Thema: monolog
04. Januar 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Du erkennst mich nicht wieder
Allein
Mein Gesicht sei noch gleich
Und du weißt nicht ob das reicht
Um nicht alleine zu sein
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
bin ich die halbe Nacht
noch um die Häuser gerannt
Ich erkenn hier nichts wieder
Alles müde und alt
und ich male uns beide
als Umriss aus Kreide
auf den Asphalt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
hab ich dann drüben im Park
meine Kleider verbrannt
Ich erkenn mich nicht wieder
Nur mein Herz das noch schlägt
Und ich hebe die Arme
um zu sehen ob die warme
Nachtluft mich trägt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
flieg ich ans Ende der Stadt
ans Ende der Welt
und über den Rand
(in nicht-live nicht gefunden)
Einer dieser "vielleicht muss es ja so sein"-Momente.
"Ich erkenn mich nicht wieder, nur mein Herz das noch schlägt"
Hörst du, mein Herz schlägt noch und immer weiter, einfach so. Ich frag mich, wie es das macht.
Und an diesem grauen Tag sitzen die Katze und ich auf meinem Bett und starren die Tür an, während mein Vater im Nebenzimmer sitzt und entweder den Computer oder den Fernseher anstarrt, oder eingeschlafen ist.
Währenddessen sitzt mein verkindlichter Großvater alleine in seiner Wohnung, auch vor dem Fernseher, bis er in exakt sieben Minuten langsam die Treppe zu uns niederkämpfen und erzählen wird, was er schon den ganzen Tag wiederholt hat. Wenn er das erledigt hat, wird er wieder gehen und weiter alleine vor seinem Fernseher sitzen, bis er dann noch ein paar mal zu uns kommt und schließlich gute Nacht sagt.
Dann wird er schlafen gehen, kurz darauf auch mein Vater, und ich werde irgendwann so gegen 4 dasselbe tun, und wir alle werden uns denken, wieder ein Tag geschafft.
So werden die Ferien, in denen ich wohl doch nichts lernen und auch mein Portfolio nicht schreiben werde, verstreichen, sobald ich wieder zur Schule gehe verändert das den Rhythmus meines Großvaters dahingehend, dass er auch früh runterkommt, um Guten Morgen zu sagen.
Mein Rhythmus wird zerschossen werden durch meinen rund zwei Monate lang beurlaubten Vater, mein Nervenkostüm wohl auch.
Aber das kennen wir ja schon.
Doch auch dieses Übel geht vorbei, genau so, wie das Halbjahr vorbeigeht; noch ein Monat, dann sind die bösesten Klausuren vorbei und ich brauche nur noch knapp beide Hände, um die ausstehenden Tanzstunden abzuzählen, bis der erste Sportschwerpunkt gemeistert ist und es mitNahkampf nichtgeschlechtergetrenntem Basketball weitergeht.
Wir sind dann schon groß, wir haben dann die erste Klausurenphase hinter uns. Uns kann nichts mehr erschüttern, wir habens das erste Mal überstanden.
Die einen mehr, die anderen weniger.
Und während ich in der Zeit danach das aufhole, was während dem Kurzzeitlernen für Einzeltests unterrichtstechnisch an mir vorbeigezogen ist, wird das Problem so langsam anfangen, Abitur zu schreiben.
Sie werden dann wieder grimmig guckend im Oberstufenzimmer sitzen, wenn es so weit ist; die weniger stabilen gelegentlich in Tränen ausbrechen, er wird stumm auf seine Aufzeichnungen oder an die Decke starren, oder vielleicht auf seine Freundin, wenn sie es denn ist.
Und ich werde dasitzen, am anderen Ende des Raumes, und er wir mir so fremd vorkommen, the stranger I used to love, so fremd wie die gesamte Situation, so seltsam, surreal, es wirkte immer so weit weg, und jetzt ist es auf einmal da und geschieht so vor sich hin.
Währenddessen wird die zweite Zweckgemeinschaft entweder auf ihrem Wurstbrot herumkauen, mit der Blondine reden oder auf ihre Schuhe starren, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll, aber merkt, dass ich nicht reden kann gerade.
Diese Momente, die sie so verwirren. Wenn ihr Unterbewusstsein sagt, sag lieber nichts. Ich muss ihr vorkommen wie eine Außerirdische, wenn ich so dasitze, geistig abwesend wirke und wahlweise dabei bin, das große Geheule zurückzuhalten oder wirklich in Gedanken zu versinken, zu ertrinken.
Doppelpersönlichkeit, und wenn es diese Seite ist, die sie sieht, erkennt sie mich nicht wieder.
Eigentlich wollte ich immer mehr "ich" sein, aber irgendwo auf dem Weg dorthin habe ich mich wieder verirrt und ein Stück von mir verloren, während ich teilweise wieder in die alten Muster zurückgefallen bin.
Ich rede mir trotzdem ein, dass es nicht wieder das selbe ist.
Und es ist ja auch auch nicht das selbe, so viele seltsame Dinge, die da passieren..
Einfach mal so Kino mit der Feindin und ihrem Freund und es ist völlig normal,dass sie bei mir vorbeifahren und mich mitnehmen.
Und die Kollegiatinnen, die mit Kaffeebecher in der Hand zum Drogeriemarkt hetzen, um noch was zu kaufen und pünktlich zur nächsten Stunde wieder da zu sein, das sind wir.
Das Einlassbändchen hat jetzt mehr oder weniger die richtige Farbe,
die Tussenfraktion liest nicht mehr Bravo Girl, sondern Cosmopolitan.
Die Kettenraucher klauen ihre Zigaretten nicht mehr aus Papas Auto oder aus dem Supermarkt, sondern drehen selbst.
Die "Mädelsabende" der Upper Class mutieren zum "wir sind ja so erwachsen"-Schauspiel, mit Sekt und Gossip Girl,
das Gebluffe übers Sexleben könnte inzwischen sogar halbwegs der Realität entsprechen.
Spontanmutationen vom Nerd zum Normalmenschen passieren in seltenen Fällen und werden teilweise sogar gut aufgenommen.
Wir sind nichtmehr diejenigen, die fasziniert zuhören, wenn über Klausuren, Fachwahlen, Schwerpunkte und Abitur geredet wird,wir sind diejenigen,die es tun.
Während wir wie selbstverständlich im Oberstufenzimmer auf den Sofas sitzen, wo man sich noch am Schuljahresanfang nicht mal alleine hingetraut hat.
Und die anderen schauen im Vorbeilaufen rein und denken sich, wie unecht sich das doch anfühlt, dass die Leute da drin bald studieren.
Und dann ist da diese Gruppe an Leuten, von denen ich nie weiß, ob es richtige Freunde sind oder nicht; die die Feindin nicht mehr mag, weshalb es immer ein Spagat ist, den ich machen muss.
Die Gruppe da, mit diesen ganzen angehenden Bachelors Of Sience und Bachelors of Arts, den paar Anfangsstudenten, die Wartesemester oder eine Ausbildung abgesessen haben und einzelnen Berufstätigen.
Sitzen so rum, diese Erwachsenen und ich, in der Stammkneipe, haben sogar eine Stammkneipe, wir, und während ich mich darüber wundere, dass ich einfach so mein Getränk bekomme, fällt mir wieder ein,dass ich ja alt genug dafür bin. Sehe mich um, in ihren Gesichtern, und einer erzählt da was von Verloben und der Student jammert wieder, wie alt er doch ist, sein Cousin ist letztens Vater geworden.
Die Katze liegt wieder neben mir, so wie am Anfang dieses Eintrags, sie döst so vor sich hin und atmet und schnurrt ganz leise, und mir bleibt jedes mal fast das Herz stehen, wenn ihr Atem einen Tick zu lange aussetzt, während sie einschläft.
Auch Katzen können graue Haare bekommen, er hat ein paar, verteilt über seine schwarzen Flecken und auch in den Streifen. Bestimmt auch in den weißen Abteilungen,aber da sieht man es nicht so gut.
Mein Vater hat auch graue Haare, eigentlich ist der Weg von Naturhaarfarbe zu grau abgeschlossen und der nächste, von grau zu weiß,läuft gerade ab zusammen mit ein bisschen mutmaßlichem Haarausfall, der aber auch einfach ein schlechter Haarschnitt (seine Locken sind der Feind eines jeden Friseurs) in Kombination mit einem Wirbel sein kann.
An der Wand hängt das Foto vom Tanzkursabschlussball vor über zwei Jahren.
Was kamen wir uns erwachsen vor, als es darum ging, Tanzpartner zu suchen, und als wir dann fotographiert wurden.
Und dann die Elterntanzrunden, mein Vater und ich haben einfach beide getanzt, die für Mutter und Sohn und die für Vater und Tochter, und die Erinnerung daran,dass er gegens Tanzen eine genauso große Abneigung hat wie ich und es auch genauso wenig beherrscht wie ich, war gerade irgendwie sentimentalitätsauslösend.
