Mittwoch, 29. August 2012
"Das Unglück ist eine eitle Frau und will hofiert werden. Beachtet man es nicht, dann stirbt es. "
(Kurt Tucholsky)

An diesem Zitat festgehalten, die ganze Zeit, aber schließlich doch in einer Kurzschlussreaktion das einzig Vernünftige getan, das Naheliegendste und Schlaueste: Haare gefärbt.



Seit Monaten überlegt, dann vorgestern Nacht durch die ganze Sache mit dem Fremden so wahnsinnig gemacht worden, dass ich mir dachte, scheiß drauf, und ins provisorische Bad gestapft bin.
Eigentlich dachte ich, aus dieser Phase wäre ich draußen.
Tja, bin ich nicht.
Wohl nicht mehr ganz so radikal drin, keine Komplettfärbung, kein Spontanhaarschnitt und kein neues Piercing, aber schließlich ist da auch einiges an Haarlänge und potenzieller Weisheit hinzugekommen.
Trotzdem ist das Ergebnis optisch verstörend genug, um die erste Zweckgemeinschaft in Verzweiflung zu stürzen, die Nachbarin vor Begeisterung quietschen zu lassen und mir ein wenig mehr das Gefühl zu geben, wieder ich selbst zu sein.
Und es wäre natürlich viel zu einfach, alles einheitlich zu färben, weshalb ich ab jetzt mit Henna, Blondierung und bunter Tönung hantieren werde, wenn es ans Nachfärben geht.
Freue mich jetzt schon aufs Waschen, den hysterischen Anfall der Vatersfreundin, den ungläubigen Blick des Fremden und das Guinness, das mir der Raucher ausgeben muss, weil er gewettet hat, dass ich niemals wieder bunt werden würde.




Mittwoch, 15. August 2012
Festivaleinkäufe getätigt....
"Wieso schaut die Kassiererin so komisch? Nur, weil wir fünf 5l-Kanister Wasser, zwei Paletten Dosenbier/Radler/Biermischgetränk, zwei Tetrapacks Wein und eine Probiergröße Prinzessin Lillifee-Shampoo kaufen?"


...der Fremdenschwester spontan die Haare getönt..
Türklopfen.
"Sorry, wenn ich gerade störe, aber einer von euch hilft mir jetzt bitte beim Haaretönen, ich brauche da tatkräftige und auch seelische Unterstützung.."
-"Aber du hast dir doch noch nie irgendwas an den Haaren gemacht, außer schneiden, wieso..."
"Ruhe, Bruder. Mayhem, komm mit, du machst das jetzt!"
Fünfunddreißig Minuten später. Fassungsloser Blick der Fremdenschwester in den Spiegel, dann taucht da auf einmal ein Lächeln in ihrem Gesicht auf, das schnell zu einem Grinsen wird.
Die zwei Schritte über den winzigen Hausflur bis zum Zimmer ihres Bruder scheint sie zu schweben, ruft ein breit grinsendes "Ich hab mich getraut, und es sieht gut aus!" zu ihm rein und schwebt weiter zu ihrer Mutter in die Küche. Die findet, dass ich das gut hinbekommen habe, auch wegen Einwirkzeit ändern undso, und dass ich, davon abgesehen, ruhig öfter vorbeikommen könnte; ihr persönlich sei ich lieber als die Ghettoschwester, die am Samstagabend zum wiederholten Mal in der Wohnung gekotzt habe.
Schwebe zurück ins Zimmer des Fremden, lasse mich die nächste halbe Stunde mit seiner Musik beschallen und befinde, dass seine Mutter eine sehr sympathische Frau ist.

