Thema: persoenlichkeitsfetzen
"...sondern ich will lediglich ein Leben haben, das mir passt wie eine nicht zwickende Unterhose."
So sitze ich hier, auf dem Veteranensofa, das ich so nenne, weil es das älteste im Oberstufenzimmer ist und zudem aussieht, als hätte es mindestens zwei Weltkriege und drei Revolutionen mitgemacht, wobei, eigentlich sitze ich nicht wirklich, sondern kauere, halb zusammengeklappt, weil das Sofa so eines aus mehreren Kissenteilen ist, die aber nicht mehr miteinander verbunden sind und weil ihm der Unterbau fehlt, weshalb es quasi den Anschein hat, als würde das Sitzmöbel mich auffressen wollen.
Ich sitze nicht alleine hier, da sind auch noch die in den Wänden überwinternden Spinnen, und außerdem habe ich meine aktuelle Lektüre bei mir, natürlich nicht die Schullektüre, wieso sollte ich die auch lesen, sondern eine andere, schönere, und weil sie so schön ist, sitze ich halbaufgefressen zusammengekauert im Sofa und streiche mit meinem winzigkleingewordenen Ikeableistift Textstellen an.
Ich mache das manchmal, Textstellen anstreichen; nicht, wenn ich eigentlich sollte, aber wenn ich freiwillig etwas lese,dann schon. In meinem Faust habe ich auch angestrichen, aber auch hier eher bei schönen als bei wichtigen Textpassagen. So eine Drameninterpretation kann man auch ohne Notizen hinrotzen, wird mit nicht besser, also gehts auch ohne.
Außer den Spinnen, dem Bleistift, dem Buch und mir ist keine weitere Lebensform im Raum, sieht man von der halbverschlossenen Aluminiumitalienerlieferdienstnudelschachtel ab, die auf dem Tisch in der anderen Hälfte des Raumes steht und von der ich jede Sekunde erwarte, dass sie in Richtung Fenster losrennt und sich mit einem piepsigen "Freiheeeeit!" rausstürzt.
Draußen Schneemassen, unendlich viele; mein Zug wird, wieder mal, Verspätung haben und ich, wieder mal, in tiefster Dunkelheit nach Hause stapfen und später die Einfahrt freiräumen müssen. Letzteres zumindest,wenn ich nett bin, mein Vater ist aktuell armverletzt und mein Großvater ist.. mein Großvater.
Beim Lesen musste ich ein bisschen an ihn denken, und ich habe mich gefragt, wieso mache ich so einem Aufstand wegen ihm, als ich gelesen habe, was mein potentieller Lieblingsautor neben Kafka da so schreibt, was sein Protagonist da erzählt übers Vergessen und seltsam werden, nur mit dem Unterschied, dass es da die Mutter ist und auf einem viel dramatischeren Niveau.
Als ich es gelesen habe, musste ich genauso schlucken wie der Protagonist. Ich kannte das ja stellenweise, die Verwirrung, das emotionale, die eingeschissenen Jogginghosen, aber das Nichterkennen, soweit waren wir nie. Soweit kam es nicht, weil sie vorher gestorben ist, und weil es bei ihr keine Geisteskrankheit war , die ihr das Gehirn aufgelöst hat, sondern der Alkohol, und da nichtmal der krasse Mist.
Sicher, es ging schon lange so, meine Mutter hat meinen Vater kennengelernt, da war sie so alt wie ich jetzt, und sogar damals gab es das Problem schon..
Aber die letzten 13 Jahre, als ich dann da war, man muss sich das mal vorstellen, diese Jahre, in denen sie sich endgültig ruiniert hat, da hat sie nur Bier getrunken. Zwischendurch Sekt, mehr nicht.
Dass bald was passiert, habe ich daran erkannt, dass sie zu Wein umgeschwenkt hat.
Sonst nix. Bier und Sekt und zwischendurch Tabletten für eine gesunde Leber, diese verschreibungsfreien, die man kaufen kann so wie Algenkapseln.
Ihre waren mit Mariendistel, die hat sie sich ab einer bestimmten Zeit immer gekauft und die genommen, hat nichts gebracht, ihre Leber war trotzdem doppelt so groß wie eine normale.
Von Bier und ein bisschen Sekt.
Eine dieser gescheiterten Existenzen, was ich so lange nicht wahrgenommen habe..
Sie hat doch immer gesagt, dass das normal ist.
Dass er nicht recht hat, wenn er sagt, sie trinkt, dass das einfach nicht stimmt, fertig.
Und ich dachte dann auch, er hat nicht recht, wenn er sagt, sie trinkt, das stimmt einfach nicht, fertig.
Sie war ja diejenige, die da war, nicht er; und sie fuhr Auto und manchmal holte sie mich ab, und auf seltsame Art und Weise war sie da, für mich.
Gegen Ende immer weniger.
Da war sie da, aber nur physisch und nichtmal das immer, und für mich erst recht nicht.
Und als das Problem mit dem ehemaligen Problem zum ersten Mal extrem wurde, da lag sie schon nur noch im Bett und bewegte sich nur raus, wenn es dringend nötig war und nichtmal dann immer, und meine Arme waren zu der Zeit aufgekratzt und meine Haare schwarz und ich hatte schon aufgehört, mich für sie zu schämen, ich war nur noch am Ende.
Da gibt es kein anderes Gefühl, an das ich mich erinnere, nur dieses Endzeitstimmungsschmerzleerenichtgefühl, und das, was das ehemalige Problem auslöste.
Ich hatte schon längst aufgehört, mich für sie zu schämen, sie ging ja auch nicht mehr unter Leute. Vorher, da hab ich mich geschämt, für ihre "Strähnchen", die sie sich verpasst hatte und die im Endeffekt einen großen, blondierten Fleck auf ihrem Oberkopf darstellten; dafür, dass sie irgendwann in der immergleichen Jogginghose-Sweatshirtkombi unterwegs war, in der sie dann auch gestorben ist; für ihr Verhalten, für all das. Den Eindruck, den sie hinterließ. Dauerhaft war er auf jeden Fall.
Dafür, dass sie mir frühs erzählte, als sie aufs Klo musste, da hat sie die Schlafzimmertüre nicht rechtzeitig gefunden, und unverständig schnaubte, sie wisse garnicht, wo genau mein Vater da jetzt ein Problem sehe, dafür habe ich mich dann nicht mehr geschämt.
Das war der Punkt, an dem ich sogar ein bisschen Angst hatte.
Das, und dass sie nicht mehr gegessen hat, und ich dachte mir, vielleicht ist sie hungeraufgebläht wie die Kinder in Afrika, weil sie trotz rigorosem Fasten nicht dünner wurde, im Gegensatz zu mir hatte sie das nämlich drauf, das Nichtessen, während ich immer wieder in halben Fressattacken endete und das auch heute noch oft genug passiert, auch an und nach Tagen mit wirklich ausgewogener und genug Nahrungsaufnahme.
Dachte, sie sei einfach hungeraufgebläht, das mit der Riesenleber, das konnte ich ja nicht wissen.
Weiß noch, wie seltsam sich das anfühlte, als ich es das erste Mal ausgesprochen habe, dass es der Alkohol war.
"Meine Mutter war Alkoholikerin"; dieser seltsame Satz.
Fühlt sich jetzt noch komisch an, sie sagte doch immer, sie ist keine..
Es hat sich so komisch angehört, als mein Vater es ihrem Bruder gesagt hat, der Alkohol wars.
Und er guckte so geschockt-wissend, der Bruder, weil es ja schon so lange so war. Drei Jahre später habe ich es erfahren,dass es schon länger so war, dass sie auch Fall "schwieriges Elternhaus" ist, wusste ich vorher, auch wenn ihres anders-schwierig war, mit sehr autoritärer Mutter, die ich später zunächst als dicke, konservative, manchmal sturköpfige Frau kannte, die ich nicht mehr ganz so positiv sah, als meine Gefühlsregungen nicht mehr ausschließlich durch gezielte Gabe von Süßigkeiten gesteuert werden konnten, dann nur noch in einem Krankenhausbett liegend und krebskrank, so wie die andere Oma auch, nur lag die ganz spontan in einem Raum mit vielen Schläuchen und war dann so einfach tot.
Und als ich das mit den vielen Schläuchen sah, da musste ich weinen, so richtig filmreif, dieses kurze Schockweinen mit Hand vor den Mund, 12 war ich da und meine Mama noch da, und in einer ruhigen Minute kam sie raus zu mir (der Krankenpflegemensch hatte mir auf einen Stuhl vor der Tür verpflanzt) und sagte, ich solle nicht so ein Theater machen, ich würde die Frau doch genauso wenig mögen wie sie das tue.
