06. Juli 20 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
..ich zu sämtlichen Instanzen und Selbsts in meinem Kopf. Kleinigkeiten begegne ich mit Ausnahmezustand, Ausnahmezuständen mit Pragmatismus.
Der Kopfkrieg erscheint immer öfter wie ein Ringkampf mit meiner Mutter; weniger, weil sie da plötzlich mitspielt (ok, ein bisschen mehr als sonst vielleicht, aber die Welt macht gerade auch seltsame Sachen), eher, weil ich es immer häufiger schaffe, das, was aus dem Hirnsumpf hochtentakelt, zu packen und, wenn schon nicht immer auf den Seziertisch, so doch wenigstens unter die OP-Leuchte zu hieven (in Blitzgeschwindigkeit, bevor es mir wieder entgleitet).
Und naja, meistens ist es dann doch kein Seeungeheuer, sondern einfach nur meine Mutter oder eine ihrer Streubomben.
(Ich war versucht, zu schreiben, dass ein Seeungeheuer vielleicht einfacher zu handhaben wäre - da ich kein Seeungeheuer persönlich kenne und auch keine Lust habe, dass der Hirnsumpf eines ausbrütet, um das zu ändern, habe ich es dann doch lieber gelassen)
Meistens tue ich dann das, was sie schon zu Lebzeiten furchtbar aufgeregt hat: ganz ruhig und gelassen darauf hinweisen, dass Streubombenabwerfen auf Andere nichts an den eigenen Baustellen ändert und es eine ziemlich armselige Nummer ist, sich auf diese Art Ersatzbefriedigung dafür verschaffen zu wollen, dass man sein eigenes Leben verkackt hat. "Ich krieg's nicht hin, mir meine Probleme einzugestehen und an ihnen zu arbeiten, deshalb gehen sie nicht weg, und deshalb muss ich dafür sorgen, dass andere auch welche haben"? Nee Mama, so funktioniert das nicht.
Hört sie natürlich nicht gerne. Und die Stille, wenn ich sie danach ignoriere und mich jeder weiteren Diskussion verweigere, erst recht nicht. Ist mir aber egal, da muss sie jetzt durch. Ich bin alt genug, um mir selbst eine ganz hervorragende MutterVaterKind-Personalunion zu sein.
Das ist natürlich alles nicht so friedlich, wie es jetzt klingt.
Schließlich ist meine Mutter die Person, von der ich die Emotionalität, das Intensive und das Chaos habe, und Schauspielerin ist sie auch noch.
Btw, ich bin besser.
Wollte ich nur mal so erwähnt haben.
Spiele nämlich gemeinhin mehr als ein- und die selbe Rolle, und kann außerdem beurteilen, wann an die Stelle des kompulsiven Schauspiels vielleicht doch lieber Lebensbewältigung treten sollte.
Apropos Lebensbewältigung:
Die finale Version des Abschlussarbeit-Konzepts ist erledigt, abgegeben und seit heute genehmigt. Das heißt, ich kann sie jetzt anmelden.
Das heißt, dass es bald los geht mit dem Ding.
Das heißt, dass ich, sofern ich die andere Hausarbeit auch noch fertig kriege, in absehbarer Zeit den ersten Abschluss geschafft habe.
Es ist toll, dass das geklappt hat.
Weniger toll ist, dass es auf den letzten Drücker war, weil in meinem Kopf ein derartiges Spektakel gefeiert wurde, dass ich drei Stunden vorm Mailprogramm saß, bis ich die Nachricht abgeschickt hatte und ich zweimal eine Panikattacke niederringen musste.
Ich meine, ich hab' ja Routine mit sowas, und das darf meinetwegen alles rumschreien und tentakeln wie es will,wenn es unbedingt will, aber doch bitte mit etwas Rücksichtnahme auf den Zeitplan.
