Donnerstag, 3. Februar 2011
Thema: monolog

Bin eigentlich keine große Freundin rhythmischen Sprechgesangs, aber es gibt Ausnahmen (die ich an einer Hand abzählen kann), und Linkin Park gehören dazu. Die warn früher auch mal besser als jetzt.

Die Woche ist objektiv gesehen vergleichsweise gut verlaufen, keine Knochenbrüche trotz Sport, kein Ausraster in Sozialkunde, endlich die reale Möglichkeit, einen Kugelschreiber in meinem Ohrloch zu lagern.
Leider erlebe ich das Leben nicht objektiv.
Real wollte ich viel machen und bin aus Faulheit zu nichts gekommen, habe mich sinnlos mit Nahrung vollgestopft, muss noch Sicherheitsmaßnahmen treffen, bevor mein Vater morgen nach Hause kommt und eigentlich auch sehr dringend Vokabeln lernen, nebenher Gitarre üben und die Welt retten.
Alles kein Problem, Unmögliches regel ich sofort, Wunder dauern etwas länger.
Ist ja nicht so, dass meine Kräfte begrenzt sind, oder ich empfindlich.
Als ob ich Grenzen hätte, oder Gefühle.
Weißt du, das selbe hat er auch gesagt, damals, als es so aussah, als könnte da was entstehen.
Eventuell sieht es irgendwann demnächst wieder so aus, Stammtischvorsetzung, diesmal in Form eines so bezeichneten Spieleabends im Jugendheim der Rotkreuzmenschen. Noch mehr Fremde, schon wieder ein unbekannter Ort, und die gefühlte Gewissheit bezüglich seiner Anwesenheit ist eigentlich nichts weiter als ein schwaches, mittelkleines Hoffen.
Du kennst mich doch.
Hauptproblem stellt aber nicht er dar, sondern das Fremde und die Fremden, und ein ultimativer Schlag in meine Magengrube oder die dieses Problems war meine eher impulsiv-spontane Anmeldung zu einem Fortbildungskurs, der in genau dem Zeitraum stattfindet, in dem ich meinen Führerschein machen wollte und so lange wohl die meiste Zeit meines Wochenendes und ziemlich viel Platz in meinem Gehirn einnehmen wird.
Dafür wird es mir komplett vom Roten Kreuz bezahlt und ich befinde mich, vorausgesetzt, ich bestehe, ausbildungstechnisch mit meinem Vater auf einem Niveau, falls über meine Minderjährigkeit hinweggesehen wird (gibt Individuen, die damit keine Probleme haben), könnte ich sogar eine Stufe höher stehen als er.

Alles noch in der Zukunft, und sie sagen, eine Zukunft habe ich nicht, also schließe ich daraus, dass ich mir keine Gedanken machen sollte.

in diesem Sinne,
mit freundlichen Grüßen

your favorite Supernichts.




Sonntag, 30. Januar 2011
Thema: monolog
Meine eigene Angst ist immernoch dabei, mich aufzufressen, außerdem atme ich noch, blute noch, wenn man mich anpiekst und gelegentlich muss ich sogar aufs Klo, also gehe ich davon aus, das ich lebe oder jemand so tut, als ob und das somit alles in Ordnung ist.
Mein linkes Ohr schmerzt, dafür hab ich jetzt wieder ein Helix und mein Arbeitsraum sah aus wie nach einem Blutbad, nachdem ich es gestochen habe, ein neuer Beweis dafür, dass mein Körper, das dumme Ding, bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit gegen mich arbeiten will, schließlich hat er genau gesehen, dass ich vorher geputzt und desinfiziert hatte, zwar routinemäßig, aber es geht ums Prinzip. War bis jetzt immer so, egal bei welchem Piercing, egal, ob von mir gestochen oder von jemandem, der geschätzte 40 Euro mehr für genau den selben Prozess unter Verwendung genau der selben Utensilien und bei fast gleichem Fachwissen verlangt.
Ebenfalls gegen mich arbeiten Schicksal und Zeit, aber meine Fresse, auch daran gewöhnt man sich, und so blicke ich angsterfüllt der noch Tage entfernten Sportdoppelstunde inklusive Handstand, Rad-Schlag und Schwebebalken und halbwegs entspannt der kommenden Woche exklusive meinem Vater, der ein paar Seminartage beruhigende 347,56km von mir entfernt verbringen wird, entgegen.
Letzteres wird das Aufmerksamkeitsbedürfnis meines Großvaters auf dem Psychobarometer in ungeahnte Höhen schnellen lassen, und entweder erreicht unsere zwischenmenschlich-familiäre Zwangsverbindung eine ganz neue Ebene oder ich drehe entgültig durch und zerstöre irgendetwas.
Tendentiell wird eher das Zweite der Fall sein.

Achja, bei meinen Schilddrüsenwerten ist der für freies T4 zu niedrig, was auch immer das bedeutet (belanglos, wenn es nicht ein behandelbarer Grund für "Scheiße bin ich fett geworden, und wo zur Hölle ist eigentlich mein Stoffwechsel hin?" ist), die Erythrozyten haben sich auch teilweise aus dem Staub gemacht und einen Batzen Hämoglobin mitgenommen und allgemein bin ich mal wieder ein medizinisches Wunder, weil ich trotz diverser mittelkatastrophaler Werte immernoch funktioniere.