Als ihre Mutter das zweite Mal Krebs hatte, war sie schon tot, und ich weiß noch, als mein Vater und ich die Oma besuchen fuhren, sie hatten sie zum Sterben in eine kleine Klinik geschafft, noch kleiner als unsere Schule, und das Gebäude sollte ein paar Monate später abgerissen werden, war genauso dem Tod geweiht wie seine Bewohner. Man geht dort nicht hin, um behandelt zu werden, sondern zum sterben.
Mein Vater stellte es mir frei, mitzugehen, und eigentlich wollte ich, durch unzählige Krankenhausbesuche bei ihr gebeutelt, nicht mit, aber war dann doch da,wir standen um sie herum und sie sah so tot aus und ganz platt, ich weiß noch,dass mir das damals auffiel, wie ein überfahrener Kugelfisch. Wir standen so um sie herum und wussten nicht,was wir sagen sollten; eine seltsame Gesellschaft, sie, ihr sie abgöttisch liebender Sohn mein Pate, mein Vater, den sie immer abgelehnt und für schlecht befunden hatte (wie übrigens die komplette mütterlicherseits-Fraktion meiner Verwandschaft) und ich, die Brut, das,was rauskam, weil meine Mutter es sich herausgenommen hatte, meinen Vater, der doch nichtmal große Liebe war, trotzdem zu heiraten und dann auch noch ein Kind zu bekommen, das sie nicht so wirklich haben wollte, weil Kind zwar einerseits ganz nett ist, aber Karriere ja eigentlich auch, und weil ich dann auch noch die Frechheit besaß, zu früh in diese Chaoswelt zu wollen, musste sie auch noch auf ihre Verbeamtung verzichten.
Als wir meine krebskranke Kugelfischoma wieder verließen, meinte mein Vater, dass es vielleicht das letzte Mal gewesen war,dass ich sie gesehen hatte, damals kam mir das pathetisch vor, aber er hatte recht;
Für meinen Paten war das schlimm, innerhalb eines halben Jahres Schwester weg und Mutter weg, eigene Familie hat er ja nicht, und dann fing ich auch noch an, mich abzukapseln.
ich kapsle mich bis heute ab und weiß nicht wieso; meinem Vater macht das nichts, der mag die andere Verwandschaft da genauso gerne wie sie ihn, aber das schlechte Gewissen belauert mich manchmal, besonders, wenn zum Geburtstag immer irgendwas kommt oder zu anderen Festen,können ja mal Eisessen gehen,wenn du magst. Und ich könnte heulen manchmal, weil ich weiß,dass er traurig ist deswegen, aber melden kann ich mich trotzdem nicht.
Habe schon so lange vor, einen Brief zu schreiben, scheinbar ist schreiben für mich ja die einzige mir noch halbwegs mögliche Kommunikationsform, aber was sollte ich schreiben? Eine rationale Entschuldigung gibt es nicht, und alles andere versteht er nicht.
Verwandschaftsruinen.
Ich fühle mich abgekapselt von sämtlichen Familienbanden, was ist denn übrig? Verlaufen haben sich die spärlichen Reste einer sowieso nie sehr großen Verwandschaft, so viele an Krebs gestorben, die anderen auch, und die Reste melden sich nicht mehr oder ich habe mich weggekapselt, einzig mein Großvater ist noch da, der immer mehr zum Kind wird, seit mein Vater eine Freundin hat, der immer paranoider wird, der vereinsamt, aber meine Nerven so furchtbar strapaziert, dass ich inzwischen schon einen Wegschubsreflex habe, sobald ich ihn bloß sehe, und ich weiß nicht, wohin mit den Aggressionen und ich weiß nicht, ob er merkt, dass man mir anhört, wenn/dass er stört.
Wenn er es merkt, habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn er es nicht merkt.... ich weiß doch auch nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll, er vereinsamt und verkindlicht so vor sich hin obwohl wir da sind, "wir", das sind effektiv mein Vater, seine Freundin und ich, sein anderer Sohn, der kommt nur zwischendurch vorbei, schüttelt ein wenig den Kopf, schubst ihn ein wenig rum und Ende, und wir können ihm nicht wirklich helfen.
Und inzwischen erzählt er schon dem fremden Postboten die Wettervorhersage, seinen Essensplan und wann er was machen möchte.
Und will eigentlich keine Antwort, redet über mich hinweg und mich in Grund und Boden, auch,wenn gerade ich es bin, die mit meinem Vater redet, und nicht er; und erwartet doch,dass man ihm bedingungslose ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Ich hätte nie gedacht, dass es so kommt.
Dass das alles so passiert..
Dass sie stirbt, die Hauptperson meines Lebens im Guten und im Schlechten, dass so viele so einfach sterben, dass die andere Frau da anrückt und keine Anstalten macht, wieder abzuhauen, dass ich so einfach ganz normal mit der Zweckgemeinschaft durch die Stadt laufen und junge Frau darstellen kann, während mein Herz gerade mal wieder von Stacheldraht zerquetscht wird,
Und dass ich mir über das alles nach der Lektüre von ein paar Seiten Vogelstimmen Gedanken machen kann, während mein Fotographielehrer mir sagt, ich solle doch mal in eine Spiegelreflexkamera investieren, falls ich das mit der Fotographie auch außerhalb des Unterrichts mache, weil die Ausstattung aus einem Bild, aus meinen "grundsätzlich nicht schlechten, künstlerischen Fotographien" nochmal extra was rausholen kann, und ich mich antworten höre, "nee, da besteht kein Interesse, das ist mir zu viel Rumgefummel an Einstellungen und es lohnt sich wohl nicht,ich mach auch nicht so viele Bilder", und mich später schlecht fühle wegen dieser Aussage.
Was hätte ich denn sagen sollen, "Ich habe kein Geld dafür und niemanden, der sich mit mir auf die Suche nach einer guten Kamera begibt, weil die einzige Person in meiner Familie, die auch gerne Fotos gemacht hat, die damals, als wir noch in den Urlaub gefahren sind, das letzte mal vor zehn Jahren, immer einen Fotoapparat dabei hatte und geknipst hat, weil diese eine Person seit 2007 weg ist und nicht wiederkommt, mich einfach so alleingelassen hat mit ihm, der nicht verstehen kann und das, was er verstehen könnte, nicht verstehen will, die mich einfach allein gelassen hat, erst alleine mit sich, jetzt alleine mit mir selbst, und ich muss verdammt noch mal alleine klarkommen, weil da einfach niemand mehr ist und oft genug nichtmal meine Katze für mich da ist"?
Habs nicht gesagt,logischerweise.
Ist wohl für alle Beteiligten einfacher, wenn ich eben nur seltsam bin, mehr nicht.
Mutterlos, zwar mit Zu Hause, aber nicht mit "daheim", ohne Spiegelreflexkamera.
Mit Trümmerverwandschaft.
Und vielleicht mit ein paar Seelennarben.
-----
Zitat aus Vogelstimmen von Dirk Bernemann.
So sitze ich hier, auf dem Veteranensofa, das ich so nenne, weil es das älteste im Oberstufenzimmer ist und zudem aussieht, als hätte es mindestens zwei Weltkriege und drei Revolutionen mitgemacht, wobei, eigentlich sitze ich nicht wirklich, sondern kauere, halb zusammengeklappt, weil das Sofa so eines aus mehreren Kissenteilen ist, die aber nicht mehr miteinander verbunden sind und weil ihm der Unterbau fehlt, weshalb es quasi den Anschein hat, als würde das Sitzmöbel mich auffressen wollen.
Ich sitze nicht alleine hier, da sind auch noch die in den Wänden überwinternden Spinnen, und außerdem habe ich meine aktuelle Lektüre bei mir, natürlich nicht die Schullektüre, wieso sollte ich die auch lesen, sondern eine andere, schönere, und weil sie so schön ist, sitze ich halbaufgefressen zusammengekauert im Sofa und streiche mit meinem winzigkleingewordenen Ikeableistift Textstellen an.
Ich mache das manchmal, Textstellen anstreichen; nicht, wenn ich eigentlich sollte, aber wenn ich freiwillig etwas lese,dann schon. In meinem Faust habe ich auch angestrichen, aber auch hier eher bei schönen als bei wichtigen Textpassagen. So eine Drameninterpretation kann man auch ohne Notizen hinrotzen, wird mit nicht besser, also gehts auch ohne.
