Samstag, 17. Juni 2017
Wenngleich meine literarischen Ergüsse zur Zeit eher in anderen Medien zum Ausdruck kommen, so kann ich doch, nicht ohne Stolz natürlich, verkünden, dass es mich noch gibt.

Die letzten 50 Therapiestunden sind angebrochen (sagt die Therapeutin),
der Abschluss rückt drohend näher (und ich sollte mir mal anschauen, wie das so geht mit Bachelorarbeit anmelden und solchen Sachen),
mein Ego stabilisiert sich und ich bin offensichtlich wirklich kein introvertierter Mensch, sondern einfach ein extrovertierter mit einem Haufen Komplexen.

Standardliebeskummer vorhanden, trennungsrestverunsichert,
zwischendurch anderweitig auf die Fresse geflogen, aber so richtig,
meine weißen Haare werden mehr, ich rauch immer noch wie ein Schlot,
und dann, wenn andere auf Festivals fahren,
fahre ich auf Exkursion.

Unianwesenheit (physisch) ca. 80%, Unianwesenheit (geistig) wohl so 50%. Wenn man optimistisch rechnet.
Wahlweise kein Schlaf oder 14 Stunden, und die ganze andere pathetische Kackscheiße, die ich anscheinend gerne mache, wenn ich wieder in einer Abwärtskurve bin.

Naturhaarfarbe wächst weiter vor sich hin, rein rechnerisch noch 9,1kg bis zum (medizinischen) Idealgewicht; bis zu dem, was gemeinhin und von mir als Idealgewicht wahrgenommen wird, etwas mehr. Fingernägel endlich stabil wachsend und kurz vor Tussi-Level, vorausgesetzt, ich schreddere sie mir nicht wieder mal aus Versehen durch eigene Blödheit.
Hätten wir die wirklich wichtigen Fakten also auch abgehandelt.

Ich kann Sie also beruhigen und ehrlicherweise sagen, alles ist wie immer.
Außer meinen Nägeln. Komplett unverstärkt, Wachstumsgeschwindigkeit einer Schnecke auf Valium, aber was dabei rumkommt, ist echt geile Scheiße.





Mittwoch, 26. April 2017
Beziehung vorbei, mayhem irgendwo zwischen Erleichterung und Reue.


Nach Möglichkeit keine Alkohol- oder sonstigen Exzesse, keine piercing-/tattoo- oder haartechnische Eskalation, dafür aber verantwortungsvoller Umgang mit dem heimischen Psychopillenvorrat.

Nächste Schritte:
ersten Unitag überstehen
Papa Mayhem beibringen, dass ich seinen Traumschwiegersohn in die Wüste geschickt habe
Es dem Rest der Welt beibringen, der mich doch so gerne mit "ihr seid (wart) soooo ein tolles Paar" bombardiert.

Notfall-Tavor intus (1), immer noch auf die Wirkung wartend, weil ich bei wirklich Allem eine Elefantendosis brauche.
Ich bin vernünftig genug, um nicht mehr als die mir angedachten zwei zu nehmen; meine Ärzte sind vernünftig genug, um nicht nennenswert mehr auszuteilen.

Aktuell keine akute Gefährdung meines Lebens vorhanden, psychische Instabilität ist stabil.
Trotzdem irgendwie doof, dass meine Therapeutin immer dann im Urlaub ist, wenn ich sie gerade brauchen könnte.




Dienstag, 25. April 2017
Vermutlich werde ich heute oder in den nächsten Tagen meine Beziehung beenden,

Neben vier abgebrochenen Fingernägeln und einem verknacksten Zeh hat mir das Festival auch die unangenehme Erkenntnis gebracht, dass ich drei Tage lang keinen einzigen Gedanken an Mr.Mayhem verschwendet habe, während er mich laut eigener Aussage schrecklich vermisst hat.

Ich grüble seit realen Monaten, gefühlt drei Ewigkeiten und vielleicht habe ich meine Entscheidung schon getroffen.
Ich suche beständig nach einem Sicherheitsgefühl, aber einen Aufpasser und Hilfe bei Amtskontakten haben sind keine Argumente, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn da sonst nichts mehr ist.
Und so ist es,glaube ich.

Der alte Klassiker: nicht mehr genug für eine Beziehung, vielleicht noch mehr als Freundschaft, aber irgendwie nur noch das an-einander-gewöhnt-sein.

Zurück zum gewohnten Unglück (?).

Irgendwas mache ich falsch, glaube ich.