..ein Testberatungsgespräch geführt...
Verschüchtertes Schweigen, nicht direkt total unangenehm, aber trotzdem...
Er kann sich wenigstens an seiner Gitarre festhalten, ein wenig. Dann springt er auf, holt seinen Aktenordner und fragt, ob er ein Testberatungsgespräch mit mir führen darf. Einerseits, damit ich mir besser vorstellen kann, was er so auf der Arbeit macht, andererseits, damit er das üben könne. "Natürlich nur, wenn du auch willst. Aber ich fände das echt nett von dir, ich glaube nämlich, dass du gut beurteilen kannst, was ok war und was schlecht, und wie das bei einem echten Kunden ankommen würde, und dass du das auch ehrlich sagst."
Also lasse ich mich testberaten. Und er gibt sich richtig Mühe, den auswendig gelernten Phrasen, die ihm sein Ausbilder beigebracht hat, Leben einzuhauchen, auch, wenn man trotzdem noch merkt, dass es Standardschemata und -sätze sind, an denen er sich da festhält, aber vielleicht muss das auch so sein.
Sage ihm das und ermutige ihn, spontan zu sein, auch, wenn man dann das Gefühl hat, den Halt in der Konversation zu verlieren.
Komme mir doof vor bei der Aussage, aber dann meint er, dass er das schön von mir findet. Dass ich so ehrlich bin, und dass ich das verstehe, mit dem Halt verlieren.
Er lächelt mich an.
Ich lächle zurück.
Sekundenbruchteil, dann synchrones Wegschauen.
Schüchtern sein ist manchmal unpraktisch.


...keinen Film, aber mal wieder die familiäre Idylle gesehen..
Den Vorschlag des Fremden, einen Film zu gucken, muss ich abwehren, weil Papa Mayhem findet, 21 Uhr sei eindeutig zu spät, um noch in die Kleinstadt zu fahren und mich abzuholen.
Schade, ich hätte den Film gerne gesehen. Zum einen, weil der Fremde, abgesehen von einer Vorliebe für Horrorfilme, die ich nicht teile, einen ziemlich interessanten Filmgeschmack hat, der meinem nicht unähnlich ist, zum anderen, weil das ein Grund gewesen wäre, mich todesmutig vielleicht sogar etwas mehr anzulehnen als beim letzten Mal.
So bringt er mich zur Tankstelle und erklärt sich sogar bereit, mit mir auf meinen Vater zu warten, der gerade auftaucht, als der Raucher und der Pinguin, die noch schnell tanken wollten, uns erzählen, dass das Festival ein einziges Desaster werden wird, weil wir so wenig Erfahrung mit derartigen Veranstaltungen haben.
Auf der Heimfahrt folgen fünfzehn Minuten Schweigen, dann der Hinweis, dass ich ganz schön tief gesunken sei, wenn ich mich mit "den Asozialen da" abgeben würde.
Ich äußere den Verdacht, dass es sich bei zwei der "Asozialen" um vermutliche Freunde handelt.
"Außerdem bin ich genauso schlimm."
-"Da hast du wohl recht."
Zuhause das übliche Gezetere der Vatersfreundin, was mir eigentlich einfalle, meinen Vater so reinzustressen wegen dem Fahren.
Verzichte auf den Hinweis, dass nicht ich die Person war, die 20 Uhr festgemacht hat, fliehe möglichst bald in mein Zimmer und freue mich über die Musik, die der Fremde auf meinen mp3-Player übertragen hat und die dafür sorgt, dass mir das menschliche Gewitter vor meiner Zimmertür egal ist.

...und festgestellt, dass wir zwar wieder Kaltwasser und sogar eine provisorische Duschmöglichkeit haben, dafür aber jetzt das Wasser im anderen Raum abgestellt ist und somit die Waschmaschine nicht mehr läuft.
Was besonders aufgrund der Tatsache, dass der Großteil meiner Festivalklamotten vorher gewaschen werden müsste und wir am Donnerstag früh losfahren eher unpraktisch ist.




Freitag, 27. Juli 2012
Einmal durch die Hauptstadt und sämtliche Emotionen;
Sommersprosseninvasion auf meiner Haut, diverse CDs in meiner Tasche, Hass auf die restliche Gruppe in meinem Herzen, und ich bin sowas von ferienreif.

Keine Bilderflut, dafür Texte, seitenweise. Nachts geschrieben, 34 Grad im Zimmer, bei mp3-Player-Licht und zu seiner Musik.