Damals hat er seine Freundin noch nichtmal gekannt und ich habe mit einem Mädchen getanzt, weil wir zu viele waren und die Jungs, die die Auswahl hatten, irgendwie alle anderen cooler fanden als mich.
Ich hab mich den ganzen Kurs lang gefragt, warum ich mir den Mist eigentlich antue, auch am Abschlussball noch, besonders als ich mir nicht sicher war, ob mein Kleid und absolutes underdressed-Sein jetzt Scham oder "so what" bei mir auslösen sollten.
Neben dem Bild steht mein Bücherregal und im Bücherregal sind auch die Jahresberichte.
Als wir in der fünften waren, sahen die 10. so erwachsen aus, und die Abiturienten erst.
Und jetzt? Unvorstellbar, dass die Abiturienten so alt und erwachsen sein sollen. Und die, die gegangen sind erst.
Damals, in der fünften, sah die Oberstufe so erwachsen aus. Unvorstellbar,mit ihnen zu reden.
Jetzt stehe ich neben der alten Sache in der Absteige oder werde vom Studenten angegeigert, bin im Februar auf einer Hochzeit eingeladen und vor zwei Jahren ist eine Klassenkameradin aus der Grundschule gestorben.
Sogar auf der Gesichtscreme steht jetzt eine andere Altersklasse drauf, und ich vollziehe nebenher ein bisschen die Entwicklung von "uwääääääh" hin zu "halbwegs passabel".
Verrückte Welt, ich erkenn mich nicht wieder.
Doch alles Gerede macht im Endeffekt nichts außer diesen sowieso schon viel zu langen Eintrag noch länger;da sieht man mal,was passiert, wenn ich Musik höre und einfach schreibe.
Sollten Sie inzwischen eingeschlafen sein, verzeihe ich Ihnen, präzise und knapp formulieren war noch nie meins, wenn mir schon mal jemand zuhörte, der sich als Freund herausstellte, wollte ich gerne erzählen und reden und auch zuhören, aller Teilzeitmenschenphobie zu Trotz.
War irgendwie nie so das Wahre, und ich habe gelernt, dass man den Leuten gegenüber nicht offen sein sollte. Man muss die Arme verschränken und grimmig gucken und darf nicht zu viel reden, denn alles, was man sagt, kann und wird gegen einen verwendet werden, genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
Manchmal mache ich das trotzdem, einfach erzählen, nicht von den tiefsten Abgründen, aber das,was ich denke.
Es wird seltener, das einfach erzählen; ich vertraue ja nicht einmal der Feindin, und das ist eigentlich eine traurige Sache.
Dafür bin ich dazu übergegangen, mir selbst zu vertrauen, ganz vorbehaltslos aufs Bauchgefühl zu hören, und auch, wenn in dieser Zeit einiges verloren gegangen ist, ausdiskutiert wurde, unterging und schwieriger wurde, ist das bisschen an positivem, was passiert ist, auch ganz nett und eventuell ein Grund, weiter so vorzugehen.
Against all odds, manchmal gegen mich selbst, und denken Sie sich jetzt bitte ein möglichst dramatisches Ende für diesen Eintrag.
Ich werde jetzt nämlich auf den "veröffentlichen"-Knopf drücken, weil mein Großvater zum dritten Mal runtergekommen ist und mein Vater nicht mehr die Nerven hat, sich das alles zum fünften Mal anzuhören, weshalb Großvater Mayhem gleich an meiner Tür klopfen und es mir zum siebten Mal erzählen wird.
Allein
Mein Gesicht sei noch gleich
Und du weißt nicht ob das reicht
Um nicht alleine zu sein
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
bin ich die halbe Nacht
noch um die Häuser gerannt
Ich erkenn hier nichts wieder
Alles müde und alt
und ich male uns beide
als Umriss aus Kreide
auf den Asphalt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
hab ich dann drüben im Park
meine Kleider verbrannt
Ich erkenn mich nicht wieder
Nur mein Herz das noch schlägt
Und ich hebe die Arme
um zu sehen ob die warme
Nachtluft mich trägt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
flieg ich ans Ende der Stadt
ans Ende der Welt
und über den Rand
(in nicht-live nicht gefunden)
Einer dieser "vielleicht muss es ja so sein"-Momente.
"Ich erkenn mich nicht wieder, nur mein Herz das noch schlägt"
Hörst du, mein Herz schlägt noch und immer weiter, einfach so. Ich frag mich, wie es das macht.
Und an diesem grauen Tag sitzen die Katze und ich auf meinem Bett und starren die Tür an, während mein Vater im Nebenzimmer sitzt und entweder den Computer oder den Fernseher anstarrt, oder eingeschlafen ist.
Währenddessen sitzt mein verkindlichter Großvater alleine in seiner Wohnung, auch vor dem Fernseher, bis er in exakt sieben Minuten langsam die Treppe zu uns niederkämpfen und erzählen wird, was er schon den ganzen Tag wiederholt hat. Wenn er das erledigt hat, wird er wieder gehen und weiter alleine vor seinem Fernseher sitzen, bis er dann noch ein paar mal zu uns kommt und schließlich gute Nacht sagt.
Dann wird er schlafen gehen, kurz darauf auch mein Vater, und ich werde irgendwann so gegen 4 dasselbe tun, und wir alle werden uns denken, wieder ein Tag geschafft.
So werden die Ferien, in denen ich wohl doch nichts lernen und auch mein Portfolio nicht schreiben werde, verstreichen, sobald ich wieder zur Schule gehe verändert das den Rhythmus meines Großvaters dahingehend, dass er auch früh runterkommt, um Guten Morgen zu sagen.
Mein Rhythmus wird zerschossen werden durch meinen rund zwei Monate lang beurlaubten Vater, mein Nervenkostüm wohl auch.
Aber das kennen wir ja schon.
Doch auch dieses Übel geht vorbei, genau so, wie das Halbjahr vorbeigeht; noch ein Monat, dann sind die bösesten Klausuren vorbei und ich brauche nur noch knapp beide Hände, um die ausstehenden Tanzstunden abzuzählen, bis der erste Sportschwerpunkt gemeistert ist und es mit
Wir sind dann schon groß, wir haben dann die erste Klausurenphase hinter uns. Uns kann nichts mehr erschüttern, wir habens das erste Mal überstanden.
Die einen mehr, die anderen weniger.
Und während ich in der Zeit danach das aufhole, was während dem Kurzzeitlernen für Einzeltests unterrichtstechnisch an mir vorbeigezogen ist, wird das Problem so langsam anfangen, Abitur zu schreiben.
Sie werden dann wieder grimmig guckend im Oberstufenzimmer sitzen, wenn es so weit ist; die weniger stabilen gelegentlich in Tränen ausbrechen, er wird stumm auf seine Aufzeichnungen oder an die Decke starren, oder vielleicht auf seine Freundin, wenn sie es denn ist.
Und ich werde dasitzen, am anderen Ende des Raumes, und er wir mir so fremd vorkommen, the stranger I used to love, so fremd wie die gesamte Situation, so seltsam, surreal, es wirkte immer so weit weg, und jetzt ist es auf einmal da und geschieht so vor sich hin.
Währenddessen wird die zweite Zweckgemeinschaft entweder auf ihrem Wurstbrot herumkauen, mit der Blondine reden oder auf ihre Schuhe starren, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll, aber merkt, dass ich nicht reden kann gerade.
Diese Momente, die sie so verwirren. Wenn ihr Unterbewusstsein sagt, sag lieber nichts. Ich muss ihr vorkommen wie eine Außerirdische, wenn ich so dasitze, geistig abwesend wirke und wahlweise dabei bin, das große Geheule zurückzuhalten oder wirklich in Gedanken zu versinken, zu ertrinken.
Doppelpersönlichkeit, und wenn es diese Seite ist, die sie sieht, erkennt sie mich nicht wieder.
Eigentlich wollte ich immer mehr "ich" sein, aber irgendwo auf dem Weg dorthin habe ich mich wieder verirrt und ein Stück von mir verloren, während ich teilweise wieder in die alten Muster zurückgefallen bin.
Ich rede mir trotzdem ein, dass es nicht wieder das selbe ist.
Und es ist ja auch auch nicht das selbe, so viele seltsame Dinge, die da passieren..
Einfach mal so Kino mit der Feindin und ihrem Freund und es ist völlig normal,dass sie bei mir vorbeifahren und mich mitnehmen.
Und die Kollegiatinnen, die mit Kaffeebecher in der Hand zum Drogeriemarkt hetzen, um noch was zu kaufen und pünktlich zur nächsten Stunde wieder da zu sein, das sind wir.
Das Einlassbändchen hat jetzt mehr oder weniger die richtige Farbe,
die Tussenfraktion liest nicht mehr Bravo Girl, sondern Cosmopolitan.
