Ich bin, für voraussichtlich ein dreiviertel Jahr, auf der Warteliste einer Therapeutin, die ich noch vom "Anfang" kenne, die mich damals mochte und ich sie, und die sich in den letzten fünf Jahren umfangreich fortgebildet hat - und zwar genau bezüglich meiner Krankheitsbilder.
Bis dahinsteht eine Kurzzeit-/Akuttherapie ab September in Aussicht. 12h Gesamtkontingent, die Therapeutin macht das noch nicht so lange und hat einen riesigen Respekt vor Borderline-Fällen, aber Erfahrungen mit der (Verhaltens-)therapie von Jugendknastmenschen und stationären Adipositaserkrankten. Habe also (statt an Unikram zu arbeiten, was gerade wieder mental und emotional ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint), recherchiert, was dazu überlicherweise gehört, und ob ich etwas abstrahieren/für mich nutzen kann.

Kann ich.
Es folgen zwei Beispiele und ein Abstieg ins Untergeschoss, den Keller, und unters Fundament meiner Psyche.



- mentale Kontrollmechanismen fragiler Natur: Wenn etwas schief geht, oder nicht nach "Plan" läuft, empfinden die Patienten großes emotionales Leid und der ganze Kontrollmechanismus bricht zusammen.
Davon ab, dass sich darauf bezogen wurde, dass Essenskontrollmechanismen rein kognitiver Natur (so und so viele Kalorien zu den Zeiten, Essensplan, gute und böse Lebensmittel,..) statt irgendwie flexibler-"gesünder" (Regulierung durch Hunger- und Sattgefühl) seien und ich das Beispiel "ungeplant eingeladen worden, Kuchen gegessen, Weltuntergang", bzw. was das auslöst innerlich igendwie nachfühlen kann:
Jo. Im Bezug auf meine Emotionsextreme sowie alles, was daraus resultieren kann.
und meine Gedankenwelt ist zutiefst davon überzeugt, dass ich, wenn mir ein Fehler passiert, verloren habe.
Dass ich beständig richtig und gut sein und Leistung bringen muss, damit mich jemand mag oder zumindest ok findet. Nicht auf Essen bezogen, sondern auf meine Existenz.
Dass ein, oder sogar zwei Tage, an denen ich nichts (das kann tatsächlich nichts, oder aber fast nichts, also ein paar Sätze, Untersuchung auf Relevanz und Ausformulierungen, oder das reservieren oder abholen von Büchern in der UB sein) für die Uni mache, dafür sorgen, dass ich alternativlos scheitern werde. Ehrlich, verdammt, es fühlt sich wie ein riesiger Kampf an, Bücher abzuholen, oder in vier Stunden drei Sätze hinzukriegen, aber es ist einfach so gut wie nichts, und ich komme damit nicht klar, und ich kann darauf auch nicht stolz sein, selbst, wenn ich es vielleicht sollte, weil es immerhin mehr ist als nichts, oder ich dafür andere Dinge (Waschmaschine machen, zweimal tgl. Zähne putzen, Müll rausbringen) gepackt hab.

Sie macht, dass ich mich unfähig fühle, unfähig bin, das Steuer wieder rumzureißen, wenn ich bis nachmittags geschlafen habe, und der ganze Tag verschenkt bleibt. Obwohl ich doch auch spätabends/nachts arbeiten kann/könnte?

Dass ich mich schlecht fühle, sobald ich für irgendwas nicht absolut lebensnotwendiges (neuer Eyeliner, für 10 Euro eine Unterwegs-Minidampfe, Vorratsbestellung, wenn Aromen und Nikotinshots im Angebot sind; nicht die billigsten, sondern die zweitbilligsten Socken, weil die schöner sind; ein, zwei Keilrahmen im Euroshop, weil ich wieder ein bisschen male) kaufe. So ausgeprägt, dass ich aktuell ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich überhaupt irgendwas einkaufen gehe (auch Lebensmittel), und dabei manchmal, Novum, Schweißausbrüche kriege.

Mein Unterbewusstein, oder meine Psyche, oder wer auch immer da in meinem Kopf sitzt, ist zutiefst überzeugt davon, dass ich maßlos bin. Dass ich zu viel faulenze, zu viel Geld ausgebe, zu viel rede, mich zu sehr reinstresse, mir gegenüber meines Umfelds zu viel herausnehme, entweder viel zu wenig mache oder mich zu sehr verkrampfe und reinsteigere, und an den Fäden zieht der Autpilot in meinem Kopf, der macht, dass ich einfach mache, aber nicht auf die gute Art, und mich währenddessen oder danach schäme und hasse, aber irgendwie nicht anders kann.

Erlernen von Mechanismen zum Umgang mit Versagen oder als Versagen wahrgenommenen Zuständen; Umgang mit Anspannung, innerem Druck, und anderen unangenehmen Gefühlszuständen
Ein großer Teil meiner akuten Gewichtszunahme (und ich habe einen 29er-BMI, das ist nicht mehr mein Standard "du hast halt eine weibliche Figur und Kurven", das ist kurz vor Adipositas, egal, ob man es bei mir "nicht so sieht", weil ich groß bin) kommt vermutlich genau da her.

