Thema: oh happy day.
Vom Konzert bis zum Lebensfaustschlag.
Electropopauftaktsakt erfolgreich überlebt, während Kriemhild und der Kumpel mit der weiblichen Seite total begeistert waren, war ich geistig abwesend; zu poppiger Elektropop war noch nie meins und aufgrund der Tatsache, dass ich das entsprechende Instrument seit nun schon einem Jahrzehnt selbst spiele wusste ich auch, dass der "geniale" Keyboarder allenfalls mittelmäßig spielte und die Show völlig übertrieben war.
Bereits vor Konzertbeginn schwankte ein Klassenkamerad auf mich zu und kiekste in betrunkenem Coolnessgedanken ein Hallo und meinen Namen, das Mädchen neben ihm, das aussah wie ich in buntesten Zeiten, lächelte unsicher und entschuldigend und in meinem Kopf gingen ein paar Alarmleuchten an, denn wo der Klassenkamerad ist, ist das ehemalige Problem nicht weit, und mein Rock war zu kurz, um mich selbstsicher zu fühlen, auch, wenn der Kumpel mir versichert hatte, ich würde "extrem scharf" aussehen.
Und das ganz ohne 5km-Ausschnitt. Nur 4km. Hm.
Die Alarmleuchten behielten recht, der Klassenkamerad wankte zu einer Gesprächsgruppe, in der ich den vertrauten Wuschelkopf, der nach einem offensichtlichen Friseurbesuch nicht mehr ganz so wuschelig sah, sichtete, der sich nach einem Hinweis des Klassenkameraden in meine Richtung umdrehte um mich dann anzusehen, während das Unsicherheitsverstecklächeln aus seinem Gesicht verschwand.Wieder dieser seltsam ernste Blick.
Auch später noch manchmal, meistens sitzen sie draußen oder oben auf einer Art "Balkon",während wir unten stehen und bei Egotronic schonmal ein bisschen tanzen,ja, auch ich; im gefühlten Viertelstundentakt kommen sie wieder runtergelaufen, jeder zwei leere Bierflaschen in der Hand, irgendwann wanken sie alle, er leicht rot im Gesicht und mit schon etwas glasigem Blick, und immernoch schafft er es, mich so anzusehen, und ich frage mich auch nach dem dritten Bier, verdammt, wo ist meine Verliebtheit hin?
Mein Herzschlag im Takt zum Bass, der Boden wackelt und die Wände auch, ich bin zwar verunsichert aber ich "tanze", im Moment noch deutlich beeinflusst von den Konzerten, die ich normalerweise besuche, mein Hirn ist immernoch nicht ganz ruhig, aber fast, zwischendurch läuft er allein vorbei und guckt, bleibt kurz stehen, als würde er warten. Guckt.
Ich lasse ihn stehen, wie bestellt und nicht abgeholt, später draußen wieder eine Sichtung, er sitzt anscheinend völlig betrunken draußen im Eck so wie wir,ein Mädchen kommt und streicht ihm durchs Haar, er grinst dümmlich, ich bin nichtmal eifersüchtig.
Und dann kommen Frittenbude.
Ich stehe nicht mehr hinten, sondern in der dritten Reihe, und ich stehe auch nicht mehr, sondern ich tanze, diesmal richtig und ohne Unsicherheiten, dafür aber mit geschlossenen Augen, singe Texte mit, werde angrempelt und weggeschoben, kurze Panik, als ich von den anderen beiden getrennt bin, finde sie dann wieder, tanze immernoch.
man kann uns nicht verkaufen, nur laufend verfluchen
Gefühlte 300 Menschen pro Quadratmeter, Johannes verlangt weitere Wasserflaschen, die er ans Publikum verteilen kann; klebrige Vordermannrücken versuchen, sich gegen mich zu drücken und klebrige Hintermänner und -frauen auch und ich habe noch nie so viele Stagediver und pogende und moshende Menschen auf einem solchen Konzert gesehen.
Ich kenne fast alle Texte auswendig und muss lautstark mitsingen, um mich überhaupt selbst zu hören, was ich meistens trotzdem nur halb schaffe, als sie Bilder mit Katze spielen gerät meine Depressionsaggressionsgleichgültigkeit etwas ins Wanken und ich singe einfach noch lauter mit und tanze weiter, womit ich mich auch erfolgreich betäuben kann.
