Thema: monolog
Seit Silvester habe ich mich wieder.

Habe die Beinahe-Lehrerin tot und wieder lebendig geredet,
mit der Löwin und ein paar anderen Leuten irgendein total krankes, aber dadurch auch ziemlich lustiges Kartenspiel gespielt und durch meine Weigerung, daraus ein Trinkspiel zu machen, ein paar anderen den Mut gegeben, es ebenfalls zu lassen.
Und es war ok und ich deswegen sogar irgendwie cool.

Habe mich aufgeregt, als Mr. Gaunt mich nicht nur auf dem (stockfinsteren, mir völlig unbekannten) Weg Richtung Burgruine, sondern auch generell irgendwie alleine gelassen hat, aber mir gedacht, Scheiß drauf, festgestellt, dass ich zur Abwechslung mal klarkomme, und mich an den Postboten und die Beinahe-Lehrerin geklettet.
Die ebenfalls einen massiven Schlag, und davon abgesehen mich irgendwie in ihr Herz geschlossen hat.
So waren es auch sie und ihr Freund, die mich um 24 Uhr umarmten und mir ein frohes Neues wünschten, während Mr.Gaunt mit der Löwin und ein paar anderen Mitfeiernden Raketen auf uns abschoss, von denen mich zwei fast erwischt hätten.
Später ein kurzer Kuss und eine Umarmung.
Und einer dieser Blicke, die alles heißen können, oder auch nichts, aber die sagen, das ist es irgendwie wert.

Habe später erfahren, dass er früher Stripper war. Vielleicht auch mehr.
"Mein Ausbildungsgehalt hat halt nicht gereicht. Mein Vater war arbeitslos. Also nach der Arbeit duschen, da hin, wieder duschen, schlafen, Arbeit.
Vier- bis fünfhundert an einem Abend, ist ziemlich gut. Und ich kann mit relativer Sicherheit sagen, dass die Meisten, egal, was sie wollten oder gemacht haben, inzwischen schon ein paar Jahre tot sind."
Und auf einmal ergibt so vieles Sinn.
"Alle wollt ihr immer nur meinen Körper!" Standardausruf von ihm. Immer möglichst locker, aber immer mit gleichzeitigem Zurückweichen. Egal, ob es eine gespielte Anmache von einem Kumpel, oder nur ein sein Äußeres betreffendes Kompliment war.
Sofortiges Umschalten bei "Live Strip"-Werbung, ähnlichen Szenen in Filmen, oder wenn dort jemand zu sexuellen Dingen gezwungen wird.
Wenn er sich festklammert an mir, und für eine Sekunde alles andere aufhört, zu existieren.Und er mich die Wochen darauf nicht mehr an sich heranlässt. Zumindest nicht auf diese Art und Weise.

Und mir trotzdem immer näher kommt. Und ich das zulassen kann.

Und zwischen den ganzen anderen betrunkenen Feiermenschen, auf dieser komischen Silvester-Grillparty, bin ich einen weiteren Millimeter näher zu ihm gekommen.
Ich wollte ihm irgendwas sagen, und mich für manches im Nachhinein entschuldigen, aber alles war so laut und grell und am Feiern. Also blieb es dabei. Ich habe mich weiter mit der Beinahe-Lehrerin unterhalten, er sich mit dem Mafiapaten, einem alten Freund von ihm, der spontan aufgetaucht war, sämtliche Geisteswissenschaftler oder solche, die es werden wollen (Die Beinahe-Lehrerin, die Löwin und mich) mit auf Stammtischdiskussionsniveau angesiedelten Argumenten als völlig blöd und später sowieso langzeitarbeitslos abgestempelt hatte, und Mr. Gaunt um Hilfe bei einem "Projekt", das "mit genug Startkapital ein voller Erfolg werden wird" bat.
Und um seelische und moralische Unterstützung, er habe da ein Problem mit ein paar Leuten und bräuchte somit wiederum ein paar Personen, die hinter ihm stehen und möglichst böse wirken würden.
Und während bei mir sämtliche Intuitions-Alarmglocken nicht nur läuteten, sondern ohrenbetäubend laut schepperten, tat der Mensch an meiner Seite das, was er immer tut, wenn jemand auf der Matte steht, den er zuvor als Freund eingestuft hat: Er fragte nicht weiter nach, sicherte seine personelle und finanzielle Hilfe zu, und erklärte freimütig, er würde dem Mafiapaten ohne zu Zögern sein Leben anvertrauen.
"Der ist wie mein großer Bruder, der hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Der Mafiapate ist für mich wichtiger als meine Mutter, oder mein Bruder, oder mein Vater."
-" Ich weiß. Und dass ich mich da nicht einmischen brauch. Ich will auch gar nicht wissen, bei was er da so dringend deine Hilfe braucht. Aber ich möchte, dass du vorsichtig bist.
Dass du jetzt denkst, ich bin paranoid und doof, und er würde dich niemals hintergehen oder dir schaden wollen, ist mir klar. Aber so haben schon genug andere Leute gedacht, und sind auf die Fresse gefallen. Bitte sei einfach nur vorsichtig.Ich hab da ein massiv ungutes Gefühl, und das sag ich nicht, weil er vorhin erklärt hat, ich solle doch einfach BWL studieren und wenigstens nen Arbeitsplatz kriegen."