Meine Regulationsmechanismen der Vergangenheit waren deutlich ungesünder, ja; die aktuellen sind aber auch nicht cool.
Denn egal, wie konstruktiv und hilfreich das mit dem Malen oder Schreiben sein kann: Wenn ich so unter innerem Druck oder Anspannung stehe, dass ich das Gefühl habe, mein Körper ist mir zu klein und ich platze gleich raus, oder wenn ich so überlastet oder so leer bin, das sich mich nicht mehr aushalte, ist da nicht viel mit niederschwelligen Reizen und konstruktivem Kanalisieren.
Seit zwei Tagen klappt es wieder manchmal, zu überlegen, was ich jetzt machen könnte; vorher hab' ich die letzte Zeit halt einfach gegessen. Weil ich dann so vollgestopft war, dass ich Bauchschmerzen hatte, und so fresskomatös, dass nicht mehr viel ging außer Selbsthass (siehe oben angesprochenes Katastrophisieren).

Mir kann kein Therapeut der Welt erzählen, dass das nur der "gesteigerte Appetit von den Neuroleptika, versuchen Sie jetzt nicht auch noch, an ihrem Essverhalten oder Gewicht zu arbeiten, Sie haben gerade noch andere Baustellen" ist und ich das einfach so weiter laufen lassen soll. Das ist kein versehentliches oder vernachlässigbares Zunehmen; das ist ein Regulationsmechanismus gone wrong. Früher habe ich getrunken, dauergequalmt, gekifft oder/und Booty Calls platziert, wenn ich mich nicht mehr ausgehalten habe, jetzt ist es essen.

Meine Hormone, meine Gelenkschmerzen und meine Haut machen schreckliche Sachen, je mehr ich zunehme. Und zwar nicht nur in meinem Kopf, sondern objektiv sichtbar; genetische Komponenten vorhanden.
Aber die Therapeutin und einer meiner Bekannten, der in einer Psychatrie arbeitet, sagen mir, zunehmen passiert halt, das ist nicht wichtig jetzt, und der Bekannte fragt, ob ich wahnsinnig bin, was ich denn jetzt mit einer, zitiere, "Abmagerungskur" will?
Ich will doch gar nicht abmagern, oder crash-diäten, oder auf mein medizinisches Idealgewicht, oder meinen Wunschkörper haben; für den ist später immer noch Zeit, das stimmt.
Ich will einfach nur aufhören, noch mehr zuzunehmen, und wieder normalgewichtig werden. Nicht nur, weil ich mich schäme (ich schäme mich eh dauernd für irgendwas, da käme es auf auf einen Grund mehr oder weniger auch nicht mehr an), und sicher nicht aus der Idee heraus, bei der, gar nicht so ernsthaft/dringlich betriebenen, Partner*innen-Suche oder der Akquise menschlicher Heizdecken mehr Erfolg zu haben.
Sondern einfach, weil ich mir meine Gesundheit nicht (noch mehr) kaputt machen mag. Und weil ich lernen will, mit mir und dem Ding in meiner Psyche auch ohne Kollateralschäden umzugehen.
Wenn ich sage, dass ich keine Genuss-mittel wie Alkohol als emotionales Pflaster mehr missbrauche, ist das gut.
Wenn ich sage, dass ich aufhören will, Essen als emotionales Pflaster zu missbrauchen, soll ich das nicht machen, weil es diesem Zeitpunkt unmöglich und später noch genug Zeit, und die nahende Adipositas eben ein hinzunehmender Fakt sei.
Mindfuck.

Sonstige Regulationsmechanismen, die ich, wenn auch eingestaubt, im Repertoire habe: Unkontrollierte Wein- , Angst- oder Panikattacken; Saufen, Ketterauchen und was man noch so machen kann; sich von Menschen anflirten oder/und abschleppen lassen, wobei man sich bereits währenddessen schlecht fühlt (dann gerne auch in Kombination mit den oben genannten Mechanismen inkl. Panikattacken, wenn ein gewisses Nähelevel droht, erreicht zu werden) ; sinnlos Geld ausgeben (die Ausprägung ist aber vermutlich nicht so stark, wie ich sie wahrnehme, s.o.). Die habe ich mir bereits größtenteils abgewöhnt, und ich möchte nicht wieder auf sie zurückgreifen.

Und dann die heilsamen, kathartischen, gerade nicht verfügbaren:
-Theater spielen, von meiner Rolle gefressen und danach als Haufen Elend wieder ausgespuckt werden; oft ein anderer als zuvor.

-Theater sehen, vom Stück gefressen, danach wieder ausgekotzt werden und feststellen, dass es gnädig genug war, ein paar meiner Unerträglichkeiten in seinem Magen zurück zu behalten.
Therapeutisches Horrorkramschauen geht immerhin manchmal auch, mich triggert nicht der richtig fiese Kram, sondern nur die harmloseren, die man auch mit anderen Menschen ansehen kann.
Ich gehöre zu den Leuten, die sich Dokumentationen über Albert Fish, Fritz Haarmann,Jeffrey Dahmer oder ihre Kollegen, Lars von Trier-Filme, puren Gore oder den Fotokanal eines Tatortreinigers zur Beruhigung ansehen. Reiz und Gegenreiz setzen, anyone?

