Mittwoch, 15. August 2012
Festivaleinkäufe getätigt....
"Wieso schaut die Kassiererin so komisch? Nur, weil wir fünf 5l-Kanister Wasser, zwei Paletten Dosenbier/Radler/Biermischgetränk, zwei Tetrapacks Wein und eine Probiergröße Prinzessin Lillifee-Shampoo kaufen?"


...der Fremdenschwester spontan die Haare getönt..
Türklopfen.
"Sorry, wenn ich gerade störe, aber einer von euch hilft mir jetzt bitte beim Haaretönen, ich brauche da tatkräftige und auch seelische Unterstützung.."
-"Aber du hast dir doch noch nie irgendwas an den Haaren gemacht, außer schneiden, wieso..."
"Ruhe, Bruder. Mayhem, komm mit, du machst das jetzt!"
Fünfunddreißig Minuten später. Fassungsloser Blick der Fremdenschwester in den Spiegel, dann taucht da auf einmal ein Lächeln in ihrem Gesicht auf, das schnell zu einem Grinsen wird.
Die zwei Schritte über den winzigen Hausflur bis zum Zimmer ihres Bruder scheint sie zu schweben, ruft ein breit grinsendes "Ich hab mich getraut, und es sieht gut aus!" zu ihm rein und schwebt weiter zu ihrer Mutter in die Küche. Die findet, dass ich das gut hinbekommen habe, auch wegen Einwirkzeit ändern undso, und dass ich, davon abgesehen, ruhig öfter vorbeikommen könnte; ihr persönlich sei ich lieber als die Ghettoschwester, die am Samstagabend zum wiederholten Mal in der Wohnung gekotzt habe.
Schwebe zurück ins Zimmer des Fremden, lasse mich die nächste halbe Stunde mit seiner Musik beschallen und befinde, dass seine Mutter eine sehr sympathische Frau ist.

..ein Testberatungsgespräch geführt...
Verschüchtertes Schweigen, nicht direkt total unangenehm, aber trotzdem...
Er kann sich wenigstens an seiner Gitarre festhalten, ein wenig. Dann springt er auf, holt seinen Aktenordner und fragt, ob er ein Testberatungsgespräch mit mir führen darf. Einerseits, damit ich mir besser vorstellen kann, was er so auf der Arbeit macht, andererseits, damit er das üben könne. "Natürlich nur, wenn du auch willst. Aber ich fände das echt nett von dir, ich glaube nämlich, dass du gut beurteilen kannst, was ok war und was schlecht, und wie das bei einem echten Kunden ankommen würde, und dass du das auch ehrlich sagst."
Also lasse ich mich testberaten. Und er gibt sich richtig Mühe, den auswendig gelernten Phrasen, die ihm sein Ausbilder beigebracht hat, Leben einzuhauchen, auch, wenn man trotzdem noch merkt, dass es Standardschemata und -sätze sind, an denen er sich da festhält, aber vielleicht muss das auch so sein.
Sage ihm das und ermutige ihn, spontan zu sein, auch, wenn man dann das Gefühl hat, den Halt in der Konversation zu verlieren.
Komme mir doof vor bei der Aussage, aber dann meint er, dass er das schön von mir findet. Dass ich so ehrlich bin, und dass ich das verstehe, mit dem Halt verlieren.
Er lächelt mich an.
Ich lächle zurück.
Sekundenbruchteil, dann synchrones Wegschauen.
Schüchtern sein ist manchmal unpraktisch.


...keinen Film, aber mal wieder die familiäre Idylle gesehen..
Den Vorschlag des Fremden, einen Film zu gucken, muss ich abwehren, weil Papa Mayhem findet, 21 Uhr sei eindeutig zu spät, um noch in die Kleinstadt zu fahren und mich abzuholen.
Schade, ich hätte den Film gerne gesehen. Zum einen, weil der Fremde, abgesehen von einer Vorliebe für Horrorfilme, die ich nicht teile, einen ziemlich interessanten Filmgeschmack hat, der meinem nicht unähnlich ist, zum anderen, weil das ein Grund gewesen wäre, mich todesmutig vielleicht sogar etwas mehr anzulehnen als beim letzten Mal.
So bringt er mich zur Tankstelle und erklärt sich sogar bereit, mit mir auf meinen Vater zu warten, der gerade auftaucht, als der Raucher und der Pinguin, die noch schnell tanken wollten, uns erzählen, dass das Festival ein einziges Desaster werden wird, weil wir so wenig Erfahrung mit derartigen Veranstaltungen haben.
Auf der Heimfahrt folgen fünfzehn Minuten Schweigen, dann der Hinweis, dass ich ganz schön tief gesunken sei, wenn ich mich mit "den Asozialen da" abgeben würde.
Ich äußere den Verdacht, dass es sich bei zwei der "Asozialen" um vermutliche Freunde handelt.
"Außerdem bin ich genauso schlimm."
-"Da hast du wohl recht."
Zuhause das übliche Gezetere der Vatersfreundin, was mir eigentlich einfalle, meinen Vater so reinzustressen wegen dem Fahren.
Verzichte auf den Hinweis, dass nicht ich die Person war, die 20 Uhr festgemacht hat, fliehe möglichst bald in mein Zimmer und freue mich über die Musik, die der Fremde auf meinen mp3-Player übertragen hat und die dafür sorgt, dass mir das menschliche Gewitter vor meiner Zimmertür egal ist.

...und festgestellt, dass wir zwar wieder Kaltwasser und sogar eine provisorische Duschmöglichkeit haben, dafür aber jetzt das Wasser im anderen Raum abgestellt ist und somit die Waschmaschine nicht mehr läuft.
Was besonders aufgrund der Tatsache, dass der Großteil meiner Festivalklamotten vorher gewaschen werden müsste und wir am Donnerstag früh losfahren eher unpraktisch ist.