Von der "Was richtiges"-vs.-Geisteswissenschaften-Diskussion schwenken wir wieder aufs Thema Studium, brechen ab, als der Mafiapate wieder irgendwas will, ich weine fast, weil der Raucher, dank einer mehr als unsensiblen Bemerkung der Löwin zu den Narben an seinem Oberarm und der an seinem Hals, fast weint, und er mir so leid tut, irgendwann geht er und dann auch wir, das Thema landet wieder beim Mafiapaten und wieder bei meinem geplanten Studium.
"Bist du ganz sicher, dass du in die Stadt hinter den sieben Bergen willst?"
-"Sicher bin ich mir doch nie bei irgendwas. " Außer bei meinen Gefühlen für dich, aber das traue ich mich nicht, zu sagen, und eigentlich weißt du es auch so. "Aber ich kann da studieren, was ich vorhabe und mutmaßlich will, und es ist nicht gerade die schlechteste Uni dafür. Falls ich jetzt nicht genug auf die Seite legen kann, muss ich halt vorher ne Ausbildung machen.
Warum fragst du?"
-"Wollts halt wissen."

Am nächsten Tag sitzen wir beim Stammasiaten und ich bin gerade mit einem weiteren (erfolglosen) Versuch, mit Stäbchen umzugehen, beschäftigt, als er es sagt.
"Du, mayhem?"
-"hm? Boah, die scheiß Stäbchen! Mir egal, ob ich die einzige bin, die Sushi mit Messer und Gabel isst!"
"Ich wollte mir ja diesen, oder nächsten Monat ne Wohnung suchen. Da hätte ich mal gefragt, wies mit Katzen und so aussieht."
Ok, mein Kampf mit dem Sushi ist jetzt uninteressant.
"Ich hab zwar gesagt, ich will nix WG-mäßiges mehr, sondern alleine wohnen, aber ich hab überlegt, wenn du bei mir wohnen würdest, könntest du ja von dort aus zur Uni fahren. Mit dem Auto halt, das dauert zwar, aber ist schneller als mit dem Zug. Miete würde ja dann ich zahlen, dann haut das auch mit den Spritkosten hin. Kommt dir billiger als ne Wohnung da, und du bekommst ja dann auch wieder Waisenrente und Kindergeld. Vielleicht kannst du ja auch nen Minijob machen, oder so."
Während ich ihn mindestens zwanzig Sekunden geschockt anstarre, muss mich der Kellner, der ebenso lange auf eine Beantwortung der Frage "Möchten Sie noch etwas trinken?" wartet, für total bekloppt halten.
"Äh, ja, ein stilles Wasser.
Aber jetzt mal ehrlich, du kannst nicht einfach die Miete und alles für mich-"
-"Doch, das geht schon. Miete, Strom und so hab ich eh, das werden die Katze und du nicht so dramatisch schlimmer machen. Wenn ich alles einrechne, auch Lebensmittel und meine Fahrtkosten zur Arbeit, hab ich noch 600 pro Monat übrig. Reicht eindeutig."
"Das ist dein Ernst?"
-"Bleibt mir ja nix anderes übrig, oder?" Sagt er so und lacht. Einfach so.
"Wenn ich in die Kleinstadt ziehen würde, könnte ich meinen Job bei der Tanke behalten. Mein Vertrag geht bis 01.01.2015, wenn sie mich nicht früher rausschmeißen, wie die bei meinem Praktikum. Falls ich die 20h/Woche schaffe, wärens 640 pro Monat. Wenn ich auf Minijob runter gehe, 450, plus Kindergeld und Waisenrente. "
-"Siehst du, damit wären deine Spritkosten mehr als gedeckt."
"Ich geb was zur Miete dazu. Also, wenn wir das so machen würden."
-"Ja, wie gesagt, ich hätte halt mal gefragt, wie das mit Katze und so aussieht. Ich kenn ja den Sohn vom Master of Immobilien, da geht das schon."

