Mittwoch, 30. Juli 2014
Oder: Chroniken eines Umzugs, Part 1

Immer noch geschlaucht von der Begegnung mit Mr.Gaunt und neuem Anhang vor zwei Wochen schwanke ich so zwischen nichtrealisieren (oder so) und ein bisschen Herzschmerz. Der mich überraschenderweise nicht (mehr?) zersprengt. Bis jetzt.
Läuft eben beständig im Hintergrund mit, man kennt es. Der Grauschleier, der sich über alles legt.


Genau so die Noch-WG. Ich bin unfassbar froh, wenn ich weg bin, und habe Angst, auch dann nicht in Ruhe gelassen zu werden.
Dunkelgrauschleier, seit Monaten.
Weltuntergang, akut seit Beginn der Woche.
Meiner letzten Woche.

Es hagelt Umzugshelferabsagen, und dann ruft der letzte Mensch mit einem Kombi, beziehungsweise überhaupt einem Auto, alias der Postbote, an und verkündet die unheilvolle Botschaft Magenschleimhautentzündung. Bettruhe.

Stundenlanges Telefonieren bringt nichts, immerhin Papa Mayhem hilft eventuell, meine Küche ins Zwischenlager zu bringen.
Das wird mit lediglich (s)einem Auto und kleinem Anhänger aber nichts, und er kann die finale Fahrt mit den Büchern, dem Kaktus, der Aloe, der Katze, ggf ein paar Sachen aus dem Zwischenlager und meiner Wenigkeit nicht übernehmen.
"Frag doch mal deinen Exfreund. Den mit dem großen Auto."
-"Papa, ich kann Mr.Gaunt nicht fragen. Ich hab seine Nummer gelöscht, er will mich nicht in seinem Leben haben und ich kann im Moment noch nicht wieder mit ihm zu tun haben."
"Hmpf. Und der andere? Der kann auf jeden Fall schwer heben und hat keine zwei linken Hände." Im zweiten Satz schwingt gefühlt mehr Anerkennung mit, als ich in meinem ganzen Leben von ihm erhalten habe.
-"Ich weiß nicht, ob das so ne gute Idee ist.."
"Ach, da haben wir doch noch die Nummer, seine Mutter ist doch unsere Tupperwaredealerin. Oder hat der endlich mal ein eigenes Festnetz in seiner Wohnung?"
Mein Vater ist da eher unsensibel bis grenzenlos pragmatisch.
-"Papa, ich glaub echt, der will nichts mit mir zu tun haben."
"Das musst du wissen. Aber du hast doch keine andere Wahl, oder?"

Zwei Stunden später hat der Raucher eine SMS von mir.
Eine halbe Stunde später habe ich eine Antwort.
Und am Donnerstag einen Umzugshelfer, wenn er nicht wieder bis 20Uhr Ortskerne pflastern und Straßen teeren muss und danach klinisch tot ist.

Umzug mit dem Raucher und teilweise Papa Mayhem.
Wieder in einen Dachbunker.
Mit zusammengeschnorrten Möbeln und der ewigen Frage, wo zur Hölle ich die halbe Bücherei, die ich angesammelt habe, unterbringen soll.
Mit dem Unterschied, dass ich Kater Mayhem vor eineinhalb Jahren einfach in meinen großen Wäschekorb packen und die paar hundert Meter bis zum Luftschloss tragen konnte.
Für über eine Stunde Autofahrt sollte ich ihm vielleicht eine standesgemäßere Transportmöglichkeit besorgen*.

Irgendwo in dem ganzen Weltuntergang klettert das Stimmungsbarometer auf "leicht sentimental". Aber auf die gute Art, glaube ich.
Ich beschließe hiermit, das als gutes Zeichen zu sehen und verzichte darauf, es weiter zu hinterfragen, während ich darauf warte, dass die Noch-WG endlich betrunken genug ist, um einzuschlafen, sodass ich in Ruhe mein Zimmer entmüllen (klingt dieses Mal ausnahmsweise dramatischer, als es ist), Wäsche waschen, und irgendwann schlafen gehen kann.
Schließlich hat Rewe auch nicht immer Bananenkisten und ich muss morgen früh genug auf der Matte stehen, um mir genug davon zu krallen, um ein paar Kleidungsstücke, ein bisschen Haar- und Schminkkram und 1000000000000000000 Bücher einzupacken.

Alles wird gut.



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*Die, die ich beim Umzug in die Noch-WG hatte, war nur geliehen und steht nicht mehr zur Verfügung




Freitag, 30. Mai 2014
Ja, die Neigungsgruppe (siehe Video im letzten Eintrag) hats mir irgendwie angetan.
Sie wussten von Anfang an, dass ich seltsam bin, also gucken Sie jetzt nicht so...



Habe beschlossen, auf sämtliche WG-Gründungsversuche zu scheißen. Ständiges Hängengelassenwerden geht mir nämlich an die Substanz, und die ist schon marode genug vor lauter Herzschmerz.