Die Kettenraucher klauen ihre Zigaretten nicht mehr aus Papas Auto oder aus dem Supermarkt, sondern drehen selbst.
Die "Mädelsabende" der Upper Class mutieren zum "wir sind ja so erwachsen"-Schauspiel, mit Sekt und Gossip Girl,
das Gebluffe übers Sexleben könnte inzwischen sogar halbwegs der Realität entsprechen.
Spontanmutationen vom Nerd zum Normalmenschen passieren in seltenen Fällen und werden teilweise sogar gut aufgenommen.
Wir sind nichtmehr diejenigen, die fasziniert zuhören, wenn über Klausuren, Fachwahlen, Schwerpunkte und Abitur geredet wird,wir sind diejenigen,die es tun.
Während wir wie selbstverständlich im Oberstufenzimmer auf den Sofas sitzen, wo man sich noch am Schuljahresanfang nicht mal alleine hingetraut hat.
Und die anderen schauen im Vorbeilaufen rein und denken sich, wie unecht sich das doch anfühlt, dass die Leute da drin bald studieren.
Und dann ist da diese Gruppe an Leuten, von denen ich nie weiß, ob es richtige Freunde sind oder nicht; die die Feindin nicht mehr mag, weshalb es immer ein Spagat ist, den ich machen muss.
Die Gruppe da, mit diesen ganzen angehenden Bachelors Of Sience und Bachelors of Arts, den paar Anfangsstudenten, die Wartesemester oder eine Ausbildung abgesessen haben und einzelnen Berufstätigen.
Sitzen so rum, diese Erwachsenen und ich, in der Stammkneipe, haben sogar eine Stammkneipe, wir, und während ich mich darüber wundere, dass ich einfach so mein Getränk bekomme, fällt mir wieder ein,dass ich ja alt genug dafür bin. Sehe mich um, in ihren Gesichtern, und einer erzählt da was von Verloben und der Student jammert wieder, wie alt er doch ist, sein Cousin ist letztens Vater geworden.
Die Katze liegt wieder neben mir, so wie am Anfang dieses Eintrags, sie döst so vor sich hin und atmet und schnurrt ganz leise, und mir bleibt jedes mal fast das Herz stehen, wenn ihr Atem einen Tick zu lange aussetzt, während sie einschläft.
Auch Katzen können graue Haare bekommen, er hat ein paar, verteilt über seine schwarzen Flecken und auch in den Streifen. Bestimmt auch in den weißen Abteilungen,aber da sieht man es nicht so gut.
Mein Vater hat auch graue Haare, eigentlich ist der Weg von Naturhaarfarbe zu grau abgeschlossen und der nächste, von grau zu weiß,läuft gerade ab zusammen mit ein bisschen mutmaßlichem Haarausfall, der aber auch einfach ein schlechter Haarschnitt (seine Locken sind der Feind eines jeden Friseurs) in Kombination mit einem Wirbel sein kann.
An der Wand hängt das Foto vom Tanzkursabschlussball vor über zwei Jahren.
Was kamen wir uns erwachsen vor, als es darum ging, Tanzpartner zu suchen, und als wir dann fotographiert wurden.
Und dann die Elterntanzrunden, mein Vater und ich haben einfach beide getanzt, die für Mutter und Sohn und die für Vater und Tochter, und die Erinnerung daran,dass er gegens Tanzen eine genauso große Abneigung hat wie ich und es auch genauso wenig beherrscht wie ich, war gerade irgendwie sentimentalitätsauslösend.
Damals hat er seine Freundin noch nichtmal gekannt und ich habe mit einem Mädchen getanzt, weil wir zu viele waren und die Jungs, die die Auswahl hatten, irgendwie alle anderen cooler fanden als mich.
Ich hab mich den ganzen Kurs lang gefragt, warum ich mir den Mist eigentlich antue, auch am Abschlussball noch, besonders als ich mir nicht sicher war, ob mein Kleid und absolutes underdressed-Sein jetzt Scham oder "so what" bei mir auslösen sollten.
Neben dem Bild steht mein Bücherregal und im Bücherregal sind auch die Jahresberichte.
Als wir in der fünften waren, sahen die 10. so erwachsen aus, und die Abiturienten erst.
Und jetzt? Unvorstellbar, dass die Abiturienten so alt und erwachsen sein sollen. Und die, die gegangen sind erst.
Damals, in der fünften, sah die Oberstufe so erwachsen aus. Unvorstellbar,mit ihnen zu reden.
Jetzt stehe ich neben der alten Sache in der Absteige oder werde vom Studenten angegeigert, bin im Februar auf einer Hochzeit eingeladen und vor zwei Jahren ist eine Klassenkameradin aus der Grundschule gestorben.
Sogar auf der Gesichtscreme steht jetzt eine andere Altersklasse drauf, und ich vollziehe nebenher ein bisschen die Entwicklung von "uwääääääh" hin zu "halbwegs passabel".
Verrückte Welt, ich erkenn mich nicht wieder.
Doch alles Gerede macht im Endeffekt nichts außer diesen sowieso schon viel zu langen Eintrag noch länger;da sieht man mal,was passiert, wenn ich Musik höre und einfach schreibe.
Sollten Sie inzwischen eingeschlafen sein, verzeihe ich Ihnen, präzise und knapp formulieren war noch nie meins, wenn mir schon mal jemand zuhörte, der sich als Freund herausstellte, wollte ich gerne erzählen und reden und auch zuhören, aller Teilzeitmenschenphobie zu Trotz.
War irgendwie nie so das Wahre, und ich habe gelernt, dass man den Leuten gegenüber nicht offen sein sollte. Man muss die Arme verschränken und grimmig gucken und darf nicht zu viel reden, denn alles, was man sagt, kann und wird gegen einen verwendet werden, genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
Manchmal mache ich das trotzdem, einfach erzählen, nicht von den tiefsten Abgründen, aber das,was ich denke.
Es wird seltener, das einfach erzählen; ich vertraue ja nicht einmal der Feindin, und das ist eigentlich eine traurige Sache.
Dafür bin ich dazu übergegangen, mir selbst zu vertrauen, ganz vorbehaltslos aufs Bauchgefühl zu hören, und auch, wenn in dieser Zeit einiges verloren gegangen ist, ausdiskutiert wurde, unterging und schwieriger wurde, ist das bisschen an positivem, was passiert ist, auch ganz nett und eventuell ein Grund, weiter so vorzugehen.
Against all odds, manchmal gegen mich selbst, und denken Sie sich jetzt bitte ein möglichst dramatisches Ende für diesen Eintrag.
Ich werde jetzt nämlich auf den "veröffentlichen"-Knopf drücken, weil mein Großvater zum dritten Mal runtergekommen ist und mein Vater nicht mehr die Nerven hat, sich das alles zum fünften Mal anzuhören, weshalb Großvater Mayhem gleich an meiner Tür klopfen und es mir zum siebten Mal erzählen wird.
Thema: kurz gemeldet
01. Januar 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
"..auf gute Freunde
verlorene Liebe
auf alte Götter
und auf neue Ziele
auf den ganz normalen Wahnsinn
auf das, was einmal war
darauf, dass alles endet
und auf ein neues Jahr."
Frohes Neues.
Vor einem Jahr hörte sich das Ganze noch so an .
Thema: oh happy day.
30. Dezember 11 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
"So ein Arsch ey!"
Sie.
Sie ist so impulsiv-emotional, die Nachbarin. Sitzt da so sektbetrunken vor ihrem PC, an den sie vor einer halben Stunde spontan gestürmt ist, als ich ihr erzählt habe, dass das Problem vielleicht eine Freundin hat, hat ein Unterhaltungsfenster mit ihm offen und könnte fast explodieren, weil er ihr keine klare Antwort gibt.
Abiball.
Ja, geht er wohl hin.
-Mit wem?
Wisse er nicht so genau, mache er sich auch keinen Stress.
-Ja, wieso er nicht einfach seine Freundin mitnehme?
Wer sagt ihr denn, dass er eine hat?
-Also hat er keine?
Warum sie das wissen will.
- Weil sie halt neugierig ist. (Das stimmt sogar.)
Zu diesem Zeitpunkt kaute sie schon sehr aggressiv auf einer Strähne ihrer neuen Extensions herum und krallte die Hände regelrecht in den Tisch. Ich lag auf ihrem Bett, neben dem PC, Beine angewinkelt, Blick zur Decke, und war irgendwie jenseits von Gut und Böse.
Kurze Pause am anderen Ende der Internetleitung.
Ich sage, guck, jetzt hast du ihn verunsichert.
Sie, Boah, das ist so ein Idiot, dem ists scheißegal ob er da Abiball hat, wahrscheinlich würd der in Jogginghose und T-Shirt da hinschlappen! Und ich meine schulterzuckend, wäre ja mal was anderes. Ich seh das ja alles bisschen lockerer.
