Mittwoch, 5. November 2014
Einer, zumindest nach Meinung des Dozenten, hoch spannenden Exkursion sei Dank ist es mir gelungen, systematisch weitere Kommilitonen in beinahe-Freunde umzuwandeln. Und das sogar im Nebenfach!
Da ist die Amazone, die einen beinahe so ausgeprägten Haartick hat wie ich, im Gegensatz zu mir aber einen hosentaschenlangen, dunkelpinken Zopf mit sich herumträgt.
Ich habe mich schon lange nicht mehr so kurzhaarig gefühlt.
Dann gibt es noch die Elfe von Nebenan, die so absurd klischeeperfekt (klassisch schön, immer freundlich, beliebt, und begabt in irgendwie Allem) ist, dass nicht nur ich mich frage, warum sie beständig und beharrlich meine Gesellschaft sucht.

Und eben der Ziegenmann, einer der Physiker.
Seit einer Kneipentour mit ihm, der Amazone, einer weiteren Kommilitonin und Tante Emma schreiben wir gelegentlich, und irgendwann fragt er, ob wir nicht mit zu seinem Kumpel wollen, den er noch aus seiner Heimatstadt kennt und der auch in der Unistadt wohnt.
Samstag Abend, sonst nichts los, kein Geld, und der Mann hat Met, Beamer, Leinwand, und Katzen.

Nach den Erzählungen des Ziegenmanns erwarte ich einen schlacksigen, schüchternen, unter Anderem Informatik studierenden Computernerd, der seit Jahren kein Sonnenlicht mehr außerhalb von Minecraft gesehen hat, und bin somit etwas überrascht, als uns eine in Lederjacke und Bundihose gehüllte, gar nicht mal so unattraktive Wikinger-Gestalt von der Bushhalte abholt und sich als ein weiterer Physiker, der Katzenmann, vorstellt.
Der Katzenmann zeigt sich begeistert von meinem Humor, und mit fortschreitender Zeit tendiere ich immer mehr dazu, eigentlich lieber mit ihm kuscheln zu wollen, als mit seinem drei Monate alten Kater Kafka, der sich zunächst mit Begeisterung von mir müde spielen lassen und sich anschließend auf mir zusammen gerollt hat, bis ich ihn dann doch mal für eine Raucherpause aufjagen muss.

Ein paar dezente Andeutungen meinerseits erweisen sich in der Rückschau als zu dezent, um von einem Normalsterblichen verstanden zu werden, was eventuell dazu beigetragen hat, dass der Katzenmann zwar immer wieder meinen Blick gesucht und auch über die bescheuertsten Sprüche gelacht, sich ansonsten aber absolut unauffällig verhalten hat.
Immerhin ist er einmal ein bisschen rot geworden, als ich seinen Blick aufgefangen habe.
Ansonsten ein paar Gespräche über Game of Thrones (Ja, ich habe wirklich nur eineinhalb Staffeln gesehen, die DVDs liegen bei Mr.Gaunt und gehören ihm dooferweise auch. Was, der Katzenmann hat alle Staffeln? Das ist ja praktisch. Oh, der Ziegenmann will die auch mal sehen? Da könnte man die ja mal zusammen gucken. Aber natürlich wäre das viel zu einfach), Doctor Who und seltsame Youtubevideos, und bevor er uns wieder zum Bus bringt, drehen wir noch eine Runde auf der Suche nach Franz (Ich habe gefühlt den halben Abend damit verbracht, mich darüber zu freuen, dass die beiden Kater Franz und Kafka heißen), seinem älteren Kater, der schon eine ganze Weile unterwegs ist und leider auch verschollen bleibt.

Sobald der Ziegenmann ausgestiegen ist, geht Tante Emma von grimmigem Schweigen zu absolut verknalltem Schwärmen über und erzählt mir nonstop, wie toll sie den Katzenmann doch finde.
Nach dem Mischpultmann, dem Rentier, und einem Kumpel Mr.Gaunts, die ja alle doof wären, habe sie jetzt das ultimative Ziel gefunden.
Heirat und Kinderkriegen quasi schon vorprogrammiert, und so.
Das Übliche eben.