Weshalb ich beschlossen habe, auch dem nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als unbedingt sein muss.
Hebel umgelegt, Hauptsache meilenweit weg vom Beziehungsmodus, die nächsten fünf Jahre am Besten.
Ausnahmsweise geht es mir sogar ganz gut damit; fühle mich wohl, Verbindlichkeiten sind eh doof und ich neige dazu, immer zerfleddert und total kaputt zurückgelassen zu werden.
Zudem fange ich langsam an, ansatzweise daran zu glauben, vielleicht doch so ein bisschen die coole Socke zu sein, für die mich manche Menschen halten wollen.

Deshalb suche ich eine Wohnung, in einem Vor- oder Nachbarort der Unistadt, weil ich da von Anfang an hin wollte, günstigere Preise, Wälder und Felder und Dorfidylle bis zum Erbrechen und die Chance auf tierfreundliche Vermieter.
Ich suche sie für mich alleine, und für die Katze, oder Katzen, mal schauen, wie sich das entwickelt.
Und ich werde meine zum Teil mindestens 40 Jahre alten Möbel reinstellen, und die Küche aus der ehemaligen WG Mr.Gaunts, die den tollsten Backofen der Welt hat, und meine Standlampe, und den Schminktisch, und meinen Leitpfosten, ohne dass sich da jemand drüber beschwert.
Und wer in geschlossenen Räumen kifft oder raucht oder sonstwas, bekommt eine gepaddelt, und wer ohne mich vorher zu fragen in meinem Bett vögelt, sowieso.

Ich will meine friedliche Idylle mit gelegentlichen schwarz- bis todemetallischen/elektronisch angehauchten/sonstwie gearteten Unterbrechungen, schlechtem Tanzen zu noch schlechterer Musik in beinahe leeren Gruftkellern, dann und wann einem Abstecher in irgendwelche obskuren Kneipen,
und einer Arbeit, bei der ich nicht auf der Abschussliste von irgendwelchen gefrusteten Chefstellvertreterinnen stehe.
Mit Katze(n), Axolotln, meinen Büchern und Natur, die den Namen auch verdient.

Und ich werde mich jetzt verdammt nochmal darum kümmern.
Amen.




Dienstag, 24. Dezember 2013
Den Raucher kurzerhand in der Absteige mal beiseite genommen, nachdem er auf meinen Brief bis dahin nicht reagiert hatte.
Einen Tag später heimgefahren, Mayhemmobil geparkt und spontan zur ehemaligen Mitgitarristin gelaufen.

"Das Krasse bei dir ist ja, du bist einerseits total verunsichert, wenn jemand fremdes da ist, und hast dauernd Angst, dass dich alle total scheiße finden- aber andererseits bringst du solche Aktionen, einfach so. Stehst auf einmal vor der Tür, oder schreibst einen Brief, oder beides.
Und man liest den dann, und bevor man gerafft hat, was los ist, stehst du auf einmal da und redest einfach drauf los, als wär das für dich voll leicht und gar kein Problem."

Der Raucher hat fast geweint, als ich ihn gefragt habe, ob er den Brief gekriegt hat, und ob er eigentlich überhaupt noch was mit mir zu tun haben will.
Die Mitgitarristin wollte ihrem (ebenfalls dezent überraschten) Bruder gar nicht glauben, dass ich auf der Matte stehe.

Nebenher die Wohnung entmüllt, gezwungenermaßen zwar, aber zwischenzeitlich sogar nochmal gestaubsaugt, Müll rausgebracht und gekocht.

Über Mr.Gaunt gewundert, der sich emotional annähert, aber physisch den mehrwöchigen Abstand weiterhin einhält.
Trotzdem, Annäherung oder sowas. Millimeterweise unsere Verbindung wieder stabilisieren.
Wenn es so sein soll, nehme ich mir dafür alle Zeit der Welt.

"Ich fands schön, dass du geschrieben hast."
-"Naja, wollte halt Bescheid sagen, falls ich dann weg gewesen wäre."
"Ist schön von dir. Hättest du aber nicht gemusst."
-"Sicher is ja sicher. Aber ich bin ja noch da."
"Joa, zum Glück. Aber Unkraut vergeht ja eh nicht so schnell."
-"Stimmt irgendwo. Besteht jetzt dann die Option, dass wir in naher oder ferner Zukunft sowas wie eine Freundschaft wieder hinkriegen?"
"Denke schon. Ich brauch für mich nur noch ein bisschen Zeit."

"Bei dir ist in den zwei Jahren so viel passiert, und ich bin irgendwie einfach nur älter geworden."
-"Bei mir ist doch auch alles gleich geblieben. Ne schöne, stetige Abwärtsspirale."


Vielleicht wird nächstes Jahr alles besser.

Fernab des Ende-des-Jahres-Weihnachtswunder-Versöhnungs-und-Wunscherfüllungs-Zwanges habe ich, mal wieder, das einzig Vernünftige getan, reflexhaft und eher als Spontanhandlung, statt als lange geplante, am Tisch der Herz-Verstand-Seele-Koalition in Endlosschleifen diskutierte Aktion zur Rettung/Stabilisierung/Schaffung meines Seelenfriedens.
Was daraus resultiert oder eben nicht, wird sich zeigen.
Vielleicht mindestens eine große Katastrophe, vielleicht auch einfach zwei neue-alte Freundschaften.

