Thema: oh happy day.
Die letzte WG liegt am Ende einer sehr, sehr langen Straßenbahnschienengerade, etwas abseits vom Gehsteig in einem schon etwas älteren Gebäude.
Drinnen riecht es wie im Rathaus in Mayhemsdorf, in dem ich meine halbe Kindheit verbracht habe, weil meine Mutter und der Rest der Theatergruppe (inklusive meinem mutmaßlichen Erzeuger) dort immer geprobt haben, und sogar die Treppe sieht so ähnlich aus.
Als ich den ersten Stock erreiche, stelle ich fest, dass selbst der Boden "passt".
Instant Heimatgefühl.
Nach ein paar Minuten verlässt ein anderer Kandidat die Wohnung und ich werde rein gebeten.
Mitbewohner2 ist Koch und gerade nicht da, Mitbewohner1 ist Journalist, um die 40 und, wie ich schnell feststelle, Metalmensch aus Leidenschaft.
Quasi subkultureller Heimvorteil für mich.
Die Tatsache, dass ich nicht nur halbwegs in der Szene verhaftet, sondern auch noch hochsympathisch und mit dem besten Humor der Welt ausgestattet bin (und kein bisschen pseudoarrogant) scheint irgendwie auch zu helfen, jedenfalls verquatscht man sich eine Dreiviertelstunde, bevor ich dann doch los muss, Tante Emma am Bahnhof einsammeln und weitertingeln Richtung Konzert.
Der Journalist sagt, am Dienstag fällt er eine Entscheidung, und ich weise nochmals darauf hin, dass ich eh die sympathischste Kandidatin bin.
Dreistigkeit siegt, und so.
Er meint, ich sei auf jeden Fall mit Abstand die Ehrlichste und Direkteste gewesen und die, die sich am Wenigsten verstellt hat, und es klingt, als ob das ganz gut ist.
Außerdem habe ich den Finsternis-Bonus, den bis jetzt kein einziger Bewerber mitgebracht hat.
Und kann legendäre Rumkekse backen.
Mit diesem Hinweis und einem absolut einnehmenden Grinsen verabschiede ich mich aus der eher kleinen, aber ganz netten Wohnung, in diesem wunderbaren Haus, am Ende der unendlichen Straßenbahngleise.
Renne noch fast einen Studenten über den Haufen, der gerade sein Fahrrad direkt vorm Hauseingang ankettet,
fahre zum Bahnhof, sammle Tante Emma ein, lasse uns vom Postboten einsammeln, um mich ein paar Stunden später mal wieder fast in den Haaren anderer Leute zu verheddern, mich ein bisschen feiern zu lassen und so, wie ich es von Mr.Gaunt gelernt habe, mit der SchreiSchwedin zu reden: Ohne jegliche Hemmungen, vielleicht zwischendurch etwas skurril, aber immer direkt.
Scheint auch ganz gut zu funktionieren, sie stellt sich als anhänglich, aber im angenehmen Maß heraus, bei "Ey, macht mal rum!"-Sprüchen vergräbt sie sich verschämt in meinen Haaren und alles ist ganz wunderbar, bis mich der Mischpultmann bei der letzten Band beiseite und Richtung Bar zieht und mir mitteilt, dass die gute Frau vergeben ist.
Kleiner Dämpfer.
Der Abend endet dort, wo Tante Emma und ich sowieso die meiste Zeit anzutreffen sind, nämlich auf dem Balkon des Mischpultmanns. Mit Mädchenbier, angenehmer Aussicht und sympathischer Gesellschaft.
Meine faszinierende Wirkung scheint ausgeprägter zu sein, als ich angenommen habe, denn, wie ich von seinem Kumpel Bon Jovi indirekt erfahre, hat der Exilsachse mich letztes Mal wohl nicht bewusst-ablehnend ignoriert und sich danach anscheinend sogar nach mir erkundigt.
"Aber der ist Nichtraucher. Und anscheinend normal im Kopf. Und sogar normalgewichtig! Und man sieht noch freie Stellen auf der Haut, die nicht zutätowiert sind!Sicher, dass du den attraktiv findest?" Tante Emma hat mein Standardbeuteschema wohl irgendwie durchschaut.
-"Hat lange Haare, nen Bart und konnte die letzten Male auch zu fortgeschrittener Stunde noch geradeaus laufen. Passt." Ich bin da nicht so anspruchsvoll.
Größer als ich ist er sogar auch. Luxus.