Ich habe hier nicht nur im Hirnsumpf zu fischen und Mutterstreubomben auszuweichen, sondern auch akademische Großartigkeiten zu vollbringen, da kann man schon mal höflich darum bitten, dass im Hirnwohnzimmer wenigstens dann Ruhe ist, wenn ich versuche, zu arbeiten.
Immerhin, ein weiteres Mal das große Trotzdem auf dem Weg zum richtig großen Trotzdem vollbracht.
Nachts, mit runter geheultem Makeup (Nein, der Eyeliner war wohl doch nicht wasserfest), zwischenzeitlich mal auf dem Boden zusammengerollt und hyperventilierend, irgendwann wieder am Rechner, einen Satz tippen, und nochmal das Ganze, und wieder zurück an den Rechner.
Und, Novum: nicht ganz alleine.
Gegen 22 Uhr der Thekenzwergin geschrieben, ob sie sich das Konzept mal durchlesen kann, im meinem Hirnwohnzimmer tobt gerade eine dermaßen laute infernale Party, dass ich nicht mehr höre, wie der Text zu beurteilen ist und ob ich den abschicken kann.
Die Thekenzwergin wundert sich nicht, die Thekenzwergin beschwert sich nicht, die Thekenzwergin stellt keine Fragen. "Schick mir das mal, ich lese mir das durch und danach können wir telefonieren, wenn du das möchtest."
Fast eine Stunde für vier Seiten Korrekturlesen erscheint mir dann irgendwie etwas viel, gleichzeitig traue ich mich aber nicht, nachzuhaken.
Also beobachte ich, was ich so mache, versuche, das Selbst wieder einzusammeln, wenn es auseinanderfallen und Zeitreisen in die Vergangenheit starten will und schaffe es, ein paar Kleinigkeiten im Konzept zu verbessern.
Klingt wieder friedlicher, als es war - man muss sich im Hintergrund das Geschepper der infernalen Party im Hirnwohnzimmer vorstellen, sekündlich einschlagende Mutterstreubomben und den ganzen anderen Kram, der sich so meldet, wenn man circa 0,37cm davon entfernt ist, in den Hirnsumpf zu fallen.
Trotzdem, in dieser Nacht falle ich nicht rein.
Die Thekenzwergin antwortet, sie wollte eigentlich nur kurz Henna in die Haare packen, hat aber unterschätzt, wie lange sowas dauern kann, letztes Mal hatte das ihr Mann für sie übernommen, aber der schläft schon. Nee, das ist voll ok, dass wir jetzt das Uni-Ding machen und telefonieren, sie geht eigentlich nie vor vier Uhr schlafen, Abschlussdruck und Thekentätigkeit formten diesen Schlafrhythmus.
Wir verquatschen uns, weil man sich mit der Thekenzwergin immer verquatscht, und während sie so von der Arbeit erzählt, und vom Haarefärben, und vom geplanten Hund und den Festivals und der Musik und dem Alltag und dem Leben da draußen und und und und und und
legt sich der Schalter in meinem Kopf um und die Zeitreise hört auf.
Sammle ich die Selbsts wieder ein, füge sie zusammen und bringe sie in die Gegenwart.
Fange ich an, ganz schlimm zu weinen, aber ohne Panik und ohne plötzliches Dissoziationsnebelende.
Legen die Hirnsumpfgestalten auf der infernalen Party eine Spielpause ein.
Gehen wir das Konzept durch und sie sagt, das wäre sogar für eine Doktorarbeit gut genug, woraus wir schließen, dass es den Ansprüchen meines Betreuers knapp genügen dürfte, und irgendwie ist das tatsächlich lustig.
Sie bleibt am Telefon, als ich noch ein paar Format-Sachen ändere und das Ganze in ein pdf umwandle.
Und auch, als ich versuche, endlich die dazugehörige Mail zu schreiben.
Es klappt.
Um 0:57 Uhr ist das Konzept abgeschickt.
Um 09:30 Uhr kommt eine Mail vom Betreuer zurück.
