Thema: persoenlichkeitsfetzen
09. Juni 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Wir sind wieder Totalschaden, das weggeschwemmte Dorf, der nach einem Orkan völlig zerstörte Wald, die verwüstete Siedlung.
Oder, eigentlich ist er es.
Er ist das Krisengebiet, und ich bin die am Rand stehende Hilfsorganisation, die weder die Mittel, noch die Möglichkeiten hat, zu helfen.
Mein Krisengebietsvater schlurft so in Jogginghose und Kapuzenpullover durch die Wohnung, liest Briefe, schreibt Mails, erledigt Bankgeschäfte und versucht allgemein, möglichst geordnet zu leben, vermutlich mit dem Gedanken, ich würde es nicht merken und es würde schon verschwinden, mit der Zeit.
Papa, Gefühle kann man nicht wegarbeiten, und ich sehe es.
Ich sehe, wie du auf den Boden schaust, ich höre dein Schweigen und den Ton, den du anschlägst, wenn doch mal ein Halbsatz aus dir rauskommt, irgendwo zwischen neutral und sehr erbost.
Ich habe gemerkt, dass du an den Abenden, an denen sie nicht da war, dein Bier geholt hast, und dass das jetzt Regelmäßigkeit wird, und auch, dass du jetzt länger wachbleibst als ich, gestern vorm Fernseher, am Abend zuvor wohl am Computer.
Keine Ahnung, wessen digitales Kabelfernsehen wir da angezapft haben, weil du gestern Pseudocomedy sehen konntest, obwohl wir nur Analogfernsehen hatten. Eigentlich mag ich auch gar keine Pseudocomedy, aber als ich um halb eins von der Nachbarin zurückkam und du da so im Dunkeln gesessen hast, hab ich mich dazugesetzt, damit du nicht so alleine mit deinem leeren Puddingbecher und dem Bier sitzen musst.
Ich weiß nicht, ob dich das stört oder du es gut findest, aber ich habe mich wieder darauf verlegt, einfach da zu sein.
Dann sitze ich eben da und wir schweigen zehn Minuten zusammen, wenn du Zeitung liest, bis du das Schweigen kurz durchbrichst, weil du Kleingeschriebenes nicht mehr lesen kannst.
Oder ich lasse Gewicht eben Gewicht sein und esse mit zu Abend, weil du Rührei gemacht hast, sogar ohne Speck für mich, obwohl ich zwei Stunden vorher, zur eigentlichen Essenszeit, ein Käsebrötchen und davor schon genug gegessen habe.
Oder ich schaue mir völlig bekloppte Pseudocomedy an,weil du schon genug Angst davor hast, alleine in diesem Zimmer zu schlafen, dass sie im Alleingang eingerichtet hat, mit ihren Buddhas und Dekosternen und Kunstpflanzen und Miniteppichen und Lämpchen.
Du hast ihr mal gesagt, wenn sie geht, dann gehst du auch weg, oder du bist nur noch auf der Rettungswache.
Ich weiß, dass du gern und viel verdrängst, als wir einmal reden konnten, hast du es selbst gesagt, und ich würde dir gerne sagen, dass du das lieber sein lassen solltest. Nicht weglaufen, Papa. Es holt dich doch sowieso ein, und es wird so oder so wehtun, je länger du wegläufst, desto schlimmer wird es.
Du hast vermutlich andere Verarbeitungsmechanismen als ich, und überraschenderweise sind meine auch besser ausgeprägt oder aber einfach effektiver als deine, aber lauf nicht weg. Es bringt dir doch nichts.
Gefühle können Angst machen und weh tun, meistens ist auch mindestens eins von beidem der Fall, aber es wird nicht besser, wenn du schweigst und arbeitest und abends dein Bier trinkst und fertig. Weißt du, ich hatte auch mal Liebeskummer. Das passiert, und man kann es leider nicht ändern. Wenn wir uns in der Hinsicht auch ähnlich sind, bist du jetzt irgendwo zwischen Wut und "Ach, halt dein Maul" und Verzweiflung, weil ich eben doch ein wenig Recht habe, auch, wenn ich dir nicht helfen kann.
Trotzdem, du schaffst das schon, Papa.
Und auch, wenn du es sowieso in nächster Zeit nicht einlösen wirst, gilt das immernoch, das "du kannst mit mir reden".
Ich weiß nicht, ob du überhaupt mit mir reden willst, oder ob du mich am liebsten los wärst, aber ich glaube, es ist gut,dass ich da bin. Trotz allem.
Und wir kriegen das wieder hin, auch, wenn es vielleicht eine Weile dauert,so, wie es eine Weile dauern wird, bis ich einen Ersatz für das Shirt von Audiolith, dass deine ehemals-Freundin ermordet hat, habe, aber das macht nichts.
Weißt du, irgendwann, da wird dann alles gut.
Muss ja.
Vielleicht ist das eine Bedeutung von "Familie", die ich da gefunden habe.
Oder, eigentlich ist er es.
Er ist das Krisengebiet, und ich bin die am Rand stehende Hilfsorganisation, die weder die Mittel, noch die Möglichkeiten hat, zu helfen.
Mein Krisengebietsvater schlurft so in Jogginghose und Kapuzenpullover durch die Wohnung, liest Briefe, schreibt Mails, erledigt Bankgeschäfte und versucht allgemein, möglichst geordnet zu leben, vermutlich mit dem Gedanken, ich würde es nicht merken und es würde schon verschwinden, mit der Zeit.
Papa, Gefühle kann man nicht wegarbeiten, und ich sehe es.
