08. Dezember 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Novum:
Die Onlineplattform hat zwischen Creeps und Material für meine mentale/virtuelle Wall of Shame jemanden angespült, der eventuell in die Kategorie decent human being fällt.
Das Profil zeigt einen Menschen, dessen IQ vermutlich über Zimmertemperatur liegt, der gerne liest, eher die ruhige Schiene fährt und Film- oder Spieleabende der Totaleskalation vorzieht. Gesamteindruck: introvertierter, vielleicht etwas schnarchiger Typ, der vielleicht gelegentlich etwas in seinem Kopf festhängt oder, aus Mangel an einer besseren Formulierung, dem sein Stock im Arsch eventuell etwas zu fest sitzt.
Wenn man, wie ich, nicht in die Kategorie "fragile like a flower" sondern eher "fragile like a bomb" fällt, ist das auch mal ganz nett - meine längste Beziehung war mit einem Kopfmensch, der es gerne hübsch geregelt und etwas ruhiger hatte, und das hat eine ganze Weile lang relativ gut getan (wenn ich nicht gerade in selbstgefütterter Angst aufgrund unserer Unterschiede fest saß).
Außerdem war es ziemlich süß, wenn er dann doch mal "eskaliert" ist, also, sein eskalieren, nicht meins, und nach Abau der ersten Hemmungen fröhlich über's Festival gehüpft ist wie ein Kind durch Disneyland.
Die Beziehung hat dann doch ihr Ende gefunden, ich weiß nicht, ob sie einfach eingeschlafen ist oder schlicht der Realität nicht stand gehalten hat; inzwischen erhärtet sich mein Verdacht, dass er einfach so überrumpelt von mir und meiner Art war, die so sehr konträr stand zu ihm, meinen Vorgängerinnen, seiner Familie und seinem Allem, und so gut gepasst hat zu dem, was er gerne gewesen wäre, dass sich ein Faszinationssog gebildet hat, der zwar funktioniert, aber eben nicht richtig dauerhaft.
Im Nachhinein ist das auch gut so: es reicht, wenn eine Person, nämlich ich, eine riesige Baustelle ist, und Menschen, die dauernd gegen die gleichen Wände rennen, ohne es wahrhaben zu wollen, frustrieren mich.
Außerdem hab' ich so vieles in seinem Hirn angeschubst, dass er das danach gleich zielführend in der neuen Beziehung mit meiner damaligen Mitbewohnerin nutzen konnte, und die sind, soweit ich weiß, immer noch zusammen; hat sich also gelohnt.
Egal, zurück zum Online-Typen.
Wir hatten früher im Jahr kurz Kontakt: Profilbesuch-Bildkommentar-Bildkommentar zurück- ich schreibe ihm - er schreibt eine riesige Endlosnachricht (ich liebe riesige Endlosnachrichten! <3).
In der er erklärt, er ist da angemeldet, weil er eine Beziehung sucht (Nice!), und da ihn meine dort offen eingetragene Bisexualität verunsichert (Befürchtung, er könne einer bisexuellen Partnerin "nicht genug geben") und der Altersunterschied (wir reden von etwas weniger als vier Jahren) zu groß ist, passe das nicht und weiterer Kontakt sei vermutlich nicht zielführend; er wünsche mir aber weiterhin viel Erfolg für alles und so.
Ich habe mich für seine Offenheit bedankt, geschrieben, er brauche sich da nicht endlos rechtfertigen, es habe jeder seine/ihre Präferenzen, viel Erfolg ebenfalls.
Und, weil ich konstruktiv as hell bin: Hinweis angebracht, dass, zumindest unter Beachtung des thematischen Rahmens "Beziehung", diese Sorge, "nicht genug" zu sein, vermutlich gar nicht so krass sein muss - man mag, ja dann doch meistens eine Person als Gesamtpaket, nicht nur ihre Genitalien
(in anderen Kontexten mag das anders gelagert sein, aber er schrieb ja, er suche in diesem).
Darauf kam dann nichts mehr zurück und ich habe die Sache soweit abgehakt ohne größere Weltuntergänge zu erleiden (ja, das passiert. ich bin selbst richtig stolz).
Vor ein paar Tagen hat er dann wieder geschrieben, wieder Endlosnachricht.
Er habe nun eine Weile hin- und her überlegt, ob er mir nochmal schreiben solle, und wenn das als Notnagel-Nummer rüber kommt, entschuldige er sich, das sei nämlich nicht die Intention, aber er sehe auch die Möglichkeit, dass es so wirken könne.
Nach wie vor gehe es noch um das Kennenlernen von Menschen mit der Option auf Beziehung, bisher habe sich da nix ergeben, was ihn wohl zur Reflektion über die auch auf mich angewandten Ansprüche brachte, jedenfalls las es sich so.
Er habe ja bereits in der ersten Nachricht geschrieben, die von ihm gesetzte Altersgrenze sei willkürlich, weshalb er nun beschlossen habe, die mal zu updaten.
Das schnelle Todesurteil für unseren Kontakt sei damals nicht aus Mangel an Interesse gefällt worden, sondern aufgrund dieser seiner ganz rationalen Regularien, von denen er damals nicht habe abweichen wollen. Er sehe sich als prinzipienfesten Menschen, aber nicht als Deppen, es sei schon immer mal ganz gut, die eigenen Einstellungen zu hinterfragen, undsoweiter, undsofort
- ob wir nen Kaffee trinken wollen? Aus unserem Kontakt und der ausufernden Liste an gelesenen Büchern ergibt sich für ihn die Hypothese, ich sei Germanistin, und nachdem die auf dem gleichen Campus sind wie sein Job, würde es sich ja anbieten.
Ich habe beschlossen, ok, wir wollen einen Kaffee trinken, ihm zurückgeschrieben, und entweder hat er sich gefreut, oder das zumindest behauptet. Und versucht, ein bisschen Gespräch aufzubauen - was ich beim Theater mache, wie lange schon, wie ich dazu kam, was mir daran gefällt, usw; dass er das richtig interessant findet, zu überlegen, wer und wie eine Rolle ist, wie die tickt, und wie man das auf eine Bühne bringt, aber zu viel Sorge hätte, da was falsch zu machen oder den Text zu vergessen, um selbst aktiv zu sein.
Und jetzt stehe ich vor der alles entscheidenden Frage: Wie trifft man jemanden, dem man auf einer Online-Dating-Plattform begegnet ist, auf einen Kaffee?
Die letzten sind 'ne Weile her und wollten alles, nur nicht ganz harmlos quatschen und Kaffee trinken.
Aber der will einfach nur nen Kaffee trinken.
Ich will einfach nur nen Kaffee trinken.
Die Komplexität dieser Aufgabe überfordert mich.
Also, ich weiß schon, wie das theoretisch funktioniert: Ich will wissen, wer er so ist, also frage ich Sachen.
Er will eventuell wissen, wer ich so bin, also fragt er Sachen.
Wir beantworten unsere Fragen und es entsteht idealerweise ein Gespräch, wenn es angenehm ist, ist das gut, wenn es nicht angenehm ist, denkt sich einer von uns eine gute Ausrede aus und haut ab.
Aber die Umsetzung einer derartigen Mission erfordert besondere Fähigkeiten:
- Gespräch beginnen und erhalten, inklusive Umgang mit der intensiven Awkwardness, die das immer für mich hat
- versuchen, nicht in den Autopilot zu kippen, zu performen und alles mögliche (und unmögliche) zu erzählen, weil das Gegenüber seine Klappe nicht aufkriegt oder abweisend wirkt
- die andere Person ausreden lassen
- die andere Person überhaupt zum reden bringen
- nicht vor Angst sterben, weil ich das Gefühl habe, auf meinem Profilbild (Gesicht bis Taille) schlanker auszusehen als in echt, oder auf den anderen Bildern (Ganzkörperaufnahme und Beinahe-Ganzkörperaufnahme vorhanden, aber erstere ist ein Jahr alt und zweitere wirkt so, als könne sie auch einfach ungünstig aufgenommen sein - was sie an sich ist, aber ich mag sie) und ihn damit zu Tode zu erschrecken oder vor den Kopf zu stoßen
- Entspannt, aber nicht ZU entspannt wirken
- Hilfe, da sind viele Menschen um uns rum
- Hilfe - was ist, wenn da keine Menschen um uns rum sind
- zu zweit zusammensitzen mit einer anderen Person, die mich kennen lernen will, macht mich VERDAMMT NERVÖS
- AAAAAH.