Mittwoch, 19. April 2017
Etwas zeitverzögert, aber immer noch früh genug: (hoffentlich) idiotensichere Packliste, die "alles wichtige dabei, aber platzsparend"-Variante.
Nicht ohne Stolz möchte ich erwähnen, dass dank meiner Liste vier Leute und Gepäck für eben so viele Tage auf einem 500km entfernten Festival in der Pampa und ohne erreichbaren Supermarkt in einen Opel Corsa gepasst haben. Huldigen Sie mir und meine genialen Fähigkeiten!

Generelle Hinweise
-Nicht jeder muss seinen kompletten Hausrat mitbringen. Ein, zwei Campingkocher (je nach Gruppengröße) reichen, ähnlich hält es sich bei Pavillons, Töpfen, Planschbecken und, je nach Planung/Präferenzen, Zelten.

- nette Info, die ich unabhängig voneinander sowohl von einem ehemaligen Oberstleutnant als auch einem angehenden Model erhalten habe: Kleidung nimmt weniger Platz weg, wenn man sie eng aufrollt, anstatt zu falten. In die Rollen kann man Socken, Schlüppies, Schminktäschchen und den ganzen Kleinkram, der sonst lose im Rucksack rumfliegt, mit einbauen.
Und Glasflaschen, so man die Security-Richtlinien umgehen und sein Flaschenbier/Pfeffi/Brotaufstrich unbedingt mitnehmen möchte. Keine Garantie, dass das immer funktioniert!

- Klamotten schichten. Immer. Vielleicht nicht bei August-Festivals, obwohl es selbst da des Nächtens recht frisch werden kann; generell hält's wärmer, und ist platzeffizienter, sich an elterliche Weisheiten zu halten und im Lagenlook rumzulaufen. Und spart Platz im Rucksack.

- Für diejenigen, die gerne zu viel einpacken: Ein Outfit pro Tag als Maximum reicht. Außer vielleicht aufm WGT.
Vorräte für einen mehrmonatigen Aufenthalt müssen auch nicht sein, meistens gibt's vor Ort auch Essen, dass mindestens warm und halbwegs frisch, oft aber auch ziemlich genial ist. Ein bis zwei Mahlzeiten vor Ort plane ich inzwischen ins Budget ein und nehme minimal mehr Geld und dafür weniger Proviant mit. Die Standard-Raviolidose oder ein Brötchen mit Aufstrich stinkt gegen ein frisches Falafelsandwich ziemlich ab. Ist auch gut für die Laune.


Absolut übertrieben Wichtiges
-Ticket! (ich hab gesagt, das Ziel ist "idiotensicher"...) Für die Veranstaltung an sich und ggf fürs Camping/Parken. Bei Menschen, die sich den Luxus eines Hotels gönnen: Das, was man halt dafür braucht. Hab ich noch nicht gemacht, hab also keine Ahnung.

-Ohrstöpsel (Vermeintlich „echte“ Musikgenießer nennen einen vielleicht Spießer, doch, mit Verlaub: Schlimmer ist taub)

- Notgroschen, separat vom restlichen Geld gelagert. Sollte im Ernstfall für die Nutzung eines öffentlichen Telefons und die Bezahlung eines Taxis zum nächsten Bahnhof reichen, falls der nicht fußläufig ist.

-Krankenkarte und ggf. andere medizinisch relevante Ausweise (z.B. in meinem Fall Blutspender- und Organspendeausweis) und Informationen (in meinem Fall: ein Zettel mit "in case of emergency"-Nummern sowie Medikamenten, die ich nicht vertrage/nicht nehmen darf in meinem Geldbeutel). Sollte man eigentlich sowieso immer dabei haben.

- Medikamente/medizinische Hilfsmittel, die in die Kategorie "muss ich regelmäßig nehmen/bin im Alltag darauf angewiesen" fallen (Antidepressiva, Insulin, etc). Hinweis für andere Menschen, die Tavor als Notfallmedikation haben: Wer sich sicherer fühlt, packt eine Dosis oder zwei ein. Nicht verticken, nicht einfach so schlucken, nur im Ernstfall nehmen und Menschen im Umfeld informieren. Aber deshalb folgen wir ja auch den allgemeinen Hinweisen aus Part 1 und 2 und reisen nur mit zuverlässigen Leuten....

- Handy und ggf. Power Bank zum Aufladen. Wenn kein Empfang ist, ist kein Empfang - wenn doch hat man es sehr viel einfacher, verloren gegangene Mitcampierende wieder zu finden. Und kann sich abfotografieren, wann welche Schepperkapelle spielt, wenn man so ein Chaosmensch ist wie ich und die Papierversion der Running Order dauernd verlegt.

