Freitag, 6. September 2019
Thema: Outtakes
Ich habe ja am 28. oder 29.07. von meiner unheimlichen Begegnung der männlichen Art berichtet.
Die bereinigte, stilistisch hochwertige Version.

Gemäß der von Dürrenmatt in ergreife die Feder müde (übrigens generell ein wunderbarer Text für alle Achterbahnen des universitären, schriftstellerischen und allgemeinen Lebens-Schaffens, dabei mag ich Lyrik nicht mal) geäußerten Empfehlung, die schlechtere Fassung stehen zu lassen, findet diese eben doch ihren Weg unter die virtuellen Bühnenscheinwerfer;
und wenn es nur ist, um mich daran zu erinnern, mir derartige Menschenkateogrien nicht mehr anzulachen, wenn ich mal wieder zu vergessen drohe, wie sehr mich sowas aufregt. Ein netter Anlass, den Erstversionen, die nicht veröffentlicht wurden (generell schreibe ich einfach runter, was mein Kopf so hergibt, manches bleibt dann aber doch offline), doch noch ein wenig zweifelhafte Ehre zuteil werden zu lassen. Manchmal sind die Outtakes ja der bessere B-Movie.


Ich bin zu alt für diese Scheiße - Fuckit (oder Fuckboy?)-Edition

Ein erneuter Fall von "wie, Frau Mayhem hat ein Sexleben? War die nicht erst vor fünf oder zehn Jahren grad mal 18?". Ja, kommt vor (leider). Und nein, ich schreib' hier nach wie vor nicht alles rein, was mir so passiert.
Wer aber schon immer lesen wollte, wie ich mich über Menschen aufrege, die ich nackt gesehen habe, hat jetzt die exklusive Chance. Whoop-whoop!


Ich dachte mir gestern also, es sei eine gute Idee, einen Tag Unikrampause zu machen und mit ein paar anderen Theatermenschen was trinken zu gehen.
Ich habe so, nach fast zwei Jahren, meiner geliebten Lieblingskneipe einen erneuten Besuch abstatten und außerdem feststellen können, dass Wodka mit Melonenlimo und ein paar gefrorenen Heidelbeeren echt gut schmeckt.


Nebenher habe ich mich über meine betrunken zu Dramaqueens (m/w/d) mutierende Gesellschaft aufgeregt und dann doch wieder versucht, konstruktiv zu deeskalieren, vermitteln und Frieden zu stiften - um dann selbst angegangen zu werden.

Irgendwo zwischen Bier und Zimt-Tequila hat sich die Unsicherheit wieder gemeldet und ich wurde zum auf Autopilot krampfhaft dauerquatschenden Bilderbuchbeispiel für Sprechdurchfall und Anxiety-Level, die Emo-Teenies vor Neid erblassen lassen würden.
War auch schon mal besser.

Am Ende des Abends beschloss ich, wie ich dachte im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, mit dem mir vom Sehen bekannten und relativ besoffenen Frontschreier einer semi-bekannten BM-Gruppe heim zu gehen- nicht, weil er Frontschreier oder die Gruppe etwas bekannt ist, sondern weil er, wenn es dunkel genug ist und man das Gesicht ausblendet, soweit passabel aussieht, emotionsbehindert und misanthrop genug ist, um sich nicht zu verknallen, und ich einfach nicht alleine schlafen gehen wollte.

Nachdem ich, neben einem vom erfolglosen Kampf um meinen oder seinen Orgasmus in den Komaschlaf beförderten, schnarchenden und im Schlaf sabbernden Typen saß, der zwischenzeitlich sämtliche Attraktivität für mich verloren hatte (hatte er die eigentlich überhaupt nennenswert? Also, über das "reicht zur Bedürfnisbefriedigung"-Maß hinaus?) und nicht schlafen konnte, weil ich meine Medikamente nicht dabei hatte, mit mir verhandelte, ob ich einfach gleich gehe oder den Anstand besitze, zu warten, bis er wach ist und mich zu verabschieden, schlichen sich doch ein paar Zweifel bezüglich des Vollbesitzes meiner geistigen Kräfte ein.