Überhaupt, ich weiß doch selbst nicht, was ich tue wo ich eigentlich lande. Oder wie es bis dahin weitergeht.
Aber muss man halt durch.
Bis dahin, Enjoy the ride, und immer schön weiteratmen.

Ungeplant waren das jetzt irgendwie die Worte zur Weihnacht. Aber wenn wir schon dabei sind:
Dem Teil meiner unendlich großen Leserschaft, der Weihnachten feiert, schöne Feiertage, falls ich nicht mehr zum Schreiben komme, schonmal guten Beschluss, und alles andere, was man halt so wünscht.


Herzlichst,
eine total übermüdete mayhem, die sich aber, zum ersten Mal seit Jahren, sogar ein bisschen auf Weihnachten freut.




Mittwoch, 26. Juni 2013




Ein Handspiegel aus Holz, fünf Haarnadeln, die stabil genug sind, um damit einen mittelgroßen Hamster aufzuspießen und zu grillen, und eine Notiz.
Und die Jacke, die 10km gegen den Wind nach Rauch und Kneipe und Dingen, die ich lieber nicht so genau identifizieren will, stinkt.
In einen Karton gesteckt, vor meiner Haustür abgelegt.
Habe ihn gefunden, nachdem ich die Egoschleuder zum Bahnhof fahren musste (er hatte wieder mal vergessen, seinen Wecker zu stellen), und sofort gewusst, dass der Karton irgendwas Kurioses enthält.
Der Postbote bringt nämlich keine Päckchen. Der läuft keine 900 Meter zusätzlich, sondern legt sie bei meinem Vater vor die Garage, egal, ob da jemand daheim ist oder nicht.

Mein erster Verdacht bezüglich des Inhalts (Nagelbombe/abgetrennte Gliedmaßen/irgendwas,das noch bei ihm lag und das er mir jetzt vorbeigebracht hat) bewahrheitet sich netterweise nicht, beim Absender handelt es nicht um den Raucher, sondern um den Patenonkel.
Der, laut beiliegender Notiz, nach Jahren seinen Dachboden betreten und geschaut hat, ob man da noch was verwenden kann.
" Die meisten Sachen von der Oma und dem Opa habe ich wegwerfen müssen, und Sachen von früher als deine Mama noch hier gewohnt hat auch, aber manches war noch gut, und deshalb habe ich es denen geschickt, zu denen es gehört."
Es folgt eine Auflistung der verschickten Güter mit dem Hinweis, wer auch immer Probleme damit habe und sich mit irgendeinem Kleinstmöbel/Buch/etc besonders verbunden fühle, das jemand anders erhalten hat, möge sich doch bitte bei der entsprechenden Person melden.
Außerdem die Bitte, bei Vorhandensein eines Autos mit Anhängerkupplung demnächst mal, samt Anhänger im Idealfall, vorbeizukommen, um das restliche Zeug auf die Mülldeponie zu fahren.
" Viel war nicht mehr da, dein anderer Onkel hat, als die Oma und der Opa gestorben sind, viel mitgenommen und deine Mama auch. Beim Umzug hat sie aber anscheinend Sachen da gelassen, nur das Meiste ist vergammelt, weil auf dem Dachboden ist es feucht in den Ecken, der ist nicht ganz dicht."

Ein Handspiegel aus Holz, der laut Notiz meiner Mutter gehört hat, die ihn von ihrer Großmutter bekommen hat, weil sie doch alte Sachen so gerne mochte, fünf Haarnadeln, die er deshalb an mich geschickt hat, weil ich die einzige Verwandte mit langen Haaren bin und er selbst nicht weiß, wo die eigentlich herkommen, und das große Päckchen liegen vor mir, während Kater Mayhem sich begeistert in die Zeitungsberge wühlt, mit denen das alles gepolstert war.
Der Handspiegel wird auf dem Schminktisch untergebracht, in der Ecke, in der auch ihre Ohrringe aus Prag, die ich vor der Vatersfreundin gerettet habe, ihren Platz haben. Und etwas später auch die Haarnadeln.
Dann sitze ich, mit einer Schere bewaffnet, vor dem großen Zeitungspäckchen und wühle mich durch mehrere Schichten Zeitung, unter denen noch mehr Zeitung zum Vorschein kommt, aber vergilbte, gewellte.
Jahrgang 1988.
Unter der alten Zeitung befinden sich zwei Einkaufstüten eines regionalen Modekaufhauses, das Mitte der Neunziger schließen musste.
Darunter Folie.
Und noch mehr Folie.
Und noch mehr Folie.
Endlose Schichten Folie, darin luftdicht verpackt ein weiches, mehr oder weniger schwarzes Etwas.
Ich glaube, das große ist ihre Jacke. Die hat sie anscheinend beim Umzug dagelassen und jemand hat sie eingemottet. Ich weiß nicht, ob sie noch gut ist, hab sie nicht ausgepackt.
Dann ist die fünfte Schicht Folie abgewickelt und mir schlägt derart intensive Rauch-und-Kneipen-Luft entgegen, dass zweifelsfrei klar ist, wer die Jacke in seiner Jugend getragen hat und warum der Patenonkel sie mir geschickt hat.
"...und deshalb habe ich es denen geschickt, zu denen es gehört."

