Thema: kurz gemeldet
"Wochenende bei der alten Sache" mutiert von wirdbestimmtgut zu "Ich fühle mich beim Gedanken daran mehr als massiv unwohl", zuhause bleiben ist dank der aktuellen Situation keine Option.
Meine Schulsanitäter sind ab morgen auf dem Wettkampf, der Februarsbesuch ist zu weit nördlich, um ihn mit dem Bayernticket besuchen zu können, und mein Geldbeutel sagt "nein" zu längeren Zugfahrten.
Entscheidungsschwierigkeiten kennt man ja von mir, problematisch wird es, wenn selbst mein Bauchgefühl keine eindeutige Aussage von sich gibt..
Meine Schulsanitäter sind ab morgen auf dem Wettkampf, der Februarsbesuch ist zu weit nördlich, um ihn mit dem Bayernticket besuchen zu können, und mein Geldbeutel sagt "nein" zu längeren Zugfahrten.
Entscheidungsschwierigkeiten kennt man ja von mir, problematisch wird es, wenn selbst mein Bauchgefühl keine eindeutige Aussage von sich gibt..
Thema: persoenlichkeitsfetzen
"Und dann bin ich auf der Wiese im Wasserschutzgebiet aufgewacht, nach zwei Stunden oder so!"
Was wie der Beginn einer weiteren hochdramatischen Erfindung eines schlecht bezahlten Autorenteams Offenbarung im qualitativ hochwertigen Nachmittagsfernsehen klang, beendete in Wahrheit den Bericht der Mitsanitäterin darüber, wie sie ihren Sonntagabend verbracht hatte.
Während Blondine Nr.3 und auch die Mitsanitäterin selbst darüber lachten, dass sie, nachdem ihr Freund um eine Beziehungsauszeit gebeten hatte, zwei Flaschen Billigbaileys geleert, sich danach noch auf ihr Fahrrad geschwungen, das Haus ihres Freundes aufgesucht und die ganze Nachbarschaft zusammengeschrien hatte, fand ich die ganze Sache mal wieder eher weniger lustig.
Als tendenziell bedenklich empfand ich dagegen den Fakt, dass die Mitsanitäterin, nachdem ihr Freund und seine Familie dann definitiv wach waren, anscheinend weggefahren war, einen totalen Filmriss hatte und 2h später, um fünf Uhr morgens, im Wasserschutzgebiet wieder aufgewacht war, weil ihr Freund sie dort gefunden hatte und im Begriff war, sie zu sich nach Hause zu tragen, damit sie in Sicherheit ihren vermutlich beträchtlichen Rausch ausschlafen konnte.
Der Rest der Welt verstand mal wieder nicht, wo mein Problem lag, es wäre ja schließlich nichts passiert.
Dass die Mitsanitäterin schön blöd sei, sich alleine daheim zwei Flaschen Billigbaileys reinzuziehen, schließlich sei Trinken ohne Gesellschaft irgendwie langweilig und sinnlos, fand man ; aber sonst..
Die Biokurskollegin ließ noch ein gespielt ernstes "Alkohol löst keine Probleme, mein Kind!" ab, und damit war die Sache dann auch vom Tisch.
In meinem Kopf machte ich einen weiteren Strich auf der Liste "Wochenenden, an denen die Mitsanitäterin mindestens so dicht wie der Fremde war" und legte vorsichtshalber schonmal ein weiteres Blatt bereit.
Die Mitsanitäterin ist eine sehr zwanghafte, verkrampfte Person.
Sie lernt nicht nur Hefteinträge, sondern ganze Schulbücher auswenig, putzt jedes Zimmer, das sie erreichen kann, bis auch die Möbel glänzen, setzt sich selbst massivst unter (schulischen) Leistungsdruck, im ständigen Wettkampf mit der, die letztes Jahr um 0,1 besser war, und hat auch keine Probleme damit, die Hefteinträge ihrer Mitschüler verschwinden zu lassen, wenn sie Konkurrenz wittert. Bei ihr muss alles perfekt sein, fest geplant, auswendiglernbar. Denkaufgaben lassen sie ebenso verzweifeln wie mich Vokabeltests.
Vielleicht sind wir deshalb in der siebten Klasse Freunde geworden.
Ich verkörperte die Gegenteilextreme zu ihren, und ich tue es auch heute noch.
Uns beiden ist eine gewisse innere Zerissenheit zu eigen, und eine gewisse Vorschädigung durch Eltern, die eigentlich keine Kinder hätten bekommen sollen.
Die Ausprägung der Probleme, und auch ihre Folgen, könnten allerdings nicht unterschiedlicher sein.
Da ist sie, seit einem Jahr Scheidungskind, mit dem Vater, der sich selbst gerne irgendwo zwischen Herrscher der Welt und cooler Teenie sehen würde, und sitzt alleine daheim und schüttet zwei Flaschen Likör in sich rein, weil sie Beziehungsprobleme hat, mit ihrem Freund, diesem endlos geduldigen Menschen, der versucht, sie zu stützen, aber vermutlich zu normal ist, um zu verstehen.
Und da bin ich, die Halbwaise, deren Mutter angefangen hat, zu trinken, als sie so alt war wie ich jetzt, und sich damit so kaputt gemacht hat, dass sie 2007 einfach gestorben ist.
Mit dem Vater, der, selbst traumatisiert von zu schlechten Eltern und deren zu falschen Vorstellungen, gefesselt von dem, was ihm beigebracht wurde und dem, was sich "so gehört", nie so richtig fähig war, eine funktionierende Familie hinzubekommen, und der sich vermutlich doch nur das gewünscht hat. Funktionierende Hausfrau, funktionierendes Kind, das eigentlich noch einen funktionierenden Bruder oder eine funktionierende Schwester hätte haben sollen. Funktionierende Familie. Funktionierendes Leben.
Der das nie bekommen hat.
Mit der Vatersfreundin, in der sich schon seit ihrer Kindheit Wut und Zorn und Frustration aufstauen, und die in mir die Person gefunden hat, an der sie all das willkürlich auslassen kann.
Da bin ich, sitze daheim und schreibe, fahre Bus und schreibe, gehe auf Konzerte und manchmal tanze ich, wenn auch sehr schlecht, verliebe mich und weine, verliere mich und suche, balanciere und falle, aber gehe irgendwie doch weiter.
Ich denke bis tief in die Nacht und bis zum nächsten Morgen, und wenn ich darüber schreiben kann, wird es besser, ansonsten nicht.
Ich ertränke es nicht. Auch, wenn es sich dann manchmal anfühlt, als würde es einen umbringen.
Oder einfach nur leer; dumpf und leer.
Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
Die Mitsanitäterin erlaubt sich nicht, sowas zu fühlen,vielleicht hat sie auch Angst davor.
Ich habe genauso Angst davor, irgendwo in dieser Leere verloren zu gehen, aber wenn sie dann auftaucht, sehe ich trotzdem direkt in sie, und wenn es sein muss, springe ich auch rein.
