Der schicksalhafte Zufall schmeißt erneut mit Skurrilitäten um sich:
Ich wurde zum Master zugelassen.
Die Abgabefrist fürs Zeugnis liegt mitten im Vorlesungszeitraum, lange vor der Prüfungsverbuchung.
Ich kümmere mich darum, dass sie angepasst wird.
Sie bekommt ein Upgrade: wahnsinnig knapp, aber technisch möglich.
Dafür ist mein Dozent nicht (mehr?) als möglicher Betreuer gelistet.
Auf der Institutshompage ist er generell (noch?) gelistet, der Link führt allerdings ins Webnirwana, er bietet dieses Semester auch keine Kurse an.
Aus dem Fachbereich kenne ich sonst nur noch zwei Personen.
Einer ist für die nächsten Jahrtausende verplant, die andere würde sich lieber einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung unterziehen, als mit mir in einem Raum zu sein.
Was auf Gegenseitigkeit beruht.
In anderen Fachbereichen bin ich entweder nur durchschnittlich gut oder die betreuungsbefugten Dozenten sind gerade in Mutterschutz, an Partnerunis oder haben mich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen (und ich ihre Forschungsschwerpunkte somit auch nicht).
Anstehende Kleinkriege: zwei Hausarbeiten, ein Blockseminar, ein Protokoll, BA-Vorbereitungen.
Bonus-Challenge: Eventuell neuen Betreuer für das Ding finden. Und zwar schnell.
Und gegebenenfalls ein neues Thema.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ich wurde zum Master zugelassen.
Die Abgabefrist fürs Zeugnis liegt mitten im Vorlesungszeitraum, lange vor der Prüfungsverbuchung.
Ich kümmere mich darum, dass sie angepasst wird.
Sie bekommt ein Upgrade: wahnsinnig knapp, aber technisch möglich.
Dafür ist mein Dozent nicht (mehr?) als möglicher Betreuer gelistet.
Auf der Institutshompage ist er generell (noch?) gelistet, der Link führt allerdings ins Webnirwana, er bietet dieses Semester auch keine Kurse an.
Aus dem Fachbereich kenne ich sonst nur noch zwei Personen.
Einer ist für die nächsten Jahrtausende verplant, die andere würde sich lieber einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung unterziehen, als mit mir in einem Raum zu sein.
Was auf Gegenseitigkeit beruht.
In anderen Fachbereichen bin ich entweder nur durchschnittlich gut oder die betreuungsbefugten Dozenten sind gerade in Mutterschutz, an Partnerunis oder haben mich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen (und ich ihre Forschungsschwerpunkte somit auch nicht).
Anstehende Kleinkriege: zwei Hausarbeiten, ein Blockseminar, ein Protokoll, BA-Vorbereitungen.
Bonus-Challenge: Eventuell neuen Betreuer für das Ding finden. Und zwar schnell.
Und gegebenenfalls ein neues Thema.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
04. Februar 20 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
In Sachen unübliche Lebensgeschichten bin ich ja quasi Fachfrau.
Da wäre meine, und was sie so mit mir anstellt, und da sind die all derer, denen ich unterwegs begegne und die ich entweder einsammle oder liegen lasse (Fortschritt!).
Die Kunst ist, sich weder von der augenscheinlichen Ungerechtigkeit auffressen zu lassen, noch, vor ihr zu resignieren.
Die treibende Schicksalskraft ist der Zufall, und dem ist per se erst mal alles egal. Der macht einfach sein Ding, und gut ist. Oder ungut - egal, juckt den Zufall nicht.
Desweiteren bin ich ziemlich wahrscheinlich nicht Jesus - ich bin nicht hier, um das Leid der Welt auf meinen Schultern zu tragen oder/und irgendwem dadurch Erlösung zu verschaffen. Erlöst euch doch selbst. Echt jetzt.
Die Kunst ist, die Selbstdefinition zu meistern, wenn man denn herausfinden will, wer oder was dieses ominöse "Selbst" sein soll.
Dazu gehört die von mir beständig gepredigte heilige Dreifaltigkeit: konstruktiv, differenziert, reflektiert. Im Hirn und außerhalb. Für das Ich und für das Andere und für alles, was daraus entsteht oder nicht-entsteht.
