alles kämpfen zu müssen, weil die Realität als so ein fragiles Ding erscheint.
Ich kenne mein Angsthirn, also sitze ich es aus.
Pandemiemärz am Schreibtisch, ich höre meinem Hirn zu, das dem Handwerker zuhört, der im Bad vor sich hin scheppert und Placebo zuhört, weil er das beim Arbeiten motivierend findet.
Mein Handy informiert mich darüber, dass ich Freunde habe, die mit mir ein virtuelles Bier drauf trinken wollen, dass ich das Bachelorstudium hinter mir habe und bald auch alle Prüfungsleistungen des Semesters.
Bei jeder neuen Nachricht zuckt das Angsthirn zusammen und haut den Blutdruck hoch, Überachtsamkeit, weil mitten in einer Situation, die sich nach potenzieller Realitätsvernichtung anfühlt, ausgelöst von einem Waschbecken und ein paar Silikonfugen.
Halber Herzinfarkt, als plötzlich der Staubsauger im Bad angeht,sogar die Katzen erschrecken sich mehr vor meinem Erschrecken als vorm Staubsauger an sich.
Atmen, aussitzen.
Jemand aus der Festivalgruppe schreibt, dass ich mich ruhig freuen darf, den Unikram hinter mich gebracht zu haben, weil ich den bestimmt gerockt habe und das mit den Fristen schon klappt. Dass er stolz auf mich ist und ich das auch sein darf.
Staubsauger aus, Blutdruck runter.
Raschelndes, kratzendes Geräusch im Bad, Blutdruck hoch.
Der Thekenzwerginmann schreibt, SIEHSTE, ich sach doch, du hast's drauf. Vertrau drauf, dass du dir dein eigenes Leben baust, du kannst das nämlich, bist grad mittendrin dabei und zeigst einfach allem, was sich dir in den Weg wirft, den Mittelfinger.
Mein Hirn beschwört wieder die Katastrophe der wütenden, oder enttäuschten, oder mich rauswerfenden Vermieterin. Ich frage es, ob das Multitasking nicht stressig ist - Uniängste, Vermieterinängste, Finanzängste, das muss doch anstrengend sein, dauernd mit Horrorvisionen um sich zu werfen.
Mittlerweile kenne ich das, und mittlerweile kann ich das.
Angsthirn aussitzen, Freunde haben, meiner Mutter posthum durch meine Existenz den Mittelfinger zeigen, Prüfungsleistungen pünktlich abgeben.
Und darauf vertrauen, dass es eine Realität geben kann, die tragfähig ist.
Muss(te) sie mir halt selbst erarbeiten. Und mit dem Schock umgehen, wenn sie dann tatsächlich passiert und ich mittendrin im großen Trotzdem bin.
Vielleicht kann ich mittlerweile auch das.
Eine verbucht, im Eilverfahren. 3,0 ist nicht hübsch, aber auch kein Drama.
Die zweite in Korrektur, das große Bangen.
Nicht ums Bestehen, es ist eine der schönsten Hausarbeiten, die ich bisher produziert habe. Sondern um pünktliche Verbuchung, pünktlichen Zeugnisantrag und dessen pünktliche Erfüllung, pünktliche Abgabe einer beglaubigten Kopie, pünktlichpünktlichpünktlich, alles hängt an der Bürokratie.
Papa Mayhem ist bereit, mich für zwei Monate so weit finanziell zu unterstützen, dass ich mich psychisch wieder berappeln und nebenbei einen Job finden kann, dessen Einkommen den Studienkredit ersetzt und die Zinszahlungen abdeckt.
Die Sonne kommt manchmal raus, und überall sind Leute, die im Park Sport machen und zum Friseur gehen, um sich für die dritte Welle schick zu machen.
Mein Angst-Ich ist überzeugt davon, dass die Vermieterin mich zerlegen wird, weil der Handwerker eigentlich nur eine Armatur austauschen wollte, dann meinte, die Fugen müssen neu, er kommt wieder, und dann meinte, im Waschbecken ist ein Sprung, das muss auch neu.