Zusammenfassend: alles nicht einfach.
Mit Menschen, die ähnlich schwungvoll unterwegs sind wie ich, kann ich auf Dauer nicht mithalten, weil ich auch manchmal Pause brauche und den Posten der semi-manischen Extraversionsbombe nur auf Teilzeit besetze. Und sie machen mir Versagens-/Verlustängste.
Menschen, die nicht so schwungvoll unterwegs sind wie ich, können dafür auf Dauer nicht mit mir mithalten, weil sie im Vergleich so wirken, als seien sie standardmäßig im Pausenmodus. Oder kreislauftot.
Und sie machen mir Verlustängste.
Nichts davon muss eintreffen oder eine Rolle spielen, und selbst wenn, wäre es zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Weltuntergang; die Tatsache, dass ich immer wieder das Gefühl habe, "zu viel" zu sein und damit Dinge ins Aus zu schießen, bevor man sie richtig anschauen/sich richtig kennen lernen konnte, nervt und frustriert aber.
Nun hilft es aber niemandem weiter, wenn ich in Gedankenspiralen festhänge oder abwärtsbaumle.
Ok, Konstruktivität bitte.
Was ist das Schlimmste, was passieren kann?
Es wird ein doofes Treffen, weil er mich doof findet oder ich ihn.
Weil ich in den Autopilot kippe und scheiße baue -konstruktiv bitte. Die Wahrscheinlichkeit, in selbstauferlegten Performance-Zwang zu rutschen, wird durch die Angst davor auch nicht weniger.
Was wäre noch schlimm?
-Stockender oder gar kein Gesprächsfluss, wir finden keine gemeinsamen Themen, es ist irgendwie insgesamt total unangenehm, artifiziell und peinlich und kommt nicht vom Smalltalk weg, den ich übrigens sowieso nicht so gerne mag, weil ich mir dabei immer unangenehm, peinlich und nichtssagend vorkomme.
- ich sehe auf meinen Bildern tatsächlich weniger fett aus, als ich es bin, und er kommt sich deshalb verarscht vor
Was wäre weniger schlimm?
Wenn er viel redet - das wäre so ziemlich das praktischste überhaupt, dann kann ich meine mentale Energie auf's Zuhören bündeln.
Worauf sollte ich achten?
- Gefühl, sich dauernd rechtfertigen zu müssen
- Gefühl, sich auf eine bestimmte Art und Weise darstellen zu müssen
- andere Person ausreden lassen und ermuntern, von sich zu erzählen
Was machen wir jetzt damit?
Schauen, ob er bezüglich Terminfindung nochmal geschrieben hat.
Heute oder spätestens morgen früh Haare waschen und gucken, ob die guten (nicht im Sinne von gut aussehend, sondern im Sinne von "ich fühle mich wohl drin") Klamotten sauber sind.
Eventuell gucken, ob es Bedienungsanleitungen für introvertierte, gelassene, stabil im Leben verankerte Menschen und die kennenlerngeprägte Interaktion mit ihnen gibt.
Sehen wir es als soziales Experiment.
Die Onlineplattform hat zwischen Creeps und Material für meine mentale/virtuelle Wall of Shame jemanden angespült, der eventuell in die Kategorie decent human being fällt.
Das Profil zeigt einen Menschen, dessen IQ vermutlich über Zimmertemperatur liegt, der gerne liest, eher die ruhige Schiene fährt und Film- oder Spieleabende der Totaleskalation vorzieht. Gesamteindruck: introvertierter, vielleicht etwas schnarchiger Typ, der vielleicht gelegentlich etwas in seinem Kopf festhängt oder, aus Mangel an einer besseren Formulierung, dem sein Stock im Arsch eventuell etwas zu fest sitzt.
Wenn man, wie ich, nicht in die Kategorie "fragile like a flower" sondern eher "fragile like a bomb" fällt, ist das auch mal ganz nett - meine längste Beziehung war mit einem Kopfmensch, der es gerne hübsch geregelt und etwas ruhiger hatte, und das hat eine ganze Weile lang relativ gut getan (wenn ich nicht gerade in selbstgefütterter Angst aufgrund unserer Unterschiede fest saß).
Außerdem war es ziemlich süß, wenn er dann doch mal "eskaliert" ist, also, sein eskalieren, nicht meins, und nach Abau der ersten Hemmungen fröhlich über's Festival gehüpft ist wie ein Kind durch Disneyland.
Die Beziehung hat dann doch ihr Ende gefunden, ich weiß nicht, ob sie einfach eingeschlafen ist oder schlicht der Realität nicht stand gehalten hat; inzwischen erhärtet sich mein Verdacht, dass er einfach so überrumpelt von mir und meiner Art war, die so sehr konträr stand zu ihm, meinen Vorgängerinnen, seiner Familie und seinem Allem, und so gut gepasst hat zu dem, was er gerne gewesen wäre, dass sich ein Faszinationssog gebildet hat, der zwar funktioniert, aber eben nicht richtig dauerhaft.
Im Nachhinein ist das auch gut so: es reicht, wenn eine Person, nämlich ich, eine riesige Baustelle ist, und Menschen, die dauernd gegen die gleichen Wände rennen, ohne es wahrhaben zu wollen, frustrieren mich.
Außerdem hab' ich so vieles in seinem Hirn angeschubst, dass er das danach gleich zielführend in der neuen Beziehung mit meiner damaligen Mitbewohnerin nutzen konnte, und die sind, soweit ich weiß, immer noch zusammen; hat sich also gelohnt.
Egal, zurück zum Online-Typen.
Wir hatten früher im Jahr kurz Kontakt: Profilbesuch-Bildkommentar-Bildkommentar zurück- ich schreibe ihm - er schreibt eine riesige Endlosnachricht (ich liebe riesige Endlosnachrichten! <3).
In der er erklärt, er ist da angemeldet, weil er eine Beziehung sucht (Nice!), und da ihn meine dort offen eingetragene Bisexualität verunsichert (Befürchtung, er könne einer bisexuellen Partnerin "nicht genug geben") und der Altersunterschied (wir reden von etwas weniger als vier Jahren) zu groß ist, passe das nicht und weiterer Kontakt sei vermutlich nicht zielführend; er wünsche mir aber weiterhin viel Erfolg für alles und so.
Ich habe mich für seine Offenheit bedankt, geschrieben, er brauche sich da nicht endlos rechtfertigen, es habe jeder seine/ihre Präferenzen, viel Erfolg ebenfalls.
Und, weil ich konstruktiv as hell bin: Hinweis angebracht, dass, zumindest unter Beachtung des thematischen Rahmens "Beziehung", diese Sorge, "nicht genug" zu sein, vermutlich gar nicht so krass sein muss - man mag, ja dann doch meistens eine Person als Gesamtpaket, nicht nur ihre Genitalien
(in anderen Kontexten mag das anders gelagert sein, aber er schrieb ja, er suche in diesem).
Darauf kam dann nichts mehr zurück und ich habe die Sache soweit abgehakt ohne größere Weltuntergänge zu erleiden (ja, das passiert. ich bin selbst richtig stolz).
Vor ein paar Tagen hat er dann wieder geschrieben, wieder Endlosnachricht.
Er habe nun eine Weile hin- und her überlegt, ob er mir nochmal schreiben solle, und wenn das als Notnagel-Nummer rüber kommt, entschuldige er sich, das sei nämlich nicht die Intention, aber er sehe auch die Möglichkeit, dass es so wirken könne.