Die Kunst ist Mut.
Mut ist nicht: angstfrei sein. Angst ist evolutionär gesehen sinnig, Angst kann tolle Sachen, zum Beispiel unser Leben retten.
Mut ist das "Trotzdem". Ein Protokoll schreiben, zwanzig Minuten am Tag, bis es fertig ist, und es dann, zwei Stunden zu spät, abgeben. Sich dabei fast ein- und ganz und gar nicht darauf scheißen, dass das eine lächerlich einfache, übersichtliche Aufgabe ist, die man eigentlich mit links bewältigen könnte.
Vor Angst und Anspannung das Gefühl haben, gleichzeitig weinen, Sachen kaputt schlagen und kotzen zu müssen, weil das Scheißleben gerade mal wieder alles andere als einfach ist.
Sich einzugestehen, dass das Leben das nicht aus böser Absicht tut und "einfach" subjektive Definitionssache ist. "Einfach" im Vergleich zu was? Und warum der Vergleich?
Mut ist Ehrlichkeit.
Nicht verloren gehen in dem, was man gern wäre, was die anderen sein könnten, was die Schwarzmalerei sagt oder was die Hoffnung gerne hätte.
Realistisch bleiben, so richtig. Die Realität will dich weder verzaubern, noch will sie dir auf die Fresse hauen. Die Realität ist erst mal einfach da, macht eben ihr Ding, und gut ist. Oder ungut - juckt die Realität nicht.
Mut ist Menschlichkeit.
Der allgemeine kategorische Imperativ, "Sei kein verdammtes Arschloch". Gilt für das Selbst und das Andere.
Dem Scheißefinden einen Raum geben, und dann irgendwie den mentalen Backflip schaffen und verzeihen, dem Selbst und dem Anderen - wenn es angebracht ist.
Mut ist nämlich auch, Grenzen zu ziehen.
Aussortieren, Unverzeihliches als genau das benennen.
Überhaupt. Dingen einen Namen geben. Und erkennen, dass die manchmal auch nur Schall und Rauch sind.
Die Kunst ist konstruktive Akzeptanz.
Gegen Windmühlen ankämpfen lohnt sich nicht immer - die Scheißdinger einfach wegzusprengen manchmal schon. In die Luft jagen, mit dem Panzer drüber fahren, und weg mit dem Scheiß.
Manchmal vielleicht doch lieber stehen lassen und einfach woanders hin. Mit oder ohne Panzer.
Erkennen, dass auch Unaushaltbares nicht immer abhaut, egal, wie sehr man es sich wünscht. Und den Plan anpassen. Oder über Bord werfen und nen neuen machen. Oder auch nicht.
Festhalten, dass es manchmal Gründe gibt und manchmal nicht.
Unabhängig davon irgendwas draus machen. Aus der Situation, der Erkenntnis, dem Leben, dem Selbst oder dem Anderen.
Die Kunst ist, weiter zu machen - nicht mit jedem Bullshit, den man sich so zusammen gesponnen hat, sondern, ganz schlicht und ergreifend, mit dem Existieren.
Irgendwann wird schon wieder ein Leben draus.
Ob mit oder ohne Hoffnung, mit oder ohne Glauben an das Selbst, das Andere, Schicksal, Zufall, Universum, höhere Mächte, Gründe, Perspektiven.
Die Kunst ist Selbst-Transformation.
"Stabiles Mittelmaß ist mir nicht vergönnt" streichen und stattdessen damit arrangieren, dass alles permanent fragil, wacklig und im Wandel begriffen ist, wenn auch mit variierender Intensität. Davon verabschieden, dass man das gut oder schlecht finden muss.
Überlegen, ob da was dran ist am "sich selbst ein Zuhause sein", aber auch nicht verzweifeln, wenn sich herausstellt, dass das eine Illusion ist, solange man davon ausgeht, dass Selbst oder Zuhause oder überhaupt irgendwas statisch ist.
