Mittwoch, 7. August 2019
Ich bin, für voraussichtlich ein dreiviertel Jahr, auf der Warteliste einer Therapeutin, die ich noch vom "Anfang" kenne, die mich damals mochte und ich sie, und die sich in den letzten fünf Jahren umfangreich fortgebildet hat - und zwar genau bezüglich meiner Krankheitsbilder.
Bis dahinsteht eine Kurzzeit-/Akuttherapie ab September in Aussicht. 12h Gesamtkontingent, die Therapeutin macht das noch nicht so lange und hat einen riesigen Respekt vor Borderline-Fällen, aber Erfahrungen mit der (Verhaltens-)therapie von Jugendknastmenschen und stationären Adipositaserkrankten. Habe also (statt an Unikram zu arbeiten, was gerade wieder mental und emotional ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint), recherchiert, was dazu überlicherweise gehört, und ob ich etwas abstrahieren/für mich nutzen kann.

Kann ich.
Es folgen zwei Beispiele und ein Abstieg ins Untergeschoss, den Keller, und unters Fundament meiner Psyche.



- mentale Kontrollmechanismen fragiler Natur: Wenn etwas schief geht, oder nicht nach "Plan" läuft, empfinden die Patienten großes emotionales Leid und der ganze Kontrollmechanismus bricht zusammen.
Davon ab, dass sich darauf bezogen wurde, dass Essenskontrollmechanismen rein kognitiver Natur (so und so viele Kalorien zu den Zeiten, Essensplan, gute und böse Lebensmittel,..) statt irgendwie flexibler-"gesünder" (Regulierung durch Hunger- und Sattgefühl) seien und ich das Beispiel "ungeplant eingeladen worden, Kuchen gegessen, Weltuntergang", bzw. was das auslöst innerlich igendwie nachfühlen kann:
Jo. Im Bezug auf meine Emotionsextreme sowie alles, was daraus resultieren kann.
und meine Gedankenwelt ist zutiefst davon überzeugt, dass ich, wenn mir ein Fehler passiert, verloren habe.
Dass ich beständig richtig und gut sein und Leistung bringen muss, damit mich jemand mag oder zumindest ok findet. Nicht auf Essen bezogen, sondern auf meine Existenz.
Dass ein, oder sogar zwei Tage, an denen ich nichts (das kann tatsächlich nichts, oder aber fast nichts, also ein paar Sätze, Untersuchung auf Relevanz und Ausformulierungen, oder das reservieren oder abholen von Büchern in der UB sein) für die Uni mache, dafür sorgen, dass ich alternativlos scheitern werde. Ehrlich, verdammt, es fühlt sich wie ein riesiger Kampf an, Bücher abzuholen, oder in vier Stunden drei Sätze hinzukriegen, aber es ist einfach so gut wie nichts, und ich komme damit nicht klar, und ich kann darauf auch nicht stolz sein, selbst, wenn ich es vielleicht sollte, weil es immerhin mehr ist als nichts, oder ich dafür andere Dinge (Waschmaschine machen, zweimal tgl. Zähne putzen, Müll rausbringen) gepackt hab.

Sie macht, dass ich mich unfähig fühle, unfähig bin, das Steuer wieder rumzureißen, wenn ich bis nachmittags geschlafen habe, und der ganze Tag verschenkt bleibt. Obwohl ich doch auch spätabends/nachts arbeiten kann/könnte?

Dass ich mich schlecht fühle, sobald ich für irgendwas nicht absolut lebensnotwendiges (neuer Eyeliner, für 10 Euro eine Unterwegs-Minidampfe, Vorratsbestellung, wenn Aromen und Nikotinshots im Angebot sind; nicht die billigsten, sondern die zweitbilligsten Socken, weil die schöner sind; ein, zwei Keilrahmen im Euroshop, weil ich wieder ein bisschen male) kaufe. So ausgeprägt, dass ich aktuell ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich überhaupt irgendwas einkaufen gehe (auch Lebensmittel), und dabei manchmal, Novum, Schweißausbrüche kriege.

Mein Unterbewusstein, oder meine Psyche, oder wer auch immer da in meinem Kopf sitzt, ist zutiefst überzeugt davon, dass ich maßlos bin. Dass ich zu viel faulenze, zu viel Geld ausgebe, zu viel rede, mich zu sehr reinstresse, mir gegenüber meines Umfelds zu viel herausnehme, entweder viel zu wenig mache oder mich zu sehr verkrampfe und reinsteigere, und an den Fäden zieht der Autpilot in meinem Kopf, der macht, dass ich einfach mache, aber nicht auf die gute Art, und mich währenddessen oder danach schäme und hasse, aber irgendwie nicht anders kann.