-Auf ein Konzert oder Festival gehen und Black Metal Bands den Hass, das ganze Leid, den Schlund der Verzweiflung, das allausfüllende Gefühl, falsch und schlecht zu sein, die messerscherbendschlundtiefe Verlorenheit, den Weltschmerz, den Selbst- und Fremdekel, das zerspringende, aufreißende, zerplatzende Herz, die Unmöglichkeit des Seins in einer knochenberstenden Druckwand aus mir und durch mich pressen lassen, damit das ganze dreckige Abwasser voller Mentalfäkalien mit einem blutigen Schlag aus jeder einzelnen Pore schießen und endlich abfließen kann.


Ursachensuche.
Meine inneren Naturgesetze hat weder die Evolution, noch Gott oder Satan selbst aufgestellt, sondern einfach meine Mutter.
Mit jeder Häutung werde ich ein Stück ihrer Glaubenssätze los, aber ihre Gebote bleiben, tiefer verinnerlicht als alle Orthodoxen; auf der Grenze zur Realität gepflanzt und in ihr Metastasen streuend, die ich mit einem stumpfen Taschenmesser aus meinem Fleisch schneide.

Woher sollte ich wissen, was Grundvertrauen ist? Ich war entweder eine erwachsene beste Freundin, oder ein parasitärer Klotz an ihrem Bein. Irgendwie das Einundalles, aber irgendwie auch ganz anders behandelt, als das andere Leute mit ihrem Einundalles zu tun scheinen.

Woher soll ich wissen, dass ich mir Grundvertrauen leisten kann?
Es gibt niemand, der dauerhaft, zuverlässig,aus freien Stücken und ohne bösartige Hintergedanken (auch unbewusst möglich) bei dir bleibt.

Wie sollte ich glauben, dass mich jemand liebt?
Wenn ich aufhöre, zu performen, zu entschuldigen, krampfthaft zu versuchen, wieder gut zu machen, folgt die Flucht, weil ich allen zu viel bin außer ihr.
Zu Mama kannst du immer kommen, Mama kannst du dein Leid klagen; wenn sie dich nicht gerade als übersensible Mimosen-Heulboje, die sich nicht so anstellen soll, diagnostiziert, ist Mama die einzige, die dich jemals ausgehalten hat.

Wie soll ich glauben können, dass mich irgendjemand aushalten kann?
Nicht mal meine Mutter hat mich ausgehalten. Die hat gesoffen, geschrien, Haare gezogen und Schläge und Tritte verteilt, weil sie nicht damit zurecht kam, dass ich dauernd alles falsch gemacht habe.
Mama sagt, dein Vater wollte lieber einen Sohn, dein Vater behandelt dich wie eine kleine Erwachsene und nicht wie ein Kind, Mama sagt, dein Vater will immer, dass alles perfekt ist, oder so aussieht, egal, ob es die Wohnung oder der Eindruck, den wir als Familie abgeben ist; aber das ist aufgesetzte, unechte und unerträgliche Kackscheiße, so funktioniert das nämlich nicht. Die Dorffrauen, die den sauberen Haushalt und die perfekten Kinder haben, sind neurotisch bis zwangserkrankt, essgestört, oder, im besten Fall, einfach genau so verblödet wie ihre Kinder. Du, mein Kind, bist besonders intelligent, und in deiner Gesamtheit halt, leider, besonders. Aber irgendwann im Leben kriegst du das entweder in den Griff, oder kannst es zu deiner Bitch machen.

Mama sagt, ich bin fett, faul, gefräßig, eine Lügnerin, unsportlich und hässlich und dumm. Dass mein Schwarm aus der fünften Klasse (der mir aufgefallen ist, weil er plötzlich nett zu mir war und mich pseudo-geärgert hat, was ich aber verkackt habe, weil ich's übertrieben und, obwohl ich es besser wusste, auf einen wunden Punkt, die schlechte Note, gezielt habe) mich nur toll findet, wenn ich mehr wie die anderen Mädchen werde, aber das kriegen wir hin - ich soll einfach mit ihr Diät machen, ein bisschen reicht schon, und vor Allem regelmäßig Sport. Ja Kind, du willst nicht hier in den Verein, weil die anderen Kinder alle gemein zu dir sind; das versteh' ich, ihre Mütter sind gemein zu mir, und von irgendwem schauen sie es sich halt ab. Weißt du was? Scheiß auf deinen Schwarm. Das ist ne andere Welt als unsere.
Der steht eh auf die Jaqueline von der Hauptschule, schon immer, und war nur nett zu dir, weil ihr beide von hier seid und du halt als einziges Mädchen an's Gymnasium bist. Oder weil er sich über dich lustig machen will! Das ist es! Eine Wette oder sowas, ob du darauf reinfällst! Und du tust es auch noch! Du bist absolut lächerlich. Naiv, egozentrisch und dumm. Sei froh, dass wenigstens ich Gnade mit dir habe.


