Montag, 24. Februar 2020

like in a chair the color of the sun
as you listen to lazy piano music
and the aircraft overhead are not
at war.
where the last drink is as good as
the first
and you realized that the promises
you made yourself were
kept.
that's plenty.

that last: about the promises:
what's not so good is that the few
friends you had are
dead and they seem
irreplaceable.
as for women, you didn't know enough
early enough
and you knew enough
too late.
and if more self-analysis is allowed: it's
nice that you turned out well-
honed,
that you arrived late
and remained generally
capable.

outside of that, not much to say
except that you can leave without regret.
until then, a bit more amusement,
a bit more endurance,

leaning back
into it.
like the dog who got across
the busy street:
not all of it was good
luck.

(Charles Bukoswki: to lean back into it)

Countdown zur hyperbelfrei alles-entscheidenden Sprechstunde läuft.
Eine Bekannte malt Verständnis an die Wand und schwenkt die Liste der Anlaufstellen für (freiwillige und unfreiwillige) Abbrecher. Sie kennt das doch, braucht halt zwei bis drei Semster Vorlaufzeit mit diesen Betreuergeschichten, kann man halt nichts machen, wird dann halt so enden, war bei ihr doch genau gleich, ist doch alles nicht so schlimm, macht man halt Beamtin, oder Bürokauffrau, oder so, und verkauft selbstgestrickte Babymützchen, wenn der Partner genug verdient, geht das schon.

Ich kann nicht stricken.
Ich habe ein halbes Jahrzehnt Psychotherapie in der Krankenakte. Oder mehr.
Chronische Erkrankungen.
3 Punkte im vor Äonen erkämpften Matheabitur.
(Eine der großen Schlachten meines Lebens, einer meiner größten und stolzesten Siege.)
Das dazugehörige Zeugnis vor dreieinhalbtausend Umzügen verlegt.

Mich dafür entschieden, das gottverdammte Studium durchzuziehen und auszubügeln, was ich bisher verbockt(?) habe.
Eine Zulassung zum Master bekommen.
Eine Dozentin in der Rückhand, die mich noch kennt und mir, ohne zu wissen, was ich eigentlich vorhabe, die Betreuung meiner zukünftigen Masterarbeit angeboten hat, falls ich im Nebenfach (dann: Hauptfach) schreiben will - weil sie findet, dass mein Hirn ein düsterer und genialer Ort ist und es mehr davon braucht.
Ein halbes Jahrzehnt (oder mehr) an Therapie hinter mir, in dessen Verlauf ich zu einer halbwegs funktionierenden Erwachsenen geworden bin und es weiter werde.

Ich habe Muster erkannt, auf den Sondermüll geschmissen und bin dabei, mir neue zuzulegen.
Teilweise hab ich schon welche, und sie funktionieren erstaunlich gut.
Ich habe eine Hausarbeit in der Stammkneipe geschrieben (Einskommanochwas, Noch-Nebenfach) und mindestens zehn andere gar nicht. Eine in drei 17h-Schichten (Zweikommanochwas, Hauptfach).
Referate gehalten, an die ich mich nicht mehr erinnere, weil ich im Autopilot war.
Und eines, bei dem ich angefangen habe, zu weinen.
Und es trotzdem zu Ende gebracht.

Ich habe meine Katzen, einer bald 14, die andere irgendwas zwischen 5 und 8, meine Bücher, einen Arm voller Festivalbändchen und den anderen voller Tiere, Bäume und toter Menschen.
Einen Plan, nein, viele. Und tausend Sorgen für unterwegs.

Ich habe nicht mehr nur Funktionsgruppen, sondern auch wieder Freunde, und es beruht sogar auf Gegenseitigkeit.
Eine Therapeutin, mit der es funktioniert.
Medikamente, die mein Risiko für Herzrhythmusstörungen, Blutgerinnsel, Diabetes und lustigen Leberkram erhöhen und fett machen, aber dafür funktionieren.
Trotzdem aufgehört, weiter fett zu werden und angefangen, abzunehmen.
Wahrscheinlichkeitenmord ist mein Hobby.
Aufgehört, dem Zweifel sofort zu glauben.
Aufgehört mit der Schwarzweißsicht.
Mit dem Idealisieren, Projezieren, Dämonisieren.
Mit dem Rauchen.
Mit der Aussichtslosigkeit.


Ich bin nicht auf dem Weg zur Besserung, sondern auf der Autobahn.
Mit Panzer.
Und Feuerwerk.
Und da bleibe ich jetzt auch.
Mir egal, was die eventuelle Quittung für vermutliche Kollateralschäden der miesen Ausgangslage, ein etwaiges Schicksal, der Zufall oder irgendwelche Wahrscheinlichkeiten meinen, da an Mitspracherecht haben zu wollen.

Ich habe mein Matheabitur geschafft, meine Mutter überlebt und bisher noch jeden Weltuntergang, jede Krise und jede Ausweglosigkeit.

Ich habe nicht vor, da, das, mich, es, etwas aufzugeben.
Nicht schon wieder.
Nicht das hier.
Nichts mehr.
Nicht mehr.

Ich habe nicht vor, Bürokauffrau zu werden.
Oder Babymützchen zu stricken.