Sie wird immer mehr zum Extremmensch. Auf der einen Seite der Leistungswahn, auf der anderen der totale Kontroll- und inzwischen schon Gedächtnisverlust an Feiern. Das, was sie früher so sehr abgelehnt hat.
Leute, die zuviel trinken.
Leute, die fremden Menschen aufs Shirt kotzen.
Die sich nachts um drei an den Schultern ihrer noch nüchternen Sanikollegin abstützen, wie gestört lachen und so sehr schwanken, dass man Angst haben muss, sie würden gleich in Ohnmacht fallen.
Die das Bewusstsein verlieren vor lauter Alkohol, und morgens um fünf auf einmal auf der Wiese neben dem Wasserschutzgebiet liegen.
Und am nächsten Tag übersät mit blauen Flecken und dem Kater des Jahrtausends aufwachen,weil sie besorgniserregend betrunken waren, als sie mit dem Fahrrad 10km gefahren und mehrmals runtergefallen sind.
Früher fand sie solche Menschen abstoßend, die so die Kontrolle über sich verlieren. Das Problem hatte zu der Zeit gerade angefangen, einer von den Coolen zu werden, und sie hätte am Liebsten gesehen, wie ich meine Gefühle für ihn im Wald vergrabe und dort lasse.
Überhaupt verstand sie das nicht so gut, den Gefühlskram, für sie war das immer etwas, was man sich aussuchen und nach Belieben ein- und ausschalten konnte.
Sie hat auch heute noch manchmal Probleme damit, Gefühle als einen Wert anzusehen, aber die Emotionen holen sie ein, all die, die sie sich jahrelang nicht zugestanden hat, die sie weggelernt, weggeputzt und weggewaschen hat.
Die gehen nicht einfach irgendwo zwischen Geschichtsvortrag schreiben, Frühuni und dem nächsten Absturz verloren, wie das mit einigen ihrer neuen Freundschaften passiert ist.
Meine Freundschaft zu ihr ist auch verloren gegangen, schon letztes Jahr.
Wir, beide Extremmenschen, entwickelten uns immer weiter, in Richtungen, mit denen die andere eigentlich nicht mehr klarkam oder klarkommen wollte, auch,wenn das bis heute keine von uns je geäußert hat.
Ich sage ihr immernoch, dass ich da bin für sie, und ich meine es auch so; manchmal,alle paar Monate oder am Ende längerer Ferien, meldet sie sich und wir versuchen, zu reden, aber es geht nicht.Nichtmal über die Schule können wir reden, und ich bin verunsichert, weil ich gleichzeitig befürchte, sie, inzwischen semicool bei den Normalen, könnte das, was ich unbeholfen versmalltalke, doof finden.
Manchmal ist sie noch die alte; wenn sie mich mitten im Satz unterbricht, mit Vorliebe dann,wenn es gerade wichtig gewesen wäre,um sich über die Notendurchschnittskonkurrenz aufzuregen; wenn sie in ihre kindischen Abspackphasen verfällt, die damals dafür gesorgt haben, dass keiner außer mir was mit ihr zu tun haben wollte, aber die mich, auch, wenn ich sie peinlich fand, nie davon abgehalten haben, mit der Mitsanitäterin in der Pausenhalle zu sitzen und ihr bei den Hausaufgaben zu helfen, wenn da eine Aufgabe war, bei der einem Auswendiggelerntes so garnicht weiterhelfen wollte.
Ich weiß nicht, ob ich die alte Mitsanitäterin zurückhaben möchte.
Aber ich möchte nicht, dass sie verloren geht.
Wir waren damals beste Freunde, aber nicht, weil da so eine Verbundenheit war,jedenfalls empfand ich keine,aber ich tue mir mit sowas manchmal allgemein schwer und damals war das noch viel schlimmer, sondern weil die anderen irgendwie alle gleich waren.
Und irgendwann hat die Hyperaktive die schwarz gekleidete,schwarzhaarige und schwarz geschminkte, Kafka lesende Mitsiebtklässlerin angesprochen und gefragt, warum sie eigentlich immer so düster rumläuft, das würden doch in unserer Gegend nur die machen, die um einen Verstorbenen trauern.
Und dann waren wir auf einmal Freunde; jedenfalls hat sie gesagt, dass das Freundschaft heißt; ich war mir da nicht sicher, die letzte richtige Freundschaft, die ich mitbekommen hatte, war zu einem griechischen Mädchen gewesen, das ich seltsamerweise verstanden hatte, obwohl es kein Wort Deutsch sprach, und das dann umgezogen war, und danach zeichneten sich Beziehungen zu meinen Mitkindern vor allem dadurch aus, dass diese ausgesprochen gemein sein konnten.
Aber die Mitsanitäterin nannte mich "beste Freundin", also war ich das eben, durch viele Haarfarbenwechsel meinerseits hindurch, egal, was passieren wollte und auch, wenn sie und ich weder auf eine Wellenlänge, noch irgendwie auf einer gemeinsamen Ebene waren.
Habe mich anschreien und halb totdiskutieren lassen, volllallen und anlachen, eventuell auch auslachen, ihr Ego gegen mein Ego, ein harter Kampf, war mit ihr auf Stammtischen und Beatabenden und einmal hat sie mich wegen dem Problem weinen sehen.
Ich war da,als ihre Eltern sich getrennt haben;als ihr Vater eine neue Freundin hatte; als Schluss war und er zu Kurzzeitfickbeziehungen übergegangen ist, weil man sich da emotional nicht so schrecklich nah sein muss. Nah sein bedeutet verletzlich sein.
Trotz allem da sein konnte sich unsere Freundschaft nicht halten, weil ich mich verändert habe. Und weil sie sich verändert hat.
Und aller Logik zu Trotz scheint es so,als würde sie,die organisierte, die geordnete; die, die einen Plan und immer den Überblick hat; als würde sie jetzt über genau diese Dinge stolpern, während ich anfange, das balancieren zu lernen.
Vielleicht sehen wir uns nach dem Studium wieder; ich bin mir sicher, dass sie dann eine erfolgreiche Medizinerin ist, Mediziner müssen Faktenwissen haben,sich an den Plan halten und logisch denken; das kann sie gut, die Misanitäterin, und ihr Notendurchschnitt spricht ihr das zu, was allgemein Intelligenz genannt wird, locker stipendiumstauglich.
Ich weiß nicht, was dann aus mir geworden ist.
Wenn es klappt, wenn ich dann wirklich Psychologin bin, und wenn ich dann wirklich in der Superklinik arbeite, sehe ich sie vielleicht.
Sie säße dann möglichst gerade auf einem Stuhl, permanent mit dem Fuß tippend oder den Fingern trommelnd, aber nicht zu einer Melodie, die in ihrem Kopf ist, sondern, weil sie es muss; und sie würde mich als erstes anraunzen, weil ich nur fünf und nicht zehn Minuten zu früh da sein würde.