Außer den Spinnen, dem Bleistift, dem Buch und mir ist keine weitere Lebensform im Raum, sieht man von der halbverschlossenen Aluminiumitalienerlieferdienstnudelschachtel ab, die auf dem Tisch in der anderen Hälfte des Raumes steht und von der ich jede Sekunde erwarte, dass sie in Richtung Fenster losrennt und sich mit einem piepsigen "Freiheeeeit!" rausstürzt.
Draußen Schneemassen, unendlich viele; mein Zug wird, wieder mal, Verspätung haben und ich, wieder mal, in tiefster Dunkelheit nach Hause stapfen und später die Einfahrt freiräumen müssen. Letzteres zumindest,wenn ich nett bin, mein Vater ist aktuell armverletzt und mein Großvater ist.. mein Großvater.
Beim Lesen musste ich ein bisschen an ihn denken, und ich habe mich gefragt, wieso mache ich so einem Aufstand wegen ihm, als ich gelesen habe, was mein potentieller Lieblingsautor neben Kafka da so schreibt, was sein Protagonist da erzählt übers Vergessen und seltsam werden, nur mit dem Unterschied, dass es da die Mutter ist und auf einem viel dramatischeren Niveau.
Als ich es gelesen habe, musste ich genauso schlucken wie der Protagonist. Ich kannte das ja stellenweise, die Verwirrung, das emotionale, die eingeschissenen Jogginghosen, aber das Nichterkennen, soweit waren wir nie. Soweit kam es nicht, weil sie vorher gestorben ist, und weil es bei ihr keine Geisteskrankheit war , die ihr das Gehirn aufgelöst hat, sondern der Alkohol, und da nichtmal der krasse Mist.
Sicher, es ging schon lange so, meine Mutter hat meinen Vater kennengelernt, da war sie so alt wie ich jetzt, und sogar damals gab es das Problem schon..
Aber die letzten 13 Jahre, als ich dann da war, man muss sich das mal vorstellen, diese Jahre, in denen sie sich endgültig ruiniert hat, da hat sie nur Bier getrunken. Zwischendurch Sekt, mehr nicht.
Dass bald was passiert, habe ich daran erkannt, dass sie zu Wein umgeschwenkt hat.
Sonst nix. Bier und Sekt und zwischendurch Tabletten für eine gesunde Leber, diese verschreibungsfreien, die man kaufen kann so wie Algenkapseln.
Ihre waren mit Mariendistel, die hat sie sich ab einer bestimmten Zeit immer gekauft und die genommen, hat nichts gebracht, ihre Leber war trotzdem doppelt so groß wie eine normale.
Von Bier und ein bisschen Sekt.
Eine dieser gescheiterten Existenzen, was ich so lange nicht wahrgenommen habe..
Sie hat doch immer gesagt, dass das normal ist.
Dass er nicht recht hat, wenn er sagt, sie trinkt, dass das einfach nicht stimmt, fertig.
Und ich dachte dann auch, er hat nicht recht, wenn er sagt, sie trinkt, das stimmt einfach nicht, fertig.
Sie war ja diejenige, die da war, nicht er; und sie fuhr Auto und manchmal holte sie mich ab, und auf seltsame Art und Weise war sie da, für mich.
Gegen Ende immer weniger.
Da war sie da, aber nur physisch und nichtmal das immer, und für mich erst recht nicht.
Und als das Problem mit dem ehemaligen Problem zum ersten Mal extrem wurde, da lag sie schon nur noch im Bett und bewegte sich nur raus, wenn es dringend nötig war und nichtmal dann immer, und meine Arme waren zu der Zeit aufgekratzt und meine Haare schwarz und ich hatte schon aufgehört, mich für sie zu schämen, ich war nur noch am Ende.
Da gibt es kein anderes Gefühl, an das ich mich erinnere, nur dieses Endzeitstimmungsschmerzleerenichtgefühl, und das, was das ehemalige Problem auslöste.
Ich hatte schon längst aufgehört, mich für sie zu schämen, sie ging ja auch nicht mehr unter Leute. Vorher, da hab ich mich geschämt, für ihre "Strähnchen", die sie sich verpasst hatte und die im Endeffekt einen großen, blondierten Fleck auf ihrem Oberkopf darstellten; dafür, dass sie irgendwann in der immergleichen Jogginghose-Sweatshirtkombi unterwegs war, in der sie dann auch gestorben ist; für ihr Verhalten, für all das. Den Eindruck, den sie hinterließ. Dauerhaft war er auf jeden Fall.
Dafür, dass sie mir frühs erzählte, als sie aufs Klo musste, da hat sie die Schlafzimmertüre nicht rechtzeitig gefunden, und unverständig schnaubte, sie wisse garnicht, wo genau mein Vater da jetzt ein Problem sehe, dafür habe ich mich dann nicht mehr geschämt.
Das war der Punkt, an dem ich sogar ein bisschen Angst hatte.
Das, und dass sie nicht mehr gegessen hat, und ich dachte mir, vielleicht ist sie hungeraufgebläht wie die Kinder in Afrika, weil sie trotz rigorosem Fasten nicht dünner wurde, im Gegensatz zu mir hatte sie das nämlich drauf, das Nichtessen, während ich immer wieder in halben Fressattacken endete und das auch heute noch oft genug passiert, auch an und nach Tagen mit wirklich ausgewogener und genug Nahrungsaufnahme.
Dachte, sie sei einfach hungeraufgebläht, das mit der Riesenleber, das konnte ich ja nicht wissen.
Weiß noch, wie seltsam sich das anfühlte, als ich es das erste Mal ausgesprochen habe, dass es der Alkohol war.
"Meine Mutter war Alkoholikerin"; dieser seltsame Satz.
Fühlt sich jetzt noch komisch an, sie sagte doch immer, sie ist keine..
Es hat sich so komisch angehört, als mein Vater es ihrem Bruder gesagt hat, der Alkohol wars.
Und er guckte so geschockt-wissend, der Bruder, weil es ja schon so lange so war. Drei Jahre später habe ich es erfahren,dass es schon länger so war, dass sie auch Fall "schwieriges Elternhaus" ist, wusste ich vorher, auch wenn ihres anders-schwierig war, mit sehr autoritärer Mutter, die ich später zunächst als dicke, konservative, manchmal sturköpfige Frau kannte, die ich nicht mehr ganz so positiv sah, als meine Gefühlsregungen nicht mehr ausschließlich durch gezielte Gabe von Süßigkeiten gesteuert werden konnten, dann nur noch in einem Krankenhausbett liegend und krebskrank, so wie die andere Oma auch, nur lag die ganz spontan in einem Raum mit vielen Schläuchen und war dann so einfach tot.
Und als ich das mit den vielen Schläuchen sah, da musste ich weinen, so richtig filmreif, dieses kurze Schockweinen mit Hand vor den Mund, 12 war ich da und meine Mama noch da, und in einer ruhigen Minute kam sie raus zu mir (der Krankenpflegemensch hatte mir auf einen Stuhl vor der Tür verpflanzt) und sagte, ich solle nicht so ein Theater machen, ich würde die Frau doch genauso wenig mögen wie sie das tue.
Als ihre Mutter das zweite Mal Krebs hatte, war sie schon tot, und ich weiß noch, als mein Vater und ich die Oma besuchen fuhren, sie hatten sie zum Sterben in eine kleine Klinik geschafft, noch kleiner als unsere Schule, und das Gebäude sollte ein paar Monate später abgerissen werden, war genauso dem Tod geweiht wie seine Bewohner. Man geht dort nicht hin, um behandelt zu werden, sondern zum sterben.
Mein Vater stellte es mir frei, mitzugehen, und eigentlich wollte ich, durch unzählige Krankenhausbesuche bei ihr gebeutelt, nicht mit, aber war dann doch da,wir standen um sie herum und sie sah so tot aus und ganz platt, ich weiß noch,dass mir das damals auffiel, wie ein überfahrener Kugelfisch. Wir standen so um sie herum und wussten nicht,was wir sagen sollten; eine seltsame Gesellschaft, sie, ihr sie abgöttisch liebender Sohn mein Pate, mein Vater, den sie immer abgelehnt und für schlecht befunden hatte (wie übrigens die komplette mütterlicherseits-Fraktion meiner Verwandschaft) und ich, die Brut, das,was rauskam, weil meine Mutter es sich herausgenommen hatte, meinen Vater, der doch nichtmal große Liebe war, trotzdem zu heiraten und dann auch noch ein Kind zu bekommen, das sie nicht so wirklich haben wollte, weil Kind zwar einerseits ganz nett ist, aber Karriere ja eigentlich auch, und weil ich dann auch noch die Frechheit besaß, zu früh in diese Chaoswelt zu wollen, musste sie auch noch auf ihre Verbeamtung verzichten.
