Die Vatersfreundin schreibt und schickt Sprachnachrichten. Das tut sie öfter, es ist ein Wechselbald der Gefühle.
Sie ist ein Wrack und ihre Psyche ein Minenfeld, und wie das unbetreute Minenfelder so an sich haben, fliegt einem zwischendurch mal was um die Ohren.
Aktuell ist sie wieder schwer besorgt um Papa Mayhem, der ganz eindeutig den Verstand verliere.
Das tut er, wenn man von ihrer Wahrnehmung ausgeht, eigentlich kontinuierlich, aber alle sechs bis zwölf Monate "endgültig".
Er sei nur am Arbeiten, sie müsse nur arbeiten, zu anderen sei er viel netter und ihr höre er nie zu, wenn sie ihm erklärt, dass er vollkommen bekloppt geworden ist und nicht mehr richtig tickt und das so nicht weiter geht.
Es sei alles so anstrengend, sie könne das nicht mehr aushalten und würde bald ihre Sachen zusammen packen und gehen, "egal, wie nett er dann ist".
Ich kann es mir nicht verkneifen, sie darauf hinzuweisen, dass wir das zum wiederholten Male durchexerzieren - so oft wiederholt, dass ich den Überblick verloren habe.
Erneut die Leier, es ist ja so schlimm, er ist ja vollkommen durchgeknallt.
Weil: er hört ihr nicht zu, wenn sie ihm sagt, dass er durchgeknallt ist, weil er anderen, die ihn nicht mögen, hilft und viel arbeitet. Darum ist er, und das muss nochmal betont werden, durchgeknallt, und dass er ihr nicht zuhört, wenn sie ihm erklärt, dass er durchgeknallt ist, zeigt, wie extrem durchgeknallt er ist.
Ich haue ihr distanzierte Konstruktivität in die Fresse, sie antwortet, wie sie eben antwortet.
- Konstruktive Kommunikation suchen, redet miteinander, ohne Vorwurfsmühle, sondern hört euch mal an, wie es der Andere wahrnimmt, wie sich das für ihn anfühlt, versucht, das ernst zu nehmen und gemeinsam eine Mitte zu finden -> Ja haha, das sagst du so einfach du weltfremdes Kind, ich hab hier zu tun, ich muss arbeiten, ich muss dekorieren und Wände streichen.
- du schreibst mir das nicht zum ersten Mal, ich hab das Gefühl, das ist ein wiederkehrendes Thema. Ebenso, dass du es nur schwer aushalten kannst und überlegst, zu gehen. Ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen. Es ist deine. Du entscheidest. Und entweder entscheidest du dich für das gemeinsame Arbeiten daran, oder dafür, dich damit zu arrangieren, oder dafür, zu gehen. Es gibt nur die drei Optionen, und welche passt, kann ich nicht entscheiden. Es ist deine Entscheidung. Und du hast die vergangenen Male jedes Mal erzählt, wie schwierig es ist, und dass du das nicht mehr kannst, und dass du jetzt für immer gehst. Es ist deine Entscheidung. Finde heraus, was davon für dich das richtige ist. Und dann lebe damit.
-> Ich hab dir doch oben geschrieben, dass ich gerade arbeiten muss, ja, wir telefonieren heute Abend, ja, ich muss gerade arbeiten, ja. Jetzt sei deswegen aber nicht wieder gleich angepisst, weil du immer so empfindlich bist.
- Ich schreibe dir jetzt zurück, weil ich jetzt Zeit habe. Du musst darauf nicht sofort antworten, kein Stress.
- Ja ich hab auch Stress, ich hab dir gesagt, wir telefonieren heute Abend!
Das Narrenschiff fährt wieder, mit dem immergleichen Narrativ:
Sie leidet ja so darunter, dass mein Vater total am Rad dreht, nur arbeitet und ganz offensichtlich den Verstand verliert, außerdem hört er ihr nie zu, wenn sie ihm das sagt und sie hält das ja alles nicht aus und wenn sie das nicht mehr aushält, geht sie, und dann ist eben jeder für sich und überhaupt.
