Ich vermisse Mr.Gaunt.

In etwas mehr als einem Monat ist es drei verdammte Jahre her, dass er nicht mehr "mein" Mr.Gaunt ist, er war in der Zwischenzeit mal verlobt (bis sie ihn genau so abgeschossen hat, wie er mich), hatte oder hat eine Nichtshalbesnichtsganzesfickgelegenheit (was ja eigentlich mein Fachgebiet ist/war und laut ihm etwas, was er "niemals könnte"), läuft mir immer wieder mal über den Weg und spricht dann kein Wort mit mir.
Die Monate (oder Jahre?), in denen ich nicht wusste, ob ich ihn jetzt (zurück-)grüßen sollte oder nicht, sind vorbei, weil ich dazu nicht einmal eine Gelegenheit habe.

Eifersuchtsspitzen (mental) gegen die mutmaßliche Nichtshalbesnichtsganzesfickgelegenheit und dezentes Sabbern, wenn er mal wieder auf einer Bühne steht.
Ebenfalls mental, denn es ist mein Billardspieler/Mr.Mayhem, der neben mir steht und in den letzten Monaten ein Bedürfnis nach Nähe entwickelt hat, das drei kleine Ewigkeiten zu spät kommt und mich abstößt.

Das Schlimme: Ich kann weder sie, noch Mr.Gaunt, noch mich hassen oder Schuldzuweisungen anbringen; nicht auf die Art, auf die ich das sonst mache.
Es ist egal, ob sie älter ist als ich und ein geregeltes Leben hat, oder längere Haare, oder ob sie "hübscher" ist. Darum geht es nicht.
Oder darum, ob sie überhaupt noch in irgendeiner Verbindung zueinander stehen.
Ich habe verloren, ganz einfach und ganz definitiv.
Die "Anfangseuphorie", wie er es nannte, reicht eben nicht aus. Und ich bin egal. Vollkommen, schlicht und ergreifend. Ich habe immer noch Probleme, das wahrhaben zu können.

Wir sind auf neutralem Ignoranzlevel angekommen.
Nicht bewusst, weil da noch irgendwas im Raum stünde;
sondern einfach, weil man sich Fremden gegenüber so verhält.
Mit dem Unterschied, dass bei Fremden noch die Option besteht, sie kennen zu lernen.
Der Zug ist abgefahren.

Das mehroderwenigersoziale Netzwerk schlägt mir "neue Freunde" vor. Dazwischen Mr.Gaunts Profilbild.
Klassisches Beuteschema. In die Ferne schweifender melancholischer Blick, zwei Warwicks an der Wand und einer in der Hand, Zigarette, inzwischen fast schon episch lange Haare, die die Inszenierung, die er zeigt und die er ist und an der ich so hänge, einrahmen, eine Flasche, in der definitiv kein Wasser ist, in der Peripherie.

Der Großkatz hüpft zu mir aufs Bett und riskiert einen Blick auf den Bildschirm.
Ich seufze.
Großkatz miaut fragend das Foto an.

Was zur Hölle ist eigentlich los mit mir.





arboretum, Montag, 2. Januar 2017, 11:40
Geht es da tatsächlich um ihn oder eher um altvertraute Gefühlsmuster, in die man hineinschlupft wie in lange getragene, bequeme Schuhe? Vielleicht ist es einfach auch an der Zeit, sich aus den bisherigen Kreisen etwas zu lösen.

Ich wünsche Dir ein fröhlicheres, vor allem gesünderes neues Jahr, mehr Kraft und Konzentration fürs Studium, Begegnungen mit neuen Menschen, die Dir gut tun, wie auch Glück in der LIebe!


mayhem, Donnerstag, 5. Januar 2017, 22:14
Ich wäre tatsächlich froh, wenn sich herausstellen solltewürde, dass es lediglich die Gefühlsmuster sind.
Die Option habe ich mehrmals durchdacht, gerade im Kontext meiner Tendenz, Menschen anzuschwärmen, die ich anscheinend oder auch nur scheinbar nicht haben kann. So hat sich das "Problem" mit dem besten Freund des Billardspielers/Mr.Mayhems mehr oder weniger gelöst, bzw. ist gerade hoffentlich dabei; Mr.Gaunt krieg ich damit aber irgendwie nicht los. Vielleicht auch nur noch nicht.
Tut jedenfalls mies weh.

Bzgl. "sich aus den bisherigen Kreisen etwas (...)lösen":
Das ist so eine Sache. Alleine schon,weil weniger los ist, bin ich durchaus seltener auf Konzerten und öfter auch mal auf "anderen" Veranstaltungen, z.B. aus der Grufti-Ecke, in anderweitig "alternativen" Discos, bei "normalen" Metal-Veranstaltungen, usw.
Insgesamt ist es aber doch so, dass ich mich dem Black Metal am meisten verbunden fühle. Und da ist die "Szene" (zumindest in meiner Ecke) recht klein, nicht wenige Gesichter sieht man wirklich auf jeder Veranstaltung. Da gehört Mr.Gaunt dazu, aber auch ich. Und ich mag diese musikalisch-subkulturelle "Ecke", die ich für mich gefunden habe und in der ich mich "richtig" fühle, eigentlich nicht aufgeben. Nicht für einen Kerl, der mir richtig böse das Herz gebrochen hat.
(Und im Endeffekt bliebe nur, sämtlichen Veranstaltungen, aber auch anderen Anlaufstellen fern zu bleiben. Hier gibts schon ein paar entsprechende Lokalitäten, aber eben auch nicht endlos viele, und das Risiko, sich über den Weg zu laufen, ist so lange vorhanden, wie ich nicht dazu übergehe, nur noch in stumpfen Partydiscos aufzuschlagen. Und das ist es mir nicht wert :D)


Vielen Dank für die guten Wünsche; dir auch ein für dich schönes und erfolgreiches 2017! :)