...bis sie Auge in Auge mit dem Tölpel spielen.
Da war es, das Lied. Mehrfach hier gepostet, tausendfach gehört. In meinem Kopf untrennbar mit der alten Sache verbunden,der Person, die ganz eindeutig mein Herz hat. Und es nicht will.
Ich schließe die Augen und tanze weiter, singe weiter, bin Musik, ganz Musik; zudem völlig dehydriert, das letzte Bier habe ich noch vor Egotronic geleert und die ins Publikum geworfenen Wasserflaschen kommen nie bei mir an,die schubsende und drängelnde Masse schiebt mich einfach mit.
So stehe ich dann auch weiter hinten, 7.Reihe ungefähr, sofern man von Reihen reden konnte, denn eigentlich war es nur eine große, warme, tanzende, wasser- und schweißnasse Einheitsmasse, dort,wo es eigentlich anfängt, ruhiger zu werden, egal, weitermachen, den Gedanken keine Chance geben, mich zu überwältigen.
Ich weine.
Tanze und schwitze und singe und weine, und die ganzen anderen Menschen im Raum sind auf einmal weg für mich, nicht mehr da, irgendwann ein groberer Schubser mit einem Ellbogen, zwischendurch eine dicke Frau, die sich beschwert, sie habe meine Haare im Mund, ich will ihr sagen, dann halt die Fresse, davon abgesehen wird hier nunmal getanzt, und außerdem hab ich die ganze Zeit dein Fett im Rücken, aber ich öffne nichtmal die Augen und lasse mich widerstandslos von ihr zur Seite drängeln,während sie sich vor mich schiebt, um dort stocksteif stehen zu bleiben und im Weg zu sein, während mein Herz sämtliche Gefühle auskotzt und in meinen Kreislauf schleudert, mein Hirn überflutet und sich selbst ertränkt.
Lied vorbei, Johannes erzählt irgendwas. Ich öffne die Augen, das Mädchen schräg neben mir ihren absurd großen Klappspiegel, in dem selbst ich mich noch sehe. Ich riskiere den Blick und stelle fest, dass Schweiß und vor allem Tränen mich komplett abgeschminkt haben und sich sowohl wasserfester Eyeliner als auch Wimperntusche und mein Stempel vom Einlass völlig verabschiedet haben. Letzteren sollte ich später freundlicherweise erneuert bekommen.
weiter, immer weiter..
Zugaben folgen,Kriemhild wieder neben mir, der Kumpel weiterhin verschwunden. Eine Wall of Love folgt, in der ich verloren gehe, kurz Angst habe, meinen Schuh verliere und dann wiederfinde, weiter Songs, ich tanze etwas ruhiger, dann das letzte Lied.Das erste, das ich von ihnen gehört habe, damals in einer Fernsehwerbung. Das mir damals geholfen hat,vom ehemaligen Problem loszukommen, irgendwie.
Alle Dämme brechen und emotional gibts bei mir endgültig kein Halten mehr.
Wir wolln die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker, schneien solls Geld und ab und zu Futter,
für Kanonen aus Plastik auf Panzern aus Watte, in tausend Jahrn sind wir Klassik, selbst wenn wirs maßlos verkacken
Ziehn wir unser Ding durch, nur Spaß muss es machen, ihr habt recht, ja wir sind durch und partiell auch Spacken
Kriemhild lehnt am Geländer, wir sind inzwischen noch weiter hinten, beim Aufgang zum "Balkon".
Irgendwie war ich das ganze Konzert alleine, aber egal.
Ein Arm schiebt mich zur Seite, viel zu vorsichtig für einen Menschen auf diesem Konzert, und als ich mich umdrehe, sehe ich direkt in die Augen des ehemaligen Problems. Ich kann nicht lesen, was da in seinem Blick steht, sehe es nicht und verstehe es nicht, merke zwar, dass er da ist, aber emotional ist da nur noch der nachklingende Schmerz, den Auge in Auge mit dem Tölpel bei mir altesachebedingt auslöst.
Ich überlege, ob ich mit dem ehemaligen Problem reden soll. So betrunken, wie er vermutlich war, würde es auf rummachen rauslaufen, irgendwann würde entweder ich gehen müssen oder er vor lauter Betrunkenheit das Bewusstsein verlieren, am nächsten Tag peinliche Stille oder Prahlerei seinerseits, das Übliche, wie es allen Mädchen passiert.
