Thema: oh happy day.
..that are sinking to the ground...
Ich bin heute aufgestanden.
Nachdem mein Vater wieder in Feldwebelmanier und in tiefster, dunkelster Nacht gegen die Zimmertür getrommelt hatte , sodass ich schon fürchtete, gleich würde seine Faust durchbrechen, und sein "Aufstehen!" auf mich abgefeuert hatte, bin ich ins Bad gegangen, habe mich wieder hingelegt, als er und die Vatersfreundin weg waren, und bin 3h später richtig aufgestanden.
Es klingt für normale Menschen wohl unbegreiflich, aber für mich war das eine Leistung, das aufstehen ohne einen Zwang von außen. Und dann, dann habe ich sogar das Bad geputzt und die Spülmaschine angemacht und mich um meine Wäsche gekümmert. Richtig motiviert, für meine Verhältnisse, an den meisten Tagen bin ich froh,wenn ich es schaffe, aufzustehen, weil da das graue Etwas meinen kompletten Verstand und mein Herz gleich mit einnimmt. Das tat es heute auch, aber ich bin aufgestanden und habe was gemacht.
Die Vatersfreundin hat in einer der endlosen Streitrunden, die wir zu dritt führen, wenn sie da ist, mal gesagt, dass das gut ist,kleine Schritte, und ok ist. In kleinen Schritten was machen.
Für mich waren die kleinen Schritte heute ziemlich groß, besonders,wenn man sie mit den Tagen davor vergleicht, könnte ich das so einfach, stolz auf mich sein, dann wäre ich es heute ein bisschen gewesen.
Dieses Gefühl hielt genau so lange an, bis sie wieder heimkamen, mein Vater und seine Freundin.
Schwiegen mich eine Viertelstunde an, bis sie ein "Was hast du heute eigentlich gemacht?" auf mich abfeuerte und es daraufhin wieder los ging. Die ganze Diskussion, die übliche Abendgestaltung. Das Übliche: Sie sagt, es kann so nicht weitergehen, mein Vater sagt nichts, bis ich etwas sage. Wenn ich dann spreche, unterbricht er mich, sagt, dass das keinen Sinn hat alles, dass reden nichts, aber auch garnichts bringt und ich gefälligst meine Klappe halten und einfach machen soll.
Heute, da hat er gesagt, ich würde ihn und seine Freundin erpressen. Erpressen würde ich sie, weil ich nichts machen würde.
Ich habe ihn angeschaut und gefragt, wieso erpressen. Gesagt, erpressen ist, wenn ich was böses mache, um etwas zu bekommen, was ich will.
Er hat gesagt, ich soll meine Klappe halten, ich würde sie erpressen.
Wieder hab ich versucht, es zu erklären,dass ich sie nicht erpressen will, und dann hat er gelacht.
Das Lachen ist immer das Schlimmste; allen Hass und alle Aggression, die er empfinden muss, wenn er mich sieht, steckt er in dieses Lachen, nichtmal die USA würden es als Foltermethode nutzen,das Lachen, so schlimm ist das.
Er hat wieder gelacht, das böse lachen, und dann ist er rausgegangen, hat vorher noch gesagt, ich hätte mich dumm studiert, und dann war er draußen. Dabei studiere ich doch noch garnicht.
Siehst du, habe ich zur Vatersfreundin gesagt, leicht stockend, weil ich wieder mal sehr nah am Heulen war, Siehst du, und deswegen habe ich dir gesagt, dass es nichts bringt.
Ich habe ihr gesagt, dass diese Gesprächsrunden, in der erst alle Beteiligten auf mir herumhacken und sie dann versucht, uns zum Lösungsfinden zu motivieren und alle Vorschläge ablehnt, um danach auf heile Welt zu machen, dass die nichts bringen; und dass die Lösung ist, dass ich meine Zeit noch absitze, mit 18 ausziehe, hoffentlich eine Arbeit finde und das Jahr bis zum Abitur und eben dieses in einer netten Plattenbauwohnung alleine mit der Katze absitze.
