Thema: von herzen
Blame it on a broken heart- I’ve fallen apart again.
Gestern Abend habe ich es dir also gesagt.
Ich wollte nicht, dass es auf diese Art und Weise passiert, ich hatte das alles geplant, so, wie ich das gerne tue;
aber wie meistens hatte die mutmaßliche Schicksalsinstanz andere Pläne, und so konnte ich nicht unter vier Augen und bei der Übergabe deiner Cds mit dir reden, sondern wir standen auf dem Supermarktparkplatz, du angetrunken, ich weinend, auf mich warteten der Raucher, die Nixe und ihr Freund im Auto, auf dich der Grinch neben dir.
Ich habe es dir trotzdem gesagt.
Hatte dich angerufen, wollte fragen, wo du bist, und auf einmal bist du aus dem Gang mit den Spirituosen abgebogen und mir direkt entgegen, hast mich in die Arme genommen, als ob nichts wäre, und den Raucher gegrüßt, als ob nichts wäre.
Obwohl du den Auftritt der besten Band der Kleinstadt, eurer Band, so verhauen hast, dass der Schlagzeuger sich auf der Bühne geweigert hat, weiter zu spielen.
Du hast es nicht gemerkt, die ganze Aggression, die da aus dem Raucher an die Luft wollte, und auch nicht, dass "reserviert" für mein Verhalten schon gar kein Ausdruck mehr war.
Fast wärt ihr gegangen, weil du das mit den CDs schon vergessen hattest und der Grinch doch wieder single ist und ihr betrunken wart und Pizza essen und Film gucken wolltet,
aber der Raucher hat dich aufgehalten und hat gesagt, Ey du Schwachmat, willste nich mal deine CDs zurück.
Also habt ihr gewartet, bis wir auch draußen waren, und der Grinch klebte dir so sehr an den Fersen, dass ich nicht alleine mit dir reden konnte, nichtmal über die Musik, die du mir ausgeliehen hast und die sie sowieso nicht interessiert.
Und du hast so freundlich geschaut und warst so herzlich und es hat so weh getan,
denn du warst so weit weg und so betrunken, und du hast mir so furchtbar weh getan,
Also habe ich es dir dann gesagt.
Du wolltest erst abstreiten, der Reflex, dann hast du aber eingesehen, dass das nicht mehr geht.
Und die übliche Masche, rausreden und ablenken. Ich sei doch so ein wahnsinnig tolles Mädchen,dem man nicht weh tun wolle, und hach, das Festival, hmnja, und jammen mit dem Raucher wäre auch mal wieder toll.
Und ich sage, red dich nicht raus, denn weißt du, das ewige Hoffnungmachen-wieder eins reinwürgen-wieder Hoffnungmachen und so weiter, das fand ich nicht gerade nett, und ich fand die Nummer auf dem Festival nicht nett, und beim Zelten nach dem Auftritt, das war auch nicht nett; und ich will dir jetzt keine Strafpredigt halten, aber ich finde es mal richtig scheiße, was du da abgezogen hast mit mir.
"Damit bin ich jetzt überlastet", hast du gesagt.
Für ein "Tja" hat es bei mir gereicht, dann habe ich mich beim Grinch entschuldigt, dass sie sich das antun muss, aber sie meinte, sie sei sowieso betrunken und ging weg, um mit Einkaufswägen zu sprechen.
Und du hast mich angeschaut und wusstest nicht, was du sagen sollst. Warst ja überlastet.
Dass ich es gemein fand, habe ich dann gesagt. Und nicht in Ordnung, und dass du schon richtig siehst und ich deswegen weine.
Weil du mir weh getan hast. Einfach so.
Als wir weggefahren sind und du zum Grinch zurückgegangen bist, hat sie gelacht, sie hat mich ausgelacht, als wäre das etwas lustiges, so ein Herzmassaker, und dann habe ich so sehr geweint, dass ich nichts mehr gesehen habe, und ich bin auch jetzt wieder am Heulen, sitze in meinem Zimmer in meinem Noch-Zuhause und heule mir halb die Augen aus, weil du mein Herz kaputt gemacht hast, einfach so.
Als wäre das irgendein Wegwerfkitsch, anfangs nett anzusehen, aber eigentlich nur lästig, und deswegen landet es dann im Restmüll.
Ich weiß nicht, ob ich dich verloren habe oder du mich.
Und ich bin nicht nur herzschmerzgeplagt, sondern auch flashbackverfolgt, die ganzen beschissenen Positiverinnerungen, vom Festival, von euren Auftritten, Kneipenbesuchen, DVD-Abenden, Spontanübernachtungen, das Alles.
Jedes Mal neue Hoffnung, wenn ich gerade aufgeben wollte, weil ich das eigentlich nicht kann, so einfach über meinen Schatten springen und auf Leute zugehen, besonders dann nicht, wenn ich verliebt bin, aber für dich hab ich das gemacht, weil du es wert warst, so irgendwie.
Egal, was du wieder für einen Mist gebaut hast, ich habe immer daran geglaubt, dass du dich auf die Reihe kriegst und ich tue es auch jetzt noch, denn irgendwie schaffst du es ja teilweise, seit ich da war. Mit Rückschlägen.
Einer deiner Rückschläge hat dafür gesorgt, dass es deine Band nicht mehr gibt.
Von der du gesagt hast, sie sei dir so wichtig,
und die du im Stich gelassen hast, schon wieder, für die Bitchcrew.
Schon wieder.
Ich habe sehr früh gelernt, mich nicht auf dich zu verlassen.
Habe nicht einmal versucht, mich anzulehnen.
Vermutlich war ich trotzdem zu viel.
Zu viel Vorgeschichte, zu viel verdrängt, zu erwachsen im Vergleich zu dir, irgendwie; zu viel selbstständiges Denken und zu viel Offenheit, wenn es darum ging, ehrliche Kritik zu üben.
Ich habe diesmal nicht versucht, meine Persönlichkeit zu reduzieren, sondern mich darauf beschränkt, ich selbst zu sein. Mit allen Macken, die dazugehören, bin ich hingegangen und habe es versucht, bei dir oder mit dir, und es sah doch so aus, als würde es werden.
Als wäre da Verständnis, irgendwo, und als wäre ich in Ordnung, so, wie ich eben bin.
Letztendlich war es das nicht.
Und so lange du noch nicht erwachsen bist, wird es das auch nie sein und die Bitchcrew letztlich gewinnen.
Egal, ob es jetzt das Fangirlie, der Grinch oder das Mopsgesicht ist. Da kann ich eben nicht mithalten.
Und ich will es auch nicht.
Ich will und kann mich nicht so verändern, dass ich da reinpasse. Weil das nicht ich bin.
Ich bin ansatzweise paranoid, schwer verunsichert, sozial unfähig und manchmal irgendwo an der Grenze von (Halb-)Genie und (totalem) Wahnsinn, aber ich bin keine von denen. Ich bin mehr als das.
Vermutlich bin ich zu viel.
Der Raucher ist der Einzige, der mit dem zu viel klar zu kommen scheint, und weißt du, er hat gesagt, wenn ich nicht hier wäre, wäre er es auch nicht mehr.
Du hast es nicht einmal gemerkt.
DU hast ihn ausgelacht, als er es dir vor längerer Zeit mal gesagt hat, so, wie mich der Grinch ausgelacht hat, als ich mit dir geredet habe, in ihrer kleinen Welt ist das alles so furchtbar lustig.
Vermutlich hat sie ausgereicht, um dein schlechtes Gewissen, das sich in Form eines leisen "Ja sorry, tut mir Leid", das du noch rausgequetscht hast, während ich die Autotür zugeschlagen habe, manifestiert hatte, wieder zu beruhigen. Ist doch alles halb so wild, kann schließlich nicht jeder den haben, den er will.