Ich sehe, wie du auf den Boden schaust, ich höre dein Schweigen und den Ton, den du anschlägst, wenn doch mal ein Halbsatz aus dir rauskommt, irgendwo zwischen neutral und sehr erbost.
Ich habe gemerkt, dass du an den Abenden, an denen sie nicht da war, dein Bier geholt hast, und dass das jetzt Regelmäßigkeit wird, und auch, dass du jetzt länger wachbleibst als ich, gestern vorm Fernseher, am Abend zuvor wohl am Computer.
Keine Ahnung, wessen digitales Kabelfernsehen wir da angezapft haben, weil du gestern Pseudocomedy sehen konntest, obwohl wir nur Analogfernsehen hatten. Eigentlich mag ich auch gar keine Pseudocomedy, aber als ich um halb eins von der Nachbarin zurückkam und du da so im Dunkeln gesessen hast, hab ich mich dazugesetzt, damit du nicht so alleine mit deinem leeren Puddingbecher und dem Bier sitzen musst.
Ich weiß nicht, ob dich das stört oder du es gut findest, aber ich habe mich wieder darauf verlegt, einfach da zu sein.
Dann sitze ich eben da und wir schweigen zehn Minuten zusammen, wenn du Zeitung liest, bis du das Schweigen kurz durchbrichst, weil du Kleingeschriebenes nicht mehr lesen kannst.
Oder ich lasse Gewicht eben Gewicht sein und esse mit zu Abend, weil du Rührei gemacht hast, sogar ohne Speck für mich, obwohl ich zwei Stunden vorher, zur eigentlichen Essenszeit, ein Käsebrötchen und davor schon genug gegessen habe.
Oder ich schaue mir völlig bekloppte Pseudocomedy an,weil du schon genug Angst davor hast, alleine in diesem Zimmer zu schlafen, dass sie im Alleingang eingerichtet hat, mit ihren Buddhas und Dekosternen und Kunstpflanzen und Miniteppichen und Lämpchen.
Du hast ihr mal gesagt, wenn sie geht, dann gehst du auch weg, oder du bist nur noch auf der Rettungswache.
Ich weiß, dass du gern und viel verdrängst, als wir einmal reden konnten, hast du es selbst gesagt, und ich würde dir gerne sagen, dass du das lieber sein lassen solltest. Nicht weglaufen, Papa. Es holt dich doch sowieso ein, und es wird so oder so wehtun, je länger du wegläufst, desto schlimmer wird es.
Du hast vermutlich andere Verarbeitungsmechanismen als ich, und überraschenderweise sind meine auch besser ausgeprägt oder aber einfach effektiver als deine, aber lauf nicht weg. Es bringt dir doch nichts.
Gefühle können Angst machen und weh tun, meistens ist auch mindestens eins von beidem der Fall, aber es wird nicht besser, wenn du schweigst und arbeitest und abends dein Bier trinkst und fertig. Weißt du, ich hatte auch mal Liebeskummer. Das passiert, und man kann es leider nicht ändern. Wenn wir uns in der Hinsicht auch ähnlich sind, bist du jetzt irgendwo zwischen Wut und "Ach, halt dein Maul" und Verzweiflung, weil ich eben doch ein wenig Recht habe, auch, wenn ich dir nicht helfen kann.
Trotzdem, du schaffst das schon, Papa.
Und auch, wenn du es sowieso in nächster Zeit nicht einlösen wirst, gilt das immernoch, das "du kannst mit mir reden".
Ich weiß nicht, ob du überhaupt mit mir reden willst, oder ob du mich am liebsten los wärst, aber ich glaube, es ist gut,dass ich da bin. Trotz allem.
Und wir kriegen das wieder hin, auch, wenn es vielleicht eine Weile dauert,so, wie es eine Weile dauern wird, bis ich einen Ersatz für das Shirt von Audiolith, dass deine ehemals-Freundin ermordet hat, habe, aber das macht nichts.
Weißt du, irgendwann, da wird dann alles gut.
Muss ja.
Vielleicht ist das eine Bedeutung von "Familie", die ich da gefunden habe.
Thema: oh happy day.
Es ist halb elf, als sie wieder verschwindet, und halb zwei, als ich mich zum ersten Mal aus meiner Kauerposition hinter meiner Tür bewege, um mir ein Paar Socken zu holen.
Das soll mir bloß aus den Augen gehen, das Drecksmensch!
Richtig, die Vatersfreundin war heute da, so, wie die letzten Tage auch, nur mit dem Unterschied, dass sie heute schrie, das Kapitel "Familie Mayhem" sei für sie abgeschlossen und wir sollten alle verrecken, und ihre Sachen geholt hat (zum wiederholten Mal).
Man hat mir nicht einmal Zeit gegeben, mich darauf vorzubereiten. Ein einfaches "Mayhem, komm mal raus" meines Vaters, und auf einmal stand sie vor mir, bließ mir eine Rauchwolke ins Gesicht und schrie dann los.
Dass ich es jetzt geschafft habe, dass ich ihre Beziehung kaputt gemacht habe, dass ich Schuld bin,
dass sie jetzt geht, weil ich Schuld bin,
dass das Kapitel "Familie Mayhem" für sie abgeschlossen ist, wegen mir,
dass mein Vater ihr gestern den Rest gegeben hat, ich sie kaputt mache und dass ich an allem Schuld bin.
Ich habe sie angesehen ohne mit der Wimper zu zucken oder das Gesicht zu verziehen, und, wesentlich leiser als sie, erwidert:" Und du denkst, du hast mir nicht weh getan."