Sie hat gesagt, das ist Wegrennen.
Kann sein, meinte ich. Kann sein,dass das Wegrennen ist, aber alles andere geht nicht, Coexistenz schon lange nicht mehr und jeden Tag geht es weiter kaputt und ich gleich mit.
Sie hat wieder angefangen, genau so wie er hat sie angefangen, ich müsse doch einfach nur was machen.
Da habe ich gemerkt,dass auch sie es nicht verstanden hat, und versucht, mich geistig auszuklinken.
Einfach über der Sache schweben, auch, als mein Großvater begeistert angefangen hat, aufzuzählen,was er heute alles im Haushalt gemacht hat, habe ich mich weiter darauf konzentriert, über der Sache zu schweben und das klappte ganz gut, aber als mein Vater wiederkam und sagte, es hat keinen Sinn, das alles, weil ich sie erpressen würde, nichts mache und immer im Kreis rede, als er mich nicht hat ausreden lassen, als ich meinte, ich wiederhole mich nur deshalb, weil du mich nie zu Ende sprechen lässt, geschweige denn, darüber nachdenkst,was ich sage, als er wieder alles an Hass, was er in sich finden konnte, losgeschleudert hat auf mich, da hat er mich erwischt.
Und ich konnte mich hinter meinem Haar verstecken und die Augen schließen, aber nicht mehr über der Sache schweben.
Die Vatersfreundin versuchte wieder, Gespräche zu erzwingen, sagte, sie gehe jetzt rauchen und wenn sie wiederkommt, will sie ein Ergebnis hören und derartiges.
Mein Vater saß auf seinem Stuhl und begann, die Zeitung zu lesen.
Einfach so, saß einfach da, dieser kaputtgearbeitete, gealterte Mann, der mein Vater sein soll, und hat seine Zeitung gelesen.
Ich habe zwei Minuten lang versucht, etwas zu sagen, aber schon beim Versuch schossen mir die verdammten Tränen in die Augen, deshalb habe ich es jedes Mal wieder gelassen und nochmal neu angefangen, bis ich es dann sagen konnte.
Dass ich glaube,dass er auch nicht klarkommt mit allem,was war, aber er immernoch verdrängt; und dass er genauso wenig über Gefühle und Probleme reden kann wie ich, aber das wichtig ist; und es schwierig für mich ist, ich habe mich ja nicht einmal getraut, ihn zu fragen, wie es ihm geht, als der Todestag seiner Mutter war,geschweige denn, ihn zu umarmen oder sowas.
Er hat nur umgeblättert und weiter Zeitung gelesen.
Und ich saß so da, in der üblichen Diskussionsrunde, ich hatte meinem Großvater ein leises "nicht jetzt, bitte" entgegen gesetzt, als er, mitten im Gespräch, wieder anfing mit seinem Gerede, aber das "nicht jetzt, bitte", das für mich eine so riesengroße Leistung darstellte, das hat er einfach überhört und die Vatersfreundin gefragt, wann sie ihr Auto gekauft hat, und ob es ein Gebrauchtwagen ist oder ein neuer.
So ging es mal wieder den halben Abend, mein Vater schweigend oder verletzend, sie in ihrem verzweifelten "Ja aber so geht das doch nicht!", nicht richtig auf meiner Seite, aber auch nicht neutral, sondern logischerweise eher hinter ihm stehend, und ich arbeitete mich von wenig sagen hin zu "nichts mehr sagen" und versuchte, auf der Stelle zu verschwinden. Leider löst man sich nicht einfach so in Luft auf, also habe ich dann irgendwann doch geweint,auf meine zurückhaltende Art und Weise, ihm ist das egal, er sagt, ich solle mir das Geflenne sparen, sie sagt, wir drehen uns im Kreis, mein Großvater sagt, er hat heute auch gestaubsaugt.
