Samstag, 26. Dezember 2020
Thema: Outtakes
Anfang 2020 hatte ich mir gedacht, ok, machen wir doch mal so Neujahrs-Kram.
Ich war, in meinem Selbst und meiner psychischen Verfassung, dermaßen konstruktiv, stabil und einfach insgesamt eine dermaßen coole Socke, dass ich selbst regelmäßig ganz überrascht war darüber, welche Großartigkeiten das Leben und mein Hirn so ausbrüten können.

Gut, ist jetzt alles ein bisschen anders, aber wird wieder. Muss ja.
Und wenn man das Ganze auf ein Jahr verteilt betrachtet, insbesondere angesichts des Umstands, dass da gerade eine Pandemie/Dystopie tobt, in deren Verlauf einfach alle, und ich meine wirklich ALLE Symptome, die ich jemals hatte, mit Volldampf über mich hereingebrochen sind, sieht die Vorsätzeauswertung gar nicht mal so schlecht aus.

Eigentlicher Eintrag vom 08.01.20, Ursprungstext kursiv, Updates ergänzt.

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1. Nicht wahnsinnig werden Alias Mind Wars: die dunkle Bedrohung
Ich denke da gerade vor allem an die letzte Woche der Abschlussarbeit, wenn ich schreibe, dass es eine Nebelleuchte in meinem Kopf gibt, die niemals aus geht. Nicht Jenseits von Gut und Böse, und auch nicht dann, wenn alles weg ist, die Realität, die Gegenwart und das Ich, und nur noch funkensprühender kreischender Kopfkrieg bleibt und selbst der dann im Nebel versinkt. Die Nebelleuchte bleibt.
Und es ist meine Nebelleuchte. Keine geerbte, keine, die ich geschenkt bekommen hätte, sondern meine eigene, selbst erarbeitete und gebaute.
Ich bin dankbar dafür, dass ich sie habe.
Und dass sie nicht auf externe Energiequellen angewiesen ist. Vielleicht ist das wie beim Fahrrad-Dynamo und solange ich in irgendeine Richtung los- oder weiterexistiere, funktioniert sie.


2. Erhaltende Maßnahmen alias Mind Wars : Die Rückkehr des gesunden Menschenverstands
-> Kippenfrei bleiben, kein Alkohol- oder sonstiges Suchtproblem zulegen, zumindest manchmal sowas wie eine gesunde Schlafmenge haben, Zähne und Gesamtkörper nicht runterwirtschaften
-> Weiter zur Akuttherapie gehen, Medikamente weiterhin zuverlässig nehmen
-> Dafür sorgen, dass die Katzen gesund und munter bleiben


Kippenfrei: Check, ein Lob der Dampfe, ausreichend Nikotin im Liquid und ein Verdampfer, der zum Zug-/Inhalierstil passt, regeln.
Mittlerweile Lungenvolumen fast wie ein junger Gott, getestet u.a. an der im obersten Stockwerk liegenden Neurologenpraxis, beim Yoga, beim Theater und bei sonstigen anstrengenden Tätigkeiten.
Mit meinen Stimmbändern ist in Sachen Tonumfang, Lautstärke und -äußerungsarten ebenfalls großartiges möglich. Auch das, als es noch ging, auf einer mikrofonfreien Theaterbühne in einem gar nicht mal so kleinen Saal mit mittelguter Akustik getestet.

Alkohol und sonstige Krücken: Ein Lob meiner Mutter, die mir zwar so eine Art Suchthirn (seit Generationen im Familienbesitz; wird, zusammen mit dem Trauma, einfach an die nächste Generation weitergereicht), aber auch ein nachhaltig schlechtes Beispiel mitgegeben hat. Ersteres sorgt dafür, dass ich aufpassen muss. Zweiteres sorgt dafür, dass ich dann, wenn es kritisch wird, ihre gelbhäutige Leiche vor mir sehe, auf dem Badezimmerboden liegend, in eingesiffter roten Jogginghose und rotem Pullover, mit schmutzigen Fußsohlen und dem vor ihr sitzenden Kater Mayhem.
Ich habe kein Interesse daran, die arme Katze erneut zu traumatisieren. Und wenn es etwas gibt, was tatsächlich ein Antriebsfaktor ist, dann der Umstand, dass ich nicht wie sie enden werde, die letztlich bloß geschrieben hat, dass sie nicht wie die Ahnenreihe enden will.

Schlafmenge, Zähne, Körper nicht zu arg runterwirtschaften: Bröselzahn wurde gezogen und ich habe mir Ende November eine neue elektrische Zahnbürste gegönnt. Wenn die Welt brennt, ist das mit gesundem Schlaf und zweimal täglich Zähne putzen so eine Sache, aber immerhin, ich versuche es. Zwischendurch täglich Yoga, bei Weltenbränden wie aktuell mindestens einmal wöchentlich.
Läuft nicht so gut, wie erwartet und vorgenommen, aber es läuft.

Katzen: Kater Mayhem steuert auf die 15 zu und wirkt, von den üblichen Zipperlein abgesehen,gut in Schuss. Die Katze hat nach wie vor einen kaputten Magen, Asthma und eine Autoimmunerkrankung, seit das Futter passt, sind die Asthmaanfälle aber selten geworden und die Autoimmungeschichte scheint sich komplett schlafen gelegt zu haben, sodass wir das Kortison absetzen durften.
Wünsche mir, dass beide weiterhin gesund, lebendig und glücklich bei mir bleiben; Therapeutin ist darauf vorbereitet, dass ich in ein tiefes dunkles Loch fallen werde, wenn der Kater mal nicht mehr ist.
Hoffe, dass er mir noch eine Weile erhalten bleibt. Vielleicht ist er ja Cathusalem und wir brechen den Katzenalterweltrekord.