Dann, bei der Gruppensitzung, würde sie mir erklären, dass ich unfähig und meine Methoden bescheuert seien, würde aus dem Raum stürmen und sich mindestens zwei Stunden lang aufregen, bis ich sie suchen, finden und dann versuchen würde,mit ihr zu reden, darüber, dass ihr manches vielleicht auf den ersten Blick ungewohnt vorkäme, das aber alles seinen Sinn habe. Sie würde schrill lachen, sagen, dass ich ein Rad ab habe, und den Rest des Abends auf ihrem Zimmer verbringen, während der Rest meiner burnout- und/oder suchtgeplagten Truppe im Billardraum die von oben verordneten Gemeinschaftszeiten abarbeitet.
Was wie der Beginn einer weiteren hochdramatischen
Während Blondine Nr.3 und auch die Mitsanitäterin selbst darüber lachten, dass sie, nachdem ihr Freund um eine Beziehungsauszeit gebeten hatte, zwei Flaschen Billigbaileys geleert, sich danach noch auf ihr Fahrrad geschwungen, das Haus ihres Freundes aufgesucht und die ganze Nachbarschaft zusammengeschrien hatte, fand ich die ganze Sache mal wieder eher weniger lustig.
Als tendenziell bedenklich empfand ich dagegen den Fakt, dass die Mitsanitäterin, nachdem ihr Freund und seine Familie dann definitiv wach waren, anscheinend weggefahren war, einen totalen Filmriss hatte und 2h später, um fünf Uhr morgens, im Wasserschutzgebiet wieder aufgewacht war, weil ihr Freund sie dort gefunden hatte und im Begriff war, sie zu sich nach Hause zu tragen, damit sie in Sicherheit ihren vermutlich beträchtlichen Rausch ausschlafen konnte.
Der Rest der Welt verstand mal wieder nicht, wo mein Problem lag, es wäre ja schließlich nichts passiert.
Dass die Mitsanitäterin schön blöd sei, sich alleine daheim zwei Flaschen Billigbaileys reinzuziehen, schließlich sei Trinken ohne Gesellschaft irgendwie langweilig und sinnlos, fand man ; aber sonst..
Die Biokurskollegin ließ noch ein gespielt ernstes "Alkohol löst keine Probleme, mein Kind!" ab, und damit war die Sache dann auch vom Tisch.
In meinem Kopf machte ich einen weiteren Strich auf der Liste "Wochenenden, an denen die Mitsanitäterin mindestens so dicht wie der Fremde war" und legte vorsichtshalber schonmal ein weiteres Blatt bereit.
Die Mitsanitäterin ist eine sehr zwanghafte, verkrampfte Person.
Sie lernt nicht nur Hefteinträge, sondern ganze Schulbücher auswenig, putzt jedes Zimmer, das sie erreichen kann, bis auch die Möbel glänzen, setzt sich selbst massivst unter (schulischen) Leistungsdruck, im ständigen Wettkampf mit der, die letztes Jahr um 0,1 besser war, und hat auch keine Probleme damit, die Hefteinträge ihrer Mitschüler verschwinden zu lassen, wenn sie Konkurrenz wittert. Bei ihr muss alles perfekt sein, fest geplant, auswendiglernbar. Denkaufgaben lassen sie ebenso verzweifeln wie mich Vokabeltests.
Vielleicht sind wir deshalb in der siebten Klasse Freunde geworden.
Ich verkörperte die Gegenteilextreme zu ihren, und ich tue es auch heute noch.
Uns beiden ist eine gewisse innere Zerissenheit zu eigen, und eine gewisse Vorschädigung durch Eltern, die eigentlich keine Kinder hätten bekommen sollen.
Die Ausprägung der Probleme, und auch ihre Folgen, könnten allerdings nicht unterschiedlicher sein.
Da ist sie, seit einem Jahr Scheidungskind, mit dem Vater, der sich selbst gerne irgendwo zwischen Herrscher der Welt und cooler Teenie sehen würde, und sitzt alleine daheim und schüttet zwei Flaschen Likör in sich rein, weil sie Beziehungsprobleme hat, mit ihrem Freund, diesem endlos geduldigen Menschen, der versucht, sie zu stützen, aber vermutlich zu normal ist, um zu verstehen.
Und da bin ich, die Halbwaise, deren Mutter angefangen hat, zu trinken, als sie so alt war wie ich jetzt, und sich damit so kaputt gemacht hat, dass sie 2007 einfach gestorben ist.
Mit dem Vater, der, selbst traumatisiert von zu schlechten Eltern und deren zu falschen Vorstellungen, gefesselt von dem, was ihm beigebracht wurde und dem, was sich "so gehört", nie so richtig fähig war, eine funktionierende Familie hinzubekommen, und der sich vermutlich doch nur das gewünscht hat. Funktionierende Hausfrau, funktionierendes Kind, das eigentlich noch einen funktionierenden Bruder oder eine funktionierende Schwester hätte haben sollen. Funktionierende Familie. Funktionierendes Leben.
Der das nie bekommen hat.
Mit der Vatersfreundin, in der sich schon seit ihrer Kindheit Wut und Zorn und Frustration aufstauen, und die in mir die Person gefunden hat, an der sie all das willkürlich auslassen kann.
Da bin ich, sitze daheim und schreibe, fahre Bus und schreibe, gehe auf Konzerte und manchmal tanze ich, wenn auch sehr schlecht, verliebe mich und weine, verliere mich und suche, balanciere und falle, aber gehe irgendwie doch weiter.
Ich denke bis tief in die Nacht und bis zum nächsten Morgen, und wenn ich darüber schreiben kann, wird es besser, ansonsten nicht.
Ich ertränke es nicht. Auch, wenn es sich dann manchmal anfühlt, als würde es einen umbringen.
Oder einfach nur leer; dumpf und leer.
Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
Die Mitsanitäterin erlaubt sich nicht, sowas zu fühlen,vielleicht hat sie auch Angst davor.
Ich habe genauso Angst davor, irgendwo in dieser Leere verloren zu gehen, aber wenn sie dann auftaucht, sehe ich trotzdem direkt in sie, und wenn es sein muss, springe ich auch rein.
Sie wird immer mehr zum Extremmensch. Auf der einen Seite der Leistungswahn, auf der anderen der totale Kontroll- und inzwischen schon Gedächtnisverlust an Feiern. Das, was sie früher so sehr abgelehnt hat.
Leute, die zuviel trinken.
Leute, die fremden Menschen aufs Shirt kotzen.
Die sich nachts um drei an den Schultern ihrer noch nüchternen Sanikollegin abstützen, wie gestört lachen und so sehr schwanken, dass man Angst haben muss, sie würden gleich in Ohnmacht fallen.
Die das Bewusstsein verlieren vor lauter Alkohol, und morgens um fünf auf einmal auf der Wiese neben dem Wasserschutzgebiet liegen.