Den ganzen Kram nehmen: Trauma, Welt-, Herz-und Existenzschmerz, die Angst, dass Chancen und Potentiale für immer verloren und die besten Zeiten vorbei sind, spontane Momente der Genialität und des Insichselbstverlusts, Erkenntnisse und solche, die nur so getan haben, spontane Gloriositätsanfälle des Lebens, untergehende Welten und Universen, Galaxiesplitter und implodierte Sonnen, verlorene Menschen, Jobs, Chancen, Pläne,...
den ganzen Scheiß nehmen und in einen großen Topf werfen.
Zusehen, wie das brennt und speit und zwischt und schaudert.
Die Kunst ist, daraus was zu machen. Ein Nichts, ein Etwas, irgendwas dazwischen.
Dem Topf beim Überlaufen zusehen, nasse Füße bekommen, unter denen es den Boden wegätzt.
Hoffen, dass man diesmal eine Rettungsweste eingepackt hat, weil man immer noch Nichtschwimmer ist.
Feststellen, dass auch Nussschalen zum schwimmenden Panzer transformiert werden können.
Beschissenes Wetter aussitzen, besseres nicht erwarten, aber (sofern möglich: freudig) annehmen, ohne dabei die Regenjacke zu verkaufen.
Im Idealfall: noch ein, zwei weitere auf Vorrat haben.
Für richtig mieses Wetter oder andere Schiffbrüchige.
Und eine Machete, falls sie sich als Arschlöcher entpuppen, ich bin vielleicht mitfühlend, aber nicht vollkommen bescheuert.
Meine großen Kunststücke sind Resilienz, Aussitzen, Weiteratmen, Verzicht darauf, endgültig den Verstand zu verlieren, stattdessen Fokus auf das, was man mit dem Ding sonst noch so tolles anstellen kann.
Und es lohnt sich.
Jede Implosion, jede Unaushaltbarkeit, jedes Pulverisiertwerden und jedes Loch im Herz.
Nicht, weil man das zum Leben braucht.
Sondern weil ich was draus mache.
Da wäre meine, und was sie so mit mir anstellt, und da sind die all derer, denen ich unterwegs begegne und die ich entweder einsammle oder liegen lasse (Fortschritt!).
Die Kunst ist, sich weder von der augenscheinlichen Ungerechtigkeit auffressen zu lassen, noch, vor ihr zu resignieren.
Die treibende Schicksalskraft ist der Zufall, und dem ist per se erst mal alles egal. Der macht einfach sein Ding, und gut ist. Oder ungut - egal, juckt den Zufall nicht.
Desweiteren bin ich ziemlich wahrscheinlich nicht Jesus - ich bin nicht hier, um das Leid der Welt auf meinen Schultern zu tragen oder/und irgendwem dadurch Erlösung zu verschaffen. Erlöst euch doch selbst. Echt jetzt.
Die Kunst ist, die Selbstdefinition zu meistern, wenn man denn herausfinden will, wer oder was dieses ominöse "Selbst" sein soll.
Dazu gehört die von mir beständig gepredigte heilige Dreifaltigkeit: konstruktiv, differenziert, reflektiert. Im Hirn und außerhalb. Für das Ich und für das Andere und für alles, was daraus entsteht oder nicht-entsteht.
Die Kunst ist Mut.
Mut ist nicht: angstfrei sein. Angst ist evolutionär gesehen sinnig, Angst kann tolle Sachen, zum Beispiel unser Leben retten.
Mut ist das "Trotzdem". Ein Protokoll schreiben, zwanzig Minuten am Tag, bis es fertig ist, und es dann, zwei Stunden zu spät, abgeben. Sich dabei fast ein- und ganz und gar nicht darauf scheißen, dass das eine lächerlich einfache, übersichtliche Aufgabe ist, die man eigentlich mit links bewältigen könnte.
Vor Angst und Anspannung das Gefühl haben, gleichzeitig weinen, Sachen kaputt schlagen und kotzen zu müssen, weil das Scheißleben gerade mal wieder alles andere als einfach ist.
Sich einzugestehen, dass das Leben das nicht aus böser Absicht tut und "einfach" subjektive Definitionssache ist. "Einfach" im Vergleich zu was? Und warum der Vergleich?
Mut ist Ehrlichkeit.
Nicht verloren gehen in dem, was man gern wäre, was die anderen sein könnten, was die Schwarzmalerei sagt oder was die Hoffnung gerne hätte.