Ihm geschrieben, wegen dem Wochenende, ein entschiedenes vielleicht geerntet, daraufhin meinen kompletten nicht vorhandenen Mut zusammengerafft und in ein "kannst mir ja Bescheid sagen wegen Samstag" gepackt, auf das sogar eine Reaktion folgte.
Wegen heute habe ich mich dann nicht mehr getraut, zu fragen, obwohl mir spontan von Hasischatzi höchstpersönlich ein Schlafplatz angeboten wurde.
Morgen. Ich habe keine Schmetterlinge im Bauch, sondern Greifvögel, nein, Flugsaurier. Mindestens.
Vielleicht kein Schlafplatz, aber mit Glück ein Abend mit dem Fremden. Ich bin nicht nervös oder so..ich bin am Ende.
Wohl auch ein Abend mit der Ghettoschwester, und wenn er bei ihr übernachtet, würde ich normalerweise schreien, oder weinen, oder beides;
aber ich habe Berlin überstanden, ich schaffe alles, was ich will.

Somit bleibt nur noch zu klären, wie ich in die Stadt und wieder heimfahre, und vor allem, wie ich die Erkältung, die ich mir trotz allem irgendwo zwischen durchschnittlich 15km Laufen pro Tag, 11h Anfahrt, purer Verzweiflung, extremem Zorn, absoluter Genervtheit, totaler Faszinaton, Spontanmusik mit Leuten, die ich gar nicht kannte, dem Bundestag, diversen Gedenkstätten und Museen für alles mögliche, "no photos please" bei dem Versuch, die absolut traumatisierten Zootiere abzubilden, "Nein danke, ich bin schon satt" und die wildesten Geschichten als Standardantwort der Zwanghaften auf die Frage, ob sie mit Essen gehen möchte, Beziehungsphilosophieren der Blondinenfraktion, akutem "Ich vermisse meine Theatergruppe" und dreisprachigem Verhandeln mit Markstandbesitzern eingefangen habe, wieder losbekomme.
Bis morgen.


An dieser Stelle noch eine ganz große Empfehlung für die Leute vom Hexenkessel-Theater und Voltaires Candide , ein "Danke" an den nicht mitlesenden Theaterbesuchskollegen, der eine komplette Reiseapotheke dabei hatte und somit sicherstellte, dass die Erkältung und ich bis heute durchhalten, eines für Frau Huehnerschreck und eins für Herrn Killerblau für den sms-Support im menschlichen Krieg, den die ganze Fahrt darstellte, und zum Schluss noch die Feststellung, dass ich aufgrund der Tatsache, dass die Fahrt furchtbar schrecklich und katastrophal, die Stadt an sich aber ganz schön war, wohl noch einmal hinmuss.

Und jetzt gibts erstmal Erkältungstee.




Dienstag, 17. Juli 2012
Stundenlang mit dem Fremden geschrieben.

Ich küsse das Schicksal dafür,dass Ms Golightly ihn dazu brachte, mich anzuschreiben, und mein Unterbewusstsein dafür,dass ich manchmal anscheinend doch das richtige zu schreiben weiß.

Und jetzt gehe ich das Katzenklo säubern,mit dem breitesten Grinsen seit langer Zeit und trotz familiärer Weltuntergänge, Unsicherheit und eventuelle Paranoia hin oder her, und freue mich über das,was mit sehr viel Glück ein Anfang sein könnte.
Freundschaft, Liebe, flüchtige Bekanntschaft.
Vielleicht auch ein Ende.
Aber wer weiß das schon.
Ich möchte,dass es ein Anfang ist.




Mittwoch, 13. Juni 2012
Vatersfreundin-reloaded, sie ist wieder da,als wäre sie nie weggewesen. Ich kann das nicht mehr.
Also falle ich. Wieder. Endlos.
Was bleibt, ist sich auf den Aufprall vorbereiten, versuchen, den Flug zu genießen und hoffen, dass es doch irgendwann vorbei geht.
Versuchen, nicht unterzugehen.
Und während ich das tue, wünsche ich ihr alles Schlechte dieser Welt, so lange, bis sie sich vollständig wegignorieren lässt.