Die Grundregeln, nach denen die Welt funktioniert, alias die Offenbahrungen der heiligen Mutter Mayhems

1. Es gibt nur schwarz und weiß.
Wer etwas Schlechtes tut, ist schlecht. Wer etwas Gutes tut, ist sehr sicher auch schlecht, tut aber etwas Gutes, um dich zu manipulieren.
Ebenso bist auch du schlecht, wenn du etwas schlechtes tust, und Liebe, Annerkennung oder Akzeptanz nicht mehr wert. Und du tust oft Schlechtes, also brauchst du dich nicht wundern. Wenn dich jemand nicht mag, bist du selbst Schuld, und es ist genau deswegen.

2.Trau Männern nicht.
Siehe oben. Außerdem sind es schwanzgesteuerte Arschlöcher.

3.Trau Frauen nicht.
Siehe oben. Außerdem sind es alles gestörte, hinterfotzige Minusgestalten. Wenn du schon Vertraute brauchst, rede lieber mit Männern, die sind zuverlässiger und ehrlicher; zumindest, solange du nicht ihre Frau bist.

4. Es gibt keine glücklichen Familien und keine glücklichen Ehen.
Sie tun nur so, weil sie ihr Gesicht nicht verlieren wollen.

5. Du bist schlauer als der Rest.
Dazu habe ich maßgeblich beigetragen, weil ich in der Schwangerschaft immer viel Hüttenkäse auf Körnerstangen und Salat gegessen und dich als Baby immer beim Kochen neben's Radio gestellt habe, damit dein Hirn neue Eindrücke kriegt. Außerdem hast du deswegen so lange, dichte Wimpern bekommen; würdest du an dir arbeiten, könntest du richtig hübsch sein.
Deshalb werde ich dich mit allen Mitteln zwingen, Salat zu essen, auch, wenn du nicht willst, un du wirst auch als Erwachsene noch komplett blockieren; unabhängig von der konkreten Zusammensetzung, Zubereitung und Menge wird alleine das Sehen oder Riechen eines Salats ausreichen, aus deinem Magen einen verkrampften Muskelklumpen zu machen, dich emotional aufzuregen und abzufucken, und eine Übelkeit auszulösen die, je näher der tatsächliche Konsum rückt, eine Ausprägung erreicht, die du sonst nur von einer Lebensmittelvergiftung kennst.
Und ja, das wird auch bei "grüner Deko" auf einem Teller passieren. Und du wirst dich schlecht fühlen, weil die dann weggeworfen wird, weil du sie nicht gegessen hast.

6. Dein Vater ist herzlos, unterkühlt und böse. Für ihn zählt nur der Schein, und, wenn wir schon dabei sind: geldgeil ist er auch, ich muss alle Rechnungen vom Einkaufen mitnehmen und ihm vorlegen, damit er sie in seinen Ordner eintragen kann. Wir verlassen ihn.
Sobald du die Wohnung, die einer Messi-Bude gleicht, von deinem Anteil bereinigt hast, denn eindeutig hast du dazu maßgeblich beigetragen.

7. Ich bin keine Alkoholikerin.
Du bist ja meistens daheim, du siehst doch, dass ich nur ein paar Gläschen Sekt und ein bisschen Bier trinke. Dein Vater sagt das nur, weil er spinnt und ich ihm nicht perfekt genug bin.

8. Du bist Abschaum, aufmüpfig, aggressiv, nicht zu kontrollieren.
Deswegen rufe ich jetzt das Jugendamt an, dann kommst du in ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Denn genau das bist du, wie die schwer erziehbaren Kinder im Fernsehen. Ich gebe alles als deine Mutter, und du bist einfach nicht mehr kontrollierbar.*Führt Telefonat mit nicht gewählter Nummer, erklärt, ich habe sie "schon wieder geschlagen", ja, es gehe wirklich nicht anders, ich sei vollkommen gestört und außer Kontrolle. Sagt, sie habe das Telefonat geführt, selbst nachdem ich ihr das Wählprotokoll zeige. *

9. Ich schlage dich nicht!! Hör auf mit deinem Gelaber, dass das seit 2000 oder 2004 verboten ist, es interessiert mich nicht, denn ich schlage dich nunmal nicht!
Ein paar Schellen haben noch nie geschadet, Arschversohlen mit Kochlöffel oder Geschirrtuch auch nicht, und das mache ich schon fast ein halbes Jahr nicht mehr!! Dir glaubt keiner, wenn du sagst, dass ich dich schlagen würde, weil nichts davon "schlagen" ist!
(Point in Case: einmal davon erzählt. Mir wurde tatsächlich nicht geglaubt, dass meine coole, lockere, sympathische Mutter manchmal nicht cool, locker und sympathisch ist).

Und Nummer 10, das Sondergebot, aufgestellt durch die Dorfgemeinschaft :
Es tut mir so Leid, wir haben ja schon immer gewusst, dass mit der Frau was nicht stimmt.
Ich habe ihr ja so oft meine Hilfe angeboten, aber sie wollte nie.
Und das arme Kind, die arme Mayhem, die tut mir ja so Leid. Ich habe mir ja ganz oft gedacht, dass da was nicht passt, aber sie hat ja nie etwas gesagt.
Meine braven Kinder haben sie so oft zum Spielen eingeladen oder zum mitmachen, aber sie hat immer nein gesagt und sich komplett abgekapselt.