Eine Feststellung, keine Frage.
Und sie schreit, sie habe mich wesentlich besser behandelt, als ich blöde Sau das verdient hätte, immer habe sie mich viel besser behandelt, und ich, ich hätte ja alles kaputt gemacht.
Dabei wirft sie mir ein Kochbuch vor die Füße, dass sie sich vor einem Jahr von mir ausgeliehen hat.
Ich beschließe, es in die Küche zu bringen, wo sich die Katze beim einsetzenden Türenknallen, das ankündigt, wenn die Vatersfreundin ihre Sachen raus- und die meines Vaters reinträgt, weise unter den Küchenschrank verzieht und dort verweilt.
Weiteres Türenknallen, sie scheint das ganze Schlafzimmer abzubauen.
Gestern haben wir zusammen Geschirr gespült und uns nicht angeschrien, weil ich alles ignoriert habe, was aus ihr rauskam.
Vielleicht hat es ihr den Rest gegeben, dass ich keine Angriffsfläche mehr geboten habe, einfach so.
Die scheinbare innere Emigration, die mir doch niemals wirklich geglückt wäre.
Ich habe Angst, dass das nicht das Ende ist und sie wieder kommt.
Als sie eine weitere Plastiktüte gefüllt hat und gehen will, höre ich mich sagen:" Vergiss deine Jacke und die Katzenleine nicht." In einem normalen Ton, das Neutralbleiben scheint zu funktionieren.
"Dann sperr das Scheißteil in dein Scheißzimmer!!!"
-"Ich hab nur gesagt, dass..."
"Halt dein dreckiges Maul jetzt!!"
-"Ich.."
"Du hälst jetzt deine scheiß Klappe, oder ich hau dir drauf !!"
Da steht sie vor mir und droht mit Schlägen, ihr Raucheratem brennt in der Nase und ihr furchtbar lautes Schreien in den Ohren.
Ich muss schon garnichts mehr sagen, sondern nur atmen, als sie nachschiebt, sie würde mich gleich verprügen.
Und ich schaue ihr ins Gesicht, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Papa Mayhem, beweg dich sofort hier rein!!!!"
Mach doch wenigstens die Haustür zu, du schreist laut genug, und wenn die Katze rausrennt..
Noch ein Versuch meinerseits. "Vatersfreundin, ich habe nur..:"
"Geh jetzt in dein Zimmer." Papa Mayhem in der Eingangstür.
-"Aber.."
"Du gehst jetzt in dein Zimmer, und untersteh dich, da wieder rauszukommen".
Autsch.
Aber ich gehe in mein Zimmer, setze mich auf den Boden hinter der Tür und lehne mich mit dem Rücken an.
"Das soll mir bloß aus den Augen gehen, das Drecksmensch!! "
Weiteratmen. Einfach weiteratmen. Sie kann mir doch nichts tun. Selbst wenn, Schläge tun eventuelll weh, aber was macht das schon. Weiteratmen.
Hinter meiner Tür tobt weiter der Orkan und das Geschrei, bestimmt hat sie morgen keine Stimme mehr, denn selbst für ihre Verhältnisse ist es laut.
Zwischendurch schließt sie die Haustür nicht, weil sie weiß, dass ich dann Angst habe, dass die Katze rausrennt.
Das Drecksmensch..
Sie spricht mir also meine Menschlichkeit ab.
Ein es bin ich, das es, dem sie die Haupt- und mein Vater somit die alleinige Schuld am Beziehungsende gibt.
Drecksmensch, ich. Das Drecksmensch.
Meine Beine zittern.
Sie soll weg. Sie soll weggehen und weg bleiben, meinetwegen kann sie ihr restliches Zeug noch holen und seines bringen, aber dann soll sie weg gehen, weit weg, ganz weit weg, oder zumindest nicht wieder hier her kommen, nicht, solange ich noch da bin.
Meine Arme jetzt auch.
Und trotzdem habe ich die Angst, die sich so sehr nach Gewissheit anfühlt, dass sie wiederkommt. Mein Vater lässt die Person, die sein Herz hat, nicht so einfach los und wird ihr nachlaufen, und sie mag groß inszenierte Dramen, an deren Ende sie sich gütigerweise herablässt, zu dem zurückzukehren, der vor ihr im Staub kriecht. War bei Ehekrisen mit dem verstorbenen Vatersfreundinmann auch so, hat sie oft genug erzählt, und sie ist doch so impulsgesteuert, wobei die Impulse immer Wut oder Hass oder Aggression sind.
Meine Atmung zittert auch, und wie ich da so auf dem Boden sitze, Rücken zur Tür, und vor mich hin zittere und heule, fragt sich die Sanitäterin in mir, ob sich so wohl die Vorstufe eines Nervenzusammenbruchs anfühlt.
Die Sanitäterin in mir ist es auch, die schemahaft das abspult, was ich für derartige Notfälle gelernt habe, als Atemnot einsetzt und mein zitterndes Luftholen immer schneller werden will; mir die Hand auf den Arm legt und sagt, und jetzt atmen wir zusammen ganz ruhig,ok? Einatmen, Ausatmen. Einatmen, Ausatmen. Einatmen, Ausatmen. Immer wieder. Ganz ruhig.
Weil ich keine Tüte habe, aber kurz vorm Hyperventilieren bin, halte ich mir die hohlen Hände vor Mund und Nase. Ausatemluft enthält mehr CO2 und hilft, den Schalter umzulegen, der einen wieder normal atmen lässt, und irgendwann klappt es auch und ich muss wenigstens keine Angst mehr haben, zu ersticken.