Ich beschließe, Bon Jovi weiter festzuquatschen, in der Hoffnung, nicht nur ihn, sondern vor Allem auch den Exilsachsen demnächst mal irgendwo mit hin schleifen zu können, um mir den Menschen mal näher anzusehen, und das möglichst, bevor ich (hoffentlich!) umziehe.
Man drücke mir also weiterhin die Daumen für alles Mögliche, und vielleicht schreibe ich schon in zwei Wochen aus der Unistadt.
Mit ansatzweise guter Laune (hey, ich habe einen Hoffnungsschimmer. Vielleicht komme ich hier doch heil raus) widme ich mich damit wieder der Metrik und dem ganzen Mist, den irgendwelche Menschen im Mittelalter so verzapft haben, in der Hoffnung (da, schon wieder Hoffnung. Ich werd noch zur Optimistin hier), meine letzte Klausur am Dienstag so gut zu überstehen wie die anderen davor; eventuell gelegentlich unterbrochen von ein paar Mal Aufregen über die SchreiSchwedin und ein, zwei Besuchenpro halbe Stunde des Profils des Exilsachsen. Also, einfach so. Der hat so eine wahnsinnig intensive Augenfarbe. Hach.
Drinnen riecht es wie im Rathaus in Mayhemsdorf, in dem ich meine halbe Kindheit verbracht habe, weil meine Mutter und der Rest der Theatergruppe (inklusive meinem mutmaßlichen Erzeuger) dort immer geprobt haben, und sogar die Treppe sieht so ähnlich aus.
Als ich den ersten Stock erreiche, stelle ich fest, dass selbst der Boden "passt".
Instant Heimatgefühl.
Nach ein paar Minuten verlässt ein anderer Kandidat die Wohnung und ich werde rein gebeten.
Mitbewohner2 ist Koch und gerade nicht da, Mitbewohner1 ist Journalist, um die 40 und, wie ich schnell feststelle, Metalmensch aus Leidenschaft.
Quasi subkultureller Heimvorteil für mich.
Die Tatsache, dass ich nicht nur halbwegs in der Szene verhaftet, sondern auch noch hochsympathisch und mit dem besten Humor der Welt ausgestattet bin (und kein bisschen pseudoarrogant) scheint irgendwie auch zu helfen, jedenfalls verquatscht man sich eine Dreiviertelstunde, bevor ich dann doch los muss, Tante Emma am Bahnhof einsammeln und weitertingeln Richtung Konzert.
Der Journalist sagt, am Dienstag fällt er eine Entscheidung, und ich weise nochmals darauf hin, dass ich eh die sympathischste Kandidatin bin.
Dreistigkeit siegt, und so.
Er meint, ich sei auf jeden Fall mit Abstand die Ehrlichste und Direkteste gewesen und die, die sich am Wenigsten verstellt hat, und es klingt, als ob das ganz gut ist.
Außerdem habe ich den Finsternis-Bonus, den bis jetzt kein einziger Bewerber mitgebracht hat.
Und kann legendäre Rumkekse backen.
Mit diesem Hinweis und einem absolut einnehmenden Grinsen verabschiede ich mich aus der eher kleinen, aber ganz netten Wohnung, in diesem wunderbaren Haus, am Ende der unendlichen Straßenbahngleise.
Renne noch fast einen Studenten über den Haufen, der gerade sein Fahrrad direkt vorm Hauseingang ankettet,
fahre zum Bahnhof, sammle Tante Emma ein, lasse uns vom Postboten einsammeln, um mich ein paar Stunden später mal wieder fast in den Haaren anderer Leute zu verheddern, mich ein bisschen feiern zu lassen und so, wie ich es von Mr.Gaunt gelernt habe, mit der SchreiSchwedin zu reden: Ohne jegliche Hemmungen, vielleicht zwischendurch etwas skurril, aber immer direkt.
Scheint auch ganz gut zu funktionieren, sie stellt sich als anhänglich, aber im angenehmen Maß heraus, bei "Ey, macht mal rum!"-Sprüchen vergräbt sie sich verschämt in meinen Haaren und alles ist ganz wunderbar, bis mich der Mischpultmann bei der letzten Band beiseite und Richtung Bar zieht und mir mitteilt, dass die gute Frau vergeben ist.
Kleiner Dämpfer.