Als ich drei war, haben die braven Kinder zu mir gesagt, sie stecken mich in den Kamin und verbrennen mich, weil mich keiner will.
Als ich dreizehn war und meine Mutter gestorben ist, wollte ich das gleiche mit ihnen, ihren Eltern, ach, aus Seuchenschutzgründen am Besten dem ganzen Dorf machen, meine Mutter hatte Recht, Lügner und Heuchler, deren größte Priorität ist, gut dazustehen und die dabei keine Grenzen, kein Schamgefühl und keine Menschlichkeit kennen.

Das Dorf steht noch, die Menschen leben noch, und ich werde gegen keinen dieser beiden Fakten etwas unternehmen.
Manchmal denke ich mir, dass es doch nicht wahr sein kann; dann will ich zu ihnen gehen, fragen, was die Erzählungen sollen, und sie richtig stellen.
Dann fällt mir wieder ein, dass jeder Mensch nach seinen eigenen Regeln funktioniert, und meine nicht für andere gelten müssen, egal, wie gerne ich das hätte.


Mit jedem Häutungszyklus schaffe ich etwas mehr Zugriff auf die in meinem Unterbewusstseinssumpf eingebetteten Grundannahmen; das einzige in mir, das Wurzeln hat. Und jedes mal enttarne ich mehr davon als falsch erlernte Nicht-Tatsachen; es mag die Realität in ihrem Gehirn gewesen sein, aber es muss nicht auch meine werden. Oder bleiben?

Vielleicht schaffe ich es irgendwann, dass mein Kopf vollständig mir gehört.
Aber, wenn man das hat, was macht man dann damit?
Und was bleibt denn dann noch von mir übrig?





c17h19no3, Samstag, 7. September 2019, 01:10
deine mum und meine haben ein paar parallelen (auch wenn meine nicht tot ist), und wir beide haben sie auch. frappierend.

das mit dem nicht mehr zunehmen wollen finde ich logisch nachvollziehbar, insbesondere, wenn man verinnerlicht hat, dass man sonst ein maßloses nimmersattes schwein ist (in meinem fall: elefant war der kosenamer meiner mutter für mich).
ich glaube auch nicht, dass man das wieder aus dem kopf / unbewussten kriegt. das ist alles fest verankert, man kanns nur kognitiv-kritisch betrachten und sich selbst dann das eigene drama relativieren.
ich glaube nicht, dass ich verhaltenstechnisch jemals "normalität" erreichen werde - nicht was schlafen, trinken, essen, medikamente/drogen, arbeiten, sex oder zwischenmenschliche beziehungen betrifft. aber es gibt so zeiten, da bin ich nah dran und dann bin ich so fett zufrieden, dass ich mich beinahe schon wieder langweile. ;-)
meine letzte therapetin nannte diese seelischen amplituden übrigens "die welle reiten" (frei nach linehan), das objekt "um die innere mitte schwingen".

und ganz wichtig: du bist nicht. du wirst. denn "ich" ist kein zustand und identität eine illusion.


mayhem, Montag, 23. September 2019, 16:09
bestätigt immerhin die Annahme, nicht inhärent scheiße zu sein, sondern zum Teil eine mutterbedingt schiefe Welt- /Selbstsicht zu haben. Und hey, das ist schon mal was.
Tut mir trotzdem Leid, dass die Parallelen da sind/du dich mit ähnlichem Scheiß rumschlägst.
Bei mir geht das immer wieder einher mit dem Reflex, den Ursachenschwerpunkt auf mich selbst zu verlagern, weil ich dieses "Man kann nicht alles auf die Kindheit schieben, ey"-Teil in meinem Hirn habe. Kennst du das?

Bzgl. des nicht mehr zunehmen wollens: Danke, dass du das nachvollziehen kannst. Mich hat es sehr wütend gemacht, dass dieser Typ, der mit psychisch Erkrankten arbeitet, von "sexy Kurven", "chubbyness" und "die Fülle des Lebens, die sich im neuen Körper zeigt, feiern" geschwafelt hat im Angesicht von Beinahe-Adipositas und ihren, bei mir aufgrund der bereits vorhandenen Gelenk-/Hormonproblematiken gravierenderen, Folgen. Er arbeitet u.A. mit BED- und Bulimiepatient_innen, ich hoffe einfach inständig, dass er denen sowas nicht erzählt. Wenn's mich schon so triggert und traurig und wütend macht.

Dass ich maßlos/gierig/faul und verfressen bin, hat tatsächlich das Selbstbild gut mitgeprägt in der Vergangenheit; interessanterweise kann ich es jetzt, wo diese ganzen Sachen eher zutreffen würden als damals, als ich sie geglaubt habe, differenzierter betrachten. Ich schüttle klar den Kopf darüber, wie ich mich mit einem Gewicht, das aktuell mein Traum wäre, für dick halten konnte, aber ich weiß halt, dass das einfach mein Hirn war und da noch so viele "Gesetze" meiner Mutter drin saßen/sitzen.
Tatsächlich ist dieses "faul/maßlos/gierig" präsenter/hat größeren Impact als das "fett", wohl, weil es die Querverbindungen zu meiner gefühlt sehr starken Impulsivität und Affektanfälligkeit hat. "Dick" kommt zwar auch immer wieder, aber da klappt es inzwischen, mir zu sagen, dass es zwar jetzt so ist, ich aber daran arbeite und dieses Mal auch mit Erfolg.