Nach wie vor gehe es noch um das Kennenlernen von Menschen mit der Option auf Beziehung, bisher habe sich da nix ergeben, was ihn wohl zur Reflektion über die auch auf mich angewandten Ansprüche brachte, jedenfalls las es sich so.
Er habe ja bereits in der ersten Nachricht geschrieben, die von ihm gesetzte Altersgrenze sei willkürlich, weshalb er nun beschlossen habe, die mal zu updaten.
Das schnelle Todesurteil für unseren Kontakt sei damals nicht aus Mangel an Interesse gefällt worden, sondern aufgrund dieser seiner ganz rationalen Regularien, von denen er damals nicht habe abweichen wollen. Er sehe sich als prinzipienfesten Menschen, aber nicht als Deppen, es sei schon immer mal ganz gut, die eigenen Einstellungen zu hinterfragen, undsoweiter, undsofort
- ob wir nen Kaffee trinken wollen? Aus unserem Kontakt und der ausufernden Liste an gelesenen Büchern ergibt sich für ihn die Hypothese, ich sei Germanistin, und nachdem die auf dem gleichen Campus sind wie sein Job, würde es sich ja anbieten.
Ich habe beschlossen, ok, wir wollen einen Kaffee trinken, ihm zurückgeschrieben, und entweder hat er sich gefreut, oder das zumindest behauptet. Und versucht, ein bisschen Gespräch aufzubauen - was ich beim Theater mache, wie lange schon, wie ich dazu kam, was mir daran gefällt, usw; dass er das richtig interessant findet, zu überlegen, wer und wie eine Rolle ist, wie die tickt, und wie man das auf eine Bühne bringt, aber zu viel Sorge hätte, da was falsch zu machen oder den Text zu vergessen, um selbst aktiv zu sein.
Und jetzt stehe ich vor der alles entscheidenden Frage: Wie trifft man jemanden, dem man auf einer Online-Dating-Plattform begegnet ist, auf einen Kaffee?
Die letzten sind 'ne Weile her und wollten alles, nur nicht ganz harmlos quatschen und Kaffee trinken.
Aber der will einfach nur nen Kaffee trinken.
Ich will einfach nur nen Kaffee trinken.
Die Komplexität dieser Aufgabe überfordert mich.
Also, ich weiß schon, wie das theoretisch funktioniert: Ich will wissen, wer er so ist, also frage ich Sachen.
Er will eventuell wissen, wer ich so bin, also fragt er Sachen.
Wir beantworten unsere Fragen und es entsteht idealerweise ein Gespräch, wenn es angenehm ist, ist das gut, wenn es nicht angenehm ist, denkt sich einer von uns eine gute Ausrede aus und haut ab.
Aber die Umsetzung einer derartigen Mission erfordert besondere Fähigkeiten:
- Gespräch beginnen und erhalten, inklusive Umgang mit der intensiven Awkwardness, die das immer für mich hat
- versuchen, nicht in den Autopilot zu kippen, zu performen und alles mögliche (und unmögliche) zu erzählen, weil das Gegenüber seine Klappe nicht aufkriegt oder abweisend wirkt
- die andere Person ausreden lassen
- die andere Person überhaupt zum reden bringen
- nicht vor Angst sterben, weil ich das Gefühl habe, auf meinem Profilbild (Gesicht bis Taille) schlanker auszusehen als in echt, oder auf den anderen Bildern (Ganzkörperaufnahme und Beinahe-Ganzkörperaufnahme vorhanden, aber erstere ist ein Jahr alt und zweitere wirkt so, als könne sie auch einfach ungünstig aufgenommen sein - was sie an sich ist, aber ich mag sie) und ihn damit zu Tode zu erschrecken oder vor den Kopf zu stoßen
- Entspannt, aber nicht ZU entspannt wirken
- Hilfe, da sind viele Menschen um uns rum
- Hilfe - was ist, wenn da keine Menschen um uns rum sind
- zu zweit zusammensitzen mit einer anderen Person, die mich kennen lernen will, macht mich VERDAMMT NERVÖS
- AAAAAH.
Zusammenfassend: alles nicht einfach.
Mit Menschen, die ähnlich schwungvoll unterwegs sind wie ich, kann ich auf Dauer nicht mithalten, weil ich auch manchmal Pause brauche und den Posten der semi-manischen Extraversionsbombe nur auf Teilzeit besetze. Und sie machen mir Versagens-/Verlustängste.
Menschen, die nicht so schwungvoll unterwegs sind wie ich, können dafür auf Dauer nicht mit mir mithalten, weil sie im Vergleich so wirken, als seien sie standardmäßig im Pausenmodus. Oder kreislauftot.
Und sie machen mir Verlustängste.
Nichts davon muss eintreffen oder eine Rolle spielen, und selbst wenn, wäre es zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Weltuntergang; die Tatsache, dass ich immer wieder das Gefühl habe, "zu viel" zu sein und damit Dinge ins Aus zu schießen, bevor man sie richtig anschauen/sich richtig kennen lernen konnte, nervt und frustriert aber.
Nun hilft es aber niemandem weiter, wenn ich in Gedankenspiralen festhänge oder abwärtsbaumle.
Ok, Konstruktivität bitte.
Was ist das Schlimmste, was passieren kann?
Es wird ein doofes Treffen, weil er mich doof findet oder ich ihn.
Was wäre noch schlimm?
-Stockender oder gar kein Gesprächsfluss, wir finden keine gemeinsamen Themen, es ist irgendwie insgesamt total unangenehm, artifiziell und peinlich und kommt nicht vom Smalltalk weg, den ich übrigens sowieso nicht so gerne mag, weil ich mir dabei immer unangenehm, peinlich und nichtssagend vorkomme.
- ich sehe auf meinen Bildern tatsächlich weniger fett aus, als ich es bin, und er kommt sich deshalb verarscht vor
Was wäre weniger schlimm?
Wenn er viel redet - das wäre so ziemlich das praktischste überhaupt, dann kann ich meine mentale Energie auf's Zuhören bündeln.
Worauf sollte ich achten?
- Gefühl, sich dauernd rechtfertigen zu müssen
- Gefühl, sich auf eine bestimmte Art und Weise darstellen zu müssen
- andere Person ausreden lassen und ermuntern, von sich zu erzählen
Was machen wir jetzt damit?
Schauen, ob er bezüglich Terminfindung nochmal geschrieben hat.
Heute oder spätestens morgen früh Haare waschen und gucken, ob die guten (nicht im Sinne von gut aussehend, sondern im Sinne von "ich fühle mich wohl drin") Klamotten sauber sind.
Eventuell gucken, ob es Bedienungsanleitungen für introvertierte, gelassene, stabil im Leben verankerte Menschen und die kennenlerngeprägte Interaktion mit ihnen gibt.
Sehen wir es als soziales Experiment.
05. Dezember 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
So war doch der Weg zu neuen Ufern nicht zu überschaun
So war doch dieser Weg der einzge Pfad, den wir verstanden.
"
(...)
Was bleibt, sind viele Worte, deren viele nicht geschrieben
Was bleibt, sind schöne Bilder, die fast alle nicht gemalt
Und Träume, die verwahren, was noch wartet auf Erfüllung
Und die Hoffnung, dass noch irgendwann der alte Glanz erstrahlt
Was bleibt, sind diese Zeilen, die mehr fühlen als sie sagen
Was bleibt, sind diese Lieder, die aus tausend Träumen klingen
Und vieles wird verloren sein, und keiner wird es finden
Doch irgendwer wird irgendwann noch diese Lieder singen
(...)