Realistisch bleiben, so richtig. Die Realität will dich weder verzaubern, noch will sie dir auf die Fresse hauen. Die Realität ist erst mal einfach da, macht eben ihr Ding, und gut ist. Oder ungut - juckt die Realität nicht.
Mut ist Menschlichkeit.
Der allgemeine kategorische Imperativ, "Sei kein verdammtes Arschloch". Gilt für das Selbst und das Andere.
Dem Scheißefinden einen Raum geben, und dann irgendwie den mentalen Backflip schaffen und verzeihen, dem Selbst und dem Anderen - wenn es angebracht ist.
Mut ist nämlich auch, Grenzen zu ziehen.
Aussortieren, Unverzeihliches als genau das benennen.
Überhaupt. Dingen einen Namen geben. Und erkennen, dass die manchmal auch nur Schall und Rauch sind.
Die Kunst ist konstruktive Akzeptanz.
Gegen Windmühlen ankämpfen lohnt sich nicht immer - die Scheißdinger einfach wegzusprengen manchmal schon. In die Luft jagen, mit dem Panzer drüber fahren, und weg mit dem Scheiß.
Manchmal vielleicht doch lieber stehen lassen und einfach woanders hin. Mit oder ohne Panzer.
Erkennen, dass auch Unaushaltbares nicht immer abhaut, egal, wie sehr man es sich wünscht. Und den Plan anpassen. Oder über Bord werfen und nen neuen machen. Oder auch nicht.
Festhalten, dass es manchmal Gründe gibt und manchmal nicht.
Unabhängig davon irgendwas draus machen. Aus der Situation, der Erkenntnis, dem Leben, dem Selbst oder dem Anderen.
Die Kunst ist, weiter zu machen - nicht mit jedem Bullshit, den man sich so zusammen gesponnen hat, sondern, ganz schlicht und ergreifend, mit dem Existieren.
Irgendwann wird schon wieder ein Leben draus.
Ob mit oder ohne Hoffnung, mit oder ohne Glauben an das Selbst, das Andere, Schicksal, Zufall, Universum, höhere Mächte, Gründe, Perspektiven.
Die Kunst ist Selbst-Transformation.
"Stabiles Mittelmaß ist mir nicht vergönnt" streichen und stattdessen damit arrangieren, dass alles permanent fragil, wacklig und im Wandel begriffen ist, wenn auch mit variierender Intensität. Davon verabschieden, dass man das gut oder schlecht finden muss.
Überlegen, ob da was dran ist am "sich selbst ein Zuhause sein", aber auch nicht verzweifeln, wenn sich herausstellt, dass das eine Illusion ist, solange man davon ausgeht, dass Selbst oder Zuhause oder überhaupt irgendwas statisch ist.
Den ganzen Kram nehmen: Trauma, Welt-, Herz-und Existenzschmerz, die Angst, dass Chancen und Potentiale für immer verloren und die besten Zeiten vorbei sind, spontane Momente der Genialität und des Insichselbstverlusts, Erkenntnisse und solche, die nur so getan haben, spontane Gloriositätsanfälle des Lebens, untergehende Welten und Universen, Galaxiesplitter und implodierte Sonnen, verlorene Menschen, Jobs, Chancen, Pläne,...
den ganzen Scheiß nehmen und in einen großen Topf werfen.
Zusehen, wie das brennt und speit und zwischt und schaudert.
Die Kunst ist, daraus was zu machen. Ein Nichts, ein Etwas, irgendwas dazwischen.
Dem Topf beim Überlaufen zusehen, nasse Füße bekommen, unter denen es den Boden wegätzt.
Hoffen, dass man diesmal eine Rettungsweste eingepackt hat, weil man immer noch Nichtschwimmer ist.
Feststellen, dass auch Nussschalen zum schwimmenden Panzer transformiert werden können.
Beschissenes Wetter aussitzen, besseres nicht erwarten, aber (sofern möglich: freudig) annehmen, ohne dabei die Regenjacke zu verkaufen.
Im Idealfall: noch ein, zwei weitere auf Vorrat haben.
Für richtig mieses Wetter oder andere Schiffbrüchige.
Und eine Machete, falls sie sich als Arschlöcher entpuppen, ich bin vielleicht mitfühlend, aber nicht vollkommen bescheuert.