Hab doch gesagt, Unkraut vergeht nicht, du musst nur an mich glauben.
Das war damals.

Unkraut vergeht immernoch nicht, zerfressen tut es mich trotzdem.
Natürlich geht es mir gut.
Irgendwelche Zweifel?




Donnerstag, 27. Januar 2011
Thema: monolog
Die Allgemeinsituation war heute sehr tiefgründig, wenn man bedenkt, dass ich nicht von normalen Menschen, sondern meinem Kurs umgeben war, was in der Frage: "Was passiert, wenn wir zerbrechen?" gipfelte.
Sicher, es war keine ernsthaft gestellte Frage, sondern nur eine verstümmelte Übersetzung des Klassengenie Nr.2, die er unter Zeitdruck und während dem bei mir ja bekannterweise sehr beliebten (husthusthust) Sozialkundeunterricht für sich und für uns Volldeppen anfertigte, aber beschäftigt hat es mich dann trotzdem ein wenig, vielleicht auch nur, weil ich mir die Lobpreisung unserer wunderbar freien und funktionierenden Demokratie durch die Lehrkraft, das Gelästere über die Russen in der Stadt und den Mist über Polen (danke auch) meiner Ummichherumsitzenden nicht weiter anhören wollte.

Vielleicht schreibe ich jetzt auch nur, um weder Mathe, noch Latein lernen oder noch schlimmer, meine Kunstarbeit erledigen zu müssen.
Aber ich denke, dieses "zerbrechen" muss nicht immer ein Ende sein.. überhaupt, wer sagt, dass es sowas wie "Enden" im allgemeinen Leben gibt?
Sicher, im zwischenmenschlichen Bereich, vielleicht. Aber das ist eigentlich auch mehr eine Verschiebung, theoretisch. Zum Beispiel von irgendeiner Liebesvorstufe hin zu "Ja, den/die kenn ich".
Und nur, weil jemand stirbt, ist der ja auch nicht weg, lediglich physisch. Eine Verbindung ist da dann immernoch.
Also auch nichts Endliches.

Erinnert teilweise an den Energieerhaltungssatz.
Es geht nichts verloren, es ändert nur seine Form, was manchmal etwas beruhigendes haben kann.

Ob der "Tod" etwas endliches ist, weiß ich nicht. Ich habs eigentlich nicht geglaubt, bis ich mal wieder meine Mutter besuchen ging, und noch bevor ich sie bei ihrem Platz in der Urnenwand erreicht hatte, hatte ich so ein Gefühl, das sagte, du, der Tod ist Endstation. Seitdem versuche ich immer wieder, mir das einzureden, woran ich die ganze Zeit geglaubt hatte, nicht Gott, oder den Himmel im christlichen Sinne, aber daran, dass es weitergeht.
Mein Hirn lässt sich nicht überzeugen, vielleicht ist es durch all die Logik der letzten Monate so ausgetrocknet, dass es bald zum Durchschnittshirn mit zusätzlichem Hang zur kühlen Sachlichkeit wird.
Dafür spräche meine absolute Abneigung gegenüber meiner Kunstarbeit, der fast völlige Verlust meines ehemaligen Fastmarkenzeichens, der (dir weniger) bekannten Mischung aus angeblich tiefschwarzem Humor und prinzipiellem Falschverstehen aller sich bietenden Doppeldeutigkeiten, und nicht zuletzt die halbe Schreibblockade, die erneut hinter mir sitzt und versucht, mich bei den Schultern zu packen und dann in den Würgegriff zu nehmen.

Immernoch: Was passiert, wenn wir zerbrechen?
Ich könnte sagen, ach, in mir geht doch dauernd was kaputt, wenn es zur Abwechslung mal nicht mein Herz ist, dann dreht sich wieder eine Schraube meines Verstands überlocker oder zu fest und er ist somit mal wieder für längere Zeit lahmgelegt - kennen wir doch alles schon.
Das absolute Zerbrechen,ja, das gibts, aber selbst danach geht es weiter, entweder, weil man sich wieder aufrafft, oder aber weil man es nicht tut und um einen herum alles weiterläuft,während man selbst atmend oder auch nicht in der eigenen geistigen Kotze oder dem Blut der zersprengten Seele liegt und unfähig ist, noch irgendwas zu fühlen oder zu denken.
Weißt du, diese Leere, die sich dann ergibt, ich glaube, die ist so schlimm wie der Schmerz, den man an ihrer Stelle normalerweise spüren würde.
Eigentlich wär jetzt ein "solange es wehtut, weiß ich, dass ich noch lebe" gekommen, aber bei letzterem Umstand bin ich mir trotz Schmerz manchmal nicht mehr sicher, ich meine, geköpfte Hühner laufen auch noch ein Stück weiter und tote Frösche bewegen ihre Beine ebenfalls noch, wenn man sie an Elektroden anschließt.
Vielleicht bin ich ja einfach ein toter Frosch, den irgendjemand unter Strom gesetzt hat.
Das ist mal ein Geistesblitz; ich glaube, wenn sie mich das nächste Mal zum Teetrinken und unauffälligen psychotherapieren meiner Person einlädt, sag ich ihr, du, ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich ein toter Frosch bin, der sich nur deshalb noch bewegt, weil irgendein Depp wieder mal mit dem Stromkabel rumspielt.

