Sonntag, 22. Juli 2012
Thema: off topic
Frau Mayhem in der Hauptstadt, nicht alleine, aber mit Menschen, die mich wünschen lassen, ich wäre es.

Adios Weltuntergänge, Vermissgefühle für Kater Mayhem, aufkeimende Freundschaften und den Fremden.

Mission: Überleben und mich trauen, ihn zu fragen, ob er am Wochenende mit a la fête * geht.
Einziger Lichtblick in fünf Tagen totorgansierter, verplanter, blondinenbegleiteter Berlinfahrt.

Ein Haar von ihm auf meiner Strickjacke. Er hat sie am Samstag vermutlich zeitweise als Kopfkissen benutzt.
Ich vermisse. Schon jetzt.

Vermissgefühle in meinem Herzen, er in meinem Kopf, und in meinen Ohren die Musik, die er auf meinen mp3-Player übertragen hat, nur gelegentlich im Wechsel mit Frittenbude, um den Herzschlag konstant zu halten.

Zur Depressivitätsbekämpfung eventuell ein Besuch auf dem Dorotheenfriedhof, wenn es sich einrichten lässt.
Ansonsten Museum, Museum, und erwähnte ich schon Museum? Denkmäler, alle Flohmärkte und Türkenläden (Henna!), die sich mir in den Weg werfen und zwischendurch Voltaires Candide.


Alles wird gut, man muss nur atmen.


Hiermit verabschiede ich mich von Ihnen, wünsche Ihnen eine schöne Woche und mir natürlich Ihr ernsthaftes Daumendrücken, für alles.

Sehen Sie nächstes Wochenende in diesem Theater:

-Hauptstadtbilder der ersten Tage , denn die Kamera funktioniert wieder,wenn man sie gelegentlich an einen PC anschließt

-Hauptstadttexte, denn unter dem Druck der riesigen Präsenz einer gnadenlos anonymen Großstadt und meiner eigenen Negativgefühle schreibe ich doch am Besten

- Vielleicht sogar was über Candide, so heißt übrigens auch ein Lied von Die Mannequin

- Eventuell was vom Dorotheenfriedhof

- Weitere semi-gute Texte, deren Aussage man auf "Ich leide so vor mich hin" reduzieren könnte

- Die wieder aktivierte Kommentarfunktion.

Man liest sich.

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*Keine Ahnung, ob das grammatikalisch richtig war, ich habe Französisch abgewählt.




Samstag, 21. Juli 2012

Frittenbude - Von Allem Zu Viel from Lucas Paeth on Vimeo.

Es ist die Ghettoschwester, die neben dem Fremden vorne im Auto sitzt, sms schreibt und raucht, während ich auf der Rücksitzbank versuche, einen Turm aus Gitarrenkabeln, einer Mappe und einem Stapel Visitenkarten vorm Einsturz zu bewahren.
Es ist auch die Ghettoschwester, die einen Kuss auf die Wange bekommt, aber aus der hintersten Ecke meiner Persönlichkeit flüstert der winzige Rest rationalen Denkens, dass die beiden sich schließlich schon wesentlich länger kennen als wir uns.

Außerdem ist es die Ghettoschwester, wegen der wir immer wieder den Film unterbrechen und eine Raucherpause einlegen müssen, die nebenher telefoniert und im Fratzenbuch online ist und kurzerhand das Abendessen des Fremden an sich nimmt, weil sie Hunger hat.
"Sach mal Fremder", fragt sie zwischen zwei Bissen, "Deine Mum kocht ja total gut und alles, aber wieso bistn du bei der, du hast doch deine Bude?"
-"Du weißt,dass sich meine Eltern getrennt haben."
"Ja und? Du hast doch gesagt, du willst nix mehr mit deinen Eltern zu tun haben."
Der Fremde leert die dritte Bierdose, es sollten noch eineinhalb Weinflaschen folgen. "Meine Mutter braucht mich jetzt, also bin ich da. Egal, ob wir uns verstehen oder nicht."
Die Ghettoschwester lacht. "Fremder, du bist echt komisch".
Ich sehe mich in dem winzigen Zimmer um. Auf einer improvisierten Haltevorrichtung für eine Western- und zwei E-Gitarren hängen Krawatten, am Wand ein System of a Down-Poster und eine Anzugjacke. Auf dem Schreibtisch eine ähnliche Papierflut wie auf meinem, außerdem diverse Flaschen, Weißwein, Rotwein, Havanna. An der Wand noch zwei Bandflaggen und auf der einen irgendwas mit Edding geschrieben.
"Normal ist nur, wer sonst nichts kann", befindet Ms Golightly.
Ich erfahre, dass der Fremde noch mehr Geschwister hat, die allerdings noch nicht ausgezogen waren, und sie einstimmig beschlossen haben, bei ihrer Mutter zu wohnen.
Die sehe ich nur um 1 Uhr mal, als sie den Kopf durch die Tür hereinstreckt und darauf hinweist, dass wir zu laut sind.
Der Fremde hört auf, auf seiner Gitarre Bullet for my Valentine, die gerade im Hintergrund laufen, in Originalgeschwindigkeit nachzuspielen, und dreht etwas leiser.
"Die sind so hohl, unsere Nachbarn. Die beschweren sich wirklich über alles bei uns, sogar, wenn die Musik gar nicht von mir kommt."
-"Ich kapier immer noch nicht, wieso du aus deiner Wohnung raus und hierher bist, is doch sau eng und jetzt musste immer aufm Sofa pennen."
Diagnostiziere der Ghettoschwester nicht nur aufgrund dieser Aussage mangelnde Empathie und eventuell auch mangelnden Verstand. Aber vielleicht ist mein Humor auch einfach seltsam..

