Dienstag, 28. Juni 2011
Thema: monolog
Heute morgen nicht nur vor dem Spiegel gestanden, sondern auch vor dem Problem der absoluten Abwesenheit sämtlicher langer Hosen. Alle kaputt, bis auf eine, die ist "trendy-kaputt", beide Knie total aufgerissen und ein paar genähte Stellen, but who cares.
Resultierend aus dieser Tatsache und dem "Ich kann doch nicht dauernd das eine Paar Shorts, das ich habe, mit schwarzer Strumpfhose anziehen" blieb mir nichts anderes übrig, als zum einzigen sich in meinem Besitz befindenden und passenden Rock zu greifen, natürlich mit schwarzer Strumpfhose. Prüfender Blick in den Spiegel, schön ist anders, aber auch unförmige Menschen haben das Recht, Tops und kurze Röcke anzuziehen, und die Griechen in der Stadt haben mir das letzte Mal oft genug nachgeguckt und kommentiert. Hohl eigentlich, aber gut fürs Selbstbewusstsein, und unglaublich, was kurze Klamotten und halbwegs lange, offen getragene Haare ausmachen können.

Mein Rock und ich, wir saßen so im Klassenzimmer und ließen über uns Lästern, nur kurz unterbrochen durch eine kleine Ansprache per Durchsage und anschließende Schweigeminute, weil unser ehemaliger Direktor gestorben ist, als es der Deutschlehrkörper, eher Hohlkörper mit dem aggressiv machenden, stockend-schleichenden Redestil wagte, mich irgendetwas zu fragen. Inzwischen lasse ich mich von Lehrern verunsichern und Spontanimprovisationen funktionieren nicht mehr so leicht; es kommt gelegentlich sogar vor, dass ich nachdenken muss, was ich sagen könnte, und manchmal fällt mir nichts auf Anhieb ein. So wie dieses Mal, kommt davon, wenn man aus Frust darüber, dass man sowieso nie aufgerufen wird, wenn man sich, erleuchtet von einem genialen Gedanken, meldet, ein Protestschweigen eingeläutet hat.

Weitere Higlights des Tages:
Ein übermotivierter Mathelehrer mit unterirdischen Erklärfähigkeiten, der vor lauter Begeisterung die Tafeltür so fest aufgeschwungen hat, dass diese mit voller Wucht gegen die gerade neonorange gestrichene Wand knallt und das dort befestigte Thermometer fast pulverisiert wird. Leicht chemischer Geruch im Raum, wohl verstärkt durch geschlossene Fenster und die Wärme. Gelächter, Schüler grinsen, Lehrer grinst, wenn jemand fragen sollte, es waren die Fünftklässler, die unser Klassenzimmer als Aufenthaltsraum zugeteilt bekommen hatten.
Eine Chemielehrkraft, die ständig betont, dass wir nicht vorankommen, aber dauernd über alles mögliche, nur nicht ihren Stoff referiert, und mich jedes Mal aufs Neue vor die Frage stellt: Warum zur Hölle erzählen Sie uns das eigentlich?
Dafür haben mich nach der Chemiestunde, auf dem Weg zum Kunstsaal, diverse tiefergehende Erkenntnisse abermals getroffen, unter anderem die, dass ich bis Donnerstag noch 200 Seiten Lektüre durcharbeiten muss, um eine vierstündige "Klausur" zu überstehen und nebenher zwei Vorträge vorbereiten und halten muss, unter anderem einen über meine alten Freunde von der Stoa.

So völlig in Gedanken wählte ich aus Versehen den falschen Weg und landete im allgemeinen Stundenwechselgedränge, eine riesige Menschenraupe, die sich langsam über den Boden und durch die Gänge wälzt, manchmal sogar stehen bleibt.
So wie heute. Stau auf dem Gang Richtung Kunstsaal, vermutlich war eine Fünftklässlerziehbüchertasche umgekippt und blockierte jetzt die Fahrbahn, eventuell gab es weitere Beteiligte, da unter Garantie der Fahrer drübergestolpert war, was wiederum unter Garantie eine Massenkarambolage aus fallenden Unterstüflern nach sich gezogen hatte.
Intelligenterweise blieb der nachrückende Strom an Schülern nicht stehen, und so fand ich mich bald relativ eingequetscht, aber dafür langsam,stetig und ohne eigenes Vorankommen bewegt, sogar in die richtige Richtung, hat man auch nicht immer.
Als wir eine weiteren Zugang zu unserem Gang passiert hatten, fand ich mich unfreiwilligerweise ans ehemalige (...)-Problem gequetscht vor, das sich, ganz seinem Stil treubleibend, wieder mal dahin gedrängelt hatte, wo es eigentlich niemand gebrauchen konnte, und sich nicht irgendwo am Ende eingereiht hatte, sondern die Menschen um sich herum einfach zur Seite geschaufelt hatte.
Während ich damit kämpfte, meine Aggressionen nieder zu ringen, erwartete ich Gesprächsfetzen mitzuhören, denn das ehemalige 6jahresproblem ist nur noch sehr selten alleine anzutreffen und oftmals sehr kommunikativ, doch heute war es allein unterwegs. Logisch, seine halbe Jahrgangsstufe war ja nicht da. Hätte mir auch früher einfallen können.
Ebenfalls früher einfallen müssen hätte mir die Möglichkeit, dass das ehemalige (...)-Problem zwar inzwischen weder Beziehungswunsch, noch Verliebtheitsgefühle bei mir auslösen kann, dafür aber durchaus Hormonflashs mittleren Ausmaßes. Ich bin ja auch nur eine schwache Frau (hust, hust), und abgesehen von optischen Faktoren ist es sehr angenehm, zur Abwechslung mal wieder einem gut riechenden männlichen Wesen nahe zu kommen, wenn auch eher ungeplant und nicht unbedingt auf spezielle Art und Weise. Irgendwas hat er immernoch an sich.
Vielleicht sollte ich mich darauf konzentrieren, so zur Ablenkung.
Oder auf Mr.Wettkampf, den ich nächstes Wochenende wiedersehen werde, auch, wenn sich sowohl meine Motivation bezüglich des Wettkampfes, als auch meine Begeisterung bezüglich ihm sehr stark in Grenzen halten und jedes Mal, wenn Mr.Wettkampf in meinen Gedanken auftaucht, Courtney Love anfängt zu singen " But Julian, I'm a little bit older than you". Muss aufpassen, dass ich ihn nicht versehentlich Julian nenne, er heißt nichtmal zur Hälfte so.
We will see, allzu abgeneigt scheint er nicht zu sein,aber auch nicht gerade Feuer und Flamme.
Ungewohntes Gefühl mal wieder, wie..locker, nein, kalt man an sowas rangehen kann, wenn keine Gefühle im Spiel sind und die restliche Welt untergeht.