Thema: monolog
Erkenntnis
Bin im Vergleich zum Patenonkel emotional ausgeglichen, positiv eingestellt und völlig gesund.
Aufgrund der Vergleichsperson wäre das allerdings jeder, der, von Bahngleisen/Autobahnen/Bürgersteigen vor Hochhäusern gekratzt, auf meiner Trage landet.
Erkenntnis, dass ich ihm nicht helfen kann.
Beschluss, trotzdem zu versuchen, den Kontakt beizubehalten.

Epic
Der andere Onkel, also der, der vielleicht gar nicht mein blutsverwandter Onkel ist, hat zu Papa Mayhem gesagt, Bruder, du solltest dein Hirn nicht in der Hose haben, sondern im Schädel, reiß dich mal zusammen, schau dir das Weib an, dass du dir da angelacht hast, und überleg mal, was du da für ne Scheiße gebaut hast.
BÄM, das ist meine Verwandschaft.
Auch, wenn er ansonsten ein korrupter, geldgeiler Schleimbeutel ist. In Vollzeit.

Endzeitstimmung
Papa Mayhem hat Verlustangst, überraschenderweise nicht wegen seinem Ansehen, sondern wegen mir.
Macht mich ein wenig sentimental. Wo wir uns doch schon so lange verloren haben.
Gesagt hat es mir nicht er, sondern die Vatersfreundin.
Er hat Angst. In die Ecke gedrängtes Kaninchen.
Ich weiß, wie das ist.
Er wusste es noch nicht.
Jetzt bin wohl ich die, die vorausgehen muss.

eingesperrt
Bei der Raucherschwester und ihrem Freund eingeladen gewesen, so oft zusammengerissen, nichts zu sagen.
Tendenziell wie irgendein viel zu großes Vieh in irgendeiner viel zu kleinen Gitterbox gefühlt.
Albatros im Wellensittichkäfig.
Eigenartig und eingesperrt.
Alltagsgefühl, anders ist eben doch immer das Gleiche.
Man gewöhnt sich dran.

Aber er gibt sich Mühe.
Ich mir auch.
Dem Raucherschwesterfreund fast ins Allerweltsgesicht geschlagen.
Mich fast ein bisschen in meinen verknallt.
Diesmal keine Abneigung, sondern sogar minimales Kuschelbedürfnis.
Ich habe gesagt, ich weiß nicht, ob das so geht, aber ich versuche es.
Eigentlich bin ich vom Scheitern überzeugt, aber zwischendurch hat es sich doch richtig angefühlt.
Weiß nicht, wo es hingegangen ist.
Vielleicht kommt es ja wieder.

Er gibt sich Mühe.
Ich mir auch.
Weiß nicht, ob er den Käfig größer machen oder mich schrumpfen will.

eigenartig
Die potenzielle Halbschwester angesehen und unter zwei Kilogramm Schminke ein Gesicht entdeckt, dass meinem viel zu ähnlich ist, um von Zufall zu sprechen.
75, 80%, sagt der Raucher. Sieht mir fast ähnlicher als meine Mutter. Und das bedeutet was.
Nur die Haare, und die Augen.
Die hat sie von ihrem Vater, glatte Haare und braune Augen. Meine Mutter hatte auch glatte Haare, und dunkelblaue Augen.
Meine sind grüngraublautürkis, wie bei Papa Mayhem. Oder Opa Mayhem.
Und wellige Haare hab ich, wie Papa Mayhem.
Ist irgendwie trotzdem kein Anhaltspunkt.

Gestern die Unterlagen bekommen, heute Besprechung, dann Test.
Neben dem gefühlt katastrophalen Zeugnis also dann der nächste blöde Zettel, der mehr bedeutet, als das ein Stück Papier eigentlich sollte.

Wer auf keinem Fundament steht, kann wenigstens nicht entwurzelt werden.

Ich vermisse Prag, obwohl ich nie da war, und die verwinkelte, kleine Stadt am Fluss, weil ich mal da war und es sich richtig angefühlt hat.
Hatte ich so nur ein weiteres Mal, am Meer.
Bin Nichtschwimmer und brauche Wasser in meiner Nähe.


Die Welt ist seltsam.