Dabei bin ich heute aufgestanden.
Kleine Schritte machen, hat sie gesagt. Hat sie gesagt, und ich dachte, sie meint das ernst, und ich dachte, ich hätte heute ausnahmsweise etwas auf die Reihe bekommen, auch,wenn es für mich viel mehr war als für sie und für ihn, aber wir haben doch letztes Mal gesagt, dass das in Ordnung ist.
Und ich habe gedacht, dass es in Ordnung ist, wie ich bin, und dass es mir eventuell nicht ganz gut geht, wegen dem grauen Etwas, dass sie es akzeptieren und eine Sekunde lang sogar, dass sie es verstehen, ansatzweise.
Ich sollte aufhören, in Menschen menschliches sehen zu wollen.
Dieses menschliche, was ich gerne sehen würde, vielleicht gibt es das ja gar nicht.
Vielleicht sind ja alle so, wenn man lange genug mit ihnen zu tun hat. Bis jetzt war es jedes Mal so. Menschen verlieren ihr menschliches, wenn man lange genug mit ihnen zu tun hat.
Vielleicht liegt es ja an mir.
Mein Vater sagt, es liegt an mir, ich habe sie so werden lassen. Hat er gesagt, als wir mal zu zweit gestritten haben.
Wie immer wurde die heutige Diskussion mit einem "und jetzt machen wir alle alles anders", das mir bestätigte, dass ich es wieder nicht geschafft hatte, oder sie es nicht verstehen wollten oder konnten, beendet, und als ich den Müll rausbrachte und sie rauchte, habe ich versucht, der Vatersfreundin das graue Etwas zu erklären.
Habe gesagt, Vatersfreundin, ich fand das verletzend heute, das "Was hast du den ganzen Tag gemacht?". Dass es schon eine Leistung war, aufzustehen,weil ich nicht weiß,wofür das alles.
Weiter durfte ich nicht reden, ein "Spinnst du?!?" hat sie ausgerufen, ein richtig lautes, richtig böses, und mir gesagt, ich hätte doch einen Schlag, wenn ich nicht weiß, wofür ich morgens aufstehe und wofür ich vor mich hin lebe.
Gäbe so viel wichtiges im Leben. Ich würde doch spinnen.
Danke fürs Michnichtausredenlassen, hab ich gesagt,als sie fertig war. Ganz leise, weil ich mich wieder vom Weinen abhalten musste, wie immer. Ich habe es schon mal geschrieben, ich bin nicht nahe am Wasser gebaut, sondern mitten im Fluss.
Ja, dann rede halt. Wieder dieser aggressive Ton.
Ich solle doch einfach reden.
Sagt sie, die kurz zuvor gesagt hat, ich soll aufhören, zu reden. Einfach machen.
Als ich das erwähne, gibt sie wieder einen genervt-pseudoverzweifelten Seufzlaut von sich.
Ich versuche es trotzdem, und kann nicht ausmachen,ob sie es versteht oder nicht.
Aber als ich die Wohnung wieder betrete, als letzte, weil ich vorher überlegt hatte, einfach wegzugehen, zu laufen, wohin meine Füße mich führen, sitzen sie wieder da, im Wohnzimmer, auf dem Sofa, jeder sein Glas Wein vor sich, am Telefon lachen sie, dann, als der Anrufer aufgelegt hat, auch wieder das übliche Totschweigen, wie immer nach einer Diskussionsrunde, und Großvater Mayhem sitzt auf einem Extrastuhl und fängt an, Belang- und Zusammenhangsloses zu reden. Wie immer.
Scheint vergessen zu haben, wie mein Vater, sein Sohn, ihn angeschrien hat, und als sie mich sieht, fragt die Vatersfreundin in neutral-freundlich, ob ich die Fernsehzeitung gesehen hätte und einen Tee wolle.