Doch uns anpassen das klappt nicht, wir werdens auch nicht versuchen, man kann uns nicht verkaufen nur laufend verfluchen.
Ich entscheide mich dagegen. Schultern zurück, Blick weiter direkt in seine Augen, bodenlos, ohne irgendwo anzukommen, und sage:"Geh weg."
Er wendet seinen Blick ab und wühlt sich weiter nach vorne, scheint zu vergessen, dass seine Freunde und er doch eigentlich ganz cool und abwesend und betrunken das Geschehen beobachten wollten, und ich weiß, dass mein "Geh weg" ein entgültiges war und dass wir beide wissen, dass es auf alles bezogen war.
Beim Refrain hüpfen und springen wir alle, singen nicht mehr, sondern schreien schon,übertönen die Musik von der Bühne. Ich bin wieder alleine, wie ich es eigentlich das ganze Konzert war, und vielleicht soll es ja so sein, dass ich alleine bin. Vielleicht ist das irgendwie Teil eines höheren Plans,vielleicht fordert der ein Menschenopfer,um zu funktionieren und das muss aus irgendeinem Grund ich sein.
Ich sehe das ehemalige Problem nicht mehr beim Rausgehen, nicht mehr beim Anstehen, nicht beim Merchstand, wo ich mir ein Shirt mitnehme.
Wieder im Auto dröhnen meine Ohren,zu Hause rauscht es nur noch.
Ich finde ein schwarzes Loch in meinem Herzen und stelle fest, dass sich schwarze Löcher aufgrund ihrer Unendlichkeit ja nicht nähen lassen. Merke, dass es die alte Sache produziert hat, und frage mich, warum ich es gerade heute bemerkt habe.
Kurz denke ich mir, dass ich alles wieder auf die Reihe bekomme, bin bestärkt in meinem Entschluss, der alten Sache meine Gefühle offenzulegen, sobald sich ein entsprechender Moment ergibt und in meiner Intuition ist auf einmal eine größere Wahrscheinlichkeit, dass die, die bei ihm an ihre Stelle gerutscht ist, ihm irgendwie doch eine Abfuhr gibt, und entweder deshalb oder aufgrund absoluter Erschöpfung schlafe ich relativ bald ein.
Auch heute war ich noch halbwegs guter Dinge mit nur einem Hauch schlechter Vorahnung, die ich nicht näher zuordnen konnte.
Bis ich ins soziale Netzwerk meines Misstrauens ging,routinemäßig sein Profil besuchte und sah, dass bei seinem Beziehungsstatus nicht mehr single stand, sondern keine Angabe.
Erinnerung brach über mich herein, er hatte doch geschrieben, er trifft sie wieder, aber erst dieses Wochenende..
Hatte geschrieben, sie habe so wie er gesagt, dass es schön gewesen war, sie habe gesagt, dass man es gern wiederholen könne, aber doch erst dieses Wochenende..
Wieder Verlorenheit, dabei hatte ich ernsthaft geglaubt, sie gestern ausgetanzt zu haben.
Und der Schmerz, an den ich mich gewöhnt habe.
Eine Millisekunde lang das Gefühl, es vielleicht schaffen zu können, ihn loszulassen.
Sobald er persönlich vor mir steht, wird es wieder weg sein.
Und ich werde da stehen und die Tränen unterdrücken, werde sterben wollen, Schmerzen erleiden, und wenn er mich wie von ihm angekündigt fragt, was es sei, das mich zur Zeit so runterzieht, werde ich schlucken und versuchen, das Gespräch zu vertagen, oder ich werde eine der Kleinigkeiten, die doch objektiv viel schmerzhafter sein sollten als diese unglückliche Liebe, an den Haaren packen, hochziehen und ihm entgegenschleudern in der Hoffnung, ihn abzulenken und zu beschäftigen.
Und wieder habe ich ein erneutes Level von "Ich kann nicht mehr" erreicht, und inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das, was ich mir immer predige,nämlich "Klar geht es wieder vorbei, aber jetzt bringt es mich eben ein Stück weit um und tut furchtbar weh", ob dieses "es geht wieder vorbei" wirklich die Wahrheit ist.