..der Fremde scheint ihn jedenfalls zu verstehen, meistens. Mit steigendem Alkoholkonsum seinerseits muss ich die Ironie deutlicher betonen, aber ich bringe ihn zum lachen, immerhin.
Ich bringe auch die Ghettoschwester zum Lachen, man muss sich mit seinen Feinden verbünden, und je betrunkener sie wird, desto lustiger findet sie das, was ich sage, und irgendwann erzählt sie uns, dass sie frisch verliebt ist. Ms Golightly flüstert sie den Namen zu, Kicheralarm, der Fremde grummelt ein "Der verarscht dich sowieso nur wieder", meine Unsicherheit lacht bösartig und zischt, vielleicht hat es sich ja doch nicht gelegt. Vielleicht will er sie ja immernoch.
Und zählt alle potenziellen Indizien auf, den Wangenkuss, die Aussage, sie wohne sowieso schon fast bei ihm und dürfe sich sogar selbstständig am Kühlschrank bedienen.
Paranoia, alles Paranoia...
Die Stimme der Vernunft/Verzweiflung wirkt so schwach im Vergleich.

Wo ist er hin, dieser Zucker
der die Straßen verklebt?
Jeder von uns so verwundbar,
immer wieder belebt


Und auch Wein kann es nicht wegspülen, das Herzzusammenquetschende, Luftabschnürende.
Da,Erinnerung. Die Sache mit der alten Sache. DVD-Abende, Messengergespräche, Gemeinsamkeiten, Verständnis.
Die Freundin.
Er ist nicht die alte Sache. Alles wird gut, er ist nicht die alte Sache.
Ich sehe es, aber ich glaube es nicht.
Und habe Angst, dass es daran scheitert.
Wie war das, wenn man verliebt ist, hat man Schmetterlinge im Bauch?
Wohl eher Handgranaten im Herzen.


Er kann sich so sehr ins Gitarrespielen vertiefen.
Die Ghettoschwester schüttet Wein über seinen Boden und er spielt weiter, sucht sich erst etwas zum Aufwischen, als das Lied fertig ist. Später kippt sie auch noch meinen Wein über die Zusatzmatratze, auf der sie sich schließlich breit macht und einschläft.
Das ist die, die besser ist als ich?
Immerhin, sie kann Rülpsen. Lautstark.
Und betrunken werden. Schnell.
Aufwecken hat keinen Zweck, sie schläft einfach weiter, und irgendwann sitze ich doch halbwegs neben dem Fremden, mit genügend Sicherheitsabstand, er auf seinem Sessel, ich auf dem Boden, angelehnt ans Schlafsofa hinter mir. Und wir reden, bruchstückhaft, ansatzweise.
Als wir vorhin alleine waren, hat er nur auf seine Gitarre geschaut und ist irgendwann raus, Tücher für die Weinpfütze holen.