Hey, wir haben eine weitere Gemeinsamkeit gefunden! ;)
"Normalität" ist bei mir schon länger keine Zielsetzung mehr, weil ich an ihrer dauerhaften Erreichbarkeit mehr als nur ein bisschen zweifle; hinsichtlich der nachhaltigen Entfernung des ganzen Kopfkriegs aus meiner Psyche hab' ich auch deutliche Skepsis.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde es mir reichen, einen konstruktiven und nachhaltigen Umgang damit zu finden. Ich strebe gar nicht sowas wie Normalität an, oder "Genesung", aber so damit umgehen zu können, dass ich weder mich, noch andere nachhaltig kaputt mache, das wäre schön. Selbst das Steuerrad zu übernehmen quasi.
Die verdrehten Bereiche ähneln sich auch, ich weiß lediglich bei "arbeiten" nicht, ob das bei mir auch zählt; gefühlt arbeite ich ja nichts und niemals, sondern vergammel nur, abgesehen von gelegentlichen Großartigkeiten wie dem erneuten Wiederfinden meiner Überproduktivität bei der letzten Hausarbeit und den 17h-Arbeitszeiten. Jetzt, wo ich das so lese, kommt mir doch in den Sinn, dass ich da ebenfalls Extremschiene fahre. Hm.

An das Vorhandensein einer einzigen und langfristig in ihrer Gestalt komplett feststehenden Identität glaube ich auch nicht; aber wenn ich immer nur werde, und niemals bin, nicht mal für einen Tag oder eine Woche, existiere ich zwar in ständiger Bewegung (was, zumindest bei mir, auch so ist), aber ohne jegliche Merkmale/Eigenarten/Eigenschaften, bzw. Orientierungspfeiler? Bzw. so habe ich es jetzt interpretiert. Und da stimme ich eher nicht zu, denke ich.
Identität oder "Ich" ist keine dauerhaft-festzementierte Größe, sondern was fluides, denke ich; aber ich glaube an ihre Existenz. Eine, die sich beständig ändert, abhängig von äußeren oder inneren Umständen, aber eine prinzipiell vorhandene.
(Ich hoffe, das ist irgendwie nachvollziehbar, was ich meine; manchmal denke ich mir einen Knoten in's Hirn und es ist dann schwierig, den allgemeinverständlich zu verbalisieren)


c17h19no3, Montag, 23. September 2019, 19:23
zum thema "die kindheit ist nicht schuld":
ich würde es auch nicht auf die kindheit schieben. eher auf das zeitfenster "kindheit". also dass da einfach entscheidende sachen passierten, die - zusammen mit einem eher zart besaiteten selbst und einer nicht so idealen parentalen umgebung - einen ziemlich krassen arschtritt-fußabdruck in der seele hinterlassen haben. und es gibt ja wissenschaftich-nachgewiesenermaßen phasen, in denen man für bestimmte dinge schlichtweg sehr empfänglich ist, auch wenn sie gar nicht so sind wie man sie da wahrnimmt, weil man als kind vieles falsch/anders interpretiert.
ich erinnere mich bspw. immer wieder daran, wie ich als kleines kind gebannt vor der spaltoffenen küchentür stand und meine mutter hemmungslos meinen hilflosen vater vollflennte. da war ich 3 oder 4 - ein so sensibles alter, was narzissmus betrifft. ich dachte also (narzisstischerweise), meine mutter heult, weil ich so schrecklich bin. und wie es der zufall so wollte, gab es da auch ein paar indizien für (wutausbrüche meiner mutter, hänseleien gleichaltriger, weil ich irgendwie "anders" war, das feedback meiner kindergärtnerinnen, dass ich zu wenig spiele und damit nicht meiner alterklasse entspräche usw.). dass meine mutter damals eine eileiterschwangerschaft knapp überlebt hatte und eine heftige ptbs durchmachte, die sich - insbesondere aufgrund der tatsache, dass es in den 80ern psychische erkrankungen eigentlich nicht gab - irgendwie ziemlich negativ auf unsere kleine zweisamkeit (papa arbeitete und war tagsüber abwesend) auswirkte, habe ich erst mit 17 geschnallt. meine mutter hat prinzipiell nichts falsch gemacht. sie hatte einfach pech gehabt, und dieses pech hatte sich sehr unvorteilhaft mit ihrer höchst impulsiven und latent labilen art verstrickt zu einem charakter, der mir einige jahre lang überhaupt nicht guttat.

zur identität: für dich ist es also wie ein fluidium. wasser oder eher so spukartig wie ektoplasma? ;-) ich denke, ich begreife es ähnilch, vielleicht wie die raumzeit, die von gravitationswellen geknetet wird oder so. ;-) passt für mich auch dazu, dass ich mir irgendwo nicht vorstellen kann, dass nach dem tod so rein gar nichts bleibt. (ich mag die vorstellung, wie unser hausgeist nachts leute zu erschrecken, indem ich mit meiner energie plötzlich den fernseher anschalte).