Electropopauftaktsakt erfolgreich überlebt, während Kriemhild und der Kumpel mit der weiblichen Seite total begeistert waren, war ich geistig abwesend; zu poppiger Elektropop war noch nie meins und aufgrund der Tatsache, dass ich das entsprechende Instrument seit nun schon einem Jahrzehnt selbst spiele wusste ich auch, dass der "geniale" Keyboarder allenfalls mittelmäßig spielte und die Show völlig übertrieben war.
Bereits vor Konzertbeginn schwankte ein Klassenkamerad auf mich zu und kiekste in betrunkenem Coolnessgedanken ein Hallo und meinen Namen, das Mädchen neben ihm, das aussah wie ich in buntesten Zeiten, lächelte unsicher und entschuldigend und in meinem Kopf gingen ein paar Alarmleuchten an, denn wo der Klassenkamerad ist, ist das ehemalige Problem nicht weit, und mein Rock war zu kurz, um mich selbstsicher zu fühlen, auch, wenn der Kumpel mir versichert hatte, ich würde "extrem scharf" aussehen.
Und das ganz ohne 5km-Ausschnitt. Nur 4km. Hm.
Die Alarmleuchten behielten recht, der Klassenkamerad wankte zu einer Gesprächsgruppe, in der ich den vertrauten Wuschelkopf, der nach einem offensichtlichen Friseurbesuch nicht mehr ganz so wuschelig sah, sichtete, der sich nach einem Hinweis des Klassenkameraden in meine Richtung umdrehte um mich dann anzusehen, während das Unsicherheitsverstecklächeln aus seinem Gesicht verschwand.Wieder dieser seltsam ernste Blick.
Auch später noch manchmal, meistens sitzen sie draußen oder oben auf einer Art "Balkon",während wir unten stehen und bei Egotronic schonmal ein bisschen tanzen,ja, auch ich; im gefühlten Viertelstundentakt kommen sie wieder runtergelaufen, jeder zwei leere Bierflaschen in der Hand, irgendwann wanken sie alle, er leicht rot im Gesicht und mit schon etwas glasigem Blick, und immernoch schafft er es, mich so anzusehen, und ich frage mich auch nach dem dritten Bier, verdammt, wo ist meine Verliebtheit hin?
Mein Herzschlag im Takt zum Bass, der Boden wackelt und die Wände auch, ich bin zwar verunsichert aber ich "tanze", im Moment noch deutlich beeinflusst von den Konzerten, die ich normalerweise besuche, mein Hirn ist immernoch nicht ganz ruhig, aber fast, zwischendurch läuft er allein vorbei und guckt, bleibt kurz stehen, als würde er warten. Guckt.
Ich lasse ihn stehen, wie bestellt und nicht abgeholt, später draußen wieder eine Sichtung, er sitzt anscheinend völlig betrunken draußen im Eck so wie wir,ein Mädchen kommt und streicht ihm durchs Haar, er grinst dümmlich, ich bin nichtmal eifersüchtig.
Und dann kommen Frittenbude.
Ich stehe nicht mehr hinten, sondern in der dritten Reihe, und ich stehe auch nicht mehr, sondern ich tanze, diesmal richtig und ohne Unsicherheiten, dafür aber mit geschlossenen Augen, singe Texte mit, werde angrempelt und weggeschoben, kurze Panik, als ich von den anderen beiden getrennt bin, finde sie dann wieder, tanze immernoch.
man kann uns nicht verkaufen, nur laufend verfluchen
Gefühlte 300 Menschen pro Quadratmeter, Johannes verlangt weitere Wasserflaschen, die er ans Publikum verteilen kann; klebrige Vordermannrücken versuchen, sich gegen mich zu drücken und klebrige Hintermänner und -frauen auch und ich habe noch nie so viele Stagediver und pogende und moshende Menschen auf einem solchen Konzert gesehen.
Ich kenne fast alle Texte auswendig und muss lautstark mitsingen, um mich überhaupt selbst zu hören, was ich meistens trotzdem nur halb schaffe, als sie Bilder mit Katze spielen gerät meine Depressionsaggressionsgleichgültigkeit etwas ins Wanken und ich singe einfach noch lauter mit und tanze weiter, womit ich mich auch erfolgreich betäuben kann.