Als dieser Mittdreißiger anfing, erst zu jammern, dann zu schmollen und schließlich zu meckern wie ein pubertärer Junge, nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich nach Hause gehen möchte/werde und es keine neue Runde gibt, war ich beim "Ach echt jetzt, nicht schon wieder so einer" angekommen.
Mir doch egal, ob wir das "nicht richtig zuende bringen konnten", ich hab keine Sekunde geschlafen, Bauch-, Arm-, Kiefer- und Oberschenkelmuskelater, und grad einfach keinen Bock, mir das nochmal zu geben, und wenn dein Schwanz vibrieren, rotieren und dabei lustig blinken könnte.

Meiner Meinung nach berechtigte Einwände und überzeugende Argumentation; der Frontschreier meinte trotzdem, es dreimal versuchen zu müssen, inklusive dem "Hupsa, da sind mir die ersten Zentimeter meines Glieds doch glatt reingerutscht in dich", und dann trotzdem zu schmollen, als ich ihn, samt besagtem Geschlechtsteil, zur Seite rolle/werfe und anfahre, ob er eigentlich behindert ist, ich hab fünfmal gesagt, dass ich keine Pille nehme, und, falls ers nicht mitbekommen hat, die Kondome da auf dem Boden sind der Beweis dafür, dass er es *eigentlich* sowohl wahrgenommen und auch akzeptiert hat.

Und trotzem bin ich diejenige, die zuhause beim Kaffee mit der Mitbewohnerin und ihrer Freundin über ein schlechtes Gewissen klagt und darüber, dass ihr Schuldgefühle gemacht wurden, weil sie ohne weitere Runde Genitaltango heim ist.

Auf die Äußerung, dass ich grad nicht weiß, wie man sich jetzt richtig verabschiedet von oberflächlichen Bekanntschaften, die man jetzt doch etwas besser kennen gelernt hat, wirft er mir ein "normalerweise schläft man nochmal miteinander, weißte?" entgegen, wird dann aber bitchy und behauptet, nee, alles ok, er ist mir nicht böse oder sowas, als ich, mindestens genauso aufgebracht und fast heulend (jup, ich heule auch vor Wut manchmal) frage, was die Scheiße bitte soll, mehr als mich entschuldigen kann ich nicht und außerdem, was soll das für ein Sex sein, wenn es eine der Beteiligten es nur über sich ergehen lässt und darauf wartet, dass es endlich rum ist.
Aber natürlich, er ist nicht sauer.

Ich habe keine Lust darauf, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich Männern (bisher ist mir das ausschließlich bei Männern passiert) sage, dass ich doch nicht mehr/nicht nochmal mit ihnen schlafen möchte. Mir hat das schlechte Gewissen nach dem Typen, den ich mehr oder weniger mittendrin mehr oder weniger rausgeworfen habe (ich weiß, kein feiner Zug, aber psychische Gesundheit geht vor) und der dann auf trauriger, verletzter Hund gemacht hat, gereicht.
Oder der Ex, der, nach einer Blinddarm-Op seinerseits, entgegen meiner Hinweise, dass ihm das weh tun wird und ich keine Lust habe, meinte, da mit Oralverkehr unbedingt noch was drehen zu können/wollen/müssen oder es halt "einfach mal zu versuchen, manchmal kommt die Lust erst dabei", und der zu mir meinte, ich soll mich doch nicht so anstellen, er habe, aufgrund der OP, schließlich auch Schmerzen und da müsse man durch, als ich, weinend und eine Angstattacke runter kämpfend, nicht mehr auf die Welt klar kam, nachdem ich ihn angeschrien hatte, dass ich eben grad nicht will.
Und der Typ jetzt; mit dem es am Vorabend trotz vollem Einsatz beiderseits eben nicht geklappt hat, und ja, ich habe da gesagt, ist ok, wenn wir es morgens nochmal versuchen, aber hey, da hab ich auch noch nicht gedacht, dass ich keine Sekunde schlafe, so dringend heim will, und dass du mir so unsympathisch bist.