Der Abend endet dort, wo Tante Emma und ich sowieso die meiste Zeit anzutreffen sind, nämlich auf dem Balkon des Mischpultmanns. Mit Mädchenbier, angenehmer Aussicht und sympathischer Gesellschaft.
Meine faszinierende Wirkung scheint ausgeprägter zu sein, als ich angenommen habe, denn, wie ich von seinem Kumpel Bon Jovi indirekt erfahre, hat der Exilsachse mich letztes Mal wohl nicht bewusst-ablehnend ignoriert und sich danach anscheinend sogar nach mir erkundigt.
"Aber der ist Nichtraucher. Und anscheinend normal im Kopf. Und sogar normalgewichtig! Und man sieht noch freie Stellen auf der Haut, die nicht zutätowiert sind!Sicher, dass du den attraktiv findest?" Tante Emma hat mein Standardbeuteschema wohl irgendwie durchschaut.
-"Hat lange Haare, nen Bart und konnte die letzten Male auch zu fortgeschrittener Stunde noch geradeaus laufen. Passt." Ich bin da nicht so anspruchsvoll.
Größer als ich ist er sogar auch. Luxus.
Ich beschließe, Bon Jovi weiter festzuquatschen, in der Hoffnung, nicht nur ihn, sondern vor Allem auch den Exilsachsen demnächst mal irgendwo mit hin schleifen zu können, um mir den Menschen mal näher anzusehen, und das möglichst, bevor ich (hoffentlich!) umziehe.
Man drücke mir also weiterhin die Daumen für alles Mögliche, und vielleicht schreibe ich schon in zwei Wochen aus der Unistadt.
Mit ansatzweise guter Laune (hey, ich habe einen Hoffnungsschimmer. Vielleicht komme ich hier doch heil raus) widme ich mich damit wieder der Metrik und dem ganzen Mist, den irgendwelche Menschen im Mittelalter so verzapft haben, in der Hoffnung (da, schon wieder Hoffnung. Ich werd noch zur Optimistin hier), meine letzte Klausur am Dienstag so gut zu überstehen wie die anderen davor; eventuell gelegentlich unterbrochen von ein paar Mal Aufregen über die SchreiSchwedin und ein, zwei Besuchen
Thema: oh happy day.
Heute von der Kleinstadt zur Unistadt, einmal komplett ans andere Ende, in die nächste Ecke, einen Vorort, einen anderen Vorort und wieder zurück, mit freundlicher Unterstützung der allseits beliebten und stets zuverlässigen Deutschen Bahn.
Ich glaube, das, was mich das Semesterticket gekostet hat, hätte ich innerhalb der letzten paar Tage locker ausgegeben. (So sinds nur die Kosten bis ich im Gültigkeitsradius bin. Trotzdem, Meh).
Zum Bafögamt, zum Studentenwerk, zu Wohnungsbesichtigungen.
Und das alles, ohne sich einmal zu verlaufen oder in den falschen Bus/Zug/die falsche Straßenbahn einzusteigen.
Ich!
In der Großstadt!
Wenn das mal keine Leistung ist.
Beim Bafögamt schimpft man auf meinen Vater, füllt schon mal den Vorschussantrag aus, und wenn ich es schaffe, am Freitag um 10 Uhr mit den noch einzuholenden Unterlagen auf der Matte zu stehen, habe ich zum 01.08. wieder Geld.
"Und wenn dein Vadda dir nischt zahlt, Mäuschen, dann kümma ICH mich dadrum!" hat sich die nette Beamte (ja, sowas gibt es wirklich) lautstark durchs ganze Stockwerk empört. So halb habe ich damit gerechnet, dass sie mir noch ein paar selbstgebackene Kekse mit gibt.
Wohnung eins ist klein, aber nett und möbliert, leider aber auch so weit vom Schuss, dass selbst die Verbindungen in die deutlich weiter entfernte Kleinstadt besser wirken, vor Allem nach späten Seminaren.
Was tendenziell eher ungünstig ist, wenn man mit einrechnet, dass das Mayhemmobil wohl noch vor August den endgültigen Gnadenschuss bekommt.
WG1 hat gar nicht mit mir gerechnet und es stellt sich heraus, dass man mich mit einer anderen Frau Mayhem verwechselt hat, mein Vorname fliegt anscheinend relativ häufig hier in der Gegend rum.