So spürten wir nicht ohne Qual des Liebens eis'ge Klauen
Und unvermittelt sah ich in den Spiegeln nur noch Schöpfer
und Welten, die zuletzt ich in der Kinderstube sah
Der Zwiespalt zwischen Traum und Überleben schuf ein Chaos
Das unter Schmerzen und doch lächelnd eine neue Welt gebar
Und so entstanden Worte, die auf taube Ohren stießen
Wie Artefarkte eines Traums in einer toten Welt
Gesten, die dem blinden Mob wie zum Verzehr geboten
Was, wenn der letzte Barde unrettbar im Diesseits fällt?
(...)
Süß sind die Früchte, doch faulten die Wurzeln
Schon als voller Omen der Frühling begann
In den Ästen die Vögel mit eiskalten Augen
Sie singen von nichts als dem Weltuntergang
So bringt uns die goldenen Äpfel,
denn die, an die der Norden glaubt,
sind fabelhafte Gärtner
obschon uns vor dem Ewig graut
Doch nichts ist mehr so, wie es einstmals war
Und so ist auch das Ewig gestorben
Die Früchte, die brachten, wonach alle trachten
Sind schön, doch schon lange verdorben
Weit fort von den Zinnen verblendeten Lärms
Dort draußen, weit hinter den Toren
Liegt fast unerreichbar das Land, das wir suchten
Das Morgen ist noch nicht verloren
Und Pan spielt die Flöte"
So war doch dieser Weg der einzge Pfad, den wir verstanden.
"
(...)
Was bleibt, sind viele Worte, deren viele nicht geschrieben
Was bleibt, sind schöne Bilder, die fast alle nicht gemalt
Und Träume, die verwahren, was noch wartet auf Erfüllung
Und die Hoffnung, dass noch irgendwann der alte Glanz erstrahlt
Was bleibt, sind diese Zeilen, die mehr fühlen als sie sagen
Was bleibt, sind diese Lieder, die aus tausend Träumen klingen
Und vieles wird verloren sein, und keiner wird es finden
Doch irgendwer wird irgendwann noch diese Lieder singen
(...)
So spürten wir nicht ohne Qual des Liebens eis'ge Klauen
Und unvermittelt sah ich in den Spiegeln nur noch Schöpfer
und Welten, die zuletzt ich in der Kinderstube sah
Der Zwiespalt zwischen Traum und Überleben schuf ein Chaos
Das unter Schmerzen und doch lächelnd eine neue Welt gebar
Und so entstanden Worte, die auf taube Ohren stießen
Wie Artefarkte eines Traums in einer toten Welt
Gesten, die dem blinden Mob wie zum Verzehr geboten
Was, wenn der letzte Barde unrettbar im Diesseits fällt?
(...)
Süß sind die Früchte, doch faulten die Wurzeln
Schon als voller Omen der Frühling begann
In den Ästen die Vögel mit eiskalten Augen
Sie singen von nichts als dem Weltuntergang
So bringt uns die goldenen Äpfel,
denn die, an die der Norden glaubt,
sind fabelhafte Gärtner
obschon uns vor dem Ewig graut
Doch nichts ist mehr so, wie es einstmals war
Und so ist auch das Ewig gestorben
Die Früchte, die brachten, wonach alle trachten
Sind schön, doch schon lange verdorben
Weit fort von den Zinnen verblendeten Lärms
Dort draußen, weit hinter den Toren
Liegt fast unerreichbar das Land, das wir suchten
Das Morgen ist noch nicht verloren
Und Pan spielt die Flöte"
Die Katzen bekommen einen Trinkbrunnen und ich mal wieder Finanzpanik, also nehme ich einen Auftrag an, der heute Nacht fertig werden muss.
Produktbeschreibungen, feminines Mädchenzeug, sowas.
Für den Kunden habe ich schon mal geschrieben; sie waren so vermessen, mir vier von fünf Sternen in der Bewertungsskala zu geben, haben meine Texte aber komplett unverändert auf ihre Seite übernommen, ich habe interessehalber mal nachgeschaut; wunderschön.
Überhaupt - da sitzt ein Hersteller, der gerne hätte, dass sein Mode-Style-Kram besonders ist, gibt das als Auftrag an Online-Texer-Vermittlungs-Seiten weiter und hofft einfach, dass unter den ganzen Studenten, Akademikern und sonstigen verzweifelten Seelen jemand ist, der sich zwar unter Wert verkauft, aber trotzdem gut genug arbeitet.
Und dann sitze da ich, vermutlich andere Ecke des Landes, Freitagnacht, wenn andere feiern gehen, nach was-weiß-ich-wie-vielen-Tagen ohne Haarwäsche, und stelle mir vor, eine junge Frau mit zu viel Geld, zu wenig Persönlichkeit und einem Gespür für Trends zu sein.
Schreibe da was zusammen, immer wieder spaßig, sich für Produkte, die, bis auf ein winziges Detail, komplett gleich sind, vollkommen unterschiedliche Beschreibungen zu basteln,
und google den Auftraggeber
und schaue mir das so an
und bin mächtig stolz.
Da verkauft jemand Sachen, die noch viel teurer sind, als ich eigentlich dachte, und sie haben Namen, die ich mir ausgedacht habe, ud Beschreibungen, die ich getextet habe!
Mein Hirnschmalz, Herzblut (generell, und auch bei Fashionkram - ich bin Germanistin, und wenn ich schreibe, so richtig, für mehr als den Selbstzweck, dann mache ich das ordentlich. Go gscheid or go home), ein paar Mililiter E-Liquid, wenn das so weiter geht, insgesamt locker eine halbe Flasche Wein* sind da reingeflossen, und es steht genau so, wie ich es geschrieben habe, auf der Seite.
Wenn Sie spontan beschließen, Ihrem inneren Fashion-Girl Ausdruck zu verleihen, indem Sie Ihr halbes Gehaltzum Fenster rausschmeißen in schöne Dinge investieren, kann es sein, dass es gerade meine Produktbeschreibung ist, die Ihr Gehirn da hin schubst.
Sie werden es niemals erfahren, ich werde es niemals erfahren; höchstens, wenn wir uns mal begegnen und ich eines der beworbenen Stücke an Ihnen wieder erkenne.
Ich feier mich gerade schon ein bisschen.
Dafür, dass ich mit der Texterei was gefunden habe, was ich gerne mache und eventuell dennoch als EInnahmequelle nutzen kann.
Keine Ahnung, wie ich sowas jemals in eine Referenzmappe packen soll, aber es macht mir Spaß.
Das schimpfen und fluchen und meckern, das Kichern über Klischeekram, der Luxus, Freitagnacht in meinem Bett zu sitzen und gegen die Einsamkeit und den finanziellen Ruin anzuschreiben, Cent für Cent und Euro für Euro.
Ich könnte so leben.
Ehrlich, ich könnte mir vorstellen, so zu leben - schreiben, Therapie, Theater, schreiben, zwischendurch mal soziale Kontakte pflegen und Lebensmittel einkaufen, schreiben.
In Zielgruppengehirne kriechen und sie auf links krempeln, method acting ist mein Schreibstil, und er funktioniert.
Also, wenn ich funktioniere. Das ist ja so eine Sache.
Aber hey, ich arbeite dran.
Wie auch an meinen Produktbeschreibungen - zu denen könnte ich mal wieder zurückkehren.
Aber ich wollte das gerade hier festhalten, den Positivmoment - er trübt sich wieder ein mit der Frage, warum ich alles mögliche betexten kann außer meinem Unikram, und meine Handgelenke (diesmal betont rechts, letztes Mal war es eher das linke) möchten mich erneut darauf hinweisen, dass wir in letzter Zeit sowohl handschriftlich als auch am PC ein bisschen sehr aktiv sind, aber dann soll das halt versuchen, mir die Laune zu verderben.
Mir auch egal.
Mein Sechzehntel Rotwein ist geleert, ich überlege, ob ich mir noch eines einschenke und damit dann diese Woche ein Achtel getrunken habe. Und wie ich drei Produkten, die, abgesehen von einem winzigen kleinen Detail, vollkommen gleich sind, drei vollkommen unterschiedliche Beschreibungen zuteil werden lassen soll. Schon wieder.
