Mittwoch, 20. August 2014
Thema: gefunden.
I see that lantern trimmed low burning in our home.
And though I feel like crying, I swear tonight, I'll cry no more.






You should have closed your windows and got another dog.
You should have chained up all the doors and switched up all the locks...




Sonntag, 10. August 2014
Vermutlich liegt es an mir.
Der Hippiehäuptling, ein Freund Mr.Gaunts, den ich letztens wieder getroffen und Tante Emma zuliebe eingeladen habe, Tante Emma, und zwei ihrer Bekannten, der Limp Bizkit-Fan und der Offizier, sitzen um mich rum auf unserem Dach und halten mit Ausschau nach Sternschnuppen.
Könnten wir alle gebrauchen, sowas.
Tante Emma und der Freund Mr.Gaunts sind im Laufe des Abends zu einem verknalltheitstriefenden, klebrigen Einheitsbatzen geworden, der fröhlich händchenhaltend mit der jeweils freien Hand die Decke einascht, die sie aus dem Wohnzimmer mit hier hoch genommen haben, während der LimpBizkitFan irgendwann flüchtet, das verträgt sich alles nicht mit seinem Liebeskummer.
Der Offizier quatscht währenddessen den Hippiehäuptling voll, von wegen ich wäre ja so eine Traumfrau.
"Dann frag sie halt mal nach ihrer Nummer".
-"Boah, das mach ich." Der Offizier, der direkt neben mir sitzt, dreht sich wieder zu mir. "Hey, mayhem, würdest du mir deine Nummer geben?"
Da ist so viel naive, ganz normale Freude und Erwartungshaltung in seinem Gesicht, dass selbst das Gefühl, irgendwie..außerhalb zu stehen, die Alienhaftigkeit, die es sich heute Abend in meinem Gehirn bequem gemacht hat, für einen Moment nicht weiß, was sie dazu sagen soll.
"Ja, meinetwegen". In diesem Moment ist er einfach nur irgendein Endzwanziger, der sich einen Ast darüber freut, dass er die Handynummer der Fürstin der Verdammnis kriegt.
Armes Kind.

Es liegt an mir. Nicht am Wein, nicht an Medikamenten, die ich im Moment nicht mehr nehme, nicht an sonstwas.
Da sind Tante Emma und ihr neuer Anhang in Arbeit, der sie irgendwann rein trägt und sich mit ihr im Gästezimmer ablegt, weil sie beide total fertig sind.
Und der Hippiehäuptling, der sich ultimativ verbunden mit der Erde fühlt, als er so auf unserem Dach liegt und mit den Füßen die Farbrollen streichelt, die immer noch zum Trocknen hier liegen, obwohl mein Zimmer schon längst fertig ist.
Und der Offizier, der mich zur Traumfrau, nein, seiner Traumfrau erklärt hat.
Ich könnte mich nicht isolierter fühlen.
Aber vielleicht soll das so.

Vielleicht bedeutet "stabil" nicht, auf die klassische Art und Weise klar zu kommen; eingegliedert zu sein und sich heimisch in dem, was da draußen ist, zu fühlen.
Vielleicht bedeutet "stabil sein", zumindest das, das auch ich erreichen kann, in sich selbst sein Zuhause gefunden zu haben.
Und vielleicht ist diese erreichbare Stabilität, das Verankertsein in dem da draußen, das, was einen vorm Umfallen bewahrt, auch einfach nur die Glasglocke, unter der man sich bewegt, und die einen abschirmt.
Manchmal kann es ganz schön einsam unter dem Ding sein.
Manchmal ist das gut, manchmal auch nicht.
Aber vielleicht muss das so.




Samstag, 9. August 2014
Zwischen Tag und Nacht wechsle ich zwischen neutraler Positivstimmung und namenlosem Heimweh.
Gelegentlich backe ich Pizza mit der neuen WG, oder wir sitzen im Garten, rauchen und schauen der Sonne beim Verschwinden zu.
"Wir", das waren bis jetzt die meiste Zeit Mitbewohner3 alias der Surfer und ich, da der Hippiehäuptling mit seiner Freundin im Urlaub war und sich der schüchterne Asiate nur selten aus seinem Versteck locken lässt.
Der Surfer ist kurzhaarig, beinahe untätowiert, gerade mal vier oder fünf Jahre älter als ich, seit zwei Jahren aus allen kriminellen Machenschaften ausgestiegen ohne Rückkehrwunsch und kein aktiver Metalmensch.
Dieses Wochenende ist er bei seinem Bruder zu Besuch, dann auf einer Fortbildung, ab Oktober wohnt er nicht mehr hier und nebenher macht er irgendwas komisches mit meinem kleinen, finsteren Herz.
Ein paar kurze, unverfängliche, vielleicht zufällige Berührungen an ein paar Bierabenden stehen im Kontrast zur absoluten Kumpelschiene, die er ansonsten fährt.
Vielleicht besser so. Normalen Menschen tue ich nur selten gut.
Trotzdem bleibt das "Es könnte ja sein", zusammen mit dem "was wäre wenn"; es schwebt neben mir die Treppenstufen hoch, wenn wir schlafen gehen, ich im Dach- und er im Kellerbunker.
Sitzt neben mir im Hauseingang, wenn ich, rein zufällig natürlich, gerade eine drehe, wenn er aus dem Garten kommt, oder wenn er schon da sitzt und auf mich wartet.
Rollt sich neben meinem Kopfkissen zusammen, wie Kater Mayhem auf meinem Bauch, wenn mein Herz ganz optimistisch rosa Glitzer kotzt, während es sich darauf freut, dass er am Sonntagabend hier ist, bevor er am Montag für eine Woche weg fährt.