3 Uhr morgens, Türklingeln, schreiende Nachbarn, die auf den Fremden schimpfen, grinsender Raucher und Pinguin in der Tür.
Der Pinguin verabschiedet sich mit dem nicht ganz ernst gemeinten Hinweis, bei akutem Kuschelbedürfnis könne der Raucher gerne vorbeikommen, ins Nebenzimmer, während sich der Angesprochene auf dem Schreibtischstuhl des Fremden niederlässt und ihn in eine Diskussion über ihr neuestes gemeinsames Musikprojekt verwickelt.
Dann der Hinweis, wann sie spielen, der Fremde hatte es schon erwähnt und auch,dass er sich über meine Anwesenheit freuen würde. Jetzt nochmal an uns alle, wir sollten auf jeden Fall hingehen.
Themensprung, Festival, der Raucher ist eher Wacken- und Summerbreeze-Typ und weil es immer gut ist, neue Menschen kennen zu lernen, schalte ich mental ins Wackenprogramm um und kann mich im Gespräch nicht nur gut, sondern auch augenscheinlich mühelos halbwegs integrieren, irgendwann sitze ich neben dem Raucher auf der Sessellehne, während der Fremde andere Musik raussucht, und unterhalte mich mit ihm über einen Auftritt von Arch Enemy, den er gesehen hat.
Gut vorbereitet durch frühere Besuche bei der alten Sache umschiffe ich auch hier potenzielle Klippen und Eisberge, und nachdem er einen meiner selbst gebackenen Kekse probiert hat, erklärt mich der Raucher offiziell zu seiner Traumfrau.
Ich grinse ihn möglichst entspannt an und weise ihn darauf hin,dass er sich geschätzt irgendwo im Zweipromillebereich befindet.
Er grinst zurück. "Kann sein, aber du bist trotzdem voll die Traumfrau. Ich weiß zwar nicht, ob ich mit dadran morgen noch erinner, aber wenn nicht, mach du das bitte."
"Die Kekse sind echt nicht von dieser Welt, du musst die verkaufen, dann wirst du reich."
Fremder, du hast den Anschluss ans Gespräch verpasst.
Alkohol verlängert die Reaktionszeit.

Trotzdem kann er auch diesmal noch reden, und auch das angetrunkene, nach Wein stinkende Selbstbewusstsein hält sich in Grenzen und irgendwann fühle ich mich nicht mehr so deplatziert, denn die Ghettoschwester schläft, die niveaulose Möchtegernpartymusik, die zwischendurch lief, wurde wieder von (wie könnte es bei ihm anders sein) System of a Down verdrängt, von denen er mir 2 Alben auf den mp3-Player übertragen hat und die Atmosphäre schlägt wieder in einen Bereich um, in dem ich mich sicher fühle.

Als der Raucher geht, sitzen wir noch eine Weile zu dritt da, die Gespräche könnten ins Tiefgründige gehen, wie das morgens um 4.30 Uhr, wenn der Wein langsam wieder abgebaut und von Keksen aufgesogen ist, eben so passiert, aber das Schnarchen der Ghettoschwester und die Tatsache, dass Ms Golightly und der Fremde fast einschlafen, behindern diese Entwicklung ein wenig.
Er sieht verloren aus.
So verloren in seiner Sofaecke, und sein Blick ist nicht glasig, sondern traurig.
Ich traue mich nicht, zu sagen, dass ich da bin, wenn etwas ist, also sitzen wir da und schweigen, irgendwann wuchtet Ms Golightly seine und meine Beine auf ihren Schoß, weil sie findet, dass wir nicht so in Kauerstellung halb im Sofa, bzw Sessel verschwinden sollten, und eine sms vom Studenten sorgt dafür,dass ich mein Handy, das irgendwo im Raum verloren gegangen war, unter einem Shirt des Fremden, das mit seiner Bettdecke auf meinem Sitzmöbel liegt, wieder finde.

Erinnerst du dich als wir träumten?
Wir haben so viel versucht
um nicht unter zu gehen
Ja, wann kommt diese Flut?
Die sie einreißt die Mauern,
die sie killt diese Grenzen


Weiter Schweigen, dann bittet er uns, zu gehen. Bei ihm schlafen ist keine Option mehr, zu viele Leute in einem zu kleinen Raum, also machen wir uns auf den Heimweg. Bevor wir die Tür schließen, absolvieren wir die obligatorischen Abschiedsumarmungen, und er wirkt so traurig und verloren und verzweifelt , und ich bin so traurig und verloren und außerdem noch so schrecklich schmerzhaft verliebt, dass ich ihn am Liebsten festgehalten hätte.
So bleibt es bei einer Sekundenumarmung und seiner im Lichtschein der Mietshauseingangslampe schrittweise kleiner werdenden Gestalt, bis zum nächsten Tag, an dem er die Ghettoschwester und mich heimfährt.