Sie gehört zu mir, die Jacke. Zumindest bis auf weiteres.
Nach zwei Tagen Lüften im Freien riecht sie immer noch, als hätte sie fünf Jahre ohne Unterbrechung in der Raucherecke der Absteige verbracht, aber wenigstens der Kneipenstunk verabschiedet sich langsam, was das gute Stück allerdings nicht daran gehindert hat, Teile seiner Duftwolke erstaunlich hartnäckig auf mich zu übertragen, als ich sie fünf Minuten an hatte, um abzuschätzen, ob ich sie tragen kann.
Sehe es als Wink des Schicksals, dass ich es kann.
Obwohl Größe 36 drinsteht.
Geht sogar zu, das Ding. Und sitzt dann trotzdem eigentlich gut, nur nicht obenrum, da der Schnitt offensichtlich für Personen konstruiert wurde, die entweder die Pubertät noch vor sich, oder von Natur aus beinahe keinerlei Oberweite haben.
Da ich zu keiner der beiden Personengruppen gehöre, hieße das bis auf weiteres Jacke offenlassen.
Eine Taktik, die sie zeitlebens praktiziert hat, wenn sie zwischen zwei Größen stand und die kleinere tragen wollte.


Tja, und jetzt sitzen wir da, die Jacke und ich.
Mittlerweile bin ich ihrem Innenleben mit Textilerfrischer zu Leibe gerückt, sobald zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann, dass es sich doch um Echtleder handelt, wird die Außenseite folgen, in der schwachen Hoffnung, dass sich Rauchgestank, der sich jahrzehntelang in seiner luftdichten Verpackung gehalten hat, von einer geballten Ladung Frischluft und Moonlight Vanilla beeindrucken lässt.
Davon abgesehen hat sie ein paar kleinere Löcher im Innenfutter und so ziemlich alle ihre Knöpfe scheinen nur noch durch ein Wunder zu halten.
Das schwarz ist auch nicht mehr das, was es mal war. Und ein paar Stellen am Bund sind abgeschubbert.
Können Reißverschlüsse eigentlich rosten, oder ist das nur Dreck?
Aber wissen Sie was, eigentlich ist das egal.
Und auch, ob ich die Jacke tragen kann, oder eben nicht.
Ich brauche ja auch keinen Handspiegel.
Oder noch mehr Haarnadeln.
Eigentlich brauche ich nicht mal Ohrringe, die immer unter den Plugs reinzuklemmen ist nämlich manchmal verdammt unbequem.

Eigentlich geht es auch gar nicht um einen Holzspiegel, oder Haarnadeln, oder Ohrringe, oder eine total verrauchte Lederjacke, die mindestens so heruntergekommen aussieht, wie ich auch mich aktuell fühle .
Eigentlich geht es um Erinnerungen.
Und Erinnerungen behalte ich bei mir.




Freitag, 1. März 2013
Oberflächenpiercing, selbstgemacht: No fucking way.
Oberflächenpiercing, im Studio: 60-80 Euro. Verschoben auf wann anders.

Den Fremden abblitzen lassen: Leicht schmerzhaft, aber gut zu verkraften.
Das braunhaarige Fangirlie unter seinem Suffverhalten leiden sehen und wissen, dass ich mir genau das erspart habe: doch relativ angenehm.
Beobachten, dass er es, im Gegensatz zu mir, schafft, sich eben nicht in eine feste Beziehung drängen zu lassen: etwas frustrierend.
Ihre ewigen Versuche, Eifersuchtsattacken und hysterischen Anfälle beobachten: eigentlich mitleidserregend.
Erinnert mich alles zu sehr an meine Situation und die des Rauchers, um noch etwas Schadenfreude untermischen zu können.

Tuningmenschen kennen: Nicht zwingend notwendig.
Über Papa Mayhem Tuningmenschen kennen, die glühende Peugeot-Verehrer und beim bloßen Anblick des MayhemMobils absolut ins Schwärmen geraten sind:
Schon praktischer.
Von eben diesen Tuningmenschen beinahe gezwungen werden, ihnen das Auto mitzugeben, um einen Versuch zu starten, es wieder komplett flottzukriegen, und von Papa Mayhem angeboten bekommen, eben diese Maßnahmen von ihm finanziert zu kriegen:
Der Silberstreif am Autohorizont.

Zum Friseur gehen und meine Haare vergewaltigen lassen: 70 Euro plus Überlängenzuschlag, 20cm Haarverlust. No fucking way.
Eine Schachtel Colour B4, Blondierpulver plus passender Oxydant, die erforderlichen Korrekturfarben, Tönung, gefühlt 500g Kokosöl, Haarspülung und fundiertere Fachkenntnisse als drei befragte Friseursalons: unter 40 Euro für einmal back to "ist das etwa meine Naturhaarfarbe?"mit maximal 6cm Längenverlust.
Zum Glück werfe ich nicht gerne Dinge weg und habe somit nicht nur gefühlt das Inventar eines halben Piercingstudios, sondern auch die Ausstattung eines kleinen Friseursalons daheim und muss somit nur Kokosöl (alias Palmin) kaufen.