Schönes Konzept, klingt, als wisse ich, was ich vorhabe und wie ich es umsetze, er ist schon gespannt, was dabei rauskommt.
Das bin ich auch.
Der Kopfkrieg erscheint immer öfter wie ein Ringkampf mit meiner Mutter; weniger, weil sie da plötzlich mitspielt (ok, ein bisschen mehr als sonst vielleicht, aber die Welt macht gerade auch seltsame Sachen), eher, weil ich es immer häufiger schaffe, das, was aus dem Hirnsumpf hochtentakelt, zu packen und, wenn schon nicht immer auf den Seziertisch, so doch wenigstens unter die OP-Leuchte zu hieven (in Blitzgeschwindigkeit, bevor es mir wieder entgleitet).
Und naja, meistens ist es dann doch kein Seeungeheuer, sondern einfach nur meine Mutter oder eine ihrer Streubomben.
(Ich war versucht, zu schreiben, dass ein Seeungeheuer vielleicht einfacher zu handhaben wäre - da ich kein Seeungeheuer persönlich kenne und auch keine Lust habe, dass der Hirnsumpf eines ausbrütet, um das zu ändern, habe ich es dann doch lieber gelassen)
Meistens tue ich dann das, was sie schon zu Lebzeiten furchtbar aufgeregt hat: ganz ruhig und gelassen darauf hinweisen, dass Streubombenabwerfen auf Andere nichts an den eigenen Baustellen ändert und es eine ziemlich armselige Nummer ist, sich auf diese Art Ersatzbefriedigung dafür verschaffen zu wollen, dass man sein eigenes Leben verkackt hat. "Ich krieg's nicht hin, mir meine Probleme einzugestehen und an ihnen zu arbeiten, deshalb gehen sie nicht weg, und deshalb muss ich dafür sorgen, dass andere auch welche haben"? Nee Mama, so funktioniert das nicht.
Hört sie natürlich nicht gerne. Und die Stille, wenn ich sie danach ignoriere und mich jeder weiteren Diskussion verweigere, erst recht nicht. Ist mir aber egal, da muss sie jetzt durch. Ich bin alt genug, um mir selbst eine ganz hervorragende MutterVaterKind-Personalunion zu sein.
Das ist natürlich alles nicht so friedlich, wie es jetzt klingt.
Schließlich ist meine Mutter die Person, von der ich die Emotionalität, das Intensive und das Chaos habe, und Schauspielerin ist sie auch noch.
Btw, ich bin besser.
Wollte ich nur mal so erwähnt haben.
Spiele nämlich gemeinhin mehr als ein- und die selbe Rolle, und kann außerdem beurteilen, wann an die Stelle des kompulsiven Schauspiels vielleicht doch lieber Lebensbewältigung treten sollte.
Apropos Lebensbewältigung:
Die finale Version des Abschlussarbeit-Konzepts ist erledigt, abgegeben und seit heute genehmigt. Das heißt, ich kann sie jetzt anmelden.
Das heißt, dass es bald los geht mit dem Ding.
Das heißt, dass ich, sofern ich die andere Hausarbeit auch noch fertig kriege, in absehbarer Zeit den ersten Abschluss geschafft habe.
Es ist toll, dass das geklappt hat.
Weniger toll ist, dass es auf den letzten Drücker war, weil in meinem Kopf ein derartiges Spektakel gefeiert wurde, dass ich drei Stunden vorm Mailprogramm saß, bis ich die Nachricht abgeschickt hatte und ich zweimal eine Panikattacke niederringen musste.
Ich meine, ich hab' ja Routine mit sowas, und das darf meinetwegen alles rumschreien und tentakeln wie es will,wenn es unbedingt will, aber doch bitte mit etwas Rücksichtnahme auf den Zeitplan.
Ich habe hier nicht nur im Hirnsumpf zu fischen und Mutterstreubomben auszuweichen, sondern auch akademische Großartigkeiten zu vollbringen, da kann man schon mal höflich darum bitten, dass im Hirnwohnzimmer wenigstens dann Ruhe ist, wenn ich versuche, zu arbeiten.
