Thema: oh happy day.
Vorbeirasende Menschenmengen, nach denen Berlins kommen mir unsere fast lächerlich vor; und alle sind sie da.
Die alte Sache, kein Wort der Begrüßung, seine Schwester, dito, der Student, der mich traurig anschaut, wenn er denkt, ich sähe es nicht, und neben mir auf einer Seite der Kumpel und Hasischatzi und auf der anderen Kriemhild und Freund.
Wir warten.
Wegen mir warten wir; weil der Fremde schrieb, gegen 21 Uhr wäre er da, und ich die anderen darum gebeten habe, die 5 Minuten noch hier zu bleiben.
Aus 5 Minuten wird eine halbe Stunde, irgendwann laufen wir weiter und ich fange an, nervös das Handy zu beobachten.
Noch ein "irgendwann" später taucht er auf, eineinhalb Stunden zu spät, im Schlepptau den Raucher und den Musiker, eine dreiviertels leere Flasche Wein und auf der Suche nach der Ghettoschwester.
Begrüßungsumarmung, nur die des Rauchers löst eine Abstoßreaktion aus, und ich frage mich, wie viel sie schon getrunken haben.
Es wird mehr im Laufe des Abends.
Wir gehen so zu zweit nebeinander übers Fest und die Schmetterlingsflugsaurier flattern so wild-durchgeknallt vor sich hin in meinem Bauch, dass ich mir nicht sicher bin, ob mir wegen meiner Erkältung schwindlig ist oder wegen ihnen.
Ich habe mich mit literweise Tee, gefühlt kiloweise Halsbonbons und einmal Erkältungsmedizin (angeboten bekommen von Hasischatzi) auf halbwegs normales Niveau gedopt, sieht man davon ab,dass meine Stimme wieder mal nach 30 Jahren Kettenrauchen klingt, aber egal, alles ist gut, wir laufen nebeneinander und reden, die Welt ist schön.
Wir reden über Pseudogangster, Selbstfindung und Stone Sour, über Katzen und Nichtrauchersein und Räucherstäbchen, und manchmal auch einfach nur totalen Schwachsinn, aber wir reden den selben Stuss, deshalb ist es lustig, und solange er da ist, holt er sich nur Wasser und das übrige Viertel Wein bleibt in der Flasche.
Dann ruft die Ghettoschwester an, und weg ist er. Will nur schnell sie und ihre Freundinnen von einem anderen Stand herholen, bis gleich. Und weg ist er.
Und bleibt weg.
Eine halbe Stunde.
Die Verunsicherung reibt sich die Hände.
Eine Stunde.
Ich bin nicht mehr nur leicht verunsichert und frage mich, wie das meine Nerven eigentlich aushalten.
Zwei Stunden.
Der Kumpel bietet mir wahlweise einen Schluck von seinem Bier oder Cuba Libre an; entscheide mich für mein Wasser und dafür, mich auf eine Unterhaltung mit dem Raucher einzulassen.
Der sitzt mir gegenüber und wird vom völlig betrunkenen Musiker zugelallt, während er gleichzeitig versucht,mit mir zu reden, ich habe es geschafft, eine Unterhaltung zu starten, und dann klettert er auf einmal über den Tisch auf den freien Platz neben mir, auf dem eigentlich der Fremde saß.
Der nicht mehr da ist.
Und der Raucher erzählt mir Familiengeschichten, über ein paar Ecken ist er anscheinend mit der Freundin der alten Sache verwandt, und irgendwann sucht er sein Handy raus und zeigt mir ganz stolz ein Foto von seinen zwei Katzen, wie das manche Mütter tun, die Babyfotos mit sich herumschleppen.
Die eine Katze ist weiß mit ein paar grauschwarz getigerten Flecken, die andere komplett schwarz, und sie sehen da beide sehr glücklich aus, wie sie sich auf einem dunkelrot bezogenenen Bett so breit wie nur irgendwie möglich ausstrecken und mit großen Kulleraugen in die Handykamera staunen.
Sie scheinen ihm sehr am Herzen zu liegen, die Katzen; seine Schwester hat sie bei ihrem Umzug mitgenommen und er sagt, wäre er nicht ultra-trver Black Metal-Fan und hätte somit ja eindeutig keine Gefühle, würde er sich jetzt deswegen an meiner Schulter ausflennen; aber vielleicht läge das auch einfach daran, dass er schon einiges intus habe.