Auch nach dem letzten Türenknallen bleibe ich sitzen, auch, als ihr Auto weg ist. Aufstehen geht gerade nicht, und überhaupt geht gerade nichts außer zittern und schubweise ein bisschen heulen. Er hat ja gesagt, ich soll in meinem Zimmer bleiben. Und bloß nicht rauskommen.
Leises Scharren an der Tür, die Katze will rein.
Setzt sich auf mein Bett, wühlt sich in mein Schlafshirt, der Kopf guckt aus dem Kragen raus, legt sich hin und hält die Augen fest geschlossen.
Wenigstens bist du jetzt da, Kater Mayhem. Dann kann dich auch erstmal niemand einfach rausschmeißen.
Kater Mayhem hält die Augen weiter geschlossen und wirkt wie eine Reinkarnation Buddhas. Zugenommen hat er durchs stetige Gestopftwerden der Vatersfreundin auch, jetzt sieht man es besonders. Wenn sie weg bleibt, kriegen wir das aber auch wieder auf die Reihe.
Sie soll weg bleiben.
Sie soll einfach weg bleiben, sich selbst und einen guten Therapeuten finden und mit wem anders glücklich werden.
Kalt. Ich friere. Kann ich aufstehen? Ja, scheint zu klappen.
Also, Socken holen. Rosa Flauschesocken, aus Kuschelplüschstoff. Und sogar die treue Bandjacke lässt sich ausnahmsweise mal wieder schließen.
Trotzdem kalt, vielleicht kommt das Zittern ja daher. Aber es wird schwächer, immerhin.
Sie soll wegbleiben.
Mein schicksalsgebeutelter Vater schließt die Werkstatttüren und geht irgendwann dazu über, im Wohnzimmer den Sand, der unter der letzten Schicht Dielenboden aus den 50ern sowas wie eine Isolierung hatte bilden sollen, in einen großen Karton zu schaufeln und immer wieder raus zu tragen.
Er gibt mir die Schuld.
Irgendwo tief in sich drin spürt er vielleicht, dass nicht ich es war, aber er gibt mir die Schuld. Weil sie mir die Schuld gibt.
Mir, dem Etwas.
Dem Drecksmenschen.
Er hat das Werkstattradio vergessen.
Crazy von Gnarls Barkley.
Meine Mutter hat immer gesagt, das Video macht sie aggressiv, ich fand es etwas beunruhigend, aber sehr faszinierend, wie die Tintenklekse da immer neue Bilder formten.
"But maybe I'm crazy
Maybe you're crazy
Maybe we're crazy
Probably.."
Das soll mir bloß aus den Augen gehen, das Drecksmensch!
Richtig, die Vatersfreundin war heute da, so, wie die letzten Tage auch, nur mit dem Unterschied, dass sie heute schrie, das Kapitel "Familie Mayhem" sei für sie abgeschlossen und wir sollten alle verrecken, und ihre Sachen geholt hat (zum wiederholten Mal).
Man hat mir nicht einmal Zeit gegeben, mich darauf vorzubereiten. Ein einfaches "Mayhem, komm mal raus" meines Vaters, und auf einmal stand sie vor mir, bließ mir eine Rauchwolke ins Gesicht und schrie dann los.
Dass ich es jetzt geschafft habe, dass ich ihre Beziehung kaputt gemacht habe, dass ich Schuld bin,
dass sie jetzt geht, weil ich Schuld bin,
dass das Kapitel "Familie Mayhem" für sie abgeschlossen ist, wegen mir,
dass mein Vater ihr gestern den Rest gegeben hat, ich sie kaputt mache und dass ich an allem Schuld bin.
Ich habe sie angesehen ohne mit der Wimper zu zucken oder das Gesicht zu verziehen, und, wesentlich leiser als sie, erwidert:" Und du denkst, du hast mir nicht weh getan."
Eine Feststellung, keine Frage.
Und sie schreit, sie habe mich wesentlich besser behandelt, als ich blöde Sau das verdient hätte, immer habe sie mich viel besser behandelt, und ich, ich hätte ja alles kaputt gemacht.
Dabei wirft sie mir ein Kochbuch vor die Füße, dass sie sich vor einem Jahr von mir ausgeliehen hat.
Ich beschließe, es in die Küche zu bringen, wo sich die Katze beim einsetzenden Türenknallen, das ankündigt, wenn die Vatersfreundin ihre Sachen raus- und die meines Vaters reinträgt, weise unter den Küchenschrank verzieht und dort verweilt.
Weiteres Türenknallen, sie scheint das ganze Schlafzimmer abzubauen.
Gestern haben wir zusammen Geschirr gespült und uns nicht angeschrien, weil ich alles ignoriert habe, was aus ihr rauskam.
Vielleicht hat es ihr den Rest gegeben, dass ich keine Angriffsfläche mehr geboten habe, einfach so.
Die scheinbare innere Emigration, die mir doch niemals wirklich geglückt wäre.
Ich habe Angst, dass das nicht das Ende ist und sie wieder kommt.
Als sie eine weitere Plastiktüte gefüllt hat und gehen will, höre ich mich sagen:" Vergiss deine Jacke und die Katzenleine nicht." In einem normalen Ton, das Neutralbleiben scheint zu funktionieren.
"Dann sperr das Scheißteil in dein Scheißzimmer!!!"
-"Ich hab nur gesagt, dass..."
"Halt dein dreckiges Maul jetzt!!"