Und am nächsten Tag übersät mit blauen Flecken und dem Kater des Jahrtausends aufwachen,weil sie besorgniserregend betrunken waren, als sie mit dem Fahrrad 10km gefahren und mehrmals runtergefallen sind.
Früher fand sie solche Menschen abstoßend, die so die Kontrolle über sich verlieren. Das Problem hatte zu der Zeit gerade angefangen, einer von den Coolen zu werden, und sie hätte am Liebsten gesehen, wie ich meine Gefühle für ihn im Wald vergrabe und dort lasse.
Überhaupt verstand sie das nicht so gut, den Gefühlskram, für sie war das immer etwas, was man sich aussuchen und nach Belieben ein- und ausschalten konnte.
Sie hat auch heute noch manchmal Probleme damit, Gefühle als einen Wert anzusehen, aber die Emotionen holen sie ein, all die, die sie sich jahrelang nicht zugestanden hat, die sie weggelernt, weggeputzt und weggewaschen hat.
Die gehen nicht einfach irgendwo zwischen Geschichtsvortrag schreiben, Frühuni und dem nächsten Absturz verloren, wie das mit einigen ihrer neuen Freundschaften passiert ist.
Meine Freundschaft zu ihr ist auch verloren gegangen, schon letztes Jahr.
Wir, beide Extremmenschen, entwickelten uns immer weiter, in Richtungen, mit denen die andere eigentlich nicht mehr klarkam oder klarkommen wollte, auch,wenn das bis heute keine von uns je geäußert hat.
Ich sage ihr immernoch, dass ich da bin für sie, und ich meine es auch so; manchmal,alle paar Monate oder am Ende längerer Ferien, meldet sie sich und wir versuchen, zu reden, aber es geht nicht.Nichtmal über die Schule können wir reden, und ich bin verunsichert, weil ich gleichzeitig befürchte, sie, inzwischen semicool bei den Normalen, könnte das, was ich unbeholfen versmalltalke, doof finden.
Manchmal ist sie noch die alte; wenn sie mich mitten im Satz unterbricht, mit Vorliebe dann,wenn es gerade wichtig gewesen wäre,um sich über die Notendurchschnittskonkurrenz aufzuregen; wenn sie in ihre kindischen Abspackphasen verfällt, die damals dafür gesorgt haben, dass keiner außer mir was mit ihr zu tun haben wollte, aber die mich, auch, wenn ich sie peinlich fand, nie davon abgehalten haben, mit der Mitsanitäterin in der Pausenhalle zu sitzen und ihr bei den Hausaufgaben zu helfen, wenn da eine Aufgabe war, bei der einem Auswendiggelerntes so garnicht weiterhelfen wollte.
Ich weiß nicht, ob ich die alte Mitsanitäterin zurückhaben möchte.
Aber ich möchte nicht, dass sie verloren geht.
Wir waren damals beste Freunde, aber nicht, weil da so eine Verbundenheit war,jedenfalls empfand ich keine,aber ich tue mir mit sowas manchmal allgemein schwer und damals war das noch viel schlimmer, sondern weil die anderen irgendwie alle gleich waren.
Und irgendwann hat die Hyperaktive die schwarz gekleidete,schwarzhaarige und schwarz geschminkte, Kafka lesende Mitsiebtklässlerin angesprochen und gefragt, warum sie eigentlich immer so düster rumläuft, das würden doch in unserer Gegend nur die machen, die um einen Verstorbenen trauern.
Und dann waren wir auf einmal Freunde; jedenfalls hat sie gesagt, dass das Freundschaft heißt; ich war mir da nicht sicher, die letzte richtige Freundschaft, die ich mitbekommen hatte, war zu einem griechischen Mädchen gewesen, das ich seltsamerweise verstanden hatte, obwohl es kein Wort Deutsch sprach, und das dann umgezogen war, und danach zeichneten sich Beziehungen zu meinen Mitkindern vor allem dadurch aus, dass diese ausgesprochen gemein sein konnten.
Aber die Mitsanitäterin nannte mich "beste Freundin", also war ich das eben, durch viele Haarfarbenwechsel meinerseits hindurch, egal, was passieren wollte und auch, wenn sie und ich weder auf eine Wellenlänge, noch irgendwie auf einer gemeinsamen Ebene waren.
Habe mich anschreien und halb totdiskutieren lassen, volllallen und anlachen, eventuell auch auslachen, ihr Ego gegen mein Ego, ein harter Kampf, war mit ihr auf Stammtischen und Beatabenden und einmal hat sie mich wegen dem Problem weinen sehen.
Ich war da,als ihre Eltern sich getrennt haben;als ihr Vater eine neue Freundin hatte; als Schluss war und er zu Kurzzeitfickbeziehungen übergegangen ist, weil man sich da emotional nicht so schrecklich nah sein muss. Nah sein bedeutet verletzlich sein.
Trotz allem da sein konnte sich unsere Freundschaft nicht halten, weil ich mich verändert habe. Und weil sie sich verändert hat.
Und aller Logik zu Trotz scheint es so,als würde sie,die organisierte, die geordnete; die, die einen Plan und immer den Überblick hat; als würde sie jetzt über genau diese Dinge stolpern, während ich anfange, das balancieren zu lernen.
Vielleicht sehen wir uns nach dem Studium wieder; ich bin mir sicher, dass sie dann eine erfolgreiche Medizinerin ist, Mediziner müssen Faktenwissen haben,sich an den Plan halten und logisch denken; das kann sie gut, die Misanitäterin, und ihr Notendurchschnitt spricht ihr das zu, was allgemein Intelligenz genannt wird, locker stipendiumstauglich.
Ich weiß nicht, was dann aus mir geworden ist.
Wenn es klappt, wenn ich dann wirklich Psychologin bin, und wenn ich dann wirklich in der Superklinik arbeite, sehe ich sie vielleicht.
Sie säße dann möglichst gerade auf einem Stuhl, permanent mit dem Fuß tippend oder den Fingern trommelnd, aber nicht zu einer Melodie, die in ihrem Kopf ist, sondern, weil sie es muss; und sie würde mich als erstes anraunzen, weil ich nur fünf und nicht zehn Minuten zu früh da sein würde.
Dann, bei der Gruppensitzung, würde sie mir erklären, dass ich unfähig und meine Methoden bescheuert seien, würde aus dem Raum stürmen und sich mindestens zwei Stunden lang aufregen, bis ich sie suchen, finden und dann versuchen würde,mit ihr zu reden, darüber, dass ihr manches vielleicht auf den ersten Blick ungewohnt vorkäme, das aber alles seinen Sinn habe. Sie würde schrill lachen, sagen, dass ich ein Rad ab habe, und den Rest des Abends auf ihrem Zimmer verbringen, während der Rest meiner burnout- und/oder suchtgeplagten Truppe im Billardraum die von oben verordneten Gemeinschaftszeiten abarbeitet.