Tattoo, beim Pfuscher gemacht: Nein man.
Tattoo, beim halbwegs fähigen Tätowierer gemacht: Locker 200 Euro.
Verschieben wirs auf nach dem Studium.

Einen halben Herzinfarkt bekommen, weil der Raucher beiläufig anmerkt, Mr.Gaunt arbeite sich von der rein physischen zur "richtigen" Beziehung mit einer Frau, die 6-9 Jahre weiter von der Minderjährigkeit entfernt ist als ich (logisch, isser ja auch), vor , um dann nach zehnminütigem Social-Network-Stalking festzustellen dass der Mann an meiner Seite (mal wieder) gelogen hat: absolut unbezahlbar.


In diesem Sinne, back to Ölkur, Klausurvorbereitung und Nägellackieren, schließlich schleifen mich Ms Golightly und der Musiker heute ins Theater, und im Idealfall sollte ich zu diesem Anlass halbwegs vorzeigbar aussehen.




Samstag, 28. Januar 2012
Morgens halb sieben in Deutschland. Ich betrete leise die Wohnung meines Großvaters, um zu sehen, ob er es alleine geschafft hat, aufzustehen, oder ob ich helfen muss.
Er sitzt am Küchentisch und wirkt ein wenig verloren und sehr alt, sagt, er hat es zwar geschafft aufzustehen und so weit zu kommen, aber ich solle ihm bitte Socken und Schuhe anziehen.
Mache ich, Kaffee gleich auch, er ist nämlich nach seinem kleinen Unfall auch physisch angeknackst, wenn es dumm läuft, sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
Er bedankt sich und sagt, gegen neun Uhr soll ich doch bitte Feuerholz bringen.
"Ja Opa, mach ich. Bis dann", verabschiede ich mich, krieche zurück ins warme Bett und werde um Punkt halb neun von einem energischen Klopfen gegen die Zimmerdecke (oder den Boden, je nachdem, von welcher Wohnung aus man die Sache betrachtet) geweckt. Im Erwartung des Schlimmsten reiße ich im (ziemlich schnellen) Verlassen unserer Wohnung auf dem Weg zur Treppe die Notfalltasche, die neuerdings wegen ihm an unserer Türe hängt, an mich, hetze in die Küche, aus der das Klopfen kam, und renne ihn fast über den Haufen.
Aus verständnislosen Augen, die von der dicken Brille tausendfach vergrößert werden, schaut er mich an.
"Willste nicht mal mein Feuerholz holen?"
Oh, ach so. Ist ja nur noch eine halbe Stunde bis zur ausgemachten Uhrzeit.
"Ja, kann ich machen. Wo ists denn?"
-"Heuboden, gleich links. Und bring Tannenzapfen und zwei Briketts mit, sonst geht das Feuer nicht an".
Ich wickle mich in meine Strickjacke und schlurfe, noch beschlafanzugt, aber mit besagter Jacke, über den Hof in Richtung des Erfüllungsortes meiner Mission.
Der Heuboden ist tiefdunkel, heu-los, nicht isoliert und so instabil,dass Opa Mayhem mir versprechen musste, da nicht mehr raufzugehen. So einen Fall aus 2, 3 Metern Höhe vertrage ich im Zweifelsfall noch besser als er, erst recht in seinem aktuellen Zustand.
Also hangle ich mich hoch, öffne die Luke, greife nach links, wo ich allerdings nicht das erwartete Feuerholz, sondern nur ein morsches Stück Bodenbalken erwische, das prompt abbricht und runterfällt.
How wonderful.
Seufzend schwinge ich mich ganz nach oben, taste mich vorwärts und suche, sobald sich meine Augen an fast völlige Dunkelheit gewöhnt haben, das Feuerholz.
Finde es dann auch, allerdings am anderen Ende des Heubodens und sehr weit vorne, direkt an der Dachkante. Von wo auch das Licht kommt, da die Ziegel nicht komplett dicht sind und nicht bis aufs Mauerwerk herunterreichen.
Also, gaaaaaaaaaanz weit ausstrecken, Holzsscheite angeln, sie ihm bringen.