Kann sein, vermute ich. Und mit Seitenblick zum Kumpel und dem Musiker, die zu schlechter Partymusik schunkeln und jubeln und gröhlen äußere ich den Verdacht, dass er da wohl nicht der Einzige ist.
Aber die Katzen. Er vermisst seine Katzen. Und er habe sich extra eine katzenfreundliche Wohnung gesucht damals, mit genug Platz und einem Balkon, den er mit Katzengitter abgesichert habe, und zum Rauchen sei er immer raus, damit die Katzen das nicht abbekämen.
"Das wär ja unter aller Sau, wenn ich meinen Katzen meine Qualmerei zumuten würde! Quasi Passivraucherkatzen. Nee, das geht mal garnicht." Er zieht entrüstet an seiner Zigarette.
Drei Stunden.
Die übliche Truppe geht, Kriemhild und Freund auch.
Hasischatzi und der Kumpel bieten mir an, bei ihnen zu übernachten, der Raucher bietet mir an, ebenfalls bei der Tante des Fremden zu schlafen, bei der sie sich einquartiert haben.
Der Kumpel bittet mich, kurz mitzukommen, Bierkrüge abgeben, und erklärt mir auf dem Weg halb lallend, dass ich auf keinen Fall mit zum Fremden dürfe, weil der bestimmt total besoffen sei, aber vor allem, weil der Raucher ganz eindeutig an mir interessiert sei und das falsch wäre, denn ich solle gefälligst mit dem Fremden zusammenkommen und glücklich werden, wir hätten vorhin so süß zusammen ausgesehen.
Der Fremde kommt sowieso nicht wieder, zischt die böse Stimme Unsicherheit, und ich denke mir so, der Raucher ist ja eigentlich ganz nett. Mag Katzen und Metal, ist zwar durch arbeitsbedingte Dauersonnenbestrahlung blond, aber das kann ich verschmerzen, und er hat Tätowierungen und ein Piercing.
Entscheide mich dafür, es zu lassen. Ich bereue nicht gerne Vermeidbares, und auch, wenn er mich problemlos tragen kann, wie wir später feststellen, ist da immernoch die Tatsache, dass ich mich, (mehr oder weniger frustbedingte) Anziehung hin oder her, von ihm nicht umarmen lassen kann.
Anerkennendes Schulterklopfen vom Kumpel, als ich ihm das mitteile, und ich schaffe es tatsächlich, ein bisschen Abstand zwischen den Raucher und mich zu bekommen, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen, was auch deshalb ganz gut klappt, weil er keiner von der Sorte ist, die sich permanent und aggressiv an einen ranschmeißt.
Vier Stunden.
Die Stände schließen und ein paar Polizisten wollen uns halbherzig aufräumen, geben es aber sehr schnell wieder auf, als in einer anderen Ecke ein lautstarker Pärchenstreit ausbricht, der ins Handgreifliche übergeht.
Wir kommentieren von unserem Platz aus ein bisschen den Streit, als wäre es ein Boxkampf, dann ruft der Raucher auf meine Bitte hin den Fremden an, auch, weil er ihn fragen möchte, ob ich mich eventuell ebenfalls bei der Tante einquartieren kann, nachdem wir nicht müde sind, aber der Kumpel und Hasischatzi schon, und nach einen kurzen Telefonat gehen wir wieder zu der einsam auf einer Grasfläche stehenden Bank zurück, an der der Kumpel und ich den Fremden und die anderen abgeholt hatten.
Da steht er und wartet, mit dem glasigsten Blick seit ein paar Wochenenden, und kann zwar noch reden, ist aber ansonsten völlig weg. Irgendwo habe er die Ghettoschwester verloren, sie dann ewig gesucht, hätte dann nicht mehr zu uns zurückkehren können, und überhaupt, die Ghettoschwester..
Einfach weiteratmen.
Ich kann sogar kurz die Augen schließen, der Rest ist sowieso zu betrunken, um darüber nachzudenken, also stehe ich bestimmt zwanzig Sekunden mit geschlossenen Augen vor der verwahrlosten Bank und erinnere mich daran, einfach weiteratmen.
Alles wird gut, du musst nur atmen.
"Wir gehen."
Hasischatzi schleift den Kumpel mit, und nachdem da gerade mein Schlafplatz geht, verabschiede ich mich eben auch. Es reicht für eine Abschiedsumarmung für den Raucher, der sagt, er würde sich sehr freuen, wenn ich morgen, nein, es ist ja schon Sonntag, also heute abend, wiederkäme.