Jedenfalls "Sorry, aber ich glaube auch nicht, dass du zu uns passt". Sagt das Klischee-American High School-Girl (angeblich aber schon länger am Studieren), das mir die Tür geöffnet (und mich eigentlich auch vorgeladen) hat, zu mir, ohne mich überhaupt hereingebeten oder mit mir geredet, beziehungsweise mich den anderen Mitbewohnern vorgestellt zu haben.
Gut, warte ich halt dreißig Minuten im Regen auf den Bus, der mich aus eurem Scheißkaff wieder rausbringt.
Wohnung2 hat neun Quadratmeter (und da soll noch eine Kochgelegenheit rein), keinen Anschluss (oder Platz) für ein Spül- oder Waschbecken, aber immerhin eine Dusche.
Der Vermieter erzählt, ganz früher war es der Hühnerstall, und bis vor Kurzem habe seine Frau den Kabuff als Verkaufsräumchen für ihre Handarbeiten und den Honig der Bienen, die gleich nebendran wohnen, genutzt.
Warmmiete? Dreihundertfünfzig. Telefonanschluss passt eh keiner rein, mit dem Internet solle ich mal schauen, ob das mit so einer Stick-Geschichte ginge, das und der Strom würden dann halt noch dazu kommen.
Hups.
Am Bahnhof nach Feuer gefragt und sehr angenehm festgequatscht worden.
18, wirre dunkelmagentafarbene Locken, obskure Bandjacke. Stellt sich als die SchreiSchwedin vor (auch, wenn sie, wie sie erklärt, nur zu einem Viertel Schwedin ist, das restliche Viertel ist deutsch und die fehlende Hälfte kommt aus dem Iran), ist Frontsau irgendeiner Band von hier, die ich eigentlich kennen sollte, und so viel Randale, Revolution und Leidenschaft, wie man eben auf einsfünfundfünfzig packen kann.
Fand ich eigentlich ganz sympathisch.
Noch zwei WGs am Samstag. Und meine kleine "Geburtstags"feier.
Sollte mir nicht vorher vom Knastbruder das Genick gebrochen werden, weil sie kornbedingt die Miete für diesen Monat jetztsofortaufderStelleduSchlampe brauchen, wird das vielleicht auch mal ganz nett.
Und sollte ich das alles irgendwie bis August überstehen, wird es vielleicht wirklich besser.
Auto-Liebeskummer hab ich trotzdem.
Ich glaube, das, was mich das Semesterticket gekostet hat, hätte ich innerhalb der letzten paar Tage locker ausgegeben. (So sinds nur die Kosten bis ich im Gültigkeitsradius bin. Trotzdem, Meh).
Zum Bafögamt, zum Studentenwerk, zu Wohnungsbesichtigungen.
Und das alles, ohne sich einmal zu verlaufen oder in den falschen Bus/Zug/die falsche Straßenbahn einzusteigen.
Ich!
In der Großstadt!
Wenn das mal keine Leistung ist.
Beim Bafögamt schimpft man auf meinen Vater, füllt schon mal den Vorschussantrag aus, und wenn ich es schaffe, am Freitag um 10 Uhr mit den noch einzuholenden Unterlagen auf der Matte zu stehen, habe ich zum 01.08. wieder Geld.
"Und wenn dein Vadda dir nischt zahlt, Mäuschen, dann kümma ICH mich dadrum!" hat sich die nette Beamte (ja, sowas gibt es wirklich) lautstark durchs ganze Stockwerk empört. So halb habe ich damit gerechnet, dass sie mir noch ein paar selbstgebackene Kekse mit gibt.
Wohnung eins ist klein, aber nett und möbliert, leider aber auch so weit vom Schuss, dass selbst die Verbindungen in die deutlich weiter entfernte Kleinstadt besser wirken, vor Allem nach späten Seminaren.
Was tendenziell eher ungünstig ist, wenn man mit einrechnet, dass das Mayhemmobil wohl noch vor August den endgültigen Gnadenschuss bekommt.
WG1 hat gar nicht mit mir gerechnet und es stellt sich heraus, dass man mich mit einer anderen Frau Mayhem verwechselt hat, mein Vorname fliegt anscheinend relativ häufig hier in der Gegend rum.
Jedenfalls "Sorry, aber ich glaube auch nicht, dass du zu uns passt". Sagt das Klischee-American High School-Girl (angeblich aber schon länger am Studieren), das mir die Tür geöffnet (und mich eigentlich auch vorgeladen) hat, zu mir, ohne mich überhaupt hereingebeten oder mit mir geredet, beziehungsweise mich den anderen Mitbewohnern vorgestellt zu haben.