Gemeinschaft reloaded, oder: Ich weiß wieder, warum ich mich verbal um passende Dienstkleidung prügle, zu den beklopptesten Zeiten in die Kleinstadt fahre/laufe und Ausbildungsabende besuche, die Veranstaltungen absichere, an denen andere feiern und immer wieder mit dem gesprächigen Kollegen im 30 Jahre alten, von meinem Vater auf einen besseren Stand als manche neuen Modelle gebrachten, Rotkreuzmobil sitze und mir ein Ohr abkauen lasse, kurz: Warum ich diese Uniform trage, auf der "Sanitäter" steht.
Wissen sie, mein Glaube an meinen Verband kehrt gerade ein wenig zurück.
Der große Kampf beginnt jetzt, fernab jeglichen Spektakels, unsichtbar nach außen.
Aber er beginnt, und es sieht so aus, als würde er diesmal gerecht ausgehen.
Vielleicht bin ich hier trotz allem richtig.
Auch, wenn ich mir nicht ganz sicher war, welche Antwort ich dem Gesundheitsfragebogen geben sollte, als da gefragt wurde, ob ich traumatisiert bin/war/es sein sollte oder Depressionen habe.
Mein Kreuzchen sitzt jetzt bei "Nein".

Und überhaupt, dann stolpere ich eben. Und falle. Und stürze ab. Nichts neues mehr, nur jedes Mal schlimmer.
Trotzdem.
Da ist eine Welt, und auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob es meine ist oder ob ich überhaupt hierher gehöre, gehe ich da jetzt durch und lebe.
Früher oder später gleicht sich alles aus, alles kommt wieder zu einem zurück und alles holt einen wieder ein.
Und irgendwann, da wird dann alles gut.
Muss ja.



"One last thing before I shuffle off the planet
I will be the one to make you crawl
so I came down to wish you an unhappy birthday
someone call the ambulance
there's gonna be an accident

I'm coming up on Infrared
there is no running that can hide you
cause I can see in the dark
I'm coming up on Infrared
forget your running
I will find you

One more thing before we start the final d´face-off
I will be the one to watch you fall
so I came down to crash and burn your Beggar's Banquet
someone call the ambulance
There´s gonna be an accident

I´m coming up on Infrared
there is no running that can hide you
cause I can see in the dark
I´m coming up on Infrared
forget your running
I will find you
"
(aus Infra Red von Placebo)




Sonntag, 10. Juni 2012
Eigentlich nur Prozession gestern, trotzdem habe ich schon geschlafen, als er heimgekommen ist.
Böse Vorahnung, ungutes Gefühl.
Ach, alles Paranoia,bestimmt.


"Bist du heute daheim,Papa?"
-"Ich fahr nachher nochmal zur Vatersfreundin."

Das kann doch nicht wahr sein..
Lass es bitte nicht wahr sein.

Ja, das ist jetzt Angst.




Montag, 4. Juni 2012
Der freundschaftliche Teil meiner Verbindung zur alten Sache bildet sich gerade mit vertauschten Rollen zwischen der Nixe und mir aus , und wissen Sie was, es ist ein sehr seltsames Gefühl, auf einmal in seiner Position, so.. stabil als Ruhepol, Schulter, Hoffnungsspenderin, Ratgeberin und ansatzweise gute Freundin zu sein; und das nichtmal bewusst, sondern völlig intuitiv/instinktiv.
Erkennt man automatisch Menschen, die ähnlich sind, wie man es früher einmal war (wenn auch auf einem anderen Entwicklungsstand, aber das ist wohl vergangenheitsbedingt) und versucht unbewusst, die vielzitierte "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten? Vielleicht.