Es folgen noch ein erfolgloser Stäbchenversuch, ein Anruf des Tankstellenchefs mit meinen Arbeitszeiten für diese Woche, und der Kellner mit Rechnung und Glückskeksen.
"Alle sind verrückt nach Ihnen", liest Mr.Gaunt seinen vor. "Is ja nix neues. Was spricht deiner?"
-"Sie werden dieses Jahr große Schwierigkeiten überwinden. Heißt das jetzt, alles wird gut, oder es passiert noch mehr Scheiße, die dann aber vorbei geht?"
"Alles wird gut."
-"Wär ja mal ganz nett."
"Fänd ich auch. In dem halben Jahr mit dir bin ich mindestens 10 Jahre älter geworden."
-"Also sind wir jetzt bei 20 Jahren Altersunterschied, Opa?"
"Jo, Grandma."
-"Ich bin noch zu nah an der Minderjährigkeit, um Grandma genannt zu werden."
"Ich bin nicht die mit dem kaputten Rücken, den Gelenkschmerzen bei Wetterumschwüngen oder auch mal so, und der Migräne."
"Dafür kriegst du graue Haare, nen grauen Bart, und Falten."
-"Aber nur wegen dir!"
"Mach dir nix draus, ich find dich ja so oder so toll."

Alles wird gut.
Irgendwann wird alles gut.
Bis es soweit ist, finden Sie mich in meinen wirren Gedanken, beziehungsweise in zwölf Stunden zumindest körperlich hinter der Kasse der Tankstelle am Ende der Welt, mehr oder weniger freundlich lächelnd.

Seit Silvester habe ich mich wieder.
Schrittweise in den Tagen davor darauf hingearbeitet, und auf einmal war ich da.
Vielleicht auch ein bisschen mehr.
Ein bisschen Zukunft. Und vielleicht auch ein bisschen Vergangenheit, die wieder zu mir gekommen ist, oder zu der ich gekommen bin.
Zwischen endlosen Fehlschlägen und mehreren Momenten, in denen ich kurz vor "Das ist der Zeitpunkt für die Notfall-Tablette" stand.
Was ich jetzt mir mir mache?
Keine Ahnung.
Einfach weiteratmen. Und schauen, was passiert.
Alles wird gut.





huehnerschreck, Freitag, 3. Januar 2014, 16:09
ich denke, dass das der passende moment ist, dir ein gutes neues jahr zu wünschen.

alles wird gut – ein schönes motto.

(ach, und übrigens: oma genannt zu werden fühlt sich auch mit 38 _sehr_ seltsam an ;) und mit einem echten opa verheiratet zu sein, der noch keine 50 ist.)


mayhem, Samstag, 4. Januar 2014, 00:38
habe ich das dir/euch auch schon gewünscht?
Falls nein, hole ich das hiermit nach :D


Es ist nicht direkt ein Motto. Eher irgendwas zwischen Mantra und Affirmation. Den Satz habe ich inzwischen so gut wie verinnerlicht, vergesse aber immer wieder, mich an ihn zu erinnern, wenn es eigentlich notwendig wäre.

(Ich krieg das immer zu hören, wenn ich mal wieder Rücken-/Knie-Knöchelschmerzen habe, oder wenn meine Knochen knacken. Hat er ja alles nicht, dafür aber graue Haare. Gleicht sich also aus :D)

arboretum, Freitag, 3. Januar 2014, 20:05
So so, "was richtiges" - und was, bitteschön, soll das sein? Was für den einen richtig sein mag, kann für den anderen total falsch sein, weil es nicht dessen Begabungen entspricht oder ihn gar nicht interessiert - und wie soll der dann gut werden in dem Fach?