Sie sagt, ich bin genauso dumm wie er.
Ich sage, vielleicht hat er deswegen mein Herz.
Sie zuckt die Schultern. "Son Idiot. Aber guck mal, er schreibt gerade".
Als er dann fertig geschrieben hat, steht da "Das geht dich ehrlich gesagt nix an, ich kenn dich nicht mal richtig^^". Tja, für Freundesliste hats wohl gereicht. Das Phänomen der sozialen Netzwerke.
Die Nachbarin explodiert endgültig, haut den Laptop mit einem lauten "ARGH" zu und dreht ein paar Runden im Zimmer, bevor sie sich wieder hinsetzt, einen tiefen Schluck aus der Sektflasche nimmt und den Rechner wieder hochfährt. "Ich hab gerade eine halbe Stunde mit dem geredet, nur dewegen, ich weiß jetzt, dass sein Cousin im selben Kaff wohnt wie er und dass er findet, dass McDonalds einen Lieferservice braucht, aber ob er ne Freundin hat weiß ich immernoch nicht!"
-"Ja, ganz gut zusammengefasst." Meine Fresse, kann ich gelassen sein.
"Lass mal ziehen, ich brauch das jetzt". Die Nachbarin reißt mir die drittletzte Mentholzigarette, die sich noch in meinem Besitz befand und für deren Aufrauchung (wasn Wort) der heutige Tag ganz geeignet schien, aus der Hand und man kann regelrecht zusehen, wie der Glimmstengel mit einem Zug fast komplett.. verschwindet.
Naja, ich bin ja eigentlich sowieso Nichtraucher. Außer an Tagen mit Weltuntergangsstimmung.
Überhaupt, der ganze Abend heute...
Die Nachbarin, die ist so ein Sonderfall, in ihrer Gesellschaft ist alles irgendwie normal, so abgefuckt-normal, aber ohne Tiefgang, weil sie tiefergehendes nicht versteht. So "normale, mehr oder weniger erwachsene, auf dem Land festsitzende Jugendliche"-mäßig, nur mit der leichten Abänderung, dass wir beide ne ziemliche Meise haben, jede auf ihre Art, und mit dem Unterschied, dass ich wohl nicht mehr ganz als durchschnittlich durchgehe.
Und wir sitzen so rum auf ihrem Bett, sie mit Sekt- ich mit Wasserflasche und zusätzlich einem Aschenbecher, und sie sagt, eigentlich ist das Leben scheiße, und eigentlich will sie gar keine Friseurin sein, aber sie ists halt trotzdem. Einfach so.
Und ich frage, was sie lieber wäre, und sie sagt, an der Seite eines reichen Mannes.
Und dass das das Wichtigste sei, dass der Mann Geld hat, gut aussieht und die Restaurantrechnung bezahlt beim Date. Und die Tür aufhält und einem in den Mantel hilft.
Wie ich das denn sehen würde, will sie wissen.
Und ich erkläre, mir ist es egal, wieviel Geld er hat; und meinetwegen muss er nicht im Restaurant vor mir sitzen, sondern kann auch mit mir spazieren gehen, auf der Panzerstraße oder irgendwo, wo man eher spazieren geht, oder er kann mit mir in der Absteige vor der Bühne rumstehen, und er muss mir auch nichts bezahlen, auch, wenn ich das aus rein finanziellen Gründen natürlich ganz nett fände, und die Tür aufhalten sollte er mir vor allem, wenn ich gerade alle Hände voll Katze habe.
Auch, wenn Türaufhalten und die Mantelsache natürlich ganz nett sind.
Verständnislos guckt sie und fragt, was dann für mich "den Richtigen" ausmacht.
Das Gefühl, dass es richtig ist, sage ich und komme mir irgendwie dumm vor.
-Ob dann die alte Sache der Richtige für mich gewesen wäre. Oder das Problem.
Wenns nach meinem Gefühl geht schon, sage ich. Die fiese Wahrheit kommt einem in solchen Momenten irgendwie leichter über die Lippen.
-Restlos?
Will sofort mit Ja antworten, überlege dann aber.
Gefühl sagt ja, Verstand sagt Nein, Herz enthält sich.
Ich sage ihr das so, auf gut Glück, und sie ist verwirrt und wechselt das Thema.
Silvestergestaltung.
Ich erzähle von meinem vorrausichtlich ach-so-tollen Abend, den ich erleben werde; werde wohl sinnlos beim Working Class Hero rumsitzen, mit dem Studenten und der Schwester der alten Sache und anderen Leuten, und ich habe keine Lust und will nicht, weil dann wieder die gottverdammten Partyspiele ausgepackt werden. Mit denen ich mich unwohl fühle, massivst, die ich nicht mag, die ich so furchtbar hohl finde und die mich fast physisch leiden lassen. Alleine durch den Gedanken an sie. Ebenso Trinkspiele. Ein ganzer Abend damit, das halte ich nicht aus, glaube ich.
Hm, sie geht an Silvester auf ne Privatparty bei einem Freund, also, um genau zu sein, ihrem Freund. Der hat sogar nen Pool, deshalb wäre das ne ganz nette Sache. Ohne mich, undso, solche Bonzengeschichten wären ja eh nicht meins, ich sei ja mehr so antikapitalistisch. Sagt sie so, und als ich sie frage, ob sie weiß, was das Wort heißt, meint sie, nicht genau, aber sie fände, das würde so gut zu mir passen, mit dem "anti" vornedran.
Fährt fort und erklärt mir, ich wäre ja allgemein so anti.
Anti-Kapitalistisch,
Anti-Konsumgesellschaft,
Anti-Nach-dem-Äußeren-Gehen,
Anti-Vorurteile,
Anti-Luxus,
Anti-Atomkraft,
Anti-Style.
Sagt sie so und findets bei jedem "anti" ein bisschen lustiger, und ich höre irgendwo ab der Hälfte auf, mir Gedanken darüber zu machen, ob das eigentlich stimmt, was sie da so sagt.
Anti-Alkohol, zumindest meistens, macht sie weiter.
"Und", sie deutet auf den Aschenbecher, in den sich das erste Ascheflöckchen der nächsten Mentholkippe begeben hat, "Anti-Rauchen". Sagts und lacht. Ich dann auch ein bisschen. Sie noch mehr.
Überhaupt lacht sie so oft, und meistens sogar über das,was ich sage. Muss mich nichtmal anstrengen, sie braucht keine hochgeistigen Bemerkungen und Ironie versteht sie nicht. Leider auch oft nicht, wenn mir etwas ernst ist. Oder wehtut. Hm.
Sie wendet sich wieder dem PC zu, überlegt kurz, sieht sich dann die Freundesliste des Problems durch und fährt dabei eine Weile fort, mir verschiedene "antis" zuzuordnen, bis sie dann verstummt und sich ein, zwei Profile ansieht.
Anti-Kontrollverlust, füge ich geistig noch hinzu.
Anti-Lebenaufdiereihekriegen.
Anti-Disco.
Anti-Tierversuche.
Anti-Friseur.
Anti-Böseinhaltsstoffeinkosmetikaundlebensmitteln.
Anti-Herzverlieren. Zumindest theoretisch..
"Schau mal, der ist süß!"
Erhebe mich schwerfällig und rutsche in ihre Richtung, um vom Laptop aus von einem Profilbild angelächelt zu werden.
Auf dem Profilbild, da ist der Schlagzeuger aus der Luxusabsteige, und er lächelt so ehrlich, dass ich fast ein wenig zurücklächeln muss. Anscheinend wurde er da in der richtigen Absteige fotographiert, der Hintergrund spricht dafür.
"Wo hast du den denn gefunden, war der noch auf der Freundeliste?" Und wieso habe ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache.
"Ja, ich glaub der war da noch dabei..." Die Nachbarin klickt zurück und wir sind wieder beim Profil des Problems, und beim Anblick seines Bildes im Vergleich mit dem des Schlagzeugers drängt sich mir ein Verdacht ins Hirn.
"Sag mal, weißt du, ob das Problem nen Bruder hat?"
"Nee, aber ich frag ihn mal". Noch bevor ich meinen Du-kannst-den-doch-jetzt-nicht-einfach-so-fragen-Reflex ausleben oder zumindest äußern konnte, hatte sich die Nachbarin wieder in die Unterhaltung eingeklinkt, und nach einem "Sorry ich war grad an der Tür und hab meine Pizza geholt. Welche Pizza isst du gerne?" ihrerseits hängt sie nahtlos ein "Hast du nen Bruder?" an.
Vermutlich ist das Problem von der allgemeinen Zusammenhanglosigkeit ihrer Fragen geringfügig verwirrt bis überfordert (Zwischendurch hatte sie sich bereits nach der Farbe seiner Socken, seinen Wochenendaktivitäten und seinem Lieblingessen in dieser Reihenfolge erkundigt), jedenfalls dauert die Antwort ein bisschen und meine Nervosität steigert sich, ein bisschen.