Der glasige Blick des Fremden richtet sich auf mich, nach kurzem Zögern umarme ich auch ihn, flüchtig, und folge dann im Eiltempo Hasischatzi und dem Kumpel.
"Also ich würd mir da nicht zu viele Hoffnungen machen."
In Hasischatzis Wohnung kleben überall Familienbilder, stehen überall Blumen und das verdammte Sheepworldschaf liegt in allen Varianten auf dem Bett, auf den zwei Sesseln und sogar die Gästematratze, die ich bekomme, hat ein Sheepworldkopfkissen, eine Sheepworlddecke als improvisierten Bezug und eine richtige Sheepworldzudecke.
-"Vielleicht ja doch."
Es hat doch so gut angefangen...
"Bist wohl optimistisch?"
-"Nein, naiv und verzweifelt."
Hasischatzi und ich sitzen am Küchentisch, während der Kumpel nach einer Zahnbürste für mich sucht. Er hat es ihr anscheinend erzählt, denn normalerweise hat sie kein gutes Gefühl für Zwischenmenschliches, außer, es ist sehr offensichtlich.
"Sorry, keine Zahnbürste da. Aber schau mal, es ist jetzt 3Uhr, wenn du um 7 heimfährst, kannst du ja dann Zähneputzen. Mundspülung kannst du haben."
Also Mundspülung.
Beim improvisierten Zähneputzen vibriert das Handy, sms vom Fremden.
Hey du,
Du hättest wirklich auch bei mir, bzw bei meiner Tante schlafen können, so arschlochmäßig oder besoffen bin ich doch gar nicht... oder?^^
Und wieder sein Blick vor meinem inneren Auge. Und die Ghettoschwester. Das ewige Warten auf ihn, das er damit begründet hat,dass er noch auf einer Familienfeier fest hing, gegen die Tatsache,dass seine Weinflasche schon dreiviertels leer war; sein Spontanverschwinden. Zu zweit übers Fest laufen.
Hey Fremder,
Ganz ehrlich, so sicher war ich mir da phasenweise nicht.
Und ich wusste auch nicht, ob das einfach so klargehen würde; ich schlaf jetzt bei Hasischatzi und dem Kumpel, das passt schon so.
Vielleicht hätte ich an den ersten Satz einen Smiley anhängen sollen, aber ich bin nicht in Smileystimmung.
Sorry mayhem, war vorhin auch einfach ein Missverständnis mit der Ghettoschwester, deswegen hat das so lange gedauert.. naja, ist ja jetzt auch egal.
Schlaf gut. :)
Dieses Missverständnis hat mich einige Nerven gekostet und sorgt, wie überhaupt die Zeit, die ich dich jetzt schon persönlich kenne, dafür, dass ich mindestens fünf Jahre früher graues Haar bekomme.
Ja, passiert..
Gute Nacht.
achja, gehst du morgen wieder aufs Fest?
Schon zwei Minuten später eine Antwort.
Ja, ich helfe nachmittags und werde abends schon irgendwie da sein, denke ich.. Gehst du auch hin? Kannst auch hier schlafen und ich verspreche dir, dass ich dich _allerspätestens_ Montagmorgen heimfahre. Mit deiner Erkältung kannst du sowieso nicht in die Schule, deine Stimme ist inzwischen bestimmt total weg und ihr habt doch nur noch 2, 3 Tage, oder?
Morgens, halb acht in Deutschland. Eine übermüdete Frau mayhem, noch in den Klamotten vom Vorabend, völlig ohne Stimme und mit extremem Erkältungswattehirn, schlurft in die einzige Tankstelle, die sonntags offen hat, um ihr Handyguthaben aufzuladen.
War auch nötig, die sms-Konversation mit dem Fremden hatte sich bis halb sieben hingezogen, dann driftete sein Schreibstil ziemlich ins übermüdet-betrunken-fehlerbeladene ab und man konnte auf seine sms nicht mehr so gut antworten, also habe ich es gelassen, konnte nicht einschlafen, wurde vom Kumpel heimgefahren und widme mich jetzt hochproduktiv der Hausarbeit, um anschließend im Idealfall noch ein paar Stunden zu schlafen.
Thema: kurz gemeldet
27. Juli 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Einmal durch die Hauptstadt und sämtliche Emotionen;
Sommersprosseninvasion auf meiner Haut, diverse CDs in meiner Tasche, Hass auf die restliche Gruppe in meinem Herzen, und ich bin sowas von ferienreif.