...bis sie Auge in Auge mit dem Tölpel spielen.
Da war es, das Lied. Mehrfach hier gepostet, tausendfach gehört. In meinem Kopf untrennbar mit der alten Sache verbunden,der Person, die ganz eindeutig mein Herz hat. Und es nicht will.
Ich schließe die Augen und tanze weiter, singe weiter, bin Musik, ganz Musik; zudem völlig dehydriert, das letzte Bier habe ich noch vor Egotronic geleert und die ins Publikum geworfenen Wasserflaschen kommen nie bei mir an,die schubsende und drängelnde Masse schiebt mich einfach mit.
So stehe ich dann auch weiter hinten, 7.Reihe ungefähr, sofern man von Reihen reden konnte, denn eigentlich war es nur eine große, warme, tanzende, wasser- und schweißnasse Einheitsmasse, dort,wo es eigentlich anfängt, ruhiger zu werden, egal, weitermachen, den Gedanken keine Chance geben, mich zu überwältigen.
Ich weine.
Tanze und schwitze und singe und weine, und die ganzen anderen Menschen im Raum sind auf einmal weg für mich, nicht mehr da, irgendwann ein groberer Schubser mit einem Ellbogen, zwischendurch eine dicke Frau, die sich beschwert, sie habe meine Haare im Mund, ich will ihr sagen, dann halt die Fresse, davon abgesehen wird hier nunmal getanzt, und außerdem hab ich die ganze Zeit dein Fett im Rücken, aber ich öffne nichtmal die Augen und lasse mich widerstandslos von ihr zur Seite drängeln,während sie sich vor mich schiebt, um dort stocksteif stehen zu bleiben und im Weg zu sein, während mein Herz sämtliche Gefühle auskotzt und in meinen Kreislauf schleudert, mein Hirn überflutet und sich selbst ertränkt.
Lied vorbei, Johannes erzählt irgendwas. Ich öffne die Augen, das Mädchen schräg neben mir ihren absurd großen Klappspiegel, in dem selbst ich mich noch sehe. Ich riskiere den Blick und stelle fest, dass Schweiß und vor allem Tränen mich komplett abgeschminkt haben und sich sowohl wasserfester Eyeliner als auch Wimperntusche und mein Stempel vom Einlass völlig verabschiedet haben. Letzteren sollte ich später freundlicherweise erneuert bekommen.
weiter, immer weiter..
Zugaben folgen,Kriemhild wieder neben mir, der Kumpel weiterhin verschwunden. Eine Wall of Love folgt, in der ich verloren gehe, kurz Angst habe, meinen Schuh verliere und dann wiederfinde, weiter Songs, ich tanze etwas ruhiger, dann das letzte Lied.Das erste, das ich von ihnen gehört habe, damals in einer Fernsehwerbung. Das mir damals geholfen hat,vom ehemaligen Problem loszukommen, irgendwie.
Alle Dämme brechen und emotional gibts bei mir endgültig kein Halten mehr.
Wir wolln die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker, schneien solls Geld und ab und zu Futter,
für Kanonen aus Plastik auf Panzern aus Watte, in tausend Jahrn sind wir Klassik, selbst wenn wirs maßlos verkacken
Ziehn wir unser Ding durch, nur Spaß muss es machen, ihr habt recht, ja wir sind durch und partiell auch Spacken
Kriemhild lehnt am Geländer, wir sind inzwischen noch weiter hinten, beim Aufgang zum "Balkon".
Irgendwie war ich das ganze Konzert alleine, aber egal.
Ein Arm schiebt mich zur Seite, viel zu vorsichtig für einen Menschen auf diesem Konzert, und als ich mich umdrehe, sehe ich direkt in die Augen des ehemaligen Problems. Ich kann nicht lesen, was da in seinem Blick steht, sehe es nicht und verstehe es nicht, merke zwar, dass er da ist, aber emotional ist da nur noch der nachklingende Schmerz, den Auge in Auge mit dem Tölpel bei mir altesachebedingt auslöst.
Ich überlege, ob ich mit dem ehemaligen Problem reden soll. So betrunken, wie er vermutlich war, würde es auf rummachen rauslaufen, irgendwann würde entweder ich gehen müssen oder er vor lauter Betrunkenheit das Bewusstsein verlieren, am nächsten Tag peinliche Stille oder Prahlerei seinerseits, das Übliche, wie es allen Mädchen passiert.