Eventuell auch glorreiche Fügung des Schicksals, who knows.
Anzeichen akuten Glorreichseins hat das ganze wenn, dann nur sehr vage, aber vielleicht kommt das noch und immerhin kennt sie den Fremden.
Über eine Ecke, ja; und da erzählt sie mir so von ihrer Freundin, dem lauten, selbstbewussten Trampeltierchen, die ihn kennt und die er in der Pause mal besucht hat.
In gewissen Fällen schrillen bei solchen Bemerkungen sämtliche Alarmglocken, aber beim Fremden handelt es sich nicht um so einen Fall habe ich beschlossen, somit war da nur ein seltsames Gefühl, oder eher ein Hauch davon, und fast hätte ich genauer nachgefragt, doch die Nixe erzählte von ganz alleine weiter, entkräftete das Alarmglockenpotenzial des Trampeltierchens ein wenig (Das Argument "Die ist ja auch 5, 6 Jahre jünger als er" zieht allerdings alleine nicht, da bieten diverse ehemalige und aktuelle Konstellationen in meinem Bekannten- und Freundeskreis nicht nur ähnliche, sondern auch ganz andere Zahlenwerte) und ließ gleichzeitig eine benerdbrillte Freundin eben dieses Mädchens auf den Plan treten, die anscheinend beim Fremden zu Besuch war und etwas angeheitert mit ihm auf dem Balkon saß.
Einem spontanen Besuch des Trampeltierchens hatten die beiden aber nichts entgegen zu setzen, und er wehrte sich auch nicht dagegen, als Trampeltierchen und die Angeheiterte seinen Kühlschrank leerten.
Man könnte jetzt in die Runde werfen, dass der Fremde zumindest am Wochenende sowieso ausschließlich von Bier lebt, aber das scheint ein allgemein bekannter und akzeptierter Fakt zu sein.

Ich bin natürlich so garnicht verunsichert, oder eifersüchtig (ich doch sowieso niemals).
Gibt ja auch absolut keinen Grund dafür, emotional gesehen. Und eigentlich sollte ich mir Gedanken über Klausurenstoff und die 200 Vokabeln machen, die ich bis zum Ende der Ferien erfolgreich in meinem Hirn untergebracht haben sollte . Und vielleicht darüber, wieso die Vatersfreundin nicht in einer abgschlossenen Gummizelle auf Kur ist, da, wo sie hingehört.
Aber wissen Sie was? Das tue ich, ganz überraschend mal wieder, nicht.

Vielleicht sind das Paranoia, aber ich bin verunsichert. Generell sehr schnell und in solchen Situationen sowieso.
Aber es gibt doch auf keinen Fall einen Grund dafür, verunsichert zu sein.. oder eifersüchtig.
Ich doch nicht. Und schon garnicht wegen ihm.
Wäre ja noch schöner.
Sind bestimmt nur die Folgen von mit dem Weg zur Fahrschule 15 gelaufenen Kilometern heute, zuviel Bewegung scheint sich negativ auf meine Gehirnaktivität auszuwirken, und schließlich ist es alles nur Denkenssache.


Aber war ja klar, dass die, Entschuldigung, verdammte Kackbratze eine Nerdbrille auf ihrer bescheuerten Nase sitzen hat.
Man sollte die Dinger einsammeln, einschmelzen und sinnvolles formen.

Ich meine natürlich nur die Brillen, nicht die Trägerinnen.
Auf welche Ideen kommen Sie denn?




Donnerstag, 24. Mai 2012
Wenn allgemeines Lebenschaos vorherrscht, passieren fast schon regelmäßig die seltsamsten Dinge in den eigenartigsten Momenten.
Das kann schlecht sein, oder auch gut.

Ich weiß nicht genau, in welche Kategorie es diesmal fällt, denn ich bin mir nicht unbedingt sicher, ob die Person, die mich gerade auf einen Kaffee, oder, wenn mir das lieber ist, Tee eingeladen hat, das eigentlich tun sollte, oder eher dürfte, und vor allem, was der Plan dahinter ist, wenn es denn einen gibt.