Der Unterschied zwischen ihr und mir ist, dass ich dich nicht "haben" wollte.
Weißt du, Liebe und das ganze Sammelsurium an Vorstufen und Abarten, das hat nichts mit besitzen zu tun, das ist nicht "Haben".
Das sind Gefühle, und bei mir waren sie echt, und sie kamen aus den Untiefen meiner seltsamen kleinen Seele, viel zu viel für eine Person, eigentlich, aber irgendwie waren sie da und blieben es auch, egal, was ich dagegen gemacht habe, also habe ich sie akzeptiert und es versucht, mal wieder.
War keine so gesunde Idee, mal wieder.
Also sitze ich auf meinem Bett, mal wieder, und ein weiterer Teil meiner Musiksammlung wird fest mit Herzschmerz verbunden, und ich schreibe, mal wieder,
obwohl ich eigentlich für eine Klausur lernen sollte; das übliche Szenario.
Nur mit dem Unterschied, dass es diesmal du warst, der mir weh getan hat.
Nicht das Problem, das mich sowieso nicht leiden konnte.
Nicht die alte Sache, die mich erst auf die Kumpeltypschiene und dann ganz aufs Abstellgleis verfrachtet hat,
sondern du, von dem ich dachte, er wäre irgendwie anders.
Trugschluss.
Ich werde auch dich überstehen, Unkraut vergeht nicht, und sobald ich wieder halbwegs stabil exisitieren kann,ohne an akutem Herzschmerz halb zu verrecken, kann ich mich auch unter Garantie auf den Lerneffekt berufen, und vielleicht fällt mir ja irgendwann mal ein, mich doch richtig in den Raucher zu verlieben, der alles ist, was eigentlich passt, und mit dem ich beinahe alles habe, was eine Beziehung ausmacht, nur eben ohne Beziehung, zwar mit beidseitiger Zuneigung, aber ohne Verliebtsein.
Wäre vermutlich die vernünftigste Lösung.
Für Verliebtsein reicht es bei mir aber nicht, und aktuell ist das deine Schuld.
Es reicht für gar nichts im Moment, denn weißt du, ich habe auch andere Probleme als dich, die mich beanspruchen und beschäftigen, mein Leben bleibt nicht stehen, nur, weil da gerade ein Weltuntergang tobt, der deinen Namen trägt, und du bist nicht der Mittelpunkt meiner kleinen und irgendwann heilen Welt.
Diesen Platz werde ich dir auch nicht einräumen. Du kannst einen in der Vergangenheitskiste haben, dann, wenn ich das alles verarbeitet habe und wieder halbwegs normal funktioniere.
Bis es soweit ist, tut es eben weh. Aber da muss man durch, einfach weiteratmen, sich eventuell zwischendurch mal fragen, warum es jedes Mal wieder so ist, und einfach daran glauben, dass es besser wird, und irgendwann, da wird alles gut.
Du hast mal gesagt, ich sei viel stärker, als ich denke.
Wahrscheinlich muss ich mich darauf verlassen, denn im Moment ist "einfach weiteratmen" mehr denn je "einfach stark bleiben", und ich beabsichtige, genau das zu tun.
Unkraut vergeht nicht, und ich habe schon mehr überstanden als dich.
Vermutlich muss ich da durch.
Also Augen zu und los.
mayhem.
Gestern Abend habe ich es dir also gesagt.
Ich wollte nicht, dass es auf diese Art und Weise passiert, ich hatte das alles geplant, so, wie ich das gerne tue;
aber wie meistens hatte die mutmaßliche Schicksalsinstanz andere Pläne, und so konnte ich nicht unter vier Augen und bei der Übergabe deiner Cds mit dir reden, sondern wir standen auf dem Supermarktparkplatz, du angetrunken, ich weinend, auf mich warteten der Raucher, die Nixe und ihr Freund im Auto, auf dich der Grinch neben dir.
Ich habe es dir trotzdem gesagt.
Hatte dich angerufen, wollte fragen, wo du bist, und auf einmal bist du aus dem Gang mit den Spirituosen abgebogen und mir direkt entgegen, hast mich in die Arme genommen, als ob nichts wäre, und den Raucher gegrüßt, als ob nichts wäre.
Obwohl du den Auftritt der besten Band der Kleinstadt, eurer Band, so verhauen hast, dass der Schlagzeuger sich auf der Bühne geweigert hat, weiter zu spielen.
Du hast es nicht gemerkt, die ganze Aggression, die da aus dem Raucher an die Luft wollte, und auch nicht, dass "reserviert" für mein Verhalten schon gar kein Ausdruck mehr war.
Fast wärt ihr gegangen, weil du das mit den CDs schon vergessen hattest und der Grinch doch wieder single ist und ihr betrunken wart und Pizza essen und Film gucken wolltet,
aber der Raucher hat dich aufgehalten und hat gesagt, Ey du Schwachmat, willste nich mal deine CDs zurück.
Also habt ihr gewartet, bis wir auch draußen waren, und der Grinch klebte dir so sehr an den Fersen, dass ich nicht alleine mit dir reden konnte, nichtmal über die Musik, die du mir ausgeliehen hast und die sie sowieso nicht interessiert.
Und du hast so freundlich geschaut und warst so herzlich und es hat so weh getan,
denn du warst so weit weg und so betrunken, und du hast mir so furchtbar weh getan,
Also habe ich es dir dann gesagt.
Du wolltest erst abstreiten, der Reflex, dann hast du aber eingesehen, dass das nicht mehr geht.
Und die übliche Masche, rausreden und ablenken. Ich sei doch so ein wahnsinnig tolles Mädchen,dem man nicht weh tun wolle, und hach, das Festival, hmnja, und jammen mit dem Raucher wäre auch mal wieder toll.
Und ich sage, red dich nicht raus, denn weißt du, das ewige Hoffnungmachen-wieder eins reinwürgen-wieder Hoffnungmachen und so weiter, das fand ich nicht gerade nett, und ich fand die Nummer auf dem Festival nicht nett, und beim Zelten nach dem Auftritt, das war auch nicht nett; und ich will dir jetzt keine Strafpredigt halten, aber ich finde es mal richtig scheiße, was du da abgezogen hast mit mir.
"Damit bin ich jetzt überlastet", hast du gesagt.
Für ein "Tja" hat es bei mir gereicht, dann habe ich mich beim Grinch entschuldigt, dass sie sich das antun muss, aber sie meinte, sie sei sowieso betrunken und ging weg, um mit Einkaufswägen zu sprechen.
Und du hast mich angeschaut und wusstest nicht, was du sagen sollst. Warst ja überlastet.
Dass ich es gemein fand, habe ich dann gesagt. Und nicht in Ordnung, und dass du schon richtig siehst und ich deswegen weine.
Weil du mir weh getan hast. Einfach so.
Als wir weggefahren sind und du zum Grinch zurückgegangen bist, hat sie gelacht, sie hat mich ausgelacht, als wäre das etwas lustiges, so ein Herzmassaker, und dann habe ich so sehr geweint, dass ich nichts mehr gesehen habe, und ich bin auch jetzt wieder am Heulen, sitze in meinem Zimmer in meinem Noch-Zuhause und heule mir halb die Augen aus, weil du mein Herz kaputt gemacht hast, einfach so.
Als wäre das irgendein Wegwerfkitsch, anfangs nett anzusehen, aber eigentlich nur lästig, und deswegen landet es dann im Restmüll.
Ich weiß nicht, ob ich dich verloren habe oder du mich.
Und ich bin nicht nur herzschmerzgeplagt, sondern auch flashbackverfolgt, die ganzen beschissenen Positiverinnerungen, vom Festival, von euren Auftritten, Kneipenbesuchen, DVD-Abenden, Spontanübernachtungen, das Alles.