Keine Bilderflut, dafür Texte, seitenweise. Nachts geschrieben, 34 Grad im Zimmer, bei mp3-Player-Licht und zu seiner Musik.
Ihm geschrieben, wegen dem Wochenende, ein entschiedenes vielleicht geerntet, daraufhin meinen kompletten nicht vorhandenen Mut zusammengerafft und in ein "kannst mir ja Bescheid sagen wegen Samstag" gepackt, auf das sogar eine Reaktion folgte.
Wegen heute habe ich mich dann nicht mehr getraut, zu fragen, obwohl mir spontan von Hasischatzi höchstpersönlich ein Schlafplatz angeboten wurde.
Morgen. Ich habe keine Schmetterlinge im Bauch, sondern Greifvögel, nein, Flugsaurier. Mindestens.
Vielleicht kein Schlafplatz, aber mit Glück ein Abend mit dem Fremden. Ich bin nicht nervös oder so..ich bin am Ende.
Wohl auch ein Abend mit der Ghettoschwester, und wenn er bei ihr übernachtet, würde ich normalerweise schreien, oder weinen, oder beides;
aber ich habe Berlin überstanden, ich schaffe alles, was ich will.
Somit bleibt nur noch zu klären, wie ich in die Stadt und wieder heimfahre, und vor allem, wie ich die Erkältung, die ich mir trotz allem irgendwo zwischen durchschnittlich 15km Laufen pro Tag, 11h Anfahrt, purer Verzweiflung, extremem Zorn, absoluter Genervtheit, totaler Faszinaton, Spontanmusik mit Leuten, die ich gar nicht kannte, dem Bundestag, diversen Gedenkstätten und Museen für alles mögliche, "no photos please" bei dem Versuch, die absolut traumatisierten Zootiere abzubilden, "Nein danke, ich bin schon satt" und die wildesten Geschichten als Standardantwort der Zwanghaften auf die Frage, ob sie mit Essen gehen möchte, Beziehungsphilosophieren der Blondinenfraktion, akutem "Ich vermisse meine Theatergruppe" und dreisprachigem Verhandeln mit Markstandbesitzern eingefangen habe, wieder losbekomme.
Bis morgen.
An dieser Stelle noch eine ganz große Empfehlung für die Leute vom Hexenkessel-Theater und Voltaires Candide , ein "Danke" an den nicht mitlesenden Theaterbesuchskollegen, der eine komplette Reiseapotheke dabei hatte und somit sicherstellte, dass die Erkältung und ich bis heute durchhalten, eines für Frau Huehnerschreck und eins für Herrn Killerblau für den sms-Support im menschlichen Krieg, den die ganze Fahrt darstellte, und zum Schluss noch die Feststellung, dass ich aufgrund der Tatsache, dass die Fahrt furchtbar schrecklich und katastrophal, die Stadt an sich aber ganz schön war, wohl noch einmal hinmuss.
Und jetzt gibts erstmal Erkältungstee.
Sommersprosseninvasion auf meiner Haut, diverse CDs in meiner Tasche, Hass auf die restliche Gruppe in meinem Herzen, und ich bin sowas von ferienreif.
Keine Bilderflut, dafür Texte, seitenweise. Nachts geschrieben, 34 Grad im Zimmer, bei mp3-Player-Licht und zu seiner Musik.
Ihm geschrieben, wegen dem Wochenende, ein entschiedenes vielleicht geerntet, daraufhin meinen kompletten nicht vorhandenen Mut zusammengerafft und in ein "kannst mir ja Bescheid sagen wegen Samstag" gepackt, auf das sogar eine Reaktion folgte.
Wegen heute habe ich mich dann nicht mehr getraut, zu fragen, obwohl mir spontan von Hasischatzi höchstpersönlich ein Schlafplatz angeboten wurde.
Morgen. Ich habe keine Schmetterlinge im Bauch, sondern Greifvögel, nein, Flugsaurier. Mindestens.
Vielleicht kein Schlafplatz, aber mit Glück ein Abend mit dem Fremden. Ich bin nicht nervös oder so..ich bin am Ende.
Wohl auch ein Abend mit der Ghettoschwester, und wenn er bei ihr übernachtet, würde ich normalerweise schreien, oder weinen, oder beides;
aber ich habe Berlin überstanden, ich schaffe alles, was ich will.