"Wieso"
Naja, wenigstens ein Fragezeichen hätte er ihr ja gönnen können. Aber die alte Sache antwortet auch vorzugsweise ohne Satzzeichen, dafür mit großer Verzögerung und gerne auch mal nur "^^". Wie ich das hasse.
-"Weil ich letztens wen gesehen hab, der dir voll ähnlich sieht und ich wissen will ob du noch mit wem verwandt bist"
Da, sie verwendet auch keine Satzzeichen.
Und eigentlich auch kein festes System in Sachen Rechtschreibung, aber ich sitze inzwischen neben ihr und gebe Vorschläge ab. Für Formulierungen eigentlich auch, aber das ignoriert sie gekonnt.
Wieder kurze Pause, dann:
"Ja ich hab noch Verwandte^^
Wenn das auf nem Konzert oder so war, wars wahrscheins mein Cousin, der steht ja voll auf sowas"
Sie schaut mich mit großen Augen an, ich schau sie mit großen Augen an.
"Alter."
"Alter". (Wenn sogar ich mich mal zu sowas hinreißen lasse...)
Vor meinem geistigen Auge wieder der Schlagzeuger, und es wird auf einmal klar. Hätte es gleich sehen müssen; mir denken können.
Das Grinsen. Von einem Ohr zum anderen, mit Zähnen. Und die Locken.
Die Art, wie er peinlich berührt nach unten geguckt hat, als seine Schlagzeugerfähigkeiten erwähnt wurden.
"Hm. Naja. " Sie geht wieder dazu über, sich ein bisschen darüber lustig zu machen, dass mein Silvester so furchtbar scheiße wird, weil ich nicht alleine daheim sein will, aber die einzige Alternative "sinnlose Party- und Trinkspiele und ein mich angeiernder Student beim Working Class Hero" heißt und die Person, die mich eingeladen hat, dummerweise nichtmal Veranstalter der Party ist. Aber der Zusatzschlafplatz, den finden wir auch noch. Und überhaupt, wird ja sooo lustig. Ich könnte kotzen, so lustig wird das. Oder in echter Depression versinken, wenn ich alleine bin.
Mich zu meinem verkindlichten, halb tauben und halb blinden Großvater zu setzen erscheint mir als eine fast schon angenehme Alternative, aber was haben wir zu reden?
Anschweigen, nur manchmal unterbrochen durch Sinnlosigkeiten seinerseits. Weiterschweigen.
Dann würden wir noch beide in unseren Depressionen versinken.
Also "Party". Beim Working Class Hero. How wonderful.
Mit den ganzen verfickten Partyspielen. Und einem Studenten, der meint, er hat ja auch keinen Bock auf die Spiele, wir könnten ja was anderes machen.
Worauf ich mir denke, SICHERLICH NICHT das was du denktst.
Und mich frage, wie ich den Abend überleben soll. Stundenlang hirnlose Partyspiele. Bis Null Uhr. Danach weiter. Einfach so. Weil ihnen danach ist. Weil es ihnen Spaß macht. Und ich in der Unterzahl bin.
Ach scheiße ist das doch.
Überhaupt hat sich der Ankotzfaktor des Lebens für mich aktuell vervielfacht.
Mein Vater verletzungsbedingt jetzt monatelang dauerzuhause; seine Freundin hat anscheinend vergessen, wo sie wohnt und hängt deshalb immer bei uns rum;
wieso kann das Problem keine eindeutige Ansage machen, ja er hat eine Freundin oder nein, er hat keine,
wieso kann ich mit der ganzen Sache nicht endlich mal abschließen,wieso muss ich mir die gottverdammten, hirnlosen, bekloppten, beschissenen Partyspiele antun,
und wieso zur Hölle muss der Schlagzeuger der Cousin des Problems sein?
Die Nachbarin ist ganz erschrocken, ich hab das nämlich laut gesagt. Und zwar crescendo bis zum emotionalen und (für meine Verhältnisse) lautstärketechnischen fortissimo. Dafür ganz ohne Neologismen bis zum Erbrechen.
Erschüttert sie aber nicht dauerhaft, sie dreht sich wieder zum Bildschirm, auf dem in einem anderen Fenster unser Film schon seit Stunden darauf wartet, gesehen zu werden, klickt ihn versehntlich weg und da ist somit nur noch der Schlagzeuger in Großaufnahme,und als die Nachbarin seine Bilder durchsieht, fällt mir wieder ein, warum er mir so bekannt vorkam (Klar, er ist ja auch der Cousin des Problems..).
Da, ein uraltes Klassenfoto, auf dem unser Schulstempel und auch er zu sehen sind, und ein Lehrer, der schon längst in Rente ist. Was macht das eigentlich im sozialen Netzwerk meines Misstrauens?
Sie klickt weiter. Er mit seinem Cousin, vor dem Einlass zu einem Dorffest, bei dem ich Sanitätsdienst hatte und den Kumpel, der bei ihnen steht, zusammenflicken durfte. Der mich damals tot- und wieder lebendig geredet hat.
Der Schlagzeuger in der Absteige, zwischendurch ein Bild von einer Generalprobe oder einem Konzert. Eher Probe.
Und da, der Fremde,ganz versunken in der Musik, mit geschlossenem Augen und dem Kontrast Gibson Les Paul vs. blau-weißes Streifenhemd und kurzer Kurzhaarschnitt, ein Sänger, der sich wohl gerade die Seele aus dem Leib schreit, und der Schlagzeuger in Action, bei vollem Körperseinsatz, mit fliegender Mähne und im Nirvanashirt (Pluspunkt!).
Ein Bild von der selben Probe(?), Pause. Ein relativ ernsthafter Fremder starrt in die Ferne. Ein Sänger, der sich nicht mehr die Seele aus dem Leib schreit, dafür aber eine Bierflasche ext, und der Schlagzeuger. Nicht mehr mit fliegender Mähne,mit Drumsticks in der einen Hand, um deren Gelenk sich diverse Festivalbändchen winden, dafür aber ohne Nirvanashirt. Das hält er in der anderen Hand.
Und ich denke mir so, verdammt, irgendwie hab ichs mit der Familie.
Sie.
Sie ist so impulsiv-emotional, die Nachbarin. Sitzt da so sektbetrunken vor ihrem PC, an den sie vor einer halben Stunde spontan gestürmt ist, als ich ihr erzählt habe, dass das Problem vielleicht eine Freundin hat, hat ein Unterhaltungsfenster mit ihm offen und könnte fast explodieren, weil er ihr keine klare Antwort gibt.
Abiball.
Ja, geht er wohl hin.
-Mit wem?
Wisse er nicht so genau, mache er sich auch keinen Stress.
-Ja, wieso er nicht einfach seine Freundin mitnehme?
Wer sagt ihr denn, dass er eine hat?
-Also hat er keine?
Warum sie das wissen will.
- Weil sie halt neugierig ist. (Das stimmt sogar.)
Zu diesem Zeitpunkt kaute sie schon sehr aggressiv auf einer Strähne ihrer neuen Extensions herum und krallte die Hände regelrecht in den Tisch. Ich lag auf ihrem Bett, neben dem PC, Beine angewinkelt, Blick zur Decke, und war irgendwie jenseits von Gut und Böse.
Kurze Pause am anderen Ende der Internetleitung.
Ich sage, guck, jetzt hast du ihn verunsichert.
Sie, Boah, das ist so ein Idiot, dem ists scheißegal ob er da Abiball hat, wahrscheinlich würd der in Jogginghose und T-Shirt da hinschlappen! Und ich meine schulterzuckend, wäre ja mal was anderes. Ich seh das ja alles bisschen lockerer.
Sie sagt, ich bin genauso dumm wie er.
Ich sage, vielleicht hat er deswegen mein Herz.
Sie zuckt die Schultern. "Son Idiot. Aber guck mal, er schreibt gerade".
Als er dann fertig geschrieben hat, steht da "Das geht dich ehrlich gesagt nix an, ich kenn dich nicht mal richtig^^". Tja, für Freundesliste hats wohl gereicht. Das Phänomen der sozialen Netzwerke.
Die Nachbarin explodiert endgültig, haut den Laptop mit einem lauten "ARGH" zu und dreht ein paar Runden im Zimmer, bevor sie sich wieder hinsetzt, einen tiefen Schluck aus der Sektflasche nimmt und den Rechner wieder hochfährt. "Ich hab gerade eine halbe Stunde mit dem geredet, nur dewegen, ich weiß jetzt, dass sein Cousin im selben Kaff wohnt wie er und dass er findet, dass McDonalds einen Lieferservice braucht, aber ob er ne Freundin hat weiß ich immernoch nicht!"
-"Ja, ganz gut zusammengefasst." Meine Fresse, kann ich gelassen sein.