Jedes Mal neue Hoffnung, wenn ich gerade aufgeben wollte, weil ich das eigentlich nicht kann, so einfach über meinen Schatten springen und auf Leute zugehen, besonders dann nicht, wenn ich verliebt bin, aber für dich hab ich das gemacht, weil du es wert warst, so irgendwie.
Egal, was du wieder für einen Mist gebaut hast, ich habe immer daran geglaubt, dass du dich auf die Reihe kriegst und ich tue es auch jetzt noch, denn irgendwie schaffst du es ja teilweise, seit ich da war. Mit Rückschlägen.
Einer deiner Rückschläge hat dafür gesorgt, dass es deine Band nicht mehr gibt.
Von der du gesagt hast, sie sei dir so wichtig,
und die du im Stich gelassen hast, schon wieder, für die Bitchcrew.
Schon wieder.
Ich habe sehr früh gelernt, mich nicht auf dich zu verlassen.
Habe nicht einmal versucht, mich anzulehnen.
Vermutlich war ich trotzdem zu viel.
Zu viel Vorgeschichte, zu viel verdrängt, zu erwachsen im Vergleich zu dir, irgendwie; zu viel selbstständiges Denken und zu viel Offenheit, wenn es darum ging, ehrliche Kritik zu üben.
Ich habe diesmal nicht versucht, meine Persönlichkeit zu reduzieren, sondern mich darauf beschränkt, ich selbst zu sein. Mit allen Macken, die dazugehören, bin ich hingegangen und habe es versucht, bei dir oder mit dir, und es sah doch so aus, als würde es werden.
Als wäre da Verständnis, irgendwo, und als wäre ich in Ordnung, so, wie ich eben bin.
Letztendlich war es das nicht.
Und so lange du noch nicht erwachsen bist, wird es das auch nie sein und die Bitchcrew letztlich gewinnen.
Egal, ob es jetzt das Fangirlie, der Grinch oder das Mopsgesicht ist. Da kann ich eben nicht mithalten.
Und ich will es auch nicht.
Ich will und kann mich nicht so verändern, dass ich da reinpasse. Weil das nicht ich bin.
Ich bin ansatzweise paranoid, schwer verunsichert, sozial unfähig und manchmal irgendwo an der Grenze von (Halb-)Genie und (totalem) Wahnsinn, aber ich bin keine von denen. Ich bin mehr als das.
Vermutlich bin ich zu viel.
Der Raucher ist der Einzige, der mit dem zu viel klar zu kommen scheint, und weißt du, er hat gesagt, wenn ich nicht hier wäre, wäre er es auch nicht mehr.
Du hast es nicht einmal gemerkt.
DU hast ihn ausgelacht, als er es dir vor längerer Zeit mal gesagt hat, so, wie mich der Grinch ausgelacht hat, als ich mit dir geredet habe, in ihrer kleinen Welt ist das alles so furchtbar lustig.
Vermutlich hat sie ausgereicht, um dein schlechtes Gewissen, das sich in Form eines leisen "Ja sorry, tut mir Leid", das du noch rausgequetscht hast, während ich die Autotür zugeschlagen habe, manifestiert hatte, wieder zu beruhigen. Ist doch alles halb so wild, kann schließlich nicht jeder den haben, den er will.
Der Unterschied zwischen ihr und mir ist, dass ich dich nicht "haben" wollte.
Weißt du, Liebe und das ganze Sammelsurium an Vorstufen und Abarten, das hat nichts mit besitzen zu tun, das ist nicht "Haben".
Das sind Gefühle, und bei mir waren sie echt, und sie kamen aus den Untiefen meiner seltsamen kleinen Seele, viel zu viel für eine Person, eigentlich, aber irgendwie waren sie da und blieben es auch, egal, was ich dagegen gemacht habe, also habe ich sie akzeptiert und es versucht, mal wieder.
War keine so gesunde Idee, mal wieder.
Also sitze ich auf meinem Bett, mal wieder, und ein weiterer Teil meiner Musiksammlung wird fest mit Herzschmerz verbunden, und ich schreibe, mal wieder,
obwohl ich eigentlich für eine Klausur lernen sollte; das übliche Szenario.
Nur mit dem Unterschied, dass es diesmal du warst, der mir weh getan hat.
Nicht das Problem, das mich sowieso nicht leiden konnte.
Nicht die alte Sache, die mich erst auf die Kumpeltypschiene und dann ganz aufs Abstellgleis verfrachtet hat,
sondern du, von dem ich dachte, er wäre irgendwie anders.
Trugschluss.
Ich werde auch dich überstehen, Unkraut vergeht nicht, und sobald ich wieder halbwegs stabil exisitieren kann,ohne an akutem Herzschmerz halb zu verrecken, kann ich mich auch unter Garantie auf den Lerneffekt berufen, und vielleicht fällt mir ja irgendwann mal ein, mich doch richtig in den Raucher zu verlieben, der alles ist, was eigentlich passt, und mit dem ich beinahe alles habe, was eine Beziehung ausmacht, nur eben ohne Beziehung, zwar mit beidseitiger Zuneigung, aber ohne Verliebtsein.
Wäre vermutlich die vernünftigste Lösung.
Für Verliebtsein reicht es bei mir aber nicht, und aktuell ist das deine Schuld.
Es reicht für gar nichts im Moment, denn weißt du, ich habe auch andere Probleme als dich, die mich beanspruchen und beschäftigen, mein Leben bleibt nicht stehen, nur, weil da gerade ein Weltuntergang tobt, der deinen Namen trägt, und du bist nicht der Mittelpunkt meiner kleinen und irgendwann heilen Welt.
Diesen Platz werde ich dir auch nicht einräumen. Du kannst einen in der Vergangenheitskiste haben, dann, wenn ich das alles verarbeitet habe und wieder halbwegs normal funktioniere.
Bis es soweit ist, tut es eben weh. Aber da muss man durch, einfach weiteratmen, sich eventuell zwischendurch mal fragen, warum es jedes Mal wieder so ist, und einfach daran glauben, dass es besser wird, und irgendwann, da wird alles gut.
Du hast mal gesagt, ich sei viel stärker, als ich denke.
Wahrscheinlich muss ich mich darauf verlassen, denn im Moment ist "einfach weiteratmen" mehr denn je "einfach stark bleiben", und ich beabsichtige, genau das zu tun.
Unkraut vergeht nicht, und ich habe schon mehr überstanden als dich.
Vermutlich muss ich da durch.
Also Augen zu und los.
mayhem.
Thema: oh happy day.
Den Raucher ins Krankenhaus geschickt, nachdem er vor ein paar Tagen eine Flasche auf den Kopf geschlagen bekommen hat und gestern bewusstlos vom Stuhl gefallen ist.
Hilflosigkeit, weil ich in der Schule saß und ihm nicht helfen konnte.
Und irgendwas zwischen Sorge und Aggression, weil er trotz allem wieder auf die Arbeit gegangen ist.
Der Umzugstermin verschiebt sich, muss doch mehr gemacht werden, als gedacht.
Erfahren von der Nachbarin, nicht vom Vermieter, der mir morgen den Schlüssel geben und sich spätestens heute melden wollte, eigentlich.
Parallel dazu ein immer stärker werdendes crescendo der Ausbrüche der Vatersfreundin, und Papa Mayhem entscheidet relativ spontan zwischen Zuschauen und einfach Zustimmen, gelegentlich kommt auch eine Stichelbemerkung.
Sollte gerade eigentlich die Verwandlung von Kafka als Klassenlektüre lesen und habe das Gefühl, selbst ein ekliger Käfer zu sein.
Die Fabrik macht genau dann Winterferien, wenn ich es auch tue, das andere Fließband will Schüler nur in den Sommerferien einstellen und auch die Nixenmutter reicht ihre Arbeit lieber unbezahlt an die Tochter weiter, statt mir ein paar Euro die Stunde dafür zu geben.