Als wir meine krebskranke Kugelfischoma wieder verließen, meinte mein Vater, dass es vielleicht das letzte Mal gewesen war,dass ich sie gesehen hatte, damals kam mir das pathetisch vor, aber er hatte recht;
Für meinen Paten war das schlimm, innerhalb eines halben Jahres Schwester weg und Mutter weg, eigene Familie hat er ja nicht, und dann fing ich auch noch an, mich abzukapseln.
ich kapsle mich bis heute ab und weiß nicht wieso; meinem Vater macht das nichts, der mag die andere Verwandschaft da genauso gerne wie sie ihn, aber das schlechte Gewissen belauert mich manchmal, besonders, wenn zum Geburtstag immer irgendwas kommt oder zu anderen Festen,können ja mal Eisessen gehen,wenn du magst. Und ich könnte heulen manchmal, weil ich weiß,dass er traurig ist deswegen, aber melden kann ich mich trotzdem nicht.
Habe schon so lange vor, einen Brief zu schreiben, scheinbar ist schreiben für mich ja die einzige mir noch halbwegs mögliche Kommunikationsform, aber was sollte ich schreiben? Eine rationale Entschuldigung gibt es nicht, und alles andere versteht er nicht.
Verwandschaftsruinen.
Ich fühle mich abgekapselt von sämtlichen Familienbanden, was ist denn übrig? Verlaufen haben sich die spärlichen Reste einer sowieso nie sehr großen Verwandschaft, so viele an Krebs gestorben, die anderen auch, und die Reste melden sich nicht mehr oder ich habe mich weggekapselt, einzig mein Großvater ist noch da, der immer mehr zum Kind wird, seit mein Vater eine Freundin hat, der immer paranoider wird, der vereinsamt, aber meine Nerven so furchtbar strapaziert, dass ich inzwischen schon einen Wegschubsreflex habe, sobald ich ihn bloß sehe, und ich weiß nicht, wohin mit den Aggressionen und ich weiß nicht, ob er merkt, dass man mir anhört, wenn/dass er stört.
Wenn er es merkt, habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn er es nicht merkt.... ich weiß doch auch nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll, er vereinsamt und verkindlicht so vor sich hin obwohl wir da sind, "wir", das sind effektiv mein Vater, seine Freundin und ich, sein anderer Sohn, der kommt nur zwischendurch vorbei, schüttelt ein wenig den Kopf, schubst ihn ein wenig rum und Ende, und wir können ihm nicht wirklich helfen.
Und inzwischen erzählt er schon dem fremden Postboten die Wettervorhersage, seinen Essensplan und wann er was machen möchte.
Und will eigentlich keine Antwort, redet über mich hinweg und mich in Grund und Boden, auch,wenn gerade ich es bin, die mit meinem Vater redet, und nicht er; und erwartet doch,dass man ihm bedingungslose ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Ich hätte nie gedacht, dass es so kommt.
Dass das alles so passiert..
Dass sie stirbt, die Hauptperson meines Lebens im Guten und im Schlechten, dass so viele so einfach sterben, dass die andere Frau da anrückt und keine Anstalten macht, wieder abzuhauen, dass ich so einfach ganz normal mit der Zweckgemeinschaft durch die Stadt laufen und junge Frau darstellen kann, während mein Herz gerade mal wieder von Stacheldraht zerquetscht wird,
Und dass ich mir über das alles nach der Lektüre von ein paar Seiten Vogelstimmen Gedanken machen kann, während mein Fotographielehrer mir sagt, ich solle doch mal in eine Spiegelreflexkamera investieren, falls ich das mit der Fotographie auch außerhalb des Unterrichts mache, weil die Ausstattung aus einem Bild, aus meinen "grundsätzlich nicht schlechten, künstlerischen Fotographien" nochmal extra was rausholen kann, und ich mich antworten höre, "nee, da besteht kein Interesse, das ist mir zu viel Rumgefummel an Einstellungen und es lohnt sich wohl nicht,ich mach auch nicht so viele Bilder", und mich später schlecht fühle wegen dieser Aussage.
Was hätte ich denn sagen sollen, "Ich habe kein Geld dafür und niemanden, der sich mit mir auf die Suche nach einer guten Kamera begibt, weil die einzige Person in meiner Familie, die auch gerne Fotos gemacht hat, die damals, als wir noch in den Urlaub gefahren sind, das letzte mal vor zehn Jahren, immer einen Fotoapparat dabei hatte und geknipst hat, weil diese eine Person seit 2007 weg ist und nicht wiederkommt, mich einfach so alleingelassen hat mit ihm, der nicht verstehen kann und das, was er verstehen könnte, nicht verstehen will, die mich einfach allein gelassen hat, erst alleine mit sich, jetzt alleine mit mir selbst, und ich muss verdammt noch mal alleine klarkommen, weil da einfach niemand mehr ist und oft genug nichtmal meine Katze für mich da ist"?
Habs nicht gesagt,logischerweise.
Ist wohl für alle Beteiligten einfacher, wenn ich eben nur seltsam bin, mehr nicht.
Mutterlos, zwar mit Zu Hause, aber nicht mit "daheim", ohne Spiegelreflexkamera.
Mit Trümmerverwandschaft.
Und vielleicht mit ein paar Seelennarben.
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Zitat aus Vogelstimmen von Dirk Bernemann.
Thema: gefunden.
Und du verzierst meine Seele um ein paar weitere Narben.
Thema: oh happy day.
Noch unterm Schock des morgendlichen Wiegens und eines verhauenen Seminarvortrags stehend, durfte ich mir nach einem langen Schultag ein mehrstündiges Orchesterkonzert anhören,weil ich eine der Irren bin, die Musik gewählt und das Kreuzchen bei "Colloquium" gemacht haben.
Mein Kreuzchen werde ich noch in eine andere Reihe verschieben, im entsprechenden Kurs bin ich trotzdem, und so durfte ich mir auf der Hinfahrt "Schau mal, wie viele Kalorien mein Essen hat, ist das nicht lustig?"-Hirnlosgekichere und auf der Rückfahrt "Mein Freund ist ja sooooooooooooooo toll" anhören. Meine Begeisterung kannte selbstverständlich keine Grenzen.
Zwischen diesen sehr wertvollen Gesprächen, die natürlich enorm zu meinem seelischen Wohlbefinden beitrugen, spielte das Orchester, "ein Auftritt im kleinen Rahmen"..
in einer riesengroßen Konzerthalle, die so vollgestopft war,dass viele auf den Treppen saßen.
Mich im "Konzert"modus befindend, hatte ich die meckernde und schimpfende Zweckgemeinschaft und eine weitere Bekannte erbarmungslos durch die Menge geschubst, immer wieder zur Eile angetrieben und uns so die letzten guten Plätze gesichert: Gute Sicht, mittig, nicht zu nah an den Instrumenten, aber auch nicht komplett hinten.
Um uns herum herrschte ständiges Gerede, gehen und durchwühlen, und aufgrund der Tatsache, dass dieser Termin extra für Jugendliche freigehalten wurde, stolperte gelegentlich auch mal ein Fünftklässler vorbei. Die Mehrheit der Anwesenden bestand aber aus Schülern und Studenten, wobei ich automatisch letzterer Personengruppe zugerechnet wurde und fast mehr Eintritt hätte zahlen müssen, hätte ich nicht im letzten Moment die von der Schule extra deswegen ausgestellte Bescheinigung gezückt, die darauf hinweist, dass ich vorerst nicht aufs nächste Level aufsteigen werde (oder so).
"BOAH hast du den Kerl gesehen?" Die Zusatzbeiunssitzerin schaut mich mit großen Augen an und deutet hysterisch in Richtung eines semigutaussehenden Pubertisten, der sich aus einer der unteren Reihen heraus- und auf die vor uns zukämpft.
"Ja,was ist mit dem?" Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wie schon den ganzen Tag.
"Der is heissssssssss" Ich hasse ihr gedehnt-gezischtes "s" bei diesem Wort.