01. Mai 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Ich habe heute spontan mal wieder meine Mutter besucht.
Eigentlich war ich zu dem Entschluss gekommen, es zu lassen, und die letzten Wochen habe ich auch eher weniger daran gedacht, aber als ich dann auf Höhe des Hintereingangs feststellte, dass da, wo ich eigentlich weiterlaufen wollte, Bekannte meiner Restfamilie standen, drückte ich instinktiv die Klinke runter, trat ein und bin, immer links und rechts schauend, ob da andere Menschen waren, bis zu ihr gelaufen.
Ein paar Amseln hüpften zwischen den Gräbern hindurch oder raschelten im Gebüsch hinter mir, sonst war niemand außer mir auf dem Friedhof, der Rest der Welt hatte heute wohl anderes zu tun.
Ich kam mir wieder etwas verunsichert vor, deplatziert. Es ist ein wenig seltsam, mit seiner Mutter zu reden, wenn sie dabei physisch durch eine Steinplatte auf einem kleinen Urnenwandschacht verkörpert wird.
Und ich weiß ja garnicht, ob sie mich überhaupt hört, oder hören will.
So stand ich dann zunächst 90 Meter von der Urnenwand entfernt, bis ich weiter vor bin, zu dem Stein, auf dem sich die älteren Leute abstützen können, wenn sie kniend beten.
Ich habe mich nicht hingekniet und gebetet.
Bin vorbei an dem Stein, und weil ich nicht so recht wusste, wie ich am Besten anfange, habe ich eben ein Kreuzzeichen gemacht, kein instinktives und schon gar kein selbstbestimmtes, zackiges, wie das die Leute in der Kirche immer machen, aber es war als eins zu erkennen.
Ich habe mich gefragt, ob sie es blöd findet, wie ich mich anstelle, aber ich habe ja schließlich keine Routine darin, durch Urnenwandsteinplatten hindurch mit Angehörigen zu reden, meine Mutter ist bis jetzt die einzige verstorbene Angehörige, die ich überhaupt besuche. Habe trotzdem Hallo gesagt, nicht laut, sondern in Gedanken.
Ich bin mir ja nicht sicher, was sie von da oben, oder unten, oder wo auch immer das Jenseits ist, wenn es denn existiert, überhaupt sehen kann, das erwähnte ich zur Sicherheit, sollte sie von da oben oder da unten aus alles sehen können, und dass der emotionsgeleitete, verletzte Teil von mir, der zu viele Gruselromane bei zu schlechten Nerven gelesen hat, sich natürlich wünscht, dass meine Mutter sich durch die Vatersfreundin gestört fühlt, ich das aber eigentlich nicht möchte.
Ich habe ihr gesagt, Mama, sei nicht böse auf meinen Vater, oder auf seine Freundin, weil sie sich gefunden haben.
Und dann habe ich ihr erzählt, dass ich ausziehen werde.
Eine ziemlich krasse Sache ist das mit dem Auszug, und ich habe gesagt, Mama, ich weiß nicht, was du davon hälst, aber ich ziehe das durch, weil ich muss.
Ich komme dich dann wahrscheinlich noch seltener besuchen, aber ich komme dich weiterhin besuchen, Indianerehrenwort.
Und wenn du kannst, dann bitte ich dich darum, meinen Auszug abzusegnen.
Wenn das geht, so mit schützende Hand über mich halten und so, dann möchte ich dich darum bitten, dass du das tust.
Ich weiß nicht, ob du da oben oder da unten, wo auch immer das Jenseits ist, wenn es denn exisitiert, noch so bist, wie du warst, als du gestorben bist, oder ob du da vollkommen klar bist; aber wenn du das kannst, dann hilf mir bitte damit.
Ich kam mir eher unbeholfen vor in unserem Gespräch, und vielleicht habe ich dich mit der Formulierung gereizt, mit dem "klar sein", das habe ich ja wiederholt gesagt, aber mir ist kein besserer Ausdruck eingefallen. Bitte sei mir nicht böse.
Als ich mich verabschiedet habe, wieder mit Kreuzzeichen, habe ich noch kurz meine Hand auf ihre Steinplatte gelegt, hätte das eine der Friedhofsomas, die immer zum tratschen und Grab gießen herkommen, gesehen, sie hätte mich mit dem Besen verprügelt, aber ich habe es trotzdem getan, weil ich das immer mache, wenn ich meine Mutter besuche.
Dann habe ich Tschüss gesagt, bis dann mal wieder irgendwann.
Ich habe mir so lange Zeit gegeben, mich zu sammeln, wie ich brauchte, um die Friedhofsordnung zu lesen.
Allerdings lese ich sehr schnell, so hat es dann auch nicht lange gedauert, bis ich weitere Treppen nach unten gestiegen und dann wieder auf einem richtigen Weg gelandet bin, und ein paar Minuten später stand ich vor der Tür derer, die zwar im Endeffekt beinahe genauso wenig Ahnung hat wie ich, aber eine so gnadenlose Optimistin ist, dass ich manchmal nicht weiß, ob ich weinen oder einen Blumentopf auf ihrem Kopf zerdeppern soll, und jetzt sitze ich hier und wälze Paragraphen, um vorbereitet zu sein, und muss demnächst wieder das Unmögliche vollbringen und fremde Menschen anrufen, diesmal welche vom Sozialamt. Termin verlangen, die gnadenlose Optimistin anrufen, Termin bestätigen, auf den Weg machen.
Mit der Optimistin, auch, wenn mir nicht ganz wohl dabei ist, aber noch unwohler fühle ich mich, wenn ich alleine hinmuss, und vermutlich kann sie mir helfen.
Hinfahren, Beamten notfalls in Grund und Boden diskutieren, hoffentlich mit der Bewilligung von Wohngeld und/oder vergleichbaren Stützen wieder aus dem Amt rauskommen, heimfahren, die Katze in die Arme schließen und ihr sagen können, dass alles gut wird, sobald ich eine Wohnung habe, deren Vermieter weder mit mir, noch mit einem Haustier Probleme hat.
Zumindest in der Theorie ist das alles ganz einfach.
Eigentlich war ich zu dem Entschluss gekommen, es zu lassen, und die letzten Wochen habe ich auch eher weniger daran gedacht, aber als ich dann auf Höhe des Hintereingangs feststellte, dass da, wo ich eigentlich weiterlaufen wollte, Bekannte meiner Restfamilie standen, drückte ich instinktiv die Klinke runter, trat ein und bin, immer links und rechts schauend, ob da andere Menschen waren, bis zu ihr gelaufen.
Ein paar Amseln hüpften zwischen den Gräbern hindurch oder raschelten im Gebüsch hinter mir, sonst war niemand außer mir auf dem Friedhof, der Rest der Welt hatte heute wohl anderes zu tun.
Ich kam mir wieder etwas verunsichert vor, deplatziert. Es ist ein wenig seltsam, mit seiner Mutter zu reden, wenn sie dabei physisch durch eine Steinplatte auf einem kleinen Urnenwandschacht verkörpert wird.
Und ich weiß ja garnicht, ob sie mich überhaupt hört, oder hören will.