Meine großen Kunststücke sind Resilienz, Aussitzen, Weiteratmen, Verzicht darauf, endgültig den Verstand zu verlieren, stattdessen Fokus auf das, was man mit dem Ding sonst noch so tolles anstellen kann.
Und es lohnt sich.
Jede Implosion, jede Unaushaltbarkeit, jedes Pulverisiertwerden und jedes Loch im Herz.
Nicht, weil man das zum Leben braucht.
Sondern weil ich was draus mache.
Thema: gefunden.
03. Februar 20 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde.
(Gottfried Benn, Mutter)
26. Januar 20 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Meine gelegentlichen Anfälle spontaner Genialität haben derart auf die Konstruktivitäts-Tube gedrückt, dass es einem anderen Menschen das Hirn und sie daraufhin ihr Leben umgekrempelt hat. So bin ich zu meiner Freundschaft(?) mit Dory gekommen, und Dory sagt, wir gehen feiern.
Weil sie ist, wie sie ist, sagt sie das nicht mit der Woche Vorlauf, die ich für Unternehmungen dieser Art und zur finanziellen Planung mindestens brauche, sondern eine halbe Stunde, bevor sie vor meiner Tür steht.
"Ich hasse es, wenn Leute unangemeldet aufkreuzen, du hast Glück, dass ich überhaupt an die Klingel bin. Was machst du überhaupt hier?"
- "Dich zwingen, aus deiner Höhle raus zu kommen, mit mir tanzen zu gehen und nen schönen Abend zu haben. Optimalerweise sammelst du dabei mindestens drei Nummern ein und machst mit mindestens zwei Personen rum, die doppelt so heiß wie dein Kaffee-Mann sind. Klingt doch nach nem super Plan!" So viel gute Laune, so viel Optimismus, so viel brutale Gnadenlosigkeit dabei.
"Ich hab meine Haare seit über einer Woche nicht mehr gewaschen, die einzige Hose, die mir passt, kann alleine zur Waschmaschine laufen, und wenn Romero vorbei käme, würde er mich als Extra für nen weiteren "Night of the Living Dead"-Teil casten - ohne, dass ich dafür in die Maske müsste."
- "Aaaach, du übertreibst. Jetzt lass mich schon raaa-heeeein, ich hab uns ein Weinchen mitgebracht!"
Eine Stunde später sitze auf meinem Bett, warte darauf, dass meine Haare trocknen und höre Dory zu, die von ihren Dating-App-Erfahrungen erzählt, während ich mich frage, wie ich es in der Zeit zwischen Mr.Gaunt und Ex-Mr.Mayhem fertig gebracht habe, mich bei psychisch ähnlich mieser Ausgangslage wie jetzt mindestens einmal die Woche bis sechs Uhr morgens kaputt zu feiern und mir genug Personen anzulachen, um ein wenig Abwechslung dabei zu haben, wer mir gerade Kummer verursacht, wem ich das Ego aufpolstere und wer sich um meines kümmert.
Als gute Wissenschaftlerin teste ich meine Thesen ("Das war, als ich noch jünger, unantastbar und gottgleich war, ohne es zu merken; inzwischen habe ich Erkenntnisse und ein paar Coping Skills, dafür aber auch Normalsterblichkeit gewonnen"), bevor ich sie zur Tatsache erkläre.
Und beschwöre auf dem Schrein des Mädelsabends unter Zuhilfenahme der heiligen Relikte Schlampenkleid, Ich-verwende-das-nur-zu-ganz-besonderen-Anlässen-weil-es-seit-Jahren-nicht-mehr-hergestellt-wird-Parfum und der "Als ich noch jung, schön und verzweifelt war"-Playlist meine brach liegenden Makeup-Skills ebenso wie mein 20jähriges Ich.
Wir geben uns die Hand und bringen uns auf den aktuellen Stand der Dinge, sie vertreibt den Schmerz um unwiderruflich verschenkte Chancen und Potenziale aus meinem Kopf und ich den ganzen Scheiß, den sie glaubt, aus ihrem.
Irgendwo dazwischen finde ich das, was ich bin, und entkomme meiner Mutter.