Somit bleibt nur noch zu klären, wie ich in die Stadt und wieder heimfahre, und vor allem, wie ich die Erkältung, die ich mir trotz allem irgendwo zwischen durchschnittlich 15km Laufen pro Tag, 11h Anfahrt, purer Verzweiflung, extremem Zorn, absoluter Genervtheit, totaler Faszinaton, Spontanmusik mit Leuten, die ich gar nicht kannte, dem Bundestag, diversen Gedenkstätten und Museen für alles mögliche, "no photos please" bei dem Versuch, die absolut traumatisierten Zootiere abzubilden, "Nein danke, ich bin schon satt" und die wildesten Geschichten als Standardantwort der Zwanghaften auf die Frage, ob sie mit Essen gehen möchte, Beziehungsphilosophieren der Blondinenfraktion, akutem "Ich vermisse meine Theatergruppe" und dreisprachigem Verhandeln mit Markstandbesitzern eingefangen habe, wieder losbekomme.
Bis morgen.
An dieser Stelle noch eine ganz große Empfehlung für die Leute vom Hexenkessel-Theater und Voltaires Candide , ein "Danke" an den nicht mitlesenden Theaterbesuchskollegen, der eine komplette Reiseapotheke dabei hatte und somit sicherstellte, dass die Erkältung und ich bis heute durchhalten, eines für Frau Huehnerschreck und eins für Herrn Killerblau für den sms-Support im menschlichen Krieg, den die ganze Fahrt darstellte, und zum Schluss noch die Feststellung, dass ich aufgrund der Tatsache, dass die Fahrt furchtbar schrecklich und katastrophal, die Stadt an sich aber ganz schön war, wohl noch einmal hinmuss.
Und jetzt gibts erstmal Erkältungstee.
Thema: off topic
22. Juli 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Frau Mayhem in der Hauptstadt, nicht alleine, aber mit Menschen, die mich wünschen lassen, ich wäre es.
Adios Weltuntergänge, Vermissgefühle für Kater Mayhem, aufkeimende Freundschaften und den Fremden.
Mission: Überleben und mich trauen, ihn zu fragen, ob er am Wochenende mit a la fête * geht.
Einziger Lichtblick in fünf Tagen totorgansierter, verplanter, blondinenbegleiteter Berlinfahrt.
Ein Haar von ihm auf meiner Strickjacke. Er hat sie am Samstag vermutlich zeitweise als Kopfkissen benutzt.
Ich vermisse. Schon jetzt.
Vermissgefühle in meinem Herzen, er in meinem Kopf, und in meinen Ohren die Musik, die er auf meinen mp3-Player übertragen hat, nur gelegentlich im Wechsel mit Frittenbude, um den Herzschlag konstant zu halten.
Zur Depressivitätsbekämpfung eventuell ein Besuch auf dem Dorotheenfriedhof, wenn es sich einrichten lässt.
Ansonsten Museum, Museum, und erwähnte ich schon Museum? Denkmäler, alle Flohmärkte und Türkenläden (Henna!), die sich mir in den Weg werfen und zwischendurch Voltaires Candide.
Alles wird gut, man muss nur atmen.
Hiermit verabschiede ich mich von Ihnen, wünsche Ihnen eine schöne Woche und mir natürlich Ihr ernsthaftes Daumendrücken, für alles.
Sehen Sie nächstes Wochenende in diesem Theater:
-Hauptstadtbilder der ersten Tage , denn die Kamera funktioniert wieder,wenn man sie gelegentlich an einen PC anschließt
-Hauptstadttexte, denn unter dem Druck der riesigen Präsenz einer gnadenlos anonymen Großstadt und meiner eigenen Negativgefühle schreibe ich doch am Besten
- Vielleicht sogar was über Candide, so heißt übrigens auch ein Lied von Die Mannequin
- Eventuell was vom Dorotheenfriedhof
- Weitere semi-gute Texte, deren Aussage man auf "Ich leide so vor mich hin" reduzieren könnte
- Die wieder aktivierte Kommentarfunktion.
Man liest sich.
------
*Keine Ahnung, ob das grammatikalisch richtig war, ich habe Französisch abgewählt.
Adios Weltuntergänge, Vermissgefühle für Kater Mayhem, aufkeimende Freundschaften und den Fremden.
Mission: Überleben und mich trauen, ihn zu fragen, ob er am Wochenende mit a la fête * geht.