So stand ich dann zunächst 90 Meter von der Urnenwand entfernt, bis ich weiter vor bin, zu dem Stein, auf dem sich die älteren Leute abstützen können, wenn sie kniend beten.
Ich habe mich nicht hingekniet und gebetet.
Bin vorbei an dem Stein, und weil ich nicht so recht wusste, wie ich am Besten anfange, habe ich eben ein Kreuzzeichen gemacht, kein instinktives und schon gar kein selbstbestimmtes, zackiges, wie das die Leute in der Kirche immer machen, aber es war als eins zu erkennen.
Ich habe mich gefragt, ob sie es blöd findet, wie ich mich anstelle, aber ich habe ja schließlich keine Routine darin, durch Urnenwandsteinplatten hindurch mit Angehörigen zu reden, meine Mutter ist bis jetzt die einzige verstorbene Angehörige, die ich überhaupt besuche. Habe trotzdem Hallo gesagt, nicht laut, sondern in Gedanken.
Ich bin mir ja nicht sicher, was sie von da oben, oder unten, oder wo auch immer das Jenseits ist, wenn es denn existiert, überhaupt sehen kann, das erwähnte ich zur Sicherheit, sollte sie von da oben oder da unten aus alles sehen können, und dass der emotionsgeleitete, verletzte Teil von mir, der zu viele Gruselromane bei zu schlechten Nerven gelesen hat, sich natürlich wünscht, dass meine Mutter sich durch die Vatersfreundin gestört fühlt, ich das aber eigentlich nicht möchte.
Ich habe ihr gesagt, Mama, sei nicht böse auf meinen Vater, oder auf seine Freundin, weil sie sich gefunden haben.
Und dann habe ich ihr erzählt, dass ich ausziehen werde.
Eine ziemlich krasse Sache ist das mit dem Auszug, und ich habe gesagt, Mama, ich weiß nicht, was du davon hälst, aber ich ziehe das durch, weil ich muss.
Ich komme dich dann wahrscheinlich noch seltener besuchen, aber ich komme dich weiterhin besuchen, Indianerehrenwort.
Und wenn du kannst, dann bitte ich dich darum, meinen Auszug abzusegnen.
Wenn das geht, so mit schützende Hand über mich halten und so, dann möchte ich dich darum bitten, dass du das tust.
Ich weiß nicht, ob du da oben oder da unten, wo auch immer das Jenseits ist, wenn es denn exisitiert, noch so bist, wie du warst, als du gestorben bist, oder ob du da vollkommen klar bist; aber wenn du das kannst, dann hilf mir bitte damit.
Ich kam mir eher unbeholfen vor in unserem Gespräch, und vielleicht habe ich dich mit der Formulierung gereizt, mit dem "klar sein", das habe ich ja wiederholt gesagt, aber mir ist kein besserer Ausdruck eingefallen. Bitte sei mir nicht böse.
Als ich mich verabschiedet habe, wieder mit Kreuzzeichen, habe ich noch kurz meine Hand auf ihre Steinplatte gelegt, hätte das eine der Friedhofsomas, die immer zum tratschen und Grab gießen herkommen, gesehen, sie hätte mich mit dem Besen verprügelt, aber ich habe es trotzdem getan, weil ich das immer mache, wenn ich meine Mutter besuche.
Dann habe ich Tschüss gesagt, bis dann mal wieder irgendwann.
Ich habe mir so lange Zeit gegeben, mich zu sammeln, wie ich brauchte, um die Friedhofsordnung zu lesen.
Allerdings lese ich sehr schnell, so hat es dann auch nicht lange gedauert, bis ich weitere Treppen nach unten gestiegen und dann wieder auf einem richtigen Weg gelandet bin, und ein paar Minuten später stand ich vor der Tür derer, die zwar im Endeffekt beinahe genauso wenig Ahnung hat wie ich, aber eine so gnadenlose Optimistin ist, dass ich manchmal nicht weiß, ob ich weinen oder einen Blumentopf auf ihrem Kopf zerdeppern soll, und jetzt sitze ich hier und wälze Paragraphen, um vorbereitet zu sein, und muss demnächst wieder das Unmögliche vollbringen und fremde Menschen anrufen, diesmal welche vom Sozialamt. Termin verlangen, die gnadenlose Optimistin anrufen, Termin bestätigen, auf den Weg machen.
Mit der Optimistin, auch, wenn mir nicht ganz wohl dabei ist, aber noch unwohler fühle ich mich, wenn ich alleine hinmuss, und vermutlich kann sie mir helfen.
Hinfahren, Beamten notfalls in Grund und Boden diskutieren, hoffentlich mit der Bewilligung von Wohngeld und/oder vergleichbaren Stützen wieder aus dem Amt rauskommen, heimfahren, die Katze in die Arme schließen und ihr sagen können, dass alles gut wird, sobald ich eine Wohnung habe, deren Vermieter weder mit mir, noch mit einem Haustier Probleme hat.
Zumindest in der Theorie ist das alles ganz einfach.
Thema: gefunden.
Da ist also noch ein Eintrag meines alten Blogs erhalten geblieben.
Kein guter, aber er stammt schließlich auch aus der Phase, in der zwar irgendwie alles scheiße, ich aber wenigstens nicht alleine damit war.
Sehr geehrte Leserschaft, ich präsentiere Ihnen:
There's always a reason,oder: Ich wollt dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist.
mayhem | 11. Juli 10 | Topic 'Wort zum Sonntag.'
Der Oscar für den längsten Blogeintragstitel geht eindeutig an mich.
Diese Woche vollbracht:
Bundesjugendspiele überlebt und mit Schleuderball über ein Drittel meiner für eine Urkunde benötigten Punkte erreicht,
dafür den Rest verkackt.
In der Französischprüfung ein "gut" erreicht,
und nebenbei auch in Mathe meine Versetzung gesichert.
Den tollsten Menschen der Welt besucht, dort übernachtet und bei der Gelegenheit einen sehr guten Freund ziemlich vernachlässigt.
Gelernt, was "foggen" heißt.
Nebenher Geburtstag gehabt.
Festgestellt, dass die Masse meiner Unterschenkel ungefähr das doppelte von der Unterschenkelmasse meines Freundes beträgt.
Meine Unsicherheit verunsichert mich.
Aber wird schon alles werden..
Was mir davon geblieben ist: Eine, zitiere Sportlehrkraft, "für ein Mädchen erstaunliche" Begabung für Schleuderball bei gleichzeitig miserabler Technik (sofern man bei dem, was ich tue, überhaupt von einer "Technik" reden kann), Grundkenntnisse in diversen Browsergames und der Hang zu längeren und/oder teilweise englischen Blogtiteln.
Verloren gegangen sind dafür nicht nur meine Französischkenntnisse, sondern auch der "sehr gute Freund".