Sie will mit mir telefonieren und planen, was zu tun ist, wenn Papa Mayhem plöztlich an Überarbeitung oder Wahnsinn stirbt, das könne nämlich quasi jede Sekunde passieren und darauf müssen wir vorbereitet sein.
Weil er immer nur sagt, dass für solche Fälle alles geplant ist und keiner Angst haben muss, aber das ist ihr egal, was er dazu meint, sein Bruder ist schließlich geldgeil und ich mit jedem Mist überfordert, also muss sie jetzt planen, was wir dann machen, weil sonst plant das ja keiner und dann steht sie wieder ohne Wohnung da (weil sie ihre verkauft hat und zu ihm gezogen ist, weil: "Niemals verkaufe ich die Wohnung und ziehe nach Mayhemsdorf") und ohne Partner, und sie hat echt keine Lust, wieder ohne Wohnung und mit dem zweiten toten Partner da zu stehen.
Ich schreibe: darüber können wir sprechen, aber ausschließlich zu dritt, das betrifft meinen Vater.
Sie schreibt: Ja der ist ja nur am Arbeiten und dreht total am Rad, und ich hab dir gesagt, wir telefonieren heute Abend ich hab gerade zu tun!!
Ich teile ihr nochmals mit, dass ich heute Abend keine Zeit habe, ich ihr mögliche Gesprächstermine genannt habe und schriftliche Nachrichten den Vorteil haben, dass man sie auch zu späteren Zeitpunkten lesen und beantworten kann, ich es aber gerne unterlasse, wenn das Wissen, dass unbeantwortete Nachrichten da sind, ihr unangenehm ist.
Dann lege ich das Handy zur Seite, widerstehe der Versuchung, Mitgefühl für diese zwei Baustellenmenschen zu haben, die immer wieder in die gleichen Muster rutschen und immer wieder die gleiche Scheiße durchexerzieren, weil sie sich beständig weigern, Selbstreflektion zu betreiben und sich Hilfe zu suchen (der, nicht zum ersten Mal angebrachte, Hinweis auf die Dauerhaftigkeit dieser Baustelle und die Freuden der Psychotherapie wurde erneut gekonnt ignoriert).
Höre in mich hinein, was mein Gefühlsleben so spricht.
Mein Gefühlsleben schreit nach Feuer, Verdammnis, verbalem Mord und Totschlag.
Den Schrotthaufen in die Luft jagen, entweder versteckt sich irgendwo ein Funken Selbstreflektion oder es pulverisiert die Einzelteile genug, um sie zu diesem Phönix-Ding zu bewegen, bei dem sich was neues aus ihnen zusammen setzt. Oder es ist Ruhe.
Mein Gefühlsleben will in ihr Hirn gehen und dort so lange auf alles einschlagen, was sich bewegt und alles, was sich versteckt, bis nichts mehr davon übrig ist.
Mein Verstand weiß, dass ich das kann.
Mein Verstand weiß auch, dass es gerade wichtigere Dinge gibt als Menschen, die sich selbst ins Gehirn geschissen haben.
Deshalb entscheiden sich mein Gefühlsleben und mein Verstand dafür, sich um wichtigeres zu kümmern.
Genau das zu tun, was ich ihr vorgeschlagen habe: auf eigene Baustellen schauen und Grenzen ziehen.
Handy zur Seite, Platz machen für den heiligen Zorn, damit er vor sich hin brennen kann, und sich auf das konzentrieren, was ich tatsächlich beeinflussen kann.
Zähne putzen.
Gesichtspflege.
Haare flechten und im Dutt verräumen.
Kleidung anziehen.
Mails checken und feststellen, dass meine Themeneingrenzung vorläufig genehmigt ist.
Notiz machen, dass ich spezifizieren und mir was für die beschissene Quellenlage und eine Gliederung überlegen muss.
Bisschen Panik, weil ich mal wieder Nachbarwissenschaften mit rein nehme und das ein Seiltanz ist, dessen Ausgang von der Gnade meines Betreuers abhängt. Einfach Germanistik ist für Anfänger, Profis hauen noch Theater- und Musikwissenschaft mit rein.