"Lass mal ziehen, ich brauch das jetzt". Die Nachbarin reißt mir die drittletzte Mentholzigarette, die sich noch in meinem Besitz befand und für deren Aufrauchung (wasn Wort) der heutige Tag ganz geeignet schien, aus der Hand und man kann regelrecht zusehen, wie der Glimmstengel mit einem Zug fast komplett.. verschwindet.
Naja, ich bin ja eigentlich sowieso Nichtraucher. Außer an Tagen mit Weltuntergangsstimmung.
Überhaupt, der ganze Abend heute...
Die Nachbarin, die ist so ein Sonderfall, in ihrer Gesellschaft ist alles irgendwie normal, so abgefuckt-normal, aber ohne Tiefgang, weil sie tiefergehendes nicht versteht. So "normale, mehr oder weniger erwachsene, auf dem Land festsitzende Jugendliche"-mäßig, nur mit der leichten Abänderung, dass wir beide ne ziemliche Meise haben, jede auf ihre Art, und mit dem Unterschied, dass ich wohl nicht mehr ganz als durchschnittlich durchgehe.
Und wir sitzen so rum auf ihrem Bett, sie mit Sekt- ich mit Wasserflasche und zusätzlich einem Aschenbecher, und sie sagt, eigentlich ist das Leben scheiße, und eigentlich will sie gar keine Friseurin sein, aber sie ists halt trotzdem. Einfach so.
Und ich frage, was sie lieber wäre, und sie sagt, an der Seite eines reichen Mannes.
Und dass das das Wichtigste sei, dass der Mann Geld hat, gut aussieht und die Restaurantrechnung bezahlt beim Date. Und die Tür aufhält und einem in den Mantel hilft.
Wie ich das denn sehen würde, will sie wissen.
Und ich erkläre, mir ist es egal, wieviel Geld er hat; und meinetwegen muss er nicht im Restaurant vor mir sitzen, sondern kann auch mit mir spazieren gehen, auf der Panzerstraße oder irgendwo, wo man eher spazieren geht, oder er kann mit mir in der Absteige vor der Bühne rumstehen, und er muss mir auch nichts bezahlen, auch, wenn ich das aus rein finanziellen Gründen natürlich ganz nett fände, und die Tür aufhalten sollte er mir vor allem, wenn ich gerade alle Hände voll Katze habe.
Auch, wenn Türaufhalten und die Mantelsache natürlich ganz nett sind.
Verständnislos guckt sie und fragt, was dann für mich "den Richtigen" ausmacht.
Das Gefühl, dass es richtig ist, sage ich und komme mir irgendwie dumm vor.
-Ob dann die alte Sache der Richtige für mich gewesen wäre. Oder das Problem.
Wenns nach meinem Gefühl geht schon, sage ich. Die fiese Wahrheit kommt einem in solchen Momenten irgendwie leichter über die Lippen.
-Restlos?
Will sofort mit Ja antworten, überlege dann aber.
Gefühl sagt ja, Verstand sagt Nein, Herz enthält sich.
Ich sage ihr das so, auf gut Glück, und sie ist verwirrt und wechselt das Thema.
Silvestergestaltung.
Ich erzähle von meinem vorrausichtlich ach-so-tollen Abend, den ich erleben werde; werde wohl sinnlos beim Working Class Hero rumsitzen, mit dem Studenten und der Schwester der alten Sache und anderen Leuten, und ich habe keine Lust und will nicht, weil dann wieder die gottverdammten Partyspiele ausgepackt werden. Mit denen ich mich unwohl fühle, massivst, die ich nicht mag, die ich so furchtbar hohl finde und die mich fast physisch leiden lassen. Alleine durch den Gedanken an sie. Ebenso Trinkspiele. Ein ganzer Abend damit, das halte ich nicht aus, glaube ich.
Hm, sie geht an Silvester auf ne Privatparty bei einem Freund, also, um genau zu sein, ihrem Freund. Der hat sogar nen Pool, deshalb wäre das ne ganz nette Sache. Ohne mich, undso, solche Bonzengeschichten wären ja eh nicht meins, ich sei ja mehr so antikapitalistisch. Sagt sie so, und als ich sie frage, ob sie weiß, was das Wort heißt, meint sie, nicht genau, aber sie fände, das würde so gut zu mir passen, mit dem "anti" vornedran.
Fährt fort und erklärt mir, ich wäre ja allgemein so anti.
Anti-Kapitalistisch,
Anti-Konsumgesellschaft,
Anti-Nach-dem-Äußeren-Gehen,
Anti-Vorurteile,
Anti-Luxus,
Anti-Atomkraft,
Anti-Style.
Sagt sie so und findets bei jedem "anti" ein bisschen lustiger, und ich höre irgendwo ab der Hälfte auf, mir Gedanken darüber zu machen, ob das eigentlich stimmt, was sie da so sagt.
Anti-Alkohol, zumindest meistens, macht sie weiter.
"Und", sie deutet auf den Aschenbecher, in den sich das erste Ascheflöckchen der nächsten Mentholkippe begeben hat, "Anti-Rauchen". Sagts und lacht. Ich dann auch ein bisschen. Sie noch mehr.
Überhaupt lacht sie so oft, und meistens sogar über das,was ich sage. Muss mich nichtmal anstrengen, sie braucht keine hochgeistigen Bemerkungen und Ironie versteht sie nicht. Leider auch oft nicht, wenn mir etwas ernst ist. Oder wehtut. Hm.
Sie wendet sich wieder dem PC zu, überlegt kurz, sieht sich dann die Freundesliste des Problems durch und fährt dabei eine Weile fort, mir verschiedene "antis" zuzuordnen, bis sie dann verstummt und sich ein, zwei Profile ansieht.
Anti-Kontrollverlust, füge ich geistig noch hinzu.
Anti-Lebenaufdiereihekriegen.
Anti-Disco.
Anti-Tierversuche.
Anti-Friseur.
Anti-Böseinhaltsstoffeinkosmetikaundlebensmitteln.
Anti-Herzverlieren. Zumindest theoretisch..
"Schau mal, der ist süß!"
Erhebe mich schwerfällig und rutsche in ihre Richtung, um vom Laptop aus von einem Profilbild angelächelt zu werden.
Auf dem Profilbild, da ist der Schlagzeuger aus der Luxusabsteige, und er lächelt so ehrlich, dass ich fast ein wenig zurücklächeln muss. Anscheinend wurde er da in der richtigen Absteige fotographiert, der Hintergrund spricht dafür.
"Wo hast du den denn gefunden, war der noch auf der Freundeliste?" Und wieso habe ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache.
"Ja, ich glaub der war da noch dabei..." Die Nachbarin klickt zurück und wir sind wieder beim Profil des Problems, und beim Anblick seines Bildes im Vergleich mit dem des Schlagzeugers drängt sich mir ein Verdacht ins Hirn.
"Sag mal, weißt du, ob das Problem nen Bruder hat?"
"Nee, aber ich frag ihn mal". Noch bevor ich meinen Du-kannst-den-doch-jetzt-nicht-einfach-so-fragen-Reflex ausleben oder zumindest äußern konnte, hatte sich die Nachbarin wieder in die Unterhaltung eingeklinkt, und nach einem "Sorry ich war grad an der Tür und hab meine Pizza geholt. Welche Pizza isst du gerne?" ihrerseits hängt sie nahtlos ein "Hast du nen Bruder?" an.
Vermutlich ist das Problem von der allgemeinen Zusammenhanglosigkeit ihrer Fragen geringfügig verwirrt bis überfordert (Zwischendurch hatte sie sich bereits nach der Farbe seiner Socken, seinen Wochenendaktivitäten und seinem Lieblingessen in dieser Reihenfolge erkundigt), jedenfalls dauert die Antwort ein bisschen und meine Nervosität steigert sich, ein bisschen.
"Wieso"
Naja, wenigstens ein Fragezeichen hätte er ihr ja gönnen können. Aber die alte Sache antwortet auch vorzugsweise ohne Satzzeichen, dafür mit großer Verzögerung und gerne auch mal nur "^^". Wie ich das hasse.
-"Weil ich letztens wen gesehen hab, der dir voll ähnlich sieht und ich wissen will ob du noch mit wem verwandt bist"
Da, sie verwendet auch keine Satzzeichen.
Und eigentlich auch kein festes System in Sachen Rechtschreibung, aber ich sitze inzwischen neben ihr und gebe Vorschläge ab. Für Formulierungen eigentlich auch, aber das ignoriert sie gekonnt.
Wieder kurze Pause, dann:
"Ja ich hab noch Verwandte^^
Wenn das auf nem Konzert oder so war, wars wahrscheins mein Cousin, der steht ja voll auf sowas"
Sie schaut mich mit großen Augen an, ich schau sie mit großen Augen an.
"Alter."
"Alter". (Wenn sogar ich mich mal zu sowas hinreißen lasse...)
Vor meinem geistigen Auge wieder der Schlagzeuger, und es wird auf einmal klar. Hätte es gleich sehen müssen; mir denken können.