Immerhin, ein weiteres Mal das große Trotzdem auf dem Weg zum richtig großen Trotzdem vollbracht.
Nachts, mit runter geheultem Makeup (Nein, der Eyeliner war wohl doch nicht wasserfest), zwischenzeitlich mal auf dem Boden zusammengerollt und hyperventilierend, irgendwann wieder am Rechner, einen Satz tippen, und nochmal das Ganze, und wieder zurück an den Rechner.
Und, Novum: nicht ganz alleine.
Gegen 22 Uhr der Thekenzwergin geschrieben, ob sie sich das Konzept mal durchlesen kann, im meinem Hirnwohnzimmer tobt gerade eine dermaßen laute infernale Party, dass ich nicht mehr höre, wie der Text zu beurteilen ist und ob ich den abschicken kann.
Die Thekenzwergin wundert sich nicht, die Thekenzwergin beschwert sich nicht, die Thekenzwergin stellt keine Fragen. "Schick mir das mal, ich lese mir das durch und danach können wir telefonieren, wenn du das möchtest."
Fast eine Stunde für vier Seiten Korrekturlesen erscheint mir dann irgendwie etwas viel, gleichzeitig traue ich mich aber nicht, nachzuhaken.
Also beobachte ich, was ich so mache, versuche, das Selbst wieder einzusammeln, wenn es auseinanderfallen und Zeitreisen in die Vergangenheit starten will und schaffe es, ein paar Kleinigkeiten im Konzept zu verbessern.
Klingt wieder friedlicher, als es war - man muss sich im Hintergrund das Geschepper der infernalen Party im Hirnwohnzimmer vorstellen, sekündlich einschlagende Mutterstreubomben und den ganzen anderen Kram, der sich so meldet, wenn man circa 0,37cm davon entfernt ist, in den Hirnsumpf zu fallen.
Trotzdem, in dieser Nacht falle ich nicht rein.
Die Thekenzwergin antwortet, sie wollte eigentlich nur kurz Henna in die Haare packen, hat aber unterschätzt, wie lange sowas dauern kann, letztes Mal hatte das ihr Mann für sie übernommen, aber der schläft schon. Nee, das ist voll ok, dass wir jetzt das Uni-Ding machen und telefonieren, sie geht eigentlich nie vor vier Uhr schlafen, Abschlussdruck und Thekentätigkeit formten diesen Schlafrhythmus.
Wir verquatschen uns, weil man sich mit der Thekenzwergin immer verquatscht, und während sie so von der Arbeit erzählt, und vom Haarefärben, und vom geplanten Hund und den Festivals und der Musik und dem Alltag und dem Leben da draußen und und und und und und
legt sich der Schalter in meinem Kopf um und die Zeitreise hört auf.
Sammle ich die Selbsts wieder ein, füge sie zusammen und bringe sie in die Gegenwart.
Fange ich an, ganz schlimm zu weinen, aber ohne Panik und ohne plötzliches Dissoziationsnebelende.
Legen die Hirnsumpfgestalten auf der infernalen Party eine Spielpause ein.
Gehen wir das Konzept durch und sie sagt, das wäre sogar für eine Doktorarbeit gut genug, woraus wir schließen, dass es den Ansprüchen meines Betreuers knapp genügen dürfte, und irgendwie ist das tatsächlich lustig.
Sie bleibt am Telefon, als ich noch ein paar Format-Sachen ändere und das Ganze in ein pdf umwandle.
Und auch, als ich versuche, endlich die dazugehörige Mail zu schreiben.
Es klappt.
Um 0:57 Uhr ist das Konzept abgeschickt.
Um 09:30 Uhr kommt eine Mail vom Betreuer zurück.
Schönes Konzept, klingt, als wisse ich, was ich vorhabe und wie ich es umsetze, er ist schon gespannt, was dabei rauskommt.
Das bin ich auch.