Wetter sichten, Musik rauskramen, Schuhe an und los.
Sie ist ein Wrack und ihre Psyche ein Minenfeld, und wie das unbetreute Minenfelder so an sich haben, fliegt einem zwischendurch mal was um die Ohren.
Aktuell ist sie wieder schwer besorgt um Papa Mayhem, der ganz eindeutig den Verstand verliere.
Das tut er, wenn man von ihrer Wahrnehmung ausgeht, eigentlich kontinuierlich, aber alle sechs bis zwölf Monate "endgültig".
Er sei nur am Arbeiten, sie müsse nur arbeiten, zu anderen sei er viel netter und ihr höre er nie zu, wenn sie ihm erklärt, dass er vollkommen bekloppt geworden ist und nicht mehr richtig tickt und das so nicht weiter geht.
Es sei alles so anstrengend, sie könne das nicht mehr aushalten und würde bald ihre Sachen zusammen packen und gehen, "egal, wie nett er dann ist".
Ich kann es mir nicht verkneifen, sie darauf hinzuweisen, dass wir das zum wiederholten Male durchexerzieren - so oft wiederholt, dass ich den Überblick verloren habe.
Erneut die Leier, es ist ja so schlimm, er ist ja vollkommen durchgeknallt.
Weil: er hört ihr nicht zu, wenn sie ihm sagt, dass er durchgeknallt ist, weil er anderen, die ihn nicht mögen, hilft und viel arbeitet. Darum ist er, und das muss nochmal betont werden, durchgeknallt, und dass er ihr nicht zuhört, wenn sie ihm erklärt, dass er durchgeknallt ist, zeigt, wie extrem durchgeknallt er ist.
Ich haue ihr distanzierte Konstruktivität in die Fresse, sie antwortet, wie sie eben antwortet.
- Konstruktive Kommunikation suchen, redet miteinander, ohne Vorwurfsmühle, sondern hört euch mal an, wie es der Andere wahrnimmt, wie sich das für ihn anfühlt, versucht, das ernst zu nehmen und gemeinsam eine Mitte zu finden -> Ja haha, das sagst du so einfach du weltfremdes Kind, ich hab hier zu tun, ich muss arbeiten, ich muss dekorieren und Wände streichen.
- du schreibst mir das nicht zum ersten Mal, ich hab das Gefühl, das ist ein wiederkehrendes Thema. Ebenso, dass du es nur schwer aushalten kannst und überlegst, zu gehen. Ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen. Es ist deine. Du entscheidest. Und entweder entscheidest du dich für das gemeinsame Arbeiten daran, oder dafür, dich damit zu arrangieren, oder dafür, zu gehen. Es gibt nur die drei Optionen, und welche passt, kann ich nicht entscheiden. Es ist deine Entscheidung. Und du hast die vergangenen Male jedes Mal erzählt, wie schwierig es ist, und dass du das nicht mehr kannst, und dass du jetzt für immer gehst. Es ist deine Entscheidung. Finde heraus, was davon für dich das richtige ist. Und dann lebe damit.
-> Ich hab dir doch oben geschrieben, dass ich gerade arbeiten muss, ja, wir telefonieren heute Abend, ja, ich muss gerade arbeiten, ja. Jetzt sei deswegen aber nicht wieder gleich angepisst, weil du immer so empfindlich bist.
- Ich schreibe dir jetzt zurück, weil ich jetzt Zeit habe. Du musst darauf nicht sofort antworten, kein Stress.
- Ja ich hab auch Stress, ich hab dir gesagt, wir telefonieren heute Abend!
Das Narrenschiff fährt wieder, mit dem immergleichen Narrativ:
Sie leidet ja so darunter, dass mein Vater total am Rad dreht, nur arbeitet und ganz offensichtlich den Verstand verliert, außerdem hört er ihr nie zu, wenn sie ihm das sagt und sie hält das ja alles nicht aus und wenn sie das nicht mehr aushält, geht sie, und dann ist eben jeder für sich und überhaupt.