Alle drei Fälle, übrigens chronologisch sortiert, haben mir mehr oder weniger deutlich und nachhaltig mitgeteilt, dass ich was falsch mache, und waren entweder gefrustet-jammerig (der erste Fall), oder sauer (die anderen zwei), weil sie davon ausgegangen sind, dass da was geht, und dass sie ein Recht darauf haben.
Und der Mindfuck ist: in allen drei Fällen habe ich das schlechte Gewissen (gehabt). Weil ich auch so schon dauernd ein schlechtes Gewissen habe, nicht gut genug zu sein, oder Menschen weh zu tun, oder sie zu enttäuschen.

Aber hey, es wird besser. Fall 1 ist immer noch ein Zweifelsfall, 2 war sowieso eine verstörende, ungesunde Beziehung und hat sogar Kater Mayhem traumatisiert, und Fall 3 soll sich bitte einfach mal nicht so anstellen.

Ich hab zwar den zweiten Tag nichts gemacht, aber immerhin Erkenntnisse für's Leben gewonnen (oder so) :
- Zumindest manchmal kann ich Grenzen ziehen
- und mich nicht für jeden Scheiß verantwortlich fühlen
- ich bin nicht nur übergewichtig, sondern auch ziemlich unsportlich geworden
- und weiß jetzt wieder, warum ich mal meinte, ich könne langsam ein Buch über meine seltsamen bis gruseligen Flirt-/Date-/Sex-/Beziehungsbegegnungen schreiben
- und die Mitbewohnerin sich bereit erklärte, das Ding zu produzieren, sobald eine Miniserie daraus gemacht wird (andere Empfehlung der Damen war, ich soll doch einfach endgültig ans andere Ufer).

Als Erzählerstimme im Hintergrund möchte ich bitte den Typen, der "die lustige Welt der Tiere" (Animals are beautiful people, 1970er oder so) synchronisiert hat.
Oder einen Klaus Kinski- Imitator.

Rant Ende, einen schönen Abend wünsche ich; möge Ihnen das Glück hold sein und Sie vor spätpubertären Frontschreiern verschonen!




Der heutige "Hat Mayhem zum Weinen gebracht"-Orden geht an unseren Internetanbieter.

Nachdem mit dem neuen Vertrag ein Router, der in Sachen WLAn inkompatibel zu allen Geräten außer meinem Smartphone ist,
eine nicht vorhandene Widerrufsmöglichkeit ("Sie haben das im Shop abgeschlossen, da gibt es das nicht"), eine vollkomen wahllose 1000er-Leitung, die ich, entgegen der mir gegenüber getroffenen Aussage, eben doch nicht auf eine 50er downgraden kann,
aufgrund der gnadenlos übertriebenen Leitung nur beschränkte Alternativrouteroptionen,
die ich sowieso nicht kostenfrei kriege,
und eine unfreundliche, herrische Kundendienstmitarbeiterin, die mir erklärte, ich könne die Leitung nicht downgraden, meinen Vertrag nicht widerrufen, keinen anderen Router bekommen, und ja, schön, wenn ich falsch beraten wurde, unterschrieben hab' ich es trotzdem und somit gilt das jetzt,
gratis dazu gekommen ist,

ist der freundliche Mitarbeiter, der, bevor ich an Kundendienst-Satan geraten bin, meinte, ich solle dort anrufen, er könne leider nur den Technikkram, und an dem liegt es ja nicht, wieder verpufft.
Er hatte gesagt, die entsprechende Abteilung könne meine Leitung downgraden, könne meinen Vertrag bei Bedarf kündigen, und da eindeutig eine Falschberatung vorliegt, sei das auch sinnig, angezeigt und die müssten das eigentlich tun. Bevor er mich zu Kundendienst-Satan, bzw. zunächst ihrem Vorhöllen-Dämon, der meinte "weiß ich nicht, kann ich nicht machen, ich verbinde Sie an meine Vorgesetzte", geschickt hat, hat er mir viel Glück gewünscht, da säßen zum Teil ziemliche Flachpfeifen drin.