"Und was ist mit den Tannenzapfen? Und den Briketts?"
Ein einfaches "danke" wäre auch schön, ja.. "Ich hab die Tannenzapfen nicht gefunden, wo sollen die denn sein?"
-"Direkt neben dem Holz, gleich links."
Also kletterte ich wieder hoch, suchte schließlich den ganzen Heuboden ab, fand aber keine Tannenzapfen, in keiner Ecke, nirgends. Etwas verunsichert und mit Horrorszenarien im Kopf (er muss erfrieren,weil er sich kein Feuer machen kann/Ich muss meinen Vater anrufen und um Hilfe bitten) steige ich wieder nach unten, wo er auch prompt in der Tür steht. "Nicht da oben, in der Garage!" Danke für die Info.
Ich spare mir den Hinweis, dass er behauptet hatte, die Tannenzapfen wären auch oben auf dem Heuboden. Bin ja froh,wenn er zusammenkriegt, was er alles für sein Feuerchen braucht.
Die Tannenzapfen sind bald gefunden, auch die Briketts habe ich schnell ausfindig gemacht, und so verkrümle ich mich um dreiviertel zehn erneut ins Bett.
Um um viertel elf wieder geweckt zu werden, diesmal von der Türklingel.
Als ich öffne, sieht mich eine circa Mittvierzigerin, Modell "jungebliebene Mutter" mit zerfärbtem Kurzhaarschnitt und zu viel Make Up etwas überrascht an.
"Habe ich dich jetzt etwa geweckt?"
-"Ja, da waren Sie aber nicht die Erste".
"Oh, das tut mir aber Leid." Sie lacht gekünstelt.
"Die Freundin deines Vaters hat gesagt, du kannst mir auch die Sachen geben? " Ah, da war ja was.
Die Freundin meines Vaters hat eine neue Beschäftigung gefunden, sie dealt jetzt neben ihrem normalen Job mit Plastikschüsseln und ähnlichen Waren; gestern wurde ich sogar darauf hingewiesen, dass heute jemand seine Sachen holen würde. Warum auch immer die bei uns deponiert wurden, die Vatersfreundin scheint wirklich zu vergessen,wo sie wohnt, trotz ihrer immer wieder betonten Selbstständigkeit.
"Siebenundzwanzig siebzig sinds." Ich zeige der Zerfärbten die an der Tüte festgeheftete Rechnung.
Sie scheint zu überlegen, ob sie mir vertrauen kann, händigt mir dann aber das Geld aus und haut wieder ab. Um halb.
Ich starte einen letzten Versuch, zu schlafen, der aber unterbrochen wird, als ich um fünf nach halb elf das Auto meines Vaters ankommen höre. Fiese Welt.
Erhebe mich also endgültig, gehe raus in die kalte Welt,beziehungsweise den Flur, um ihm zu sagen, dass bei Opa Mayhem alles in Ordnung ist, und wäre fast auf einen Schmetterling getreten.
Ein Schmetterling.
Mitten im Winter.
Sitzt so desorientiert auf dem Boden, direkt vor mir,bewegt langsam seine Flügel und dreht sich noch langsamer, aber stetig im Kreis.
Ein Tagpfauenauge ist es. Mitten im Winter.
Ich hole ein Blatt Papier, schiebe es vorsichtig unter den Schmetterling, schlittere über den Hof und trage das Tier vorbei an meinem verdutzten Vater in den Garten, wo ich es auf dem Boden, nahe dem Mauerwerk des Heubodens, absetzte. Schmetterlinge überwintern auch in Mauern, das haben sie uns irgendwann einmal beigebracht, und ich dachte so bei mir,wenn ich ihn dort absetze, kann der Schmetterling ein Winterquartier beziehen oder wo anders hin, je nachdem, was er denn vorhat.
Ich hätte ihm gerne einen Tee gekocht, er sah nämlich ziemlich verfroren aus,der Schmetterling. so lies ich ihn dann sitzen,weil ich es mir schwierig vorstellte, eine Tasse zu finden,die klein genug für ihn ist.
Teetrinken mit einem Schmetterling wäre aber bestimmt interessant gewesen, gewiss hätte er viel zu erzählen gehabt, hätte er denn mit mir sprechen können.