Im Gruftkeller kenne ich fast keine Besucher mehr, dafür aber die Thekenzwergin, trinke beinahe gratis, ohne mich zu betrinken, stelle fest, dass ich auf magische Weise auch meine Billardfähigkeiten reaktiviert habe und lerne zwischen den Spielen, der Tanzfläche und den Dampf-Pausen einen Wikinger kennen.
Er gibt mir ein paar Bier aus und wir spielen ein paar Runden Billard, meistens mit oder gegen unsere jeweiligen Begleitungen.
Er ist einen Kopf größer und etwa vier Farbstufen blonder als ich, hat einen einigermaßen gepflegten Bart auf Optimallänge und würde ich mit ihm schlafen, müsste ich weder Angst haben, ihm alle Knochen zu brechen, noch, dass sein Bauch ein eigenes Gravitationsfeld entwickelt und ich nen Drehwurm kriege.
Außerdem wechselt er hochfrequent zwischen Zuneigungsbekundungen und pöbelndem Machogehabe, und weil ich zwar mayhem 2.0 berufen habe, dank der durchgeführten Upgrades aber mindestens bei Version 2.7 bin, spiegle ich zwar und es entsteht diese seltsame Anziehungskraft, ich realisiere aber auch, dass psychische Verdrehtheit und die Fähigkeit zu Machtdynamik-Spielchen nicht zu den Gebieten gehört, auf denen Kompatibilität oder gleich sein (können) für eine Sache sprechen.
Mein zwanzigjähriges Ich überlässt mir, wenn auch murrend, das Ruder, ich bringe sie auf den aktuellen Stand der Dinge, wir vertreiben den Scheiß aus unserem Kopf und als der Billard-Wikinger auch nach einem Hinweis auf sein irritierendes Verhalten bleibt, wie er ist, schauen wir uns auf der mentalen Kommandobrücke kurz an, zucken mit den Schultern und beschließen, dass wir das weder vertiefen, noch in Verzweiflung abdriften werden, sondern es einfach in die "ok, dann ist das halt so" Kiste sortieren und unser Ding machen, wir sind hier schließlich zum feiern und nicht zum Generieren neuer Weltuntergänge.
Als Dory heim möchte, fragt der Billard-Wikinger, ob wir vorher tanzen gehen, fünfzehn Minuten sind schließlich noch bis Ladenschluss.
Mein zwanzigjähriges Ich, das es nebenbei erwähnt für eine gute Idee hielte, ihn mal nach seiner Handynummer zu fragen, will Ja sagen, aber weil ich nicht mehr zwanzig und addicted to bullshit bin, lehne ich beides ab.
Weil ich außerdem immer noch ich bin, jammere ich beim Heimlaufen darüber, dass ich mich schlecht fühle, weil ich ihn geabfuhrt habe, mir die Schuld an seinem wechselhaft-ruppigen Verhalten gebe, ich hätte ja schließlich auch etwas zugänglicher sein können und weniger Kaktus-im-Pinhead-Bodysuit und dann wäre der bestimmt auch ganz anders gewesen.
Dory klärt mich darüber auf, dass sie sich von ihm angegraben gefühlt und er ihr erzählt hat, dass die letzten drei Exfreundinnen ihn betrogen haben und er gerade mit Nummer vier zusammen ist - weil die gut aussieht. Und dass er mit Nummer drei ein Kind hat.
Mein zwanzigjähriges Ich sieht das Schema "Mann, der eine ganze Batterie an Warnzeichen ist" erfüllt, ist etwas enttäuscht, möchte aber betonen, so für den Fall, dass er demnächst mal weniger vergeben ist, wir haben schließlich Prinzipien, dass der ja gar nicht für was festes taugen muss, wenn er eh nur 'ne menschliche Heizdecke sein soll. Ich erlaube ihr und ihren Gefühlen, den Raum einzunehmen, den sie gerade brauchen und verspreche ihr, ihre These nicht auf dem Stapel derer, die auf Aktualität und Relevanz geprüft werden sollten, zu vergessen.
Dann verräume ich Dory auf meinem Sofa und bringe auf dem Schrein des Mädelsabends ein Dankbarkeitsopfer an die Götter des Erkenntnisgewinns, der Psychotherapie und der gelegentlichen Anfälle spontaner Genialität, die es mir ermöglicht haben, mich auch dann kritisch zu hinterfragen, wenn das Ergebnis hässlich sein könnte.