Gut, warte ich halt dreißig Minuten im Regen auf den Bus, der mich aus eurem Scheißkaff wieder rausbringt.
Wohnung2 hat neun Quadratmeter (und da soll noch eine Kochgelegenheit rein), keinen Anschluss (oder Platz) für ein Spül- oder Waschbecken, aber immerhin eine Dusche.
Der Vermieter erzählt, ganz früher war es der Hühnerstall, und bis vor Kurzem habe seine Frau den Kabuff als Verkaufsräumchen für ihre Handarbeiten und den Honig der Bienen, die gleich nebendran wohnen, genutzt.
Warmmiete? Dreihundertfünfzig. Telefonanschluss passt eh keiner rein, mit dem Internet solle ich mal schauen, ob das mit so einer Stick-Geschichte ginge, das und der Strom würden dann halt noch dazu kommen.
Hups.
Am Bahnhof nach Feuer gefragt und sehr angenehm festgequatscht worden.
18, wirre dunkelmagentafarbene Locken, obskure Bandjacke. Stellt sich als die SchreiSchwedin vor (auch, wenn sie, wie sie erklärt, nur zu einem Viertel Schwedin ist, das restliche Viertel ist deutsch und die fehlende Hälfte kommt aus dem Iran), ist Frontsau irgendeiner Band von hier, die ich eigentlich kennen sollte, und so viel Randale, Revolution und Leidenschaft, wie man eben auf einsfünfundfünfzig packen kann.
Fand ich eigentlich ganz sympathisch.
Noch zwei WGs am Samstag. Und meine kleine "Geburtstags"feier.
Sollte mir nicht vorher vom Knastbruder das Genick gebrochen werden, weil sie kornbedingt die Miete für diesen Monat jetztsofortaufderStelleduSchlampe brauchen, wird das vielleicht auch mal ganz nett.
Und sollte ich das alles irgendwie bis August überstehen, wird es vielleicht wirklich besser.
Auto-Liebeskummer hab ich trotzdem.
06. Juli 14 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Und BAM, Wohnung weg, weil dem Vermieter die ganze Bürgschaftssache zu lange gedauert hat.
Die letzten Stunden mit Anzeigen suchen, Mails schreiben und für WGs bewerben verbracht.
Ist das noch Weltuntergangsstimmung, oder schon absolute Auswegslosigkeit.
Die letzten Stunden mit Anzeigen suchen, Mails schreiben und für WGs bewerben verbracht.
Thema: oh happy day.
Nachts halb eins auf der einzigen wirklichen Straße, die durch die Kleinstadt führt.
Nach einem Ausraster des Knastbruders, weil die 230 Euro, die er kornbedingt seiner Schwester schuldet, noch nicht auf deren Konto sind (Heute auf mein Konto einbezahlt und sofort auf ihres überwiesen), laufe ich zur einen Hälfte zur Postbank, zur anderen irre ich durch die Stadt und fühle mich heimatlos.
Nachdem erst der Salzkrug, dann ein Topf, der Hinweis "Ich schlag auch Behinderte. und Wenn die scheiß Kohle nicht auftaucht, schlag ich dich behindert", und schließlich die Erinnerung daran, dass er schon Leuten für weniger einen Finger abgeschnitten hat, in meine Richtung geflogen sind, wurde ich zur Tür rausgeschubst mit dem Befehl, das Geld sofort abzuheben, dann mit der gesamten Truppe (Knastbruder+Nachbarin, der Kater+Anhang) die 200km zu seiner Schwester zu fahren und mich zu entschuldigen für meinen Frevel, meine Unfähigkeit, meine Todsünde.
Ein Anruf beim Fremden.
Keiner da.
Einer bei Ms Golightly. Was auch immer los sei, sie könne gerade nicht, ihre Abikollegin hat Geburtstag.
Ich hätte gerne eine Familie, zu der ich zurückkann.
Habe ich aber nicht.
Ein Anruf beim Kumpel mit der weiblichen Seite. Seine Freundin hat eine Katzenhaarallergie und mag mich nicht, und überhaupt, so schlimm sei es doch bestimmt nicht.
Dann bin ich bei der Bank, stopfe mir die 230Euro wieder in meinen Geldbeutel, winke wie immer in die Kamera stehe kurz darauf wieder an der Straße und warte, dass die Fußgängerampel grün wird.