"Dann sprechn halt an". Die Zweckgemeinschaft sah mal wieder das Problem nicht. Ich war da schon verständiger, machte allerdings einen Fehler: Ich sagte der Zusatzbeiunssitzerin, man könne sich ja auch eine Reihe weiter vor begeben, wenn ihr das helfen würde, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
So stand ich geschlagene 10 Minuten auf der Stelle ohne mich einen Millimeter zu bewegen, bis mir die Sache zu bunt wurde und ich mich kurzerhand über den Sitz der Kinosaal-ähnlichen Tribüne (so ein Klappding, Sie wissen schon) nach vorne in die angepeilte Reihe schwang, den Sitz runterklappte und mich auf meinen neuen Platz fallen ließ (Und das in Röhrenjeans, Strickpullover und Stiefelchen; da sag noch mal einer ich wäre nicht sportlich oder gelenkig). Das ganze wurde entsetzt beäugt von einem Indiegirl ein paar Plätze weiter, das die restliche Zeit damit verbringen würde, nach circa fünf Minuten Musik anzufangen, sich intensivst mit ihrem Handy zu beschäftigen. Aber mich doof angucken. Grmpf.
Nach weiteren Minuten, die wie Stunden wirkten, rückten dann auch Zweckgemeinschaft und der Anhang nach, setzten sich rechts neben mich und irgendwann deutete eine leichte Dämpfung der Beleuchtung den Beginn des Konzerts an, von dessen Anfang ich aufgrund akuten Schlafmangels nichts mitbekam: Oberstufenzimmer sei Dank kann ich inzwischen auch bei orkanlautem Getöse um mich herum und Schule sei Dank auch auf den unbequemsten Sitzplätzen schlafen, und so wachte ich erst wieder auf, als die Zweckgemeinschaft mich energisch in die Seite knuffte.
"Wasnlos?" Wer wagt es, meinen heiligen Schlaf zu stören?
"Guck dir mal den neben dir an". Kicherkicherkicher. Ich hasse dieses Kichern.
Ein Blick neben mich offenbarte mir als allererstes einen leeren Sitz (wieso hatte sich da keiner hingesetzt? Der Raum war gnadenlos überfüllt, und mittendrin gab es immer wieder freie Plätze). "Ja und was ist da?"
Eventually kam ich dann auf die Idee, weiter als zum Sitz zu gucken, und ein paar Plätze weiter saß der Fremde, mit geschlossenen Augen, und bewegte sich im Takt der Musik hin- und her.
Sah vermutlich seltsam aus, aber ich finde nichts seltsames daran, sich von Musik vereinnahmen zu lassen...
Als ich das der Zweckgemeinschaft so sage, kichert sie wieder, diesmal ein "Hihihihi, ich versteh das nicht und du bist komisch"-Kichern. "Aber das sieht voll komisch aus bei dem, überhaupt sieht der voll komisch aus. Der is voll klein, und mit seinem Hemd und der Anzugjacke da.. vorhin war der auch voll komisch, da wollt ich an dem vorbei und der hat mir extra die Tür aufgehalten mit so voll der großen Bewegung undso..überhaupt, der sieht so aus und führt sich so auf wie so einer aus dem Film, den wir heut in Musik geguckt ham, der 20er-Jahre-Stummfilm da".
Der letzte Punkt war ein klares Argument dafür, sich den Fremden genauer anzusehen.
Ging ja jetzt auch,seine Augen waren immernoch geschlossen und er ganz in der Musik.
Blass war er, so wie immer, und in Sachen Frisur war immerhin ansatzweise wieder etwas in Sicht, was er hätte zurechtkämmen können. Dafür waren Anzugjacke und Hemd eindeutig frisch gewaschen, die Hose nicht ausgeblichen und sogar seine Schuhe glänzten. Liebhaber klassischer Musik?
Ich hätte gerne gefragt, habe es mich aber nicht getraut.
So saßen wir fast nebeneinander, ein ganzes Konzert lang, und abgesehen von den Störungen durch die Zweckgemeinschaft oder ihren Anhang war da auch wirklich nur Musik, und irgendein ganz leises Positivgefühl. Verbundenheit würde ich sagen, wäre es nicht so völlig absurd..
Als das Konzert mit einem Paukenschlag (im wahrsten Sinne des Wortes) endete, saß er noch kurz so da, ganz gerade, ganz still, dann sackte er mit einem mal in sich zusammen und wirkte wieder so ein wenig verloren und alleingelassen. "Boah endlich ist der Mist rum ey!" Der Anhang der Zweckgemeinschaft fordert erneut meine Aufmerksamkeit, während sie schon Richtung Ausgang laufen will. "Ich fand das eigentlich ganz nett..", meine ich. Und weil wir sowieso nicht vorankommen, entscheide ich mich entgegen meines besseren Wissens für die aufkommende Diskussion,verteidige die Existenz der klassischen Musik und sage, man kann sichs ja durchaus mal anhören, gebe aber entnervt auf, als außer dummem Kichern und "Aha, ach sowas hörst du" oder "Du fandest das ja nur wegen dem Dirigenten toll" nichts sinnvolles von den anderen beiden mehr kommt. Also beende ich des Gespräch mit einem "Ich persönlich fand die Musik ganz okay.Ist halt nix für jeden Tag, zum Staubsaugen oder Aufnbuswarten..".
Mein Gefühl sagt mir, dass der Fremde, der hinter mir läuft, mindestens genauso genervt die Augen verdreht wie ich. Als wir die Reihe verlassen und ich mich umdrehe, sehen wir uns direkt an, ich muss ein bisschen zu ihm runtergucken, und er wirkt ziemlich klar heute, und irgendwie nicht so seelenschmerzgeplagt.
Sogar seine Augen sprechen etwas positives, und da ist wieder dieses nicht näher definierbare Verbundenheit(?)sgefühlsteil.
Ich weiß nicht, wo es herkommt, oder was es ist, denn Verständnis trifft es nicht.. aber eigentlich schon, eine Art verstehen...
Ähnlichkeit, das ist es.
Mein Gefühl sagt,wir sind uns ähnlich, auf irgendeine verkorkste Art und Weise, auch wenn, oder gerade weil er aussieht wie aus einem alten Schwarzweißfilm, auch wenn er zu viel trinkt, sich zu aggressiv selbst zerstört und anscheinend ein großer Fan klassischer Musik ist.
Irgendwas ist da, ich wüsste gerne, was es eigentlich ist, ob da in der Vergangenheit irgendwas war, was ich vergessen habe und das eine Verbindung darstellt, oder ob es einfach die Ähnlichkeit ist, wie auch immer sie letzten Endes aussieht.
Irgendwas ist da, und in dieser einen Sekunde, in der wir uns mit Neutralgesichtsausdurck angeguckt haben, da war es positiv.
Weiß nicht, wie er das so sieht.
Vielleicht weiß er ja, was das eigentlich ist, das Ähnlichkeitsding, die Verbundenheitsvorstufe.
Vielleicht merkt er es aber auch gar nicht.
Sie hörten Frau Mayhem mit dem Wort zum Mittwoch; ich verabschiede mich für heute und widme mich wieder Polykondensation, Chlorophyll und aromatischen Aminen, da mir eine mehrstündige Klausur bevorsteht, und danach weiterer Recherchearbeit zum einzigen fähigen Kamerareparaturbetrieb, den ich finde, der sich aber praktischerweise in genau der Stadt zu befinden scheint, die ich am Wochenende besuchen werde.
Mein Kreuzchen werde ich noch in eine andere Reihe verschieben, im entsprechenden Kurs bin ich trotzdem, und so durfte ich mir auf der Hinfahrt "Schau mal, wie viele Kalorien mein Essen hat, ist das nicht lustig?"-Hirnlosgekichere und auf der Rückfahrt "Mein Freund ist ja sooooooooooooooo toll" anhören. Meine Begeisterung kannte selbstverständlich keine Grenzen.
Zwischen diesen sehr wertvollen Gesprächen, die natürlich enorm zu meinem seelischen Wohlbefinden beitrugen, spielte das Orchester, "ein Auftritt im kleinen Rahmen"..
in einer riesengroßen Konzerthalle, die so vollgestopft war,dass viele auf den Treppen saßen.
Mich im "Konzert"modus befindend, hatte ich die meckernde und schimpfende Zweckgemeinschaft und eine weitere Bekannte erbarmungslos durch die Menge geschubst, immer wieder zur Eile angetrieben und uns so die letzten guten Plätze gesichert: Gute Sicht, mittig, nicht zu nah an den Instrumenten, aber auch nicht komplett hinten.
Um uns herum herrschte ständiges Gerede, gehen und durchwühlen, und aufgrund der Tatsache, dass dieser Termin extra für Jugendliche freigehalten wurde, stolperte gelegentlich auch mal ein Fünftklässler vorbei. Die Mehrheit der Anwesenden bestand aber aus Schülern und Studenten, wobei ich automatisch letzterer Personengruppe zugerechnet wurde und fast mehr Eintritt hätte zahlen müssen, hätte ich nicht im letzten Moment die von der Schule extra deswegen ausgestellte Bescheinigung gezückt, die darauf hinweist, dass ich vorerst nicht aufs nächste Level aufsteigen werde (oder so).
