Freitag, 23. Juni 2017
Zur Zeit gibt es nicht nur einen, sondern sogar zwei Bewerber für einen Platz in dem Raum,der irgendwo in meinem Bett anfängt und in meinem Herz endet.

Der Eine trinkt zu viel , ist knapp vier Jahre jünger als ich, versteht mich ohne Worte, mag die Katzen und ist letztlich doch auch nur einer von denen, die nach der geplant- ungeplantem Grenzüberschreitung von Freundschaft mit Flirrem zu semi-gutem Sex aus Pflichtgefühl oder/und der Hoffnung auf Wiederholung nett bleiben und dann und wann mal ein Lebenszeichen von sich geben.

Der Andere hat mich in ein klebriges Spinnennetzlabyrinth aus Faszination, Irritation, Verunsicherung und Fluchtreflex geschickt mit seinem strukturierten, ausbalancierten, harmonisiertem Leben zwischen 1,0er-Studiumsabschluss, täglicher Mediation, Fronten einer nicht ganz unbekannten Band, Sport auf beinahe-Profilevel und Ehrenamt in einer Kita.
Seiner verdammten Gelassenheit und Rücksichtnahme, seiner nicht-zerstörerischen Emotionalität.
Der von mir irgendwann früher mal sehnsuchtsvoll herbeigewünschten Nähe, Einfühlsamkeit, gelegentlich Romantik, die mich gleichzeitig so unendlich abstößt und anekelt und mir Käfer unter der Haut und Kakerlaken im Magen und Würmer im Hirn beschert und gleichzeitig alles mitbringt, von dem ich mal dachte, dass ich es wollte.


Ich bin gerade so unangenehm-angenehm planlos, orientierungslos, und mir ist gerade so vieles so egal oder ekelt mich an.
Menschen vor Allem.
Die, die aufgrund von schlechtem Gewissen versuchen, Freundschaften aufrecht zu erhalten, die schon vor Wochen mit einem Nachtbus das Land verlassen haben.
Die, die ernsthaft denken, ich würde sowas mit Mitleid oder Anteilnahme empfinden, wenn sie immer wieder kommen, um ihr Seelenleid abzuladen und mir zuzuhören, während ich ihre kleinen pathetischen Hoffnungen zerstöre und Selbstmitleidspfützen trocken lege, und dann glauben, mir einen ausgleichenden Gefallen tun zu müssen, beziehungsweise, zu können, wenn sie zwischendurch fragen, wie es mir geht und ob alles "ok" ist.
Die, die in meiner Nähe oder meinem Bett landen, oder ich in ihrem.
Diese konstruierte Nähe, dieser Selbstverlust, das Hoffen und Fliehen.


Immerhin, was ich solltemüsstekönnte streckt immer mal einen seiner Arme aus dem Nebel.
So there is that.






Samstag, 17. Juni 2017
Wenngleich meine literarischen Ergüsse zur Zeit eher in anderen Medien zum Ausdruck kommen, so kann ich doch, nicht ohne Stolz natürlich, verkünden, dass es mich noch gibt.

Die letzten 50 Therapiestunden sind angebrochen (sagt die Therapeutin),
der Abschluss rückt drohend näher (und ich sollte mir mal anschauen, wie das so geht mit Bachelorarbeit anmelden und solchen Sachen),
mein Ego stabilisiert sich und ich bin offensichtlich wirklich kein introvertierter Mensch, sondern einfach ein extrovertierter mit einem Haufen Komplexen.

Standardliebeskummer vorhanden, trennungsrestverunsichert,
zwischendurch anderweitig auf die Fresse geflogen, aber so richtig,
meine weißen Haare werden mehr, ich rauch immer noch wie ein Schlot,
und dann, wenn andere auf Festivals fahren,
fahre ich auf Exkursion.

Unianwesenheit (physisch) ca. 80%, Unianwesenheit (geistig) wohl so 50%. Wenn man optimistisch rechnet.
Wahlweise kein Schlaf oder 14 Stunden, und die ganze andere pathetische Kackscheiße, die ich anscheinend gerne mache, wenn ich wieder in einer Abwärtskurve bin.

Naturhaarfarbe wächst weiter vor sich hin, rein rechnerisch noch 9,1kg bis zum (medizinischen) Idealgewicht; bis zu dem, was gemeinhin und von mir als Idealgewicht wahrgenommen wird, etwas mehr. Fingernägel endlich stabil wachsend und kurz vor Tussi-Level, vorausgesetzt, ich schreddere sie mir nicht wieder mal aus Versehen durch eigene Blödheit.
Hätten wir die wirklich wichtigen Fakten also auch abgehandelt.

Ich kann Sie also beruhigen und ehrlicherweise sagen, alles ist wie immer.
Außer meinen Nägeln. Komplett unverstärkt, Wachstumsgeschwindigkeit einer Schnecke auf Valium, aber was dabei rumkommt, ist echt geile Scheiße.





Mittwoch, 26. April 2017
Beziehung vorbei, mayhem irgendwo zwischen Erleichterung und Reue.


Nach Möglichkeit keine Alkohol- oder sonstigen Exzesse, keine piercing-/tattoo- oder haartechnische Eskalation, dafür aber verantwortungsvoller Umgang mit dem heimischen Psychopillenvorrat.

Nächste Schritte:
ersten Unitag überstehen
Papa Mayhem beibringen, dass ich seinen Traumschwiegersohn in die Wüste geschickt habe
Es dem Rest der Welt beibringen, der mich doch so gerne mit "ihr seid (wart) soooo ein tolles Paar" bombardiert.

Notfall-Tavor intus (1), immer noch auf die Wirkung wartend, weil ich bei wirklich Allem eine Elefantendosis brauche.
Ich bin vernünftig genug, um nicht mehr als die mir angedachten zwei zu nehmen; meine Ärzte sind vernünftig genug, um nicht nennenswert mehr auszuteilen.

Aktuell keine akute Gefährdung meines Lebens vorhanden, psychische Instabilität ist stabil.
Trotzdem irgendwie doof, dass meine Therapeutin immer dann im Urlaub ist, wenn ich sie gerade brauchen könnte.




Dienstag, 25. April 2017
Vermutlich werde ich heute oder in den nächsten Tagen meine Beziehung beenden,

Neben vier abgebrochenen Fingernägeln und einem verknacksten Zeh hat mir das Festival auch die unangenehme Erkenntnis gebracht, dass ich drei Tage lang keinen einzigen Gedanken an Mr.Mayhem verschwendet habe, während er mich laut eigener Aussage schrecklich vermisst hat.

Ich grüble seit realen Monaten, gefühlt drei Ewigkeiten und vielleicht habe ich meine Entscheidung schon getroffen.
Ich suche beständig nach einem Sicherheitsgefühl, aber einen Aufpasser und Hilfe bei Amtskontakten haben sind keine Argumente, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn da sonst nichts mehr ist.
Und so ist es,glaube ich.

Der alte Klassiker: nicht mehr genug für eine Beziehung, vielleicht noch mehr als Freundschaft, aber irgendwie nur noch das an-einander-gewöhnt-sein.

Zurück zum gewohnten Unglück (?).

Irgendwas mache ich falsch, glaube ich.