-"Ich.."
"Du hälst jetzt deine scheiß Klappe, oder ich hau dir drauf !!"
Da steht sie vor mir und droht mit Schlägen, ihr Raucheratem brennt in der Nase und ihr furchtbar lautes Schreien in den Ohren.
Ich muss schon garnichts mehr sagen, sondern nur atmen, als sie nachschiebt, sie würde mich gleich verprügen.
Und ich schaue ihr ins Gesicht, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Papa Mayhem, beweg dich sofort hier rein!!!!"
Mach doch wenigstens die Haustür zu, du schreist laut genug, und wenn die Katze rausrennt..
Noch ein Versuch meinerseits. "Vatersfreundin, ich habe nur..:"
"Geh jetzt in dein Zimmer." Papa Mayhem in der Eingangstür.
-"Aber.."
"Du gehst jetzt in dein Zimmer, und untersteh dich, da wieder rauszukommen".
Autsch.
Aber ich gehe in mein Zimmer, setze mich auf den Boden hinter der Tür und lehne mich mit dem Rücken an.
"Das soll mir bloß aus den Augen gehen, das Drecksmensch!! "
Weiteratmen. Einfach weiteratmen. Sie kann mir doch nichts tun. Selbst wenn, Schläge tun eventuelll weh, aber was macht das schon. Weiteratmen.
Hinter meiner Tür tobt weiter der Orkan und das Geschrei, bestimmt hat sie morgen keine Stimme mehr, denn selbst für ihre Verhältnisse ist es laut.
Zwischendurch schließt sie die Haustür nicht, weil sie weiß, dass ich dann Angst habe, dass die Katze rausrennt.
Das Drecksmensch..
Sie spricht mir also meine Menschlichkeit ab.
Ein es bin ich, das es, dem sie die Haupt- und mein Vater somit die alleinige Schuld am Beziehungsende gibt.
Drecksmensch, ich. Das Drecksmensch.
Meine Beine zittern.
Sie soll weg. Sie soll weggehen und weg bleiben, meinetwegen kann sie ihr restliches Zeug noch holen und seines bringen, aber dann soll sie weg gehen, weit weg, ganz weit weg, oder zumindest nicht wieder hier her kommen, nicht, solange ich noch da bin.
Meine Arme jetzt auch.
Und trotzdem habe ich die Angst, die sich so sehr nach Gewissheit anfühlt, dass sie wiederkommt. Mein Vater lässt die Person, die sein Herz hat, nicht so einfach los und wird ihr nachlaufen, und sie mag groß inszenierte Dramen, an deren Ende sie sich gütigerweise herablässt, zu dem zurückzukehren, der vor ihr im Staub kriecht. War bei Ehekrisen mit dem verstorbenen Vatersfreundinmann auch so, hat sie oft genug erzählt, und sie ist doch so impulsgesteuert, wobei die Impulse immer Wut oder Hass oder Aggression sind.
Meine Atmung zittert auch, und wie ich da so auf dem Boden sitze, Rücken zur Tür, und vor mich hin zittere und heule, fragt sich die Sanitäterin in mir, ob sich so wohl die Vorstufe eines Nervenzusammenbruchs anfühlt.
Die Sanitäterin in mir ist es auch, die schemahaft das abspult, was ich für derartige Notfälle gelernt habe, als Atemnot einsetzt und mein zitterndes Luftholen immer schneller werden will; mir die Hand auf den Arm legt und sagt, und jetzt atmen wir zusammen ganz ruhig,ok? Einatmen, Ausatmen. Einatmen, Ausatmen. Einatmen, Ausatmen. Immer wieder. Ganz ruhig.
Weil ich keine Tüte habe, aber kurz vorm Hyperventilieren bin, halte ich mir die hohlen Hände vor Mund und Nase. Ausatemluft enthält mehr CO2 und hilft, den Schalter umzulegen, der einen wieder normal atmen lässt, und irgendwann klappt es auch und ich muss wenigstens keine Angst mehr haben, zu ersticken.
Auch nach dem letzten Türenknallen bleibe ich sitzen, auch, als ihr Auto weg ist. Aufstehen geht gerade nicht, und überhaupt geht gerade nichts außer zittern und schubweise ein bisschen heulen. Er hat ja gesagt, ich soll in meinem Zimmer bleiben. Und bloß nicht rauskommen.
Leises Scharren an der Tür, die Katze will rein.
Setzt sich auf mein Bett, wühlt sich in mein Schlafshirt, der Kopf guckt aus dem Kragen raus, legt sich hin und hält die Augen fest geschlossen.
Wenigstens bist du jetzt da, Kater Mayhem. Dann kann dich auch erstmal niemand einfach rausschmeißen.
Kater Mayhem hält die Augen weiter geschlossen und wirkt wie eine Reinkarnation Buddhas. Zugenommen hat er durchs stetige Gestopftwerden der Vatersfreundin auch, jetzt sieht man es besonders. Wenn sie weg bleibt, kriegen wir das aber auch wieder auf die Reihe.
Sie soll weg bleiben.
Sie soll einfach weg bleiben, sich selbst und einen guten Therapeuten finden und mit wem anders glücklich werden.
Kalt. Ich friere. Kann ich aufstehen? Ja, scheint zu klappen.
Also, Socken holen. Rosa Flauschesocken, aus Kuschelplüschstoff. Und sogar die treue Bandjacke lässt sich ausnahmsweise mal wieder schließen.
Trotzdem kalt, vielleicht kommt das Zittern ja daher. Aber es wird schwächer, immerhin.
