Alles ein Kampf, der oft wie einer auf dem verlorenen Posten aussieht.

Dann die Seminare, die ich mag. In denen ich gut bin. So gut, dass sogar ich anfange, an meine Kompetenz zu glauben.
Natürlich wieder die Gegenstimme im Hirn, die es abwerten will. Zählt weniger, ist jetzt nicht wichtig, sind ja nur ein paar Kurse, hier ist der, in dem du schlecht bist, hier ist deine Abschlussarbeitsblockade, hier ist die unfertige Hausarbeit aus dem letzten Semester, hier sind Waisenrente, Studienkredit, Krankenkasse und die anderen Sachen, von denen du schon mehrfach gesagt hast, wir machen das nach Anmeldung der Abschlussarbeit, abermanwirdjanochpöbelndürfen.

Nö.

Egal, was sie so ausgräbt: wenn meine Mutter wieder loslegt, sage ich ihr, nö, halt die Fresse, du bist tot, komm mal klar ey.

Rutsche trotzdem manchmal weg. In die Vergangenheit (seit die Therapeutin die Ego States-Geschichte erwähnt hat, kann ich es immerhin benennen. Und seit es einen Namen hat, fällt es mir leichter auf) oder den Dissoziationsnebel. Oder einfach ganz normales AngstAnspannungLähmungErschöpfungÜberlastungEmotionenAAAH.
Ziemlich oft sogar.
Aber: dann ist das eben so. Mach ich meine Sachen halt trotzdem.
Oder versuche es.


Im Seminar Expressionismusquerschlag, ich unvorbereitet, unkonzentriert und verunsichert aber trotzdem ganz vorne mit dabei.
Es klappt, gut sogar.
Einmal vorgespult, wie es sein könnte.
Es hängt an einer Bachelor- und einer halben Hausarbeit. Wieso hänge ich da überhaupt fest? Es wäre bewältigbar. Ich kann das. Ich komme mit komplizierteren Dingen klar. Da müssen nur ein paar Sachen geschrieben werden, beides zusammen gerechnet vielleicht 40, 50 Seiten, das ist doch keine große Nummer.
Ein Kommilitone, gerade ruminterpretierend an KeineAhnungWelchemText wirft ein: "Das mit dem Untergang, also, was wir da beachten sollten: ein Untergang kann ja auch etwas positives sein".


Videochat mit Legolas, keine Ahnung, wann wir das letzte Mal Kontakt hatten. Paar Jahre bestimmt, da hieß es von mir noch "wenn du dein Abi nachgeholt hast, hab ich hoffentlich meinen ersten Abschluss fertig".
Legolas ist Schnellstudierer und generell so produktiv, dass sogar er selbst Angst bekommt. Dabei wächst es nicht mal aus Verdrängung oder Wahn, sondern einfach so, auf einem, hold your beer, stabilen Fundament.
Dann und wann hüpft auf dieser oder jener Seite des Bildschirms eine Katze durch's Bild, oder zwei.
Allgemeiner Musikabgleich, was man so verpasst hat.
Immer noch unendliche Dankbarkeit seinerseits, dass ich einfach ganz pragmatisch in den Sumpf gestiefelt bin und ihn da rausgezogen habe, als wäre das ein Routine-Eingriff und keine große Sache.
Allgemeiner Lebensabgleich, was man so verpasst hat.
Mit dem Großteil des gemeinsamen Freundeskreises haben wir beide nichts mehr zu tun und stellen fest, ist auch eigentlich egal, was die so machen.
Ob ich es gehört habe, Mr.Gaunt und Heirat und so.
-Jaja, hab ich mitgekriegt, manchmal freue ich mich für die zwei, meistens ist es mir aber tatsächlich echt egal.
Hm, ja, das hat dich ja damals schon mitgenommen.
- Ja, passiert halt.
Dann, feierlicher Legolas-Moment:
"Projektionen sind ja etwas menschliches. Und das war ja damals auch so eine Sache. Aber:
Alles, was du in ihm sehen wolltest, und was er so gerne sein wollte:
Das extrovertierte, manchmal laute, wahnsinnig intensive, verpackt mit der Musik, den ganzen Piercings und Tattoos und den Haaren in eine Persönlichkeit, die ihr eigenes Gravitationsfeld hat.
Das bist du nicht nur geworden. Das hast du übertroffen.
Und ich bin mir sicher: du vollbringst noch Großes."

Könnte ich eigentlich mal machen.
Irgendwo muss ich mit meinem Potenzial ja schließlich hin.