Als weniger extrem herausgestellt haben sich meine Mathematikfähigkeiten, die zwar lange nicht gut, aber inzwischen auch nicht mehr katastrophal schlecht sind, und die Sache mit dem "tollste[n] Mensch[en] der Welt", der garnicht so toll ist/war, aber zumindest phasenweise hat er mitgelesen und zumindest eine Zeit lang hielt ich das, was sich im Nachhinein als emotionale Verwirrung herausstellte, für verliebt sein.
Manches hat sich auch geändert, so ist die Sache mit der Körpermasse zumindest aktuell nur noch in schwachen Momenten ein Thema, auch, wenn ich es nicht begreifen kann, dass mir beim ersten Büchereibesuch seit geschätzt einem Jahr gleich von mehreren Personen eine "sehr schöne Figur" attestiert wurde.
Man kann also immernoch von verdrehter Wahrnehmung sprechen, entweder in meinem Fall, oder, was beim Blick in den Spiegel meiner Meinung nach oft wahrscheinlicher ist, im Fall der anderen. Die Waage dementiert immernoch jeden mir unterstellten Gewichtsverlust, wobei die schon seit 20 Jahren mit der selben Batterie und seit einem halben Jahr mit Wackelkontakt läuft.
Mein Schreibstil ist auch noch ziemlich der gleiche, egal, ob in Deutschklausuren oder hier, allerdings versuche ich, mich zu beherrschen und mir zwölfzeilige Sätze und dreizehnseitige Ausführungen möglichst für Erstere aufzuheben.
Wobei man an der realen Länge meiner Einträge im Vergleich zu der, die eigentlich maximal angepeilt war, sieht, wie unheimlich gut das klappt.
Manches ist mir auch geblieben, so neige ich immernoch dazu, in regelmäßigen Zeitabständen Geburtstag zu haben, und auch die Unsicherheit wirkt doch irgendwie bekannt.
"Wort zum Sonntag" ist übrigens auch gar kein schlechter Name für eine Kategorie/ein Thema, hätte ich nicht sowieso schon mehr erstellt, als ich eigentlich vorgehabt hatte, und würde das Wort zum Sonntag nicht bereits durch mehrere von ihnen so ziemlich abgedeckt werden, würde ich es wieder einführen.
An einem ganz verwegenen Tag würde ich dort vielleicht sogar einen Mittwochstext einsortieren.
Der Eintrag endet mit (m)einem "..wird schon alles werden", kennt man ja..
Bin wohl doch die Selbe geblieben, wenn auch etwas mehr bei mir selbst angekommen.
Aber manches ändert sich wohl nie.
Kein guter, aber er stammt schließlich auch aus der Phase, in der zwar irgendwie alles scheiße, ich aber wenigstens nicht alleine damit war.
Sehr geehrte Leserschaft, ich präsentiere Ihnen:
There's always a reason,oder: Ich wollt dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist.
mayhem | 11. Juli 10 | Topic 'Wort zum Sonntag.'
Der Oscar für den längsten Blogeintragstitel geht eindeutig an mich.
Diese Woche vollbracht:
Bundesjugendspiele überlebt und mit Schleuderball über ein Drittel meiner für eine Urkunde benötigten Punkte erreicht,
dafür den Rest verkackt.
In der Französischprüfung ein "gut" erreicht,
und nebenbei auch in Mathe meine Versetzung gesichert.
Den tollsten Menschen der Welt besucht, dort übernachtet und bei der Gelegenheit einen sehr guten Freund ziemlich vernachlässigt.
Gelernt, was "foggen" heißt.
Nebenher Geburtstag gehabt.
Festgestellt, dass die Masse meiner Unterschenkel ungefähr das doppelte von der Unterschenkelmasse meines Freundes beträgt.
Meine Unsicherheit verunsichert mich.
Aber wird schon alles werden..
Was mir davon geblieben ist: Eine, zitiere Sportlehrkraft, "für ein Mädchen erstaunliche" Begabung für Schleuderball bei gleichzeitig miserabler Technik (sofern man bei dem, was ich tue, überhaupt von einer "Technik" reden kann), Grundkenntnisse in diversen Browsergames und der Hang zu längeren und/oder teilweise englischen Blogtiteln.
Verloren gegangen sind dafür nicht nur meine Französischkenntnisse, sondern auch der "sehr gute Freund".
Als weniger extrem herausgestellt haben sich meine Mathematikfähigkeiten, die zwar lange nicht gut, aber inzwischen auch nicht mehr katastrophal schlecht sind, und die Sache mit dem "tollste[n] Mensch[en] der Welt", der garnicht so toll ist/war, aber zumindest phasenweise hat er mitgelesen und zumindest eine Zeit lang hielt ich das, was sich im Nachhinein als emotionale Verwirrung herausstellte, für verliebt sein.
Manches hat sich auch geändert, so ist die Sache mit der Körpermasse zumindest aktuell nur noch in schwachen Momenten ein Thema, auch, wenn ich es nicht begreifen kann, dass mir beim ersten Büchereibesuch seit geschätzt einem Jahr gleich von mehreren Personen eine "sehr schöne Figur" attestiert wurde.
Man kann also immernoch von verdrehter Wahrnehmung sprechen, entweder in meinem Fall, oder, was beim Blick in den Spiegel meiner Meinung nach oft wahrscheinlicher ist, im Fall der anderen. Die Waage dementiert immernoch jeden mir unterstellten Gewichtsverlust, wobei die schon seit 20 Jahren mit der selben Batterie und seit einem halben Jahr mit Wackelkontakt läuft.
Mein Schreibstil ist auch noch ziemlich der gleiche, egal, ob in Deutschklausuren oder hier, allerdings versuche ich, mich zu beherrschen und mir zwölfzeilige Sätze und dreizehnseitige Ausführungen möglichst für Erstere aufzuheben.
Wobei man an der realen Länge meiner Einträge im Vergleich zu der, die eigentlich maximal angepeilt war, sieht, wie unheimlich gut das klappt.
Manches ist mir auch geblieben, so neige ich immernoch dazu, in regelmäßigen Zeitabständen Geburtstag zu haben, und auch die Unsicherheit wirkt doch irgendwie bekannt.
"Wort zum Sonntag" ist übrigens auch gar kein schlechter Name für eine Kategorie/ein Thema, hätte ich nicht sowieso schon mehr erstellt, als ich eigentlich vorgehabt hatte, und würde das Wort zum Sonntag nicht bereits durch mehrere von ihnen so ziemlich abgedeckt werden, würde ich es wieder einführen.
An einem ganz verwegenen Tag würde ich dort vielleicht sogar einen Mittwochstext einsortieren.
Der Eintrag endet mit (m)einem "..wird schon alles werden", kennt man ja..
Bin wohl doch die Selbe geblieben, wenn auch etwas mehr bei mir selbst angekommen.
Aber manches ändert sich wohl nie.
Thema: oh happy day.
Bob Dylan - The Times They Are A-Changin - MyVideo
In diesem Eintrag nachfolgende Zitate stammen alle aus dem eingebundenen Lied.