Letzte Hoffnung auf eine halbwegs stabile Einnahmequelle ist somit die Tochter der reichen Russen, die sich zuhause erkundigt, ob irgendjemand für irgendwas gebraucht wird, und wenn es nur um die Entalgung des Springbrunnes im Eingangsbereich geht
(Ein Springbrunnen... in meinem zukünftigen Wohnungseingangsbereich ist nichtmal Platz für einen Kasten Wasser).
Immer noch keine Reaktion von der Werkstatt, dafür hat das Auto ein ganz neues Problem und gibt von selbst Gas. Klingt beim Kuppeln, als stünde ich auch auf dem anderen Pedal und bei absolutem Stillstand, als wäre ich ein Pseudogangsta, der an der Ampel mit dem Gaspedal spielt und den Bürokaufmann im Mercedes neben sich zu einem Rennen auffordert.
Kein Geld für ein anderes Auto, davon abgesehen ließe sich das Jetzige selbst dann nicht verkaufen, wenn ich es irgendwie übers Herz bringen würde.
Mein Mayhemmobil bleibt bei mir, und davon abgesehen ich bin auf es angewiesen.
Der Raucher versucht, mir so zu helfen, dass ich es nicht zu sehr merke, um mein schlechtes Gewissen etwas einzugrenzen, und ist in letzter Zeit verdächtig oft "zufällig in der Gegend" weshalb er mich mich " auch einfach " mitnehmen kann, wenn wir abends was vorhaben. Außerdem findet man seit Neuestem gelegentlich genießbare Lebensmittel in seiner Küche, und wenn nicht, verwirrt er mich so lange mit mathematischen Tatsachen, bis ich selbst nicht mehr weiß, wie viel Geld ich ihm für die Zutaten des gemeinsamen Abendessens schulde und ihm den Betrag gebe, den er nennt.
Der wohl immer etwas zu gering ausfällt.
Die liebe Dorfgemeinschaft kann sich gar nicht entscheiden, ob sie lieber Verschwörungstheorien bezüglich meines Umzugs und der häufigen Sichtung des Raucherautos in meiner Nähe bilden oder nur lästern soll und Brotkaufen wird immer mehr zum Spießrutenlauf.
Opa Mayhem fragt nach mir und ich schaffe es emotional weder, ihn alleine zu besuchen, noch, mich an die Vatersfreundin und Papa Mayhem dranzuhängen.
Schlechtes Gewissen ist gar kein Ausdruck mehr dafür.
Der Patenonkel hat immer noch nichts von mir gehört.
Der Grinch ist wieder solo, verkündete in einer Eil-Stautsmeldung inklusive Herzchen, heute mit dem Fremden im Kino zu sein, während die Ghettoschwester schauen muss, mit wem sie in die Dorfdisko geht, und im Dialog mit mir, ihn "haben" zu wollen. Nicht auf einmalig-sexuelle, sondern auf besitzende Art und Weise, unter dem Deckmantel einer Beziehung.
Einfach so, weil ihr danach ist.
Um sich zu beweisen, dass sie es kann.
Außerdem ist er doch weltfremder, halbverlorener Musiker; um die würden einen die anderen Mädchen immer beneiden.
Habe ihn gefragt, ob ich seine CDs persönlich vorbeibringen oder beim Raucher lassen soll, wenn ich morgen in die Kleinstadt fahre.
Reaktion war, kannst dich ja mal melden.
Morgen gebe ich ihm die Musik zurück, und wenn ich es nicht verhindern kann, wird er mich weinen sehen.
Aber einer muss es schließlich mal aussprechen.
Wie auch immer ich das schaffen will.
Eigentlich war ein Besuch der bösen Kneipe mit Mr. Gaunt geplant. Er hatte dem Raucher eine sms geschickt, bis zu dem Zeitpunkt waren wir uns nicht sicher, ob der Mensch überhaupt irgendein modernes Kommunikationsmittel besitzt und auch nutzt, vorgeschlagen, danach noch ein bisschen in die Absteige zu gehen, den Probenraumschlüssel habe er und die Instrumente stünden noch drin,und er hat gefragt, ob ich vielleicht mitkommen möchte.
Eigentlich.
Dann durch Esmeralda erfahren, dass er morgen den ganzen Tag mit ihr und seiner Exfreundin, der Löwin, die im schlechtesten Fall wieder Interesse hat, unterwegs ist und abends auf ein Konzert geht.
War wohl nichts.
Wieder mal versetzt für die, die eigentlich ein abgeschlossenes Kapitel sein sollte.
Ich muss verdammt viel schlechtes Karma angesammelt haben.
Hilflosigkeit, weil ich in der Schule saß und ihm nicht helfen konnte.
Und irgendwas zwischen Sorge und Aggression, weil er trotz allem wieder auf die Arbeit gegangen ist.
Der Umzugstermin verschiebt sich, muss doch mehr gemacht werden, als gedacht.
Erfahren von der Nachbarin, nicht vom Vermieter, der mir morgen den Schlüssel geben und sich spätestens heute melden wollte, eigentlich.
Parallel dazu ein immer stärker werdendes crescendo der Ausbrüche der Vatersfreundin, und Papa Mayhem entscheidet relativ spontan zwischen Zuschauen und einfach Zustimmen, gelegentlich kommt auch eine Stichelbemerkung.
Sollte gerade eigentlich die Verwandlung von Kafka als Klassenlektüre lesen und habe das Gefühl, selbst ein ekliger Käfer zu sein.
Die Fabrik macht genau dann Winterferien, wenn ich es auch tue, das andere Fließband will Schüler nur in den Sommerferien einstellen und auch die Nixenmutter reicht ihre Arbeit lieber unbezahlt an die Tochter weiter, statt mir ein paar Euro die Stunde dafür zu geben.
Letzte Hoffnung auf eine halbwegs stabile Einnahmequelle ist somit die Tochter der reichen Russen, die sich zuhause erkundigt, ob irgendjemand für irgendwas gebraucht wird, und wenn es nur um die Entalgung des Springbrunnes im Eingangsbereich geht
(Ein Springbrunnen... in meinem zukünftigen Wohnungseingangsbereich ist nichtmal Platz für einen Kasten Wasser).
Immer noch keine Reaktion von der Werkstatt, dafür hat das Auto ein ganz neues Problem und gibt von selbst Gas. Klingt beim Kuppeln, als stünde ich auch auf dem anderen Pedal und bei absolutem Stillstand, als wäre ich ein Pseudogangsta, der an der Ampel mit dem Gaspedal spielt und den Bürokaufmann im Mercedes neben sich zu einem Rennen auffordert.
Kein Geld für ein anderes Auto, davon abgesehen ließe sich das Jetzige selbst dann nicht verkaufen, wenn ich es irgendwie übers Herz bringen würde.
Mein Mayhemmobil bleibt bei mir, und davon abgesehen ich bin auf es angewiesen.
Der Raucher versucht, mir so zu helfen, dass ich es nicht zu sehr merke, um mein schlechtes Gewissen etwas einzugrenzen, und ist in letzter Zeit verdächtig oft "zufällig in der Gegend" weshalb er mich mich " auch einfach " mitnehmen kann, wenn wir abends was vorhaben. Außerdem findet man seit Neuestem gelegentlich genießbare Lebensmittel in seiner Küche, und wenn nicht, verwirrt er mich so lange mit mathematischen Tatsachen, bis ich selbst nicht mehr weiß, wie viel Geld ich ihm für die Zutaten des gemeinsamen Abendessens schulde und ihm den Betrag gebe, den er nennt.
Der wohl immer etwas zu gering ausfällt.
Die liebe Dorfgemeinschaft kann sich gar nicht entscheiden, ob sie lieber Verschwörungstheorien bezüglich meines Umzugs und der häufigen Sichtung des Raucherautos in meiner Nähe bilden oder nur lästern soll und Brotkaufen wird immer mehr zum Spießrutenlauf.