-Hausschlüssel, möglichst sicher so gelagert, dass sie nicht verloren gehen. Könnte sonst doof enden. Für Hotelmenschen gilt zusätzlich: Zimmerschlüssel.

-Ausweis

-Geldkarte ist so eine Sache. Wenn sie weg ist, ists doof, wenn alles andere weg ist und man Geld bräuchte aber auch.

- Kondome. Ernsthaft. Egal, ob präferierte Koitusperson schon im Schlepptau oder nicht. Festivals sind mindestens semi-ranzig, und davon abgesehen hat (vermutlich) niemand Lust, zwei Nächte mit angetrocknetem Sperma/anderen Körperflüssigkeiten am/im Schlafsack zu nächtigen.

- Raucher_innen: Genug Schachteln/Stopfgerät, Tabak, Hülsen/Drehzeug und Tabak


Körperkleid
- Frische Unnerbuxe! Eine pro Tag + ein- zweimal Reserve
- Menschen, die BHs tragen: So viel, wie ihr sonst in dem Zeitraum auftragen würdet, plus einmal Ersatz. Bei der Wahl der Modelle bitte beachten: So schick das mit der durchsichtigen Spitze sein mag, in Kombination mit Sonne und Schweiß wird das recht schnell recht eklig-scheuerig-ausschlagbringend. Ain't nobody got time for that.
- Socken: Ein Paar pro Tag + 1-2
- Top/Shirt/alles andere mit kurzen oder keinen Ärmeln: kann man je nach Temperaturlage schon zwei Tage drin leben. Falls nicht: 1x pro Tag plus Ersatz.
- Kapuzenjacke/Pulli (irgendwas zum Drüberziehen halt) 1x, bei voraussichtlicher Kälte beides
- ggf Jacke (wetterfest und wärmend bis WARM)
- Kurze Beinkleidung nach Wahl (Hose/Rock): 1-2x plus 1 Ersatz
- Lange Beinkleidung nach Wahl: Hose lang 1-2x; bei Kombination mit Rock/kurzer Hose oder Neigung zum Frieren: Strumpfhose (Anzahl siehe BHs)//Leggins (1x)/Thermoleggins (1x) wenns kalt wird
- feste Schuhe, Kinnersch! Keine Riemchensandälchen, keine Flip Flops (außer vielleicht für die Duschen), keine High Heels. Möglichst bequeme, möglichst stabile Schuhe. Ich bin ein großer Freund von "Springer"-/Kampfstiefeln in allen Lebenslagen, und hier erst recht. Vor Festivalantritt nochmal liebevoll einfetten. Sehen danach unvermeidbar aus wie Sau, aber die Botten sollen ja ne Weile halten und wasserdicht sein/bleiben
-ggf. Dekoelemente: Patronengurt, Seifenblasen, Prinzessinnenkrönchen, Bademäntel...

Added Bonus: Die "es ist arschkalt und ich habe keine Ahnung, warum ich hier zusammen mit ein paar tausend anderen Idioten auf einer ebenen, dem Wind ausgesetzten Fläche drei Tage zelte, um ein paar semi-gut abgemischte Bands zu hören"-Variante alias Ragnarök-Edition:
Generell siehe oben.
->Oberbekleidung: Top/Unterhemd, Shirt (1x pro 1-2Tage), Kapuzenjacke (möglichst figurnah), Pulli (bisschen weiter), ggf 2.Kapuzenjacke (weit), warme Jacke (bei mir: Lederjacke)
-> Unterbekleidung: Rock (1-2x plus Ersatz), Strumpfhose (1-2x), Kniestrümpfe/Overknees, Thermoleggins (1x), ggf. Leggins (1-2x), Jeans.
=> Alles übereinander anziehen (den Rock kann man zum Nierenwärmer umfunktionieren), mit Mütze und Schal (ernsthaft, der Wind ist furchtbar) sowie ggf. Handschuhen kombinieren und hoffen.