Das Grinsen. Von einem Ohr zum anderen, mit Zähnen. Und die Locken.
Die Art, wie er peinlich berührt nach unten geguckt hat, als seine Schlagzeugerfähigkeiten erwähnt wurden.
"Hm. Naja. " Sie geht wieder dazu über, sich ein bisschen darüber lustig zu machen, dass mein Silvester so furchtbar scheiße wird, weil ich nicht alleine daheim sein will, aber die einzige Alternative "sinnlose Party- und Trinkspiele und ein mich angeiernder Student beim Working Class Hero" heißt und die Person, die mich eingeladen hat, dummerweise nichtmal Veranstalter der Party ist. Aber der Zusatzschlafplatz, den finden wir auch noch. Und überhaupt, wird ja sooo lustig. Ich könnte kotzen, so lustig wird das. Oder in echter Depression versinken, wenn ich alleine bin.
Mich zu meinem verkindlichten, halb tauben und halb blinden Großvater zu setzen erscheint mir als eine fast schon angenehme Alternative, aber was haben wir zu reden?
Anschweigen, nur manchmal unterbrochen durch Sinnlosigkeiten seinerseits. Weiterschweigen.
Dann würden wir noch beide in unseren Depressionen versinken.
Also "Party". Beim Working Class Hero. How wonderful.
Mit den ganzen verfickten Partyspielen. Und einem Studenten, der meint, er hat ja auch keinen Bock auf die Spiele, wir könnten ja was anderes machen.
Worauf ich mir denke, SICHERLICH NICHT das was du denktst.
Und mich frage, wie ich den Abend überleben soll. Stundenlang hirnlose Partyspiele. Bis Null Uhr. Danach weiter. Einfach so. Weil ihnen danach ist. Weil es ihnen Spaß macht. Und ich in der Unterzahl bin.
Ach scheiße ist das doch.
Überhaupt hat sich der Ankotzfaktor des Lebens für mich aktuell vervielfacht.
Mein Vater verletzungsbedingt jetzt monatelang dauerzuhause; seine Freundin hat anscheinend vergessen, wo sie wohnt und hängt deshalb immer bei uns rum;
wieso kann das Problem keine eindeutige Ansage machen, ja er hat eine Freundin oder nein, er hat keine,
wieso kann ich mit der ganzen Sache nicht endlich mal abschließen,wieso muss ich mir die gottverdammten, hirnlosen, bekloppten, beschissenen Partyspiele antun,
und wieso zur Hölle muss der Schlagzeuger der Cousin des Problems sein?
Die Nachbarin ist ganz erschrocken, ich hab das nämlich laut gesagt. Und zwar crescendo bis zum emotionalen und (für meine Verhältnisse) lautstärketechnischen fortissimo. Dafür ganz ohne Neologismen bis zum Erbrechen.
Erschüttert sie aber nicht dauerhaft, sie dreht sich wieder zum Bildschirm, auf dem in einem anderen Fenster unser Film schon seit Stunden darauf wartet, gesehen zu werden, klickt ihn versehntlich weg und da ist somit nur noch der Schlagzeuger in Großaufnahme,und als die Nachbarin seine Bilder durchsieht, fällt mir wieder ein, warum er mir so bekannt vorkam (Klar, er ist ja auch der Cousin des Problems..).
Da, ein uraltes Klassenfoto, auf dem unser Schulstempel und auch er zu sehen sind, und ein Lehrer, der schon längst in Rente ist. Was macht das eigentlich im sozialen Netzwerk meines Misstrauens?
Sie klickt weiter. Er mit seinem Cousin, vor dem Einlass zu einem Dorffest, bei dem ich Sanitätsdienst hatte und den Kumpel, der bei ihnen steht, zusammenflicken durfte. Der mich damals tot- und wieder lebendig geredet hat.
Der Schlagzeuger in der Absteige, zwischendurch ein Bild von einer Generalprobe oder einem Konzert. Eher Probe.
Und da, der Fremde,ganz versunken in der Musik, mit geschlossenem Augen und dem Kontrast Gibson Les Paul vs. blau-weißes Streifenhemd und kurzer Kurzhaarschnitt, ein Sänger, der sich wohl gerade die Seele aus dem Leib schreit, und der Schlagzeuger in Action, bei vollem Körperseinsatz, mit fliegender Mähne und im Nirvanashirt (Pluspunkt!).
Ein Bild von der selben Probe(?), Pause. Ein relativ ernsthafter Fremder starrt in die Ferne. Ein Sänger, der sich nicht mehr die Seele aus dem Leib schreit, dafür aber eine Bierflasche ext, und der Schlagzeuger. Nicht mehr mit fliegender Mähne,mit Drumsticks in der einen Hand, um deren Gelenk sich diverse Festivalbändchen winden, dafür aber ohne Nirvanashirt. Das hält er in der anderen Hand.
Und ich denke mir so, verdammt, irgendwie hab ichs mit der Familie.
Thema: persoenlichkeitsfetzen
28. Dezember 11 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
wenn man bei einer größeren Desktopentrümpelungsaktion (die auch dringend nötig war, die Kiste läuft...naja,eigentlich gar nicht mehr) einen Ordner mit der Aufschrift "Texte" findet und nach einem Blick hinein nur knapp den Löschreflex unterdrücken kann, weil es sich beim Inhalt um Pseudosongtexte handelt, die man vor drei, vier Jahren geschrieben hat....
Nach erfolgreicher Unterdrückung des Löschreflex' sah ich mir das ganze mal genauer an und erwischte zielsicher einen Text, der, wer hätte es gedacht, vom ehemaligen Problem handelte.
Und da fluchte mein damals noch relativ kurzhaariges Ich so ganz aggressiv auf ihn, auf sein Geld, auf alle langhaarigen Mädchen dieser Welt, darauf, dass ich nicht sein Typ war (und wohl nicht bin), und am Ende vom Lied, da sagt ihm mein Vordreijahren-ich, Sorry Junge, das mit deinem übergroßen Ego, dir und mir, das wird nix, ich such mir lieber was besseres.
Krasse Sache, wie mein Vordreijahrenich damit umgegangen ist.
Dass es zumindest zeitweise eben doch von der ganzen Sache mitgenommen wurde, erkennt man dann an einem anderen, "Mädchen von Nebenan" heißt der Text, bezeichnenderweise.
Da erzählt mein Vordreijahren-ich davon, dass das "Kumpelsein", was doch so wichtig wäre, genau das Problem an der ganzen Sache sei (Da hat sich ja bis heute nichts geändert), im Kontrast dazu eben die damalige Freundin der alten Sache. Und so geht das Lied dann und regt sich auf über dieses Wesen, und ihn, und darüber, dass sie zwar gar nicht zusammenpassen, aber immernoch besser als er und ich.Hmn.
Fiel wohl auch alles in seine oberflächlichere Phase, soweit ich das lese.
Ich musste bei beiden Liedern den Löschreflex stark unterdrücken, ich schäme mich ja gerne mal für das, was ich so schreibe, ja, jetzt hab ichs ausgesprochen, und in diesen beiden Fällen.. naja.
Habs dann doch nicht gelöscht, no regrets undso, und weiter durchgeguckt.
Waren dann nicht so viele, das meiste habe ich auf Papier geschrieben und irgendwann weggeworfen, ich kann keine guten Lieder schreiben, glaube ich.
Ob ich überhaupt gut schreiben kann ist ja auch so eine Frage, hängt wohl von der Tagesform ab, wie ich antworten würde.
Ich vermisse nur einen Text, den ich jetzt sehr gerne wiedergefunden hätte, und zwar den, den ich geschrieben habe, gleich nachdem ich es damals erfahren habe.
Das war der bis jetzt emotionalste Text, den ich fabriziert habe, selbst aktuelle Krisendokumente aus dem Blog hier kommen da, glaube ich, nicht ganz ran, und ich hätte ihn gerne nochmal gelesen, doch dummerweise war es genau der, den ich eben nicht noch in Word abgetippt, sondern nur auf Papier geschrieben habe, und der spätestens in einer größeren "Ich muss da jetzt aufräumen"-Aktion der Freundin meines Vaters am Anfang, als sie zum zweiten Mal hier war und ich noch keine Tür hatte, verschollen ist.
Ich hätte ihn gerne nochmal gelesen, den Text, der keinen Titel hatte; wie das damals war, weiß ich noch, aber nicht mehr, wie ich es in Worte gefasst habe, und allgemein schien ich damals Gefühle besser in Worte fassen zu können als heute.
Dass ich natürlich heute immernoch an der ganzen Problematik zu kauen habe, konnte ich damals nicht wissen. Überhaupt, "in einem halben Jahr werde ich 18" kam mir damals so seltsam vor, so "bis dahin hab ich mein Leben im Griff"-mäßig. Dann wird alles besser und ich werde erwachsen, und irgendwie hatte das ganze sowas von Endzeitstimmung, damals, vor drei Jahren.