"BOAH hast du den Kerl gesehen?" Die Zusatzbeiunssitzerin schaut mich mit großen Augen an und deutet hysterisch in Richtung eines semigutaussehenden Pubertisten, der sich aus einer der unteren Reihen heraus- und auf die vor uns zukämpft.
"Ja,was ist mit dem?" Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wie schon den ganzen Tag.
"Der is heissssssssss" Ich hasse ihr gedehnt-gezischtes "s" bei diesem Wort.
"Dann sprechn halt an". Die Zweckgemeinschaft sah mal wieder das Problem nicht. Ich war da schon verständiger, machte allerdings einen Fehler: Ich sagte der Zusatzbeiunssitzerin, man könne sich ja auch eine Reihe weiter vor begeben, wenn ihr das helfen würde, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
So stand ich geschlagene 10 Minuten auf der Stelle ohne mich einen Millimeter zu bewegen, bis mir die Sache zu bunt wurde und ich mich kurzerhand über den Sitz der Kinosaal-ähnlichen Tribüne (so ein Klappding, Sie wissen schon) nach vorne in die angepeilte Reihe schwang, den Sitz runterklappte und mich auf meinen neuen Platz fallen ließ (Und das in Röhrenjeans, Strickpullover und Stiefelchen; da sag noch mal einer ich wäre nicht sportlich oder gelenkig). Das ganze wurde entsetzt beäugt von einem Indiegirl ein paar Plätze weiter, das die restliche Zeit damit verbringen würde, nach circa fünf Minuten Musik anzufangen, sich intensivst mit ihrem Handy zu beschäftigen. Aber mich doof angucken. Grmpf.
Nach weiteren Minuten, die wie Stunden wirkten, rückten dann auch Zweckgemeinschaft und der Anhang nach, setzten sich rechts neben mich und irgendwann deutete eine leichte Dämpfung der Beleuchtung den Beginn des Konzerts an, von dessen Anfang ich aufgrund akuten Schlafmangels nichts mitbekam: Oberstufenzimmer sei Dank kann ich inzwischen auch bei orkanlautem Getöse um mich herum und Schule sei Dank auch auf den unbequemsten Sitzplätzen schlafen, und so wachte ich erst wieder auf, als die Zweckgemeinschaft mich energisch in die Seite knuffte.
"Wasnlos?" Wer wagt es, meinen heiligen Schlaf zu stören?
"Guck dir mal den neben dir an". Kicherkicherkicher. Ich hasse dieses Kichern.
Ein Blick neben mich offenbarte mir als allererstes einen leeren Sitz (wieso hatte sich da keiner hingesetzt? Der Raum war gnadenlos überfüllt, und mittendrin gab es immer wieder freie Plätze). "Ja und was ist da?"
Eventually kam ich dann auf die Idee, weiter als zum Sitz zu gucken, und ein paar Plätze weiter saß der Fremde, mit geschlossenen Augen, und bewegte sich im Takt der Musik hin- und her.
Sah vermutlich seltsam aus, aber ich finde nichts seltsames daran, sich von Musik vereinnahmen zu lassen...
Als ich das der Zweckgemeinschaft so sage, kichert sie wieder, diesmal ein "Hihihihi, ich versteh das nicht und du bist komisch"-Kichern. "Aber das sieht voll komisch aus bei dem, überhaupt sieht der voll komisch aus. Der is voll klein, und mit seinem Hemd und der Anzugjacke da.. vorhin war der auch voll komisch, da wollt ich an dem vorbei und der hat mir extra die Tür aufgehalten mit so voll der großen Bewegung undso..überhaupt, der sieht so aus und führt sich so auf wie so einer aus dem Film, den wir heut in Musik geguckt ham, der 20er-Jahre-Stummfilm da".
Der letzte Punkt war ein klares Argument dafür, sich den Fremden genauer anzusehen.
Ging ja jetzt auch,seine Augen waren immernoch geschlossen und er ganz in der Musik.
Blass war er, so wie immer, und in Sachen Frisur war immerhin ansatzweise wieder etwas in Sicht, was er hätte zurechtkämmen können. Dafür waren Anzugjacke und Hemd eindeutig frisch gewaschen, die Hose nicht ausgeblichen und sogar seine Schuhe glänzten. Liebhaber klassischer Musik?
Ich hätte gerne gefragt, habe es mich aber nicht getraut.
So saßen wir fast nebeneinander, ein ganzes Konzert lang, und abgesehen von den Störungen durch die Zweckgemeinschaft oder ihren Anhang war da auch wirklich nur Musik, und irgendein ganz leises Positivgefühl. Verbundenheit würde ich sagen, wäre es nicht so völlig absurd..
Als das Konzert mit einem Paukenschlag (im wahrsten Sinne des Wortes) endete, saß er noch kurz so da, ganz gerade, ganz still, dann sackte er mit einem mal in sich zusammen und wirkte wieder so ein wenig verloren und alleingelassen. "Boah endlich ist der Mist rum ey!" Der Anhang der Zweckgemeinschaft fordert erneut meine Aufmerksamkeit, während sie schon Richtung Ausgang laufen will. "Ich fand das eigentlich ganz nett..", meine ich. Und weil wir sowieso nicht vorankommen, entscheide ich mich entgegen meines besseren Wissens für die aufkommende Diskussion,verteidige die Existenz der klassischen Musik und sage, man kann sichs ja durchaus mal anhören, gebe aber entnervt auf, als außer dummem Kichern und "Aha, ach sowas hörst du" oder "Du fandest das ja nur wegen dem Dirigenten toll" nichts sinnvolles von den anderen beiden mehr kommt. Also beende ich des Gespräch mit einem "Ich persönlich fand die Musik ganz okay.Ist halt nix für jeden Tag, zum Staubsaugen oder Aufnbuswarten..".
Mein Gefühl sagt mir, dass der Fremde, der hinter mir läuft, mindestens genauso genervt die Augen verdreht wie ich. Als wir die Reihe verlassen und ich mich umdrehe, sehen wir uns direkt an, ich muss ein bisschen zu ihm runtergucken, und er wirkt ziemlich klar heute, und irgendwie nicht so seelenschmerzgeplagt.
Sogar seine Augen sprechen etwas positives, und da ist wieder dieses nicht näher definierbare Verbundenheit(?)sgefühlsteil.
Ich weiß nicht, wo es herkommt, oder was es ist, denn Verständnis trifft es nicht.. aber eigentlich schon, eine Art verstehen...
Ähnlichkeit, das ist es.
Mein Gefühl sagt,wir sind uns ähnlich, auf irgendeine verkorkste Art und Weise, auch wenn, oder gerade weil er aussieht wie aus einem alten Schwarzweißfilm, auch wenn er zu viel trinkt, sich zu aggressiv selbst zerstört und anscheinend ein großer Fan klassischer Musik ist.
Irgendwas ist da, ich wüsste gerne, was es eigentlich ist, ob da in der Vergangenheit irgendwas war, was ich vergessen habe und das eine Verbindung darstellt, oder ob es einfach die Ähnlichkeit ist, wie auch immer sie letzten Endes aussieht.
Irgendwas ist da, und in dieser einen Sekunde, in der wir uns mit Neutralgesichtsausdurck angeguckt haben, da war es positiv.
Weiß nicht, wie er das so sieht.
Vielleicht weiß er ja, was das eigentlich ist, das Ähnlichkeitsding, die Verbundenheitsvorstufe.
Vielleicht merkt er es aber auch gar nicht.
Sie hörten Frau Mayhem mit dem Wort zum Mittwoch; ich verabschiede mich für heute und widme mich wieder Polykondensation, Chlorophyll und aromatischen Aminen, da mir eine mehrstündige Klausur bevorsteht, und danach weiterer Recherchearbeit zum einzigen fähigen Kamerareparaturbetrieb, den ich finde, der sich aber praktischerweise in genau der Stadt zu befinden scheint, die ich am Wochenende besuchen werde.
Thema: monolog
Meine liebe teilimagniäre Leserschaft,
Das wird ein Auskotzbeitrag,zumindest teilweise, so richtig formvollendet werde ich mich sinnlos aufregen, und vielleicht bin ich danach ja entspannter.
An erster Stelle aufregen möchte ich mich darüber, dass meine wunderbare, schöne, geliebte Kamera, die so wunderbare Bilder gemacht hat, hinüber ist, gestorben, ins Jenseits übergetreten, und der Kundensupport eines Unternehmens, das mit S beginnt, es nicht für nötig hält, mir zu helfen.