Einziger Lichtblick in fünf Tagen totorgansierter, verplanter, blondinenbegleiteter Berlinfahrt.
Ein Haar von ihm auf meiner Strickjacke. Er hat sie am Samstag vermutlich zeitweise als Kopfkissen benutzt.
Ich vermisse. Schon jetzt.
Vermissgefühle in meinem Herzen, er in meinem Kopf, und in meinen Ohren die Musik, die er auf meinen mp3-Player übertragen hat, nur gelegentlich im Wechsel mit Frittenbude, um den Herzschlag konstant zu halten.
Zur Depressivitätsbekämpfung eventuell ein Besuch auf dem Dorotheenfriedhof, wenn es sich einrichten lässt.
Ansonsten Museum, Museum, und erwähnte ich schon Museum? Denkmäler, alle Flohmärkte und Türkenläden (Henna!), die sich mir in den Weg werfen und zwischendurch Voltaires Candide.
Alles wird gut, man muss nur atmen.
Hiermit verabschiede ich mich von Ihnen, wünsche Ihnen eine schöne Woche und mir natürlich Ihr ernsthaftes Daumendrücken, für alles.
Sehen Sie nächstes Wochenende in diesem Theater:
-Hauptstadtbilder der ersten Tage , denn die Kamera funktioniert wieder,wenn man sie gelegentlich an einen PC anschließt
-Hauptstadttexte, denn unter dem Druck der riesigen Präsenz einer gnadenlos anonymen Großstadt und meiner eigenen Negativgefühle schreibe ich doch am Besten
- Vielleicht sogar was über Candide, so heißt übrigens auch ein Lied von Die Mannequin
- Eventuell was vom Dorotheenfriedhof
- Weitere semi-gute Texte, deren Aussage man auf "Ich leide so vor mich hin" reduzieren könnte
- Die wieder aktivierte Kommentarfunktion.
Man liest sich.
------
*Keine Ahnung, ob das grammatikalisch richtig war, ich habe Französisch abgewählt.
Thema: oh happy day.
21. Juli 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Frittenbude - Von Allem Zu Viel from Lucas Paeth on Vimeo.
Es ist die Ghettoschwester, die neben dem Fremden vorne im Auto sitzt, sms schreibt und raucht, während ich auf der Rücksitzbank versuche, einen Turm aus Gitarrenkabeln, einer Mappe und einem Stapel Visitenkarten vorm Einsturz zu bewahren.Es ist auch die Ghettoschwester, die einen Kuss auf die Wange bekommt, aber aus der hintersten Ecke meiner Persönlichkeit flüstert der winzige Rest rationalen Denkens, dass die beiden sich schließlich schon wesentlich länger kennen als wir uns.
Außerdem ist es die Ghettoschwester, wegen der wir immer wieder den Film unterbrechen und eine Raucherpause einlegen müssen, die nebenher telefoniert und im Fratzenbuch online ist und kurzerhand das Abendessen des Fremden an sich nimmt, weil sie Hunger hat.
"Sach mal Fremder", fragt sie zwischen zwei Bissen, "Deine Mum kocht ja total gut und alles, aber wieso bistn du bei der, du hast doch deine Bude?"
-"Du weißt,dass sich meine Eltern getrennt haben."
"Ja und? Du hast doch gesagt, du willst nix mehr mit deinen Eltern zu tun haben."
Der Fremde leert die dritte Bierdose, es sollten noch eineinhalb Weinflaschen folgen. "Meine Mutter braucht mich jetzt, also bin ich da. Egal, ob wir uns verstehen oder nicht."
Die Ghettoschwester lacht. "Fremder, du bist echt komisch".
Ich sehe mich in dem winzigen Zimmer um. Auf einer improvisierten Haltevorrichtung für eine Western- und zwei E-Gitarren hängen Krawatten, am Wand ein System of a Down-Poster und eine Anzugjacke. Auf dem Schreibtisch eine ähnliche Papierflut wie auf meinem, außerdem diverse Flaschen, Weißwein, Rotwein, Havanna. An der Wand noch zwei Bandflaggen und auf der einen irgendwas mit Edding geschrieben.
"Normal ist nur, wer sonst nichts kann", befindet Ms Golightly.
Ich erfahre, dass der Fremde noch mehr Geschwister hat, die allerdings noch nicht ausgezogen waren, und sie einstimmig beschlossen haben, bei ihrer Mutter zu wohnen.