Ich weiß, ich frage dich das mehr oder weniger dauernd, aber wer oder was bin ich eigentlich, deiner Meinung nach?
Erwarte keine Reaktion, ich wüsste es einfach gerne, sehe manchmal ganz gern, welchen Eindruck ich so hinterlasse, weil es zeigt, welcher Persönlichkeitssplitter gerade mal das Kommando übernommen und die anderen Teile in die Ecke gedrängt hat.

Ihr wurde heute gesagt, sie sei so unendlich stark, so unendlich stark, würde ja so viel mitmachen und es alles aushalten, und es wäre so wunderbar, dass sie darüber reden könne.
Ich saß daneben, eventuell teiltraumatisiert und überalkoholisierte näherstehende Familienmitglieder und die Folgen ihres exzessiven Konsums auf eine mich fast schon traurig stimmende Art und Weise gewöhnt, dachte zurück an damals, wie es war, öfter, dann fast immer, als sie noch da war, und sah mal wieder nicht, wo das Problem lag.
Noch eine Fehlschaltung meines Gehirns, ich fühle mit und versuche, zu helfen, aber verstehen tu ich es nicht.
Ich glaube, dass man es nicht leicht hat, wenn die Eltern sich trennen.
Aber ich versteh nicht, wie es einen in seinen Grundfesten völlig erschüttern, nein, wie es diese komplett zerstören kann, wenn man die eine Elternhälfte einmal betrunken zu Hause antrifft...
Es klingt herzlos, vielleicht, nein, sicher.
Versteh mich nicht falsch, unterschiedliche Belastungsgrenze, ja. Ich sehe auch ein, dass es für unvorbereitete und "normale" menschliche Wesen meines Alters ein einschneidendes Erlebnis sein kann.
Aber ich sitze wie ein ratloses Alien, das durch die dicke Glasscheibe, die es vom Rest der Welt abtrennt, die Leute beobachtet, die wiederum es beobachten, dabei und frage mich, wieso sich aus sowas heraus unendliche Weinkrämpfe ergeben und die grenzenlose emotionale und psychische Stärke der betroffenen Person betont wird.
Keine Kritik, nur.. Ratlosigkeit (?).
Klassischer Fall von "Ich blicke in eure Welt genauso ratlos wie ihr in meine", woraus folgt: Ich bin ein bisweilen toter und dann unter Strom gesetzter Alienfrosch.



bonaparte - wir sind keine menschen
Hochgeladen von luckys1981. - Sie originelle Web Videos.
heute mal was von dailymotion, weil ich nirgendwo anders ein Video finden konnte.




Dienstag, 25. Januar 2011
Magenschmerzhölle und Überschwindel bewegten mich gestern dazu, das Krankenhaus aufzusuchen, und nach mehrstündigem Warten, einem äußerst brutal ausgeführten Magen-Bauch-Bereichs-Ultraschall, bei dem ich jede Sekunde damit rechnete, dass dem ausführenden Arzt gleich meine durch den Druck explodierenden Gedärme um die Ohren fliegen und dem steril-weißen Untersuchungsraum einen neuen Anstrich verpassen würden, einem "Naja, so schlank wie du geworden bist, kann ich wenigstens bequem zum Blutabnehmen auch noch da auf die Liege" und einem "Mädchen, was machstn du für Sachen?" wurde ich dann mit dem freundlichen Hinweis, dass ich immer brav meinen Teller leer essen soll und zwei Tabletten in einem dekorativ silberfarbenen Aluplastikteil wieder nach Hause geschickt, und da mein Vater, der mich freundlicherweise und da er sowieso jemanden besuchen wollte, ins Krankenhaus gefahren hatte, am Telefon eine halbe Beziehungskrise ausgefochten hatte, besuchten wir noch kurz 3 Stunden lang seine Freundin und anschließend kamen wir alle, inklusive meinen Magenschmerzen, zum Ergebnis, das ich heute die Schule nicht besuchen würde.
Letzte Deutsch- und letzte Mathestunde vor den jeweiligen Arbeiten, aber ich teste versuchsweise mal, was passiert, wenn ich mich wirklich auskuriere.
Ein weiteres Ergebnis, zu dem ich kam, war, dass mein Vater und ich verwandt sind.
Während ich krampfgeschüttelt den Streit zwischen ihm und seiner Freundin mit anhörte, kam von ihm irgendwann der Satz:"Und ich weiß, dass das nicht einfach ist.. aber ich kann halt nicht gut mit Gefühlen umgehen, nicht mit meinen eigenen und nicht mit denen von anderen. Ich kann nicht gut über die reden, und ich kann die auch nicht gut zeigen. Bin da halt bisschen..zurückgeblieben, nenns wie du willst."
Papa, du sprichst mir aus der Seele.