Wäre das mein richtiger, echter, hauptberufmäßiger Job, ich fänd's geil.
Scheiß auf den Traummann/die Traumfrau, das Eigenheim (meine Studienkreditschulden sind hoch genug, um anderen Menschen, je nach Gegend, das ihre zu finanzieren), ich hab' sowas von gewonnen.
Keine Million und keine Life Goals der beeindruckenden Art, aber eine Identität als pflanzensammelnde, katzenherdehaltende, düstermetallische Spätnachtstexterin (added Bonus: Langzeitstudium, Lebenskrisen, Kopfkrieg).
Vielleicht ist das für andere nicht viel, aber für mich ist es schon ziemlich nahe an Perfektion.
-------
*Entgegen des eventuell entstehenden Eindrucks habe ich kein Alkoholproblem - getrunken wird bei der Arbeit seltenst, vorwiegend in Nacht- oder Stressschichten, und auch nur als mentales Gleitmittel, wenn ich mal wieder in die Gehirne solcher Kundengruppen reinflutschen muss
Produktbeschreibungen, feminines Mädchenzeug, sowas.
Für den Kunden habe ich schon mal geschrieben; sie waren so vermessen, mir vier von fünf Sternen in der Bewertungsskala zu geben, haben meine Texte aber komplett unverändert auf ihre Seite übernommen, ich habe interessehalber mal nachgeschaut; wunderschön.
Überhaupt - da sitzt ein Hersteller, der gerne hätte, dass sein Mode-Style-Kram besonders ist, gibt das als Auftrag an Online-Texer-Vermittlungs-Seiten weiter und hofft einfach, dass unter den ganzen Studenten, Akademikern und sonstigen verzweifelten Seelen jemand ist, der sich zwar unter Wert verkauft, aber trotzdem gut genug arbeitet.
Und dann sitze da ich, vermutlich andere Ecke des Landes, Freitagnacht, wenn andere feiern gehen, nach was-weiß-ich-wie-vielen-Tagen ohne Haarwäsche, und stelle mir vor, eine junge Frau mit zu viel Geld, zu wenig Persönlichkeit und einem Gespür für Trends zu sein.
Schreibe da was zusammen, immer wieder spaßig, sich für Produkte, die, bis auf ein winziges Detail, komplett gleich sind, vollkommen unterschiedliche Beschreibungen zu basteln,
und google den Auftraggeber
und schaue mir das so an
und bin mächtig stolz.
Da verkauft jemand Sachen, die noch viel teurer sind, als ich eigentlich dachte, und sie haben Namen, die ich mir ausgedacht habe, ud Beschreibungen, die ich getextet habe!
Mein Hirnschmalz, Herzblut (generell, und auch bei Fashionkram - ich bin Germanistin, und wenn ich schreibe, so richtig, für mehr als den Selbstzweck, dann mache ich das ordentlich. Go gscheid or go home), ein paar Mililiter E-Liquid, wenn das so weiter geht, insgesamt locker eine halbe Flasche Wein* sind da reingeflossen, und es steht genau so, wie ich es geschrieben habe, auf der Seite.
Wenn Sie spontan beschließen, Ihrem inneren Fashion-Girl Ausdruck zu verleihen, indem Sie Ihr halbes Gehalt
Sie werden es niemals erfahren, ich werde es niemals erfahren; höchstens, wenn wir uns mal begegnen und ich eines der beworbenen Stücke an Ihnen wieder erkenne.
Ich feier mich gerade schon ein bisschen.
Dafür, dass ich mit der Texterei was gefunden habe, was ich gerne mache und eventuell dennoch als EInnahmequelle nutzen kann.
Keine Ahnung, wie ich sowas jemals in eine Referenzmappe packen soll, aber es macht mir Spaß.
Das schimpfen und fluchen und meckern, das Kichern über Klischeekram, der Luxus, Freitagnacht in meinem Bett zu sitzen und gegen die Einsamkeit und den finanziellen Ruin anzuschreiben, Cent für Cent und Euro für Euro.
Ich könnte so leben.
Ehrlich, ich könnte mir vorstellen, so zu leben - schreiben, Therapie, Theater, schreiben, zwischendurch mal soziale Kontakte pflegen und Lebensmittel einkaufen, schreiben.
In Zielgruppengehirne kriechen und sie auf links krempeln, method acting ist mein Schreibstil, und er funktioniert.
Also, wenn ich funktioniere. Das ist ja so eine Sache.
Aber hey, ich arbeite dran.
Wie auch an meinen Produktbeschreibungen - zu denen könnte ich mal wieder zurückkehren.
Aber ich wollte das gerade hier festhalten, den Positivmoment - er trübt sich wieder ein mit der Frage, warum ich alles mögliche betexten kann außer meinem Unikram, und meine Handgelenke (diesmal betont rechts, letztes Mal war es eher das linke) möchten mich erneut darauf hinweisen, dass wir in letzter Zeit sowohl handschriftlich als auch am PC ein bisschen sehr aktiv sind, aber dann soll das halt versuchen, mir die Laune zu verderben.
Mir auch egal.
Mein Sechzehntel Rotwein ist geleert, ich überlege, ob ich mir noch eines einschenke und damit dann diese Woche ein Achtel getrunken habe. Und wie ich drei Produkten, die, abgesehen von einem winzigen kleinen Detail, vollkommen gleich sind, drei vollkommen unterschiedliche Beschreibungen zuteil werden lassen soll. Schon wieder.
Wäre das mein richtiger, echter, hauptberufmäßiger Job, ich fänd's geil.
Scheiß auf den Traummann/die Traumfrau, das Eigenheim (meine Studienkreditschulden sind hoch genug, um anderen Menschen, je nach Gegend, das ihre zu finanzieren), ich hab' sowas von gewonnen.
Keine Million und keine Life Goals der beeindruckenden Art, aber eine Identität als pflanzensammelnde, katzenherdehaltende, düstermetallische Spätnachtstexterin (added Bonus: Langzeitstudium, Lebenskrisen, Kopfkrieg).
Vielleicht ist das für andere nicht viel, aber für mich ist es schon ziemlich nahe an Perfektion.
-------
*Entgegen des eventuell entstehenden Eindrucks habe ich kein Alkoholproblem - getrunken wird bei der Arbeit seltenst, vorwiegend in Nacht- oder Stressschichten, und auch nur als mentales Gleitmittel, wenn ich mal wieder in die Gehirne solcher Kundengruppen reinflutschen muss
29. November 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Die heutige Meckerportion entfällt, mal wieder, auf den Dauerschlachtplatz Finanzen; immerhin diesmal mit leicht veränderten Ausgangsbedingungen.
Nach wie vor werde ich am Ende meines Studiums hochverschuldet sein - inzwischen ist aber klar, dass es für den Master dennoch nicht reicht.
Die Tatsache, dass ich so lange für meinen Bachelor gebraucht habe/brauche, weil ich mit der anfänglichen Pendelei und generell mit meinem Kopfkrieg gewisse Verzögerungen drin habe, schießt mich in Sachen Studienkredit ins Aus.
Maximal die zwei kommenden Semester, die, so ich es schaffe, den formalen Abschluss des Bachelors und gleichzeitig die ersten beiden meines Masters darstellen, werden noch gefördert.
Danach maximal ein Jahr, also weitere zwei Semester, Pause, und dann geht es an die Rückzahlung.
Wenn ich also, mal wieder, die Regelstudienzeit überschreite, weil ich es in vier Semestern nicht packe, muss ich mit den Rückzahlungen anfangen, während ich noch am Abschluss arbeite.
Schade.
