Thema: monolog
.."Den Bin Laden hommsä umgeleecht!"
Meldung des Tages.







Man nimmt das Leben ganz anders wahr, wenn einem eigentlich alles egal und man selbst fast nur noch am vor sich hin leiden ist. Fast schon eine Art Out-of-body-Erfahrung. Heißt das so?
Jedenfalls habe ich heute, als die Busnebensitzerin, die gerade aus dem Urlaub beim Freund zurückkam, sich darüber aufregte, wie, zitiere, "kanackenverseucht" dessen Heimatort doch wäre, irgendwie ausnahmsweise nichts gesagt, und als sie dann noch hinzufügte, dass sich eine 14jährige dort angeblich mit einem Messer selbst entjungfert hätte und nein, nicht mit der stumpfen Seite, und ernsthaft den Eindruck machte, als würde sie derartige Geschichten glauben, fehlte mir irgendwie die Motivation, um zu versuchen, ihr Assi-TV-überladenes Gehirn irgendwie zum Laufen zu bringen, und so beschränkte ich mich auf ein :"Sachen gibts" und starrte weiter aus dem Fenster,während ich mich wunderte und feststellte, dass wir uns irgendwie auseinander gelebt hatten und sie zur absoluten Klischee-Hauptschülerin geworden war und absolut dem Ideal unseres Heimatdorfes entsprach. Ein bisschen Melancholie war da, um der guten alten Zeiten willen, aber Trauer? Dafür fehlt mir aktuell die Kraft, oder die Motivation, oder irgendetwas anderes.

In der Schule angekommen zogen sechs Stunden Unterricht erstaunlich schnell an mir vorbei,trotz diverser "...ist Krieg"-Fächer, bzw. Lehrkräfte, und als ich (nach)mittags wieder im Bus saß und das 6Jahresproblem ausnahmsweise allein die Straße überquerte, der halb herausgewachsene Kurzhaarschnitt,der wieder zaghafte Anstalten macht, zur Langhaarmatte zu werden, im Wind wippend, wieder halb verpeilt mit Handy am Ohr, Ordner unterm Arm und Tasche über der Schulter hängend, stehenblieb und schließlich auf seine spezielle Art, mit zusammengekniffenen Augen und Lippen,weshalb man dann nie weiß, ob er gerade lächelt oder nicht, direkt in den Bus hinein- und vermutlich mich ansah, war da nichts. Kein Gefühl, kein Hormonschub, nicht mal Freude darüber, dass er haartechnisch wieder zu seinen Wurzeln zurückzukehren scheint, lediglich die Feststellung, dass er dastand und längere Haare bekommt und das er es ist.
Für alles andere fehlt mir aktuell die Kraft, oder die Motivation, fehlen die Gefühle, oder irgendwas anderes.

Auf dem Heimweg ging die Busnebensitzerin wieder zu ihrem neuen Lieblingshobby über und gab verletzend-ignorant-rücksichtslose Kommentare von sich, ich kam mir ein bisschen wertlos vor, aber ist an mir vorbeigezogen. Ist sowas von egal in Anbetracht anderer Dinge..

Beim Weggehen vergangenes Wochenende wieder mal gemerkt, dass ich mich auch mit Kriemhild auseinander gelebt habe. Dabei haben wir uns nicht einmal verändert. Schade, besonders in Anbetracht der Freundschaft,die wohl wirklich eine war. Für richtige Trauer fehlt mir zur Zeit die Kraft, meine Trauer-und Schmerzgefühle sitzen alle auf einem anderen Punkt..

Gitarrennoten unauffindbar, Großvater im gefühlten Viertelstundentakt bei mir auf der Matte stehend mit irgendwelchen seltsamen Ausreden. Man merkt, dass er morgen 86 wird. Die Jahren beginnen, sich zu zeigen, besonders, seit er den Schlaganfall hatte. Altersstarrsinn, Senilität, "werden wieder wie Kinder", seltsame Ängste, Einsamkeit, ich begreife langsam, was die Leute damit immer meinten. Bin ihm nicht böse, versuche, Rücksicht zu nehmen. Finde es unpraktisch, dass er zielsicher genau dann auftaucht, wenn ich eine meiner Diskussionen mit meinem Vater habe oder zur Abwechslung versuche, diesem zu erklären, was eigentlich los ist, und dann sofort anfängt, ohne Punkt und Komma zum fünften Mal zu erzählen, was er heute getan und gegessen hat und was er morgen vorhat.

Ich glaub, das ist alles zu viel. Aber weglaufen geht nicht und irgendwie geht garnichts.
Feststellung, Punkt. Was mir das bringt?
Garnichts. Tut trotzdem weh.