Inmitten des ganzen Wortgefechts hat der Kater angefangen, mitzuschreien. Dass ich das Geld wiederbeschaffen soll; dass ich sterbe, wenn es morgen nicht bei der Knastbruderschwester ist, und es ihm egal ist, ob sie mich dafür auf den Strich schicken müssen oder sonstwas.
Inzwischen habe ich fast alle Kontakte aus meiner Telefonliste abtelefoniert, die in und um die Kleinstadt wohnen.
Mir bleibt die Telefonnummer des Rauchers, die ich seit dem letzten Konzert wieder habe.
Erster Anruf. Mailbox.
Zweiter Anruf. Mailbox.
Ich hätte gerne eine Wahlfamilie, zu der ich kann.
Habe ich aber nicht. Nicht hier.
Eine sms, mit der Bitte, dem Flehen, an sein Telefon zu gehen.
Schreibe ihm, dass ich Angst habe. Wieder.
Dass ich nicht weiß, wo ich hin soll, dass er mich bitte zurückrufen soll, und ich nicht weiß, wen ich sonst noch anrufen soll. Dass ich nicht mehr weiß, was ich machen soll.
Dritter Anruf. Mailbox.
Auf der Fahrt bringt uns die Nachbarin fahrstilbedingt diverse Male fast um und ich denke mir, dass dann eigentlich alles einfacher wäre.
Die Knastbruderschwester sagt, es wäre schon ok gewesen, ist aber ruhig, als der Knastbruder anfängt, rumzuschreien, sie solle mich nicht verteidigen.
Der Kater liegt mit seinem Anhang besoffen auf dem Sofa und schläft.
Zu mir hat er gesagt, er kann sich keine Beziehung mehr geben.
Nachdem er und sie sich jetzt zwei Mal gesehen haben und ihr Einzug in der WG fest geplant ist, hat sich das wohl geändert.
Wie auch seine angebliche Näheallergie.
Stelle fest, dass er sich, ausgelöst vom Hass des Knastbruders auf mich, anscheinend sehr schnell von mir losgemacht hat, und dass das doch eigentlich gar nicht zu dem passt, was er gesagt hat.
Wie auch bei Mr.Gaunt, mit dem es heute ein Jahr gewesen wäre.
Das Baby der Knastbruderschwester spielt seelig mit meinem Glöckchenarmband, während die WG-Truppe besoffen auf dem Sofa eingeschlafen ist und seine Mutter die leeren Flaschen, die als Reiseproviant dabei waren, rausträgt.
"Sieh zu, dass dein Vater die Bürgschaft für die Wohnung übernimmt. Wär der Knastbruder nicht mein Bruder, würd ich auch nichts mit ihm zu tun haben wollen. Ich bin da nicht umsonst 200km weggezogen", hat sie gesagt.
Morgens halb vier, 200km weiter weg als vor drei Stunden.
Zur einen Hälfte sitze ich auf dem winzigen Balkon einer viel zu jungen, viel zu glücklichen Familie, damit ich deren Wohnzimmer nicht verräuchere, zur anderen hänge ich irgendwo in der Schwebe und fühle mich heimatlos.
Ein Blick aufs Handy, keine neuen Nachrichten.
Da sind auch keine neuen Nachrichten, als wir um zehn wieder heimfahren und ich überlege, erst den Knastbruder zu foltern und dann ihn, mein sterbendes Mayhemmobil und mich abzufackeln, bis mir einfällt, dass er es nicht verdient hat, im wunderbarsten Auto der Welt, in meinem Auto, sterben zu dürfen.
Pläne schmiede, wie ich ihn am effektivsten leiden lassen könnte, aber doch immer wieder zum Ergebnis komme, dass das rauskommt und ich dann Probleme kriege, von denen 15 Jahre Knast die Geringsten wären. Und etwas, das ich billigend in Kauf nehmen würde.
Bei "unserer" Autobahnabfahrt habe ich mir lange genug vorgebetet, dass Rache nicht die Lösung ist und ich eigentlich nicht auf seine untermenschliche Ebene runtersteigen will, um es mir fast zu glauben.
Zuhause wartet eine schreiende, hungrige Katze auf mich, die mir zur Begrüßung in die Wade beißt, danach aber immerhin die Freundlichkeit besitzt, sich neben mir zusammenzurollen und zu schlafen.
Ich hätte gerne ein Zuhause, das sich auch danach anfühlt.
Habe ich aber noch nicht.