Stipendien, die sich groß die Förderung von benachteiligten Studierenden auf die Flagge geschrieben haben, wollen mich nicht -
ich bin zwar eine Frau (die sollen gefördert werden) und aus einem bildungsfernen Haushalt (mein biologischer Vater ist nicht sicher bekannt, der aktuell wahrscheinlichste Kandidat ist aber so weit weg von einem Studium wie ich von meiner ersten Million; Papa Mayhem hat einen Hauptschulabschluss, wie alle anderen vor ihm auch, meine Mutter war die Person mit dem besten Abschluss, Realschule, aber ist halt nunmal tot), wie man sich das wünscht; habe die deutsche Staatsbürgerschaft, studiere an einer inländischen Uni und in förderungsfähigen Studiengängen.
Außerdem habe ich ein gewisses Maß an Rückgrat, und würde der kulturelle Beitrag durch's Theater zählen, wäre ich sogar gesellschaftlich engagiert.
Man wünsche es sich, die Biografien der Geförderten positiv zu prägen - ja Mensch, das ist ja super, das versuche ich mit meiner eigenen auch, und ich könnte dabei echt Hilfe gebrauchen!
Leider bin ich, trotz dieser gewünschten Ausgangsbedingungen, auf die falsche Art benachteiligt:
im Bachelor bin ich zu weit und er und wird bald zum Master - man mag aber nur ersteren und dann wieder Promotionen fördern.
Bafög bekommen die wenigsten Normalsterblichen, dennoch ist das der Bezugsrahmen, den man für praktikabel hält und nach dem man sich richtet - passt echt gut zur Aussage, man wolle Studierende so unterstützen, dass sie eben nicht nebenher arbeiten müssen, sondern sich auf Studium und generelle Weiterbildung konzentrieren können.
Bafög bekomme ich aber nicht, denn den Leuten dort ist es bei der Berechnung egal, dass Papa Mayhem Schulden hat - theoretisch verdient er ja zu viel, und außerdem hat er schließlich nur das eine Kind. Da kann er gefälligst den Unterhaltshöchstsatz zahlen, ist doch egal, ob meine Mutter uns einen finanziellen Abgrund hinterlassen hat und der Mann, nach Jahren, immerhin so weit ist, dass er mir monatlich zwischen hundert und gelegentlich sogar zweihundert Euro überweist, mit denen ich die ü100 Euro, die die Krankenkasse von mir will (und ja, das ist das günstigste Angebot, wenn man noch bisschen Pflegeversicherung und, als Risikopatientin, die Möglichkeit, noch in diesem Leben ein paar Krebsvorsorgeuntersuchungen zu haben, möchte) zahle und je nachdem, wie viel genau rumkommt, mein Essen.
Mein Studienkredit versteht sich übrigens lediglich als "ergänzendes Mittel" für Menschen, denen ihr Bafög nicht reicht; man gehe nicht davon aus, dass das Format für die generelle Lebenserhaltung geeignet/ausreichend sei. Ha, ha!
Weil ich nun kein Bafög bekomme, finden die meisten Stipendien nicht, dass ich ihrer finanziellen Förderung würdig bin - klar, bedürftige Studierende, Fokus auf's Studium und so, Unabhängigkeit vom Elternhaus fördern, auf jeden Fall wollen wir das - aber nee, wer zum Gros der Studierenden gehört, die eben kein Bafög kriegen, den fördern wir nicht. Das wäre ja albern, wer kein Bafög kriegt, muss schließlich eindeutig reiche Eltern haben!
Verklagen Sie gefälligst die, wenn Sie Kohle wollen!
Dann ist da noch die Notenfrage. Überdurchschnittliche Leistungen gewünscht, verstehe ich. Woran man überdurchschnittliche Leistungen erkennt? Na, an den Noten natürlich, und nur an denen!
2,1er-Abitur, Langzeitstudentin, aber immerhin noch dran und langsam, aber stetig vorankommend, obwohl mich mein Hirn zwischendurch auffrisst? Reicht nicht.
Es ist keine überdurchschnittliche Leistung, als chronisch erkrankter Mensch mit Gruselbiografie zu studieren, wenn dabei nicht mindestens eine bestimmte Fachnote erreicht wird. Was? Ja, natürlich sehen wir die Stolpersteine, die die Gesellschaft (es ist immer die böse, fiese Gesellschaft, und das sind immer die anderen!) einem in den Weg legen kann, und wir sehen es als unsere Aufgabe, Ihnen über diese Stolperfallen hinweg zu helfen!
Also, wenn Sie eine gewisse Fachnote haben, noch im Bachelor sind, aber nicht zu lang, und die Bafög-Regelung sagt, dass sie Geld von denen bekommen würden.
Oh, und wenn Sie sich so engagieren, wie wir Engagement definieren, auf eine Art, die uns gefällt.
Denn natürlich wollen wir, dass Sie frei und unbesorgt studieren können, dabei machen Sie aber bitte nur solche Dinge, die zu unseren politischen Vorstellungen passen. Unsere politischen Vorstellungen sprechen von Menschlichkeit, Gleichberechtigung, Unterstützung von Personen in besonderen Umständen - deshalb fördern wir solche Menschen. Also, wenn ihre besonderen Umstände uns passen, und auch nur mit unserer eigenen Definition von Fairness. Alles andere wäre ja albern.
Ich bin aktiv auf Nebenjobsuche, auch wenn es ein Balanceakt wird, den auch noch irgendwo reinzuquetschen, wenn ich weder Therapie, noch Studium an den Existenzrand schubsen will; immerhin beruhigt das mein Gewissen, das darüber schimpft, dass ich studienkreditfinanziert studiere.
Oder habe, der läuft ja nicht mehr ewig.
Der Witz ist, dass jeder von Bafög und Stipendien spricht, die Realität dem aber nicht gerecht wird.
Finanzierung durch Eltern und Nebenjob, oder mehr Nebenjob.
Entweder das, oder du verschuldest dich eben. Oder kombinierst diese Möglichkeiten.
Und gnade dir Gott, wenn du länger brauchst und es deswegen eng wird.
Natürlich ist Bildung ein wichtiges Gut und für jeden zugänglich.
Kein Wunder, dass ich mich faul und nichtsnutzig fühle, weil ich nicht genug Leistung bringe.
Der Knackpunkt ist: ich glaube, das ist meine Psyche, die das sagt.
Ich bringe Leistung, daran glaube ich inzwischen. Wenn ich etwas zustande bringe, ist es meistens gut und manchmal sogar großartig -die Großartigkeiten vollbringe ich leider aber selten in Bereichen, die man in eine Bewerbungsmappe stecken kann.
Und eigentlich,finde ich inzwischen, bin ich auch gar nicht so nichtsnutzig. Ich habe einen Plan, und zwar nicht immer einen Weg, aber immer eine Richtung (wie ein Lada. Lada braucht keine Straße, Lada braucht nur eine Richtung. Tolles Auto), ich habe moralische und ethische Vorstellungen, hinter denen ich stehe, und eine Persönlichkeit auch.
Davon kann man aber kein Studium bezahlen.
Und es ist nichts, was eine Bewerbung aufhübscht.
Meine Bewerbungen werden nicht schöner dadurch, dass ich sprachlich ein bisschen was auf dem Kasten habe und Meisterin des "Trotzdem"s bin. Egal, wie sehr ausgelobt wird, die Individualität sei wichtig, die Persönlichkeit, der Lebensweg, der sich einem eröffne und den man gehen können sollte - ich falle durch dieses Raster, ohne auch nur ein bisschen Dreck am Rahmen kleben zu lassen.
Das ist ok, ich nehme das als Fakt an, jeder Mensch, jede Stiftung, jeder Träger darf selbst entscheiden,wer wie unterstützt wird.
Wenn diese Entscheidung aber getroffen wird, während man auf die böse, böse Gesellschaft schimpft, die keinen Platz für Menschen aus besonderen Verhältnissen oder mit besonderer Biografie lässt, und beschwört, man sei da anders, man sehe nicht Zahlen, sondern Menschen, diese wolle man unterstützen, damit sie sich auf ihr Studium und ihre Ideale konzentrieren können; man wolle sie fördern, damit was aus ihnen wird, sie sich qualifizieren, das Ruderboot umdrehen und die Karten neu mischen können...
dann halte ich das für bestenfalls realitätsfremde, ansonsten aber verlogene, scheinheilige Kackscheiße, die nicht nur am Ziel vorbeischießt, wie es beim gar nicht mal so arg verbreiteten, gar nicht mal so hilfreichen Bafög der Fall ist, sondern es pervertiert oder mindestens hart auslacht.