"Mayhem, hast du es auch geschafft mit dem Fahren, schön!" Der Veranstaltungsveranstalter umarmt mich und deutet auf vier meiner Mitsanitäter. "Die sind auch da, kannst dich ja zu ihnen setzen." Was bleibt mir denn anderes übrig?
Die Begrüßung fällt eher verhalten aus, allgemein reden wir nicht viel, eine ist mir unsypmathisch, die anderen drei sind zusammen mit der Vierten so eine feste Gruppe, wie die ganze Sanitätsgruppe es ist, ich habe es in über einem Jahr nicht geschafft, da Fuß zu fassen. So sitze ich zurückhaltend-schweigend auf meinem Stuhl und starre aus dem Fenster, bis mir die Sicht verstellt wird- vom Bedreadeten.
Nachdem er mir erst in der Bahn,dann auf mehreren Rotkreuzveranstaltungen begegnet war, hatte ich ihn ja irgendwie nicht mehr gesehen, auch jetzt stand er mit dem Rücken zu mir.
Ich hatte ihn damals seltsam gefunden, vielleicht auch, weil er anscheinend etwas trennungstraumatisiert gewesen war..wie er so einfach so von seiner essgestörten Ex erzählt hatte, mir, einer Fremden.
Aber ich scheine für manche Leute ja irgendwie eine sehr vertrauenserweckende Ausstrahlung zu haben.
Hm. Hallo sagen?
Nein, beschließe ich. Die Wahrscheinlichkeit,dass er sich nicht mehr an mich erinnerte, war doch ziemlich groß.. Was er wohl heute hier tat? Vielleicht wieder kochen.
"Also,wir fangen dann mal an". Der Veranstaltungsveranstalter startet seine Präsentation, die die nächsten Stunden in Anspruch nimmt.
Irgendwann drifte ich ab und widme mich der genaueren Betrachtung des Auslagentisches, wo es nicht nur Prospekte mit Fortbildungen (einige schon rum, von vielen den Anmeldeschluss verpasst, der Rest beißt sich mit der Klausurenphase und der ultimative Kurs geht leider an dem Tag los, an dem ich den Besuch abends in die Absteige schleifen werde, weshalb ich nicht teilnehmen kann- wird nur angerechnet, wenn man an jedem Tag da ist), usb-Sticks (alle weg, bevor ich mich traue, mir einen zu nehmen) und Gummibärchen gibt, sondern auch Plüschbären.
Weiße und braune Plüschbären, mit schiefen Gesichtern und Flicken.
"Das sind die Tröstebären", sagt der Bedreadete, der am Auslagentisch lehnt und anscheinend meinen Blick bemerkt hat, "die hatten wir auf dem Rettungswagen sonst immer für Kindernotfälle dabei, damit die Kleinen wenigstens ein bisschen abgelenkt sind. Die da waren ne Fehlproduktion, sieht man ja am Gesicht, deswegen sind die jetzt hier."
Ich empfinde spontan Sympathie für die aussortierten Plüschbären, die nicht mal eine Chance bekommen hatten, ihre Tröstebärqualitäten unter Beweis zu stellen.
"Sag mal, kann man die sich mitnehmen?", frage ich, Plüschtieren generell nicht abgeneigt.
"Willst du dir jetzt son hässliches Vieh mitnehmen?" Die unsympathische Mitsanitäterin sieht mich mit einer Mischung aus Verachtung und Spott an. "Wofür brauchst du überhaupt so einen Tröste-Teddy?", fragt eine andere Mitsanitäterin.
"Ach, seid doch ruhig", grunzt der Bedreadete unwillig und wirft mir einen weißen Plüschbären in die Arme.
"Behalt den, das ist jetzt deiner."
Und als ich anscheinend etwas verwirrt schaue, deutet er auf einen anderen Bären,der ein paar Plätze weiter neben einer Tasche mit "vegan and proud"-Aufnäher sitzt. "Da ist meiner. Und den behalte ich auch."
Sein Bär war nicht richtig weiß und nicht richtig braun und hatte ebenfalls ein krummes Gesicht.
"Die bräunlichen Bären sind eigentlich schöner als die anderen", stelle ich fest,während das unvermeidliche Getuschel der Mitsanitäterinnen losgeht, "Aber die hätte man doch alle noch verwenden können."
"Nee, der Chef hat gesagt, wenn wir schon sowas wollen,dann werden nur die guten verwendet und der Rest geschreddert", erklärt der Bedreadete und geht langsam zu seinem Platz, nimmt den bräunlichen Tröstebären und setzt sich mit ihm auf den freien Stuhl neben mir.
Wir stellen fest, dass unsere Bären sich sehr ähnlich sehen, und während bei allen anderen Bären das linke Auge ein wenig höher sitzt als das rechte, ist es bei unseren Bären ein gutes Stück tiefer platziert.
"Die sehen ähnlich mutiert aus, bestimmt sind das Plüschebärenkumpels", meint der Bedreadete, und so sitzen wir in unserem Vortrag, zwei theoretisch (so gut wie) Erwachsene, und reden über Plüschbären, bis der Bedreadete in der Küche verschwindet.
Er kommt da auch nicht so schnell wieder raus,auch nicht nach der Essensausgabe und nachdem alle fertig sind, und während ich so vor mich hin überlege, ob ich mich mit ihm anfreunden möchte oder nicht, taucht bereits Papa Mayhem auf, der mich abholen möchte.
Er bleibt im Türrahmen stehen, so muss ich den ganzen Raum durchqueren, um ihm zu sagen,dass ich a) gesehen habe,dass er da ist, b) mich vom Rest verabschieden muss, er c) deswegen bitte warten soll und es d) nicht lange dauern wird.
Bis ich wieder bei meinem Platz und somit meiner Tasche und Jacke angekommen bin, ist die "vegan and proud"-Tasche verschwunden, ebenso wie der seltsamfarbene Bär.
Meiner sitzt auf meinen Platz und ich betrachte ihn unschlüssig.
"Nimm ihn mit, du siehst aus wie jemand, der einen gebrauchen kann". Der Bedreadete, in weiter Jacke und fast komplett vermummt mit dickem Schal und großer Mütze, steht wieder neben mir.
"Weshalb bist du dir eigentlich schon wieder so sicher, abschätzen zu können, wie es in mir aussieht?", frage ich ihn.
-"Ach, nur son Gefühl. Und deine Reaktion sagt,dass ich Recht habe."
Idiot.
"Na gut, wenn du sagst,dass wir sie mitnehmen dürfen". Während wir den Ausgang ansteuern, versuche ich, den Tröstebären in meine Tasche zu stopfen, wo ich etwas weiteres, plüschiges ertaste, das sich bei genauerem Hinsehen als der braune Plüschbär entpuppt.
Der Bedreadete bemerkt meinen Blick.
"Das sind doch Plüschbärkumpels, die darf man nicht trennen", erklärt er mir in betont-übersteigertem ernsten Ton, und ich stelle fest, dass jemand eine ähnlich große Macke hat wie ich.
Auf die Frage, ob er nicht einen eigenen Stoffbären bräuchte, zieht er einen weißen aus seiner Jackentasche und lässt ihn zum Abschied winken.