As I'm falling into the deep.
Ich bin heute aufgestanden.
Nachdem mein Vater wieder in Feldwebelmanier und in tiefster, dunkelster Nacht gegen die Zimmertür getrommelt hatte , sodass ich schon fürchtete, gleich würde seine Faust durchbrechen, und sein "Aufstehen!" auf mich abgefeuert hatte, bin ich ins Bad gegangen, habe mich wieder hingelegt, als er und die Vatersfreundin weg waren, und bin 3h später richtig aufgestanden.
Es klingt für normale Menschen wohl unbegreiflich, aber für mich war das eine Leistung, das aufstehen ohne einen Zwang von außen. Und dann, dann habe ich sogar das Bad geputzt und die Spülmaschine angemacht und mich um meine Wäsche gekümmert. Richtig motiviert, für meine Verhältnisse, an den meisten Tagen bin ich froh,wenn ich es schaffe, aufzustehen, weil da das graue Etwas meinen kompletten Verstand und mein Herz gleich mit einnimmt. Das tat es heute auch, aber ich bin aufgestanden und habe was gemacht.
Die Vatersfreundin hat in einer der endlosen Streitrunden, die wir zu dritt führen, wenn sie da ist, mal gesagt, dass das gut ist,kleine Schritte, und ok ist. In kleinen Schritten was machen.
Für mich waren die kleinen Schritte heute ziemlich groß, besonders,wenn man sie mit den Tagen davor vergleicht, könnte ich das so einfach, stolz auf mich sein, dann wäre ich es heute ein bisschen gewesen.
Dieses Gefühl hielt genau so lange an, bis sie wieder heimkamen, mein Vater und seine Freundin.
Schwiegen mich eine Viertelstunde an, bis sie ein "Was hast du heute eigentlich gemacht?" auf mich abfeuerte und es daraufhin wieder los ging. Die ganze Diskussion, die übliche Abendgestaltung. Das Übliche: Sie sagt, es kann so nicht weitergehen, mein Vater sagt nichts, bis ich etwas sage. Wenn ich dann spreche, unterbricht er mich, sagt, dass das keinen Sinn hat alles, dass reden nichts, aber auch garnichts bringt und ich gefälligst meine Klappe halten und einfach machen soll.
Heute, da hat er gesagt, ich würde ihn und seine Freundin erpressen. Erpressen würde ich sie, weil ich nichts machen würde.
Ich habe ihn angeschaut und gefragt, wieso erpressen. Gesagt, erpressen ist, wenn ich was böses mache, um etwas zu bekommen, was ich will.
Er hat gesagt, ich soll meine Klappe halten, ich würde sie erpressen.
Wieder hab ich versucht, es zu erklären,dass ich sie nicht erpressen will, und dann hat er gelacht.
Das Lachen ist immer das Schlimmste; allen Hass und alle Aggression, die er empfinden muss, wenn er mich sieht, steckt er in dieses Lachen, nichtmal die USA würden es als Foltermethode nutzen,das Lachen, so schlimm ist das.
Er hat wieder gelacht, das böse lachen, und dann ist er rausgegangen, hat vorher noch gesagt, ich hätte mich dumm studiert, und dann war er draußen. Dabei studiere ich doch noch garnicht.
Siehst du, habe ich zur Vatersfreundin gesagt, leicht stockend, weil ich wieder mal sehr nah am Heulen war, Siehst du, und deswegen habe ich dir gesagt, dass es nichts bringt.
Ich habe ihr gesagt, dass diese Gesprächsrunden, in der erst alle Beteiligten auf mir herumhacken und sie dann versucht, uns zum Lösungsfinden zu motivieren und alle Vorschläge ablehnt, um danach auf heile Welt zu machen, dass die nichts bringen; und dass die Lösung ist, dass ich meine Zeit noch absitze, mit 18 ausziehe, hoffentlich eine Arbeit finde und das Jahr bis zum Abitur und eben dieses in einer netten Plattenbauwohnung alleine mit der Katze absitze.
