Mittwoch, 27. April 2011
Nebenan läuft der Wäschetrockner, auf meinem PC laufen abwechselnd irische Volksmusik und die toten Hosen und ich habe es heute geschafft, sowohl schuldgefühlsfrei zu viel und zu ungesund zu essen, als auch in den Spiegel zu sehen, wohlgemerkt mit Problemzonen in Direktansicht, und mir zu denken: Schaut doch alles gar nicht so dramatisch aus. Und selbst, wenn es das tut, who cares.
Der nächste Schritt war die Akzeptanz der Tatsache, dass Henna braune Haare nunmal dunkelrot färbt und nicht kupferorange, dann habe ich mich nebenher damit arrangiert, dass diverse Hautrötungen und eventuelle Unreinheiten menschlich sind und nicht zwingend abgedeckt werden müssen, und weil ich schon dabei war, hab ich auch die Sommersprossenfraktion begrüßt, die sich aus dem tiefsten Inneren meiner Haut einen Weg nach außen gegraben hat, sich nun ihren Platz neben meiner Nase und auf meinen Wangen zurückerobern will und die aufgrund von absoluter Ungeschminktheit nicht zugunsten eines halbwegs guten Teints notgedrungen mit abgedeckt worden ist.
Als Papa Mayhem mal wieder seine Machtdemonstrationsphase hatte, hatte ich ausnahmsweise weder das Bedürfnis, spontan zu weinen, noch, mir seine Schusswaffe und die Munition oder ein kuscheliges Hochhaus zum runterspringen zu suchen (als ob wir sowas hier hätten), und als einem Endloswutausbruch aufgrund von zwei Paar nicht gewaschenen Socken der gebellte Befehl:"Bis morgen sind die gewaschen,mir scheißegal,wie du das machst,die Waschmaschine nimmste jedenfalls nicht!" folgte, antwortete ich spontan und angstfrei :"Kann ja draufspucken".
Plötzlich war da wieder mein schwarzer Ironiesarkasmushumor von früher, grinste mich an und meinte: Gut gemacht, und der schwarze Ironiesarkasmushumor und ich, wir klatschten ab und lasen fast schon positiv gestimmt in aller Ruhe den Politikteil der Tageszeitung zu Ende.

Es handelt sich hierbei weder um Spontanoptimismus,noch um einen Motivationsschub, Happy End, den Silberstreif am Horizont oder auch nur ein minimales Anzeichen von "Es geht bergauf", im Gegenteil. Aber who cares?
Im Endeffekt habe ich ein dermaßen riesiges "Scheißegal" erreicht, dass ich mich selbst frage, wie ich es eigentlich geschafft habe, das durch die Tür zu kriegen und hier neben mich zu setzen. Und das tolle ist, das Scheißegal hab ich nicht einmal bewusst gebaut, das ist einfach so entstanden aus Herzzusammenbruch und allgemeiner emotionaler Überlastung. No Limits, No Regrets. Realer,als es jemals gewesen ist.
Ich wünschte nur, es könnte auch als Schmerzpuffer fungieren, denn als er verkündete, er feiere am Freitag mit einem Kumpel und ich sei herzlich eingeladen, war da neben der Freude auch ein ziemlich fieser Stich, weil ich sehr stark vermute, dass sie auch eingeladen sein und er im schlimmsten Fall Tipps von mir erbitten oder mich wieder völlig ignorieren wird; weil ich fast schon weiß, dass ich für diese erneute Katastrophe das rote Kreuz mal rotes Kreuz sein lassen und einen Bereitschaftsabend illegal ausfallen lasse werde; weil ich mich tothoffe immernoch ein bisschen hoffe, dass es doch noch was wird und jedes kleine Detail paranoid aufsammle und in Elementarteilchen zer-interpretiere.
Aber weißt du was? Scheiß drauf.
Ja, es tut weh. Und weiter?
Ist halt so.
Ist das Leben.
Vielleicht ja wirklich nichts mehr zu verlieren, gefühlt.
Ich bin nicht motiviert. Ich bin nicht positiv gestimmt. Ich freue mich nicht.
" Oder glaubst du, es ist schön, wenn man Scheiße frisst? "

in diesem Sinne:

Überlied,Heulsong, und zwar situationsunabhängig, Begleiter alter Tage und noch viel mehr.