Ich ziehe mein 20jähriges Ich wieder aus, schminke sie mir runter, wir geben uns die Hand und danken uns für die Begegnung, bevor jeder wieder in seine Realitätsebene zurückkehrt.
Dazwischen finde ich Teile von dem, was ich sein kann, und entkomme meiner Mutter.
Gute Erfolgsquote für einen Abend.
Weil sie ist, wie sie ist, sagt sie das nicht mit der Woche Vorlauf, die ich für Unternehmungen dieser Art und zur finanziellen Planung mindestens brauche, sondern eine halbe Stunde, bevor sie vor meiner Tür steht.
"Ich hasse es, wenn Leute unangemeldet aufkreuzen, du hast Glück, dass ich überhaupt an die Klingel bin. Was machst du überhaupt hier?"
- "Dich zwingen, aus deiner Höhle raus zu kommen, mit mir tanzen zu gehen und nen schönen Abend zu haben. Optimalerweise sammelst du dabei mindestens drei Nummern ein und machst mit mindestens zwei Personen rum, die doppelt so heiß wie dein Kaffee-Mann sind. Klingt doch nach nem super Plan!" So viel gute Laune, so viel Optimismus, so viel brutale Gnadenlosigkeit dabei.
"Ich hab meine Haare seit über einer Woche nicht mehr gewaschen, die einzige Hose, die mir passt, kann alleine zur Waschmaschine laufen, und wenn Romero vorbei käme, würde er mich als Extra für nen weiteren "Night of the Living Dead"-Teil casten - ohne, dass ich dafür in die Maske müsste."
- "Aaaach, du übertreibst. Jetzt lass mich schon raaa-heeeein, ich hab uns ein Weinchen mitgebracht!"
Eine Stunde später sitze auf meinem Bett, warte darauf, dass meine Haare trocknen und höre Dory zu, die von ihren Dating-App-Erfahrungen erzählt, während ich mich frage, wie ich es in der Zeit zwischen Mr.Gaunt und Ex-Mr.Mayhem fertig gebracht habe, mich bei psychisch ähnlich mieser Ausgangslage wie jetzt mindestens einmal die Woche bis sechs Uhr morgens kaputt zu feiern und mir genug Personen anzulachen, um ein wenig Abwechslung dabei zu haben, wer mir gerade Kummer verursacht, wem ich das Ego aufpolstere und wer sich um meines kümmert.
Als gute Wissenschaftlerin teste ich meine Thesen ("Das war, als ich noch jünger, unantastbar und gottgleich war, ohne es zu merken; inzwischen habe ich Erkenntnisse und ein paar Coping Skills, dafür aber auch Normalsterblichkeit gewonnen"), bevor ich sie zur Tatsache erkläre.
Und beschwöre auf dem Schrein des Mädelsabends unter Zuhilfenahme der heiligen Relikte Schlampenkleid, Ich-verwende-das-nur-zu-ganz-besonderen-Anlässen-weil-es-seit-Jahren-nicht-mehr-hergestellt-wird-Parfum und der "Als ich noch jung, schön und verzweifelt war"-Playlist meine brach liegenden Makeup-Skills ebenso wie mein 20jähriges Ich.
Wir geben uns die Hand und bringen uns auf den aktuellen Stand der Dinge, sie vertreibt den Schmerz um unwiderruflich verschenkte Chancen und Potenziale aus meinem Kopf und ich den ganzen Scheiß, den sie glaubt, aus ihrem.
Irgendwo dazwischen finde ich das, was ich bin, und entkomme meiner Mutter.
Im Gruftkeller kenne ich fast keine Besucher mehr, dafür aber die Thekenzwergin, trinke beinahe gratis, ohne mich zu betrinken, stelle fest, dass ich auf magische Weise auch meine Billardfähigkeiten reaktiviert habe und lerne zwischen den Spielen, der Tanzfläche und den Dampf-Pausen einen Wikinger kennen.
Er gibt mir ein paar Bier aus und wir spielen ein paar Runden Billard, meistens mit oder gegen unsere jeweiligen Begleitungen.