Heute sind also zwei Awards zu vergeben:
Der erste geht an den einen, vielleicht sogar den einzigen, technisch, menschlich und intellektuell kompetenten Mitarbeiter, den das Unternehmen zu haben scheint. Er hat mit herausragendem Engagement alle möglichen und unmöglichen Optionen abgeklappert, um eine Lösung zu finden. Möge das Schicksal im hold sein, Glück seinen Weg begleiten, und die hilfreiche Freundlichkeit, die er aussendet, auch ihm zu Teil werden.

Den zweiten Award müssen sich leider mehrere Humanoide teilen:
- Der Shopmitarbeiter, der mir den ganzen Mist aufgehalst hat; Dinge als unmöglich bezeichnete, die es doch gewesen wären, und mich so in diesen mistigen Vertrag mit seinen von mir ungewünschten Leistungen gebracht hat, aus dem ich nicht heraus komme;

- Die Vorhöllen-Dämonin, die mir gnadenlos ins Ohr gelogen und mich an ihre Vorgesetzte weiter verbunden hat, obwohl sie die erforderlichen Befugnisse laut Aussage ihres Kollegen gehabt hätte,

- und Kundendienst-Satan, die mich nicht mal aussprechen ließ, gleich innerhalb der ersten Minute ruppiger wurde, als es ein slawischer Akzent bei neutraler Emotionsbasis ist, und den Vogel abgeschossen hat. Für die schlichte Weigerung, ihren Job zu machen, der es gewesen wäre, als Konsequenz der offenkundigen Falschberatung die Leitung runterzuschrauben, sodass auch andere Router (und Fritzboxen) möglich werden, oder den ganzen Scheiß zu kündigen.
Nein, geht nicht. Ob das heißt, dass ich da nur auf dem Rechtsweg wieder rauskomme? Ja, das heißt das, ich soll mal mit dem Typen aus dem Shop schnacken, sie wünscht mir noch einen schönen Tag.


Möge Awardgruppe Nummer zwei in den Regen geraten, wenn ihr Schuhwerk undicht ist; möge es sie am Hintern jucken, wenn sie sich gerade nicht kratzen können; möge ihr Socken verrutschen, während sie nirgends anhalten und ihn richten können. Möge ihr Handywecker stumm bleiben, wenn sie einen wichtigen Termin haben; möge ihr Hähnchen Salmonellen mit sich bringen, oder, wenn sie kein Hähnchen essen, ihre Milch erst dann das Abgelaufensein offenbaren, wenn sie bereits einen tiefen Schluck genommen haben. Mögen sie von wackeligen Internetverbindungen heimgesucht werden, wenn sie gerade was streamen wollen; möge jemand ihren Proteinpulvern Zucker hinzumischen; möge der Hersteller ihrer Gesichtsreinigung die Rezeptur ändern, sodass sie Pickel bekommen; möge sie die Laktoseintoleranz beim Kuchenessen mit der Familie treffen und der Heuschnupfen bei einem Spaziergang mit den Liebsten.
Mögen ihre Kontaktlinsen jucken und ihre Brillenbügel schief sitzen; mögen ihre Strumpfhosen Laufmaschen bekommen,wenn sie gerade seriös aussehen sollen, ihre BH-Träger sich aus der Befestigung lösen, wenn die nächstmögliche Pause noch Stunden entfernt ist, und eine unfreiwillige Errektion sie beim Betrachten des Wasserspendes und beim Geruch von Kaffee heimsuchen.

Ich hab' vielleicht keinen Anwalt (und die Anlässe, zu denen ich gerne jemanden verklagen würde, häufen sich), aber genug Kreativität und Emotionswucht, um wirklich nachhaltig zu verfluchen, kurwa.