Sie soll wegbleiben.
Mein schicksalsgebeutelter Vater schließt die Werkstatttüren und geht irgendwann dazu über, im Wohnzimmer den Sand, der unter der letzten Schicht Dielenboden aus den 50ern sowas wie eine Isolierung hatte bilden sollen, in einen großen Karton zu schaufeln und immer wieder raus zu tragen.
Er gibt mir die Schuld.
Irgendwo tief in sich drin spürt er vielleicht, dass nicht ich es war, aber er gibt mir die Schuld. Weil sie mir die Schuld gibt.
Mir, dem Etwas.
Dem Drecksmenschen.
Er hat das Werkstattradio vergessen.
Crazy von Gnarls Barkley.
Meine Mutter hat immer gesagt, das Video macht sie aggressiv, ich fand es etwas beunruhigend, aber sehr faszinierend, wie die Tintenklekse da immer neue Bilder formten.
"But maybe I'm crazy
Maybe you're crazy
Maybe we're crazy
Probably.."
Thema: kurz gemeldet
04. Juni 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Der freundschaftliche Teil meiner Verbindung zur alten Sache bildet sich gerade mit vertauschten Rollen zwischen der Nixe und mir aus , und wissen Sie was, es ist ein sehr seltsames Gefühl, auf einmal in seiner Position, so.. stabil als Ruhepol, Schulter, Hoffnungsspenderin, Ratgeberin und ansatzweise gute Freundin zu sein; und das nichtmal bewusst, sondern völlig intuitiv/instinktiv.
Erkennt man automatisch Menschen, die ähnlich sind, wie man es früher einmal war (wenn auch auf einem anderen Entwicklungsstand, aber das ist wohl vergangenheitsbedingt) und versucht unbewusst, die vielzitierte "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten? Vielleicht.
Eventuell auch glorreiche Fügung des Schicksals, who knows.
Anzeichen akuten Glorreichseins hat das ganze wenn, dann nur sehr vage, aber vielleicht kommt das noch und immerhin kennt sie den Fremden.
Über eine Ecke, ja; und da erzählt sie mir so von ihrer Freundin, dem lauten, selbstbewussten Trampeltierchen, die ihn kennt und die er in der Pause mal besucht hat.
In gewissen Fällen schrillen bei solchen Bemerkungen sämtliche Alarmglocken, aber beim Fremden handelt es sich nicht um so einen Fallhabe ich beschlossen, somit war da nur ein seltsames Gefühl, oder eher ein Hauch davon, und fast hätte ich genauer nachgefragt, doch die Nixe erzählte von ganz alleine weiter, entkräftete das Alarmglockenpotenzial des Trampeltierchens ein wenig (Das Argument "Die ist ja auch 5, 6 Jahre jünger als er" zieht allerdings alleine nicht, da bieten diverse ehemalige und aktuelle Konstellationen in meinem Bekannten- und Freundeskreis nicht nur ähnliche, sondern auch ganz andere Zahlenwerte) und ließ gleichzeitig eine benerdbrillte Freundin eben dieses Mädchens auf den Plan treten, die anscheinend beim Fremden zu Besuch war und etwas angeheitert mit ihm auf dem Balkon saß.
Einem spontanen Besuch des Trampeltierchens hatten die beiden aber nichts entgegen zu setzen, und er wehrte sich auch nicht dagegen, als Trampeltierchen und die Angeheiterte seinen Kühlschrank leerten.
Man könnte jetzt in die Runde werfen, dass der Fremde zumindest am Wochenende sowieso ausschließlich von Bier lebt, aber das scheint ein allgemein bekannter und akzeptierter Fakt zu sein.
Ich bin natürlich so garnicht verunsichert, oder eifersüchtig (ich doch sowieso niemals).
Gibt ja auch absolut keinen Grund dafür, emotional gesehen. Und eigentlich sollte ich mir Gedanken über Klausurenstoff und die 200 Vokabeln machen, die ich bis zum Ende der Ferien erfolgreich in meinem Hirn untergebracht haben sollte . Und vielleicht darüber, wieso die Vatersfreundin nichtin einer abgschlossenen Gummizelle auf Kur ist, da, wo sie hingehört.
Aber wissen Sie was? Das tue ich, ganz überraschend mal wieder, nicht.
Vielleicht sind das Paranoia, aber ich bin verunsichert. Generell sehr schnell und in solchen Situationen sowieso.
Aber es gibt doch auf keinen Fall einen Grund dafür, verunsichert zu sein.. oder eifersüchtig.
Ich doch nicht. Und schon garnicht wegen ihm.
Wäre ja noch schöner.
Sind bestimmt nur die Folgen von mit dem Weg zur Fahrschule 15 gelaufenen Kilometern heute, zuviel Bewegung scheint sich negativ auf meine Gehirnaktivität auszuwirken, und schließlich ist es alles nur Denkenssache.
Aber war ja klar, dass die, Entschuldigung, verdammte Kackbratze eine Nerdbrille auf ihrer bescheuerten Nase sitzen hat.
Man sollte die Dinger einsammeln, einschmelzen und sinnvolles formen.
Ich meine natürlich nur die Brillen, nicht die Trägerinnen.
Auf welche Ideen kommen Sie denn?
Erkennt man automatisch Menschen, die ähnlich sind, wie man es früher einmal war (wenn auch auf einem anderen Entwicklungsstand, aber das ist wohl vergangenheitsbedingt) und versucht unbewusst, die vielzitierte "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten? Vielleicht.