Und jetzt sitze ich so hier, mit meinen zwei Tröstebären, und sie schauen mich aus ihren zu tief platzierten, schiefen Augen an, der braune sieht aus, als hätte er nur ein Auge, der weiße dafür, als hätte er nur ein Ohr, und ich habe zwar immernoch nicht für die Bioklausur gelernt, dafür heute aber einen Schmetterling vor dem Tod,meinen Opa vorm Erfrieren und zwei Plüschbärkumpels vorm Zerschreddern gerettet.
Gute Leistung, würd ich sagen.




Dienstag, 25. Oktober 2011
Um mal ein bisschen auf die Tube zu drücken:
""Ich bin die Summe all dessen, was vor mir geschah, all dessen, was unter meinen Augen getan wurde, all dessen, was mir angetan wurde. Ich bin jeder Mensch und jedes Ding, dessen Dasein das meine beeinflusste oder von meinem beeinflusst wurde. Ich bin alles, was geschieht, nachdem ich nicht mehr bin, und was nicht geschähe, wenn ich nicht gekommen wäre.“
(Salman Rushdie)



In nicht ganz einer Woche wird Just Listen. auch schon wieder ein Jahr alt,was ich erst gemerkt habe, als ich, angetrieben von dem Wunsch, endlich mal zu erfahren, wann dieses Großereignis denn stattfindet, kurz wieder am Layout geschraubt und somit diesen deplatziert wirkenden, schlichten Hinweis eingebaut habe, da drüben, listening since und dann die aktuelle Zahl des jeweiligen Tages.
Eigentlich ist das ja falsch, eigentlich hört hier ja niemand zu, man liest ja nur, wenn überhaupt. Aber es hat doch gerade so schön gepasst und mein Hirn konnte sich nichts anderes ausdenken, weil es mal wieder vom Stumpfsinn verfolgt und von der halben Schreibblockade festgehalten wird.

Ja, in einer Woche wirds ein Jahr.Wäre ja langweilig, (erst) dann drüber zu schreiben.
Dann ists ein Jahr her,dass der vorherige Blog sich, Systemfehler sei dank, verabschiedet hat, Gesamtzahl der Einträge hier plus 258 (ich weiß es noch wie heute; aber nicht, ob ich da die Offlinebeiträge mit eingerechnet habe) der ehemaligen mit eingerechnet her, dass ich mich hier angemeldet habe, und 3 Jahre ist es her, dass auf myspace der Blog meines damals irgendwie jüngeren (wer hätte das gedacht), aber irgendwie auch genauso emotionsgeleiteten, manchmal impulsiven und teilzeitdepressiven Ichs aufgetaucht ist.
Auch mit gelegentlichen Kurzmeldungen, schon damals mit dem Vorsatz, endlich mal dauerhaft so gut zu schreiben, wie mir das eigentlich möglich wäre.
Ist ja bis heute nix geworden.

Nicht,dass so ein Einjähriges etwas besonderes wäre; gefeiert wird, wenn ich mit 35 mein Leben halbwegs auf die Reihe gebracht habe, der Blog immernoch lebt und ich mir anschaue, was ich jetzt so geschrieben habe, und feststelle, irgendwie scheiter ich immer einfach so weiter, aber irgendwie ist das auch gut so.

Überhaupt, wenn man sich anschaut, was in den 359 Tagen zusammengekommen ist, ist da trotz des "Ich schreibe für mich"s genug dabei, was leichtes Schaudern hervorruft, nein, kein positives.
Aber es sind schließlich Momentaufnahmen, das ganze hier. Eine inzwischen doch ein paar Texte umfassende Momentaufnahmensammlung, mal sinnvoller, mal weniger sinnvoll, mal gut formuliert, mal grausig, oft mittig mit Tendenz zu Letzterem, gelegentlich mit leichtem Theatereinschlag.

Früher war es Stories from the Abstellkammer,damals, bis vor 359 Tagen.
Was es jetzt ist, ist noch nicht genau definiert, und ich verspüre nicht das Bedürfnis, diesen Umstand zu ändern.

Undefiniertes pseudoteilzeitmittelmäßiggutes, tagebuchangehauchtes Dings, geführt von einer zu emotionalen, zu verkopften, zu empfindlichen teilzeitkreativen Nochgymnasiastin, die zu oft zu wenig Motivation fürs Gymnasiastinnendasein und zu viel davon fürs Nichtstun,Denken und den ganzen Rest hat und deren zwischenmenschliche Gefühlsgebilde irgendwie immer bei "unschön" enden.

Irgendwo zwischen Schülerblog, Musik und Wahnsinn.