3. Bossfight: Uni 1 alias Mind Wars. : Die mitteldunkle Bedrohung
-> schreiben,was dieses Semester geschrieben werden muss
-> zuende bringen, was dieses Semester zuende gebracht werden muss
-> abgeben, was dieses Semester abgegeben werden muss
-> BA: Grobschlachtplan (hübschdeutsch: Exposé) verfassen, für mich oder/und den Dozenten
-> Mail konzipieren, um herauszufinden, ob der das Ding noch betreut, und wie und was und überhaupt - ich habe keinen blassen Schimmer, wie man sowas macht; ggf Sprechstundentermin (wissenschaftliches Schreiben: Check, Recherche: Check, Formalia: Check, Ablauf und restliches Drumherum: AAAAAAAAAH)
-> Mail abschicken, falls Sprechstunde: wahrnehmen, weiteratmen, Punkt 1 nicht vergessen

Neuen Betreuer und neues Thema für die Abschlussarbeit klar gemacht, Abschlussarbeit geschrieben und bestanden.
Die restlichen Leistungen auch.
Blöderweise fehlt jetzt halt anderer Kram und es sieht in einem Fall nur stressig, im anderen dafür aber zappenduster aus (siehe vorheriger Eintrag).

4. Nebenschauplätze regeln alias Episode IV: Eine neue Hoffnung, das wird aber auch mal Zeit!
-> aktuelle Probenzeit und anschließende Aufführungen überleben, eventuell sogar gut
-> potenziellen Freundeskreis nicht vergraulen, bereits vorhandenen sortieren und entsprechend erhalten
-> Schauen, dass die Umwandlung der Akut-Therapie in eine richtige klappt
-> weitermachen mit den mentalen Wurzelbehandlungen
-> Kaffee-Mann weiter treffen, solange ich das möchte und er auch; Punkt 1 beachten

Theater: check, dann kam die Pandemie
Freundeskreis: nicht vergrault!
Therapie: check
Mentale Wurzelbehandlungen: es ist grad die pure Hölle, aber ich bin immer noch da und mache weiter, also kann man das vermutlich auch abhaken?
Kaffee-Mann: schnarchige Angelegenheit, hab interessantere Leute kennen gelernt

5.Bossfight: Uni 2 - Mind Wars Episode V - Das Imperium schlägt hoffentlich ausnahmsweise mal nicht zurück
-> Erledigen, was auch noch zum Folgesemester erledigt werden kann
-> Abgeben, was spätestens zum Folgesemester abgegeben werden muss
-> BA: Schreiben, Abschließen, Abgeben, WODKA.
-> erste Master-Kurse belegen, bewältigen
-> Dazugehörige Prüfungen erledigen, abgeben

HAHAHAHA das Imperium hat mal SOWAS von zurück geschlagen mit den zwei nicht verbuchungsfähigen Geschichten.
Aber: BA geschrieben, BA abgeschlossen, BA abgegeben. Erste Masterkurse belegt und bewältigt. Dazugehörige Prüfungen noch nicht alle erledigt und abgegeben, aber die, die ich durchgezogen habe, sind solides Einskommanochwas.


6.Nachwehen bewältigen
-> Praktika und Finanzen: suchen, sichten, sicher stellen
-> Wohnung mal so richtig in Schuss bringen und erhalten. Oder mein Zimmer
-> nach Kräften weiter am Projekt "von Rapunzel zu Cousin Itt" arbeiten
-> Ehrenamt-Management: Theater zählt, egal, wie das Stipendiengeber sehen. Das Anregen großartiger Therapiefortschritte in den Gehirnen der Mitmenschen auch. Deshalb: nicht zu viel. Finanzen, Uni und Punkt 1 gehen vor


Nachwehenbewältigung: nope, da ungeplanterweise noch mitten in der Shitshow. Gelegentlich großartige Therapiefortschritte in den Gehirnen der Mitmenschen anregend und solide auf dem Weg zu Cousin Itt.


7. Massives Feiern meinerselbst alias Mind Wars : Das Erwachen der Macht - gegen Mittag, vielleicht auch Nachmittag, eventuell verkatert, aber in jedem Fall großartig
-> FESTIVALSAISON WHOOP WHOOP
-> weiter am Projekt "Ganzkörperkunstwerk" arbeiten, soweit finanziell (ich) und zeitlich (Stammtätowierer/ich) möglich
->Positive Denkmuster anerkennen und weiter einschleifen - dieses Maß an Selbstreflektion, Resilienz, Konstruktivität und Differenziertheit ist relativ anstrengend, relativ langwierig, gelegentlich hässlich und dann und wann mit bewusster mentaler Gewalt erarbeitet/errungen, und da es gleichzeitig ziemlich geiler Shit ist, werde ich einen Teufel tun und es degenerieren lassen
->Bier
->Wein
-> Wodka
-> FESTIVALSAISON WHOOP WHOOP WHOOP
-> aber alles in Maßen hier, ich bin schließlich mittlerweile sogar auf dem Papier nicht mehr blutjung, taufrisch und unbesiegbar.

Festivalsaison, weitere Arbeit am Ganzkörperkunstwerk und erleichtert-erfreute Feiereskalation angesichts der in die Nachspielzeit gegangenen Shitshow und der Seuche zunächst vertagt.
Positive Denkmuster einschleifen: erstmal die, die noch da sind, erhalten und die, die verschütt gegangen sind, wieder etablieren.
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Für's kommende Jahr:
Durchsegeln von was-auch-immer-passieren wird. Und am anderen Ende wieder rauskommen.

Nebelleuchte nicht vergessen.