Eventuell auch glorreiche Fügung des Schicksals, who knows.
Anzeichen akuten Glorreichseins hat das ganze wenn, dann nur sehr vage, aber vielleicht kommt das noch und immerhin kennt sie den Fremden.
Über eine Ecke, ja; und da erzählt sie mir so von ihrer Freundin, dem lauten, selbstbewussten Trampeltierchen, die ihn kennt und die er in der Pause mal besucht hat.
In gewissen Fällen schrillen bei solchen Bemerkungen sämtliche Alarmglocken, aber beim Fremden handelt es sich nicht um so einen Fall
Einem spontanen Besuch des Trampeltierchens hatten die beiden aber nichts entgegen zu setzen, und er wehrte sich auch nicht dagegen, als Trampeltierchen und die Angeheiterte seinen Kühlschrank leerten.
Man könnte jetzt in die Runde werfen, dass der Fremde zumindest am Wochenende sowieso ausschließlich von Bier lebt, aber das scheint ein allgemein bekannter und akzeptierter Fakt zu sein.
Ich bin natürlich so garnicht verunsichert, oder eifersüchtig (ich doch sowieso niemals).
Gibt ja auch absolut keinen Grund dafür, emotional gesehen. Und eigentlich sollte ich mir Gedanken über Klausurenstoff und die 200 Vokabeln machen, die ich bis zum Ende der Ferien erfolgreich in meinem Hirn untergebracht haben sollte . Und vielleicht darüber, wieso die Vatersfreundin nicht
Aber wissen Sie was? Das tue ich, ganz überraschend mal wieder, nicht.
Vielleicht sind das Paranoia, aber ich bin verunsichert. Generell sehr schnell und in solchen Situationen sowieso.
Aber es gibt doch auf keinen Fall einen Grund dafür, verunsichert zu sein.. oder eifersüchtig.
Ich doch nicht. Und schon garnicht wegen ihm.
Wäre ja noch schöner.
Sind bestimmt nur die Folgen von mit dem Weg zur Fahrschule 15 gelaufenen Kilometern heute, zuviel Bewegung scheint sich negativ auf meine Gehirnaktivität auszuwirken, und schließlich ist es alles nur Denkenssache.
Aber war ja klar, dass die, Entschuldigung, verdammte Kackbratze eine Nerdbrille auf ihrer bescheuerten Nase sitzen hat.
Man sollte die Dinger einsammeln, einschmelzen und sinnvolles formen.
Ich meine natürlich nur die Brillen, nicht die Trägerinnen.
Auf welche Ideen kommen Sie denn?
Thema: persoenlichkeitsfetzen
Wenn die Ferien vorbei sind, brauche ich erstmal Urlaub, vermutlich..
Zu viel Vatersfreundin, zu viel Schreikind, zu viel Lerndruck, so wenig getan und nichtmal genug Frieden, um in Ruhe ausschlafen zu können.
Wer nachts um drei im Hof sitzt und sich Grillenkonzerte anhört, sollte auch bis mittags ausschlafen dürfen, ganz eindeutig.
Sollte das Schreikind jemals anfangen, über Instinkthandlungen hinaus zu denken, werde ich ihm das auf jeden Fall sagen, vorausgesetzt, ich habe dann noch Kontakt zu dem Haufen.
Innerlich schreit jetzt schon alles laut "Nein!" und klingt dabei wie Fingernagelkratzen auf Schiefertafeln, wenn ich die laute Hexenstimme nahen höre.
Aber da ist die Gewissheit, dass ihre Angriffe ins Leere laufen.
Ihre verbissenen Versuche, zu zeigen, wie toll das Leben doch ist, wenn ich mich nur erstmal in mein Zimmer verzogen habe; das künstliche laute Lachen, die Pseudofröhlichkeit über Handlungen des Schreikinds, die ihr zwischendurch vom Gesicht rutscht wie eine schlechte Maske, wenn sie das Kind wegen einer Kleinigkeit so anschreit, dass es anfängt, zu weinen.
Ihre verkrampften Versuche der Ignoranz, bei denen ihre Wut, ihre Aggression, vielleich auch ihr Hass, fast sichtbar um sie herumwabern wie Rauchwolken, wenn ich sie neutral-freundlich begrüße, einfach neben ihr her existiere und keinerlei Anstalten mache,spontan in einen fürchterlichen Weinkrampf im Angesicht ihrer vermeintlichen Stärke, Allmacht und Weisheit zu verfallen.
Ich habe die Vatersfreundin besiegt, augenscheinlich.
Und selbst in ihrer naturgegebenen Beschränktheit (was nicht als Beleidigung oder Arroganz, sondern einfach als Diagnose aufzufassen ist) begreift sie es, wenn auch vielleicht nicht bewusst. Und es macht sie aggressiv, wie einen Hund, der immer weiter in die Enge getrieben wird.
Da ist immernoch mein zitterndes Nervenkostüm und das Kreischen aus dem Inneren, wenn sie vorbeikommt, aber ich habe mir angewöhnt, das nicht zu zeigen.
Die Fähigkeit zum stummen, wort- und tatenlosen Terror, die Oma Mayhem bis zur Perfektion beherrscht hat und wegen der meine Mutter mal zitternd auf dem Sofa lag und auch dann nicht aufstehen konnte, als der Arzt da war, habe ich nicht in diesem Umfang geerbt, die emotionale Kaltblütigkeit sucht man bei mir komplett vergeblich. Vielleicht beherrsche ich den stummen Psychoterror deswegen nicht perfekt.