Erlernen von Mechanismen zum Umgang mit Versagen oder als Versagen wahrgenommenen Zuständen; Umgang mit Anspannung, innerem Druck, und anderen unangenehmen Gefühlszuständen
Ein großer Teil meiner akuten Gewichtszunahme (und ich habe einen 29er-BMI, das ist nicht mehr mein Standard "du hast halt eine weibliche Figur und Kurven", das ist kurz vor Adipositas, egal, ob man es bei mir "nicht so sieht", weil ich groß bin) kommt vermutlich genau da her.

Meine Regulationsmechanismen der Vergangenheit waren deutlich ungesünder, ja; die aktuellen sind aber auch nicht cool.
Denn egal, wie konstruktiv und hilfreich das mit dem Malen oder Schreiben sein kann: Wenn ich so unter innerem Druck oder Anspannung stehe, dass ich das Gefühl habe, mein Körper ist mir zu klein und ich platze gleich raus, oder wenn ich so überlastet oder so leer bin, das sich mich nicht mehr aushalte, ist da nicht viel mit niederschwelligen Reizen und konstruktivem Kanalisieren.
Seit zwei Tagen klappt es wieder manchmal, zu überlegen, was ich jetzt machen könnte; vorher hab' ich die letzte Zeit halt einfach gegessen. Weil ich dann so vollgestopft war, dass ich Bauchschmerzen hatte, und so fresskomatös, dass nicht mehr viel ging außer Selbsthass (siehe oben angesprochenes Katastrophisieren).

Mir kann kein Therapeut der Welt erzählen, dass das nur der "gesteigerte Appetit von den Neuroleptika, versuchen Sie jetzt nicht auch noch, an ihrem Essverhalten oder Gewicht zu arbeiten, Sie haben gerade noch andere Baustellen" ist und ich das einfach so weiter laufen lassen soll. Das ist kein versehentliches oder vernachlässigbares Zunehmen; das ist ein Regulationsmechanismus gone wrong. Früher habe ich getrunken, dauergequalmt, gekifft oder/und Booty Calls platziert, wenn ich mich nicht mehr ausgehalten habe, jetzt ist es essen.

Meine Hormone, meine Gelenkschmerzen und meine Haut machen schreckliche Sachen, je mehr ich zunehme. Und zwar nicht nur in meinem Kopf, sondern objektiv sichtbar; genetische Komponenten vorhanden.
Aber die Therapeutin und einer meiner Bekannten, der in einer Psychatrie arbeitet, sagen mir, zunehmen passiert halt, das ist nicht wichtig jetzt, und der Bekannte fragt, ob ich wahnsinnig bin, was ich denn jetzt mit einer, zitiere, "Abmagerungskur" will?
Ich will doch gar nicht abmagern, oder crash-diäten, oder auf mein medizinisches Idealgewicht, oder meinen Wunschkörper haben; für den ist später immer noch Zeit, das stimmt.
Ich will einfach nur aufhören, noch mehr zuzunehmen, und wieder normalgewichtig werden. Nicht nur, weil ich mich schäme (ich schäme mich eh dauernd für irgendwas, da käme es auf auf einen Grund mehr oder weniger auch nicht mehr an), und sicher nicht aus der Idee heraus, bei der, gar nicht so ernsthaft/dringlich betriebenen, Partner*innen-Suche oder der Akquise menschlicher Heizdecken mehr Erfolg zu haben.
Sondern einfach, weil ich mir meine Gesundheit nicht (noch mehr) kaputt machen mag. Und weil ich lernen will, mit mir und dem Ding in meiner Psyche auch ohne Kollateralschäden umzugehen.
Wenn ich sage, dass ich keine Genuss-mittel wie Alkohol als emotionales Pflaster mehr missbrauche, ist das gut.
Wenn ich sage, dass ich aufhören will, Essen als emotionales Pflaster zu missbrauchen, soll ich das nicht machen, weil es diesem Zeitpunkt unmöglich und später noch genug Zeit, und die nahende Adipositas eben ein hinzunehmender Fakt sei.
Mindfuck.

