Samstag, 30. Oktober 2010
Thema: monolog
Als meine Mitbesäufnisgeherin anrief, mit der ich heute weggegangen wäre, wollte sie mir eigentlich nur mitteilen, dass ihre Eltern uns nicht fahren wollen (bin ich froh, wenn ich meinen Führerschein mache..), aber irgendwie endete es damit, dass sie weinte, wegen ihrer Beziehung mit einem Jungen, den sie eigentlich ja garnicht lieben würde, aber irgendwie ja doch, und aus Sympathie und weil es bei mir genauso war, hab ich dann mitgeheult, und so lag ich auf dem Sofa und habe lautlos geweint und sie hat parallel ihrem Freund SMS geschrieben und mich vollgeweint und gleichzeitig bewundert, wie stark ich ja angeblich wäre.
Beziehungen ohne Gefühle sind scheiße.
Man gewöhnt sich an den anderen und wenns dann zu Ende geht, ist da emotional irgendwie doch was, und dann, wenn man denkt, man hätte es alles überwunden, ist eine Bekannte/Freundin in ähnlicher Situation und alles ist wieder da, sogar das Heulen inklusive Schluchzen, das bei mir bis jetzt nur in den Tagen bevor und kurz nachdem Schluss war, vorgekommen ist.
Seltsam, dabei hab ich doch eigentlich weder ein Herz, noch Gefühle.

Eigentlich hab ich auch keine Lust mehr, wegzugehen, aber egal. Sie redet mit ihren Eltern, ich dusche mich gleich, heute abend um 12 halte entweder ich sie fest, während sie sich an meiner starken Schulter ausweint, oder ich halte meine Bierflasche/Kippe fest, während ich draußen stehe und weine. Solche Sachen lassen mich wieder zur Raucherin werden.
Und ich weine in den letzten paar Monaten mehr als vorher in 10 Jahren.
Eigentlich wollte ich dir einen Song posten, bin dann über einen ganz anderen gestolpert und so kommt der Blogtitel von Bon Jovi (iiiiiiiih), weil ich gehofft habe, dass meine Stimmung irgendwie in etwas weniger destruktiv-depressives umschlägt,aber Fehlanzeige.
Kennst du Wenn dann das hier von Muff Potter? War unser Song, und ich bin gerade dabei, mich irgendwie davon abzuhalten, ihn zu hören, weil das nur noch unguter enden würde, als der Tag heute vermutlich sowieso enden wird.

Ich glaube, ich könnte jetzt irgendwas aufbauendes gebrauchen.
Vater weg, hat Dienst und mir vorher wieder erklärt,wie scheiße und unwichtig ich bin.
Freund weg, seit August, fand mich so scheiße und unwichtig, dass ers nichtmal nötig hatte, mit mir zu reden geschweige denn mir wenigstens zu schreiben.
Und meine Katze will sich auch nicht in den Arm nehmen lassen, dabei ist jetzt wieder mal einer der eher seltenen Momente, in denen eine Umarmung definitiv notwendig ist.
Ich will nicht weggehen, da sind zu viele fremde Leute.
Ich will nicht telefonieren, oder online gehen irgendwo, da sind zu viele, die mich kennen; und die kann ich schon seit August nicht mehr an mich ranlassen, noch weniger als vorher; ich vertrags einfach nicht.
Ich will nicht alleine sein, denn das macht mich noch trauriger.
Ich will nicht schreiben, dann muss ich nämlich weinen.
Ich will nichts anderes machen, dann verstärkt sich der Destruktiv-Aspekt, und verdrängen ist schlecht für mich, irgendwie.
Resultiert alles in unfreiwilliger Teilzeitisolation, die ich genauso wenig haben und um mich haben kann wie andere Menschen.