Die sehe ich nur um 1 Uhr mal, als sie den Kopf durch die Tür hereinstreckt und darauf hinweist, dass wir zu laut sind.
Der Fremde hört auf, auf seiner Gitarre Bullet for my Valentine, die gerade im Hintergrund laufen, in Originalgeschwindigkeit nachzuspielen, und dreht etwas leiser.
"Die sind so hohl, unsere Nachbarn. Die beschweren sich wirklich über alles bei uns, sogar, wenn die Musik gar nicht von mir kommt."
-"Ich kapier immer noch nicht, wieso du aus deiner Wohnung raus und hierher bist, is doch sau eng und jetzt musste immer aufm Sofa pennen."
Diagnostiziere der Ghettoschwester nicht nur aufgrund dieser Aussage mangelnde Empathie und eventuell auch mangelnden Verstand. Aber vielleicht ist mein Humor auch einfach seltsam..
..der Fremde scheint ihn jedenfalls zu verstehen, meistens. Mit steigendem Alkoholkonsum seinerseits muss ich die Ironie deutlicher betonen, aber ich bringe ihn zum lachen, immerhin.
Ich bringe auch die Ghettoschwester zum Lachen, man muss sich mit seinen Feinden verbünden, und je betrunkener sie wird, desto lustiger findet sie das, was ich sage, und irgendwann erzählt sie uns, dass sie frisch verliebt ist. Ms Golightly flüstert sie den Namen zu, Kicheralarm, der Fremde grummelt ein "Der verarscht dich sowieso nur wieder", meine Unsicherheit lacht bösartig und zischt, vielleicht hat es sich ja doch nicht gelegt. Vielleicht will er sie ja immernoch.
Und zählt alle potenziellen Indizien auf, den Wangenkuss, die Aussage, sie wohne sowieso schon fast bei ihm und dürfe sich sogar selbstständig am Kühlschrank bedienen.
Paranoia, alles Paranoia...
Die Stimme der Vernunft/Verzweiflung wirkt so schwach im Vergleich.
Wo ist er hin, dieser Zucker
der die Straßen verklebt?
Jeder von uns so verwundbar,
immer wieder belebt
Und auch Wein kann es nicht wegspülen, das Herzzusammenquetschende, Luftabschnürende.
Da,Erinnerung. Die Sache mit der alten Sache. DVD-Abende, Messengergespräche, Gemeinsamkeiten, Verständnis.
Die Freundin.
Er ist nicht die alte Sache. Alles wird gut, er ist nicht die alte Sache.
Ich sehe es, aber ich glaube es nicht.
Und habe Angst, dass es daran scheitert.
Wie war das, wenn man verliebt ist, hat man Schmetterlinge im Bauch?
Wohl eher Handgranaten im Herzen.
Er kann sich so sehr ins Gitarrespielen vertiefen.
Die Ghettoschwester schüttet Wein über seinen Boden und er spielt weiter, sucht sich erst etwas zum Aufwischen, als das Lied fertig ist. Später kippt sie auch noch meinen Wein über die Zusatzmatratze, auf der sie sich schließlich breit macht und einschläft.
Das ist die, die besser ist als ich?
Immerhin, sie kann Rülpsen. Lautstark.
Und betrunken werden. Schnell.
Aufwecken hat keinen Zweck, sie schläft einfach weiter, und irgendwann sitze ich doch halbwegs neben dem Fremden, mit genügend Sicherheitsabstand, er auf seinem Sessel, ich auf dem Boden, angelehnt ans Schlafsofa hinter mir. Und wir reden, bruchstückhaft, ansatzweise.
Als wir vorhin alleine waren, hat er nur auf seine Gitarre geschaut und ist irgendwann raus, Tücher für die Weinpfütze holen.
3 Uhr morgens, Türklingeln, schreiende Nachbarn, die auf den Fremden schimpfen, grinsender Raucher und Pinguin in der Tür.
Der Pinguin verabschiedet sich mit dem nicht ganz ernst gemeinten Hinweis, bei akutem Kuschelbedürfnis könne der Raucher gerne vorbeikommen, ins Nebenzimmer, während sich der Angesprochene auf dem Schreibtischstuhl des Fremden niederlässt und ihn in eine Diskussion über ihr neuestes gemeinsames Musikprojekt verwickelt.
Dann der Hinweis, wann sie spielen, der Fremde hatte es schon erwähnt und auch,dass er sich über meine Anwesenheit freuen würde. Jetzt nochmal an uns alle, wir sollten auf jeden Fall hingehen.