Opa Mayhem fragt nach mir und ich schaffe es emotional weder, ihn alleine zu besuchen, noch, mich an die Vatersfreundin und Papa Mayhem dranzuhängen.
Schlechtes Gewissen ist gar kein Ausdruck mehr dafür.
Der Patenonkel hat immer noch nichts von mir gehört.
Der Grinch ist wieder solo, verkündete in einer Eil-Stautsmeldung inklusive Herzchen, heute mit dem Fremden im Kino zu sein, während die Ghettoschwester schauen muss, mit wem sie in die Dorfdisko geht, und im Dialog mit mir, ihn "haben" zu wollen. Nicht auf einmalig-sexuelle, sondern auf besitzende Art und Weise, unter dem Deckmantel einer Beziehung.
Einfach so, weil ihr danach ist.
Um sich zu beweisen, dass sie es kann.
Außerdem ist er doch weltfremder, halbverlorener Musiker; um die würden einen die anderen Mädchen immer beneiden.
Habe ihn gefragt, ob ich seine CDs persönlich vorbeibringen oder beim Raucher lassen soll, wenn ich morgen in die Kleinstadt fahre.
Reaktion war, kannst dich ja mal melden.
Morgen gebe ich ihm die Musik zurück, und wenn ich es nicht verhindern kann, wird er mich weinen sehen.
Aber einer muss es schließlich mal aussprechen.
Wie auch immer ich das schaffen will.
Eigentlich war ein Besuch der bösen Kneipe mit Mr. Gaunt geplant. Er hatte dem Raucher eine sms geschickt, bis zu dem Zeitpunkt waren wir uns nicht sicher, ob der Mensch überhaupt irgendein modernes Kommunikationsmittel besitzt und auch nutzt, vorgeschlagen, danach noch ein bisschen in die Absteige zu gehen, den Probenraumschlüssel habe er und die Instrumente stünden noch drin,und er hat gefragt, ob ich vielleicht mitkommen möchte.
Eigentlich.
Dann durch Esmeralda erfahren, dass er morgen den ganzen Tag mit ihr und seiner Exfreundin, der Löwin, die im schlechtesten Fall wieder Interesse hat, unterwegs ist und abends auf ein Konzert geht.
War wohl nichts.
Wieder mal versetzt für die, die eigentlich ein abgeschlossenes Kapitel sein sollte.
Ich muss verdammt viel schlechtes Karma angesammelt haben.
Thema: kurz gemeldet
Ich verkünde hiermit stolz, das Gespräch mit dem Vermieter hinter mich gebracht zu haben.
Die Wohnung? Mit einem Geheimgang und einerFolter-Rumpelkammer ausgestattet, horrorfilmtaugliches Minibad und Gruselküche, verwinkelt, unpersönlich bis steril, aber immerhin vergleichsweise gut isoliert, Dachgeschoss inklusive Schrägen (nennen Sie mich seltsam, aber ich wollte schon immer mein Bett unter einer Dachschräge positionieren), Blick zur Straße oder aufs Nachbarhaus, eine Badewanne (die bald um einen Duschschlauch ergänzt wird), für deren Nutzung ich mich vermutlich auf sehr kreative Art und Weise kleinerfalten und mehrfach mit mir selbst verknoten muss.
Unübersichtliches, enges Treppenhaus, durch das man den Mischpultmann nur mit sanfter Gewalt quetschen könnte (somit ergibt sich die Frage, wie zur Hölle ich ein ganzes Sofa da rauf bekommen soll).
Und das Beste daran: Sie ist meins!
Ich bekomme sogar eine Kaffeemaschine dazu, stellen Sie sich das mal vor.
Anfang Dezember Schlüsselübergabe, endgültiger Einzug im Laufe des Monats.
Mietvertrag wird unterschrieben, wenn ich weiß, ob Heizungen, Boiler, Herd und Kühlschrank funktionieren und ein paar Kleinigkeiten auf Vordermann gebracht worden sind.
Kautionsfrei das Ganze; nicht, weil ich die Tochter meines Vaters bin, sondern weil ich ich bin.
Drei verschiedene Sofa-Angebote, ne neue Lattenrost/Matratzen-Kombi will mir aber leider niemand schenken, für die Meisten anderen Möbel habe ich Bezugsquellen.
Das großzügige Angebot der Vatersfreundin, für läppische fünfzig Euro im Monat meine Wäsche bei meinem Vater mit zu waschen, habe ich dankend abgelehnt und mich für die Variante " im Waschsalon dreifuffzich pro Maschine plus fünfzig Cent fürn Trockner", die ich in der Kleinstadt gesichtet habe, entschieden.
Alles wird gut. Irgendwie mache ich das schon.
Die Wohnung? Mit einem Geheimgang und einer
Unübersichtliches, enges Treppenhaus, durch das man den Mischpultmann nur mit sanfter Gewalt quetschen könnte (somit ergibt sich die Frage, wie zur Hölle ich ein ganzes Sofa da rauf bekommen soll).
Und das Beste daran: Sie ist meins!
Ich bekomme sogar eine Kaffeemaschine dazu, stellen Sie sich das mal vor.
Anfang Dezember Schlüsselübergabe, endgültiger Einzug im Laufe des Monats.
Mietvertrag wird unterschrieben, wenn ich weiß, ob Heizungen, Boiler, Herd und Kühlschrank funktionieren und ein paar Kleinigkeiten auf Vordermann gebracht worden sind.
Kautionsfrei das Ganze; nicht, weil ich die Tochter meines Vaters bin, sondern weil ich ich bin.
Drei verschiedene Sofa-Angebote, ne neue Lattenrost/Matratzen-Kombi will mir aber leider niemand schenken, für die Meisten anderen Möbel habe ich Bezugsquellen.
Das großzügige Angebot der Vatersfreundin, für läppische fünfzig Euro im Monat meine Wäsche bei meinem Vater mit zu waschen, habe ich dankend abgelehnt und mich für die Variante " im Waschsalon dreifuffzich pro Maschine plus fünfzig Cent fürn Trockner", die ich in der Kleinstadt gesichtet habe, entschieden.
Alles wird gut. Irgendwie mache ich das schon.
Thema: oh happy day.
25. November 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
You will find me on the edge of my
own decay..
Ich will an Weihnachten nicht da sein.
Und ich werde an Weihnachten nicht da sein.
Während die Vatersfreundin tobt und Papa Mayhem immerhin eine Reaktion zeigt, indem er ihrem markerschütternden Geschrei zustimmt und dann weiter in der Werkstatt rumschraubt, ich mich auf meinem Bett zusammenrolle und versuche, weiterzuleben und der Elektriker dumme Sprüche raushaut, sage ich es mir immer wieder. Du musst Weihnachten nicht da sein und du wirst Weihnachten nicht da sein.
Für den Tag mit dem Teil der Quasi-Geschwister, der noch was mit seiner Mutter alias der Vatersfreundin zu tun haben will, habe ich schon vorgestern abgesagt, ich kann das nicht.
Und jetzt das hier. Geht auch nicht mehr.
Versuche, mich etwas zu strecken, merke aber, dass dann das Verlorenheitsgefühl größer wird und verzichte somit darauf.
Stattdessen zusammengerollt bleiben, einfach weiteratmen.
Am Fenster mit meinem provisorischen Minivorhang, der den richtigen, den die Vatersfreundin vor ein paar Wochen "zum Waschen" einfach geholt, aber nie wieder zurückgebracht hat, nur sehr schlecht ersetzt, stehen die Vatersfreundin und der Elektriker, ganz nah dran, bestimmt hinterlassen sie Atemtrübungen, und sie raucht und schimpft und deutet und sagt, da schau, das faule Stück, liegt nur im Bett.
Ich rolle mich weiter zusammen und stelle mir vor, in der Kleinstadt zu sein.