Von allem zu viel
denn es ist nie genug
Es fühlt sich falsch an
doch irgendwie auch gut
Es ist noch nichts verloren
außer der Verstand
Wir nehmen unseren Karren
und fahren ihn an die Wand..








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Zitate aus Von Allem Zu Viel von Frittenbude




Freitag, 20. Juli 2012
mayhem: Ich kann manchmal schwer in Worte fassen,was ich eigentlich sagen will...
Fremder: Dann musst du es in die Welt herausschreien .


" Ich merke gerade,dass ich seit einer halben Stunde alleine im Büro sitze, meine Kollegen sind schon längst weg.."
Er holt zwar morgen die Ghettoschwester und ihren Anhang ab, aber auch mich.
Ich habe zwar kein Guthaben mehr, aber seine Handynummer.

" Das habe ich alleine eingespielt. Hörst du es dir mal an und sagst mir danach,was du davon denkst?"
Der vergangenheitsgeschädigte Teil meines Unterbewusstseins sagt zwar,dass das nichts besonderes ist und er es bestimmt immer so macht,
aber er hat mir Lieder geschickt, selbstgeschriebene, mit Bands aufgenommene, alleine eingespielte, und Texte, gute Texte.

" Die alten Disneyfilme mag ich. Nicht die neuen, totanimierten, außer vielleicht Ice Age.."
Ich hatte zwar so oft das Gefühl,ihn abgestoßen zu haben, aber es kam immer wieder eine Reaktion, und auf jede Erschreibtnichtmehr-Panik folgte wieder eine kleine Entspannung,wenn auch nicht genug, um schlafen gehen zu können.

"Sorry, das verstehe ich jetzt nicht."

Ich toleriere anscheinend mehr, als ich dachte.
Entweder ist das "erwachsen werden", "Abweichen von Prioritäten", oder schlichtweg dumm/schwach.

" Du darfst so nicht denken. Wenn ich mir etwas vornehme, dann schaffe ich es auch. Punkt. Und wenn ich mir etwas einrede, dann passiert es auch früher oder später."
Ab jetzt hoffe ich wieder, ganz offiziell, und versuche, die Angst, die dabei entsteht, irgendwie abzuschalten.




Mittwoch, 18. Juli 2012
Monday you can fall apart,
tuesday wednesday break my heart..


Mit dem Verliebtsein kommt die Verunsicherung, fast hätte ich von "Angst" geschrieben oder von Paranoia; kommen die Kleinigkeiten, die auf einmal so viel bedeuten. Am Montag eigentlich länger geschrieben,dafür hat er gestern Nacht von seiner Arbeit erzählt, wie es ihm dort geht und warum er dort bleibt; lächelnder Smiley zum Abschied, den habe ich am Montag nicht bekommen.
Mein Gehirn interpretiert und macht sich Sorgen, ich bin gut darin, mir (unnötige?) Angst zu machen, das ultimative Futter dafür natürlich ein Nebensatz, in dem er die Ghettoschwester erwähnt und dass sie am Wochenende auch kommen wird.

Eventuell sind wir bei ihm, vielleicht auch wieder bei Ms Golightly, bei der ich, im Gegensatz zur Ghettoschwester, die die Nacht beim (und nur beim, ich verbi(e/t)te mir jeden Verdacht auf "mit dem") Fremden verbringen wird, schlafen werde.
Er bringt die Filme mit, ich die Kekse, wir beide Musik.
Er, weil er auch Liedtexte schreibt, von denen (laut ihm; dank der alten Sache habe ich gelernt, solchen Aussagen nicht mehr blind zu vertrauen) zwar so gut wie niemand weiß, die er mir aber zeigen würde, wenn ich das möchte.
Ich, weil er auf das spontan geschickte Asterisk von Thoughts Paint The Sky nicht mit Ablehnung, sondern durchaus vorhandener Hörsympathie reagiert und sogar ein "Ja, gerne" geäußert hat, als ich anbot, ein bisschen was von ihnen mitzubringen.


Überhaupt, da sind Gemeinsamkeiten, viele Gemeinsamkeiten. Vermutlich verunsichert mich das.
Aggressive Stiefmutter und wutüberladene Vatersfreundin, die Unsicherheiten, der Musikgeschmack, die Ansichten zum Großteil; die Feststellung,dass vieles (erst richtig) essbar wird, wenn man es in die Mikrowelle stellt und Käse drübermacht.
Wir lachen sogar über die gleichen Witze, das müssen Sie sich mal vorstellen.

