Donnerstag, 26. September 2013
Thema: monolog
Es ist die Angst, die dich so beherrscht..

So eine Abwärtsspirale bringt ganz neue Zukunftsperspektiven mit sich.
Und wer bestimmt, wo oben oder unten ist?
Es geht ja doch immer noch ein Stück weiter.
Tiefer.
In die Hölle. Äußerer Ring.
Noch weiter. Chefzentrale.
Und wieder zurück.
Mehrfach.
Jojo-Effekt.
Oder wie ein Flummi.
Mit voller Wucht gegen die Wand laufen, zurückprallen und gegen die nächste knallen, und das selbe Spiel nochmal, bis einer weint und noch viel weiter.

Eingesperrt auf weiter Flur.
Eingeklemmt zwischen Unmöglichkeiten und Grenzen, die vielleicht gar keine sind.
Denn wer bestimmt, was möglich ist?
Es ist die Angst, die dich so beherrscht.

Kontrollverlust bedeutet Freiheit.
Man könnte sie nutzen.
Aufstehen. Wenn es geht.
Ansonsten liegen bleiben, einfach weiteratmen. Versuchen, zu kriechen.
Austesten, was geht. Vorsichtig über die Reste der eigenen Grenzen steigen, um zu sehen, was dahinter liegt.
Man könnte es tun.
Der Leere ins Gesicht schauen.
Die Angst besiegen (?).

Versuchen, vom Fleck zu kommen.
Fluchtreflex, oder unbewusstes Pflichtgefühl.
Versuchen, zu kriechen.
Bis nichts mehr geht.
Alles versucht, alle Grenzen überschritten.
Der Leere ins Gesicht geschaut und ihr vor die Füße gespuckt, die Angst nieder gerungen und ins hinterste Verlies geworfen.
Darauf gewartet, dass alles gut wird.
Manchmal wurde es gut.
Dann darauf gewartet, dass es schlecht wird.
Die einzig verlässliche Komponente der Zukunftsplanung.
Dabei festgestellt, dass Katastrophen meist im Dutzend geliefert werden.

Bis nichts mehr geht.
Verloren auf weiter Flur.
Begraben unter Unmöglichkeiten, irgendwo im feindlichen Gebiet.
Und dann ist da die Angst.
Schwarz und zähflüssig wie Teer. Oder Moorschlamm.
Nimmt die Luft zum atmen.
Ersticken, weil die angstverklebten Atmungsorgane einfach nicht mehr weiteratmen können.
Tod durch Gefühlsvergiftung.
Es ist die Angst, die dich so beherrscht.

Einfach weiteratmen.
Was wäre, wenn es funktionieren würde?
Egal, was ist: Einfach weiteratmen.
Die Angst ignorieren.
Sie zurückdrängen, in ihre Ecke.
Sie wegsperren.
Sie entsorgen.
Sie ausradieren.

Die Angst lässt sich nicht entsorgen.
Oder wegsperren.
Oder ausradieren.
Die Angst ist immer da.
Sie lauert.
Hinter ihrer Kerkertür und in jedem Bus.
Am Bahnhof und auf öffentlichen Toiletten.
Auf Konzerten und in der Schlange vor der Supermarktkasse.
Sie ist überall.
Sie findet dich.
Egal, wo du sie ausgesetzt hast.
Sie lässt dich nicht entkommen.
Sie lässt sich nicht loswerden.
Es ist die Angst, die dich so beherrscht..

Verloren auf weiter Flur.
Eingesperrt durch Unmöglichkeiten, gefesselt durch Grenzen, die viel zu real sind.
Von der Angst beinahe um den Verstand gebracht.
Man könnte sie ansehen.
Ihr ein Gesicht geben, in das man schauen kann, ohne zu blinzeln und ohne weg zu sehen, solange man es eben aushält.
Austesten, was geht.
Sich weniger fesseln, weniger ersticken lassen.
Millimeterweise die Stabilität gewinnen, die es braucht, wenn kein Halt mehr da ist und kein Boden unter den Füßen.
Die Angst schrumpfen, bis sie nur noch ein wenig größer ist als man selbst.
Und sich darauf vorbereiten, dass sie immer wieder Überhand gewinnen wird.

Abwarten, bis es soweit ist. Und dann gewappnet sein.
Sie über sich hinwegrollen lassen, in ihr untergehen und wieder auftauchen.
Sehen, wohin sie einen treibt.
Und sie gewähren lassen.
Aufhören, dagegen anzukämpfen.
Und sich gleichzeitig nicht in ihr verlieren.

Es ist die Angst, die dich so beherrscht.
Man könnte ihr zuhören.
Ihr einen festen Raum geben,mit eigenem Schreibtisch und einer Topfpflanze.
Man könnte sagen, bis hierhin, und nicht weiter.
Eine Grenze ziehen.
Sich arrangieren.
Gemeinschaftliches Arbeiten, mehr oder weniger.
Sich leiten lassen, aber nicht beherrschen.
Sie wahrnehmen, aber nicht als einzige Wahrheit.
Den doppelten Boden der Realität wiederfinden.
Zurück von weiter Flur.
Immer wieder an Grenzen, die manchmal selbstgezogen sind.
Manchmal aber auch viel zu real, und außerhalb des Einflussbereiches.
Und immer dabei die Angst.
Manchmal im Begriff, überhand zu nehmen.
Gelegentlich tut sie das auch.
Aber manchmal lässt sie sich zurückdrängen.
Nicht in den Kerker, sondern in ihr Büro mit eigenem Schreibtisch und Topfpflanze.
An den Platz, den man ihr eingeräumt und zugeteilt hat.

Vielleicht würde sie irgendwann dort bleiben.
VIelleicht wäre es ja so, dass die Angst sich an die neuen Umstände gewöhnt, wie man sich an sie gewöhnt hat, und alles würde ein wenig seinen Schrecken verlieren.
Und sie würde nicht mehr beherrschen, sondern nur noch warnen.
Man könnte ihr zuhören und selbst entscheiden, ob das, was sie sagt, richtig ist oder nicht.
Man könnte ihre Warnungen in den Wind schlagen und fallen, oder auf sie hören und ebenfalls fallen.
Aber man hätte die Wahl.
Nach wie vor alleine auf weiter Flur, aber man hätte ja immer noch sich selbst, würde sich wieder unverzerrt wahrnehmen, und vielleicht würde das reichen.

Nichts würde besser werden. Aber man selbst vielleicht nicht komplett wahnsinnig.

Wäre eventuell eine ganz nette Aussicht.