Sonstige Regulationsmechanismen, die ich, wenn auch eingestaubt, im Repertoire habe: Unkontrollierte Wein- , Angst- oder Panikattacken; Saufen, Ketterauchen und was man noch so machen kann; sich von Menschen anflirten oder/und abschleppen lassen, wobei man sich bereits währenddessen schlecht fühlt (dann gerne auch in Kombination mit den oben genannten Mechanismen inkl. Panikattacken, wenn ein gewisses Nähelevel droht, erreicht zu werden) ; sinnlos Geld ausgeben (die Ausprägung ist aber vermutlich nicht so stark, wie ich sie wahrnehme, s.o.). Die habe ich mir bereits größtenteils abgewöhnt, und ich möchte nicht wieder auf sie zurückgreifen.

Und dann die heilsamen, kathartischen, gerade nicht verfügbaren:
-Theater spielen, von meiner Rolle gefressen und danach als Haufen Elend wieder ausgespuckt werden; oft ein anderer als zuvor.

-Theater sehen, vom Stück gefressen, danach wieder ausgekotzt werden und feststellen, dass es gnädig genug war, ein paar meiner Unerträglichkeiten in seinem Magen zurück zu behalten.
Therapeutisches Horrorkramschauen geht immerhin manchmal auch, mich triggert nicht der richtig fiese Kram, sondern nur die harmloseren, die man auch mit anderen Menschen ansehen kann.
Ich gehöre zu den Leuten, die sich Dokumentationen über Albert Fish, Fritz Haarmann,Jeffrey Dahmer oder ihre Kollegen, Lars von Trier-Filme, puren Gore oder den Fotokanal eines Tatortreinigers zur Beruhigung ansehen. Reiz und Gegenreiz setzen, anyone?

-Auf ein Konzert oder Festival gehen und Black Metal Bands den Hass, das ganze Leid, den Schlund der Verzweiflung, das allausfüllende Gefühl, falsch und schlecht zu sein, die messerscherbendschlundtiefe Verlorenheit, den Weltschmerz, den Selbst- und Fremdekel, das zerspringende, aufreißende, zerplatzende Herz, die Unmöglichkeit des Seins in einer knochenberstenden Druckwand aus mir und durch mich pressen lassen, damit das ganze dreckige Abwasser voller Mentalfäkalien mit einem blutigen Schlag aus jeder einzelnen Pore schießen und endlich abfließen kann.


Ursachensuche.
Meine inneren Naturgesetze hat weder die Evolution, noch Gott oder Satan selbst aufgestellt, sondern einfach meine Mutter.
Mit jeder Häutung werde ich ein Stück ihrer Glaubenssätze los, aber ihre Gebote bleiben, tiefer verinnerlicht als alle Orthodoxen; auf der Grenze zur Realität gepflanzt und in ihr Metastasen streuend, die ich mit einem stumpfen Taschenmesser aus meinem Fleisch schneide.

Woher sollte ich wissen, was Grundvertrauen ist? Ich war entweder eine erwachsene beste Freundin, oder ein parasitärer Klotz an ihrem Bein. Irgendwie das Einundalles, aber irgendwie auch ganz anders behandelt, als das andere Leute mit ihrem Einundalles zu tun scheinen.

Woher soll ich wissen, dass ich mir Grundvertrauen leisten kann?
Es gibt niemand, der dauerhaft, zuverlässig,aus freien Stücken und ohne bösartige Hintergedanken (auch unbewusst möglich) bei dir bleibt.

Wie sollte ich glauben, dass mich jemand liebt?
Wenn ich aufhöre, zu performen, zu entschuldigen, krampfthaft zu versuchen, wieder gut zu machen, folgt die Flucht, weil ich allen zu viel bin außer ihr.
Zu Mama kannst du immer kommen, Mama kannst du dein Leid klagen; wenn sie dich nicht gerade als übersensible Mimosen-Heulboje, die sich nicht so anstellen soll, diagnostiziert, ist Mama die einzige, die dich jemals ausgehalten hat.

Wie soll ich glauben können, dass mich irgendjemand aushalten kann?
Nicht mal meine Mutter hat mich ausgehalten. Die hat gesoffen, geschrien, Haare gezogen und Schläge und Tritte verteilt, weil sie nicht damit zurecht kam, dass ich dauernd alles falsch gemacht habe.
Mama sagt, dein Vater wollte lieber einen Sohn, dein Vater behandelt dich wie eine kleine Erwachsene und nicht wie ein Kind, Mama sagt, dein Vater will immer, dass alles perfekt ist, oder so aussieht, egal, ob es die Wohnung oder der Eindruck, den wir als Familie abgeben ist; aber das ist aufgesetzte, unechte und unerträgliche Kackscheiße, so funktioniert das nämlich nicht. Die Dorffrauen, die den sauberen Haushalt und die perfekten Kinder haben, sind neurotisch bis zwangserkrankt, essgestört, oder, im besten Fall, einfach genau so verblödet wie ihre Kinder. Du, mein Kind, bist besonders intelligent, und in deiner Gesamtheit halt, leider, besonders. Aber irgendwann im Leben kriegst du das entweder in den Griff, oder kannst es zu deiner Bitch machen.