Mir macht das Angst.
Das winzige bisschen Optimismus, das sich eingeschlichen hat und sich auch von ganz viel Kumpelschienenwahrscheinlichkeit nicht beeindrucken lässt, nicht mal ansatzweise.
Ich sollte eigentlich demnächst Besuch aus einer sehr, sehr großen Stadt bekommen, etwas Ablenkung, einfach, unkompliziert; zumindest, solange bei der Gegenseite keine Gefühle aufkommen, ich habe nämlich zur Abwechslung mal keine.
Es könnte so verdammt einfach sein.

"Ich habe keine".
Schreibe ich und versinke abwechselnd in Heimatlosigkeit, Isolation, und der pinken Glitzerwolke, die irgendwas in mir auskotzt, das für Gefühle, Schwärmereien und alles andere an mentalen Reifrock-Konstrukten* mitverantwortlich ist, sowie den Unsicherheiten, die sie produziert.
Dabei hatte ich mir gerade erfolgreich erklärt, dass ich vielleicht nicht ganz stabil, aber eindeutig absolut charismatisch. sowas von anziehend und allgemein ein toller Mensch bin; es ging sogar so weit, dass das andere Leute auch geglaubt haben.

Dann kam die Heimatlosigkeit, die Isolation und der Glitzerscheiß, und auf einmal geht alles wieder von vorne los.

Vielleicht ist es die Entfernung.
Der Bruch mit Menschen, auf die ich eigentlich gezählt hatte, und gleichzeitig die beinahe permanente Unterstützung, Betreuung und Bemutterung Tante Emmas, zusammen mit klassischem Coming of Age.
Verzögerte Erleichterung, weil ich noch zu sehr unter Schock stehe. Irgendwas.


"Auf dem Scheißhaus meiner Seele ist ein Rohr geplatzt".
Ich bin damit beschäftigt, den ganzen Dreck aufzuwischen.
Zwischen Bierabenden, Weinabenden, Pizza backen, Möbel rücken, Karten spielen und den endlosen Ausführungen des Surfers über sein getuntes, Pokale gewinnendes Auto.

Bis die ganze Scheiße wieder im Abfluss verschwunden ist, lassen endgültige Erleichterung und das Ankommen hier wohl noch etwas auf sich warten.
Muss man durch.







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*Je nach Ausführung etwas irritierend oder vielleicht sogar ganz nett, eventuell etwas kitschig, aber absolut unpraktisch, und Wegrennen ist auch nicht mehr drin, wenn man mal drin steckt.




Donnerstag, 31. Juli 2014
...oder: Moving to Auenland, Part 2



Während ich den mehr als feuchten Keller und mein Zimmer ausräume, verlässt der Knastbruder seinen Beobachtungsposten im Türrahmen nur dann, wenn er das, was seine kornzerfledderten Gedärme aus sich herausquälen wollen, von sich geben muss, oder wenn er eine neue Zigarette braucht.
Ruhig bleiben.

Zwischen dem Sichten dessen, was mal Einrichtung und Erinnerung war, bevor es zu vergammelten Moderklumpen geworden ist, deren Entsorgungsfahrt der Fremde glücklicherweise nach seiner Arbeit übernehmen konnte, bevor er zu einer Schulung weiterfahren musste,und der ersten Fahrt zum Zwischenlager und der neuen WG werde ich, in dem allzeit freundlichen Umgangston, der hier selbstverständlich herrscht, darum gebeten, doch bitte meinen gottverdammten Arsch zum verfickten Aldi zu bewegen und eine scheiß Flasche Korn zu holen. Aber plötzlich.
Nein, ich möchte nicht, dass man am vorletzten Tag meiner Katze oder mir den Schädel einschlägt, danke der Nachfrage.

Um halb elf bin ich wieder in der Noch-WG. Eingestaubt bis in die Winkel meiner Tunnel, mit diversen Schrammen verziert, und morgen wohl mit Muskelkater gratis.
In Umzugssituationen ist es dann doch etwas unpraktisch, dass grobe 80% meines Besitzes Bücher sind.
"Ist das echt dein Ernst? Die willst du alle mitnehmen?"
-"Das sind nur die Wichtigsten! Die meisten stehen ja bei meinem Vater."
"Du meinst die 3 Umzugskartons, die bei ihm aufm Dachboden stehen? Ich hab damals gedacht, die willst du verkaufen oder spenden."
-"Ich geb doch meine Kinder nicht weg!"
"Nicht nur verrückte Katzenlady, sondern auch noch eine, die sich hinter ner Wand aus Büchern versteckt, wenn sie die Nachbarskinder abwirft. Das hat sich nicht geändert. Und ändert sich wahrscheinlich auch nicht mehr." Das Lachen. Sein Lachen. Sie sehen mich verwirrt.

Der Hippiehäuptling wirkt ebenfalls etwas irritiert, als wir mit einer riesigen Reisetasche voller Bücher, die wir zu zweit tragen müssen, an ihm vorbeiächzen und uns die Treppen zu meinem Bunker hochquälen, um bei der nächsten Runde zu verkünden, dass die zwei Paar Schuhe und ein blauer Plastiksack alles sind, was ich an Kleidung mitbringe/besitze. Und dass da schon Bettwäsche mit reingestopft ist.

In der Noch-WG wartet (noch) unausgesprochene Aggression und Krisenstimmung auf mich.
Noch eine Fahrt, einmal kehren und rauswischen, Katze einpacken und ich bin hier fertig.
Mit Allem.
Und jedem.