Wer Geisteswissenschaften studiert und sich frühzeitig überlegt, wo er damit am Ende eigentlich hin will, und dann mit entsprechenden Praktika und Studijobs gezielt darauf hinarbeitet, hat auch gute Chancen, dorthin zu gelangen und eben nicht als Germanistin an der Aldikasse oder in der Langzeitarbeitslosigkeit zu landen. Das passiert eher denen, die so vor sich hinstudieren und keine konkrete Vorstellung davon haben, was sie später einmal beruflich tatsächlich machen wollen.

Ich habe es nicht genau im Kopf, aber eventuell gibt es keine Halbwaisenrente mehr während eines Studiums, wenn zuvor bereits eine Ausbildung abgeschlossen wurde. Bei einem Nebenjob, bei dem Du 640 Euro im Monat verdienst, musst Du übrigens auch als Studi einen (kleinen) Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung zahlen (mehr Infos zum Thema Studium und Job dort).

Was die Pendelei mit dem Auto zum Studienort betrifft, so empfiehlt es sich, das einfach einmal nüchtern durchzurechnen, ob das tatsächlich billiger ist als eine eigene Studentenbude in der Unistadt.* Benzin, Parkgebühren und Verschleiß gehen auch ins Geld.

Für die Fahrerei dürfte zudem ziemlich viel Zeit drauf gehen - und Vorlesungen an der Uni beginnen durchaus auch mal morgens um 8 oder dauern bis abends 20 Uhr. Außerdem ist es als Pendler schwieriger, Kommilitonen kennenzulernen, weil man dann nicht mit denen abends einmal gemeinsam abhängt oder ausgeht. Von Lerngruppen und gemeinsamen Referaten oder Hausarbeiten mal ganz abgesehen. Die Zeit, die fürs Hin- und Herfahren drauf geht, fehlt halt auch fürs Lernen, mal abgesehen davon, dass es auch anstrengend ist, jeden Tag Woche für Woche so viel unterwegs zu sein.

* Es ist doch noch die Stadt, die Du mir mal nanntest, oder?


mayhem, Samstag, 4. Januar 2014, 00:19
So habe ich auch argumentiert, ebenso die Löwin. Hat er auch keine Antwort drauf gewusst, war aber nach wie vor davon überzeugt, dass seine "Lösung" die einzig Wahre ist.
Er selbst hat eigentlich Germanistik studiert, ist aber jetzt Textilhändler oder so.

Auf die 640 komme ich wahrscheinlich nicht; ich denke, zum Studium wirds nur noch ein Minijob sein.
Wir haben uns auch mal hingesetzt und das durchgerechnet, erst ich, davon unabhängig er, und dann nochmal beide zusammen, und es käme tatsächlich billiger. Die Mieten in der Kleinstadt sind vergleichsweise niedrig bis sehr niedrig, Lebenserhaltungskosten auch. Ich hatte vor meinem Auszug von Zuhause ja schonmal überlegt, dorthin zu ziehen, auch aus diesen Gründen. (Hab aber zu dem Zeitpunkt nichts finanzierbares gefunden, wo ich mit Katze reingekommen wäre).

Der Zeitfaktor ist tatsächlich blöd, wobei nicht wenige mit Auto oder Bahn fahren und ähnliche Entfernungen haben. Bei einem Umzug in die Kleinstadt hätte ich auch gut 20km weniger Entfernung zur Unistadt. Google spricht von 35 Minuten Fahrzeit, rechnet man Berufsverkehr und die Tatsache, dass die Höchstgeschwindigkeit meines Autos bei 154km/h liegt, mit ein, verlängert es sich entsprechend deutlich, ist aber immer noch schaffbar. (Mein Patenonkel wohnt in einem Vorort der Kleinstadt und fährt ebenfalls jeden Tag in die Unistadt, allerdings zum Arbeiten).

Noch ist nichts entschieden. Ich bin auch nicht fröhlich am "OHGOTH, er hat gefragt, ob wir zusammenziehen!!!"-rumquieken, vor allem, weil es eben nach so kurzer Beziehungsdauer wäre.


arboretum, Samstag, 4. Januar 2014, 00:24
Demnach ist es jetzt wohl eine andere Unistadt als die, in die Du noch vor einiger Zeit 'mal wolltest.

vor allem, weil es eben nach so kurzer Beziehungsdauer wäre.

... und vor allem so unvermittelt, nachdem er Dir kürzlich erst gesagt hat, dass er Deine Gefühle nicht erwidert.