zum thema dicksein: finde auch nicht, dass man das als therapeut schönreden muss - ich weiß noch, wie meine hausärztin angesichts meiner anfänglichen mirtazapin-medikation die hände überm kopf zusammengeschlagen hat und meinte, dass so viele davon so dick werden, dass sie noch unglücklicher werden als sie es sowieso schon sind. ich fand das sehr pragmatisch. meine psychiaterin hatte nur gesagt, ich solle mich halt mal drauf einlassen (einlassen auf die vorstellung, 30 kg zuzunehmen). yeah.
und wahrscheinlich gehts beim dicksein nicht nur um das dicksein an sich in bezug auf gewicht und körperform, sondern eben das, was man damit assoziiert, also faulheit, maßlosigkeit, disziplinlosigkeit, mangelnder kontrollfähigkeit, unfickbarkeit, einsamkeit, misserfolg, dummheit, krankheit usw. all das bewirkt verständlicherweise panik. die zum teil sogar berechtigt ist, wenn man unsere schönheitsideale anschaut und wie schönheit und erfolg korrellieren.


mayhem, Donnerstag, 10. Oktober 2019, 23:40
wir meinen, glaube ich, gar nicht wirklich so verschiedene Sachen - dieses "auf die Kindheit schieben" empfinde ich dann als unproduktiv oder mies, wenn damit unreflektiert Dinge entschuldigt oder beiseite geschoben werden. Wenn mir zB jemand sagt, jo, ich sauf halt,weil meine Eltern waren scheiße.
Das ist ein legitimer Ausdruck von Überlastung oder Problembetäubung o.ä., aber es ist für mich, in meiner eigenen persönlichen Logik, schwammig und zu einfach/kurz gedacht. Ich hab' jede Menge Probleme, weil meine Mutter (und mein Vater, und irgendwie der semi-bekannte Erzeuger ja auch) schwierig waren.
Aber ich lasse das nicht dabei stehen, sondern schaue, was genau(er) ich als schwierig/scheiße empfinde, was das mit mir gemacht hat, bzw. welche Eigenheiten, die ich so an mir beobachte ihre Ursachen in welchen Ereignissen, welchen Eingeschaften einwirkender Personen, usw haben (könnten). Das empfinde ich als einen zielführenderen Umgang und dann auch nicht mehr als "auf die Kindheit schieben". Wenn da ungute, schwierige oder beschissene Sachen passiert sind, ist das so, und für viele Mentalschrägverkabelungen findet man in dem Zeitfenster Ansatzpunkte, denke ich.
Dieses pauschale, begründungs- und reflektionslose "hatte halt ne scheiß Kindheit" mag ich aber nicht. Auch nicht, wenn es von der anderen Seite des Sitzungstisches kommt und mir Therapeut*innen erklären, ohne weitere Nachfragen oder ohne mich ausreden zu lassen, dass ich so verkorkst bin, weil Kindheit, bzw. dass Symptom xy halt einfach da ist, weil "schwierige Kindheit".

Die Neigung, mich als Ursache negativer Ereignisse (weinende Menschen, fiese Mitschüler, schlechtes Gewissen meinerseits, wenn ich doch nicht mehr mit jemandem schlafen will, Mitbewohner ist angespannt und natürlich kann es nur daran liegen, dass ich, obwohl er arbeitet und ich nicht, nur wenig im Haushalt gemacht habe, etc) sitzt bei mir sehr fest im Kopf, deshalb war es für mich interessant zu lesen, dass bei dir diese Verknüpfung "meine Mutter weint - ich bin schuld" so präsent war/in der Erinnerung noch ist.
Mir ist das so beigebracht worden; also, dass ich schuld bin, generell, an allem, und erst recht, wenn jemand sagt,alles sei ok und ich nicht schuldig.

Impulsiv und labil konnte meine Mutter auch, und ich bin da ja auch ziemlicher Profi, wenn ich nicht sehr darauf achte, es an der Leine zu behalten und weiter daran zu arbeiten, dass reflektieren und Grautöne zwischen schwarz und weiß sehen zum automatischen Reflex werden. Einer muss ja mal damit aufhören, seine Folgegenerationen zu traumatisieren (was in meinem Fall auch deswegen gute Chancen hat, weil ich schlicht nicht vorhabe, mir Kinder anzuschaffen, die keine Katzen oder Zimmerpflanzen sind ;) )


Bzgl. Dick sein:
Danke! Ich finde es ganz grauslig, wenn das schön geredet wird und es hilft meinem Hirn gerade, dass das jemand außerhalb meines Kopfes ebenfalls so wahr nimmt und Kontakt mit medizinischem Personal hatte, dass das ähnlich sieht. Das "neueste" meiner Medikamente (also das, das als letztes dazu gekommen ist) haut schwungvoll in die Zunahme-Kerbe, an mir sehr deutlich und an anderen Menschen anscheinend gerne auch noch mehr. Mood Stabilizer/Antipsychotikum, die machen das wohl gerne. Dafür macht es zumindest teilweise aber auch das, was es soll, und es scheint akut keine wirkliche Alternative zu geben, die nicht die gleichen Nebenwirkungen hat oder "bipolar ist vom Tisch, aber wir werfen da jetzt mal Lithium drauf" heißt. Und es kommt bei mir nicht nur von den Medis, mMn addieren die ihre Auswirkungen nur zur bereits vorhandenen Problematik.