Do you know your enemy?
Green Day dröhnt mir aus den Kopfhörern des Jungen mit der Filzmatte auf dem Kopf entgegen, der neben mir in der überfüllten Bahn steht, alles um sich herum ignoriert, und aussieht, als würde er gleich einschlafen oder aber irgendwen lynchen. Sympathisch, sogar so sehr,dass ich eine Sekunde lang ernsthaft überlege, ob ich ihn eventuell ansprechen sollte, aber aufgrund meines mittelschweren Hangs zur Schüchternheit und der Tatsache, dass „Bist du öfters hier?“ in der Bahn eher weniger gut kommt, hab ichs gelassen und mich damit begnügt, ihn zu beobachten.
Ich beobachte oft Leute, nicht, weil ich stalkerhaft veranlagt bin, sondern einfach, weil man dabei sehr viel über sie erfährt; Menschen einschätzen ist mir schon immer sehr leicht gefallen, vielleicht liegts ja daran.
Beim fünften Song wird Green Day nervig, genauso wie das dauerquengelnde Pummelmädchen neben mir, das im krassen Kontrast zu seiner chronisch unterernährten Mutter, neben der Taylor Momsen fettleibig wirken würde, steht, ihr am H&M-Mantel zerrt und sich beschwert,weil sie keine Schokolade gekauft hat.
Einen Moment lang treffen sich unsere Blicke, und mir fällt auf, dass sie irgendwie nicht älter aussieht als ich, und wiedermal stellt sich die Frage, ob mein Gegenüber sehr jung aussieht oder ich sehr alt. Meine Reflexion, die mich aus der Fensterscheibe heraus anstarrt, erspart mir jedes weitere Nachdenken,auch wenn der Pony mich ein Stück jünger macht,eigentlich.
Green Day werden abgelöst vom „Düm-Dü-Dü-DümDüm-Dü-Düm-Düm“ des Intros von „Seven Nation Army“ von den White Stripes, was für mich so überraschend kommt, dass ich mich von Pummelmädchen und Mutter ab- und wieder dem bedreadeten Vermutlichoberstüfler neben mir zuwende, der weiter auf einen Punkt zwischen Fensterscheibe und belegten Sitzen vor ihm starrt und dabei wahlweise nachdenklich und melancholisch oder düster und mordlustig aussieht.
I should know that you’re not good for me“( oder so..)
Makeupmaskierte Nr. 1 aus der Girl-Group hinter uns versucht, den Kampf gegen die White Stripes aus den Kopfhörern des Bedreadeten aufzunehmen, indem sie ihr Handy und Katy Perry auf volle Lautstärke stellt.
Ohne irgendeine Art von Emotion zu zeigen, zieht er seinen mp3-Player aus der Tasche und trotz der Tatsache, dass dies eigentlich unmöglich sein müsste, stellt er noch lauter. Dann sucht er ein anderes Lied und mir dröhnt Atzenmusik entgegen,was jedes eventuell bei mir entstehende positiv-freundschaftliche Gefühl sofort wieder im Keim erstickt.
Von einer Seite ein quengelndes Pummelkind, hinter mir Katy Perry, neben mir vertonte Kotze und vor mir eine nette ältere Dame, die sehr verwirrt von den Geschehnissen um sie herum wirkt, anscheinend kommt sie nicht von ihr, oder sie ist noch nicht oft um diese Zeit Bahn gefahren.
Tief durchatmen, entspannen…Nirvana hören…
Das Pummelkind zerrt so fest an seiner unterernährten Mutter, dass diese die Einkaufstüte fallen lässt und deren Inhat auf den Boden fällt, beziehungsweise über diesen rollt. Sie sagt nichts, sammelt alles wieder ein, wobei sie essbares nur mit spitzen Fingern anfasst und schnell wieder in die Tüte stopft. Ich würde helfen, doch um mich in Richtung Boden zu bewegen, müsste ich das Pummelmädchen ein gutes Stück zur Seite schieben und Mr.Filzmatte meinen Arsch entgegenstrecken, bzw. in die Seite hauen , was nicht gerade angenehme Optionen sind.
Pummelmädchen ist nicht einmal auf die Idee gekommen, seiner Mutter zu helfen, und auch sonst niemand; im Gegenteil, das Gequengle geht wieder von neuem los, schwillt derartig an, dass ich selbst die vertonte Kotze neben mir nur noch schlecht verstehe, vermischt sich mit der allgemeinen Schüler-und-Berufsmenschen-und-Hausfrauen-in-der-überfüllten-Bahn-Geräuschkulisse, die Girl-Group hinter mir sieht all das als Kampfansage und stellt um auf Rihanna (dabei dachte ich, viel schlimmer könnte es gar nicht kommen..) und der Bedreadete neben mir wirkt überlastet, während die nette ältere Dame vor mir vermutlich bald anfangen wird, zu hyperventilieren. Ich bin Sanitäterin, ich weiß, was zu tun ist.
Eine Gruppe YoAltahWeithosen steigt ein, und als sich Sido zum vertonten Inferno um mich herum dazugesellt, beschließe ich, zum Wohle der Menschheit zu handeln. Für bessere Schallverteilung ein Ohrstöpsel aus dem Ohr raus, diesen Richtung Girl-Group drehen. Meinem 25Euro-mp3-Player, der besser ist als jeder Ipod, einen liebevollen Blick schenken. Slayer raussuchen (hauptsächlich für solche Notsituationen drauf). Und volle Lautstärke.
Der Girl-Group stehen die labellozugekleisterten Münder offen, Pummelmädchen versteckt sich hinter seiner Mutter, die mich aus riesigen Augen entgeistert anstarrt, die Mitglieder des Stammes YoAltahWeithosen erstarren mitten in der Bewegung und allgemein ist der Moment ultimativ filmreif, gelähmte Stille, durch die Slayers Angel of Death schallt. Meine Morgenschulbusnebensitzerin wäre dermaßen stolz auf mich.
Die angenehme Stille hält an, weshalb ich auf Normallautstärke zurück- und weiter zu Placebo schalte.
Als ich mich wieder beidseitig verkabeln will, sitzt auf eine Hand auf meiner Hüfte und eine um mein Handgelenk, und der Bedreadete sieht mir direkt in die Augen, und ich sehe, das seine fast schwarz sind, obwohl er Fastblondine und ziemlich blass ist, und auf einmal hat sein Gesicht einen Ausdruck, allerdings einen undeutbaren, und er sagt mit leiser, verkratzter Stimme, die mich auf 30 Jahre Kettenrauchen schließen lassen würde, wenn er nicht mit einem Schulrucksack und einen Französischschulbuch bewaffnet wäre, „danke“, schiebt mich gleichzeitig zur Seite und fast auf das Pummelmädchen, welches aber vor mir zurückweicht, steigt aus und läuft in Richtung Rathaus davon.
Hab gar nicht gemerkt, dass wir schon an der fünften Station angekommen sind.