So sitze ich also weinend (na gut, ganz so schlimm nicht) da mit meiner Kamera, deren Objektiv sich nach Betätigung des Einschalters kurz heraus- aber dann sofort wieder einfährt, wonach sie ein "Pling" von sich gibt,um dann zu schweigen wie die ehrwürdigen Felsen von Stonehenge.
Was insofern dramatisch ist, als dass ich sie erst vor knapp drei Monaten gekauft, allerdings schon in mein Herz geschlossen habe.
Wieder die gleiche wäre eine Möglichkeit, ich fürchte mich aber davor, dass eben das selbe Problem wieder aufrtitt; ich glaube, nochmal überstehe ich diesen Schock nicht.
Bei der wunderbaren Kamera handelt es sich übrigens um eine PL50 des Herstellers, der mit S anfängt und -amsung aufhört, und der sich so beharrlich weigert, meine Anrufe anzunehmen oder meine verdammte Mail endlich zu beantworten.
Wäre die Kamera nicht eindeutig die beste des Multiuniversums,wäre mir das ja auch nicht so wichtig.
So muss ich mir eine neue kaufen, weil der Händler sich weigert,das Ding zurückzunehmen, der Schaden hätte ja rein theoretisch auch von mir verschuldet sein können..und überhaupt...war ja gebraucht, die gute..ARGH.
Ab jetzt nehme Ich Geldspenden für eine neue Kamera oder die Reparatur ebendieser (gerne mit Empfehlung eines fähigen Menschen,der das richten kann), dankend an.
Auch das Zeitliche gesegnet haben meine treuen Stahlkappenstiefel, eigentlich schon länger, notgedrungen habe ich mir mit den Zweitstiefeln beholfen, der 30Loch-Variante. Ist aber nicht immer alltagstauglich, weshalb ich mich zwar auf die Suche nach neuen 14Loch Tretern begab, mich aber lange nicht mit mir einigen konnte, wieviel Geld mir die Sache wert war, und als dieses Problem aus der Welt geschafft war, bestand da ja immernoch die "Welche Marke?"-Problematik.
Diese Entscheidung meisterte ich gestern nacht, als ich eigentlich meinen Vortrag für morgen hätte vorbereiten oder Chemie lernen müssen, aber gutes Schuhwerk geht vor, und ich habe ja die Hoffnung,dass es diese Woche ankommt, damit ich es etwas einlaufen und am Wochenende tragen kann.
Erschwert wird dies durch einen schrecklich langsamen Kundendienst, der alles mögliche fertigbringt, nur nicht die Zusendung der Überweisungsdaten, die ich für eine Zahlung per Vorkasse eventuell doch ganz gut gebrauchen könnte. Doppel-Argh.
Ein weiteres "ARGH" ruft mein anscheindend doch vorhandener Bekanntheitsgrad hervor, wegen dem das Blogtitelbild entweder geringfügig ver- oder ganz geändert wird.
Als Krönung des Ganzen noch absolute Minusmotivation und Tripple- Unverständnis sowohl in Mathe und Chemie als auch in Biologie, ein sehr komplexes Problem in Anbetracht des Klausurenendkampfes für 2011 und des Weltuntergangs, der 2012 sowohl in prüfungstechnischer- als auch zwischenmenschlicher Sicht ansteht. How Wonderful.
Doch auch sozial geht es super weiter: Da sind die üblichen Brechreizerreger, eine Sportlehrkraft mit übersteigerten Erwartungen, die selbst nichtmal die Reihenfolge ihrer Choreographie beherrscht, die Untergewichtige, die mir immer kichernd erzählt, ahahahaha, wie interessant, ihre Nahrung hat ja soooooooo viele Kalorien, ohohohohoo, das isst sie jetzt alles, und sie wird nicht dicker, hihihihihi, ist das nicht lustig, und der Fußballer, der neu in unseren Jahrgang gekommen ist, schon vor ein paar Monaten, bei dem mir aber erst jetzt aufgefallen ist, dass er aussieht wie eine jüngere und ein bisschen andere Variation des Sängers der Beatsteaks, und zwar im positiven Sinn (alleine deshalb sollten wir und schon..näher kennenlernen), und der leider in etwa soviel Interesse an mir hat wie ich am Studenten. Also gar keins.
Schade drum, dafür erlebe ich zum ersten Mal seit Jahren (oder überhaupt?) sowas wie harmlose Schwärmerei. Ohne große Gefühle, nicht selbstzerstörerisch. Einfach normale, pubertäre Schwärmerei, vielleicht ein bisschen Verknalltheit in diesen völlig normalen, völlig seinem Alter (obwohl, er ist sogar ein Jahr älter) entsprechenden, fußballbegeisterten,discosbesuchenden, dumme Witze reißenden Menschen.
Ich finde das faszinierend, also dieses Gefühl. Schon auch diese Nervosität,wenn er in der Nähe ist, und ich erwische mich auch dabei, zu überlegen, ob es so schlau ist, dasundas anzuziehen, aber alles nicht so... krass irgendwie.
Ich meine, ich weiß ja, dass ich keine Chance bei ihm habe, aber das macht mich nicht endlos fertig. Schade ists ja schon, aber es wirft mich nicht komplett aus der Bahn.
Und ich komme perfekt damit klar,dass er die Weißblondierten, die immer vergessen, zum "Longshirt" noch eine Hose anzuziehen, anscheinend lieber mag als mich. Schließlich lachen die über seine Witze und fertig, können mit ihm smalltalkreden und das alles, während ich ja eigentlich nur lache,wenn die Sprüche auch lustig sind und ansonsten mein eigenes Unterhaltungsprogramm,vorrangig zur Belustigung der Zweckgemeinschaft Nr.2, aufführe, lautstärkenmäßig nicht mal ein Achtzehntel von dem,was er so veranstaltet.
Überhaupt, er ist so..normal irgendwie. Die alte Sache ist auch ein bisschen normal, aber er, er ist irgendwie so..völlig unserem Alter entsprechend, genau so, wie wir eigentlich sein sollten, nicht so eine Mutant wie ich, oder wie die Andersmutierten. Ist mir auch noch nicht passiert, sowas.
Und so harmlos irgendwie..
Tut mir Leid, ich wiederhole mich, aber es fasziniert mich gerade, das ich emotional zu sowas fähig bin.
Simples Ihn-im-Unterricht-beobachten, ein bisschen piekst es, aber es ist kein alles überlagernder Endlosschmerz.
Auch dieses warme Gefühl, als wir uns einmal in die Augen sehen (ich sehe den Leuten gerne in die Augen, merken Sie es? Man erfährt da viel über die Person, zu der sie gehören, und manchmal lasse ich mich dann "verzaubern". Was für ein kitschiges Wort, kann mir bite jemand ein gutes Synonym nennen?), und hachja, seine sind sogar grün, so ein tümpelgrün. Aber kein Dreckstümpelgrün,eher so ein "Tümpel-im-Wald-mit-Schilf-und-Waldfeen"-grün. Und das Indieaugensehen ist relativ schnell wieder vorbei, da war auch kein emotionaler Superblitzschlag, weder bei ihm, noch bei mir. But,who cares?
Passen menschlich leider eh nicht zusammen, und selbst wenn, Interesse hat er nicht an mir.
Zuviel Metall vielleicht, unpassender Kleidungsstil, der erste Eindruck.. Kontakt haben wir sonst nicht, er ist aber auch so ein Trampel,dass er Mikrogesprächsversuche meinerseits, die selbst ich mit dem Mikroskop suchen muss, nicht wahrnimmt.
Vom eigentlichen Ziel dieses Eintrags, nämlich dem Mich-Auskotzen, habe ich mich jetzt zwar ein Stück weit entfernt, entspannter bin ich auch nicht, aber ich hab noch genug zu tun, vielleicht setze ich endlich was davon um.
Oder auch nicht, und begnüge mich damit, nach einer Kamera oder einer Lösung für zumindest dieses Problem Ausschau zu halten.
Vielleicht traue ich mich ja auch, dem Fußballer einen Add zu schicken,um mich davon zu überzeugen,dass wir auch in Sachen Musik absolut nichts gemeinsam haben, um dann mit ein bisschen "Schade", aber ohne großen Weltuntergang zu dem Ergebnis zu kommen,dass er ja trotzdem ganz, es schüttelt mich,das Wort zu verwenden, süß ist.
Das wird ein Auskotzbeitrag,zumindest teilweise, so richtig formvollendet werde ich mich sinnlos aufregen, und vielleicht bin ich danach ja entspannter.