Aber ich gehe davon aus, dass die Fähigkeit dazu vorhanden ist, vererbt wie die tiefliegenden Augen.
Und speziell für die Vatersfreundin werde ich versuchen, sie zu perfektionieren.
Vermutlich widerspricht das meiner Unsicherheit und der Emotionalität, aber im Hinblick auf meine Person hat ja sowieso jemand den Kontrast gewaltig nach oben geschraubt.
Ganz offensichtlich zählt auch freundliches Neutralbleiben zu einer Form der Belästigung, Beleidigung oder sogar schon zum stummen Psychoterror. Vielleicht ist das aber auch nur in unserem besonderen Fall so, und normale Menschen sind fähig dazu, freundlichem Neutralbleiben mit ebenfalls freundlichem Neutralbleiben zu begegnen.
Dear Vatersfreundin,
Ab jetzt streiche ich das "freundlich" vor meinem Neutralbleiben.
Letztgenanntes werde ich weiterhin beibehalten, egal, wie sehr ich dich verabscheue und verachte, denn nichts anderes empfinde ich mehr.
Aber ich werde dir zeigen, wie viel Verachtung und Abscheu man jemandem entgegenbringen kann.
Ohne irgendwas zu machen oder ein Wort zu sagen werde ich es dir zeigen, und du wirst es spüren, selbst du wirst es spüren.
Das garantiere ich dir.
Zu viel Vatersfreundin, zu viel Schreikind, zu viel Lerndruck, so wenig getan und nichtmal genug Frieden, um in Ruhe ausschlafen zu können.
Wer nachts um drei im Hof sitzt und sich Grillenkonzerte anhört, sollte auch bis mittags ausschlafen dürfen, ganz eindeutig.
Sollte das Schreikind jemals anfangen, über Instinkthandlungen hinaus zu denken, werde ich ihm das auf jeden Fall sagen, vorausgesetzt, ich habe dann noch Kontakt zu dem Haufen.
Innerlich schreit jetzt schon alles laut "Nein!" und klingt dabei wie Fingernagelkratzen auf Schiefertafeln, wenn ich die laute Hexenstimme nahen höre.
Aber da ist die Gewissheit, dass ihre Angriffe ins Leere laufen.
Ihre verbissenen Versuche, zu zeigen, wie toll das Leben doch ist, wenn ich mich nur erstmal in mein Zimmer verzogen habe; das künstliche laute Lachen, die Pseudofröhlichkeit über Handlungen des Schreikinds, die ihr zwischendurch vom Gesicht rutscht wie eine schlechte Maske, wenn sie das Kind wegen einer Kleinigkeit so anschreit, dass es anfängt, zu weinen.
Ihre verkrampften Versuche der Ignoranz, bei denen ihre Wut, ihre Aggression, vielleich auch ihr Hass, fast sichtbar um sie herumwabern wie Rauchwolken, wenn ich sie neutral-freundlich begrüße, einfach neben ihr her existiere und keinerlei Anstalten mache,spontan in einen fürchterlichen Weinkrampf im Angesicht ihrer vermeintlichen Stärke, Allmacht und Weisheit zu verfallen.
Ich habe die Vatersfreundin besiegt, augenscheinlich.
Und selbst in ihrer naturgegebenen Beschränktheit (was nicht als Beleidigung oder Arroganz, sondern einfach als Diagnose aufzufassen ist) begreift sie es, wenn auch vielleicht nicht bewusst. Und es macht sie aggressiv, wie einen Hund, der immer weiter in die Enge getrieben wird.
Da ist immernoch mein zitterndes Nervenkostüm und das Kreischen aus dem Inneren, wenn sie vorbeikommt, aber ich habe mir angewöhnt, das nicht zu zeigen.
Die Fähigkeit zum stummen, wort- und tatenlosen Terror, die Oma Mayhem bis zur Perfektion beherrscht hat und wegen der meine Mutter mal zitternd auf dem Sofa lag und auch dann nicht aufstehen konnte, als der Arzt da war, habe ich nicht in diesem Umfang geerbt, die emotionale Kaltblütigkeit sucht man bei mir komplett vergeblich. Vielleicht beherrsche ich den stummen Psychoterror deswegen nicht perfekt.
Aber ich gehe davon aus, dass die Fähigkeit dazu vorhanden ist, vererbt wie die tiefliegenden Augen.
Und speziell für die Vatersfreundin werde ich versuchen, sie zu perfektionieren.
Vermutlich widerspricht das meiner Unsicherheit und der Emotionalität, aber im Hinblick auf meine Person hat ja sowieso jemand den Kontrast gewaltig nach oben geschraubt.
Ganz offensichtlich zählt auch freundliches Neutralbleiben zu einer Form der Belästigung, Beleidigung oder sogar schon zum stummen Psychoterror. Vielleicht ist das aber auch nur in unserem besonderen Fall so, und normale Menschen sind fähig dazu, freundlichem Neutralbleiben mit ebenfalls freundlichem Neutralbleiben zu begegnen.
Dear Vatersfreundin,
Ab jetzt streiche ich das "freundlich" vor meinem Neutralbleiben.
Letztgenanntes werde ich weiterhin beibehalten, egal, wie sehr ich dich verabscheue und verachte, denn nichts anderes empfinde ich mehr.
Aber ich werde dir zeigen, wie viel Verachtung und Abscheu man jemandem entgegenbringen kann.
Ohne irgendwas zu machen oder ein Wort zu sagen werde ich es dir zeigen, und du wirst es spüren, selbst du wirst es spüren.
Das garantiere ich dir.