Er ist einen Kopf größer und etwa vier Farbstufen blonder als ich, hat einen einigermaßen gepflegten Bart auf Optimallänge und würde ich mit ihm schlafen, müsste ich weder Angst haben, ihm alle Knochen zu brechen, noch, dass sein Bauch ein eigenes Gravitationsfeld entwickelt und ich nen Drehwurm kriege.
Außerdem wechselt er hochfrequent zwischen Zuneigungsbekundungen und pöbelndem Machogehabe, und weil ich zwar mayhem 2.0 berufen habe, dank der durchgeführten Upgrades aber mindestens bei Version 2.7 bin, spiegle ich zwar und es entsteht diese seltsame Anziehungskraft, ich realisiere aber auch, dass psychische Verdrehtheit und die Fähigkeit zu Machtdynamik-Spielchen nicht zu den Gebieten gehört, auf denen Kompatibilität oder gleich sein (können) für eine Sache sprechen.
Mein zwanzigjähriges Ich überlässt mir, wenn auch murrend, das Ruder, ich bringe sie auf den aktuellen Stand der Dinge, wir vertreiben den Scheiß aus unserem Kopf und als der Billard-Wikinger auch nach einem Hinweis auf sein irritierendes Verhalten bleibt, wie er ist, schauen wir uns auf der mentalen Kommandobrücke kurz an, zucken mit den Schultern und beschließen, dass wir das weder vertiefen, noch in Verzweiflung abdriften werden, sondern es einfach in die "ok, dann ist das halt so" Kiste sortieren und unser Ding machen, wir sind hier schließlich zum feiern und nicht zum Generieren neuer Weltuntergänge.
Als Dory heim möchte, fragt der Billard-Wikinger, ob wir vorher tanzen gehen, fünfzehn Minuten sind schließlich noch bis Ladenschluss.
Mein zwanzigjähriges Ich, das es nebenbei erwähnt für eine gute Idee hielte, ihn mal nach seiner Handynummer zu fragen, will Ja sagen, aber weil ich nicht mehr zwanzig und addicted to bullshit bin, lehne ich beides ab.
Weil ich außerdem immer noch ich bin, jammere ich beim Heimlaufen darüber, dass ich mich schlecht fühle, weil ich ihn geabfuhrt habe, mir die Schuld an seinem wechselhaft-ruppigen Verhalten gebe, ich hätte ja schließlich auch etwas zugänglicher sein können und weniger Kaktus-im-Pinhead-Bodysuit und dann wäre der bestimmt auch ganz anders gewesen.
Dory klärt mich darüber auf, dass sie sich von ihm angegraben gefühlt und er ihr erzählt hat, dass die letzten drei Exfreundinnen ihn betrogen haben und er gerade mit Nummer vier zusammen ist - weil die gut aussieht. Und dass er mit Nummer drei ein Kind hat.
Mein zwanzigjähriges Ich sieht das Schema "Mann, der eine ganze Batterie an Warnzeichen ist" erfüllt, ist etwas enttäuscht, möchte aber betonen, so für den Fall, dass er demnächst mal weniger vergeben ist, wir haben schließlich Prinzipien, dass der ja gar nicht für was festes taugen muss, wenn er eh nur 'ne menschliche Heizdecke sein soll. Ich erlaube ihr und ihren Gefühlen, den Raum einzunehmen, den sie gerade brauchen und verspreche ihr, ihre These nicht auf dem Stapel derer, die auf Aktualität und Relevanz geprüft werden sollten, zu vergessen.
Dann verräume ich Dory auf meinem Sofa und bringe auf dem Schrein des Mädelsabends ein Dankbarkeitsopfer an die Götter des Erkenntnisgewinns, der Psychotherapie und der gelegentlichen Anfälle spontaner Genialität, die es mir ermöglicht haben, mich auch dann kritisch zu hinterfragen, wenn das Ergebnis hässlich sein könnte.
Ich ziehe mein 20jähriges Ich wieder aus, schminke sie mir runter, wir geben uns die Hand und danken uns für die Begegnung, bevor jeder wieder in seine Realitätsebene zurückkehrt.
Dazwischen finde ich Teile von dem, was ich sein kann, und entkomme meiner Mutter.
Gute Erfolgsquote für einen Abend.