Samstag, 7. März 2015
Morgen treffe ich Legolas, der immer mal Ansätze von "könnte vielleicht Interesse haben" gezeigt hat.
Seit 2012.

Mit dem ich, nach laaaanger Periode des Schweigens, heute (01:35Uhr) seit etwas mehr als zwölf Stunden schreibe, manchmal tiefgründiger, manchmal nicht, und insgesamt recht angenehm.
Bis er es gesagt hat. "Ich kann gar nicht verstehen, dass Mr.Gaunt mit dir Schluss gemacht hat. Du bist so eine nette Person. Und ob das mit seinem Anhang echt besser ist, wer weiß".
95% von mir sind überzeugt davon, mit Mr.Gaunt endgültig abschließen zu wollen und das auch zu können.
Die restlichen 5% versuchen hartnäckig, mich um meinen Schlaf zu bringen.
Und ein nicht näher bestimmbarer Anteil überlegt, ob das ein grottiger Anmachspruch war, oder nicht.


Tja, versuchen.
Am anderen Ende der Leitung sitzt nämlich eine der wenigen Personen, die ich nicht durchschauen kann, und bei denen ich definitiv nicht weiß, wie ich mich verhalten soll.
Und diese Person ist wieder single.
Und ein Wikinger.
Ein ziemlich ansprechender.

Und Mr.Gaunts bester Freund, sowie ein weiterer Ex der Löwin.

Und er schafft es gerade, mir dieses ganz spezielle, grenzdebile Grinsen zu entlocken.

Ich bin gespannt.




Dienstag, 3. März 2015
Das große, Namenlose klopft inzwischen höchstpersönlich an die Tür meines Innenlebens.
Nachdem es bisher nur die Vorboten Depression und diffuse Angst, und davor deren Vorboten waren, ist es jetzt also doch wieder soweit.

Diesmal bin ich vorbereitet, diesmal kenne ich es schon (und kann deswegen ganz wunderbar Angst vor dem haben, was sich in meinem Hirn eingenistet hat und sich langsam wieder bemerkbar macht), diesmal lässt es sich vielleicht vertreiben, bevor es zu schlimm wird.

Wir haben eine Beratungsstelle für sowas. Extra für Studenten mit Macke.
Mit mehreren Psychotherapeuten und einer Ärztin.
Und ich gehe da diese Woche hin, weil die Scheiße einfach sowas von am Dampfen ist.

Nach ganzen 40 Minuten war meine SMS an die Amazone fertig, in der ich sie gebeten habe, mich zu begleiten, weil ich es gerade nicht mal alleine fertig bringe, in eine Beratungsstelle zu stiefeln und einen Termin für mich auszumachen.
Wenn sie nicht antwortet, werde ich da wohl alleine hingehen müssen, und Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer das gerade für mich ist.

Wohlgemerkt, das alles parallel ablaufend zum eigentlichen Alltag.
Das kann schon mal fast ein bisschen unerträglich werden.

Aber alles ist gut. Diesmal bin ich vorbereitet, diesmal passe ich zur Abwechslung nicht nur auf andere, sondern auch auf mich selbst auf und habe die Notbremse reingehauen.

Stabilisierungs- und Reparaturmaßnahmen laufen,bitte haben Sie Geduld. wir entschuldigen uns für eventuell enstehende Unannehmlichkeiten.





Mittwoch, 25. Februar 2015
In einer Spontanmail, die wirklich sehr spät, zu dem Zeitpunkt, an dem der ganze Bodensatz des Unterbewusstseins/der Seele/meiner seltsamen Psyche anscheinend automatisch aufgewirbelt wird und langsam an die Oberfläche treibt, getippt wurde, habe ich einen Versuch gestartet, Papa Mayhem die Erkenntnisse (?), die ich wohl in der letzten Zeit über den AngstDepressionsWeltuntergangsklumpen in mir gewonnen habe, zu erklären.

Ich habe ihm berichtet, dass ich es zur Zeit wieder mit Selbstakzeptanz versuche und auf dem Gebiet ungeahnte Fortschritte mache. Dass es gute und schlechte Tage gibt, ich aber versuche, das einfach als Gegebenheit zu akzeptieren, weil dieses Unzulänglichkeitsgefühl, das NichtmaldaskriegstduaufdieReihe und Dasistsofurchtbar, eigentlich alles nur noch schlimmer macht.
Also, kein Unterschätzen, kein Überreagieren, einfach weiteratmen.
Es fängt an, zu funktionieren.