Sie will mit mir telefonieren und planen, was zu tun ist, wenn Papa Mayhem plöztlich an Überarbeitung oder Wahnsinn stirbt, das könne nämlich quasi jede Sekunde passieren und darauf müssen wir vorbereitet sein.
Weil er immer nur sagt, dass für solche Fälle alles geplant ist und keiner Angst haben muss, aber das ist ihr egal, was er dazu meint, sein Bruder ist schließlich geldgeil und ich mit jedem Mist überfordert, also muss sie jetzt planen, was wir dann machen, weil sonst plant das ja keiner und dann steht sie wieder ohne Wohnung da (weil sie ihre verkauft hat und zu ihm gezogen ist, weil: "Niemals verkaufe ich die Wohnung und ziehe nach Mayhemsdorf") und ohne Partner, und sie hat echt keine Lust, wieder ohne Wohnung und mit dem zweiten toten Partner da zu stehen.
Ich schreibe: darüber können wir sprechen, aber ausschließlich zu dritt, das betrifft meinen Vater.
Sie schreibt: Ja der ist ja nur am Arbeiten und dreht total am Rad, und ich hab dir gesagt, wir telefonieren heute Abend ich hab gerade zu tun!!
Ich teile ihr nochmals mit, dass ich heute Abend keine Zeit habe, ich ihr mögliche Gesprächstermine genannt habe und schriftliche Nachrichten den Vorteil haben, dass man sie auch zu späteren Zeitpunkten lesen und beantworten kann, ich es aber gerne unterlasse, wenn das Wissen, dass unbeantwortete Nachrichten da sind, ihr unangenehm ist.
Dann lege ich das Handy zur Seite, widerstehe der Versuchung, Mitgefühl für diese zwei Baustellenmenschen zu haben, die immer wieder in die gleichen Muster rutschen und immer wieder die gleiche Scheiße durchexerzieren, weil sie sich beständig weigern, Selbstreflektion zu betreiben und sich Hilfe zu suchen (der, nicht zum ersten Mal angebrachte, Hinweis auf die Dauerhaftigkeit dieser Baustelle und die Freuden der Psychotherapie wurde erneut gekonnt ignoriert).
Höre in mich hinein, was mein Gefühlsleben so spricht.
Mein Gefühlsleben schreit nach Feuer, Verdammnis, verbalem Mord und Totschlag.
Den Schrotthaufen in die Luft jagen, entweder versteckt sich irgendwo ein Funken Selbstreflektion oder es pulverisiert die Einzelteile genug, um sie zu diesem Phönix-Ding zu bewegen, bei dem sich was neues aus ihnen zusammen setzt. Oder es ist Ruhe.
Mein Gefühlsleben will in ihr Hirn gehen und dort so lange auf alles einschlagen, was sich bewegt und alles, was sich versteckt, bis nichts mehr davon übrig ist.
Mein Verstand weiß, dass ich das kann.
Mein Verstand weiß auch, dass es gerade wichtigere Dinge gibt als Menschen, die sich selbst ins Gehirn geschissen haben.
Deshalb entscheiden sich mein Gefühlsleben und mein Verstand dafür, sich um wichtigeres zu kümmern.
Genau das zu tun, was ich ihr vorgeschlagen habe: auf eigene Baustellen schauen und Grenzen ziehen.
Handy zur Seite, Platz machen für den heiligen Zorn, damit er vor sich hin brennen kann, und sich auf das konzentrieren, was ich tatsächlich beeinflussen kann.
Zähne putzen.
Gesichtspflege.
Haare flechten und im Dutt verräumen.
Kleidung anziehen.
Mails checken und feststellen, dass meine Themeneingrenzung vorläufig genehmigt ist.
Notiz machen, dass ich spezifizieren und mir was für die beschissene Quellenlage und eine Gliederung überlegen muss.
Bisschen Panik, weil ich mal wieder Nachbarwissenschaften mit rein nehme und das ein Seiltanz ist, dessen Ausgang von der Gnade meines Betreuers abhängt. Einfach Germanistik ist für Anfänger, Profis hauen noch Theater- und Musikwissenschaft mit rein.
Wetter sichten, Musik rauskramen, Schuhe an und los.