Mein Gehirn wollte schon anfangen, sich Verschwörungstheorien auszudenken, als ich es geschafft habe, es mit der Frage "Kaffee oder Tee, und besitzt dieser Mensch in seinem Chaos auch Süßstoff?" vorerst abzulenken.

Ich tendiere ja zu Tee.




Sonntag, 6. Mai 2012
Nach Kurzschlussreaktionsms das Wochenende sehr angenehm mehr oder weniger in der Ferne verbracht, nach Hause gekommen, mein Zimmer ausgeräumt und meine Sachen in Heizraum, Garage und Keller gelagert vorgefunden, nebenher erfahren, dass Opa Mayhem nach einem weiteren Schlaganfall im Krankenhaus liegt, und die Zeit, bis Papa Mayhem und Anhang endlich abgehauen sind, mit einer erneuten Krisensitzung verbracht, die zwischendurch garnicht so schlecht aussah, aber zumindest, was das Verhältnis zwischen der Vatersfreundin und mir betrifft, wieder beim alten Stand der Dinge endete.
Dafür scheint Papa Mayhem zu versuchen, akzeptieren zu können, dass er mein Seelenleben nicht verstehen kann, das aber nicht automatisch heißt, dass da alles in Ordnung ist.

Widme mich nun also dem Wäschezusammenlegen, da die Vatersfreundin meinen Kleiderschrank nicht nur leergeräumt, sondern auch den kompletten (sauberen, Schmutzwäsche landet in der dafür vorgesehen Box oder gleich in der Waschmaschine) Inhalt nochmals gewaschen hat.
Und dann erzählt sie mir, dass die Wasserrechnung zu hoch wäre.

Die Katze knurrt im Schlaf, das Räucherstäbchen räuchert, ich sitze da und sage es innerlich mantraartig auf. Einfach weiteratmen. Veratmen Sie den Schmerz.
Du musst einfach weiteratmen. Irgendwann hilft weiteratmen, oder ich habe es zumindest lange genug aufgesagt, um halbwegs daran zu glauben, und der Druck auf dem Herz wird weniger.
Dafür ist irgendein Teil wohl wieder mal kaputtgegangen; ich sollte endlich anfangen, mich an die Krisensitzungen zu gewöhnen.

Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, Opa Mayhem im Krankenhaus zu besuchen.
Beim Gedanken daran ist da ist wieder diese eine Stelle aus Vogelstimmen, und der dazugehörige Autor hat Recht, wenn er schreibt, das Gehirn löst sich auf wie eine Brausetablette. Sehe es ja.
Täglich.

Mir fliegen Wortfetzen entgegen, wenn Papa Mayhem mit seinem Bruder telefoniert.
Da höre ich was von "hat uns nicht mehr erkannt" und einem betroffenen Sprachzentrum; Dass es sich erholt habe, aber irgendwie doch etwas nicht stimmen würde.
Und dass Opa Mayhem depressiv geworden ist, mein Opa Mayhem.
Ich sollte ihn besuchen.
Auch, wenn ich es eigentlich nicht kann.

Sein Gehirn zersprudelt langsam vor sich hin, und im ungünstigsten Fall wurde das durch den weiteren Schlaganfall noch beschleunigt.


Und so ganz nebenbei sollte/ habe ich eine mehr als nur vorzeigbare Bioklausur zu produzieren und allgemein zu funktionieren; oder wenigstens so zu wirken, als ob.




Freitag, 4. Mai 2012
"Wochenende bei der alten Sache" mutiert von wirdbestimmtgut zu "Ich fühle mich beim Gedanken daran mehr als massiv unwohl", zuhause bleiben ist dank der aktuellen Situation keine Option.

Meine Schulsanitäter sind ab morgen auf dem Wettkampf, der Februarsbesuch ist zu weit nördlich, um ihn mit dem Bayernticket besuchen zu können, und mein Geldbeutel sagt "nein" zu längeren Zugfahrten.


Entscheidungsschwierigkeiten kennt man ja von mir, problematisch wird es, wenn selbst mein Bauchgefühl keine eindeutige Aussage von sich gibt..