Als ich meinem Vater gegenüber saß, habe ich geredet.
Ich habe geredet über Unterhaltszahlungen und über Wohnung suchen.
Darüber, dass eigentlich nicht seine Freundin die Person ist, die entscheidet, ob ich hier wohne oder nicht.
Übers Dableiben und übers gehen.
Darüber, dass ich eine klare Ansage von ihm hören möchte.
Come mothers and fathers
throughout the land
And don't criticize
what you can't understand
Your sons and your daughters
are beyond your command
Your old road is
rapidly agin'
Please get out of the new one
if you can't lend your hand
For the times they are a-changin...
Als ich all das gesagt habe, hat mich mein Vater angeschwiegen, als ich nach seiner Meinung gefragt habe, hat er wieder kurz aufgelacht und außer einem "welche Meinung?" habe ich auch im weiteren Gesprächserlauf nichts zu hören bekommen.
Nicht, als ich sagte, was mir lieber wäre.
Nicht, als ich sagte, dass ich in meinem Auszug die einzige Möglichkeit sehe, unsere kollabierende Familie irgendwie zu stabilisieren.
Und dass er trotz allem immer mein Papa bleibt, denn das, was er gesagt hat; dass die Tür immer nur angelehnt, aber niemals ganz verschlossen sein wird, egal, für wen, das halte ich ein, daran halte ich mich.
Auch, wenn sonst nichts mehr Halt gibt.
Als ich mit der neuen Mitsanitäterin alias der Nixe geredet habe, habe ich gemerkt, dass ich es geschafft habe, ein Stück weiter zu mir zu finden.
Als ich ihr zugehört habe,
als ihre Worte die selben wie meine damals waren, nur ohne Verliebtsein,
und meine Antworten die der alten Sache.
Als ich ihr unbewusst mehr geholfen habe, als reguläre Freunde und Familie zusammen,
und Fehler verhindert habe, die größere Folgen gehabt hätten als die, die ich selbst mir geleistet habe.
Als der Solariumfan sagte, ich solle mich melden, wenn ich wieder in die Absteige gehe, habe ich ihm zugesagt.
Nicht, weil ich eine Fahrgelegenheit brauche, ich bin bald selbst alt genug, um zu fahren,
und nicht, weil ich mir Vorteile dadurch erhoffe.
Weil er sich ein wenig zu freuen schien, und weil da zumindest temporär eine andere Absteigengruppe zu entstehen scheint, eine, bei der die ruhende Mitte nicht alte Sache, sondern mayhem, und die desorientierte Teilzeitverlorene nicht mayhem, sondern Nixe heißt.
Bei der die immer positive, einfache Person nicht die Schwester, sondern die Nachbarin ist.
Und bei der nicht der Kriemhildfreund fahren muss, sondern wohl öfter der Solariumfan, der das eventuell sogar freiwillig zu übernehmen scheint.
Wenn ich die alte Sache bald übers Wochenende besuche, werde ich versuchen, Klartext zu reden.
Werde sagen, dass ich merke, wie die Freundschaft zerfällt, unsere und die der ganzen Gruppe, und dass ich den Auslöser nur in wenigen Einzelfällen genau definieren kann.
Dass es mir wehtut und ich es eigentlich nicht will, der Prozess aber so weit fortgeschritten ist, dass man ihn nur noch schwer umkehren kann, und ich nicht das Gefühl habe, jemandem läge ähnlich viel daran wie mir.
Und dass ich versuchen werde, das zu akzeptieren.
In Memory of our friendship, die trotz allem so einzigartig und auf ihre Art und Weise toll war, dass ich es nicht sagen kann,ohne verbal den Bereich des Kitschigen zumindest ansatzweise zu streifen.
Wenn ich mich traue, werde ich diese Woche nicht nur ein Päckchen zur Post bringen, sondern auch einen Brief.
Der Brief wird an meinen Taufpaten, den Bruder meiner Mutter, gehen, und ich werde darin versuchen, zu erklären, warum ich mich seit ihrem Tod nicht mehr gemeldet und alle Kontaktversuche vehement abgelehnt habe.
Vermutlich wird er es nicht verstehen, was ich da schreibe, von emotionalen Blockaden und all dem, und dass ich es einfach nicht konnte, das Kontakthalten.
Ich kann es ja selbst nicht genau begründen.
Wenn ich mich traue, zu schreiben, werde ich ihm schreiben, dass es mir Leid tut, und ich hoffe, dass er, wenn er auch nicht verstehen mag, was eigentlich mit mir los war, doch zumindest diese Entschuldigung akzeptiert und den Fakt, dass das alles für mich notwendig war, um die ganze Sache wenigstens ansatzweise verarbeiten zu können.
Ich bin mir auch jetzt nicht sicher, ob ich ihm schreiben soll.
Eigentlich gibt es keine Zweifel, ich sollte schreiben, die Frage ist, ob ich es kann.
Wir werden sehen.
Und ich habe nicht nur die Nixe vor der größten Fehlentscheidung ihres Lebens und den Fotokursleiter vor seinem endgültigen privatfotobedingten Untergang bewahrt, sondern auch die Inkarnation des Bösen zumindest in Sachen Deutschklausurnote in Grund und Boden gekämpft, eventuelle ansatzweise Unterstützung gefunden, heute den Fremden nüchtern und außerdem wieder einen Regenbogen gesehen; den vierten innerhalb von vier Tagen.
Und ich habe Klartext mit meinem Vater geredet, ohne, dass er vorzeitig aufgestanden und weggegangen ist. Ich weiß nicht, ob es etwas gebracht hat und wenn ja, was; aber ich habe es ausgesprochen und er hat zwar nicht reagiert, und vielleicht hat er auch nicht richtig zugehört, aber wenigstens ist er bis zum Schluss sitzen geblieben.
Heute hat er mir einen Artikel über Kurt Cobain aufgehoben und gegeben. Er hat sich daran erinnert, dass meine Nirvanaphase vor ein paar Jahren die höchstmögliche Begeisterungsstufe erreicht und seitdem nicht mehr von da oben runtergekommen ist.
Ich glaube, Sie können sich nicht vorstellen, was so ein simpler Zeitungsartikel, akurat ausgeschnitten und an mich weitergereicht, weil auf dem Bild Kurt Cobain und im Untertitel "Nirvana" zu finden war, für mich bedeutet.
Und nicht, weil es da um Kurt Cobain und Nirvana geht.
Trotzdem gibt es da nichts mehr zu retten und zu richten, nicht dauerhaft und nicht, solange diese Frau, die ich eigentlich nie ablehnen wollte, an seiner Seite ist.
Es tut weh, sich das einzugestehen, und Teil wehrt sich auch noch dagegen, aber jetzt ist vermutlich die Zeit gekommen, in der für mich das Hoffen aufhört und der Rest anfängt.
The line it is drawn
the curse it is cast
The slow one now
will later be fast
As the present now
will later be past
(...)
For the times they are a-changin.