Eine weitere Erleuchtung ist die Tatsache, dass ich mich dem Grund meiner Angst nähere.
Die Angst vor fremden Menschen, unbekannten Orten, beidem in Kombination, manchmal auch vor bekannten Menschen, vor Telefonaten, vor Besuchen beim Bafög-Amt und den Leuten vom Studienkredit, meine Fresse, manchmal sogar vorm Einkaufen.
Es sind nicht die Menschen im Bafögamt, oder im Supermarkt. Oder im Gruftkeller, oder in der Absteige, oder in der neuen Stammkneipe, oder am anderen Ende der Telefonleitung.
Es ist schlichte Versagensangst, selbst bei so einfachen Dingen wie dem Bestellen eines Getränks, dem Fragen, wo ich jetzt nach dem Umräumen das Katzenfutter finde (wobei sowas noch am Leichtesten geht), dem mutmaßlichen Kennenlernen neuer Menschen und einfach allen Szenarien, die KOMMUNIKATION beinhalten.
Man kann aber auch verdammt viel verkehrt machen, wenn man sich nen Cuba Libre bestellt.
Und dann der Blick im Gesicht fremder Leute, wenn man sich ihnen vorstellt, um sie anschließend, je nach Verfassung, den restlichen Abend exzessiv anzuschweigen, oder tot und wieder lebendig zu reden (was das häufigere Szenario ist. Überkompensation durch Hirn-im-Autopilot-Schwachsinnskanonade: Kann ich).

Ich habe also Papa Mayhem den mutmaßlichen Grund eines Großteils meiner Probleme (die verdammte UNSICHERHEIT) mitgeteilt, eine mittelgroße Erleuchtung, und war schon ein bisschen stolz auf mich.
Als ich Tante Emma über diesen Meilenstein meiner Selbstforschung und Papakommunikation informierte, fragte sie nur spöttisch, was das meiner Meinung nach bewirken solle (Verständnis, Erleuchtung, eine Reanimation der Vater-Tochter-Bindung. Zumindest, wenn wir in einer schlechten Fernsehserie wären), aber auch das brachte meinen Optimismus nicht ins Wanken.

Dann kam die Antwortmail und mal wieder ein Beweis dafür, dass es ihm mit seinen Mitteln nicht möglich ist, mich zu begreifen.

Und das ist in Ordnung.

Ich habe es am Ende der Mail geschrieben. "Ich weiß nicht, ob das irgendwie nachvollziehbar für dich ist (oder nur einer meiner Versuche, bei denen ich dann nicht weiß, ob du mir endgültig einen Vogel zeigst). Du musst mir auch nicht darauf antworten, ich wüsste selbst nicht, was man da als Antwort schreiben könnte."
Aber Papa Mayhem hat geantwortet, zumindest auf das, was er meinte, zu verstehen.
Er kann sie nicht ganz fassen, diese unheimlich tief verwurzelte Unsicherheit im Umgang mit beinahe Allem, und die fast schon greifbare Angst, die daraus manchmal entstehen will; genauso wenig wie die Tatsache, dass leben manchmal einfach furchtbar schwierig ist.
Aber er hat versucht, zu antworten, und auch, wenn es wieder sein typisch handwerkerrationaler Zugang zum Problem war, er hat es versucht.
Und in einem Nebensatz hat er geschrieben, dass ich so irgendwie ja doch nicht "auf den Kopf gefallen" bin, und deshalb vielleicht die Leute, die mich nicht verstehen wollen, umüberzeugen kann. Dass ich anderen Menschen zwischenmenschlich was beibringen, ihnen "etwas mit auf den Weg geben" kann.
Und dass man, wenn man was auf die Vorurteile/"Meinungen" anderer Leute gibt, sowieso meistens die Arschkarte hat und er sich angewöhnt hat, das meiste zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausgehen zu lassen (Oh ja, das habe ich bereits gemerkt).
Die Eigenschaft, die meine Mutter immer als schwächliches sich Unterwerfen (Konventionen, dem Alltagstheater, das in unserem Dorf zelebriert wird, etc) interpretiert hat.
Mein Vater ist kein Diskussionsmensch.
Und wenn er keine Lust auf eine andere Meinung hat, weil die für ihn einfach Schwachsinn ist, macht er sich nicht mal die Mühe, sie entkräften zu wollen, geschweige denn, eine Sekunde darauf zu verschwenden, sich genauer mit ihr zu beschäftigen (und wenn es auch nur um eine klare Bewertung geht).
Außer natürlich in meinem Fall, mir wurde oft genug gesagt, wenn etwas an mir/in meinem Hirn/ich an sich einfach ein Haufen Scheiße war.
Und wenn es nur darum ging, dass ich zu einem Psychotherapeuten wollte.

Ich bin davon überzeugt, dass in seiner Welt alles Sinn gemacht hat.
Einfach, weil sie eine von Grund auf andere ist, als meine. Vielleicht mit ein paar Berührungspunkten und einer winzigen Schnittmenge (immerhin sind wir beide Teilzeit-Einsiedler mit Hang zur Scheißegal-Einstellung, wobei er das zugunsten eines etwas normaler wirkenden Lebens eingeschränkt hat), aber es sind und bleiben unterschiedliche Bezugssysteme, in denen wir uns bewegen.

Das macht nichts einfacher, aber es spart einem viele Diskussionen, und hat, zusammen mit der deutlich erhöhten räumlichen Distanz, dazu geführt, dass an Familienfeiern alle sehr angespannt, aber auch im Großen und Ganzen freundlich zueinander sind (zumindest, wenn ich nicht länger als zwei Stunden da bin).
Das ist zwar manchmal beklemmend, aber es ist ein Anfang.