Er sagt, bei seiner Arbeit muss er den Leuten beibringen,dass sie ihm vertrauen können.
Ich schreibe ihm,dass Vertrauen schwer ist, nicht nur in solchen Situationen, merke beim Schreiben,dass das eigentlich zu persönlich ist, versuche, es zu retten und schaffe dabei zwar einen Übergang zum Thema Vorurteile, aber keine Gesamtrettung mehr.
Eigentlich müsste er mich inzwischen für bekloppt halten.

Wir haben trotzdem weiter geschrieben.
Über den schwedischen Modehändler, auf den ich nicht angewiesen sein möchte, und bei dem er eben einkauft, weil er dort Schönes findet, und er schreibt den k.o.-Satz:"Wie das produziert wird, weiß ich doch nicht".
Ein Smiley dahinter hält mich davon ab, ihn virtuell würgen zu wollen, zusammen mit der Tatsache, dass ich hoffnungslos verknallt/verliebt bin, und so beschränke ich mich auf den Hinweis,dass ich ihn normalerweise wegdiskutieren würde wegen sowas, seine Meinung trotzdem toleriere, aber eben eine andere habe.
Ich muss im Vergleich zu ihm fast schon militant wirken mit meinem Vegetariersein, informieren, diskutieren, boykottieren, biobacken, Kröten über die Straße tragen und dem ganzen Rest.

Wir haben trotzdem weiter geschrieben.
Es war manchmal nicht ganz einfach für mich, weil die innere Stimme schrie, du kannst dem das doch nicht sagen, aber ich entschied mich für die ehrliche Variante und habe ihn somit mit diversen Seltsamkeiten (s.o.) gnadenlos konfrontiert, konnte dafür einige seiner Eigenarten beobachten und vervollständige langsam das Bild in meinem Kopf, das ich trotz allem sehr gerne mag.

Sie sagt, ich soll es einfach ignorieren, die Unsicherheit, die Paranoia und die Ghettoschwester.
Einfach ignorieren und mein Ding durchziehen, fertig.
Vermutlich ist das ein guter Plan, aber es scheitert an der Umsetzung.
Ich kann nichts Übermächtiges ignorieren, weder die (hoffentlich nur) Paranoia, noch die Ghettoschwester, und ich habe Angst,dass die Horrorszenarien in meinem Kopf Wirklichkeit sind oder Wirklichkeit werden, wenn ich zu oft an sie denke.
Gedanken werden wahr, wenn man mit viel Energie an ihnen hängt; vermutlich sollte ich mich also lösen, aber ich kann mich von nichts loslösen, was in mir drinsteckt, teilweise schon seit viel zu langer Zeit.
Vielleicht ist es das, was ich durch den Fremden lernen soll. Mich loslösen davon, und auch emotional und im Unterbewusstsein begreifen, dass er etwas anderes ist als das Problem oder die alte Sache oder Expartner, und dass das bedeutet, dass es nicht wieder so kommen muss, wie es war.
Der Satz, "Mach dich locker", der mich durchs Leben und den Tanzkurs bis jetzt begleitet hat.
Nein, ruhig atmen hilft nicht.
In meinem Kopf ist alles schrecklich, ich habe Angst vorm Verlieren, vor den Szenen, die sich mein gemeines Gehirn ausdenkt (und vor allem davor,dass sie wahr werden könnten) und davor,dass es wird wie früher.
Ich möchte nicht wissen, wie viel Nerven das kostet (wobei es darauf auch nicht mehr ankommt), wenn sich alles zum Positiven gewendet und sicher geregelt hat, bin ich wahrscheinlich so tiefenentspannt ,dass ich auf der Stelle umkippe und endlich mal wieder ruhig schlafe.

Vermutlich hatte die Kurskollegin Recht, als sie sagte, Verliebte haben immer einen Knall.

Wir schrieben trotzdem, immerhin.
Und sollte ich nicht hyperventilierend zusammenbrechen, wenn es mal er ist, der mich anschreibt und nicht umgekehrt, oder überraschenderweise meinen Plan, an diesem Abend nicht für ihn erreichbar zu sein, doch umsetzen, werden wir es vielleicht auch heute wieder.



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Zitat aus Friday I'm in love von The Cure