Bzgl. assoziierte Eigenschaften:
das Spektrum deckt ganz gut die Vorwürfe ab, die mir eh ins Hirn gepflanzt wurden, meine Psyche hat es aber irgendwie geschafft, das zu durchleuchten und davon abzulösen, dankbarerweise (manchmal macht sie krass gute Sachen). Bei anderen Menschen assoziiere ich auch nicht wirklich irgendwelche guten oder schlechten Eingeschaften anhand ihres Gewichts; bei mir selbst eher, weil ich da weiß "woher das Gewicht kommt". Stichwort Maßloskigkeit, Faulheit und die anderen mir eingeschriebenen Eigenschaften, die vielleicht real gar nicht zutreffen, oder nicht so stark.
Das mit der Fickbarkeit ist so ne Sache, ich werde, zumindest aufgehübscht für's Tanzen gehen, immer noch an sich als attraktiv wahrgenommen (und gehe noch nicht als Fet.Partner fürs Feeding durch), auch, weil sich bei mir die zusätzliche Masse ziemlich vorteilhaft verteilt und ich nicht "nach meinem Gewicht aussehe". Merke dennoch, dass ich mein Dick-Sein in unkonstruktiven Momenten als einen Grund heranziehe, warum ich ne Abfuhr kassiere(n könnte).


Bei der Schönheitsideal-Frage und ihren Auswirkungen auf mich habe ich noch keinen komplett festen Standpunkt. Gewicht/Körpermasse spielt da mit rein, aber manchmal macht man auf anderen Gebieten wieder was wett auf der Skala, zB durch gute Gesichtssymmetrie. In nicht-figurbezogenen Punkten kann ich ein paar abhaken, vmtl. hilft das beim Gesamtbild hinsichtlich der unbewussten Bewertungen und Assoziationen, die andere Personen durchführen.
Mein auf mich bezogenes Schönheitsideal ist in sich stabil/unverändert seit langem und deswegen nicht immer "up to date"; dennoch ist es vmtl auch irgendwo Umweltprodukt.


arboretum, Montag, 14. Oktober 2019, 16:09
Und es kommt bei mir nicht nur von den Medis, mMn addieren die ihre Auswirkungen nur zur bereits vorhandenen Problematik.

Chronischer Stress könnte eine weitere Ursache sein, der bringt im Körper einiges durcheinander und macht dadurch leider auch dick.


mayhem, Donnerstag, 24. Oktober 2019, 14:39
Ich weiß nicht, ob ich als chronisch gestresst durchgehe, und wenn ja, ob/wie starke Auswirkungen es hat.

Haupt"ursache" dürfte, ganz banal, sein, dass ich einerseits ein ziemlicher Impuls- und Affektmensch bin und andererseits, dass Essen bei mir halt deutlich mehr ist als Nahrung. Entspannungsmittel, Belohnung, Betäubungsmittel,lauter Zeug, das man Essen eigentlich nicht, bzw. definitiv nicht in diesem Maß, zuschreiben sollte.
ich arbeite dran.


arboretum, Donnerstag, 24. Oktober 2019, 22:52
"Emotionale Esser" gibt es sehr viele. Das eine schließt das andere (leider) nicht aus, sondern verstärkt die negative Wirkung noch. Und angesichts Deiner Erlebnisse und emotionalen Belastungen bereits in der Kindheit, muss man wohl schon von chronischem Stress ausgehen.


mayhem, Sonntag, 27. Oktober 2019, 19:35
An sich ist es auch relativ verbreitet, Essen mehr Funktionen als die einer schlichten Lebensnotwendigkeit beizumessen. Wenn das aber Überhand nimmt und/oder ein gewisser Leidensdruck dazu kommt, ist das etwas, was (zumindest ich) in die Therapie bringe. (Das ist aktuell die erste Therapeutin, bei der ich von Anfang an und auch so offen über das Thema spreche - liegt auch mit daran, dass sie mir das Gefühl gibt, mich ernst zu nehmen und nicht dieses "joa, die Nebenwirkungen halt, da müssen Sie durch" oder "Sie sehen doch gar nicht soooooo dick aus" bringt).

Das kann natürlich sein. Ob und wie es sich auf meinen Körper auswirkt, ist was, was man im Auge behalten könnte/sollte, denke ich; so ganz allgemein macht mein Körper aber netterweise einfach das, was er halt so macht: mich durch die Weltgeschichte bringen, atmen, Stoffwechselkram. Diverses ist nicht so optimal, aber die grundlegenden Prozesse funktionieren stoisch weiter. Haare wachsen brav ihren 1cm/Monat, nicht mehr, nicht weniger. Fingernägel auch normal. Und gerade das Haupthaar ist ja was, wo am frühesten "eingespart" wird, wenn irgendwas im Körper nicht passt.