Auf dem Sofa zu liegen, beim Raucher, oder im Arm des Rauchers, der das alles nicht versteht und jedes Mal wieder sagt, das geht noch nicht. Die können dich doch nicht so behandeln.
Können sie aber.
Und als die Vatersfreundin endlich vom Fenster weggeht, füttere ich Kater Mayhem und verspreche ihm, über Nacht wieder da zu sein, packe das Notwendigste ein, setze mich ins Mayhemmobil und fahre in die Kleinstadt.
Ich kann mich von einem Zwischenstop im Supermarkt überzeugen; wenn ich schon ungeplant vor der Tür Ms Golightlys oder des Rauchers stehen werde, will ich wenigstens Bier oder eine Flasche Wein und Ausgangsmaterial für ein Abendessen mitbringen, zur Entschädigung.
Als ich bei den Zeitschriften ankomme, hat sich auch mein Inneres wieder halbwegs ausbalanciert und meine Angst wegen den möglichen Folgen meiner Spontanflucht führt, zusammen mit dem Eindruck, irgendwie aufdringlich zu sein, zu einem derart unguten Gefühl, dass ich die Sachen zurücktragen und wieder heimfahren will. Keinesfalls aufdringlich sein.
Mache ich auch soweit, alles zurücktragen und wieder rausgehen, aber neben meinem Mayhemmobil steht inzwischen nicht mehr nur eine Bundeswehrkarre auf der rechten Seite , sondern auch das metallic-blaue, beinahe 180 Grad zu schief eingeparkte Auto des Musikers, auch erkennbar an den überdimensionierten Plüschwürfeln, die am Innenspiegel hängen, auf der linken, und beide zusammen haben mich, in Kombination mit der Mauer, die vor mir in die Landschaft geworfen wurde, nach allen Regeln der Kunst eingekesselt und zugeparkt, ich habe keine Ahnung, wie ich in mein Mayhemmobil kommen soll, solange niemand wegfährt.
Also warte ich und versuche dabei, mich wieder ein bisschen zu stabilisieren. Land gewinnen, ich will nicht in mir selbst ertrinken, oder in der großen Welt draußen.
Ich bin doch Nichtschwimmer.
Und ich will mir sagen, irgendwann, da wird alles gut. Geht aber nicht, macht alles nur schlimmer und ich will anfangen zu weinen und fühle mich ausgesetzt wie ein Marienkäfer auf der Überholspur der Autobahn.
Aber ich bin es ja, die alles kaputt macht.
Nicht die Vatersfreundin, auf keinen Fall. Alles meine Schuld, sagt sie.
Dass sie angeblich genauso kaputt sei wie meine Mutter, und dass ich daran Schuld wäre. Bei ihr und bei meiner Mutter.
Sagt sie und tut so, als trüge sie das Leid der Welt auf ihren Schultern und mich noch dazu.
Als würde es mir nichts ausmachen.Unverwundbar, unsensibel, ignorant. Wie ich es eben bin.
Als der Musiker und der Raucher den Supermarkt verlassen, bin ich nahe am Untergehen und, was meine Fahrtüchtigkeit betrifft, deswegen vermutlich jenseits von Gut und Böse.
Selbst der Musiker merkt es, obwohl ich nicht mehr als Hallo gesagt habe, lädt seinen Kram alleine ein und sagt, er würde dann später mit dem Bier und dem Fresskram vorbeikommen und mir den Raucher jetzt erstmal da lassen . Ob er uns zu dessen Wohnung fahren solle.
"Passt schon, so weit ist das ja nicht, werde ich schon schaffen. Aber danke."
-"Kein Ding, kein Ding!" Er steigt in sein Auto, schmettert meine Entschuldigungs- undAusreden Erklärungsversuche ab, sagt, das ist schon ok so, und dass er es als eine entsprechende Entschädigung ansieht, wenn wir heute Abend mit ihm ins Kino gehen und einer von uns fährt.
In Gedanken bin ich wieder bei der Bitchparty und dem Moment, in dem er gesagt hat, wir seien die drei Musketiere.
Vielleicht ist das gerade der "einer für alle"-Moment, denke ich mir und rutsche wieder ein Stück weiter ab in Richtung weinen.
Der Raucher vor mir sieht mich so undefinierbar an, dann nimmt er mich wortlos in den Arm, endlos lange, Weltstillstand.
"Du musst da weg." Er hält mich weiter fest, irgendein Kind schreit, weil es kein Spongebob-Überraschungsei bekommen hat und vielleicht sind da irgendwo Leute, die verständnislos schauen, aber das ist jetzt egal, und ich versuche wieder, mich zu beruhigen, irgendwie die Balance zu finden und die Fassung nicht völlig zu verlieren, während er es wieder sagt, und noch ein drittes und viertes Mal. "Du musst da weg."
Dann drückt er mich nochmal und fragt, ob ich mit zu ihm möchte, und ich antworte wahrheitsgemäß, eigentlich hatte ich das vor, aber ich kann doch nicht einfach so auftauchen, deshalb habe ich kehrt gemacht und gewartet, bis ich irgendwie ausparken kann, um wieder heim zu fahren.
Und er antwortet, ich würde heute nirgends hinfahren, außer jetzt mit zu ihm; zu "der Psychopathin" würde er mich jedenfalls nicht wieder einfach so lassen.
Dass es in Ordnung ist, und ich mich nicht aufdränge, und ich fast jederzeit vorbeikommen könne.
Ohne zu fragen, was passiert ist, und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
In der Raucherwohnung riecht es nach Bratenfleisch, Nudeln und Soße, seine Mutter war zwischendurch hier und hat mehrere Behälter voll Essen dagelassen, darunter auch einen etwas kleineren, in dem nur Nudeln und Soße schwimmen. "Für mayhem" steht auf dem Haftnotizzettel, der am nicht ganz geschlossenen Deckel klebt, und kurze Zeit später folgt in einem Telefonat unter anderem der Hinweis, dass der Raucher endlich lernen solle, selbstständig zu kochen, damit nicht immer ich das Kommando übernehmen und mir selbst so grundlegende Dinge wie Gewürze oder einen normal großen Kochtopf von seinen Eltern borgen müsse, wenn es was anderes als Fertigfutter geben soll.
"Und wehe, du isst ihr die Nudeln weg, ich habe extra mehr gekocht. Das Mädchen braucht was Vernünftiges zu essen, sonst fällt sie uns noch vom Fleisch!"
Die Rauchermutter schreit jedes Mal so laut ins Telefon, dass man sie auch dann noch hört, wenn man nur nebendran sitzt und gedankenleer die Decke anstarrt, während der Raucherhund fröhlich vor sich hin sabbert und dabei nur knapp neben meinen Füßen auf den Boden tropft.
-"Ja,Mama..."
"Und frag sie mal, ob es ihr gesundheitlich gut geht. Ist ja ganz blass, das arme Mädchen. Wobei, Vegetarierin ist sie ja auch, hast du gesagt. Wird wohl daran liegen.
Oder Stress, Abitur macht sie ja gerade, hast du gesagt."
-"Ja,Mama..."
"Frag sie mal, was sie hat, und ob sie Schüsslersalze dagegen nimmt, wenn nicht kann ich ihr sagen,welche sie braucht."
-"Ja, Mama..."
"Kann man ja nicht mit ansehen, das arme Mädchen.
Dass ihre Eltern da nichts sagen..."
Ich fühle mich gleich noch ein Stück schlechter im Angesicht so viel mütterlich-resoluter Fremdfürsorge und bitte den Raucher, seiner Mutter ein Danke auszurichten.
"Ach, die is immer so, das is schon ok.
Und du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, wenn sich zur Abwechslung mal wer um dich kümmert und dich nich alleine in der Scheiße lässt."
Bitte lass mich nicht allein.