An erster Stelle aufregen möchte ich mich darüber, dass meine wunderbare, schöne, geliebte Kamera, die so wunderbare Bilder gemacht hat, hinüber ist, gestorben, ins Jenseits übergetreten, und der Kundensupport eines Unternehmens, das mit S beginnt, es nicht für nötig hält, mir zu helfen.
So sitze ich also weinend (na gut, ganz so schlimm nicht) da mit meiner Kamera, deren Objektiv sich nach Betätigung des Einschalters kurz heraus- aber dann sofort wieder einfährt, wonach sie ein "Pling" von sich gibt,um dann zu schweigen wie die ehrwürdigen Felsen von Stonehenge.
Was insofern dramatisch ist, als dass ich sie erst vor knapp drei Monaten gekauft, allerdings schon in mein Herz geschlossen habe.
Wieder die gleiche wäre eine Möglichkeit, ich fürchte mich aber davor, dass eben das selbe Problem wieder aufrtitt; ich glaube, nochmal überstehe ich diesen Schock nicht.
Bei der wunderbaren Kamera handelt es sich übrigens um eine PL50 des Herstellers, der mit S anfängt und -amsung aufhört, und der sich so beharrlich weigert, meine Anrufe anzunehmen oder meine verdammte Mail endlich zu beantworten.
Wäre die Kamera nicht eindeutig die beste des Multiuniversums,wäre mir das ja auch nicht so wichtig.
So muss ich mir eine neue kaufen, weil der Händler sich weigert,das Ding zurückzunehmen, der Schaden hätte ja rein theoretisch auch von mir verschuldet sein können..und überhaupt...war ja gebraucht, die gute..ARGH.
Ab jetzt nehme Ich Geldspenden für eine neue Kamera oder die Reparatur ebendieser (gerne mit Empfehlung eines fähigen Menschen,der das richten kann), dankend an.
Auch das Zeitliche gesegnet haben meine treuen Stahlkappenstiefel, eigentlich schon länger, notgedrungen habe ich mir mit den Zweitstiefeln beholfen, der 30Loch-Variante. Ist aber nicht immer alltagstauglich, weshalb ich mich zwar auf die Suche nach neuen 14Loch Tretern begab, mich aber lange nicht mit mir einigen konnte, wieviel Geld mir die Sache wert war, und als dieses Problem aus der Welt geschafft war, bestand da ja immernoch die "Welche Marke?"-Problematik.
Diese Entscheidung meisterte ich gestern nacht, als ich eigentlich meinen Vortrag für morgen hätte vorbereiten oder Chemie lernen müssen, aber gutes Schuhwerk geht vor, und ich habe ja die Hoffnung,dass es diese Woche ankommt, damit ich es etwas einlaufen und am Wochenende tragen kann.
Erschwert wird dies durch einen schrecklich langsamen Kundendienst, der alles mögliche fertigbringt, nur nicht die Zusendung der Überweisungsdaten, die ich für eine Zahlung per Vorkasse eventuell doch ganz gut gebrauchen könnte. Doppel-Argh.
Ein weiteres "ARGH" ruft mein anscheindend doch vorhandener Bekanntheitsgrad hervor, wegen dem das Blogtitelbild entweder geringfügig ver- oder ganz geändert wird.
Als Krönung des Ganzen noch absolute Minusmotivation und Tripple- Unverständnis sowohl in Mathe und Chemie als auch in Biologie, ein sehr komplexes Problem in Anbetracht des Klausurenendkampfes für 2011 und des Weltuntergangs, der 2012 sowohl in prüfungstechnischer- als auch zwischenmenschlicher Sicht ansteht. How Wonderful.
Doch auch sozial geht es super weiter: Da sind die üblichen Brechreizerreger, eine Sportlehrkraft mit übersteigerten Erwartungen, die selbst nichtmal die Reihenfolge ihrer Choreographie beherrscht, die Untergewichtige, die mir immer kichernd erzählt, ahahahaha, wie interessant, ihre Nahrung hat ja soooooooo viele Kalorien, ohohohohoo, das isst sie jetzt alles, und sie wird nicht dicker, hihihihihi, ist das nicht lustig, und der Fußballer, der neu in unseren Jahrgang gekommen ist, schon vor ein paar Monaten, bei dem mir aber erst jetzt aufgefallen ist, dass er aussieht wie eine jüngere und ein bisschen andere Variation des Sängers der Beatsteaks, und zwar im positiven Sinn (alleine deshalb sollten wir und schon..näher kennenlernen), und der leider in etwa soviel Interesse an mir hat wie ich am Studenten. Also gar keins.
Schade drum, dafür erlebe ich zum ersten Mal seit Jahren (oder überhaupt?) sowas wie harmlose Schwärmerei. Ohne große Gefühle, nicht selbstzerstörerisch. Einfach normale, pubertäre Schwärmerei, vielleicht ein bisschen Verknalltheit in diesen völlig normalen, völlig seinem Alter (obwohl, er ist sogar ein Jahr älter) entsprechenden, fußballbegeisterten,discosbesuchenden, dumme Witze reißenden Menschen.
Ich finde das faszinierend, also dieses Gefühl. Schon auch diese Nervosität,wenn er in der Nähe ist, und ich erwische mich auch dabei, zu überlegen, ob es so schlau ist, dasundas anzuziehen, aber alles nicht so... krass irgendwie.
Ich meine, ich weiß ja, dass ich keine Chance bei ihm habe, aber das macht mich nicht endlos fertig. Schade ists ja schon, aber es wirft mich nicht komplett aus der Bahn.
Und ich komme perfekt damit klar,dass er die Weißblondierten, die immer vergessen, zum "Longshirt" noch eine Hose anzuziehen, anscheinend lieber mag als mich. Schließlich lachen die über seine Witze und fertig, können mit ihm smalltalkreden und das alles, während ich ja eigentlich nur lache,wenn die Sprüche auch lustig sind und ansonsten mein eigenes Unterhaltungsprogramm,vorrangig zur Belustigung der Zweckgemeinschaft Nr.2, aufführe, lautstärkenmäßig nicht mal ein Achtzehntel von dem,was er so veranstaltet.
Überhaupt, er ist so..normal irgendwie. Die alte Sache ist auch ein bisschen normal, aber er, er ist irgendwie so..völlig unserem Alter entsprechend, genau so, wie wir eigentlich sein sollten, nicht so eine Mutant wie ich, oder wie die Andersmutierten. Ist mir auch noch nicht passiert, sowas.
Und so harmlos irgendwie..
Tut mir Leid, ich wiederhole mich, aber es fasziniert mich gerade, das ich emotional zu sowas fähig bin.
Simples Ihn-im-Unterricht-beobachten, ein bisschen piekst es, aber es ist kein alles überlagernder Endlosschmerz.
Auch dieses warme Gefühl, als wir uns einmal in die Augen sehen (ich sehe den Leuten gerne in die Augen, merken Sie es? Man erfährt da viel über die Person, zu der sie gehören, und manchmal lasse ich mich dann "verzaubern". Was für ein kitschiges Wort, kann mir bite jemand ein gutes Synonym nennen?), und hachja, seine sind sogar grün, so ein tümpelgrün. Aber kein Dreckstümpelgrün,eher so ein "Tümpel-im-Wald-mit-Schilf-und-Waldfeen"-grün. Und das Indieaugensehen ist relativ schnell wieder vorbei, da war auch kein emotionaler Superblitzschlag, weder bei ihm, noch bei mir. But,who cares?
Passen menschlich leider eh nicht zusammen, und selbst wenn, Interesse hat er nicht an mir.
Zuviel Metall vielleicht, unpassender Kleidungsstil, der erste Eindruck.. Kontakt haben wir sonst nicht, er ist aber auch so ein Trampel,dass er Mikrogesprächsversuche meinerseits, die selbst ich mit dem Mikroskop suchen muss, nicht wahrnimmt.
Vom eigentlichen Ziel dieses Eintrags, nämlich dem Mich-Auskotzen, habe ich mich jetzt zwar ein Stück weit entfernt, entspannter bin ich auch nicht, aber ich hab noch genug zu tun, vielleicht setze ich endlich was davon um.
Oder auch nicht, und begnüge mich damit, nach einer Kamera oder einer Lösung für zumindest dieses Problem Ausschau zu halten.
Vielleicht traue ich mich ja auch, dem Fußballer einen Add zu schicken,um mich davon zu überzeugen,dass wir auch in Sachen Musik absolut nichts gemeinsam haben, um dann mit ein bisschen "Schade", aber ohne großen Weltuntergang zu dem Ergebnis zu kommen,dass er ja trotzdem ganz, es schüttelt mich,das Wort zu verwenden, süß ist.