Campingausrüstung
-Zelt
-Isomatte/Luftmatratze
-Schlafsack
- ggf. Decke
- Campingstuhl (im Idealfall faltbar)
- ggf. Pavillon
- Wer's braucht: Campingtisch
- ggf Campingkocher + Ersatzgaskartusche
- Topf
- Besteck: Einweg oder mehrfach benutzbar (wenn Letzteres: je 1x Messer/Gabel/Löffel)
- Teller (Einweg oder mehrfach benutzbar, Plastik)
- Trinkgefäß (Becher Einweg/Mehrweg, Trinkhorn, Eimer, Stiefel, wasweißich)
- Spülmittel + -tuch/-schwamm
- ggf. Geschirrtuch (Küchenrolle tut's auch)
- Taschenlampe + Ersatzbatterien
- Panzertape
- Erste-Hilfe-Kasten (aufgrund überschrittenen Haltbarkeitsdatums aus dem Auto ausgemusterte haben so ziemlich alles Wichtige drin und sind meistens(!) noch ok). Alternativ: Plaster, Blasenpflaster, Desinfektionsmittel und guter Orientierungssinn, um die Sani-Station schnell genug zu finden
- Feuerzeug
- Ersatzfeuerzeug
- Und zur Sicherheit noch ein Ersatzfeuerzeug.

- Wer möchte: Fancy Stuff zur Reviermarkierung wie Fahnen o.Ä.
- Luxus: Nackenkissen. Ernsthaft. Habe ca. 150% an Lebensqualität damit gewonnen, also geht es auch auf Festivals mit.

Beauty Stuff (eigener Post für Freunde der gepflegten Gesichtsbemalung folgt. Weil ich es kann)
- Zahnbürste
- Ersatzzahnbürste. Entweder geht sie verloren, oder irgendjemand vergisst seine.
- Zahnpasta
- Sonnencreme (Gesicht/Körper), bietet auch etwas Schutz vorm Wetter
- Gesichtsreinigungsmittel und Nachbehandlung nach Wahl/Bedarf
- Deo, wer's verwendet
- Schminke, wer sie verwendet + Handspiegel
- Reduzierte Körperreinigungsvariante: Waschlappen, ggf. Schüssel, Seife/Duschgel, kleines Handtuch
- Vollversion: Duschgel, Shampoo, Spülung, oder wasauchimmer man halt braucht, Plus Schuhe für in die Duschen und vieeeeeeel Geduld, weil noch drölfzigtausend andere Menschen in diese Fußpilzverteilungsstationen inklusive Schlammbad wollen, um nach 4 Stunden anstehen dreckiger als vorher wieder rauszukommen.

- Kamm/Haarbürste, falls notwendig
- bei längerem Haupthaar: Zuverlässiges Hochtüddelutensil: Haarstab/Haarforke sind persönliche Favoriten, sonst Zopfgummi (und Ersatz), Haarnadeln/-klammern o.Ä.; ggf Öl/andere Kämmhilfe

-Handdesinfektionsmittel
- Wer von der Menstruation heimgesucht wird: Produkt(e) nach Wahl, auch, wenn man eigentlich in diesem Zeitraum vor ihr sicher sein sollte - man kann nie wissen denn unverhofft tropft oft, und im Zweifelsfall hilft's vielleicht anderen Menstruationsopfern in Not.


Sonstiges
-Geldbeutel und Bargeld (am Besten vorher mal durchrechnen, was man gedenkt, zu kaufen)

- Küchenrolle und Toilettenpapier

- Stichsalbe, meine lieben Mit-Allergiker_innen
- Sonnenbrandnachbehandlung


Speis und Trank
- mindestens 2l Trinkwasser pro Tag und pro Person. Keine Ausreden. Man braucht schließlich auch welches zum Zähneputzen, Spülen, für die Körperhygiene, etc.

- Alkohol nach eigenem Ermessen. Ich trinke (so gut wie) keinen mehr und bin da kein Maßstab. Stay safe, Leude. Und füllt in Plastikflaschen um, kein Glas auf dem Campinggelände und so.

- Kaffee gibt's oft vor Ort, wer ganz auf Nummer sicher gehen will, nimmt Instant-Pulver mit oder macht sich eine Thermoskanne

- Wer möchte: Andere nichtalkoholische Getränke (Mischzeugs, Energydrinks, was man halt so trinken kann). Hab meistens 1-2 Flaschen Cola/Spezi o.Ä. dabei und bei erträglichen Außentemperaturen manchmal Saft o.Ä.

- Genug Nahrung, um nicht zusammen zu klappen
Standard bei mir sind Laugenbrötchen, veganer Aufstrich, und, wenn ich mich fancy fühle, Müsli, Pflanzenmilch und ein, zwei Stücke Obst. Macht satt, braucht nicht mal einen Campingkocher, hält sich erstaunlich gut bei allen Temperaturen. Bei kalten Festivals mit mäßiger Fressbudenausstattung kommt noch eine Dose von irgendwas, was man warm machen kann pro Tag dazu.