Sie hat gesagt, das ist Wegrennen.
Kann sein, meinte ich. Kann sein,dass das Wegrennen ist, aber alles andere geht nicht, Coexistenz schon lange nicht mehr und jeden Tag geht es weiter kaputt und ich gleich mit.
Sie hat wieder angefangen, genau so wie er hat sie angefangen, ich müsse doch einfach nur was machen.
Da habe ich gemerkt,dass auch sie es nicht verstanden hat, und versucht, mich geistig auszuklinken.
Einfach über der Sache schweben, auch, als mein Großvater begeistert angefangen hat, aufzuzählen,was er heute alles im Haushalt gemacht hat, habe ich mich weiter darauf konzentriert, über der Sache zu schweben und das klappte ganz gut, aber als mein Vater wiederkam und sagte, es hat keinen Sinn, das alles, weil ich sie erpressen würde, nichts mache und immer im Kreis rede, als er mich nicht hat ausreden lassen, als ich meinte, ich wiederhole mich nur deshalb, weil du mich nie zu Ende sprechen lässt, geschweige denn, darüber nachdenkst,was ich sage, als er wieder alles an Hass, was er in sich finden konnte, losgeschleudert hat auf mich, da hat er mich erwischt.
Und ich konnte mich hinter meinem Haar verstecken und die Augen schließen, aber nicht mehr über der Sache schweben.
Die Vatersfreundin versuchte wieder, Gespräche zu erzwingen, sagte, sie gehe jetzt rauchen und wenn sie wiederkommt, will sie ein Ergebnis hören und derartiges.
Mein Vater saß auf seinem Stuhl und begann, die Zeitung zu lesen.
Einfach so, saß einfach da, dieser kaputtgearbeitete, gealterte Mann, der mein Vater sein soll, und hat seine Zeitung gelesen.
Ich habe zwei Minuten lang versucht, etwas zu sagen, aber schon beim Versuch schossen mir die verdammten Tränen in die Augen, deshalb habe ich es jedes Mal wieder gelassen und nochmal neu angefangen, bis ich es dann sagen konnte.
Dass ich glaube,dass er auch nicht klarkommt mit allem,was war, aber er immernoch verdrängt; und dass er genauso wenig über Gefühle und Probleme reden kann wie ich, aber das wichtig ist; und es schwierig für mich ist, ich habe mich ja nicht einmal getraut, ihn zu fragen, wie es ihm geht, als der Todestag seiner Mutter war,geschweige denn, ihn zu umarmen oder sowas.
Er hat nur umgeblättert und weiter Zeitung gelesen.
Und ich saß so da, in der üblichen Diskussionsrunde, ich hatte meinem Großvater ein leises "nicht jetzt, bitte" entgegen gesetzt, als er, mitten im Gespräch, wieder anfing mit seinem Gerede, aber das "nicht jetzt, bitte", das für mich eine so riesengroße Leistung darstellte, das hat er einfach überhört und die Vatersfreundin gefragt, wann sie ihr Auto gekauft hat, und ob es ein Gebrauchtwagen ist oder ein neuer.
So ging es mal wieder den halben Abend, mein Vater schweigend oder verletzend, sie in ihrem verzweifelten "Ja aber so geht das doch nicht!", nicht richtig auf meiner Seite, aber auch nicht neutral, sondern logischerweise eher hinter ihm stehend, und ich arbeitete mich von wenig sagen hin zu "nichts mehr sagen" und versuchte, auf der Stelle zu verschwinden. Leider löst man sich nicht einfach so in Luft auf, also habe ich dann irgendwann doch geweint,auf meine zurückhaltende Art und Weise, ihm ist das egal, er sagt, ich solle mir das Geflenne sparen, sie sagt, wir drehen uns im Kreis, mein Großvater sagt, er hat heute auch gestaubsaugt.