Und ich werde keine Stiftung, die sich als einer Partei nahe definiert, durch mein Engagement, sei es als Studentin oder danach, unterstützen, die so eine verdammte scheinheilige Scheiße verzapft. Mimesis, das "ich tue, als ob" und "ich sehe aus, wie" hat im Tiereich ihren Platz, oder bei Black Metal Bands, die mithilfe ihres Makeups aussehen wie grimmige Pandas oder unzufriedene Hamster.
Aber nicht bei Institutionen, die auf andere Institutionen schimpfen, obwohl sie selbst genau den gleichen Bockmist veranstalten.
Ich verlange weder, dass mir irgendwer ein Stipendium nachschmeißt, noch, dass irgendwas an den Regeln, die mit diesem verbunden sind, geändert wird.
Aber wer die Regeln aufstellt, steht gefälligst zu ihnen. Ohne eine Prise Puderzucker drüber zu streuen, damit es hübscher aussieht und man sich wohltätig fühlen kann.
Ehrlichkeit, bitte.
So, wie die Leute im Bafög-Amt der Unistadt.
Die haben von Anfang an gesagt, ihre Aufgabe sei es weder, besonders sozial zu sein, noch, besonders viele Menschen zu erreichen; es handle sich um ein festgesetztes Darlehen, das unter festgesetzten Bedingungen ausgezahlt werden kann. Nicht mehr, und nicht weniger.
Kein Gerede von Fairness, Gleichberechtigung, Unterstützung schwieriger Fälle mit besonderen Biografien, oder irgendwas anderes, was dann doch nur selektiv zutrifft.
Sogar die Katholiken (um mal eine Lanze für die Religionsgemeinschaft, der ich angehöre, zu brechen) sind da sozial, weil ehrlich.
Kein Mann? Ok, das und das fällt weg.
Nach dem Gesetz der Nächstenliebe lebend, wenn auch nicht als solches betitelt, sondern den Begriff "basale menschliche Kompetenz aka "Sei kein verdammtes Arschloch" wählend? Die Ausdrucksweise ist verbesserungswürdig, aber wir nehmen das mit der Nächstenliebe schon auch ein bisschen ernst.
Hier ist ein Antrag für ein zinsfreies Darlehen, den Sie in Ihrem letzten oder vorletzten Semester stellen können - vorher bringt Ihnen das nichts, weil der Betrag festgelegt ist und nicht länger reichen wird. Keine Garantie, dass der durch geht, und sie werden das komplett zurückzahlen müssen. Aber Sie können den Antrag stellen, Sie fallen nicht unbedingt durchs Raster.
Egal, wie alt Sie dann sind, egal, was Ihre Noten dann machen, und egal, ob uns Ihr Lebensweg passt oder nicht - für die generelle Qualifikation reicht es uns, zu wissen, dass Sie das Geld brauchen und Ihnen was daran gelegen ist, dass Gottes Schöpfung nicht komplett den Bach runter geht.
Auch, wenn Sie aussehen wie Satan selbst.
Nach wie vor werde ich am Ende meines Studiums hochverschuldet sein - inzwischen ist aber klar, dass es für den Master dennoch nicht reicht.
Die Tatsache, dass ich so lange für meinen Bachelor gebraucht habe/brauche, weil ich mit der anfänglichen Pendelei und generell mit meinem Kopfkrieg gewisse Verzögerungen drin habe, schießt mich in Sachen Studienkredit ins Aus.
Maximal die zwei kommenden Semester, die, so ich es schaffe, den formalen Abschluss des Bachelors und gleichzeitig die ersten beiden meines Masters darstellen, werden noch gefördert.
Danach maximal ein Jahr, also weitere zwei Semester, Pause, und dann geht es an die Rückzahlung.
Wenn ich also, mal wieder, die Regelstudienzeit überschreite, weil ich es in vier Semestern nicht packe, muss ich mit den Rückzahlungen anfangen, während ich noch am Abschluss arbeite.
Schade.
Stipendien, die sich groß die Förderung von benachteiligten Studierenden auf die Flagge geschrieben haben, wollen mich nicht -
ich bin zwar eine Frau (die sollen gefördert werden) und aus einem bildungsfernen Haushalt (mein biologischer Vater ist nicht sicher bekannt, der aktuell wahrscheinlichste Kandidat ist aber so weit weg von einem Studium wie ich von meiner ersten Million; Papa Mayhem hat einen Hauptschulabschluss, wie alle anderen vor ihm auch, meine Mutter war die Person mit dem besten Abschluss, Realschule, aber ist halt nunmal tot), wie man sich das wünscht; habe die deutsche Staatsbürgerschaft, studiere an einer inländischen Uni und in förderungsfähigen Studiengängen.
Außerdem habe ich ein gewisses Maß an Rückgrat, und würde der kulturelle Beitrag durch's Theater zählen, wäre ich sogar gesellschaftlich engagiert.
Man wünsche es sich, die Biografien der Geförderten positiv zu prägen - ja Mensch, das ist ja super, das versuche ich mit meiner eigenen auch, und ich könnte dabei echt Hilfe gebrauchen!
Leider bin ich, trotz dieser gewünschten Ausgangsbedingungen, auf die falsche Art benachteiligt:
im Bachelor bin ich zu weit und er und wird bald zum Master - man mag aber nur ersteren und dann wieder Promotionen fördern.
Bafög bekommen die wenigsten Normalsterblichen, dennoch ist das der Bezugsrahmen, den man für praktikabel hält und nach dem man sich richtet - passt echt gut zur Aussage, man wolle Studierende so unterstützen, dass sie eben nicht nebenher arbeiten müssen, sondern sich auf Studium und generelle Weiterbildung konzentrieren können.
Bafög bekomme ich aber nicht, denn den Leuten dort ist es bei der Berechnung egal, dass Papa Mayhem Schulden hat - theoretisch verdient er ja zu viel, und außerdem hat er schließlich nur das eine Kind. Da kann er gefälligst den Unterhaltshöchstsatz zahlen, ist doch egal, ob meine Mutter uns einen finanziellen Abgrund hinterlassen hat und der Mann, nach Jahren, immerhin so weit ist, dass er mir monatlich zwischen hundert und gelegentlich sogar zweihundert Euro überweist, mit denen ich die ü100 Euro, die die Krankenkasse von mir will (und ja, das ist das günstigste Angebot, wenn man noch bisschen Pflegeversicherung und, als Risikopatientin, die Möglichkeit, noch in diesem Leben ein paar Krebsvorsorgeuntersuchungen zu haben, möchte) zahle und je nachdem, wie viel genau rumkommt, mein Essen.
Mein Studienkredit versteht sich übrigens lediglich als "ergänzendes Mittel" für Menschen, denen ihr Bafög nicht reicht; man gehe nicht davon aus, dass das Format für die generelle Lebenserhaltung geeignet/ausreichend sei. Ha, ha!
Weil ich nun kein Bafög bekomme, finden die meisten Stipendien nicht, dass ich ihrer finanziellen Förderung würdig bin - klar, bedürftige Studierende, Fokus auf's Studium und so, Unabhängigkeit vom Elternhaus fördern, auf jeden Fall wollen wir das - aber nee, wer zum Gros der Studierenden gehört, die eben kein Bafög kriegen, den fördern wir nicht. Das wäre ja albern, wer kein Bafög kriegt, muss schließlich eindeutig reiche Eltern haben!
Verklagen Sie gefälligst die, wenn Sie Kohle wollen!
Dann ist da noch die Notenfrage. Überdurchschnittliche Leistungen gewünscht, verstehe ich. Woran man überdurchschnittliche Leistungen erkennt? Na, an den Noten natürlich, und nur an denen!