Hab ich das verursacht? Nee.
Habe ich das Waschbecken für austauschwürdig gehalten? Auch nee.
Trotzdem Angst, dass es heißt, ich hätte mich nicht gekümmert, nicht gut genug oder nicht schnell genug oder beides, und dass deswegen die Hölle losbricht und mir alles um die Ohren fliegt.
Angst-Argumentation funktioniert so. "Etwas passiert, und dir wird alles um die Ohren fliegen, denn du bist Schuld."
Extremachtsamkeit, Warnsystem auf Maximum, jeder Reiz eine Napalmbombe, jederzeit bereit, um alles zu kämpfen, weil die Realität jederzeit plötzlich weg sein oder implodieren kann.
So funktioniert Trauma.
Jederzeit davon ausgehend, um alles kämpfen zu müssen, weil die Realität als so ein fragiles Ding erscheint.
Ich kenne mein Angsthirn, also sitze ich es aus.
Pandemiemärz am Schreibtisch, ich höre meinem Hirn zu, das dem Handwerker zuhört, der im Bad vor sich hin scheppert und Placebo zuhört, weil er das beim Arbeiten motivierend findet.
Mein Handy informiert mich darüber, dass ich Freunde habe, die mit mir ein virtuelles Bier drauf trinken wollen, dass ich das Bachelorstudium hinter mir habe und bald auch alle Prüfungsleistungen des Semesters.
Bei jeder neuen Nachricht zuckt das Angsthirn zusammen und haut den Blutdruck hoch, Überachtsamkeit, weil mitten in einer Situation, die sich nach potenzieller Realitätsvernichtung anfühlt, ausgelöst von einem Waschbecken und ein paar Silikonfugen.
Halber Herzinfarkt, als plötzlich der Staubsauger im Bad angeht,sogar die Katzen erschrecken sich mehr vor meinem Erschrecken als vorm Staubsauger an sich.
Atmen, aussitzen.
Jemand aus der Festivalgruppe schreibt, dass ich mich ruhig freuen darf, den Unikram hinter mich gebracht zu haben, weil ich den bestimmt gerockt habe und das mit den Fristen schon klappt. Dass er stolz auf mich ist und ich das auch sein darf.
Staubsauger aus, Blutdruck runter.
Raschelndes, kratzendes Geräusch im Bad, Blutdruck hoch.
Der Thekenzwerginmann schreibt, SIEHSTE, ich sach doch, du hast's drauf. Vertrau drauf, dass du dir dein eigenes Leben baust, du kannst das nämlich, bist grad mittendrin dabei und zeigst einfach allem, was sich dir in den Weg wirft, den Mittelfinger.
Mein Hirn beschwört wieder die Katastrophe der wütenden, oder enttäuschten, oder mich rauswerfenden Vermieterin. Ich frage es, ob das Multitasking nicht stressig ist - Uniängste, Vermieterinängste, Finanzängste, das muss doch anstrengend sein, dauernd mit Horrorvisionen um sich zu werfen.
Mittlerweile kenne ich das, und mittlerweile kann ich das.
Angsthirn aussitzen, Freunde haben, meiner Mutter posthum durch meine Existenz den Mittelfinger zeigen, Prüfungsleistungen pünktlich abgeben.
Und darauf vertrauen, dass es eine Realität geben kann, die tragfähig ist.
Muss(te) sie mir halt selbst erarbeiten. Und mit dem Schock umgehen, wenn sie dann tatsächlich passiert und ich mittendrin im großen Trotzdem bin.
Vielleicht kann ich mittlerweile auch das.
arboretum,
Freitag, 5. März 2021, 10:54
Ich drücke die Daumen, dass alles noch rechtzeitig klappt und Du damit das Thema Bachelor ad acta legen kannst.