Mama sagt, ich bin fett, faul, gefräßig, eine Lügnerin, unsportlich und hässlich und dumm. Dass mein Schwarm aus der fünften Klasse (der mir aufgefallen ist, weil er plötzlich nett zu mir war und mich pseudo-geärgert hat, was ich aber verkackt habe, weil ich's übertrieben und, obwohl ich es besser wusste, auf einen wunden Punkt, die schlechte Note, gezielt habe) mich nur toll findet, wenn ich mehr wie die anderen Mädchen werde, aber das kriegen wir hin - ich soll einfach mit ihr Diät machen, ein bisschen reicht schon, und vor Allem regelmäßig Sport. Ja Kind, du willst nicht hier in den Verein, weil die anderen Kinder alle gemein zu dir sind; das versteh' ich, ihre Mütter sind gemein zu mir, und von irgendwem schauen sie es sich halt ab. Weißt du was? Scheiß auf deinen Schwarm. Das ist ne andere Welt als unsere.
Der steht eh auf die Jaqueline von der Hauptschule, schon immer, und war nur nett zu dir, weil ihr beide von hier seid und du halt als einziges Mädchen an's Gymnasium bist. Oder weil er sich über dich lustig machen will! Das ist es! Eine Wette oder sowas, ob du darauf reinfällst! Und du tust es auch noch! Du bist absolut lächerlich. Naiv, egozentrisch und dumm. Sei froh, dass wenigstens ich Gnade mit dir habe.


Die Grundregeln, nach denen die Welt funktioniert, alias die Offenbahrungen der heiligen Mutter Mayhems

1. Es gibt nur schwarz und weiß.
Wer etwas Schlechtes tut, ist schlecht. Wer etwas Gutes tut, ist sehr sicher auch schlecht, tut aber etwas Gutes, um dich zu manipulieren.
Ebenso bist auch du schlecht, wenn du etwas schlechtes tust, und Liebe, Annerkennung oder Akzeptanz nicht mehr wert. Und du tust oft Schlechtes, also brauchst du dich nicht wundern. Wenn dich jemand nicht mag, bist du selbst Schuld, und es ist genau deswegen.

2.Trau Männern nicht.
Siehe oben. Außerdem sind es schwanzgesteuerte Arschlöcher.

3.Trau Frauen nicht.
Siehe oben. Außerdem sind es alles gestörte, hinterfotzige Minusgestalten. Wenn du schon Vertraute brauchst, rede lieber mit Männern, die sind zuverlässiger und ehrlicher; zumindest, solange du nicht ihre Frau bist.

4. Es gibt keine glücklichen Familien und keine glücklichen Ehen.
Sie tun nur so, weil sie ihr Gesicht nicht verlieren wollen.

5. Du bist schlauer als der Rest.
Dazu habe ich maßgeblich beigetragen, weil ich in der Schwangerschaft immer viel Hüttenkäse auf Körnerstangen und Salat gegessen und dich als Baby immer beim Kochen neben's Radio gestellt habe, damit dein Hirn neue Eindrücke kriegt. Außerdem hast du deswegen so lange, dichte Wimpern bekommen; würdest du an dir arbeiten, könntest du richtig hübsch sein.
Deshalb werde ich dich mit allen Mitteln zwingen, Salat zu essen, auch, wenn du nicht willst, un du wirst auch als Erwachsene noch komplett blockieren; unabhängig von der konkreten Zusammensetzung, Zubereitung und Menge wird alleine das Sehen oder Riechen eines Salats ausreichen, aus deinem Magen einen verkrampften Muskelklumpen zu machen, dich emotional aufzuregen und abzufucken, und eine Übelkeit auszulösen die, je näher der tatsächliche Konsum rückt, eine Ausprägung erreicht, die du sonst nur von einer Lebensmittelvergiftung kennst.
Und ja, das wird auch bei "grüner Deko" auf einem Teller passieren. Und du wirst dich schlecht fühlen, weil die dann weggeworfen wird, weil du sie nicht gegessen hast.