Themensprung, Festival, der Raucher ist eher Wacken- und Summerbreeze-Typ und weil es immer gut ist, neue Menschen kennen zu lernen, schalte ich mental ins Wackenprogramm um und kann mich im Gespräch nicht nur gut, sondern auch augenscheinlich mühelos halbwegs integrieren, irgendwann sitze ich neben dem Raucher auf der Sessellehne, während der Fremde andere Musik raussucht, und unterhalte mich mit ihm über einen Auftritt von Arch Enemy, den er gesehen hat.
Gut vorbereitet durch frühere Besuche bei der alten Sache umschiffe ich auch hier potenzielle Klippen und Eisberge, und nachdem er einen meiner selbst gebackenen Kekse probiert hat, erklärt mich der Raucher offiziell zu seiner Traumfrau.
Ich grinse ihn möglichst entspannt an und weise ihn darauf hin,dass er sich geschätzt irgendwo im Zweipromillebereich befindet.
Er grinst zurück. "Kann sein, aber du bist trotzdem voll die Traumfrau. Ich weiß zwar nicht, ob ich mit dadran morgen noch erinner, aber wenn nicht, mach du das bitte."
"Die Kekse sind echt nicht von dieser Welt, du musst die verkaufen, dann wirst du reich."
Fremder, du hast den Anschluss ans Gespräch verpasst.
Alkohol verlängert die Reaktionszeit.
Trotzdem kann er auch diesmal noch reden, und auch das angetrunkene, nach Wein stinkende Selbstbewusstsein hält sich in Grenzen und irgendwann fühle ich mich nicht mehr so deplatziert, denn die Ghettoschwester schläft, die niveaulose Möchtegernpartymusik, die zwischendurch lief, wurde wieder von (wie könnte es bei ihm anders sein) System of a Down verdrängt, von denen er mir 2 Alben auf den mp3-Player übertragen hat und die Atmosphäre schlägt wieder in einen Bereich um, in dem ich mich sicher fühle.
Als der Raucher geht, sitzen wir noch eine Weile zu dritt da, die Gespräche könnten ins Tiefgründige gehen, wie das morgens um 4.30 Uhr, wenn der Wein langsam wieder abgebaut und von Keksen aufgesogen ist, eben so passiert, aber das Schnarchen der Ghettoschwester und die Tatsache, dass Ms Golightly und der Fremde fast einschlafen, behindern diese Entwicklung ein wenig.
Er sieht verloren aus.
So verloren in seiner Sofaecke, und sein Blick ist nicht glasig, sondern traurig.
Ich traue mich nicht, zu sagen, dass ich da bin, wenn etwas ist, also sitzen wir da und schweigen, irgendwann wuchtet Ms Golightly seine und meine Beine auf ihren Schoß, weil sie findet, dass wir nicht so in Kauerstellung halb im Sofa, bzw Sessel verschwinden sollten, und eine sms vom Studenten sorgt dafür,dass ich mein Handy, das irgendwo im Raum verloren gegangen war, unter einem Shirt des Fremden, das mit seiner Bettdecke auf meinem Sitzmöbel liegt, wieder finde.
Erinnerst du dich als wir träumten?
Wir haben so viel versucht
um nicht unter zu gehen
Ja, wann kommt diese Flut?
Die sie einreißt die Mauern,
die sie killt diese Grenzen
Weiter Schweigen, dann bittet er uns, zu gehen. Bei ihm schlafen ist keine Option mehr, zu viele Leute in einem zu kleinen Raum, also machen wir uns auf den Heimweg. Bevor wir die Tür schließen, absolvieren wir die obligatorischen Abschiedsumarmungen, und er wirkt so traurig und verloren und verzweifelt , und ich bin so traurig und verloren und außerdem noch so schrecklich schmerzhaft verliebt, dass ich ihn am Liebsten festgehalten hätte.
So bleibt es bei einer Sekundenumarmung und seiner im Lichtschein der Mietshauseingangslampe schrittweise kleiner werdenden Gestalt, bis zum nächsten Tag, an dem er die Ghettoschwester und mich heimfährt.
Von allem zu viel
denn es ist nie genug
Es fühlt sich falsch an
doch irgendwie auch gut
Es ist noch nichts verloren
außer der Verstand
Wir nehmen unseren Karren
und fahren ihn an die Wand..
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Zitate aus Von Allem Zu Viel von Frittenbude