Dabei bin ich heute aufgestanden.
Kleine Schritte machen, hat sie gesagt. Hat sie gesagt, und ich dachte, sie meint das ernst, und ich dachte, ich hätte heute ausnahmsweise etwas auf die Reihe bekommen, auch,wenn es für mich viel mehr war als für sie und für ihn, aber wir haben doch letztes Mal gesagt, dass das in Ordnung ist.
Und ich habe gedacht, dass es in Ordnung ist, wie ich bin, und dass es mir eventuell nicht ganz gut geht, wegen dem grauen Etwas, dass sie es akzeptieren und eine Sekunde lang sogar, dass sie es verstehen, ansatzweise.
Ich sollte aufhören, in Menschen menschliches sehen zu wollen.
Dieses menschliche, was ich gerne sehen würde, vielleicht gibt es das ja gar nicht.
Vielleicht sind ja alle so, wenn man lange genug mit ihnen zu tun hat. Bis jetzt war es jedes Mal so. Menschen verlieren ihr menschliches, wenn man lange genug mit ihnen zu tun hat.
Vielleicht liegt es ja an mir.
Mein Vater sagt, es liegt an mir, ich habe sie so werden lassen. Hat er gesagt, als wir mal zu zweit gestritten haben.
Wie immer wurde die heutige Diskussion mit einem "und jetzt machen wir alle alles anders", das mir bestätigte, dass ich es wieder nicht geschafft hatte, oder sie es nicht verstehen wollten oder konnten, beendet, und als ich den Müll rausbrachte und sie rauchte, habe ich versucht, der Vatersfreundin das graue Etwas zu erklären.
Habe gesagt, Vatersfreundin, ich fand das verletzend heute, das "Was hast du den ganzen Tag gemacht?". Dass es schon eine Leistung war, aufzustehen,weil ich nicht weiß,wofür das alles.
Weiter durfte ich nicht reden, ein "Spinnst du?!?" hat sie ausgerufen, ein richtig lautes, richtig böses, und mir gesagt, ich hätte doch einen Schlag, wenn ich nicht weiß, wofür ich morgens aufstehe und wofür ich vor mich hin lebe.
Gäbe so viel wichtiges im Leben. Ich würde doch spinnen.
Danke fürs Michnichtausredenlassen, hab ich gesagt,als sie fertig war. Ganz leise, weil ich mich wieder vom Weinen abhalten musste, wie immer. Ich habe es schon mal geschrieben, ich bin nicht nahe am Wasser gebaut, sondern mitten im Fluss.
Ja, dann rede halt. Wieder dieser aggressive Ton.
Ich solle doch einfach reden.
Sagt sie, die kurz zuvor gesagt hat, ich soll aufhören, zu reden. Einfach machen.
Als ich das erwähne, gibt sie wieder einen genervt-pseudoverzweifelten Seufzlaut von sich.
Ich versuche es trotzdem, und kann nicht ausmachen,ob sie es versteht oder nicht.
Aber als ich die Wohnung wieder betrete, als letzte, weil ich vorher überlegt hatte, einfach wegzugehen, zu laufen, wohin meine Füße mich führen, sitzen sie wieder da, im Wohnzimmer, auf dem Sofa, jeder sein Glas Wein vor sich, am Telefon lachen sie, dann, als der Anrufer aufgelegt hat, auch wieder das übliche Totschweigen, wie immer nach einer Diskussionsrunde, und Großvater Mayhem sitzt auf einem Extrastuhl und fängt an, Belang- und Zusammenhangsloses zu reden. Wie immer.
Scheint vergessen zu haben, wie mein Vater, sein Sohn, ihn angeschrien hat, und als sie mich sieht, fragt die Vatersfreundin in neutral-freundlich, ob ich die Fernsehzeitung gesehen hätte und einen Tee wolle.
As I'm falling into the deep.