6. Dein Vater ist herzlos, unterkühlt und böse. Für ihn zählt nur der Schein, und, wenn wir schon dabei sind: geldgeil ist er auch, ich muss alle Rechnungen vom Einkaufen mitnehmen und ihm vorlegen, damit er sie in seinen Ordner eintragen kann. Wir verlassen ihn.
Sobald du die Wohnung, die einer Messi-Bude gleicht, von deinem Anteil bereinigt hast, denn eindeutig hast du dazu maßgeblich beigetragen.

7. Ich bin keine Alkoholikerin.
Du bist ja meistens daheim, du siehst doch, dass ich nur ein paar Gläschen Sekt und ein bisschen Bier trinke. Dein Vater sagt das nur, weil er spinnt und ich ihm nicht perfekt genug bin.

8. Du bist Abschaum, aufmüpfig, aggressiv, nicht zu kontrollieren.
Deswegen rufe ich jetzt das Jugendamt an, dann kommst du in ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Denn genau das bist du, wie die schwer erziehbaren Kinder im Fernsehen. Ich gebe alles als deine Mutter, und du bist einfach nicht mehr kontrollierbar.*Führt Telefonat mit nicht gewählter Nummer, erklärt, ich habe sie "schon wieder geschlagen", ja, es gehe wirklich nicht anders, ich sei vollkommen gestört und außer Kontrolle. Sagt, sie habe das Telefonat geführt, selbst nachdem ich ihr das Wählprotokoll zeige. *

9. Ich schlage dich nicht!! Hör auf mit deinem Gelaber, dass das seit 2000 oder 2004 verboten ist, es interessiert mich nicht, denn ich schlage dich nunmal nicht!
Ein paar Schellen haben noch nie geschadet, Arschversohlen mit Kochlöffel oder Geschirrtuch auch nicht, und das mache ich schon fast ein halbes Jahr nicht mehr!! Dir glaubt keiner, wenn du sagst, dass ich dich schlagen würde, weil nichts davon "schlagen" ist!
(Point in Case: einmal davon erzählt. Mir wurde tatsächlich nicht geglaubt, dass meine coole, lockere, sympathische Mutter manchmal nicht cool, locker und sympathisch ist).

Und Nummer 10, das Sondergebot, aufgestellt durch die Dorfgemeinschaft :
Es tut mir so Leid, wir haben ja schon immer gewusst, dass mit der Frau was nicht stimmt.
Ich habe ihr ja so oft meine Hilfe angeboten, aber sie wollte nie.
Und das arme Kind, die arme Mayhem, die tut mir ja so Leid. Ich habe mir ja ganz oft gedacht, dass da was nicht passt, aber sie hat ja nie etwas gesagt.
Meine braven Kinder haben sie so oft zum Spielen eingeladen oder zum mitmachen, aber sie hat immer nein gesagt und sich komplett abgekapselt.

Als ich drei war, haben die braven Kinder zu mir gesagt, sie stecken mich in den Kamin und verbrennen mich, weil mich keiner will.
Als ich dreizehn war und meine Mutter gestorben ist, wollte ich das gleiche mit ihnen, ihren Eltern, ach, aus Seuchenschutzgründen am Besten dem ganzen Dorf machen, meine Mutter hatte Recht, Lügner und Heuchler, deren größte Priorität ist, gut dazustehen und die dabei keine Grenzen, kein Schamgefühl und keine Menschlichkeit kennen.

Das Dorf steht noch, die Menschen leben noch, und ich werde gegen keinen dieser beiden Fakten etwas unternehmen.
Manchmal denke ich mir, dass es doch nicht wahr sein kann; dann will ich zu ihnen gehen, fragen, was die Erzählungen sollen, und sie richtig stellen.
Dann fällt mir wieder ein, dass jeder Mensch nach seinen eigenen Regeln funktioniert, und meine nicht für andere gelten müssen, egal, wie gerne ich das hätte.


Mit jedem Häutungszyklus schaffe ich etwas mehr Zugriff auf die in meinem Unterbewusstseinssumpf eingebetteten Grundannahmen; das einzige in mir, das Wurzeln hat. Und jedes mal enttarne ich mehr davon als falsch erlernte Nicht-Tatsachen; es mag die Realität in ihrem Gehirn gewesen sein, aber es muss nicht auch meine werden. Oder bleiben?

Vielleicht schaffe ich es irgendwann, dass mein Kopf vollständig mir gehört.
Aber, wenn man das hat, was macht man dann damit?
Und was bleibt denn dann noch von mir übrig?