Ein wenig später lief mir auch zum ersten Mal die alte Sache über den Weg, die es erfolgreich schaffte, das Problem zumindest zeitweise zu verdrängen.
Außerdem diverse Versuche, die Sache auf die Reihe zu kriegen; liest man nur den einen Text, könnte man meinen, ich hätte es geschafft, und auch der andere endet eher positiv.. aber da ist ja noch der verschollene Text, der, der die Realität besser beschreibt.
Wenn es ein selbst geschriebenes Lied von mir gibt, für das ich mich mit meiner Gitarre auf die Absteigenbühne stellen würde, wenn open stage ist, und das ich dann singen würde, dann wäre es dieses. Einfach so, vermutlich mit improvisierter Begleitung und improvisierter Melodie, ohne Überarbeitung des Wortlauts, genau so, wie ich es geschrieben habe, damals, 2008, vor drei Jahren.
Und ein paar Ordner weiter, da lauert der abgespeicherte Zeitungsartikel über die Schultheateraufführung von damals, vor drei Jahren, als mir, der Neuen, einfach mal so eine Hauptrolle aufgedrückt wurde und die alte Sache sich um das Licht und alles, was sonst so an Technik anfiel, kümmerte, und gerade vermisse ich das wieder, trotz hirnloser Einspielübungen und doofer Regieanweisungen einer eifersüchtigen Mitschauspielerin, die dachte, ich würde ihr Faust wegnehmen wollen.
Trotz.. allem. (?)
Die alte Sache damals, Abitur und das alles, ich damals, Ende siebte Klasse. Das ehemalige Problem mit Freundin, irgendwie habe ich das während dem Theater komplett ignoriert und es trotzdem geschafft, zu spielen.
Du lässt deine eigentliche Person in der Garderobe hängen, dann gehst du rauf auf die Bühne, wirst von den Scheinwerfern angestrahlt und es geht los.
Ohne zu wissen, dass es 2010 schon länger kein Theater mehr geben wird, und die letzte Aufführung wieder so sein wird wie die erste, von der alten Sache ausgeleuchtet, er fluchend mit der Technik und den Rolläden, die sich immer wieder hochziehen, kämpfend; ich mit der eifersüchtigen Mitschauspielerin, die immernoch grundlos das Gefühl hatte, ich würde ihr Faust wegnehmen wollen; dafür ohne die Lehrerin, die das ganze eigentlich leiten sollte.
Wusste ich damals nicht, ein Ende war absehbar, aber nur bedingt durch Massenabitur fast aller Schauspieler.
Dass es so endet? Undenkbar, vor drei Jahren, als die Welt noch einbesserer anderer Ort war.
Nach erfolgreicher Unterdrückung des Löschreflex' sah ich mir das ganze mal genauer an und erwischte zielsicher einen Text, der, wer hätte es gedacht, vom ehemaligen Problem handelte.
Und da fluchte mein damals noch relativ kurzhaariges Ich so ganz aggressiv auf ihn, auf sein Geld, auf alle langhaarigen Mädchen dieser Welt, darauf, dass ich nicht sein Typ war (und wohl nicht bin), und am Ende vom Lied, da sagt ihm mein Vordreijahren-ich, Sorry Junge, das mit deinem übergroßen Ego, dir und mir, das wird nix, ich such mir lieber was besseres.
Krasse Sache, wie mein Vordreijahrenich damit umgegangen ist.
Dass es zumindest zeitweise eben doch von der ganzen Sache mitgenommen wurde, erkennt man dann an einem anderen, "Mädchen von Nebenan" heißt der Text, bezeichnenderweise.
Da erzählt mein Vordreijahren-ich davon, dass das "Kumpelsein", was doch so wichtig wäre, genau das Problem an der ganzen Sache sei (Da hat sich ja bis heute nichts geändert), im Kontrast dazu eben die damalige Freundin der alten Sache. Und so geht das Lied dann und regt sich auf über dieses Wesen, und ihn, und darüber, dass sie zwar gar nicht zusammenpassen, aber immernoch besser als er und ich.Hmn.
Fiel wohl auch alles in seine oberflächlichere Phase, soweit ich das lese.
Ich musste bei beiden Liedern den Löschreflex stark unterdrücken, ich schäme mich ja gerne mal für das, was ich so schreibe, ja, jetzt hab ichs ausgesprochen, und in diesen beiden Fällen.. naja.
Habs dann doch nicht gelöscht, no regrets undso, und weiter durchgeguckt.
Waren dann nicht so viele, das meiste habe ich auf Papier geschrieben und irgendwann weggeworfen, ich kann keine guten Lieder schreiben, glaube ich.
Ob ich überhaupt gut schreiben kann ist ja auch so eine Frage, hängt wohl von der Tagesform ab, wie ich antworten würde.
Ich vermisse nur einen Text, den ich jetzt sehr gerne wiedergefunden hätte, und zwar den, den ich geschrieben habe, gleich nachdem ich es damals erfahren habe.
Das war der bis jetzt emotionalste Text, den ich fabriziert habe, selbst aktuelle Krisendokumente aus dem Blog hier kommen da, glaube ich, nicht ganz ran, und ich hätte ihn gerne nochmal gelesen, doch dummerweise war es genau der, den ich eben nicht noch in Word abgetippt, sondern nur auf Papier geschrieben habe, und der spätestens in einer größeren "Ich muss da jetzt aufräumen"-Aktion der Freundin meines Vaters am Anfang, als sie zum zweiten Mal hier war und ich noch keine Tür hatte, verschollen ist.
Ich hätte ihn gerne nochmal gelesen, den Text, der keinen Titel hatte; wie das damals war, weiß ich noch, aber nicht mehr, wie ich es in Worte gefasst habe, und allgemein schien ich damals Gefühle besser in Worte fassen zu können als heute.
Dass ich natürlich heute immernoch an der ganzen Problematik zu kauen habe, konnte ich damals nicht wissen. Überhaupt, "in einem halben Jahr werde ich 18" kam mir damals so seltsam vor, so "bis dahin hab ich mein Leben im Griff"-mäßig. Dann wird alles besser und ich werde erwachsen, und irgendwie hatte das ganze sowas von Endzeitstimmung, damals, vor drei Jahren.
Ein wenig später lief mir auch zum ersten Mal die alte Sache über den Weg, die es erfolgreich schaffte, das Problem zumindest zeitweise zu verdrängen.
Außerdem diverse Versuche, die Sache auf die Reihe zu kriegen; liest man nur den einen Text, könnte man meinen, ich hätte es geschafft, und auch der andere endet eher positiv.. aber da ist ja noch der verschollene Text, der, der die Realität besser beschreibt.
Wenn es ein selbst geschriebenes Lied von mir gibt, für das ich mich mit meiner Gitarre auf die Absteigenbühne stellen würde, wenn open stage ist, und das ich dann singen würde, dann wäre es dieses. Einfach so, vermutlich mit improvisierter Begleitung und improvisierter Melodie, ohne Überarbeitung des Wortlauts, genau so, wie ich es geschrieben habe, damals, 2008, vor drei Jahren.
Und ein paar Ordner weiter, da lauert der abgespeicherte Zeitungsartikel über die Schultheateraufführung von damals, vor drei Jahren, als mir, der Neuen, einfach mal so eine Hauptrolle aufgedrückt wurde und die alte Sache sich um das Licht und alles, was sonst so an Technik anfiel, kümmerte, und gerade vermisse ich das wieder, trotz hirnloser Einspielübungen und doofer Regieanweisungen einer eifersüchtigen Mitschauspielerin, die dachte, ich würde ihr Faust wegnehmen wollen.
Trotz.. allem. (?)
Die alte Sache damals, Abitur und das alles, ich damals, Ende siebte Klasse. Das ehemalige Problem mit Freundin, irgendwie habe ich das während dem Theater komplett ignoriert und es trotzdem geschafft, zu spielen.
Du lässt deine eigentliche Person in der Garderobe hängen, dann gehst du rauf auf die Bühne, wirst von den Scheinwerfern angestrahlt und es geht los.
Ohne zu wissen, dass es 2010 schon länger kein Theater mehr geben wird, und die letzte Aufführung wieder so sein wird wie die erste, von der alten Sache ausgeleuchtet, er fluchend mit der Technik und den Rolläden, die sich immer wieder hochziehen, kämpfend; ich mit der eifersüchtigen Mitschauspielerin, die immernoch grundlos das Gefühl hatte, ich würde ihr Faust wegnehmen wollen; dafür ohne die Lehrerin, die das ganze eigentlich leiten sollte.
Wusste ich damals nicht, ein Ende war absehbar, aber nur bedingt durch Massenabitur fast aller Schauspieler.
Dass es so endet? Undenkbar, vor drei Jahren, als die Welt noch ein