Für einen Textilhändler wäre im Nachhinein betrachtet ein BWL-Studium vielleicht ganz nützlich gewesen.

c17h19no3, Freitag, 3. Januar 2014, 22:36
das klingt alles soweit ja schon mal sehr schön. ein guter start ins neue jahr! :)

ABER: ist der typ tatsächlich so vertrauenswürdig und konstant? gefühlstechnisch wie auch in sachen lebensfähigkeit? ich hab ja auch mal zusammengewohnt, bin mehr oder minder aus diesem grund auch hierher gezogen, und nach drei monaten schmeißt der betreffende mich raus, und dann konnte ich schauen, wie ich mit meinen 200euro-praktikum eine wohnung finde und finanziere (in hh fast unmöglich). ich war damals mit der betreffenden person zu dem zeitpunkt schon rund 20 monate zusammen, ich hätte nicht damit gerechnet, dass es zu einem derartigen zerwürfnis kommen würde.

zudem ziehst du in SEINE wohnung. ich hab das damals auch gemacht, in eine nicht gemeinsam ausgesuchte und eingerichtete wohnung zu ziehen. ich lebte da also zwischen seinen möbeln und sachen. hab mich ständig zu gast gefühlt und fast jede meiner handlungen wurde kritisiert. das kissen muss immer so rum liegen und die socken dürfen nicht auf dem stuhl liegen abends und das badezimmerschränkchen war ab und an nicht ordnungsgemäß geschlossen. ich habe in ganz kurzer zeit einen geliebten menschen für seine sich plötzlich entpuppende kleinkariertheit und paschahaftigkeit hassen gelernt.

ich muss zugeben, auch ich hatte damals den finanziellen vorteil. der hat mir den start erleichtert. ich musste nur die halbe kaltmiete bezahlen und eben meine lebensmittel. das war natürlich günstiger als eine eigene wohnung, auch wenn ich kein eigenes zimmer damals hatte. es war aber natürlich auch immer ein wunder punkt, den man(n) mir vorwerfen konnte und mit dem ich erpressbar war. im nachgang hat er mir damals übrigens noch 150 euro für drei monate strom und wasser nachberechnet, weil ich angeblich den löwenanteil mit duschen und haare waschen verbraucht hätte. kann man von halten, was man will.

es kann also sehr unschön werden und einen in eine verletzbare, abhängige position bringen, in der man dann auf die gnade des mitbewohners angewiesen ist.

ist kein grund, es nicht zu wagen. fällt ja nicht jeder auf die schnauze und hat mein ausgeprägtes talent dazu. aber es kann fatal sein, sich auf einen menschen zu verlassen - insbesondere, wenn man selber gerade nicht stabil steht. letzten endes muss man immer und ausschließlich für sich selber sorgen.

überlegs dir gut.


mayhem, Samstag, 4. Januar 2014, 00:56
Manches muss ich so für mich noch in Ruhe verarbeiten/mir durch den Kopf gehen lassen, aber war schon gut, im großen und Ganzen. Vielleicht ja wirklich ein Zeichen, dass es ab jetzt wieder bergauf geht.

Mr.Gaunt ist mir teilweise sehr ähnlich, was unter Anderem ein erhöhtes Risiko von Spontanentscheidungen mit sich bringt, und eben die Tatsache, dass er sehr vieles vor sich hin verdrängt. Oder aber gar nicht erst an sich ranlässt.
Er bringt aber auch eine Vertrauenswürdigkeit mit sich, die sonst nur sehr wenige Leute für mich haben.

Wie er das mit den Möbeln regeln will, bleibt abzuwarten- im Moment wohnt er ja übergangsweise bei Mutti, vorher war er nur in WGs. Außer seinem Bett, einem Kleiderschrank, der Hantelbank und dem Terrarium hat er also quasi nichts- ich schon, ich wohne ja alleine. Finanziell am Vernünftigsten wäre es also, meine Möbel teilweise zu übernehmen (außer dem Bett , seins ist um Welten cooler und passt besser zu meinem ererbten Schminktisch ;) ), eben zB die Küche.
Aber ich verstehe, was du meinst. Alleine die Tatsache, dass er die Miete übernehmen will/wird, schafft bei mir so ein blödes Abhängigkeitsgefühl.