Um 19Uhr fahren wir los und sammeln den Musiker ein, um 20.15 Uhr sitze ich neben dem Raucher im Kino, warte darauf, den zweiten 3D-Film meines Lebens zu sehen und stelle fest, dass Werbung auch dann nicht besser wird, wenn man sie in dieses Format packt und einem die Hightech-Zahnbürste (oder die Brüste der weiblichen Hauptdarstellerin des Werbefilmchens) förmlich entgegen springen.
"Gib mal bitte mein Zeug rüber."
Der Musiker, der auf der anderen Seite des Rauchers sitzt, hat kurz vor Abfahrt noch eine Tüte Gummibärchen und eine Tafel Schokolade in meine Tasche geworfen, um nicht auf die völlig überteuerten Kinosüßigkeiten angewiesen zu sein, und strahlt wie ein Kind an Weihnachten, als er sie in der Hand hält und mit Kinobier runterspülen will.
"Die müssten Taschenkontrollen einführen", findet der Raucher, "allein schon, damit niemand sowas bringt. Schokolade und Hefeweizen, da wird mir schon schlecht, wenn ich zuschau."
-"Brauchst ja nicht hingucken. Banause."
Irgendwo zwischen Gemetzel Nummer fünf und sieben vergrabe ich meinen Kopf an der Schulter des Rauchers.Sicherheit suchen, Vertrautes riechen, von der Welt abschotten. Unendliche Müdigkeit.
Irgendwann wird alles gut. Sage ich mir, nur halb überzeugt, und sagt mir der Raucher, der fest daran glaubt, und als wir wieder im Auto sitzen, und mir die Nachbarin per SMS versichert hat, dass ihr Vater noch wach und in einer halbwegs wutbefreiten Phase ist, leihe ich mir das Raucherhandy, weil seine Flatrate auch fürs Festnetz gilt, und rufe an, entschuldige mich dafür, dass es so lange gedauert hat, bilde mir ein, die Vermieterin ein "Mach es nicht, mach es bloß nicht" im Hintergrund zischen zu hören, schaffe es aber schließlich, eine positive Antwort aus ihrem Mann herauszukitzeln und einen Termin fürs abschließende Gespräch zu bekommen.
Für einen kurzen Moment herrscht Stille , dann umarmen mich der Raucher und, so gut es von der Rücksitzbank aus eben geht, der Musiker so fest, dass mir einen Moment die Luft wegbleibt, und irgendwo aus dem Untiefen meiner dämonischen Seele kommt ein mädchenhaft-meerschweinartiges Quietschen und ich sage, was die Vermieterin gesagt hat, und dass ich die dumme Kuh wegdiskutiert habe, und freue mich so lange, bis ich das Handy wieder an den Raucher zurückgeben will.
Dann stelle ich fest, dass der Touchscreen wieder nicht wollte, wie er sollte, und ich noch nicht aufgelegt habe.
Hups.
Eventuell also dann ein etwas unentspannteres Gespräch mit Tendenz zum ultimativen Showdown, sollte ich mich wirklich verhört haben.
Montag, 20.15 Uhr, weil der Vermieter vorher die Tagesschau sehen will. Primetime.
Eventuell ist da Angst.
Aber vielleicht muss das so.
--------------
Zitat aus Edge of Decay von Thoughts Paint The Sky
own decay..
Ich will an Weihnachten nicht da sein.
Und ich werde an Weihnachten nicht da sein.
Während die Vatersfreundin tobt und Papa Mayhem immerhin eine Reaktion zeigt, indem er ihrem markerschütternden Geschrei zustimmt und dann weiter in der Werkstatt rumschraubt, ich mich auf meinem Bett zusammenrolle und versuche, weiterzuleben und der Elektriker dumme Sprüche raushaut, sage ich es mir immer wieder. Du musst Weihnachten nicht da sein und du wirst Weihnachten nicht da sein.
Für den Tag mit dem Teil der Quasi-Geschwister, der noch was mit seiner Mutter alias der Vatersfreundin zu tun haben will, habe ich schon vorgestern abgesagt, ich kann das nicht.
Und jetzt das hier. Geht auch nicht mehr.
Versuche, mich etwas zu strecken, merke aber, dass dann das Verlorenheitsgefühl größer wird und verzichte somit darauf.
Stattdessen zusammengerollt bleiben, einfach weiteratmen.
Am Fenster mit meinem provisorischen Minivorhang, der den richtigen, den die Vatersfreundin vor ein paar Wochen "zum Waschen" einfach geholt, aber nie wieder zurückgebracht hat, nur sehr schlecht ersetzt, stehen die Vatersfreundin und der Elektriker, ganz nah dran, bestimmt hinterlassen sie Atemtrübungen, und sie raucht und schimpft und deutet und sagt, da schau, das faule Stück, liegt nur im Bett.
Ich rolle mich weiter zusammen und stelle mir vor, in der Kleinstadt zu sein.
Auf dem Sofa zu liegen, beim Raucher, oder im Arm des Rauchers, der das alles nicht versteht und jedes Mal wieder sagt, das geht noch nicht. Die können dich doch nicht so behandeln.
Können sie aber.
Und als die Vatersfreundin endlich vom Fenster weggeht, füttere ich Kater Mayhem und verspreche ihm, über Nacht wieder da zu sein, packe das Notwendigste ein, setze mich ins Mayhemmobil und fahre in die Kleinstadt.
Ich kann mich von einem Zwischenstop im Supermarkt überzeugen; wenn ich schon ungeplant vor der Tür Ms Golightlys oder des Rauchers stehen werde, will ich wenigstens Bier oder eine Flasche Wein und Ausgangsmaterial für ein Abendessen mitbringen, zur Entschädigung.
Als ich bei den Zeitschriften ankomme, hat sich auch mein Inneres wieder halbwegs ausbalanciert und meine Angst wegen den möglichen Folgen meiner Spontanflucht führt, zusammen mit dem Eindruck, irgendwie aufdringlich zu sein, zu einem derart unguten Gefühl, dass ich die Sachen zurücktragen und wieder heimfahren will. Keinesfalls aufdringlich sein.
Mache ich auch soweit, alles zurücktragen und wieder rausgehen, aber neben meinem Mayhemmobil steht inzwischen nicht mehr nur eine Bundeswehrkarre auf der rechten Seite , sondern auch das metallic-blaue, beinahe 180 Grad zu schief eingeparkte Auto des Musikers, auch erkennbar an den überdimensionierten Plüschwürfeln, die am Innenspiegel hängen, auf der linken, und beide zusammen haben mich, in Kombination mit der Mauer, die vor mir in die Landschaft geworfen wurde, nach allen Regeln der Kunst eingekesselt und zugeparkt, ich habe keine Ahnung, wie ich in mein Mayhemmobil kommen soll, solange niemand wegfährt.
Also warte ich und versuche dabei, mich wieder ein bisschen zu stabilisieren. Land gewinnen, ich will nicht in mir selbst ertrinken, oder in der großen Welt draußen.
Ich bin doch Nichtschwimmer.
Und ich will mir sagen, irgendwann, da wird alles gut. Geht aber nicht, macht alles nur schlimmer und ich will anfangen zu weinen und fühle mich ausgesetzt wie ein Marienkäfer auf der Überholspur der Autobahn.
Aber ich bin es ja, die alles kaputt macht.
Nicht die Vatersfreundin, auf keinen Fall. Alles meine Schuld, sagt sie.
Dass sie angeblich genauso kaputt sei wie meine Mutter, und dass ich daran Schuld wäre. Bei ihr und bei meiner Mutter.
Sagt sie und tut so, als trüge sie das Leid der Welt auf ihren Schultern und mich noch dazu.
Als würde es mir nichts ausmachen.Unverwundbar, unsensibel, ignorant. Wie ich es eben bin.