Doch uns anpassen das klappt nicht, wir werdens auch nicht versuchen, man kann uns nicht verkaufen nur laufend verfluchen.
Ich entscheide mich dagegen. Schultern zurück, Blick weiter direkt in seine Augen, bodenlos, ohne irgendwo anzukommen, und sage:"Geh weg."
Er wendet seinen Blick ab und wühlt sich weiter nach vorne, scheint zu vergessen, dass seine Freunde und er doch eigentlich ganz cool und abwesend und betrunken das Geschehen beobachten wollten, und ich weiß, dass mein "Geh weg" ein entgültiges war und dass wir beide wissen, dass es auf alles bezogen war.
Beim Refrain hüpfen und springen wir alle, singen nicht mehr, sondern schreien schon,übertönen die Musik von der Bühne. Ich bin wieder alleine, wie ich es eigentlich das ganze Konzert war, und vielleicht soll es ja so sein, dass ich alleine bin. Vielleicht ist das irgendwie Teil eines höheren Plans,vielleicht fordert der ein Menschenopfer,um zu funktionieren und das muss aus irgendeinem Grund ich sein.
Ich sehe das ehemalige Problem nicht mehr beim Rausgehen, nicht mehr beim Anstehen, nicht beim Merchstand, wo ich mir ein Shirt mitnehme.
Wieder im Auto dröhnen meine Ohren,zu Hause rauscht es nur noch.
Ich finde ein schwarzes Loch in meinem Herzen und stelle fest, dass sich schwarze Löcher aufgrund ihrer Unendlichkeit ja nicht nähen lassen. Merke, dass es die alte Sache produziert hat, und frage mich, warum ich es gerade heute bemerkt habe.
Kurz denke ich mir, dass ich alles wieder auf die Reihe bekomme, bin bestärkt in meinem Entschluss, der alten Sache meine Gefühle offenzulegen, sobald sich ein entsprechender Moment ergibt und in meiner Intuition ist auf einmal eine größere Wahrscheinlichkeit, dass die, die bei ihm an ihre Stelle gerutscht ist, ihm irgendwie doch eine Abfuhr gibt, und entweder deshalb oder aufgrund absoluter Erschöpfung schlafe ich relativ bald ein.
Auch heute war ich noch halbwegs guter Dinge mit nur einem Hauch schlechter Vorahnung, die ich nicht näher zuordnen konnte.
Bis ich ins soziale Netzwerk meines Misstrauens ging,routinemäßig sein Profil besuchte und sah, dass bei seinem Beziehungsstatus nicht mehr single stand, sondern keine Angabe.
Erinnerung brach über mich herein, er hatte doch geschrieben, er trifft sie wieder, aber erst dieses Wochenende..
Hatte geschrieben, sie habe so wie er gesagt, dass es schön gewesen war, sie habe gesagt, dass man es gern wiederholen könne, aber doch erst dieses Wochenende..
Wieder Verlorenheit, dabei hatte ich ernsthaft geglaubt, sie gestern ausgetanzt zu haben.
Und der Schmerz, an den ich mich gewöhnt habe.
Eine Millisekunde lang das Gefühl, es vielleicht schaffen zu können, ihn loszulassen.
Sobald er persönlich vor mir steht, wird es wieder weg sein.
Und ich werde da stehen und die Tränen unterdrücken, werde sterben wollen, Schmerzen erleiden, und wenn er mich wie von ihm angekündigt fragt, was es sei, das mich zur Zeit so runterzieht, werde ich schlucken und versuchen, das Gespräch zu vertagen, oder ich werde eine der Kleinigkeiten, die doch objektiv viel schmerzhafter sein sollten als diese unglückliche Liebe, an den Haaren packen, hochziehen und ihm entgegenschleudern in der Hoffnung, ihn abzulenken und zu beschäftigen.
Und wieder habe ich ein erneutes Level von "Ich kann nicht mehr" erreicht, und inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das, was ich mir immer predige,nämlich "Klar geht es wieder vorbei, aber jetzt bringt es mich eben ein Stück weit um und tut furchtbar weh", ob dieses "es geht wieder vorbei" wirklich die Wahrheit ist.