Donnerstag, 5. Februar 2015




Die letzten Wochen (Monate?) habe ich damit verbracht, Studentin zu sein und daneben langsam wieder in Depressionen zu schlittern.

Letztere halten sich allerdings meistens vornehm zurück, klopfen immer mal an die Tür, legen den namenlosen, dumpfen Angstschleier über manche Tage und sind an anderen fast nicht zu bemerken, sodass Ersteres bisher noch ganz gut funktioniert.
Meine Gruppe an gleichgesinnten Irren stabilisiert sich, und besonders der Ziegenmann stabilisiert phasenweise mich.
Außerdem ist er sehr einfühlsam, sehr stabil, sehr intelligent, absolut verlässlich und sowieso alles, was man sich eigentlich für eine Beziehung wünschen sollte, wäre da nicht die Tatsache, dass er wirklich absolut unattraktiv ist und wir inzwischen so gut befreundet sind, dass ich es mir definitiv nicht leisten kann, mich zu später Stunde heulend bei ihm anzukuscheln und alkoholkatalysiert mit ihm rumzumachen.
Muss man durch.

Der Philosoph hat sich andere Freunde gesucht, nachdem ich mich tatsächlich getraut hatte, meine Anbaggerversuche in den Bereich zu steigern, in dem sie nicht nur von mir selbst registriert werden, und er meinte, er sei ein absoluter Beziehungsmensch und das würde mit mir nicht funktionieren, weil er so eine wie mich niemals seinen Eltern vorstellen könnte.
Danke auch.

Und der Wikinger wird langsam langweilig, der hat auch nix mehr drauf außer Egotrip-Arroganz und seinem "wahren, verletzlichen Ich" alias Ausheulen an meiner Schulter im Wechsel, was vielleicht bei der Mutter des Miniwikingers und meinem 16jährigen Ich funktioniert (hätte), mir inzwischen aber höchstens immer Mal auf den Sack und ansonsten am Arsch vorbei geht.

Das, eine unangenehm große Anzahl an Begegnungen mit Mr.Gaunt und ganz normaler Klausurenstress haben dazu geführt, dass ich Wein (1/2 Glas pro 2 Abende Klausurenvorbereitung), Räucherstäbchen (kiloweise) und das Tanzen (ja, tatsächlich!) im Gruftkeller für mich (wieder)entdeckt habe.

Und letztes Wochenende habe ich bei meinem Crossover aus wütendem (sehr wütendem!) Rumpelstilzchen und indianischem Fruchtbarkeitstanz doch tatsächlich mutmaßlich jemanden kennen gelernt!
Dank frisch gestochenem Frust-Bauchnabelpiercing (mein geliebtes Mittelhochdeutsch hatte sich in der Klausur auf ganz heimtückische, fiese Art und Weise gegen mich gewandt und den Weg für einen richtigen Scheißtag bereitet) und den daraus resultierenden Schmerzen muss ich ganz besonders toll ausgesehen haben, als ich ihm, ganz naiv davon ausgehend, genug Platz zum tanzen zu haben, mit Schwung und einem hochsympathischen "Mord und Totschlag"-Gesichtsausdruck meine Haare ins Gesicht geschlagen habe, jedenfalls hat er mir nicht den Mittelfinger, sondern ein wirklich sehr ansprechendes Grinsen mit leichten Tendenzen in Richtung Serienmörder gezeigt und sich auch von meinem nervösen Entschuldigungsgestammel nicht vertreiben lassen, bis ich von Tante Emma zum Rauchen geschleift wurde, weil sie ihn laut eigener Aussage genauso gruselig findet wie mich am Anfang (und meinen Tanzstil).
Pluspunkt.

Kernaussage: Ich lebe noch, und eigentlich gäbe es so viel zu erzählen, aber das aktuelle Maß an "Real Life" ist tatsächlich ziemlich zeitintensiv.

Was Sie noch so verpasst haben:

Ein paar Menschen, die so seltsam sind, dass ich eigentlich ein Buch über sie schreiben sollte

Papa Mayhem hatte Geburtstag und ich war tatsächlich so wahnsinnig, ihm einen Gutschein für den Klettergarten zu schenken, also fahre ich nächsten Monat zu ihm und dann in den Klettergarten

Erwähnte ich schon das Frust-Bauchnabelpiercing?
Tussi-Level Up! (Und wenn es verheilt ist, will ich dunkeltürkise Glitzerkugeln)

Zwischen mir und dem Hippiehäuptling ist der kalte Krieg ausgebrochen und ich bin überaus enttäuscht, dass ihn die Vermieter doch nicht rauswerfen

Dieses Jahr steht mal wieder ein bekannteres Festival auf dem Plan, vielleicht werdens auch zwei. Wer also schon immer mal wie oben beschrieben von meinen Haaren verhauen werden oder versehentlich von meinen Stiefeln zermatschte Zehen verpasst bekommen wollte, könnte im April und eventuell im August seine Chance bekommen.

Mindestens zwei Klausuren habe ich bestanden, Sprachwissenschaft ist also eventuell doch gar nicht so böse, oder ich habs einfach drauf.