Als der Musiker und der Raucher den Supermarkt verlassen, bin ich nahe am Untergehen und, was meine Fahrtüchtigkeit betrifft, deswegen vermutlich jenseits von Gut und Böse.
Selbst der Musiker merkt es, obwohl ich nicht mehr als Hallo gesagt habe, lädt seinen Kram alleine ein und sagt, er würde dann später mit dem Bier und dem Fresskram vorbeikommen und mir den Raucher jetzt erstmal da lassen . Ob er uns zu dessen Wohnung fahren solle.
"Passt schon, so weit ist das ja nicht, werde ich schon schaffen. Aber danke."
-"Kein Ding, kein Ding!" Er steigt in sein Auto, schmettert meine Entschuldigungs- und
In Gedanken bin ich wieder bei der Bitchparty und dem Moment, in dem er gesagt hat, wir seien die drei Musketiere.
Vielleicht ist das gerade der "einer für alle"-Moment, denke ich mir und rutsche wieder ein Stück weiter ab in Richtung weinen.
Der Raucher vor mir sieht mich so undefinierbar an, dann nimmt er mich wortlos in den Arm, endlos lange, Weltstillstand.
"Du musst da weg." Er hält mich weiter fest, irgendein Kind schreit, weil es kein Spongebob-Überraschungsei bekommen hat und vielleicht sind da irgendwo Leute, die verständnislos schauen, aber das ist jetzt egal, und ich versuche wieder, mich zu beruhigen, irgendwie die Balance zu finden und die Fassung nicht völlig zu verlieren, während er es wieder sagt, und noch ein drittes und viertes Mal. "Du musst da weg."
Dann drückt er mich nochmal und fragt, ob ich mit zu ihm möchte, und ich antworte wahrheitsgemäß, eigentlich hatte ich das vor, aber ich kann doch nicht einfach so auftauchen, deshalb habe ich kehrt gemacht und gewartet, bis ich irgendwie ausparken kann, um wieder heim zu fahren.
Und er antwortet, ich würde heute nirgends hinfahren, außer jetzt mit zu ihm; zu "der Psychopathin" würde er mich jedenfalls nicht wieder einfach so lassen.
Dass es in Ordnung ist, und ich mich nicht aufdränge, und ich fast jederzeit vorbeikommen könne.
Ohne zu fragen, was passiert ist, und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
In der Raucherwohnung riecht es nach Bratenfleisch, Nudeln und Soße, seine Mutter war zwischendurch hier und hat mehrere Behälter voll Essen dagelassen, darunter auch einen etwas kleineren, in dem nur Nudeln und Soße schwimmen. "Für mayhem" steht auf dem Haftnotizzettel, der am nicht ganz geschlossenen Deckel klebt, und kurze Zeit später folgt in einem Telefonat unter anderem der Hinweis, dass der Raucher endlich lernen solle, selbstständig zu kochen, damit nicht immer ich das Kommando übernehmen und mir selbst so grundlegende Dinge wie Gewürze oder einen normal großen Kochtopf von seinen Eltern borgen müsse, wenn es was anderes als Fertigfutter geben soll.
"Und wehe, du isst ihr die Nudeln weg, ich habe extra mehr gekocht. Das Mädchen braucht was Vernünftiges zu essen, sonst fällt sie uns noch vom Fleisch!"
Die Rauchermutter schreit jedes Mal so laut ins Telefon, dass man sie auch dann noch hört, wenn man nur nebendran sitzt und gedankenleer die Decke anstarrt, während der Raucherhund fröhlich vor sich hin sabbert und dabei nur knapp neben meinen Füßen auf den Boden tropft.
-"Ja,Mama..."
"Und frag sie mal, ob es ihr gesundheitlich gut geht. Ist ja ganz blass, das arme Mädchen. Wobei, Vegetarierin ist sie ja auch, hast du gesagt. Wird wohl daran liegen.
Oder Stress, Abitur macht sie ja gerade, hast du gesagt."
-"Ja,Mama..."
"Frag sie mal, was sie hat, und ob sie Schüsslersalze dagegen nimmt, wenn nicht kann ich ihr sagen,welche sie braucht."
-"Ja, Mama..."
"Kann man ja nicht mit ansehen, das arme Mädchen.
Dass ihre Eltern da nichts sagen..."
Ich fühle mich gleich noch ein Stück schlechter im Angesicht so viel mütterlich-resoluter Fremdfürsorge und bitte den Raucher, seiner Mutter ein Danke auszurichten.
"Ach, die is immer so, das is schon ok.
Und du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, wenn sich zur Abwechslung mal wer um dich kümmert und dich nich alleine in der Scheiße lässt."
Bitte lass mich nicht allein.
Um 19Uhr fahren wir los und sammeln den Musiker ein, um 20.15 Uhr sitze ich neben dem Raucher im Kino, warte darauf, den zweiten 3D-Film meines Lebens zu sehen und stelle fest, dass Werbung auch dann nicht besser wird, wenn man sie in dieses Format packt und einem die Hightech-Zahnbürste (oder die Brüste der weiblichen Hauptdarstellerin des Werbefilmchens) förmlich entgegen springen.
"Gib mal bitte mein Zeug rüber."
Der Musiker, der auf der anderen Seite des Rauchers sitzt, hat kurz vor Abfahrt noch eine Tüte Gummibärchen und eine Tafel Schokolade in meine Tasche geworfen, um nicht auf die völlig überteuerten Kinosüßigkeiten angewiesen zu sein, und strahlt wie ein Kind an Weihnachten, als er sie in der Hand hält und mit Kinobier runterspülen will.
"Die müssten Taschenkontrollen einführen", findet der Raucher, "allein schon, damit niemand sowas bringt. Schokolade und Hefeweizen, da wird mir schon schlecht, wenn ich zuschau."
-"Brauchst ja nicht hingucken. Banause."
Irgendwo zwischen Gemetzel Nummer fünf und sieben vergrabe ich meinen Kopf an der Schulter des Rauchers.Sicherheit suchen, Vertrautes riechen, von der Welt abschotten. Unendliche Müdigkeit.
Irgendwann wird alles gut. Sage ich mir, nur halb überzeugt, und sagt mir der Raucher, der fest daran glaubt, und als wir wieder im Auto sitzen, und mir die Nachbarin per SMS versichert hat, dass ihr Vater noch wach und in einer halbwegs wutbefreiten Phase ist, leihe ich mir das Raucherhandy, weil seine Flatrate auch fürs Festnetz gilt, und rufe an, entschuldige mich dafür, dass es so lange gedauert hat, bilde mir ein, die Vermieterin ein "Mach es nicht, mach es bloß nicht" im Hintergrund zischen zu hören, schaffe es aber schließlich, eine positive Antwort aus ihrem Mann herauszukitzeln und einen Termin fürs abschließende Gespräch zu bekommen.
Für einen kurzen Moment herrscht Stille , dann umarmen mich der Raucher und, so gut es von der Rücksitzbank aus eben geht, der Musiker so fest, dass mir einen Moment die Luft wegbleibt, und irgendwo aus dem Untiefen meiner dämonischen Seele kommt ein mädchenhaft-meerschweinartiges Quietschen und ich sage, was die Vermieterin gesagt hat, und dass ich die dumme Kuh wegdiskutiert habe, und freue mich so lange, bis ich das Handy wieder an den Raucher zurückgeben will.
Dann stelle ich fest, dass der Touchscreen wieder nicht wollte, wie er sollte, und ich noch nicht aufgelegt habe.
Hups.
Eventuell also dann ein etwas unentspannteres Gespräch mit Tendenz zum ultimativen Showdown, sollte ich mich wirklich verhört haben.
Montag, 20.15 Uhr, weil der Vermieter vorher die Tagesschau sehen will. Primetime.
Eventuell ist da Angst.
Aber vielleicht muss das so.
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Zitat aus Edge of Decay von Thoughts Paint The Sky