Hallo.
Wer ich bin? Konnte man ansatzweise erahnen im alten Blog(livingtheatre.blogger.de), der ja leider aus Versehen gelöscht wurde.
Ich bin das Mädchen, das seit 6 Jahren an ein-und der selben Person hängt, ohne Hoffnung auf Besserung oder Lösung des Problems, hänge irgendwo zwischen Lieben, Brauchen. Wünschen,Hassen(?) und Überwinden fest.
Ich bin das Mädchen, dessen Mutter tot ist.
Ich in das Mädchen, das abnehmen muss, aber es nicht hinkriegt, denn
Ich bin das Mädchen mit den gelegentlichen Fressanfällen und dem allgemein sehr seltsamen Essverhalten.
Ich bin das Mädchen, das in jeder Mittagspause einen Billigkaffeelatte aus dem Kühlregal trinkt.
Ich bin das Mädchen mit dem seltsamen Hirn.
Ich bin das Mädchen mit der teilzeitkaputten Seele.
Ich bin das Mädchen mit den fast immer hochgesteckten Haaren.
Ich bin das Mädchen mit den mehr als schlechten Noten in Mathematik, aber
Ich bin das Mädchen mit dem 1,0-Schnitt in Englisch.
Ich bin das Mädchen, das in der 7.Klasse freiwillig Kafka gelesen hat.
Ich bin das Mädchen, das irgendwie emotional behindert ist.
Ich bin das Mädchen, das eher weniger mit Nähe klarkommt.
Ich bin das Mädchen, das an die große Liebe glaubt.
Ich bin das Mädchen, das auf Partys in der Ecke steht und maximal 1 Bier trinkt.
Ich bin seltsam.
Ich bin emotional.
Ich bin hartnäckig.
Ich bin verbissen.
Ich bin naiv.
Ich bin vernünftig.
Ich glaube weder an Gott, noch an mich selbst.
Mich gabs mal bei Myspace.
Mich gibts in einem relativ großen sozialen Netzwerk.
Ich hab sogar eine Mailadresse.
Und ich versuche zu helfen,wem und wo ich kann.
Wenn ich groß bin, rette ich die Welt.
Wenn ich dieses Schuljahr überstehe, feier ich.

Vielleicht bin ich scheiße.
Vielleicht bin ich ein Arschloch.
Ich bin ich.
Glaub ich.