Im Nachhinein dann doch noch planlo Geld fürs Wasser nachfordern ist aber auch nicht grad die feine Art.


Dass du nicht die Einzige mit diesem Talent bist, habe ich, glaube ich, an verschiedenen Stellen bereits bewiesen :D
Aber ich bin ja gnadenlos optimistisch. Oder verzweifelt.
Im realen Leben werde ich dauernd als Pessimistin bezeichnet, somit tendiere ich zu Zweitgenanntem.

Mach ich. Und jongliere mit Zahlen, und diskutiere mit meinem Bauchgefühl. Außerdem hab ich noch ein bisschen die Angst, dass er es sich doch anders überlegt, oder es dann total schiefgeht, usw.
Vermischt mit meinen allgemeinen Verlustängsten nicht gerade das Beste für einen ruhigen Schlaf, aber daran bin ich ja inzwischen gewöhnt.


c17h19no3, Samstag, 4. Januar 2014, 05:23
die sorge mit der verlässlichkeit hab ich nur, weil ihr ja kürzilch dieses gefühlsproblem seinerseits hattet, wie frau arboretum schon richtig angesprochen hat. und du hast auf den (noch nicht mal definitiven) verlust ja sehr, sehr heftig reagiert. ich finde es sehr mutig,dass du ihm da noch traust - und dass du dir vor allem selber traust.

wenn ihr zusammenzieht, guck, dass jeder sein eigenes zimmer hat. ich glaube, das kann viel entschärfen. und da kann dann auch jeder sich so breit machen, wie er mag. für das zimmer kannst du ihm dann ja auch miete bezahlen, dann hast du dafür auch ein gutes argument, weil es ist ja deines.

wie alt ist der gute eigentlich (wegen dem bei-mutti-leben)? ähnlichkeiten schweißen schon stark zusammen. ihr könnt euch so aber auch gegenseitig ausbremsen. bei typen mit prokrastination krieg ich persönlich immer pickel. ;) ein grund, warum ich mit dem objekt keine beziehung führen möchte, so gern ich es auch habe.


mayhem, Sonntag, 5. Januar 2014, 21:06
Zumindest im Moment sieht es so aus, dass er schlicht überlastet war, weil es mir einfach dreckig ging, mehr, als es hier teilweise angeklungen ist.
Was er mir aber nicht sagen wollte/konnte (also dass er nicht weiß/wusste, wie er mit manchen Dingen umgehen soll, und damit überlastet ist/war).
Jedenfalls muss es ihn ziemlich aus der Bahn geworfen haben, als ich ihm das so ins Gesicht geschlagen habe mit dem, was der Psychater gesagt hat, und allem anderen.
Ob es auf Dauer hält, wird sich zeigen. Er gibt sich Mühe, Rücksicht zu nehmen, ich gebe mir Mühe, halbwegs neutral und so klar und deutlich wie möglich zu sagen, was meine Probleme sind. Besonders letzteres klappt nicht immer, aber ist in Arbeit. Und es wird wieder besser. Ich weiß inzwischen ein paar Dinge von ihm, die sehr vieles erklären und eventuell auch die Distanz, die er zum Teil hält. Gestern Abend bis heute Nachmittag war ich bei ihm, und ich habe das Gefühl, es wird (wieder/besser).
Verunsichert bin ich trotzdem noch und werde ich auch noch ewig sein, aber trotz aller Verunsicherung und Zweifel glaube ich daran, dass da etwas ist, oder eher, dass er etwas, bzw. jemand besonderes ist. Es muss kein positiver Grund sein, aber irgendeinen Grund hat es, dass Mr.Gaunt da ist.

So, wie ich ihn verstanden habe, wäre das sowieso sein Plan gewesen (er spricht von einer Dreizimmerwohnung, ergibt seins, meins, und Wohnzimmer). Aber ich muss mir das eh noch durch den Kopf gehen lassen.

Er steuert auf die 29 zu. Nach diversen WGs ist er jetzt übergangsweise in Muttis Keller und sucht eben nach einer Wohnung in der Kleinstadt.

Alleine dadurch, dass ich emotional sehr an ihm hänge, ist das die anstrengenste Verbindung mit einem anderen Menschen, die ich bis jetzt hatte. Aber auch eine, wenn nicht die erste, bei der ich wirklich und ehrlich ohne mit der Wimper zu zucken sagen kann, dass es das wert ist.