2,1er-Abitur, Langzeitstudentin, aber immerhin noch dran und langsam, aber stetig vorankommend, obwohl mich mein Hirn zwischendurch auffrisst? Reicht nicht.
Es ist keine überdurchschnittliche Leistung, als chronisch erkrankter Mensch mit Gruselbiografie zu studieren, wenn dabei nicht mindestens eine bestimmte Fachnote erreicht wird. Was? Ja, natürlich sehen wir die Stolpersteine, die die Gesellschaft (es ist immer die böse, fiese Gesellschaft, und das sind immer die anderen!) einem in den Weg legen kann, und wir sehen es als unsere Aufgabe, Ihnen über diese Stolperfallen hinweg zu helfen!
Also, wenn Sie eine gewisse Fachnote haben, noch im Bachelor sind, aber nicht zu lang, und die Bafög-Regelung sagt, dass sie Geld von denen bekommen würden.
Oh, und wenn Sie sich so engagieren, wie wir Engagement definieren, auf eine Art, die uns gefällt.
Denn natürlich wollen wir, dass Sie frei und unbesorgt studieren können, dabei machen Sie aber bitte nur solche Dinge, die zu unseren politischen Vorstellungen passen. Unsere politischen Vorstellungen sprechen von Menschlichkeit, Gleichberechtigung, Unterstützung von Personen in besonderen Umständen - deshalb fördern wir solche Menschen. Also, wenn ihre besonderen Umstände uns passen, und auch nur mit unserer eigenen Definition von Fairness. Alles andere wäre ja albern.
Ich bin aktiv auf Nebenjobsuche, auch wenn es ein Balanceakt wird, den auch noch irgendwo reinzuquetschen, wenn ich weder Therapie, noch Studium an den Existenzrand schubsen will; immerhin beruhigt das mein Gewissen, das darüber schimpft, dass ich studienkreditfinanziert studiere.
Oder habe, der läuft ja nicht mehr ewig.
Der Witz ist, dass jeder von Bafög und Stipendien spricht, die Realität dem aber nicht gerecht wird.
Finanzierung durch Eltern und Nebenjob, oder mehr Nebenjob.
Entweder das, oder du verschuldest dich eben. Oder kombinierst diese Möglichkeiten.
Und gnade dir Gott, wenn du länger brauchst und es deswegen eng wird.
Natürlich ist Bildung ein wichtiges Gut und für jeden zugänglich.
Kein Wunder, dass ich mich faul und nichtsnutzig fühle, weil ich nicht genug Leistung bringe.
Der Knackpunkt ist: ich glaube, das ist meine Psyche, die das sagt.
Ich bringe Leistung, daran glaube ich inzwischen. Wenn ich etwas zustande bringe, ist es meistens gut und manchmal sogar großartig -die Großartigkeiten vollbringe ich leider aber selten in Bereichen, die man in eine Bewerbungsmappe stecken kann.
Und eigentlich,finde ich inzwischen, bin ich auch gar nicht so nichtsnutzig. Ich habe einen Plan, und zwar nicht immer einen Weg, aber immer eine Richtung (wie ein Lada. Lada braucht keine Straße, Lada braucht nur eine Richtung. Tolles Auto), ich habe moralische und ethische Vorstellungen, hinter denen ich stehe, und eine Persönlichkeit auch.
Davon kann man aber kein Studium bezahlen.
Und es ist nichts, was eine Bewerbung aufhübscht.
Meine Bewerbungen werden nicht schöner dadurch, dass ich sprachlich ein bisschen was auf dem Kasten habe und Meisterin des "Trotzdem"s bin. Egal, wie sehr ausgelobt wird, die Individualität sei wichtig, die Persönlichkeit, der Lebensweg, der sich einem eröffne und den man gehen können sollte - ich falle durch dieses Raster, ohne auch nur ein bisschen Dreck am Rahmen kleben zu lassen.
Das ist ok, ich nehme das als Fakt an, jeder Mensch, jede Stiftung, jeder Träger darf selbst entscheiden,wer wie unterstützt wird.
Wenn diese Entscheidung aber getroffen wird, während man auf die böse, böse Gesellschaft schimpft, die keinen Platz für Menschen aus besonderen Verhältnissen oder mit besonderer Biografie lässt, und beschwört, man sei da anders, man sehe nicht Zahlen, sondern Menschen, diese wolle man unterstützen, damit sie sich auf ihr Studium und ihre Ideale konzentrieren können; man wolle sie fördern, damit was aus ihnen wird, sie sich qualifizieren, das Ruderboot umdrehen und die Karten neu mischen können...
dann halte ich das für bestenfalls realitätsfremde, ansonsten aber verlogene, scheinheilige Kackscheiße, die nicht nur am Ziel vorbeischießt, wie es beim gar nicht mal so arg verbreiteten, gar nicht mal so hilfreichen Bafög der Fall ist, sondern es pervertiert oder mindestens hart auslacht.
Und ich werde keine Stiftung, die sich als einer Partei nahe definiert, durch mein Engagement, sei es als Studentin oder danach, unterstützen, die so eine verdammte scheinheilige Scheiße verzapft. Mimesis, das "ich tue, als ob" und "ich sehe aus, wie" hat im Tiereich ihren Platz, oder bei Black Metal Bands, die mithilfe ihres Makeups aussehen wie grimmige Pandas oder unzufriedene Hamster.
Aber nicht bei Institutionen, die auf andere Institutionen schimpfen, obwohl sie selbst genau den gleichen Bockmist veranstalten.
Ich verlange weder, dass mir irgendwer ein Stipendium nachschmeißt, noch, dass irgendwas an den Regeln, die mit diesem verbunden sind, geändert wird.
Aber wer die Regeln aufstellt, steht gefälligst zu ihnen. Ohne eine Prise Puderzucker drüber zu streuen, damit es hübscher aussieht und man sich wohltätig fühlen kann.
Ehrlichkeit, bitte.
So, wie die Leute im Bafög-Amt der Unistadt.
Die haben von Anfang an gesagt, ihre Aufgabe sei es weder, besonders sozial zu sein, noch, besonders viele Menschen zu erreichen; es handle sich um ein festgesetztes Darlehen, das unter festgesetzten Bedingungen ausgezahlt werden kann. Nicht mehr, und nicht weniger.
Kein Gerede von Fairness, Gleichberechtigung, Unterstützung schwieriger Fälle mit besonderen Biografien, oder irgendwas anderes, was dann doch nur selektiv zutrifft.
Sogar die Katholiken (um mal eine Lanze für die Religionsgemeinschaft, der ich angehöre, zu brechen) sind da sozial, weil ehrlich.
Kein Mann? Ok, das und das fällt weg.
Nach dem Gesetz der Nächstenliebe lebend, wenn auch nicht als solches betitelt, sondern den Begriff "basale menschliche Kompetenz aka "Sei kein verdammtes Arschloch" wählend? Die Ausdrucksweise ist verbesserungswürdig, aber wir nehmen das mit der Nächstenliebe schon auch ein bisschen ernst.
Hier ist ein Antrag für ein zinsfreies Darlehen, den Sie in Ihrem letzten oder vorletzten Semester stellen können - vorher bringt Ihnen das nichts, weil der Betrag festgelegt ist und nicht länger reichen wird. Keine Garantie, dass der durch geht, und sie werden das komplett zurückzahlen müssen. Aber Sie können den Antrag stellen, Sie fallen nicht unbedingt durchs Raster.
Egal, wie alt Sie dann sind, egal, was Ihre Noten dann machen, und egal, ob uns Ihr Lebensweg passt oder nicht - für die generelle Qualifikation reicht es uns, zu wissen, dass Sie das Geld brauchen und Ihnen was daran gelegen ist, dass Gottes Schöpfung nicht komplett den Bach runter geht.
Auch, wenn Sie aussehen wie Satan selbst.